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Leseberichte bei Amazon:

 

 

Verdrängte Gefühle und die Folgen für den Körper      2004, Deutschland

In ihren Büchern hat sich Alice Miller auf unterschiedliche Weise mit dem Thema Gewalt in der Erziehung und deren individuellen und gesellschaftlichen Folgen auseinandergesetzt. Auch in „Die Revolte des Körpers" greift sie diese Schwerpunkte wieder auf, erweitert um die Diskussion der Frage: Wie ist das Verhältnis nun erwachsener, früh misshandelter Kinder zu ihren Eltern beschaffen? 

In diesem Zusammenhang zeigt die Autorin, wie sehr dieses Verhältnis immer noch von den Forderungen der Religion, die Eltern achten zu müssen, geprägt ist und verdeutlicht, welchen Schaden diese moralische Forderung im Leben des Erwachsenen anrichten kann. Wenn ein Mensch sich bemühe, die Eltern zu lieben, obwohl er eigentlich so nicht fühle, weil er in der Kindheit von ihnen misshandelt wurde, habe dies Folgen für den Körper. Das Unterdrücken echter Gefühle könne zu schweren physischen Erkrankungen führen. Das ist der rote Faden ihres neuen Buches.

Zu Beginn illustriert sie ihre These anhand des Lebens verschiedener Schriftsteller, die jeweils auf ihre Weise versuchten, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, aber scheiterten, weil sie keinen Zugang fanden zu ihrer Kindheitsgeschichte. Im Hauptteil führt Miller aus, dass die unterschiedlichen heutigen Psychotherapien von moralischen Forderungen an den Patienten beherrscht sind. Mehrheitlich würden die Hilfesuchenden in den Therapien dazu gedrängt, ihren Eltern zu vergeben, was auch immer in der Kindheit geschehen sei. Dies führt sie darauf zurück, dass sich die Therapeuten von der aus der Kindheit stammenden Angst vor den eigenen Eltern ihrerseits nicht befreien konnten. Patienten würden auf unterschiedlicher Weise daran gehindert, wahrzunehmen, was sie wirklich gegenüber den Eltern empfinden und was sie wirklich wollen.

So entwickelten sie Symptome, die sich dann zurück bildeten, sobald es den Patienten ermöglicht werde, ihre wahren Gefühle auszudrücken. Abschließend erläutert sie Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten der Anorexie anhand des „fiktiven Tagebuches" einer magersüchtigen Frau. Hier erscheint die Magersucht nicht als unverständliche Krankheit, sondern als Ausdruck eines Mangels an Kommunikation in der Kindheit wie in der Gegenwart, der nicht allein dadurch behoben werden könne, dass Ärzte und Therapeuten den Patienten dazu bringen, das Essverhalten wieder in den Griff zu bekommen, weil dadurch die Ursache der Krankheit unentdeckt bleibe.

Das neue Buch von Alice Miller bietet in einer gut lesbaren Sprache sowohl einen Einstieg in ihr Werk für diejenigen, die es nicht kennen, als auch wichtige Ergänzungen für ihre langjährigen Leserinnen und Leser. Menschen, die eine problematische Kindheit hatten und Erfahrungen mit der Psychotherapie, werden in diesem Buch wesentliche Gedanken finden. Wahrscheinlich steht jeder von Misshandlungen in der Kindheit Betroffene einmal vor der Frage: Wie gehe ich heute, als Erwachsener mit meinen Eltern um? Dass Alice Miller in diesem Zusammenhang ausführlich darlegt, warum das Gefühl des ehemals misshandelten Kindes für die Eltern keine Liebe sein kann, sondern eher „eine mit Erwartungen, Illusionen und Verleugnungen belastete Bindung", gibt viel Stoff zum Nachdenken.

  In zahlreichen Veröffentlichungen beispielsweise von Frauen, die als Kinder von ihren Vätern missbraucht wurden, ist zu lesen, dass diese Frauen ihre Väter weiterhin liebten. Vor diesem Hintergrund ist es wertvoll, wenn die Autorin zeigt, wie die Unterdrückung der echten Gefühle zu Drogenabhängigkeit, Magersucht oder körperlichen Krankheiten führt. Man kann eine seelische Not nicht mit moralischen oder religiösen Forderungen abschaffen. Sie muss von ihrer Ursache her verstanden werden. Dies ist besonders mit Blick auf die vielen aktuellen Medienberichte über Kindesmissbrauch oder Gewalt von Jugendlichen ein notwendiges Thema. #

 


 

Das Opfer zum Täter ...    2006    München LEM

 

Dieses Buch spricht mir aus der Seele. Es kann Ihnen helfen, Wunden aus Ihrer Kindheit zu heilen. Wenn Sie es zu Ende gelesen haben, werden Sie höchstwahrscheinlich in der Situation sein, Gefühle, die Sie sich Ihren Eltern gegenüber vielleicht nie gestattet haben, zuzulassen. Sie dürfen ehrlich fühlen.

