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9  Die Vernichtung der Giftträger  

"Rons großer Zorn" 

 

 

210-229

Gegen Ende 1983 kehrte die amerikanische Ökonomie unter die Lebenden zurück. Die Rekordanleihen der Reaganomics und die 14%ige Erhöhung der Wachstums­rate der Geldmenge waren Öl fürs Feuer: das Bruttosozialprodukt stieg rasch auf 8%, die Gewinne der Unternehmen erhöhten sich um 20% und die Börse meldete fast täglich neue Rekorde. "Die Stimmung steigt und steigt", sagte ein Börsenmakler, "wie auf einer wilden Silvesterparty".1) 

Nur — wie es mit der Stimmung so vieler Parties geht — wir fühlten uns immer schlimmer, je länger der wirtschaftliche Aufschwung anhielt. Statt von den Früchten unserer Arbeit auch zu essen und die möglichen Vergnügen zu genießen, vergiftete Super-Ego Laserauge unsere Freuden, sobald wir sie spürten. Wie ein Typ in einem der laufenden Romane es ausdrückt: "Ich kann mich in der Arbeit verlieren, aber hinterher ist innen wieder dieselbe Leere. Wir wissen jetzt, wir kommen von jedem High wieder runter — von sexueller Lust, von Drogen, Meditation, politischer Arbeit, Geld, Schufterei, Erfolg. Einfach von allem. Es geht durch dich durch wie chinesisches Essen."2)  

Was also tun mit unseren vergifteten Freuden? Wir konnten sie abladen auf den Auserwählten des Opfers... dann die mit unserem Gift Beladenen töten. Eine Wahnlösung nach der Art der Azteken. Sie rissen ihren Geopferten das vergiftete Herz heraus, um ihre Gesellschaft von bösen Lüsten zu reinigen. Wie die Azteken hielten wir unsere Soldaten für geeignet, Container unserer Gifte abzugeben. Je weiter die Wirtschaft boomte — und je sündiger wir uns fühlten — um so mehr genossen wir die Vorstellung, unsere Soldaten vollzupumpen mit unserem Gift.

Zwei Themen beherrschten die Medien jenen Herbst: der Wirtschaftsaufschwung und unsere militärische Macht. Im Unbewußten waren sie verbunden zu einem Thema mit der Botschaft: Tötet die Giftträger jetzt

So stark war unser Verlangen nach einem Blutopfer, daß eine Ausstellung der National Gallery of Art mit Darstellungen der aztekischen Menschenopferungen zu einem ganzseitigen Artikel in der WASHINGTON POST führte. 

Im Zentrum des Artikels ein Bild vom vergifteten Herzen, das aus der Brust des Opfers herausgerissen wird. Wie die "freien Assoziationen" eines Patienten in der Analyse gestattete das Bild einen genauen Blick in die Tiefe unserer Gruppen­phantasie. Auch wir sollten jetzt zum Opfer schreiten.

 

  

Abbildung eines Menschenopfers
drei Wochen vor dem Massaker von Beirut.

 

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Das ganze letzte Jahr hatten die Marines in Beirut hinter Schildern gesessen, auf denen stand: "Vor Betreten des Lagers Waffen entladen". Nur wenige waren getötet worden bislang. Unser Problem war, daß die Syrer und auch andere auf Reagans Statement vertrauten, unsere Truppen würden sich neutral verhalten und bald wieder abgezogen werden. Um die Moslems von dieser Ansicht zu befreien, ordnete Reagan am 13.09. erstmals die Eröffnung des Feuers aus der Luft und von der See her an. Die Bombardierung der Drusenstellungen durch die Marines begann. "Der Präsident zieht im Libanon die Handschuhe aus" (Prez Takes Off Gloves ...) freute sich die NEW YORK POST.3) 

"Wir wollen den Syrern bloß klar machen, daß wir ihnen die Scheiße aus dem Leib prügeln werden, wenn sie nicht aufhören, den Libanon in ihre Gewalt bringen zu wollen", sagte ein Regierungsangestellter.4)

Die Marines fühlten sich erleichtert nach so langem Warten einen wirklichen Kampf zu haben. Die Antwort auf ihre neue Rolle, wie sie ein Reporter des MIAMI HERALD vernahm:

Krachen und Wüten: * 
Marines genießen Geschmack der Schlacht

Mögen die Marines auch als Friedenswächter im Libanon sein, so ist es doch der Kampf, der das Adrenalin zum Strömen bringt. Sie genossen es (They loved it). "Der Anfang, das Feuern der ersten Salven, das war ein Schock", sagte Obergefreiter Jeff Becerill, 20, "aber nach zwei Sekunden waren wir voll in Form. Es war super." "Ich wollte gar nicht wieder weg. Ein gutes Gefühl ... einfach gut, zu feuern... wir fuhren voll drauf ab."5)

