9. Komm mir nicht zu nahe!
Der Sündenbock im Dienst der Näheabwehr (111) Verrat aus innerer Verzweiflung (114) Das Elend der Ehen (118) Näheangst (120) Die unheimliche Verbundenheit von Macht und Opposition (121)
Der Sündenbock im Dienst der Näheabwehr
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Eine Welle der Entrüstung ging durch das Volk, als nun nicht mehr zu verbergen war, daß auch engste Freunde und Ehepartner die Beziehung zu entehren imstande sind. Hilflose Verunsicherung und Sprachlosigkeit für die Betroffenen, das gefundene Fressen für die Journaille! Endlich ging es auch in die Küchen und Betten, in die Familienidylle und privaten Gesprächsrunden der oppositionellen Prominenz.
Nun war auch im Osten die Auflagenhöhe durch Skandalgeschichten gesichert — eben nur in der östlichen Variante, da wir halt noch keine Prominenz aus Adel und Kapital, keine Weltstars vorweisen können, deren Blähungen, Diäten und Fehltritte das Volk vom Sessel reißen würden. Die Stasi deckt auch dieses Defizit ab.
Der Fall Wollenberger ist symptomatisch dafür. Der Ehemann von Vera Wollenberger, prominente Bürgerrechtlerin in der DDR und jetzt Mitglied des Deutschen Bundestages, war nun auch ein Spitzel. Das Besondere an diesem »Fall« ist wohl die Tatsache, daß Verrat geübt werden kann, und nicht einmal die Ehefrau ahnt oder spürt etwas davon. Im Grunde genommen eine unfaßbare Kuriosität! Ein guter Grund, um über die Möglichkeiten und Machenschaften der Stasi zu staunen, und ein verwunderliches Ereignis mehr, mit dem an einer Stasi-Legende weitergestrickt werden kann. Oder doch nur ein ganz banales, allseits mögliches Beispiel für die durchschnittliche Beziehungslosigkeit oder Beziehungsstörung in Partnerschaften?
Die Prominenz der Beteiligten macht es leicht, die Legende von der »Krake« zu schüren und liefert einen Anlaß mehr, die allseits gewünschte Schuldverschiebung zu forcieren. Es fällt aber nicht schwer, in der Art und Weise, wie die Medien das Geschehen aufbereiten und viele Menschen darauf reagieren, den Sündenbock-Mechanismus zu erkennen, der in diesem Fall in den Dienst der Näheabwehr tritt.
Die traurige Ehe der Wollenbergers muß herhalten, um zwei wichtige Themen, die uns alle betreffen oder zumindestens angehen, nicht ernsthaft aufgreifen zu müssen. Es geht da einerseits um die Millionen konflikthaften, beziehungsentleerten und unglücklichen Ehen in Deutschland mit den kulturell-sozialen Hintergründen des fast unvermeidbaren Scheiterns.
Und es geht um die Fragwürdigkeit von Protestbewegungen (wie in diesem Fall der »Friedensbewegung« der DDR, in der beide Wollenbergers aktiv tätig waren), solange nicht hinter allem Protest die wirkliche Motivation dem Einzelnen bewußt und in der Gruppe öffentlich gemacht werden kann. Ist der Zusammenschluß zu einer Protestbewegung Ausdruck eines unbewältigten inneren Problems, das auf äußere Ereignisse zielt, um die inneren nicht treffen zu müssen? Oder weiß man um die innersten Beweggründe und Antriebe, die aus der ganz persönlichen und frühen familiären Lebensgeschichte stammen, und können diese gefühlsmäßig (Haß, Schmerz) erfahren werden, um danach und frei von der alten Last um den notwendigen und gebotenen politischen Einfluß zu ringen?
Eine solche klare Trennung wird es zwar in der Lebenswirklichkeit nur ganz selten geben, dennoch halte ich es für sehr wichtig, sich die Konsequenzen daraus deutlich zu machen. Werden unbewußte Motive für politisches Handeln nicht aufgedeckt, ist die Gefahr sehr groß — sollte man mit den eigenen Ambitionen und Aktionen erfolgreich sein und damit zu Macht und Einfluß gelangen —, daß im weiteren Verlauf die dunklen Beweggründe die Führung übernehmen und die alten, verdammungswürdigen Strukturen, gegen die man ehemals angetreten war, sich dann im neuen Gewand wieder durchsetzen. Die andere Gefahr besteht in den aufreibenden Flügelkämpfen innerhalb der politischen Gruppierung, in Scheingefechten und Ersatzaffekten durch ideologisierten Streit und schließlich dann auch im wachsenden Mißtrauen, in Spaltungen und letztendlich im Verrat.