Ich beobachte schon seit Jahren, dass bei der Auseinandersetzung mit Verletzungen aus der Kindheit kaltherzigen Eltern vergeben werden soll und das misshandelte Kind als unversöhnlich und der wahre Verantwortliche für die schlechte Eltern-Kind-Beziehung abgestempelt wird. Was ich besonders von "erleuchteten" oder sehr spirituellen Menschen verbreitet sehe. Endlich lese ich das schwarz auf weiß!!!

Man solle doch den Eltern vergeben, denn auch sie hätten sicher eine schwere Kindheit gehabt. Richtig! Und dennoch wird wie so oft in vielen Bereichen des Lebens das Opfer zum Täter gemacht.

Miller setzt sich in diesem Buch mit dem vierten Gebot "Du sollst deine Eltern lieben und ehren" auseinander. Das Wort Ehrfurcht zerpflückt sie in Ehr-Furcht, so habe ich das noch nie gelesen.

Sie polemisiert nicht über die "bösen" Eltern, sondern überlässt die Verantwortung für deren Auseinandersetzung mit ihren eigenen Verletzungen bei ihnen selbst. Sie stellt eine Verbindung her zwischen diesen unsichtbaren seelischen Verletzungen und Krankheiten im Erwachsenenleben. Durch Fallbeispiele erzählt sie davon, wie sich Krankheiten auflösten, nachdem sich der Patient mit seinen Misshandlungen mit Hilfe eines wissenden Zeugen auseinandersetzen konnte. Wissender Zeuge ist ein Mensch, dem der leidende Mensch sein frühkindliches Leiden erzählen kann und auch Empathie findet. Und nicht "politisch korrekt" zuzuhören und darauf hinweisen, auch die andere Seite in Erwägung zu ziehen und an die Eltern zu denken, die doch auch nicht aus ihrer Haut konnten. Dementsprechend zu allem Unglück noch ein schlechtes Gewissen zu schaffen.

Misshandelte Kinder meint hier nicht nur körperlich und sexuell misshandelte Kinder, sondern Menschen mit unsichtbaren seelischen Misshandlungen. Miller untersucht gängige Methoden der Psychotherapie und -analyse, durch die Heilung der Seele durch Vergebung bewirkt werden soll und dadurch Gefühle im Patienten vorgetäuscht werden, die keineswegs seine wirklichen Gefühle sind, also die ehrlichen Gefühle. Sie glaubt, dass durch die selbst misshandelten Therapeuten diese ihre eigenen misshandelnden Eltern schützen wollen, ihnen vergeben wollen.

Es rebelliert letztlich der Körper (...) weil er den Selbstbetrug schneller durchschaut, als der Verstand. (...) Man mag die Botschaften des Körpers ignorieren oder über sie spotten, aber es lohnt sich auf jeden Fall, seine Revolte zu beachten. Seine Sprache ist nämlich der authentische Ausdruck unseres wahren Selbst und der Kraft unserer Lebendigkeit."  

 


 

2006     amaname 

Eine Ergänzung ist dieses Buch, für alle die, die Fans von Alice Millers Büchern sind. Wie kann man ein Fan von solch schwerem Stoff sein? Das kann man, wenn man enttäuscht worden ist — von Therapien, die einem nicht halfen und in denen man verwirrt war, weil man nicht weiterkam; von Autoren psychologischer Bücher, in denen einem etwas gefehlt hat; von Eltern, bei denen seelisch man nicht satt wurde und sehnsüchtig blieb; von einem selbst, weil man immer wieder litt und alle Anstrengungen, sich vom Leiden zu befreien, ins Leere liefen. 

Alice Miller hat in ihren Büchern mit einer großen Schaufel in die Wahrheit vieler Menschen gestoßen, die sie nicht sehen durften, weil nirgends das Umfeld vorhanden war, um sich mit seinem Schmerz nicht alleine zu fühlen und die seelischen Verletzungen wahrnehmen zu dürfen, die man einst erlitt. Der Grund, weshalb sich so viele ganz normale Menschen in ihren Büchern so gut verstanden fühlen, mag darin liegen, dass Miller frei von gängiger Moral und dem Gebot, man müsse seine Eltern lieben und achten, schreibt. 