Jetzt mußte der Kongreß nach dem Gesetz über die Kriegsermächtigung (War Powers Act) zusammentreten und die Militäraktion genehmigen. Reagan erbat sich das Vertrauen und der Kongreß gab es ihm. Es war die erste offizielle Billigung der Kriegstrance. Kongreßsprecher O'Neill, normalerweise ein Gegner von Reagans Militärpolitik, habe sich unerklärlicherweise "in der Libanonfrage leidenschaftlich hinter Reagan gestellt", und das, so die WASHINGTON POST, 

"in einer Weise, die eine Reihe von Abgeordneten traurig gemacht hat. Äußerst erregt rief der Sprecher mehrfach die Majestät des Präsidenten als die des <Präsidenten der Vereinigten Staaten> an (anstatt <Reagan> zu sagen oder <der Präsident>, wie er es sonst getan hatte)."6) 

* original: "Sound and Fury" — der Titel eines Romans von Faulkner.

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Der Kongreß genehmigte 18 Monate für das Opfer; es dauerte nur einen. Die Details waren Monate im voraus sorgfältig geplant. Laut Bericht der Kommission des Verteidigungs­ministeriums, die den Hergang des Massakers rekonstruierte, erhielten die Marines am Flughafen gänzlich andere Anweisungen zur Selbstverteidigung, als die anderen Marines in Beirut.7) Alle anderen hatten blaue Anweisungen erhalten (blue cards), die vorschrieben, bei feindlichen Angriffen in der für Marines üblichen Weise zu reagieren. Die Marines am Flughafen aber bekamen eine "White Card" mit der Anweisung, die Waffen ungeladen zu tragen und dem Hinweis, es wäre ihnen "nicht erlaubt zu schießen... auf Fahrzeuge, die ohne Erlaubnis versuchten, in das Camp zu gelangen".8) 

Laut Bericht der Kommission, war dies System der verschiedenen Karten, das ausdrücklich von allen Kommandostellen bis hin zum Weißen Haus mehrmals gebilligt worden war, in erster Linie für das Massaker verantwortlich. Die Kommission erklärte, es habe eine besondere  Denkweise vorgeherrscht ("mind-set" — ihr Wort für Gruppenphantasie), die alle zu der irrationalen Ansicht geführt habe, die Marines am Flughafen hätten schutzloser zu sein als die anderen. "Die <Weiße Karte/Blaue Karte>-Dichotomie", wie es der Kommissionsbericht formulierte, 

"war dazu angetan, diese Sicht zu formalisieren. Interviews mit einzelnen Marines, die an beiden Orten Dienst getan hatten, bestätigen diesen mind-set. Kurz, die Kommission ist der Meinung, daß die Marines von BIA (Beirut International Airport) aufgrund ihrer Weißen Karte konditioniert waren, weniger aggressiv auf Fußgänger- oder Fahrzeugbewegungen in ihrer nächsten Umgebung zu reagieren, als die Marines auf dem Botschaftsgelände ... Alle interviewten Marines äußerten sich unzufrieden über die Einschränkung, die Waffen nicht mit Magazinen versehen zu dürfen ..." 9)

   

Der Kongreß billigte das Opfer

 

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So war alles, was man zur Durchführung des Opfers beisteuern konnte, komplett: 

1) alle 300 Marines am Flughafen hatten Order, im selben Gebäude zu schlafen, 
2) Schilder an allen Eingängen besagten, daß es im Lager nur ungeladene Waffen gäbe, 
3) die Tore standen offen und hatten keine ausreichenden Sperrvorrichtungen, 
4) auch den Wachen war verboten, ihre Waffen zu laden, 
5) den Wachen war verboten, das Feuer zu eröffnen auch auf Fahrzeuge, die versuchen würden, unerlaubt einzudringen und 
6) hatte man die Moslems bombardiert, um ihnen mitzuteilen, daß die Marines jetzt ihre Feinde seien. 

In der Woche vor dem Massaker erhielt der amerikanische Geheimdienst eine "deutliche und ausdrückliche Warnung", daß als Antwort auf die Bombardierungen ein "spektakulärer terroristischer Angriff" auf die Marines geplant sei; aber Washington, darüber informiert, unternahm nichts, die "Weiße Karten"-Anweisung zur Nicht-Verteidigung abzuändern.10) Zwar drängten einige Mitglieder des nationalen Verteidigungsausschusses Reagan, "die Marines aus Beirut auf die amerikanischen Schiffe vor der Küste zurückzuverlegen", weil "die Moslems im Libanon die US-Truppen als Verbündete der christlichen Milizen ansahen und sie angreifen könnten", aber Reagan setzte sich darüber hinweg.11)

Wir hatten ihn delegiert, die erbarmungslose Opferung jener Marines durchzuführen, und er hatte uns versprochen, das Opfer zu halten. Fünf Tage vor dem Massaker rief Reagan Thomas Dine an, den Direktor des Kommittees für amerikanisch-israelische öffentliche Angelegenheiten, um ihm für seine Hilfe bei der Verabschiedung der 18-monatigen Kriegsermächtigung zu danken. Reagan erzählte Dine, er habe sich gerade mit den Eltern eines Soldaten unterhalten, der in Beirut getötet worden sei. Und fuhr dann fort:

 

Uns allen war vor dem Massaker bekannt, daß die Marines da als "Tontauben" saßen.