Die Tragik liegt in der Vergeudung von Lebensenergie, die sich trotz edelster Ziele sinnlos verbrauchen muß, weil die innerseelische Verfassung gerade das Erreichen der verkündeten Ideale in dem Maße verhindern muß, wie darum gerungen wird. Denn die unbewußte Seele trägt die Sehnsucht und die schon erfahrene Enttäuschung in sich und wird diese Ambivalenz solange reinszenieren, bis schmerzhafte Bewußtheit zur Erlösung führt.
So werden die straff organisierten, letztlich hierarchisch strukturierten großen Parteien, die ja gerade das unbewußte Seelenmaterial unter Kontrolle bringen wollen und sich dennoch im politischen Programm oder in der real vollzogenen Politik davon unbewußt leiten lassen, stets den alternativen und basisdemokratischen Gruppierungen überlegen bleiben, weil die letzteren sich selber in Scheingefechten immer wieder neutralisieren.
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Es sei denn, sie könnten den »Schrei nach Liebe«, die »Empörung gegen inneren Mangel«, den »Geltungskampf und Profilierungsneid der Geschwisterrivalität um die Gunst der Eltern« unmittelbar erleiden, den sie ansonsten ausagieren müßten. In diesem Fall würden ihr Beispiel und ihre politischen Ziele für viele Menschen sehr attraktiv werden — allerdings nur wieder in der abhängigen Gefolgschaft. Und das würde bald alles wieder kaputtmachen.
Die Bewältigung des Gefühlsstaus kann also nicht abdelegiert werden und kann nur jeder einzelne für sich zustandebringen. Die »Grünen« waren als außerparlamentarische Alternativbewegung sehr wirksam, sie hatten noch einen gemeinsamen Gegner zur Ablenkung von sich selbst. In dem Moment, wo sie als parlamentarische Partei in die Pflicht genommen wurden, sich also nolens-volens den herrschenden Regeln unterwerfen und mit dem realen, aber vor allem auch phantasierten Feind an einem Tisch setzen mußten, konnte die unerlöste aggressive Energie nur wieder die eigenen Strukturen zerreiben.
Solange Gefühlsstau herrscht, sind die Richtungen der ventilartigen Entladungen vorgegeben: Nach unten (das sind die Mächtigen und die Leistungsträger), nach oben (das sind die Oppositionellen und die Radikalen), nach außen gegen den Nächsten (das ist Ehestreit, Freundesverrat und Fremdenhaß) und gegen sich selbst (das sind die Kranken). Diesen Wegen entlobt nur, wer seinen Gefühlsstau auflöst, also fühlt, ohne zu agieren und zu kompensieren. Der Kampf gegen oben, unten, außen oder gegen sich selbst verschlingt Energien und schafft Distanz, er verhindert Nähe und Frieden als die gefährlichen Erfahrungen, die alle unerfüllten Sehnsüchte und damit alle Schmerzen der Entfremdung, Unterwerfung und Anpassung wiederbeleben würde.
Von den »reifen politischen Strukturen« zu träumen, ist aber auch nur ein schönes Gedankenspiel, so ganz ernst kann ich das gar nicht meinen, weil ich längst weiß, daß dies immer nur eine Fiktion bleiben muß und nicht Realität werden kann. So sind auch kompensierende Bemühungen zur Bewältigung innerer Entfremdung, notwendige oder zumindest nicht vermeidbare Handlungen. Doch bleibt die Grenze von mutiger, progressiver Tat zur neuen Schuld fließend, und der Wechsel von Schuldgefühlen, die zum Handeln antreiben, zur realen Schuld wird eine permanente Gefahr, und dies umso mehr, wenn das eigene Tun nicht reflektiert und psychologisch analysiert wird.
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So wird die Liebe Jesu durch das verwaltete Christentum mehr erstickt als belebt und übrig bleibt die scheinbare Liebe, die abhängig macht und unser Leben mehr entfremdet hat als alle Schlagstöcke dieser Welt. So sind die großen Ideen des Kommunismus durch die Politbürokratie entehrt worden und aus der Friedenssehnsucht wurde strukturelle Gewalt, aus dem Wunsch nach Gleichheit Bonzentum und aus dem Willen zur Gerechtigkeit schamlose Unterwerfung.
Es geht immer wieder darum, wie beste Ideale und große Werte durch menschliche Schwierigkeiten verraten werden. Gerade Frieden, Liebe, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit sind höchst wünschenswerte und begehrte Ideale und zwar deshalb, weil davon in der eigenen Kindheit nicht viel erfahren wurde und zu bekommen war. Dies ist der häufigste Antrieb, um später eine politische Gruppe zu organisieren, in eine Partei einzutreten oder sie zu gründen, in einer Religionsgemeinschaft oder Sekte oder in einer radikalen Gruppierung nach den Erfüllungen zu suchen, die niemals geschehen, nun aber erst recht nicht mehr zu erreichen sind.
