Der Golfkrieg als Geistesstörung
(1991) *
Jedes Trauma verlangt nach
Wiederholung. Selma Fraiburg
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Obwohl die Leute mittlerweile mit dem Gedanken vertraut sind, daß die mörderischen und selbstmörderischen Akte einzelner von Geistesstörungen herrühren können, klingt es weniger vertraut, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, daß die mörderischen und selbstmörderischen Akte ganzer Staaten - Kriege - ebenso von zeitweiligen Geistesstörungen herrühren könnten.
Besonders schwierig ist es, die Motivationen für einen Krieg zu erörtern, den das eigene Land aus, wie es glaubt, gerechtfertigten Gründen angefangen hat. Nichtsdestoweniger werde ich hier historisches Belegmaterial für die These vorbringen, daß der aktuelle Golfkrieg eine allgemein geteilte emotionale Störung ist, mit diagnostischen Symptomen, einer Psychodynamik und Ursprüngen in der Kindheit, die den Störungen, die bei einzelnen auftreten, sehr ähnlich sind. Nachdem mein Zugang zu irakischem Material beschränkt ist, werde ich mich hier hauptsächlich auf die amerikanische Psychodynamik konzentrieren, obwohl natürlich beide Länder zum Ausbruch des Krieges beigetragen haben.
Nach der Invasion Kuwaits durch den Irak im August 1990 erschien in den amerikanischen Medien Bildmaterial, das Saddam Hussein als Furchterregenden Vater (Terrifying Parent) porträtierte, einen Kindesmißhandler, der die ihm anvertrauten Kinder zu verletzen beabsichtigte (Abb. 1).
In den über hundert Zeitschriften und Zeitungen, die unser Institute for Psychohistory beobachtet, um den emotionalen Gehalt politischer Karikaturen, Titelblattgestaltungen, Überschriften und Präsidentenreden zu untersuchen, war das Bild vom Furchterregenden Elternteil (Terrifying Parent) ungewöhnlich weit verbreitet — so wurde Hussein etwa in Karikaturen als eine böse dreinschauende schwangere Mutter mit einer Atombombe im Mutterleib dargestellt, als Babykiller und als jemand, der Kinder belästigt.
Tatsächlich drehte sich der Großteil der amerikanischen Empörung über die irakische Invasion um das Kindern zugefügte Leid und konzentrierte sich auf solche angeblich vorgefallenen Ereignisse wie die Hinrichtung von Kindern vor den Augen ihrer Eltern durch irakische Truppen und den Mord an Säuglingen dadurch, daß man sie aus ihren Brutkästen herauszerrte.1)
* Aus: The Journal of Psychohistory 19 (1991), 1-22; dt. Erstübersetzung in Texte zur Kunst 1 (1991), 97-110.
1) New York Times vom 30. Oktober 1990, A12, und New York Newsday vom 28. November 1990, 1.
Abb. 1: Der Feind als Furchterregender Elternteil
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Als Psychohistoriker haben wir festgestellt, daß solche weitverbreiteten Bilder in den nationalen Medien mit Gewinn als "nationale Träume" betrachtet werden können, die — genauso wie Träume einzelner — eine ganze Menge über das unbewußte Gefühlsleben einer Nation enthüllen.
Obwohl eingewendet werden könnte, daß es — ebenso wie bei persönlichen Träumen — insofern eine Wirklichkeitskomponente im Bild gab, als tatsächlich Kinder von den irakischen Truppen getötet wurden, war das, was ausmachte, daß die Bilder einiges vom Innenleben Amerikas offenbarten, zum ersten das Ausmaß, in dem Kindesmißbrauch in gewisser Weise der symbolische Brennpunkt der Krise zu sein schien, und zum zweiten die Tatsache, daß die Bilder vom Furchterregenden Elternteil und vom Verletzten Kind bereits mehr als ein Jahr vor der Invasion immer wieder in den amerikanischen Medien auftauchten.2)
Abbildung 2: Bilder vom Verletzten Kind vor dem Golfkrieg
2) Für noch mehr Belegmaterial vgl. Lloyd deMause, It's Time to Sacrifice ... Our Children, in The Journal of Psychohistory 18 (1990), 134-144.
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Der Großteil der Bilder vom Verletzten Kind, die vor der Golfkrise erschienen (Abbildung 2), stand entweder in Verbindung mit Zeitungsberichten über eine vorgebliche Verbrechenswelle gegen Kinder oder verdankte sich der großzügigen Verwendung von Bildern gefolterter Kinder in Karikaturen und auf Titelblättern von Zeitschriften — wie etwa auf dem Titelblatt der Zeitschrift Money, das eine Story über Zulassungen zum College illustrierte, indem es unter der Überschrift "DIE OPFERUNG UNSERER KINDER" einen Jugendlichen im Todeskampf zeigte, der von Wimpeln [der verschiedenen Colleges, A.d.Ü.] durchbohrt war.