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Wissen Sie, ich komme auf eure alten Propheten zurück im Alten Testament und auf die Zeichen, die das Armageddon ankündigen und ich frage mich immer wieder, ob wir die Generation sind, die das erleben wird. Ich weiß nicht, ob Sie einige der Zeichen in letzter Zeit bemerkt haben, aber, Sie können mir glauben, da sind sicherlich die Zeiten beschrieben, die wir im Moment erleben.12)

Fünf Tage später, 23.10.1983, ein Lastwagen mit abgedrehten Lichtern umfährt das Marinecamp — hält dann aufs Lager zu und der Fahrer fängt an, Fotos zu machen; was die Wachen "reichlich merkwürdig" fanden. Der Laster umfuhr das Lager ein zweites Mal und dann hinein durch ein Eisentor, das "einladend" offen stand, vorbei an zwei Wachmannschaften mit ungeladenen Gewehren.13 Als die Wachen ihre Waffen geladen hatten, hatte der Lastwagen schon das Hauptgebäude gerammt, 1.200 Kilo Sprengstoff zur Explosion gebracht und 241 Marines getötet. Reagans zweite Opfertat war vollbracht.

Reagans Antwort auf das Massaker: "es erinnert in furchtbarer Weise an den Typ Feind, dem wir an vielen Krisenpunkten der Welt heute ins Gesicht sehen" — d.h. er nahm es als Bestätigung seiner paranoischen Verschwörungstheorien. Die Marines, sagte er, "müssen dort bleiben, bis die Situation unter Kontrolle ist". Die meisten amerikanischen Zeitungen stimmten ihm zu.14) 

Kommandierender General Paul Kelly sagte: "Gott sei Dank, daß dieses unser Land immer noch junge Amerikaner hervorbringt, die bereit sind, auch für es zu sterben ..."15 Reporterhorden drangen in die Häuser der Gefallenen ein und hielten die Überbringung der Todesnachricht an die Eltern fürs Fernsehen fest. "Wie fühlten Sie sich, als Sie vom Tod Ihres Sohnes hörten?", fragte einer.16) Die meisten Eltern fühlten sich stolz. Nur ein paar sagten, "ich glaube, daß mein Sohn geopfert wurde" oder "kann mir bitte jemand erklären, warum mein Sohn sterben mußte?".17)

Zwei Tage später hatten weitere Marines auf Grenada zu sterben. Die Invasion der winzigen Insel war seit sechs Monaten geplant; direkt seit Präsident Reagan Grenada zum Träger des "Kommunistischen Virus" ernannt und uns dies verschwommene Photo einer Landebahn im Fernsehen gezeigt hatte.18 

THE ECO-NOMIST gab einen Bericht über die vergangene Planung:

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CIA hatte seit langem den Sturz von Maurice Bishop geplant, die Pläne aber zurückgezogen, nachdem sie in den Kongreß durchgesickert waren. Amerikanische Soldaten hatten sogar eine Scheininvasion geprobt unter dem Namen "Amber and the Amerdines", nahe Puerto Rico 1981. Bishops Sturz am 14. Okt. und die Art seiner Nachfolger belebte diesen Enthusiasmus natürlich wieder. Amerikanische Regierungsangestellte im benachbarten Barbados diskutierten sofort die Frage einer "Rettung" Bishops...19)

In den Berichten nach Bishops Sturz hieß es fast überall, die mörderischen neuen Führer hätten ihn zusammen mit anderen Personen an eine Wand in Fort Rupert gestellt und alle erschossen. Nur ein Reporter, Jeff Smith vom ATLANTA JOURNAL AND CONSTITUTION machte sich die Mühe, der Geschichte nachzugehen. Er fand keine Blutspuren an der Stelle des angeblichen Mordes und jene, die als Augenzeugen aufgetreten waren, hatten, von ihm befragt, nur Gerüchte von einer Erschießung gehört; er hörte weiter, daß die neuen Führer "derart ängstlich waren, Bishop und die große Schar seiner Anhänger zu verletzen, daß sie, um das zu vermeiden, seiner Bitte nach Entwaffnung ihrer Leute nachgekommen waren" und daß Bishop sehr wahrscheinlich "rein zufällig durch eine Panzerabwehrgranate getötet wurde, die in dem Raum explodierte, in dem er sich mit seinen Leuten aufhielt."20)

Die folgenden zehn Tage auf Grenada — das in diesem Zeitraum als "Terrorinsel" bekannt geworden ist — verliefen entsprechend ruhig. Es gab keine Kämpfe, die Strände waren mit Badenden bevölkert und die amerikanischen Medizinstudenten dort "machten ihr übliches Jogging — Ausgangssperre hin oder her."21 

Am Sonntag, dem 25., ebenfalls innerhalb der viertägigen Ausgangssperre, konnten amerikanische Studenten eine Versammlung abhalten, bei der nur 10 % von ihnen, meist Erstsemester, die erst sechs Wochen auf der Insel waren, äußerten, sie wollten die Insel verlassen.22 Obwohl General Hudson Austin, der Chef des neuen Rates, für die Sicherheit der Studenten garantierte, sagte er zu, diejenigen, die am Tag nach Beendigung der Ausgangssperre ausreisen wollten, ausreisen zu lassen. 