Da hilft auch nicht das strammste, fanatischste und kämpferischste Auftreten, und keine Medaille, kein Preis dieser Welt kann dieses Bedürfnis stillen. Aber es läßt sich gut vermarkten: Sekten, Psychoboom und Esoteriktrip, jetzt auch die »Komitees für Gerechtigkeit«, aber natürlich auch die großen politischen Parteien und die Marktwirtschaft, die eine Meisterschaft darin entwickelt haben, die verborgenen inneren Bedürfnisse und die tiefe Sehnsucht nach wirklicher Nähe auf die dargebotenen fremden Interessen abzulenken.
Verrat aus innerer Verzweiflung
Der »Spiegel« Nr. 3/92 zitiert Knut Wollenbergers Äußerung: »Ich war nicht nur der Informant der Stasi in der Friedensbewegung, ich war auch der Informant der Friedensbewegung in der Stasi.« Nach diesem Spiegel-Bericht von Jürgen Leinemann ist Knut Wollenberger zu den »Bedürftigkeitstätern« und zu jenen tragischen Figuren zu rechnen, die ganz bewußt den Dialog mit der Stasi suchten, um etwas bewirken zu können, um Einfluß auf das große politische Geschehen nehmen zu wollen.
Diese naive Grandiosität kann nur aus einer tiefen inneren Not gespeist werden, die ich mit dem »Mangelsyndrom« beschrieben habe und die mit illegaler Bedeutung auszugleichen versucht, was legal nicht zu bekommen war.
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Spitzel bei der Stasi! — das wäre in der Tat eine großartige, mutige Leistung, das würde »die Friedensbewegung« sofort in den Rang erwachsener Klarheit erheben: also politisches Engagement als psychisch reife und notwendige Haltung und Leistung nach der Bewältigung der infantil-neurotischen Beweggründe und nicht statt dessen. Dann müßte es auch eine Struktur und Zielstellung gegeben haben, wie die Stasi ausgetrickst, getäuscht und »abgeschöpft« werden könnte. Der viel clevere, aber auch gefährlichere Stolpe sollte später so etwas ja tatsächlich noch behaupten: die angeblich konspirative Absprache unter Kirchenleuten, die ihr Vorgehen gegenüber der Stasi geplant und koordiniert haben wollen. Eine erstaunliche Behauptung von unserem letzten aufrechten Ossi — Manfred Superheld! — und »seinen« Brandenburgern, die unverbrüchlich zu ihm halten und ihm auch einen Rücktritt übelnehmen würden (... denn sie wissen nicht, was sie tun!...).
Durch Ibrahim Böhme wird das zentrale Thema Komm mir nicht zu nahe! bisher auf die schaurigste Weise Realität. Der allseits beliebte, der Superstar der Wende-Ereignisse, der als Spitzenkandidat der Ost-SPD auch unser Ministerpräsident hätte werden können (also der »Zwillingsbruder« von de Maiziere — diese beiden waren unsere »demokratische« Alternative — laßt uns doch endlich begreifen, was mit uns los ist!) — dieser Ibrahim Böhme ist zugleich einer der infamsten Verräter. Die Spaltung seiner Persönlichkeit scheint perfekt zu sein und ist es doch nicht: Sein oppositionell-aufrührerischer Geist und der jämmerliche Verrat sind aus einem Guß, sie entspringen einer einzigen Quelle: der inneren Verzweiflung, die so umfassend ist, daß sie nur unter vollständiger Abspaltung der eigenen Lebensgeschichte und Aufgabe der eigenen Identität verarbeitet werden kann.
In dem empfehlenswerten Buch <Genosse Judas — die zwei Leben des Ibrahim Böhme> von Birgit Lahann* wird uns das Unfaßbare erschreckend deutlich vorgeführt. Und im Grunde genommen ist die Geschichte so einfach, nur wollen wir sie nicht an uns heranlassen. Böhme führt uns nur in extremer Vergrößerung und Verzerrung vor, worin wir alle verstrickt sind. Er ist ein Heimkind, von den Eltern weiß er offenbar nicht viel oder will sich daran nicht erinnern, dann taucht irgendwie ein autoritärer Stiefvater auf, jedenfalls keine Familie, die seine zentralen Bedürfnisse hätte befriedigen können — sein Zuhause blieben das Heim, die Schule, das Internat. Allein ist er unglücklich, depressiv, er braucht Gesellschaft und überträgt den Elternbezug auf die Gemeinschaft.