Abbildung 3: Wütende, bissige Mäuler vor dem Golfkrieg
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Der Furchterregende Elternteil tauchte in einer Flut von Karikaturen auf, die wütende, bissige Mäuler zeigten (Abbildung 3), oder war mit immer wiederkehrenden Bildern von berühmten "gefährlichen Frauen" verbunden (Abbildung 4), wie etwa Leona Helmsley als Gierige Schlampe, Ivana Trump als Kastrierende Ehefrau, Madonna als Blutsaugende Hure und Roseanne Barr als Beleidigendes Lästermaul.
Abbildung 4: Bilder von "gefährlichen Frauen" vor dem Golfkrieg
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Abbildung 5: Selbstmordbilder vor dem Golfkrieg
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Diese Themen des Furchterregenden Elternteils und des Verletzten Kindes wurden von allgemein geteilten Gefühlen persönlicher Depression, Schuld und Sündhaftigkeit begleitet. Ab dem Jahresbeginn 1990 berichteten die Medien, daß "die Leute unglaublich deprimiert sind ... Seit dem vergangenen Monat weht ein Hauch von Zusammenbruch und Verderben durch die Stadt ... Es steht etwas Katastrophales bevor".3)
Die Kurve der Verbraucherstatistik, die das Vertrauen in die Wirtschaft anzeigt, stürzte nach unten, die Zahl der Anrufe bei den Selbstmord-Hotlines schnellte in die Höhe, und apokalyptische Vorhersagen wie etwa die weitverbreitete Überzeugung, daß im Mittleren Westen gigantische Erdbeben drohten, hatten Hochkonjunktur.4) Die Washington Post schloß, daß nach acht Jahren voller Optimismus "Amerika sich in ... einem schrecklichen Spasmus von Schuldgefühlen, Furcht und Nostalgie befindet. Wieder einmal ist Amerika deprimiert".5)
Es hagelte Karikaturen, die zeigten, wie Leute von Klippen hinuntersprangen (Abbildung 5), und andere Selbstmordthemen darstellten. Eine besonders aufschlußreiche Karikatur, die nur ein paar Tage vor der irakischen Invasion veröffentlicht wurde, bezog sich auf die kurz zuvor aufgekommene Aufmerksamkeit der Medien gegenüber einem Arzt, der eine Maschine erfunden hatte, um Menschen beim Selbstmord zu helfen. Die Karikatur (Abbildung 5) stellte George Bush als "Selbstmord-Doktor" der Nation dar, der uns dazu einlud, uns selbst eine tödliche Dosis Gift zu verabreichen — eine unheimliche Vorahnung von den amerikanischen Todesfällen, die im Krieg eintreten würden. Wie so oft vorher, waren diese allgemein geteilten "Traumbilder" nationale Wünsche, die offenbarten, was zu tun Amerika im Begriff war.
Nun, wenn ein Patient, der an quälenden Bildern von furchterregenden Gestalten, die Kinder foltern, an einer schweren Depression ohne Bezug zu tatsächlichen Ereignissen in seinem Leben und an Todeswünschen leidet, eine psychiatrische Klinik betreten sollte, so würde man höchstwahrscheinlich das Vorliegen eines post-traumatischen Streß-Syndroms vermuten. Ich bin der Meinung, daß das die diagnostische Kategorie ist, die am besten zu dem paßt, was Amerika in den Monaten vor der Golfkrise emotional durchgemacht hat.6)
3) The New York Times vom 2. Januar 1990, Dl; New York Post vom 26. April 1990, 4; Washington Post vom 2. Oktober 1990, A19.
4) The Wall Street Journal vom 31. Oktober 1990, AI, und vom 18. September 1990, AI.
5) The Wall Street Journal vom 26. November 1990, Bl.
6) Mardi Jon Horowitz, Stress Response Syndromes, New York 1986; Lenore C. Terr, Too Scared To Cry: Psychic Trauma in Childhood, New York 1990; M. R. Trimble, Post Traumatic Neurosis, Chichester, New York, 1984; Bessel A. van der Kolk, Psychological Trauma, Washington, D.C., 1987.
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Auch die anderen Standardsymptome dieser Erkrankung treffen auf das allgemein geteilte Gefühlsleben der Nation zu: (1) emotionale Instabilität bei extremen Stimmungsschwankungen, (2) häufige Panikattacken und übertriebene Zukunftsängste, (3) eine vorangegangene Periode hektischer Aktivität mit hohen (finanziellen, A.d.Ü) Ausgaben und Anleihen, (4) Drogenmißbrauch, (5) Hemmung von Zuneigung und Mitgefühl gegenüber anderen, (6) übermäßige Wachsamkeit gegenüber eingebildeten Feinden und (7) Gefühle des Unwirklich-, Abgelöst- und Ent-fremdet-Seins.