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US-Botschaftsangehörige, Austin, amerikanische Medizinstudenten und der Universitätskanzler Dr. Geoffrey Bourne trafen sich am Sonntag zu einer Besprechung, nach der Bourne an Washington meldete, "Amerikaner in Grenada sind nicht in Gefahr" ...23 Bournes Sohn dazu später: "Ich erhielt einen Anruf von einem Mitglied des Beirats der medizinischen Fakultät... der mir erzählte, das Außenministerium setze die Universitätsleitung in New York unter Druck, öffentlich zu erklären, die Studenten auf Grenada seien in Gefahr, um so Washington einen Vorwand für eine Invasion zu liefern."24 Die Eltern der Studenten hatten solche Angst, Reagan würde die Studenten als "Alibi-Geiseln" benutzen, daß sie ihm ein Telegramm mit der Unterschrift von 500 Eltern schickten, in dem sie in höflich baten, "nicht zu schnell zu agieren oder gar voreilig und provozierend zu handeln".25 Kanzler Bourne machte sogar ein Tonband mit der Erklärung, die Studenten seien völlig sicher und Radio Grenada sendete dies Band alle 15 Minuten, um sicher zu gehen, daß die Lage der Studenten nicht als Vorwand für eine Invasion benutzt werden könne.26)

Montag wurde die Vier-Tage-Sperre, wie versprochen, aufgehoben und der Flughafen geöffnet. Hedrick Smith von der NEW YORK TIMES bestätigte später, es habe "keine Schwierigkeit, auszureisen" gegeben und daß "normale Flughafenroutine" ohne Anwesenheit "bewaffneter Wachtruppen" abgewickelt worden sei, mehrere Flüge, auch sein eigener, wurden völlig friedlich abgefertigt.27) Die einzigen abgesagten Flüge waren die von LIAT Airlines, und diese waren nicht von der Grenadischen Regierung sondern von den USA oder anderen karibischen Ländern aus abgesagt worden.28)

 

    

NEW YORK POST: Yanks erobern Terrorinsel — 3 Marines bei Kämpfen auf Grenada getötet — 200 Kubaner gefangen genommen, Studenten in Sicherheit.

Wir besetzten eine stille Terrorinsel.

 

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Ronald Dellum, einer jener Abgeordneten, die vom Kongreß nach der Invasion zur Klärung der Umstände nach Grenada geschickt worden war, stellte den Fall so dar:

Die Frage der Sicherheit der Studenten war nie von vorrangigem Interesse, weder für die Politiker noch für die Kommandeure der Streitkräfte, die die Aktion geplant hatten... In einer 2½-Stunden-Sitzung der Kongreßdelegation mit den Premierministern der östlichen karibischen Staaten, kam die Frage der Sicherheit der Studenten überhaupt nicht zur Sprache. Darüberhinaus hat unsere Delegation nicht ein einziges Beispiel dafür finden können, daß ein Amerikaner vor der Invasion sich in Gefahr befunden hätte oder auch nur bedroht worden sei. Tatsächlich liegt das Universitätscampus Grenadas (Grand Anse campus) grad 20 m von einem Strand ohne jede Verteidigungsanlage entfernt. Wenn die Sicherheit der Studenten das vorrangige Ziel gewesen wäre — wieso hätten dann die US-Truppen drei Tage gebraucht, um es zu erreichen?29)

Am Dienstag morgen wurde Operation "Urgent Fury" (Drängende Wut) — ein amerikanischer Diplomat nannte sie "die bestgeplante Krise, an der ich je teilgenommen habe" — losgelassen.30 Mit Berufung auf unsere "vorrangige Sorge" um "die Sicherheit amerikanischer Bürger"31, überfiel Amerika die kleinste Nation der westlichen Hemisphäre mit 7.000 Soldaten, 11 Kriegsschiffen und Dutzenden von Flugzeugen. Die 1.100 Kubaner, die dort angeblich "bis zum letzten Blutstropfen kämpften", wurden später in den offiziellen Angaben auf 100 korrigiert.32)

Leute, die am Strand lagen und Jogger "sahen furchtergriffen zu, wie eine Welle A-7 Corsair-Jäger nach der anderen aus dem strahlend blauen Himmel kam und die Gegend mit 20 mm Kanonen bestrich. Ihnen folgten die langsam fliegenden AC-130 Maschinen, die ein tiefes Todesrasseln und -ächzen hören ließen, als ihre elektronisch gesteuerten Gatling Bordkanonen Bleiteppiche legten."33 Die Klinik für psychisch Kranke und für Kinder wurde zu Staub zerbombt, wobei mindestens 46 Menschen getötet wurden.34 Unbewaffnete kubanische Bauarbeiter wurden — so ein Augenzeuge — "in ihren Schlafräumen einfach niedergemacht."35) 