* (u2014) B. Lahann bei Detopia
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Er zeigt schließlich alle gravierenden Symptome der Gefühls- und Näheabwehr: Immer Aktion, Dramatik, Theatralik, er inszeniert sein Leben, ein »Blender, Schaumschläger und Komödiant« — um praktisch seine innere Leere zu füllen. Reiner Kunze über Böhme: »Er ist anders als alle Spitzel in meiner Akte. Er hat sich eine Welt geschaffen mit lebendigen Menschen. Er wollte Gott sein.« Böhme zeigt eine deutliche Sehnsucht nach Autorität, Lenin sei für ihn ein väterliches Prinzip gewesen, und vor vielen Menschen hätte er Angst, er könne nur »gnädig volksverbunden« sein. Er braucht Macht und Einfluß über Menschen, er ist der »kleine Diktator« und braucht immer welche, die ihn bewundern und ihm ergeben sind — die verzweifelte innere Ohnmacht soll durch äußere Macht ausgeglichen werden. Und je höher einer in seiner Funktion aufsteigt, desto mehr sichert die Macht auch die menschliche Distanz.
Näheangst ist ein zentrales Thema seines Lebens. So sagt er selbst: »Nein, nein, ich mag nicht umarmt werden. Schrecklich finde ich das. Allzu große Nähe war mir nie angenehm.« So ist er auch zur Partnerschaft unfähig, wird als sexuell prüde und eigentlich als »Neutrum« empfunden, er flieht seine Geburtstage und kann über Persönliches nicht reden, als Vater entzieht er sich, und mit dem Verrat seiner Freunde schließt er mögliche Liebe und Nähe zuverlässig aus. Denn alle mögen ihn, bewundern ihn, vertrauen ihm, er gilt als charmant, geistreich, phantasievoll, klug, er ist hilfsbereit, gesellig, ein wunderbarer Erzähler, der in Geschichten schwelgt und Menschen begeistert. Alle diese hervorragenden Eigenschaften künden von der unvorstellbaren Energie, sich Liebe verdienen zu wollen, doch ist dies zugleich derart angstbesetzt, weil er wirkliche Liebe nie kennengelernt hat und die Gefahr einer wirklichen menschlichen Begegnung um jeden Preis gebannt werden muß. Und der entsprechende Weg dazu ist der eifrige, beflissene und wie die Akten offenbaren: auch überzogene Verrat.
Sein Leben ist Schauspielerei: Verstecken, Verstellen, Verschleiern, Bluffen, das Publikum beherrschen und konspirieren — alles Eigenschaften, die er zum Überleben braucht, weil es ja vor allem um die eigene unerträgliche Wahrheit geht, die umgedichtet werden muß. Und wenn es brenzlig wird, wenn er nicht mehr blenden und ausweichen kann, kippte er einfach um. Dies ist der gnadenvolle Rückzug, den Körper und Seele gewähren — die bewußtlose Ohnmacht —, wenn die schmerzvolle Verzweiflung trotz aller genialen Ausweichmanöver doch durchzubrechen droht.
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Erst die Enttarnung als Spitzel schenkte ihm offenbar durch die extreme äußere Not, durch den Verlust des kompletten Ersatzlebens und den Entzug des Publikums, die Fähigkeit zum Weinen wieder — den einzigen Weg, der Heilung bringen könnte, wenn er bis in die Tiefe der erfahrenen Lieblosigkeit, des Verlustes (der Eltern) und der Abweisung (ins Heim) beschritten werden könnte. Böhme wollte immer stark sein, ein »Durchsteher«, er wird ehrgeizig, politisch rigoros und konsequent genannt und wird auch als zwanghaft, pingelig, mit feinen Manieren beschrieben, was alles auf den »Panzer« der Ordnung und Erstarrung hindeutet, um das innere Chaos unter Kontrolle zu bringen.
