Christoph Lauterburg 

Vor dem Ende
der Hierarchie 

Modelle für eine 
bessere Arbeitswelt

 

 

1978 im Econ Verlag

1980 Neuauflage

  

1978   

305 / 333 Seiten 

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Umweltbuch


Lauterburg-1998

detopia-2024
Dieses Buch kann als Vorläufer
von "Fünf nach zwölf" gelten.
Viele seiner 1998er Themen
sind schon formuliert. Auch
Sprach- und Schreibweise finden
sich schon, etwa bei den
Überschriften und den
kurzem Abschnitten. 

Inhalt

Vorwort  (11) 

1. Drei Pioniere  (15) 

2. Das Leiden an der Arbeit  (51)

3. Die heilige Ordnung    (93)  

4.  Die Verwirrung um das Leistungsprinzip   (141) 

5. Das Machtproblem    (215) 

6. Der geplante Wandel  (263)

Glossar   (306)    Literaturauswahl  (323)  

 


Liberalismus ist die Bereitschaft,
das Erreichte und sich selbst in Frage zu stellen und zu verändern —
nicht um der Veränderung willen,
sondern als Antwort auf veränderte Interessen und Bedürfnisse der Menschen.
Gaston Thorn - Premierminister von Luxemburg - Präsident der 30. UNO-Vollversammlung 


    Vorwort  

11-13

Ich habe etwas gegen Vorworte. Wenn ich ein Buch lesen will, möchte ich eigentlich gleich anfangen können, ohne erst seitenlang für das, was kommen soll, präpariert zu werden. Nun bin ich mir selber untreu geworden. Freunde, denen ich das Manuskript zum Durchlesen gab, fragten mich nämlich als erstes: »Wie bist du eigentlich dazu gekommen, ein Buch zu schreiben?« Und einer fügte noch bei: »... wo es doch schon so viele Bücher gibt.« Für den Fall, daß meine Beweggründe Sie interessieren, habe ich dieses Vorwort geschrieben. Wenn Sie aber Vorworte auch nicht mögen, können Sie jetzt gleich auf Seite 17 beginnen.

Meine Arbeit bringt mich mit einer Vielzahl von Menschen der unterschiedlichsten Berufe in den unterschiedlichsten Betrieben zusammen. Ich erlebe fast täglich sehr hautnah, was »Arbeit« alles bedeuten, wie schön und interessant, aber auch wie trostlos und häßlich das, was wir »Arbeitswelt« nennen, sein kann. Diese Arbeitswelt ist in letzter Zeit zunehmend ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. »Mehr Lebensqualität«, »Abbau der Bürokratie«, »Humanisierung der Arbeit«, »Demokratie im Betrieb«, »Mitbestimmung am Arbeitsplatz«, »Dezentralisierung der Organisation« sind einige der Stichworte.

Doch was verbirgt sich hinter diesen Forderungen? Um was geht es ganz konkret? Handelt es sich hier einfach um modische Schlagworte oder haben wir es mit Entwicklungen zu tun, die sich auf unsere tägliche Zusammenarbeit im Betrieb auswirken? Und falls dem so sein sollte: Können wir uns denn ein »besseres« Arbeitsleben überhaupt leisten — ausgerechnet in einer Zeit, da jeder froh sein muß, der überhaupt eine Arbeit hat? Und ganz abgesehen von der Frage der Wirtschaftlichkeit: Ist direkte Mitbestimmung, also »Demokratie« im Betrieb, nicht von vornherein eine Utopie? Können und wollen die Menschen denn überhaupt mitdenken, mitentscheiden und — dies vor allem — auch mitverantworten?

Dies sind Fragen, denen ich in diesem Buch anhand praktischer Beispiele nachgehen möchte, weil ich der festen Überzeugung bin, daß wir neue Wege zu einer besseren Verständigung und zu einer direkten Mitwirkung aller am betrieblichen Geschehen Beteiligten finden müssen. Ich glaube, daß dies nur möglich ist, wenn wir bereit sind, uns kritisch mit einem Grundproblem menschlichen Zusammenlebens auseinanderzusetzen: mit der Frage der Hierarchie. Ich glaube aber auch, daß wir diese Frage nicht »ideologisieren« und »verpolitisieren« sollten, wie wir dies etwa mit der Frage der Mitbestimmung getan haben. Ich habe selbst keine Patentrezepte anzubieten. Was ich zeigen möchte, ist der, wie ich meine, unlösbare Widerspruch zwischen den hierarchischen Organisationsprinzipien und Verhaltensmustern in unserer Arbeitswelt und den Interessen, Bedürfnissen und Wertvorstellungen der in ihr tätigen Menschen.

Der erste Schritt zu einer sinnvollen Veränderung besteht darin, daß man das Problem erkennt. Jeder Betrieb hat aber seine eigene Geschichte, seine eigene Struktur und seinen eigenen Stil. Jeder Betrieb muß deshalb auch seine eigenen Wege zu neuen und besseren Formen der Zusammenarbeit finden. Zu zeigen, daß dies schwierig, aber möglich ist, sollte der Sinn dieses Buches sein.

Wir wissen heute wesentlich mehr über die Gesetzmäßigkeiten menschlichen Verhaltens und die Möglichkeiten eines sinnvollen Zusammenlebens als noch vor wenigen Jahrzehnten. Doch zwischen den Erkenntnissen der Forschung und der betrieblichen Praxis klafft eine schmerzliche Lücke. Es gibt zwar Bücher wie Sand am Meer. 

Aber Wissenschaftler — merkwürdigerweise auch Experten für menschliche Kommunikation — schreiben Bücher oft so, daß nur sie selbst und ihre Kollegen sie verstehen können. Das Wissen bleibt deshalb dort, wo es ohnehin schon vorhanden ist. Dies ist der zweite Grund, weshalb ich ein Buch geschrieben habe: Ich wollte versuchen, ein wenig zwischen Theorie und Praxis zu vermitteln. 

Ich fühle mich nicht als Schöpfer neuen Gedankengutes, sondern als Reporter, Übersetzer und Interpret. Ich möchte ein paar Menschen den Ärger ersparen, den ich jeweils empfinde, wenn ich mich mühsam durch ein Dickicht von sozialwissenschaftlichem »Fachchinesisch« würgen muß — oder wenn ich einmal mehr ein Buch, das mich eigentlich interessiert hätte, ungelesen in der Versenkung verschwinden lasse.

12-13

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