Alice Miller
Der
gemiedene
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1988 188/193 Seiten detopia: |
Inhalt Vorwort (7) Literatur und Quellen (191) Leseprobe.pdf vom Verlag Umschlagbild: Aquarell von Alice Miller, suhrkamp taschenbuch 1812 In ihren hier vorliegenden neuen biographischen Analysen, unter anderem über Friedrich Nietzsche, Pablo Picasso, Käthe Kollwitz und Buster Keaton, enthüllt Alice Miller verblüffende Zusammenhänge. Zwanghafte Verklärung der Eltern und die Verdrängung von Kindesleid werden zur emotionalen Falle und legen einen lähmenden Schleier auf das menschliche Selbst. Seelisch verkrüppelte Menschen sind nicht selten die Folge: Der Schlüssel zur Gesundung, zur Zurückgewinnung von Lebensfreude, Schaffenskraft und Friedfertigkeit liegt, wie Alice Miller überzeugend darlegt, in der vorbehaltlosen Aufdeckung der Kindheit. »Künstler bringen, meistens unbewußt, viele verdeckte Wahrheiten an die Öffentlichkeit, aber in Verkleidungen, in Symbolen. So erlangen sie die Gunst der Liebhaber ihrer Art. Doch die Wurzeln des Leidens und des zerstörerischen Verhaltens werden auf diese Weise nicht offengelegt. Nur mit Hilfe des erlangten Bewußtseins wäre dies möglich.« Alice Miller |
1-
Das ungelebte Leben und das Werk eines
Lebensphilosophen Richard Wagner (Der Vater, die Verführung und die Enttäuschung) (35) Die Verherrlichung des Bösen (Lebendigsein ist böse) (62)
2-
Das Erdbeben in Malaga und die
3-
Die toten Engelchen der Mutter und
4-
Lachsalven bei Kindesmißhandlungen und 5- Despot oder Künstler? Chaim Soutine (127) 6- Wenn Isaak den Opfertisch verläßt (154) 7- Des Kaisers neue Kleider (165) |
Vorwort
Sooft ich in Biographien von schöpferischen Menschen blättere, finde ich auf den ersten Seiten beiläufige Informationen, die mir bei meiner Arbeit besonders hilfreich sind. Sie beziehen sich auf ein oder mehrere Ereignisse der Kindheit, deren Spuren immer im Werk nachweisbar sind und meistens wie ein roter Faden das ganze Werk durchziehen. Trotzdem werden diese einzelnen Ereignisse vom Biographen selbst kaum beachtet.
Man könnte diese Fakten mit einem gefundenen Schlüsselbund vergleichen, für den man keine Verwendung hat, weil man den Besitzer nicht kennt und vermutet, daß er längst ein anderes Haus bewohnt, folglich an den verlorenen Schlüsseln nicht das geringste Interesse mehr haben wird. Ist es dann berechtigt, wenn ich diese Schlüssel in die Hand nehme und die dazu passenden Türen in alten Häusern ausfindig mache, um dort ein Leben zu entdecken, das lange darauf wartet, erkannt zu werden?
Es mag als indiskret empfunden werden, Türen von fremden Häusern zu öffnen und in den Familiengeschichten fremder Menschen zu stöbern. In Anbetracht der Tatsache, daß so viele Menschen ihre Eltern noch zwanghaft verklären, kann mein Tun sogar als ungehörig bezeichnet werden. Es erscheint mir dennoch als unumgänglich. Denn das verblüffende Wissen, das hinter diesen bisher verschlossenen Türen zum Vorschein kommt, trägt wesentlich dazu bei, daß Menschen aus ihrem gefährlichen, folgenschweren Schlaf zu ihrer eigenen Rettung erwachen können.
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