Birgit Lahann bringt die Tragödie auf den Punkt. Sie schreibt in ihrem Buch:
»Und ich denke: Böhme ist Zelig (eine Figur von Woody Allen). Denn Zelig ist der Jude, der von allen geliebt sein möchte, der sich anpaßt, der sich assimiliert, der alle Identitäten lebt, nur nicht seine eigene. Zelig wird schwarz, wenn er einem Neger begegnet, wird rot, wenn er mit einem Indianer spricht, wird gelb, wenn ihm ein Chinese über den Weg läuft, wird braun, wenn die Nazis jubeln. Wie Böhme. Auch sein Leben besteht aus fremden Identitäten. Als er Marx liest, wird er Marxist. Als er Lenin liest, kleidet er sich wie Lenin, lebt wie Lenin, redet Lenins Text und fällt um wie Lenin. Als er Reiner Kunze kennenlernt, fängt er an zu dichten. Als er Robert Havemanns radikale Wandlung vom Stalinisten zum Bürgerrechtler begreift, macht er dessen Ideen zu den seinen. Als die Leute der Staatssicherheit ihm erklären, daß Havemann ein Staatsfeind sei, verrät er ihn. Als seine Freunde aus Greiz Jazz spielen, liebt auch er den Jazz, den er eigentlich haßt. Als er mit Ulrike Poppe im >Cafe Kisch< sitzt, um einen Protestbrief an Gorbatschow zu übergeben, ist er ein Oppositioneller. Und am Abend, wenn er seinem Führungsoffizier ins Tonband spricht, ist er ein Denunziant. Ibrahim Böhme lebt in fremden Bildern, in fremden Personen. Er ist ein Chamäleon. Er hat sein Leben geborgt, hat sich Rollen gesucht, hat nur gespielt, und bei jedem Auftritt hat er sich verausgabt.«*
* (u2006:) Die wenigen Sätze bis zum Schluß sind auch noch lesenswert. Ich reiche sie hier nach:
"Und er dichtet mit Lust und verrät mit Lust, und seine Proteste sind echt und seine Berichte auch, auch seine Freundschaften. Alles echt. Und wenn er hilft, hilft er mit ganzer Seele. Und wenn er lügt, lügt er so gut wie kein anderer. Er war ein Star in der Schmiere DDR. Bei ihm ging der Vorhang nie runter. Und niemand spielte den Genossen besser als Böhme, und niemand den Judas. - Jetzt ist der Vorhang gefallen. Alle Rollen sind aufgeflogen. Er weiß nicht mehr, was er spielen soll. Und seine eigene Rolle, den echten Böhme, hat er nie gefunden. Es gibt ihn nicht. - Und da sitzt er nun, Wladimir Iljitsch, Karl, Reiner, Robert, Günter, Harald, Ulrike, Ibrahim Böhme, ein Mann ohne Identität. - Sitzt da im stockfinsteren Zimmer und weiß nicht, wie er leben soll. - Ich wollte ja auch immer unnahbar sein, sagt er. Das war immer mein Wunsch. Und damit habe ich mich wohl selbst betrogen. Dann schweigt er lange und sagt: Bitte, bleiben Sie noch einen Augenblick."
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Ich stelle den »Fall Böhme« so ausführlich dar, weil er exemplarisch auf die tiefgreifende Pathologie unserer Zeit hinweist: Da ist die schwere frühe lebensgeschichtliche Deprivation mit tiefster Verzweiflung, die zu Eigenschaften und sozialen Verhaltensweisen führt, die in unserer Gesellschaft höchste Anerkennung und Ehre, Macht und Einfluß fast zwangsläufig erobern. Die unmoralische Funktion der Stasi, die Naivität der Opposition, die Verlogenheit der Demokratie, die Oberflächlichkeit der besten Beziehungen finden sich verbunden im finsteren Interesse der absoluten Verhinderung von Nähe und Liebe — dies ist letztlich der Sumpf, auf dem unsere Kultur sich noch verzweifelt halten will.
Das Elend der Ehen
Das andere abgewehrte Thema, Ehe und Partnerschaft, ist offensichtlich nur von Interesse, wenn dazu etwas über Prominente ausgesagt werden kann. Das füllt Gazetten und macht Schlagzeilen: Hochzeit, Geburt, Konflikte und Scheidung, Untreue, Glück und Unglück lassen sich so gut anderswo kommentieren, um für die eigenen Schwierigkeiten einen energetischen Abfluß zu finden. Aber es ist offensichtlich kein Thema, wenn fast jede zweite oder dritte Ehe in Deutschland geschieden wird und immer mehr Menschen lieber als Single leben. Man könnte ja noch halbwegs beruhigt sein, wenn nach einer gescheiterten Partnerschaft dann wenigstens in der zweiten Ehe die ersehnte befriedigende Ergänzung und Erfüllung gelingen würde, aber häufiger finden sich die Unglücklichen sehr bald in den gleichen Konflikten wieder, die sie eben mühevoll verlassen hatten und nur allzugern auch überwunden glaubten. Auch hierbei läßt sich das Problem der vergleichbaren gestörten Tiefenstrukturen bei eventuell völlig verschiedenem »Outfit« demonstrieren.
Das Grundproblem der scheiternden Beziehungen liegt in der illusionären Erwartung, daß der Partner oder die Partnerin endlich all das bereithält und erfüllt, was die Eltern versäumt haben. Und um die Verwirrung komplett zu machen, wird mit großer Sicherheit ein neuer Beziehungspartner erwählt, der garantiert, daß es ähnlich enttäuschend wie bei den Eltern wird. So werden die Sehnsucht und die Hoffnung auf den anderen projiziert und zugleich alles dafür getan, daß sie nicht erfüllt werden. So bleibt abermals das seelische Kontinuum gesichert und Entwicklungen und Veränderungen können vermieden werden, wie auch bei eventueller Erfüllung sehnlichster Wünsche immer erst Labilisierung, Ängstigung und Verunsicherung auftreten und zum erkennenden Blick auf die ehemals prägenden Verhältnisse nötigen würden. Und was es dann wirklich zu sehen gibt, ist unerträgliches Leiden.
