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Der öko-religiöse Mensch hat den Auftrag, die Natur zur Sprache zu bringen -
oder: Im Menschen bringt sich die Natur selbst zur Sprache 

 

 

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Es sieht also alles ganz danach aus, daß die Natur mit der evolutiven Zunahme der Komplexität, mit der Höherentwicklung des Gehirns, mit der Aufrichtung der Haltung auf die Sprache hinaus-»wollte«, und zwar auf eine dem Ganzen der Wirklichkeit möglichst voll und differenziert entsprechende, »adäquate« Sprache, d. h. auf eine Wort- und Begriffssprache, die die Möglichkeit verschiedenster Sätze, Satzkonstruktionen und Satzsysteme erlaubt. 

Nur eine solche Sprache kann auch den geistigen, den »überbiologischen« Tiefenschichten der Natur angemessen Ausdruck verleihen. »Überbiologisch« meint hier nicht etwas über die Natur Hinausgehendes, wohl aber eine die unmittelbaren sinnlichen Bedürfnisse des Lebens überschreitende Leistung. Wie hoch wir auch immer die Laut- und Gebärdensprache in der Tierwelt, ihre verschiedenen Kommunikationsformen einschätzen mögen, kein Forscher dürfte heute bereit sein, der sog. Tiersprache eine überbiologische Funktion im eben präzisierten Sinn zuzubilligen. Zwar verfolgt die Natur auch in der sog. Tiersprache einen immanenten Logos, einen Sinn. Hierin besteht also noch nicht der Unterschied zum Menschsein und zur menschlichen Sprache. 

Mit Recht sagt F. Buytendijk, daß »die Kundgabe in der Tierwelt... immer ein Verhalten ist, das auf eine Situation, auf Artgenossen oder auf andere Tiere sinnvoll bezogen ist«.164 Der Unterschied zum menschlichen Sprechen liegt also nicht in der Logik, der Logoshaftigkeit der tierischen Kommunikation als solcher, sondern darin, daß dieser Logos der biologischen Situation so gut wie vollständig immanent, d. h. praktisch nur auf sie bezogen ist und sich sein Sinn in der Hilfe für diese Situation im großen und ganzen erschöpft, während von der menschlichen Sprache gesagt werden muß, daß sie prinzipiell situationsentbunden, situationsgelöst, situationsfrei sein kann, wobei allerdings mit Situation vornehmlich die biologische, sinnlich-vital bedeutsame Situation gemeint ist.

Bezüglich der grundsätzlichen Situationsentbundenheit menschlicher Sprache betont A. Portmann: »Neu ist die Überschreitung der puren Möglichkeit des spontanen Ausdrucks von subjektiven Stimmungen, die Fähigkeit zur beherrschten, von der Situation losgelösten Aussage.«165 

Ja, man muß geradezu sagen, daß die menschliche Sprache »Situation konstituierende Leistung«166 sein kann, weil der Mensch eine neue Situation durch seine Rede, manchmal sogar durch ein einziges energetisch-ethisch geladenes Wort zu schaffen vermag.

Aus der grundsätzlich gegebenen biologischen Situationsentbundenheit der menschlichen Sprache ergibt sich, daß sie, daß der Mensch mit seiner Sprache der ganzen, der möglichst vollständigen Wahrheit (über die Wirklichkeit) und Wahrhaftigkeit verpflichtet ist. Seine auch und wesentlich durch die Sprache ermöglichte Freiheit von der Enge der das Tier bestimmenden sinnlichvitalen Bedürfnisse soll keine Willkür, keine Schranken- und Richtungslosigkeit begründen oder veranlassen, sondern ihn in den Stand versetzen, sich dem Ganzen der Natur, des Seienden zu öffnen und ihm in seiner Sprache Ausdruck zu verleihen.

Wir haben ja bereits gesehen, daß auf Grund der prinzipiellen Freiheit der menschlichen Sprache gegenüber der biologischen Situation ihre Laute nun nicht mehr bloßer affektischer Ausdruck organischer Zustände, auch nicht mehr bloße Kundgabe zum Zweck der Herbeiführung leiblichen Wohlgefühls, also nicht mehr von praktischer, körperlich pragmatischer, d. h. dem Individuum oder der Art nützender Bedeutung sind bzw. notwendig sein müssen, sondern daß sie nun logoshaft in einem neuen Sinn, auf einer höheren Ebene sind bzw. sein können. Zumindest der inneren Fähigkeit nach ist die menschliche Sprache sinnbezogen auf das Objektive, auf das Wesen, die Wahrheit, die innere Sinnhaftigkeit der Welt und des Menschen, und nicht mehr auf die innere Ratio einer biologisch relevanten Situation. 