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7.000 Mann starke amerikanische Truppen bombardierten die Insel vier Tage lang, um 100 kubanische Soldaten auszulöschen. Ein Senator nannte das "eine der schönsten Stunden der Vereinigten Staaten". "Wir haben sie weggeblasen",36) sagte der Kommandeur der Operation. Über 8.000 Orden wurden verliehen. Erfolgreich hatten wir "den Fangarm des russischen Octopus, der uns bedroht hatte, abgeschlagen."37)

Offizielle Begründungen für den Überfall wurden in der folgende Woche nachgeliefert, eine nach der anderen. Die wirkungsvollste war, die Aktion sei zur Rettung der Studenten notwendig gewesen. Die zurückkehrenden Studenten den Boden der Heimat küssen zu sehen und sie sagen zu hören, wie sie "von all dem Schießen zu Tode erschreckt" gewesen seien, gestattete uns die Illusion, sie würden von Schüssen vor der Invasion sprechen, nicht von denen bei der Invasion und nachher.38)

 

   

"Wir haben sie weggeblasen."

 

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Als zweite offizielle Begründung wurde gegeben, daß "eine Invasion der Insel seitens der Kubaner geplant war" und daß wir dem "eben noch zuvorgekommen" wären.39 Das sollte aus "Dokumenten" hervorgehen, die "nach Aussage von Regierungsvertretern auszugsweise veröffentlicht werden sollten, wenn sie übersetzt und analysiert worden seien; danach habe Kuba geplant, umfangreiche Truppenverbände in den nächsten Wochen auf Grenada zu stationieren"40 und "ernstzunehmende Hinweise waren enthalten, daß Amerikaner dabei als Geiseln genommen werden sollten ..."41 

All dies stellte sich später als "falsche Übersetzung" erbeuteter Dokumente heraus, in denen von einer Ankunft kubanischer Truppen keine Rede war, wie das Pentagon betreten einräumen mußte.42 Der dritte offizielle Grund — "die Demokratie wiederherzustellen" — war zwei Wochen später hinfällig, als der neue Regierungschef Paul Scoon, von uns eingesetzt, öffentliche Versammlungen auf Grenada verbot, Verhaftungen ohne Haftbefehl genehmigte, die Pressezensur etablierte und Wahlen auf unbestimmte Zeit verschob.43)

Die wirklichen Motive für die Invasion lagen in der unbewußten Dynamik der Kriegstrance. Grenada war ein hotspot, ein Ort, an dem wir unsere vergiftete Sexualität und Vitalität abladen konnten, ein Ort zum Vergewaltigen und Töten. Ebenso wie wir nach Vietnam gingen, "damit Moskau keinen Orgasmus hat" (to prevent Moscow from having an orgasm), überfielen wir jetzt Grenada, "damit Moskau sich nicht zu potent fühle" (to prevent Moscow from feeling potent). Wie ein Reaganberater es erinnert, der an den Sitzungen teilnahm, auf denen die Entscheidung für die Invasion fiel:

Die Absicht war, den Russen und Kubanern das Potenzgefühl zu nehmen, 
sie könnten sich die kleinen verwundbaren Staaten der Region unter den Nagel reißen.44)

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Viele der während der Invasion benutzten Bilder liefen dem "Nehmt den Russen das Potenzgefühl"-Thema parallel, dem Thema der Verhinderung verbotener Lüste. Das ging von der Erklärung des Pressesprechers Larry Speakes, Grenada sei eine "schwimmende Spielhölle", die geschlossen gehöre bis zur offeneren Sprache eines Marines auf die Frage, was er in Grenada täte: "Ich will den Kommunismus von dieser Insel bumsen", sagte er, "direkt zurück nach Moskau" (fuck it right back to Moscow).45)

 

    

Wir schickten unsere Soldaten in "Gottes liebende Arme", bepackt mit unseren Sünden.

 

Daß unsere Vergewaltigungs- und Tötungsphantasie (rape-and-kill-f.) einige Hundert wirklich getöteter Körper verlangte, war nicht unglückliches Nebenprodukt der Invasion, sondern für die Reinigungskraft des Opfers die Hauptsache.46 Die ganze Nation sah in die Fernsehapparate, als die Särge an der Tribüne (re-viewing stand) vorbeiparadierten. Während alle strammstanden, versicherte uns Präsident Reagan, es brauche für diese Toten nicht gebetet zu werden, sie seien "sicher in Gottes liebenden Armen".47)

Einen Zuschauer der Parade konnte man hören, der nicht von der Kriegstrance befallen war, den kleinen Sohn eines toten Marines, der seine Mutter fragte "Wo ist mein Daddy?"

