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Geleitwort von Jan Tinbergen

Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften

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Von diesem Buch können wir alle lernen, gerade auch wir Ökonomen. Wir lernen mehr über den Hinter­grund, vor dem Wirtschaftsprozesse ablaufen, und über den Raum, in dem sie ablaufen — unseren Planeten Erde. Dieser Hintergrund, dieser Raum ist sehr weit im Vergleich zu den Problemen, mit denen sich üblicherweise Wirtschaftswissenschaftler befassen. Aber dieser Raum ist dennoch begrenzt, und alles, was wirtschaftlich auch immer geschieht, läuft in diesem Raum und vor diesem Hintergrund ab.

Für zwei Dinge allerdings gibt es keine Grenzen: keine für die Zahl künftiger Generationen, auf die wir Rücksicht nehmen müssen, und keine für den Erfindungsgeist. Die künftigen Generationen fordern uns heraus: Wir müssen nicht nur für unsere eigene Generation Sorge tragen; auch alle künftigen Generationen müssen sich aus den begrenzten Flüssen der irdischen Ressourcen versorgen und ernähren können. Unsere Kreativität hat Ideen und Maßnahmen zu entwickeln, die diesen Ansprüchen gerecht werden.

Unsere Verantwortlichkeit für alle Generationen verpflichtet uns aber besonders gegenüber den Mitmenschen, die in armen Regionen der Erde leben oder in den ärmsten Stadtvierteln überall auf der Welt vegetieren. In der Gegenwart wie auch in der Zukunft erstreckt sich unsere Verpflichtung nicht nur auf die Beschaffung von Nahrung und materieller Existenzgrundlagen, sondern auch dazu, die Umwelt in sauberem, funktionsfähigem Zustand zu halten.

Das Zeitalter global völlig ungleich verteilter Einkommensverhältnisse neigt sich dem Ende zu. Aber bei der gegenwärtigen Entwicklung würde es viel zu lange dauern, bis sie einander angleichen: ein halbes Jahrtausend. Es ist sehr zweifelhaft, ob die höchsten heutigen Einkommen auch in Zukunft haltbar sind. Die Marktwirtschaft bedarf offensichtlich gewisser Regelungen, um öffentliche Güter bereitzustellen, zu krasse Verteilungsmängel zu vermeiden und auch in Zukunft aufrechterhaltbare Zustände zu schaffen.

Es ist das Verdienst der <Neuen Grenzen des Wachstums>, daß das Buch uns die gegenwärtige Lage klar bewußt macht und erkennen läßt, wo und wann die Grenzen des Möglichen erreicht sind. Es beschreibt die Bedingungen, unter denen eine nachhaltige Entwicklung, eine saubere Umwelt und gerechtere Einkommens­verteilung schließlich erreicht werden können. Das Werk zeigt diese Möglichkeiten auf und macht klar, daß auch sie begrenzt sind; stärker, als die meisten Ökonomen sich vorstellen wollen. 

Wir erfahren, daß der auch in weiterer Zukunft erreichbare durchschnittliche Einkommenspegel heute schon niedriger liegt, als er noch vor zwanzig Jahren möglich gewesen wäre. Das haben wir selbst verschuldet, weil wir die Begrenzungen bei der Nutzung natürlicher Ressourcen nicht wahrhaben wollten. Dieses Buch macht aber auch deutlich, wie die menschliche Kreativität in vieler Hinsicht unsere Zukunftsaussichten auch verbessert hat, zum Beispiel durch günstigere Energienutzungsgrade, durch das Recycling und durch die Steigerung der Lebenserwartung.

Wir Wirtschaftswissenschaftler müssen den Autoren Dank sagen, weil sie uns gezeigt haben, wie die gegenwärtige Entwicklung die natürlichen Begrenzungen zu überschreiten droht. Sie haben uns darauf hingewiesen, welche Beiträge die Wirtschaftswissenschaften und andere Wissenschaftsdisziplinen zu leisten haben, um Kriege zu vermeiden, den Hunger zu beheben, Krankheiten zu lindern, die Umweltverschmutzung zu beseitigen und eine dauernd existenzfähige Zukunft zu schaffen.

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  Meadows - 1992 - Beyond the Limits