Quälende Bilder von Verletzten Kindern und Furchterregenden Eltern sind beim post-traumatischen Streß-Syndrom als "Rückblenden" (flashbacks) bekannt, Fragmente von dem Patienten früher zugefügten Traumata, die oft in der Kindheit begonnen und sich im Laufe der Entwicklung des Patienten wiederholt haben. So durchleben beispielsweise Kinder, die in ihren frühesten Jahren ein physisches oder sexuelles Trauma erlebt haben, immer wieder von neuem stark visualisierte Erinnerungen an Fragmente ihrer spezifischen traumatischen Vorfälle. Sie entwickeln auch Ängste, Panikreaktionen, übermäßige Wachsamkeit und andere Abwehrmanöver, um einen ähnlichen überwältigenden Schrecken in ihrem gegenwärtigen Leben zu verhindern.7)
Was diese Zustände bei Erwachsenen auslöst, sind nicht nur, wie man erwarten könnte, neue Situationen, die sie an die damalige Gefahr erinnern, sondern häufiger noch Zeiten rasanter Veränderung und neue Erwartungen, wie etwa bei einer Heirat, einer Geburt, einer Beförderung oder unverhofftem Wohlstand. Das ist deshalb so, weil Opfer von Kindheitstraumata letztlich glauben, daß sie auf irgendeine Weise schuld an ihren traumatischen Erlebnissen gewesen seien und daher im späteren Leben kein Glück verdienten.
Weithin geteilte nationale Gefühle wie beim post-traumatischen Streß-Syndrom, die vor Kriegen erlebt werden, treten regelmäßig nach Perioden rasanter Veränderung und allgemeinen Wohlstands auf. Belegmaterial für diesen Schluß ist im Zuge der Erforschung von Kriegszyklen — die meisten modernen Staaten erleben etwa alle 25 Jahre einen Krieg — angehäuft worden, was sowohl statistische als auch psychologische Forschungen einbegreift.
7) Lenore C. Terr, Childhood Traumas: An Outline and Overview, in American Journal ofPsychiatry 148 (1991), 1-20.
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Statistisch gesehen treten die meisten Kriege nach Perioden wirtschaftlichen Wohlstands und gesellschaftlichen Wandels auf, und jene Kriege, die während solcher Aufschwünge erfolgen, sind nicht nur weitaus häufiger, sondern auch "sechs- bis zwanzigmal größer, als die Zahlen der Todesfälle in der Schlacht anzeigen".8) Dieser Schluß wird gestützt durch psychohistorische Untersuchungen der allgemein geteilten Fantasien, die sich regelmäßig vor Kriegen finden und die die Überzeugung enthüllen, daß die Nation irgendwie sündig gewesen sei, zu materialistisch, zu wohlhabend und zu sexuell ausschweifend, und daß jemand dazu gebracht werden sollte, für diese Periode des Überschwangs durch irgendein Opfer zu bezahlen.
Abbildung 6: Amerika als sündige Nation
Diese Fantasie von der "sündigen Nation" war in den Monaten vor der Golfkrise allgegenwärtig. Betrachten Sie zum Beispiel eine typische Karikatur (Abbildung 6), die einen fetten, sündigen Uncle Sam zeigt, der von einer orgiastischen Feier mit der Aufschrift "(die) 80er (Jahre)" kommt und so viel dünner werden muß, daß er durch eine wesentlich engere Tür mit der Aufschrift "(die) 90er (Jahre)" eintreten kann.
In den Medien gab es Artikel zuhauf, die behaupteten, daß Amerika sich in den vorangegangenen Jahren auf einem nicht verantwortbaren Gelage befunden habe und daß bald jemand für seine Unmäßigkeiten würde bezahlen müssen.
8) Joshua S. Goldstein, Kondratieff Waves as War Cycles, in International Studies Quarterly 29 (1985), 425; vgl. auch sein Buch Long Cycles: Prosperity and War in the Modern Age (New Haven 1988).