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Amerika war außer sich über die Invasion. Sie hieß "Ronald Reagans Falklandsieg" und die "beliebteste Invasion seit E.T."48) Überall fühlten Amerikaner sich erleichtert, daß Reagan endlich gehandelt habe: "Gott sei Dank, endlich ein richtiger Mann im Weißen Haus"49; "die Stiefelabdrücke amerikanischer Soldaten im Boden Grenadas haben mehr für die Glaubwürdigkeit und Stärke der USA getan, als die MX-Raketen es je könnten"50, "Reagan ist der erste amerikanische Präsident, dem es gelang, eine Kolonie des sowjetischen Empire für den Westen zurückzuerobern",51 usw. 

Die Menschen in den USA, der Kongreß und die Medien standen mit großer Mehrheit hinter der Invasion.52 Als der Abgeordnete Ted Weiss in "Night Line" ankündigte, er werde eine Entschließung des Kongresses beantragen, Reagan wegen verfassungswidriger einseitiger Kriegserklärung vor Gericht zu bringen, antwortete ihm Gastgebermoderator Ted Koppel: "....aber... unsere Polls zeigen eine 9:1 Befürwortung der Invasion !"53)

Nach Reagans Ansprache an die Nation vom 28.10., in der er die Marines, die in Beirut und auf Grenada umgekommen waren, für ihr "mutiges Opfer" pries, gingen seine Polls um 11 Punkte in die Höhe und die Rekrutierungsstellen der Ledernacken wurden von jungen Männern überlaufen mit Sätzen wie "Ich möchte für mein Vaterland sterben".54) Das dritte Reaganopfer war ein wirklich voller Erfolg, einer, den wir gleich zu wiederholen gedachten. Wie ein Kommentator es ausdrückte: "Grenada war ein herrlicher Krieg (a lovely war), ein Kassenschlager ersten Ranges (a smash hit at the box office), für den wir sofort eine Fortsetzung brauchen."55)

Zwar setzte der reinigende Effekt der Grenada-Invasion uns in die Lage, einen größeren Krieg für eine Weile noch aufzuschieben, aber im allgemeinen Bewußtsein gab es keinen Zweifel, daß Reagan jetzt legalisiert und autorisiert war, mit Waffengewalt dafür zu sorgen, daß wir uns gut fühlten.

   

Wo könnten wir sie noch hinschicken?

Wir planten eine Fortsetzung zu Grenada.

 

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Ein Reporter der WASHINGTON POST gleich nach der Invasion:

Die Worte von drei Jahren in drei Tagen in Handlung umgesetzt

Plötzlich landeten amerikanische Fallschirmjäger auf einer winzigen Karibikinsel, und Säcke mit Leichen kamen zurück aus Grenada und dem Libanon.
Die Zahl freiwilliger Meldungen für den Dienst im US-Marinekorps stieg an, während das Fernsehen in einer ganzen Kette von Trauerfeiern die Rückkehr von beinahe 260 Särgen übertrug. 
Patriotische Reden in großer Zahl, während Meinungsumfragen steigende Kriegsangst unter Präsident Reagan verzeichneten, obwohl seine Popularität weiter anstieg. Auf vielfältige Weise spiegelten diese Kontraste den Eindruck, daß wichtige Dinge, wenn auch verwirrende, sich ereigneten. Innerhalb von drei Oktobertagen schienen drei Jahre militanter Reden der Administration endlich in Handlung umgesetzt. Fast ein Jahrzehnt nach der Beendigung des Vietnamkriegs war die Anwendung militärischer Macht, und mit ihr ein gewisses Maß an Risiko und Unsicherheit, in die US-Außenpolitik zurückgekehrt ...
56)

Die ersten drei Reagan-Opferungen berechtigten auch deshalb zu weiteren Opfern, weil sie die konspiratorische Sicht befestigten, daß immer dieselben Leute dahintersteckten. Ein Reaganberater: "Grenada, Beirut und die KAL-Maschine halfen alle mit, die Sicht des Präsidenten von der Welt zu befestigen, nach der ein gemeinsamer roter Faden sich durch die Dinge zöge und der führe nach Moskau."57) 

Daß die Drahtzieher dieses Fadens in uns selbst zu suchen wären, nicht irgendwo außerhalb von uns, konnten wir unmöglich zugeben. Und da insgesamt so wenige Amerikaner bei den Opferaktionen getötet worden waren, würden wir auf ein viertes Opfer zusteuern müssen, um endlich die Welt von unserer Sündhaftigkeit gereinigt zu sehen. Nach der Invasion sagte ein hoher Regierungsvertreter'. "Wenn die Frage ist <Könnten wir wieder unsere militärische Macht derart verantwortlich einsetzen wie in Grenada> - würde die Antwort ein klares 'Ja' sein."58

Es war ein derart gutes Gefühl gewesen, nach der Invasion all unsere emotionalen Probleme komplett externalisiert zu haben.

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Reagan mit neuen Flügeln aus Grenada.