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Hat man endlich das Alter erreicht, wo es möglich wird, aus dem lieblos-unbefriedigenden oder auch aus dem scheinbar liebevollen, aber in Wirklichkeit mißbräuchlichen familiären Ghetto zu entfliehen, dann werden mit Hilfe der erwachenden sexuellen Energien angstbindende Verliebtheiten beflügelt und für kurze Zeit scheint sich ein Paradies der Erfüllung zu öffnen bis bei abflauender sexueller Neugier und Spannung im gegenseitigen Belauern die Enttäuschung wächst, daß man doch nicht so geliebt wird, wie man es sich erwünscht hatte.
Jeder möchte vom anderen gleichermaßen geliebt werden und bietet sich dafür in der kindlichen Pose an: entweder hilflos, unglücklich-leidend oder nörgelnd, quengelig, trotzig-gereizt, um aus dem Partner als quasi Mutter- oder Vater-Ersatz die Verhaltensweisen herauszuquetschen, die man als Kind zur Bedürfnisbefriedigung so dringend gebraucht hätte.
Inzwischen ist man aber erwachsen und wird schon wieder schuldig, weil die erforderlichen Eigenschaften des Erwachsenenlebens: Eigenständigkeit, Verantwortung, unverzerrte Wahrnehmung und klare Entscheidungsfähigkeit nicht erfüllt werden, und im unbewußten Ringen, wer von den Partnern für den anderen mehr Papa oder Mama sein könnte, wird die so hoffnungsvoll begonnene Beziehung allmählich vergiftet und zerstört. So zerreiben sich unzählige Ehen im Wettkampf um die nachträgliche Erfüllung infantiler Wünsche oder sie pegeln sich auf fixierende Mutter-Sohn- oder Vater-Tochter-Verhältnisse ein, was schließlich eine partnerschaftliche Begegnung unmöglich macht. Enttäuschungen, gegenseitige Vorwürfe und psychischer Terror beherrschen dann, was als Liebe, gegenseitiges Einfühlen und Ergänzen gedacht war.
Dies alles ist aber das verhängnisvolle Ergebnis einer autoritärleistungsorientierten Kultur, die zwangsläufig Kinder zu Objekten der »Erziehung« machen muß, ihre Entfremdung befördert und sie im großen Stil unbefriedigt läßt, so daß die eben geschilderte Unreife und Unfähigkeit zu wirklichen partnerschaftlichen Beziehungen notwendige Folge werden muß. Diese Strukturen behindern eine wesentliche Quelle unserer Lebensfreude, wie sie durch freie Partnerschaften ständig belebend wirken könnte. Wir werden praktisch in einem Zustand aufeinander losgelassen, in dem wir kraft der aufgestauten Enttäuschungen und Schmerzen uns eher wie ausgehungerte Raubtiere begegnen, die leise lauernd oder angriffslustig den so nötigen Lebenspartner zu zerreißen drohen, anstatt mit ihm oder ihr verschmelzende Ganzheit wie auch individuelle Einzigartigkeit zu erleben und im Kampf gegen unvermeidliches Unglück wechselseitig stützend zueinander zu stehen.
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Näheangst
Dies ist ein großes Thema unserer Zeit. Die meisten Beziehungen werden so gestaltet, daß wirkliche Nähe nicht mehr passieren kann. Dazu werden eine Vielzahl von Möglichkeiten gepflegt, um sich ständig auf Distanz zu halten: Arbeitssucht, Streß, Kinder, Krankheit, Beschwerden und Symptome, Streit, Alkohol, die kleinen Sticheleien, Verletzungen, Kränkungen, Beleidigungen, Vorwürfe und Enttäuschungen des Alltags, Untreue, sexuelle Unstimmigkeiten, Eltern- und Schwiegereltern-Krach, Hausbau, Schulden, Dienstreisen, Trennung zwischen Arbeits- und Wohnort und anderes mehr. Es läßt sich praktisch in fast jeder Familie studieren, was von den einzelnen Mitgliedern jeweils Distanzierendes unbewußt inszeniert wird, wenn Nähe droht.
Die einfache Erklärung für dieses paradoxe Verhalten ist schon bekannt und deshalb schnell erzählt: Würde wirkliche Nähe geschehen, was jeder Mensch natürlich zutiefst wünscht, wäre man zwangsläufig an das schmerzhafte Defizit aus der Vergangenheit erinnert, das besonders in der frühen Lebensgeschichte lebensbedrohlich empfunden werden mußte. Nachdem dies mühsam überstanden wurde, möchte man jetzt nichts mehr davon spüren, also wird lieber die tragische Enttäuschung, in der man sich ja bereits auskennt, wiederholt und damit fortgeführt.