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Als ich zu Beginn des Jahres 1990 diese Fantasien von der "sündigen Nation" untersuchte und einen Aufsatz schrieb (<It's Time To Sacrifice ... Our Children> — <Es ist Zeit zu opfern. Wen? ... Unsere Kinder>), der zeigte, daß Amerika damals eine "Versuchsballon-Fantasie" lancierte, die die Kinder für Amerikas angebliche Sündhaftigkeit verantwortlich machte, schloß ich, daß es ganz so aussehe, als werde ein nationales Kinderopfer vorbereitet.9)
Da mir jedoch deutlich bewußt war, daß Amerika zu dieser Zeit (auf dem Gipfel der Glasnost) keine offenen Feinde hatte, schrieb ich, daß das übliche äußere Opfer — Krieg — wahrscheinlich nicht möglich sein werde und wir uns mit einem inneren Opfer — Rezession — zu bescheiden haben würden, das die Sterbefälle von Kindern gleichermaßen in die Höhe treiben werde.10)
Seltsamerweise war meine Schwierigkeit, zu Beginn des Jahres 1990 zu glauben, daß die deutlichen Gruppenfantasien, auf die ich gestoßen war, wieder einmal zum Krieg führen würden, kein Einzelfall; es war nicht das erste Mal, daß ich nicht glaubte, die nationalen Traum-Wünsche, die ich in den Medien beobachtet hatte, würden tatsächlich ausagiert werden. Im März 1981, als ich mein Buch Reagans Amerika schrieb, stellte ich fest, daß die Gruppenfantasien klar darauf hindeuteten, daß Reagan erschossen werden würde (das war zwei Wochen vor dem tatsächlichen Anschlag).
Scherzhalber bemerkte ich gegenüber Studierenden, die ich im Zuge einer Lehrveranstaltung in Politischer Psychologie unterrichtete, daß ich vielleicht das FBI alarmieren sollte, aber erst, als die Studenten in die nächste Unterrichtseinheit stürmten und riefen: "Es ist auf ihn geschossen worden! Genauso, wie wir gesagt haben!", wurde mir klar, wie erstaunlich prognostisch die Analyse von Gruppenfantasien sein kann.
Rituelle Menschenopfer in der Absicht, Gruppen von ihrem Beflecktsein zu reinigen, waren natürlich bei frühen Zivilisationen wie denen in Ägypten, Mesopotamien, Israel, China, Mexiko, Mittelamerika etc. eine weitverbreitete Praxis. Auch damals wurde das Opfer als dazu notwendig hingestellt, die Götter (Eltern) in Verbindung mit Schuldgefühlen aufgrund irgendeines Erfolgs zu beschwichtigen. So töteten etwa die Karthager als Gegengabe für Erfolg bei wirtschaftlichen und anderen Unternehmungen Zehntausende ihrer Säuglinge und Kleinkinder und bestatteten sie in Urnen.11)
9) Vgl. Anm. 2.
10) Vgl. Lloyd deMause, "Kopf oder Zahl": Geld als poison container, im vorliegenden Band.
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In der Tat enthüllt eine Untersuchung dieser frühen Zeremonien mit der Opferung verbundene Gruppenfantasien,12) die dieselben Symptome des post-traumatischen Streß-Syndroms aufweisen wie jene, die Kriegen der Neuzeit vorhergehen, darunter:
(1) eine sündhafte, befleckte Welt mit einem Anführer, den man als zunehmend unfähig sieht, das wachsende Gefühl der Nation, sich in einem emotionalen Chaos zu befinden, zu zügeln;
(2) zornige Götter und Göttinnen, die drohen, die Nation zu verschlingen oder auszulöschen, wenn nicht eine rituelle Darbringung eines Opfers veranstaltet wird, eines Opfers, das letztlich
(3) das göttliche Kind darstellt — den Sohn und Liebhaber der Großen Mutter, ein Kind, das getötet wird und dessen Opferblut das Gefühlsleben der Gruppe wiedererweckt und das in letzter Instanz das "schuldige" Kind repräsentiert, welches Opfer des ursprünglichen Traumas gewesen ist.
Genau so, wie einzelne, die unter dem post-traumatischen Streß-Syndrom leiden, oft dadurch eine zeitweilige Erleichterung ihrer emotionalen Not erfahren, daß sie sich oder andere verletzen, haben auch größere Gruppen herausgefunden, daß sie durch periodische Gruppen-Heilungsrituale eine beträchtliche Katharsis erfahren und ihr emotionales Gleichgewicht wiedererlangen können.
Menschenopfer und Kriege haben durchaus ähnliche dramatische Phasen, die während der vergangenen zehn Jahrtausende bemerkenswert konsistent geblieben sind, darunter:
A. Einen Feind für den rituellen Kampf schaffen. — Wenn die Azteken sich verunreinigt fühlten, veranstalteten sie "Blumen-Kriege", in denen sie ihre Armeen willkürlich in zwei Seiten aufteilten und eine Kosmische Schlacht fochten, um feindliche Krieger zu schaffen, die für das Herzopfer verwendet werden konnten, das ihre Nation wieder zum Leben erweckte. Auch moderne Nationen sind regelmäßig damit beschäftigt, sich die Feinde zu schaffen, die sie letztendlich bekämpfen werden, indem sie brutale Regimes bewaffnen, die eines Tages als Gegner gebraucht werden könnten.