Weil sie parteiisch ist und nichts fordert, sondern anbietet, weil sie dem leidenden Menschen empathisch begegnet und nicht pathologisiert. Die Revolte des Körpers ist bei jedem zu beobachten, dem es nicht gelingt, seine Gefühle der Verletzung und Erniedrigung zu fühlen; aber der Körper sendet deutliche Signale, weiss den Weg, so die These.

Dieses Buch ist in seinem Schreibstil auch als Einführung begrüßenswert, aber Miller führt diesmal viele Beispiele eher oberflächlich und verkürzt auf, so dass es hilfreich ist, vorige Lektüre bereits zu kennen. Denn ihre wichtigen Grundkonzepte wie das vom Wissenden Zeugen, den jeder Mensch auf seinem Weg braucht und der so dramatischen Figuren wie Hitler und Hussein fehlte, wird hier nur angerissen. 

Neu im Buch ist die explizite Beschäftigung mit dem Vierten Gebot und der schuldgefühlbelasteten Bindung an die Eltern, denen man bereit ist, alles zu vergeben. Auch schreibt Miller längst nicht mehr für die Fachwelt, die ihre Bücher aufs schärfste kritisiert, sondern nur noch für die realen, betroffenen Menschen, die ihr dies in vielen Briefen und Beiträgen in Internetforen danken. 

Ich empfehle dem Einsteiger die Bücher "Das Drama des begabten Kindes (eine Um- und Fortschreibung)", oder "Evas Erwachen (über die Auflösung emotionaler Blindheit)". Denn diese Bücher bewegen sehr viel, sie sind erhellend, erleichternd und ungemein guttuend, weil sie etwas nachzuholen vermögen, das vielen in ihrer Kindheit fehlte, ohne dass sie es benennen könnten.

 


 

Neues Denken    2006  Von Ines Schulz, Berlin

Und wieder kam ein Buch zu mir, was mir meine Frage zu der Zeit beantwortet hat. Danke Alice Miller und den beiden Frauen im Dussmann-Kaufhaus, die mir eine kleine Einführung in das Thema von Frau Miller gaben. Selbst bin ich Mutter zweier Söhne (19 und 17 Jahre), der ältere war in Depressionen und ist nun auf Empfehlung in einer Traumatherapie. Auf Grund dieses Buches kann ich alles besser verstehen, ohne ein Psychologie-, Philosophie- oder Sozialpädagogikstudium absolviert zu haben. Ich bekomme mit ihr die Bestätigung, dass jeder Mensch einen WISSENDEN ZEUGEN, wie ihn Alice nennt, oder Therapeuten, oder wie ich es nennen würde, einen UMARMENDEN FREUND braucht. Einen Freund, der einen so nimmt, wie man eben ist und der ganz einfach ehrlich ist. 

Diesen Freund finde ich nur, wenn ich SELBST EHRLICH bin, denn jeder fühlt, wenn etwas nicht stimmt, früher oder später, das gilt es zu erkennen. Deshalb die Revolte des Körpers. Der Körper, seine Zellen reagieren immer, wenn etwas nicht passt, falsche Ernährung im Sinne von Nahrung auch als Gefühl. Man sollte sich nicht zwingen etwas zu essen,was man nicht WILL. Alice Miller macht MUT zum neuen Denken und ich wünsche mir, dass immer mehr Menschen Ihre wahren Gefühle erkennen und leben. Wir trainieren unsere Muskeln für einen gesunden Körper.Fitness Wir trainieren unsere Gedanken für einen gesunden Geist. Wellness. Und nun als drittes wir trainieren unsere Gefühle für eine gesunde Seele. Neues Denken  

 


 

Revolte des Körpers   31. Mai 2005 

Alice Miller stellt den Zusammenhang her zwischen Gesundheit und den Erlebnissen aus der Kindheit. Dieses Buch ist einfach/verständlich geschrieben und spricht vor allem jene an, die einfühlsam genug sind um wahrnehmen zu können, dass ihr Körper mittels Krankheiten Signale sendet, dass hier etwas nicht stimmt. Alice Miller erklärt sehr deutlich anhand von Beispielen berühmter Künstler den Zusammenhang zwischen Körper und Moral, die Abspaltung unserer Gefühle und die damit verbundenen Leiden. Sie deckt auf, wie sehr das Kind unter den psychischen Misshandlungen gelitten hat und nach Liebe/Wärme/Geborgenheit suchte aber nie fand und wie sehr der Erwachsene noch heute darunter leidet, indem er sich Ersatzbefriedigungen sucht. So entstehen Workoholics, die unsere Gesellschaft so braucht und benutzt, so entstehen alle Arten von Abhängigkeiten und Sucht. Sie erklärt auch, wie man aus diesem Wiederholungszwang aussteigen kann. Es gibt nur einen Weg: das Bewusstwerden und Zulassen von Gefühlen. 