 

Die Pollstrategen waren überrascht darüber, wie Reagans Popularität in den nächsten Monaten ihre absoluten Höchstwerte hielt. "Solch einen starken Trend der Zustimmung für einen Präsidenten, der seine Wiederwahl anstrebt, hat es in Gallups 50jähriger Geschichte noch nicht gegeben", stellte George Gallup fest.59 "Amerikas Zeit der Schwäche ist vorüber", versprach Reagan uns und pries den Geist des "Opferwillens" in unseren Soldaten und erzählte Geschichten von Piloten, die es vorgezogen hatten, mit ihren Maschinen abzustürzen statt den Fallschirm zu benutzen.60 Das ganze Land spürte die Erregung der Kriegstrance. "Es liegt etwas in der Luft, Vitales und Vibrierendes, Starkes", — Vizepräsident Bush.61 

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In Erwartung der nächsten aufregenden Invasion schienen wir dazustehen mit einer Erektion.

 

Direkt nach Reagans triumphaler Ankündigung, sich erneut zur Wahl zu stellen, machte WNBC-TV eine Blitzumfrage nach der Reaktion des "Manns auf der Straße". Der antwortete mit einem Grinsen: "Wir werden wieder hinaus gehen müssen und uns jemandem zum Kämpfen suchen." Die CHICAGO TRIBÜNE kam mit der Schlagzeile: "Ruf nach Wiederholung Grenadas in Nicaragua" (Clamor grows for Replay of Grenada in Nicaragua), während im Fernsehen Saturday Night Live seine Zuschauer einlud, das Land ihrer Wahl aufzuschreiben und einzusenden, das als nächstes überfallen werden sollte.62 Reagans Versprechen, uns ein weiteres Grenada zu bescheren, würde sicherlich ausreichen, ihn für weitere vier Jahre freudigen Triumphs wiederzuwählen.

Das manische Gefühl der Erregung nach Grenada war so mächtig, ganz Amerika schien dazustehen mit einer Erektion und auf die nächste rape-and-kill Invasion zu warten. "Die Amerikaner stehen jetzt hoch und fest", sagte Reagan, und Zeitungsschreiber, das Echo seiner Metapher, priesen ihn dafür, unsere Außenpolitik gehärtet oder gesteift zu haben ("stiffening our foreign policy").63 

Vergewaltigungsstories kamen zu neuem Ansehen in den Medien, von Sondersendungen mit Vergewaltigungsdiskussionen bis zu nachgestellten Porträts von Vergewaltigungsopfern. In ausführlichen Details wurde das Leben Christopher Wilders vor uns ausgebreitet, der im ganzen Land junge Frauen vergewaltigt und getötet hatte und Abend für Abend konnten wir im Fernsehen den Prozeß gegen sechs junge Männer in New Bedford, Massachusetts, verfolgen, die angeklagt waren, auf dem Pool Billard einer Bar eine Frau vergewaltigt zu haben, unter Anfeuerungsrufen der übrigen Gäste. 

Es war nicht einmal überraschend, daß nach ihrer Verurteilung Demonstrationen für diese Männer stattfanden — das war ein Teil unserer aktuellen Bewunderung für Vergewaltiger und unserer Identifikation mit ihnen. Einer der süchtigen Prozeß-Seher zum BOSTON GLOBE: "Wir bekommen kein Kabel-TV hier, aber es ist nicht so schlimm, die Show, die hier läuft, hat auch Vergewaltigungsopfer. Vergewaltigung muß wohl sein dies Jahr."64)

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Neben Vergewaltigungen häuften sich kannibalistische Phantasien in den Medien — eine Repräsentation unserer "beißenden" Wut, entsprechend den "Menschenfresser"-Phantasien primitiver Rituale. Gewöhnlich lebten wir unsere beißende Wut nur in projizierter Form durch. Während unser Top-Hit der Saison uns warnte "Paßt auf, Jungs, sie frißt euch — sie ist ein Menschenfresser" (She's a Man-Eater) und unsere demokratischen Präsidentschafts­kandidaten fragten: 

 

    

Wir fühlten uns so wütend, daß wir jemanden beißen wollten.

Text in den Bildern: 
1) "Sieht jemand von euch da vorne Licht am Ende des Tunnels?" 
2) Piranha II / DAS LAICHEN / BRANDNEU. Die messerscharfen Piranhas sind gekommen ... und wollen Futter. 
3) Der Fisch "Erholung" im Maul des neuen "Defizit". 
4) "Kein Wunder, daß er nicht mehr redet. Irgendein gefühlloser Trottel hat ihm das da ins Maul gestopft" — dem russ. Bären eine Pershing.