11) Ausführliche Verweise finden sich in: Lloyd deMause, The History of Child Assault, in The Journal of Psychohistory 18 (1990), 16-21.
12) Theodore H. Gaster, Thespis: Ritual, Myth and Drama in the Ancient Near East, New York o. J.; Valerie Valeri, Kingship and Sacrifice: Ritual and Society in Ancient Hawaii, Chicago 1985; Burr Cartwright Brundage, The Jade Serpent: A Ritual Life of the Aztecs, Salt Lake City 1985.
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Im Falle des Golfkriegs schuf Amerika einen zur Kriegsführung fähigen und willigen Irak, indem es zunächst ein Jahrzehnt lang den Aufbau von Husseins Militärdiktatur unterstützte und ihm dann signalisierte, daß es an der Zeit war, die Kosmische Schlacht zu eröffnen, indem es seine Drohungen mit einem Einmarsch in Kuwait mit Nachrichten erwiderte, in denen festgehalten wurde, daß Amerika nicht eingreifen werde, da "wir ... bezüglich Ihres Grenzkonflikts mit Kuwait keine Meinung vertreten" und "wir kein Verteidigungsbündnis mit irgendeinem Land am Golf eingegangen sind".13)
B. Rituelle Demütigung des Anführers. — Weil das Kriegsritual die im Zuge des initialen Traumas erlebte furchtbare Demütigung und Erniedrigung des Kindes reinszeniert, muß der Anführer als Repräsentant der Nation zuerst eine rituelle Demütigung über sich ergehen lassen, bevor zum Tötungs-Teil des Opfers übergegangen werden kann. So wurde etwa der Heilige König Babyloniens zuerst geohrfeigt und dann gezwungen, in Demut vor dem Bild des Gottes niederzuknien und seine Sündhaftigkeit zu beichten.
In Amerika wurde George Bush vor der Golfkrise gezwungen, eine beträchtliche Demütigungsphase über sich ergehen zu lassen, während der man ihn einen "Waschlappen" nannte — in Karikaturen wurde er oft mit einer Damenhandtasche an seinem schlaffen Handgelenk dargestellt —, bevor ihm erlaubt wurde, seine Männlichkeit dadurch wiederzuerlangen, daß er den Krieg begann. Tatsächlich zeigte ihn die Zeitschrift Time kurz vor Kriegsbeginn auf ihrem Titelbild sogar als zwei George Bushes, "Männer des Jahres", der eine stark und der andere schwach — ein Bild, das mit dem identisch ist, welches jene Gesellschaften verwendeten, die "Doubles" des Königs ernannten, um dessen starke und schwache Aspekte hervorzuheben.14)
Die rituelle Demütigung des "Waschlappens" Bush erlebte in der Folge ihren Höhepunkt mit der angeblichen Demütigung Amerikas durch den Einmarsch des Irak in Kuwait. Es dauerte tatsächlich eine Zeitlang, bis Bush erkannte, daß die irakische Invasion eine Rituelle Demütigung durch einen Bösen Feind war. Weit davon entfernt, aufgrund der Machtübernahme des Irak außer sich zu sein, betrachtete er sie anfangs einfach als ein politisches Routineereignis. Am Morgen nach der Invasion lud er die Reporter, die auf die amerikanische Antwort warteten, in sein Büro und teilte ihnen mit: "Wir ziehen keine Intervention in Betracht. Ich erwäge keinen solchen Schritt."15)
Auch als beschlossen wurde, Truppen nach Saudi-Arabien zu entsenden, sagte er der Nation im Fernsehen: "Ich möchte klarstellen, was wir tun und warum wir es tun ... Der Auftrag unserer Truppen ist ausschließlich defensiv ... Sie werden keinerlei Feindseligkeiten provozieren ..."
13) The New York Times vom 23. September 1990, L18 f.; The Washington Post vom 19. September 1990, A19; Paul A. Gigot, A Great American Screw-Up: The U.S. and Iraq, 1980-1990, in The National Interest, Winter 1990/91, 3-10.
14) Valeri, Kingship and Sacrifice, 165.
15) Time vom 7. Januar 1991, 22.
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Er brauchte offenbar einige Zeit, um zu erkennen, daß es sich im Unterschied zu früheren irakischen Invasionen diesmal um eine Invasion handelte, die als casus belli betrachtet werden wollte, und daß es Zeit war, gegen den Irak in den Krieg zu ziehen.