Was aber ist mit »Nähe« wirklich gemeint? Am häufigsten werden darunter wohl Zärtlichkeiten, sexuelle Kontakte und eine Vertrautheit im Umgang miteinander verstanden. Das darf wohl auch dazu gerechnet werden, obwohl Sexualität gar nicht so selten auch ohne »Nähe« praktiziert wird und Vertrautheit häufig nichts anderes als Gewöhnung meint.
Man muß also schon etwas genauer hinsehen, wenn von einem »guten« Verhältnis gesprochen wird. »Wir verstehen uns prächtig«, »wir kommen gut miteinander aus« — sagt noch nicht unbedingt etwas über wirkliche Nähe aus. Nähe ist nicht »für den anderen dasein«, sondern miteinander sein, jeder für sich und in der Offenheit auch gemeinsam. In einer Therapiegruppe stellt sich das größte Maß an Nähe her, wenn jeder nur noch von sich spricht und sich alle dadurch verbunden fühlen, daß sie gemeinsam ein wesentliches Thema ausgestalten.
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Es geht dann nicht mehr um den anderen, dem zugehört wird, den man verstehen will oder soll, und der befragt und bestätigt oder auch kritisiert wird, sondern es geht darum, sich selber immer besser, tiefer und umfassender zu verstehen, und um das Ringen um die eigene Identität, das Suchen nach dem individuellen Weg mit aller Unsicherheit, Not und Schuld in einer offenbarten Innenschau, das schafft die eigentliche menschliche Nähe und Verbundenheit. Es ist also das konsequente Von-sich-Sprechen in authentischer Betroffenheit, ohne noch über jemand anderen oder über etwas zu reden.
Nicht gemeint ist damit die narzißtische Selbstdarstellung oder das Ich-Gerede in der sozialen Maske von Erfolg oder Leiden im Sinne von: »Was ich wieder Tolles erlebt habe« oder »Wie ich mich doch bemüht habe« oder »Wie ungerecht ich doch behandelt werde« oder »Was ich alles leiden muß« — so stellen sich z.B. typische West- oder Ost-Neurotiker vor, das hat mit authentischen Mitteilungen nichts zu tun. Nähe wird dort möglich, wo ich mich ganz unverstellt zeige, und der echte Gefühlsausdruck unweigerlich im Nachbarn Resonanz bewirkt. Und genau das kann für diesen zum Problem werden, wenn er vor sich selbst nicht offen sein kann. Dann wird auch Angst ausgelöst und die Mechanismen der Näheabwehr müssen in den Dienst treten.
Nähe ist also miteinander Weinen und Lachen, Schmerzen und Fluchen, miteinander Lust erleben, sich nicht mehr verstellen müssen. nichts mehr verbergen und zurückhalten müssen, nicht mehr auf der Hut sein müssen, keine Angst mehr voreinander zu haben. und alles, so wie es ist, einfach strömen lassen zu können. Ein ausgesprochen seltenes Ereignis in unserer Kultur!
Die traurige Ehegeschichte der Wollenbergers ist ein Abbild unserer aller Beziehungsstörungen, die den Verrat solange ermöglichen oder sogar befördern, solange wir durch Eltern und Schule, Kirche und Staat nicht besser in das Leben eingeführt oder, richtiger gesagt, in unseren schon längst vorhandenen Entwicklungsmöglichkeiten freigelassen und befördert statt behindert und eingeschüchtert werden.
Die unheimliche Verbundenheit von Macht und Opposition
In meinen Therapiegruppen versammeln sich im Moment häufiger die erwachsenen Kinder von ehemaligen Größen aus Partei- und Staatsapparat und aus oppositionellen Familien, die auf eine makabre Weise miteinander in ihrem Schicksal verbunden sind.
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Die krankmachenden, Leiden schaffenden Strukturen und Vorgänge sind in beiden »Lagern« vergleichbar, wenn nicht sogar identisch. Auf der einen Seite opferten in der Regel die Väter ihre Lebensenergie für Frieden und Sozialismus, sie waren ständig unterwegs in Sitzungen, Versammlungen und bei operativen Maßnahmen. Sie ließen sich in immer neue Verantwortung »wählen«: vom Parteiamt bis hinab zum Laubenpieperverein, sie waren engagiert, hielten große Reden und konnten wie aus einer nie versiegenden Quelle bedeutende Parolen sprudeln lassen. Zu Hause aber waren sie typische »Pantoffelhelden«, mit nörgelnden und gereizten Migräne-Frauen, häufigem Streit und mit Spannung, Lieblosigkeit, geflohener Zärtlichkeit, verlorener Erotik und ausgetrockneter Sexualität.