Man kann Eltern nicht lieben, von denen man misshandelt wurde und wir müssen mit dem 4.Gebot aufräumen, das uns vorschreiben will "du sollst deine Eltern ehren". Misshandlungen sind strafbar, auch wenn sie von Eltern kommen und unser Grundgesetz sagt eindeutig "Die Würde des Menschen ist unantastbar". Wir können das Loch in uns, das unsere Eltern hinterlassen haben, nur füllen, "wenn wir einen wissenden Zeugen finden, wenigstens EINEN Menschen, der uns so annimmt, wie wir sind, uns den Schutz, Respekt, Sympathie und Begleitung gibt, die uns helfen zu verstehen, wie wir so geworden sind, wie wir sind." Dieses Buch hat mir sehr geholfen, meine Beziehung zu meinen Eltern zu bearbeiten und mich gestärkt, meinen Weg zu gehen. Nicht empfangene Zuneigung kann man nicht nachholen und wir werden sie auch heute von unseren Eltern nicht mehr erhalten. Das tut weh, aber dieser Wahrheit müssen wir ins Auge sehen, um dann frei durchs Leben gehen zu können und uns Menschen zu suchen, mit denen wir in Liebe gehen wollen.  

 


 

Auf den Punkt gebracht    2005

Zum Thema Somatisierung - psychosomatische Erkrankungen - und ihren Zusammenhang mit kindlichen Traumata habe ich noch kein erhellenderes Buch gelesen. Alice Miller geht auf verschiedene körperliche Erkrankungen (Magersucht, Krebs, Asthma) ein und zeigt die Zusammenhänge zwischen deren Auftreten und unverarbeiteten Traumata bzw. Konflikten des Kindes mit seinen Eltern auf. Sie stellt dabei die These auf, daß diese Krankheiten nicht durch Verzeihen und Aussöhnung mit den Eltern herbeigeführt werden kann, sondern - ganz im Gegenteil - Heilung nur durch Zulassen jener Gefühle erreicht wird, die die Balance des Körpers zerstört haben. 

Anhand verschiedener Fallbeispiele stellt Miller dar, wie Patienten durch die vermeintliche Aussöhnung mit ihren Eltern und Verzeihen der durch sie erlittenen Kränkungen oder Erniedrigungen nur eine kurzfristige Besserung erreichen konnten. Eine dauerhafte Heilung wird jedoch nur durch das Annehmen der Wut und des Hasses gegen die eigenen Eltern erreicht. Die Verdrängung der Schuld der Eltern gelingt dem Kind häufig nur dadurch, daß es alle Schuld auf sich nimmt. Durch die Befreiung vom Tabu der elterlichen Fehlbarkeit kann es dem Erwachsenen jedoch gelingen, sich von der vermeintlichen Schuld und der daraus resultierenden Verpflichtung gegenüber seinen Eltern zu befreien.

Die meisten der hier beschriebenen therapeutischen Ansätze hat Alice Miller bereits in früheren Büchern beschrieben. Zu nennen ist hier z.B. ihre These, daß klassische Psychotherapeuten in vielen Fällen in ihren Denkweisen stark im christlich-religiösen Hintergrund verwurzelt sind und daher nicht als "wissende Zeugen" für die Verzweiflung des mißbrauchten Kindes" auftreten können. Das Neue an diesem Buch ist die Übertragung ihrer Ideen auf (psycho-)somatische Krankheiten. Besonders gefallen haben mir ihre - leider zu kurzen - Ausführungen über eine Asthma-Patientin, deren Symptome verschwanden, nachdem sie sich als eigenständige Person anerkannte und ihre Empörung als gerechtfertigt anerkannte.

Dieses Buch macht Mut, den eigenen Gefühlen zu vertrauen, ehrlich mit ihnen umzugehen und nicht der eigenen Harmoniesucht zu verfallen, die suggeriert, daß Vergeben und Vergessen der beste Weg ist.

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