Abbildung 7: George Bush als "doppelter" Gottkönig
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C. Den Triumph des Guten über das Böse in Szene setzen. — Die theologische Sprache aller Kriege ist notwendig, um die schmutzige Arbeit, Leuten die Gesichter und Gliedmaßen wegzuschießen, in einen heiligen Kampf zwischen Gut und Böse zu verwandeln. "Es gibt Böses auf der Welt", teilte der Kongreßabgeordnete Solarz dem amerikanischen Volk mit, als er bei der Abstimmung für das Einschreiten Amerikas die Kräfte anführte, die für den Krieg waren. Präsident Bush sagte wiederholt, daß Amerika für eine Neue Weltordnung kämpfte, die, wie er versprach, eine Neue Ära des Friedens in der Welt herbeiführen würde.
Die Nation teilte diese Wiedergeburts-/Wiederbelebungs-Fantasien. Am Tag, nachdem das amerikanische Militär seinen Angriff begonnen hatte, waren die Zeitungen voll mit Stellungnahmen "einfacher Amerikaner", die sagten, sie fühlten, daß "der Lauf der Geschichte sich geändert hat ... Ich weiß nicht genau, was das heißt, aber ich weiß, daß die Dinge ab jetzt anders sein werden ... Das Land hatte eine Schwelle überschritten ... Ich weiß nicht genau wie, aber die Einstellungen werden jetzt anders sein ... Das [ist] eines von jenen Ereignissen, die das Ende einer alten Ära und den Beginn einer neuen markieren".18)
Auch die irakische Kriegssprache war voll von der Bildlichkeit einer heiligen Reinigung, wenn etwa gesagt wurde, daß die Amerikaner "sich Gott widersetzt und Mekka entweiht" hätten, daß der Krieg "unsere Seelen und das Land von den Fremden reinigen" würde und daß der Irak bei der "endgültigen Auseinandersetzung zwischen Ungläubigen und Gläubigen, zwischen Gut und Böse" siegreich sein würde.19)
So wie antike Gesellschaften ihre rituellen Reinigungskriege oft unter der Ägide von Sturmgottheiten führten, nannte Amerika seinen Krieg Desert Storm — als ob er seine "Bestimmung in der Wüste" durch die vorübergehende Gewaltsamkeit eines Wüstensturms erfüllen würde, der eine ausgedörrte Welt bewässerte und neue Fruchtbarkeit hervorbrächte. Sogar der Einsatz tödlicher Waffen wurde in religiösen Metaphern beschrieben, von "der Neuen Ära im Luftkrieg" zum "Wunder der Patriotischen Rakete".
16) Ira Chernus, Dr. Strangegod: On the Symbolic Meaning of Nuclear Weapons, Raleigh 1986.
17) New York Post vom 17. Januar 1991, 31.
18) The New York Times vom 16. Januar 1991, AI, und vom 18. Januar 1991, AI.
19) New York Post vom 11. August 1990, 3; New York Newsday vom 12. Januar 1991, 10.
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Nachdem der König dargestellt werden mußte, wie er mit seiner Ehrfurchtgebietenden Macht auf magische Weise das Reinigungsritual ausführte, waren die Medien vor dem amerikanischen Einmarsch voll mit Schlagzeilen wie "USA KÖNNEN IRAK IN 5 TAGEN NIEDERMACHEN" — ein regelmäßig wiederkehrender historischer Irrtum, wie Abraham Lincolns Vorhersage, daß der amerikanische Bürgerkrieg nur 20 Tage, oder auch die Vorhersagen, daß der Erste Weltkrieg nur drei Monate dauern würde, belegen.
Jede Anstrengung mußte unternommen werden, um den Eindruck zu erwecken, daß die Kosmische Schlacht nur die Vertreter des Bösen tötete. Daher kam den Berichterstattern die Aufgabe zu, ihre Leser von dem Blutbad abzulenken, das tatsächlich veranstaltet wurde, indem sie flächendeckende Bombardements "chirurgische Schläge" und Zehntausende verstümmelte Körper irakischer Zivilisten "Begleitschaden" nannten. Ein Fernsehreporter teilte der Nation, nachdem die ersten achttausend Lufteinsätze die irakischen Streitkräfte zertrümmert hatten, mit: "Bald müssen wir den Luftkrieg beenden und anfangen, Menschen zu töten"21) — als ob Amerika nur bösartige Gebäude und Ausrüstung bombardierte und keine Menschen.
Daß die Medien bei dieser Ablenkung der Öffentlichkeit von der furchtbaren Wirklichkeit des Krieges erfolgreich waren, wird durch die Beobachtung im New Yorker angezeigt, daß "für diejenigen von uns, die in den USA an ihren Fernsehgeräten hingen, der Krieg im persischen Golf am ersten Tag und noch einige Zeit danach eine unheimliche Fernbedienungs-Qualität hatte. Zu Zeiten schien es, als ob wir einen Krieg um Technologie verfolgten". Der Krieg folgte Szene für Szene dem Film Star Wars, voll mit lauter geschniegelten Luke Skywalkers, die die Bunker des Darth Vader mit High-Tech-Laserbomben in die Luft jagten.