 

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"Wo ist das Fleisch?" ("Where's the beef?" — ein Slogan aus dem Werbekrieg der Hamburger-Produzenten), fügte unser Präsident hinzu: "wie ein streunender Wolf starrt Castros Kuba mit hungrigen Augen und scharfen Zähnen auf seine friedliebenden Nachbarn".65)

Aber manchmal waren unsere kannibalistischen Wünsche nahe an der Grenze zum Durchbruch in unser Bewußtsein, in ihrer regrediertesten Form: dem Verschlingen von Säuglingen, als etwa im Fernsehen Witze darüber gemacht wurden, wie lustig es sein würde, diese Stoffpuppen (Cabbage Patch dolls) kleinzuhacken, zu kochen und zu verspeisen, die gerade an Weihnachten millionenfach von Kindern "adoptiert" worden waren — in einem intuitiven Versuch, unsere Kindestötungswünsche ihnen gegenüber zu installieren und zu verbergen.66) Wie Froschs paranoider Patient sahen wir die Welt angefüllt mit unseren wütenden beißenden Zähnen und wir brauchten einen harten wütenden Führer, der selbst "als erster beißen" konnte, bevor wir selber verschlungen wurden.67)

Anfang 1984 war die Welt so voll von unserer beißenden Wut, daß Reagans Amerika schließlich in den Zustand einer total wahnhaften group-fantasy geriet. Obwohl wirklich terroristische Aktivitäten in Amerika dauernd an Zahl abnahmen,68) wurde zum ersten Mal in unserer Geschichte das Weiße Haus mit einem Wall von Panzerbarrikaden aus Beton und Luftabwehrraketen umgeben. "Die Angst in Washington ist so spürbar wie verwirrend", schrieb NEWSWEEK,69) und Senator Moynihan sagte "Ich denke, die Aussicht, daß 1984 das Jahr ist, das den Krieg an unsere Küsten trägt, ist ganz real".70)

Weil wir uns auf Schritt und Tritt von unserer eigenen Wut bedroht fühlten, mußten wir wo immer möglich in die Offensive gehen —: in unserem eigenen Land, dessen Fabriken mehr tödliche Waffen produzierten als je in einem Krieg; in Europa, wo die neuen Raketen aufgestellt wurden; in Korea mit einer Truppenübung unter dem Namen "Team Spirit 84", an der 200.000 Soldaten beteiligt waren; in der ganzen Welt mit einer Übung des strategischen Bomberkommandos "Global Shield 84" mit 150.000 beteiligten Soldaten; im Weltall mit unserem neuen "Star Wars"-Programm.

 

     

Wir wollten Reagan hart, mit guter Beinarbeit gegen eine Welt, voll von unseren beißenden Zähnen.

 

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Wenn wir die Offensiven nicht überall am Laufen halten würden, würden wir "geschlagen" werden und das hätte "vergiftende Folgen" für die Welt.71)  

"Gestern war es an Grenada, uns den Vorwand des Giftherds zu liefern. Morgen könnte es Nicaragua sein",72) wies die NEW YORK POST die Richtung. Wir haben ganz einfach unser sündiges Gift in anderen Ländern anzugreifen, soll es nicht kehrt machen und uns im eigenen Haus vergiften. 

In der extremen Lage unseres psychotischen Denkens waren die Verminung nicaraguanischer Häfen, die Bombardierungen salvadorianischer Bauern, die Finanzierung der terroristischen Contras, "Übungen" mit 30.000 Soldaten in Mittelamerika Handlungen eines Landes, das sich im Belagerungszustand fühlt; Handlungen, die verhindern sollen, daß wir vom Wahngift, das uns umgibt, selber verschlungen werden. 

  

Anfang 1984 — Reagans Amerika ein bewaffnetes Lager.

 

Wie Reagan es uns so oft versichert hatte: bloße Defensive reicht nicht mehr. Amerika mußte angreifen. "Wir suchen nicht ein militärisches Patt", sagte Reagan. "Wir suchen den Sieg."73)

 

 

Im TV Ausscheidungskämpfe der Demokraten um die Präsidentschaftskandidatur, wie das Kalenderblatt verrät. 
Reagans Text: "Super-Dienstag? Oh je—! Das soll ein Endkampf sein?"

Wir wußten, Reagan würde die Waffen bald benutzen, die wir ihm gegeben hatten.

Der schwierigste Teil würde sein, einen Kriegsgrund für unsere Schlußoffensive gegen das Böse unter Reagans Amtsführung zu finden. Jene, die wie der Kolumnist William F. Buckley vorschlugen, Reagan solle "den Kongreß um eine Kriegserklärung gegen Nicaragua ersuchen",74) ziehen nicht in Betracht, daß dies die meisten von uns mit zu vielen Schuldgefühlen erfüllen würde. 

Wir würden einen "demütigenden Zwischenfall" in Szene setzen müssen als Beweis für die "Unmenschlichkeit des Feindes", der uns "keine andere Wahl" lassen würde als zu kämpfen. Das Vertrauen in unsere Fähigkeit, diesen Vorfall zu schaffen, schien ungebrochen groß. Als Außenminister Shultz von seinem Nicaraguabesuch zurück kam, sagte er: "Die täten verdammt gut daran, sich um das Überleben ihrer Regierung zu sorgen"75) (They'd damn well better worry about the survival of their regime). Reagans Amerika würde mit dem reinigenden Endopfer nicht lange auf sich warten lassen.

228-229

 

Ende

 

 

 

 

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