Ist das traurige Familienleben, das man sich unschwer vorstellen kann, nur das Ergebnis eines unerschöpflich-notwendigen politischen Engagements für eine bessere Zukunft, oder ist die Unfähigkeit, herzliche Beziehungen zu gestalten, die Fliehkraft in eine harte und undankbare Welt, in der Last und Enttäuschung das fortgesetzte Kontinuum für die frühen einschlägigen Erfahrungen und somit für den wirklichen inneren Zustand sind? Im letzteren Fall muß natürlich der fanatische Kampf um ein besseres Leben mißraten und aus ehemaligen Opfern gefährliche Täter machen.
Auf der anderen Seite das oppositionelle Gedankengut von Gerechtigkeit, Menschenrechten, Feminismus, Pazifismus, sozialer Gemeinschaft, gesunder Ernährung und Schutz der Umwelt. Überdurchschnittlich stammen die »Kämpfer« an dieser Front aus Pfarrersfamilien, die davon zu berichten wissen, wie sonntäglich von Woche zu Woche der Vater auf die Kanzel stieg und mit seinen verstehenden und tröstenden Worten begeistern konnte, der immer für alle da war, Tag und Nacht eine offene Tür hatte, und das Haus war stets voll von Besuchern, Gästen und diskutierenden, singenden und betenden Gruppen — nur für die Kinder blieb da nicht viel: lediglich eine unverständliche Kluft zwischen Verkündigung, fröhlich-zuversichtlicher Maske für die Gemeinde und dem, was die Kinder persönlich erlebten.
Für sie fehlte es an Zeit, und da war die sanfte, aber unbarmherzige Autorität, die von ihnen dienende Zurückhaltung, Harmonie und schöngeistige Beschäftigung erzwang, die aber Kraft der Persönlichkeit, belebenden Streit und lustvolle Sexualität aus dem Familienleben ausschloß.
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Die verbindende Erfahrung der heute Leidtragenden aus kommunistischer und oppositioneller oder religiöser Erziehung ist das umfassende Engagement ihrer Eltern für hohe Werte und wichtige Angelegenheiten, die sich dafür vielfache Anerkennungen erworben haben, nur eben von unterschiedlichen Herren, dafür häufig auch enorme Belastungen und Gefahren auf sich genommen haben, aber für die Kinder war von diesen positiven Seiten nichts wirklich erlebbar, eher das genaue Gegenteil. Wie kann ein Kind mit solch einer zwiespältigen Erfahrung fertig werden? Die Väter und Mütter sind Übereltern, da sie mit dem Kommunismus oder Gott in direkter Verbindung zu stehen scheinen. Solche, für ein Kind unlösbaren Konflikte, werden in der Regel über Krankheiten, Unfälle und Verhaltensstörungen bis hin zum sozialen Ausstieg zu bewältigen versucht. Aber wir wissen es schon, dann tun die Ärzte, die Psychologen, die Lehrer und Polizisten ihre Pflicht, um die tiefere Erkenntnis der wirklichen Zusammenhänge zu verschleiern.
Verbindend ist also das hohe soziale und politische öffentliche Engagement, das gerade wegen der Unfähigkeit der Eltern, dies auch zu leben, als Programm oder Predigt verkündigt wird. Daß einer diesem und der andere jenem Herrn dabei dient, ist mehr dem Zufall der Geburt und der Beeinflußung zuzurechnen als wirklicher Überzeugung. Am »Wendehals-Syndrom« läßt sich der unschwere Wechsel des Herren nahezu life beobachten. Gruselig der Gedanke, daß allein oppositionelles Verhalten von ehemals hinreichend legitimieren soll, neue Machtfunktionen zu übernehmen. So kommt der soeben ausgetriebene Teufel als Belzebub nahezu unbeschwert wieder zurück.
Statt unsere schuldverschiebende Sensationsgier an den unglücklichen Spitzeln der oppositionellen Gruppierungen auszuleben, sollten wir uns mit den Bedingungen befassen, die die Strukturen der Macht und der Opposition, der Herrschenden und der Alternativen, des real existierenden Sozialismus, des Christentums und der Marktwirtschaft beherrschen und die Menschen zu vergleichbarer trauriger Entfremdung nötigen.
Wir starren zutiefst erschrocken auf die Täter und können es nicht fassen und sehen doch in ihnen vor allem die frühe an uns selbst begangene Schuld, ohne sie wirklich erkennen zu wollen; sie spiegeln uns das eigene Innenleben, das wir gerade noch unter Kontrolle halten konnten, was den sogenannten Tätern aber nicht mehr gelang dank der raffinierten Zugaben ihrer Verführungsoffiziere.
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