Der Golfkrieg hatte wie alle Rituale sein Drehbuch von Gott — das heißt vom Furchterregenden Elternteil der Kindheit — und wies daher die Eigenschaft der Zwangsläufigkeit auf, die ihn gefühlsmäßig so aussehen ließ, als läge er nicht in den Händen derjenigen, die ihn ausführten.
"<Es lag immer eine bestimmte Unvermeidbarkeit darin>", wurde Bush zitiert, als er den Befehl zum Einmarsch gab, und man berichtet, daß er in der ersten Nacht des Krieges "der Nation zusah, als sie in den Krieg zog — wobei sie beinah exakt seinem Drehbuch folgte —, während er in einem ans Oval Office grenzenden kleinen Arbeitszimmer saß und mit der Fernbedienung seines Fernsehers zwischen ABC und CNN herumschaltete ... [Er] bemerkte ruhig: <Genau wie es geplant war.>".23)
20) New York Post vom 20. Dezember 1990, 2; Geoffrey Blainey, The Causes of War, New York 1973, 41-45.
21) WCBS-TV am 21. Januar 1991.
22) The New Yorker vom 28. Januar 1991, 21.
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Wirklich unvermeidlich war natürlich die Notwendigkeit des Opfers von menschlichem Leben. Die militärischen und politischen Ziele des Krieges waren deshalb so unbestimmt geblieben, weil es das eigentliche Ziel des Krieges war, Opfer zu töten, und nicht, Erdölvorkommen zu schützen oder amerikanische Arbeitsplätze zu retten oder einen Scheich wieder auf seinen Thron zu hieven. Nachdem die Grundformel des Krieges lautet: "Füg anderen zu, was man dir angetan hat", konnte der Krieg erst dann ein Ende finden, wenn genug Menschen getötet worden waren, um den Furchterregenden Elternteil in unseren Köpfen zufriedenzustellen, und kein bißchen früher.
Es gab zum Beispiel einige Experten, die argumentierten, daß jeder Bodenkrieg unnötigerweise amerikanische Soldaten tötete; nachdem Kuwait Wüstenlandschaft ist und Amerika die totale Kontrolle über den Luftraum besaß, war es lediglich erforderlich, den irakischen Streitkräften die Nahrungs- und Wasserversorgung abzuschneiden und ein paar Wochen zuzuwarten, bis sie sich ergaben.24) Jeglicher Einmarsch diente ganz einfach der Erbringung ritueller Opfer.
D. Die Feier der Wiedergeburt des Lebens. — Weil das rituelle Opfer die sündhaften, deprimierten Gefühle der Nation erleichtert, indem es die traumatische Gewalt rituellen Opfern auferlegt, gibt es beim Kriegsausbruch stets eine ungeheure emotionale Erleichterung. Und so erschienen, gleich nachdem der Irak in Kuwait eingefallen war, dankbare Kommentare in den Medien, etwa in einem Artikel der New Republic, wo es hieß: "Saddam Hussein hat der Welt einen Gefallen getan, indem er in Kuwait einmarschiert ist", und in Ben Wattenbergs Kolumne, der er die Überschrift gab: "DANKE, SADDAM, DAS HABEN WIR GEBRAUCHT." Ein Medienexperte, Prof. Ray Brown, schloß: "Wir haben uns schon seit Monaten schlecht gefühlt ... Plötzlich fühlen wir, daß wir wieder ein Ziel haben".25)
23) The Washington Post vom 16. Januar 1991, A1; New York Post vom 17. Januar 1991,8 .
24) Edward Luttwak, McNeil/Lehrer News Hour vom 30. Januar 1991; New York Post vom 31. Januar 1991, 4.
25) The New Republic vom 3. September 1990, 9; New York Post vom 7. August 1990, 21.
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Abbildung 8: Der jubelnde Priester, der das rituelle Opfer präsentiert
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Abbildung 9: Amerika fühlt sich sicher,
nachdem es seine Ängste auf die Truppen übertragen hat
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Abbildung 10: Am Valentinstag sehnt sich Amerika nach analer Vergewaltigung
Abbildung 11: Amerika fühlt sich durch den Krieg wiedergeboren
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Abbildung 12: Das Kastrieren des Feindes.
"Zuerst schneiden wir's ihm ab, dann wir's um."
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Abbildungen 13a und 13b: Der als Gott wiedergeborene Gottkönig
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Als erst einmal ein lebender Feind auserkoren war, hörten die Rückblenden in unseren Köpfen auf. Die Stimmung in Amerika veränderte sich dramatisch. Nachdem Amerika mit der Bombardierung begonnen hatte, schnellten die Zustimmungsraten für den Präsidenten und die Börsenkurse in die Höhe, während alle Geschichten darüber, wie deprimiert Amerika sich fühlte und wie unvermeidlich eine schwere weltweite Rezession war, verschwanden. Alles Böse lag nun im Feind, während ein neues, vereinigtes, wiedererstarktes Amerika ohne die hinderliche emotionale Störung, die es im voraufgegangenen Jahr gelähmt hatte, "mit seinem Job (zu leben) fortfahren" konnte.
Daß traumatische Kindheiten die Quelle dieser periodisch wiederkehrenden, allgemein geteilten Zustände des post-traumatischen Streß-Syndroms sein können, mag jene unwahrscheinlich dünken, die glauben, daß die Kindheit für die meisten Amerikaner im großen und ganzen einigermaßen glücklich verlaufen ist.
Hingegen wird jeder, der den beachtlichen Forschungen zur Geschichte der Kindheit folgt, die von unserem Institute for Psychohistory in den letzten zwei Jahrzehnten veröffentlicht worden sind,26) erkannt haben, daß die durchschnittliche amerikanische Kindheit bis in die 40er Jahre, als (beginnend mit der "Spock-Generation") sanftere Formen der Kindeserziehung größere Breitenwirkung erlangten, tatsächlich ziemlich traumatisch gewesen ist — weitverbreitete körperliche Grausamkeit und sexuelle Belästigung eingeschlossen.
Tatsächlich steht die Spaltung zwischen denjenigen Amerikanern, die meinten, daß "unvermittelt, massiv und entschieden ... Gewalt angewandt werden muß", um Saddam Hussein eine Lektion zu erteilen (Außenminister James Baker), und jenen, die meinten, daß "der Irak durch das Zurückhalten der Versorgungsmittel infolge des Embargos diszipliniert werden kann" (die Demokraten im Kongreß), für eine Spaltung zwischen denen, die in ihrer Kindheit mittels traumatischer körperlicher Gewalt gezüchtigt wurden, und jenen, die durch ein Zurückhalten der elterlichen Zuwendung diszipliniert wurden. Sogar die Sprache der Anführer spiegelte ihre jeweilige Kindheit wider. Obwohl es gegenwärtig keine detaillierten Psychobiographien gibt, kann man in vielen Anspielungen George Bushs, wie etwa in seiner Drohung, Hussein "in den Arsch zu treten", die Züchtigungspraxis seines strafenden Vaters erkennen ("er legte uns übers Knie und vertrimmte uns mit seinem Gürtel. Er hatte einen kräftigen Arm, und Mann, das haben wir gespürt")27).
26) Literaturangaben dazu finden sich in: deMause, History of Child Assault, 1-29.
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In ähnlicher Weise spiegelt sich Husseins eigene traumatische Kindheit — seine schmerzhafte, blutige Beschneidung als Knabe eingeschlossen — ohne Zweifel in seinen Ansagen, daß seine Mission darin bestehe, "den Zweig Kuwait zurück zur Wurzel zu führen", und daß die Amerikaner dazu gebracht werden würden, "in ihrem eigenen Blut zu schwimmen".28)
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Nachdem die Kindheit sich tatsächlich langsam verbessert,29) brennen mit jedem Jahrzehnt immer weniger Menschen enthusiastisch darauf, in den Krieg zu ziehen. Frauen — die vor einer Generation weitaus weniger körperliche Züchtigung als Knaben erhielten — waren einen Monat, bevor er ausbrach, mit 73 zu 22 Prozent gegen den Krieg — während Männer im Hinblick auf die Wünschbarkeit des amerikanischen Eingriffs zur Hälfte gespalten waren.30) Meinungsumfragen zeigen konsequent, daß umso weniger Menschen einem Krieg zustimmen, je geringer das Alter der Befragten ist.
Hoffentlich darf man erwarten — so könnte man schließen, wenn der Krieg denn wirklich die nationale Reinszenierung des Kindheitstraumas ist —, daß die Beseitigung der traumatischen Kindheit für die größtmögliche Zahl von Menschen letztlich zugleich das Ende kriegerischer Auseinandersetzungen bedeuten wird ... vorausgeschickt, daß wir die Welt nicht vorher in die Luft jagen.
E n d e
27) Barbara T. Roessner, Obedience, Diligence, and Fun: Bush's Extraordinary Family Life, Recalled by Brother Prescott, in der Times-Union (Jacksonville, Florida) vom 15. Januar 1989, A3.
28) The Wall Street Journal vom 7. Februar 1991; The New York Times vom 7. Januar 1991, AI; New York Newsday vom 13. Januar 1991, 7; Rafael Patai, The Arab Mind, New York 1983.
29) Vgl. meine Artikel zur Geschichte der Kindheit im vorliegenden Buch.
30) Louise Harris, The Gender Gulf, in The New York Times vom 7. Dezember 1990, A35.
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