Vernunft ist ja gerade die freilich ideale, daher nie ganz erreichte Fähigkeit, die Wirklichkeit in ihrem An-sich-Sein, unabhängig von meiner jeweiligen individuell gefühlsmäßig und vital pragmatisch gefärbten Situation zu verneh-

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men, ihr gerecht zu werden, womit sich die Vernunft als ein überbiologisches, ja überpsychisches Prinzip ausweist, wie immer sie auch entstanden sein mag. 

Ein solches Prinzip anerkennt im Grunde auch der Marxismus mit seiner These der jetzigen qualitativen Überlegenheit des menschlichen Bewußtseins gegenüber der Materie, auch wenn er andererseits im Rahmen seiner Dialektik dieses Bewußtsein als Höchstprodukt der Bewegung der Materie ansieht. (Die Tatsache, daß in den mikrophysikalischen Ergebnissen die Objekt-Subjekt-Struktur mitenthalten ist, ändert an dem soeben über die Bestimmung der Vernunft zur Objektivität Gesagten nichts, weil die Erkenntnis und Anerkenntnis dieser Struktur — tiefer gesehen — nochmals die überbiologische Fähigkeit des Menschen, der Sache, dem Objekt, der Wirklichkeit gerecht zu werden, voraussetzt.) Hieran also erkennt man erst das Menschsein: an dem Wort, an der Sprache, soweit sie Zeugnis ablegen von der Vernunft im Sinne eines biologisch zweckentbundenen Prinzips, das sich den inneren Dimensionen des Menschseins und den äußeren der Welt in ihrem An-sich-Sein, unabhängig von den Wünschen des einzelnen Menschen, erkennend zuzuwenden vermag. 

Ob die Vernunft das objektive An-sich-Sein der Dinge wirklich erreicht oder überhaupt zu erreichen vermag, braucht uns hier nicht zu beschäftigen, weil dies eine rein erkenntnistheoretische, nicht direkt anthropologische Frage ist. Aber der anthropologische Befund, daß der Mensch prinzipiell fähig ist, sich über sich selbst als sinnliches Lebewesen zu erheben und sich der Wirklichkeit, unabhängig von seiner psychophysischen Wunschstruktur, der Intention und Tendenz nach zuzuwenden, kann keinem Zweifel unterliegen. Weil also menschliche Sprache als prinzipiell situationsentbundene die Tendenz hat, das An-sich-Sein der Dinge zum Ausdruck zu bringen, weil humane Sprache dort begann, wo sich ein Wesen aus seiner affektischen Gebundenheit an die biologische Triebsituation herauslöste und die Dimensionen des inneren und äußeren Universums zum ersten Mal und freilich noch sehr keimhaft als unabhängiger Beobachter, als »spectator mundi« betrachtete, deswegen muß die Wortsprache, weil sie die reine Ver-

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wirklichung der Idee und des Wesens der Sprache darstellt und zutiefst mit Sprache in ihrem Vollsinn zusammenfällt, der ganzen Wahrheit und der unbedingten Wahrhaftigkeit verpflichtet sein und stets in Freiheit geführt werden können.

Wahrheit, Wahrhaftigkeit, Freiheit — diese auch verstanden als Freisein von das Denken relativierenden Einflüssen der Triebe und der Affekte (z. B. auch des Fanatismus, des Hasses, der Intoleranz usw.) — sind also schon im phylogenetischen Ursprung der Sprache als menschlicher Wortsprache verankert. Vom Ursprung der menschlichen Sprache her, von ihrer wie immer gearteten diskontinuierlichen oder relativ kontinuierlichen Entwicklung aus den tierischen Kontaktlauten, Zurufen und Anrufen, insbesondere von ihrem Vergleich mit dem Zweck der lautlichen Leistungen der Tiere her, sind wir nämlich auf die drei erwähnten Merkmale (Wahrheit, Wahrhaftigkeit, Freiheit) gestoßen.

Nicht nur diese drei Merkmale, alle geistigen Fähigkeiten des Menschen sind eng mit der Wort- und Begriffssprache verbunden. Der Wesenszusammenhang dieser Sprache mit dem eigentlichen Menschsein, mit dem, was den Menschen zutiefst ausmacht, ist offenkundig. Sprache im eigentlich menschlichen Sinn einer überutilitären Funktion kommt erst dort zustande, wo das Menschsein im Sinne des Sicherhebens über die psycho-physische Organisation und damit über das Spektrum der sinnlich bedürfnismäßigen Situationen und Wunschstrukturen erwacht. Dies ist nur einer der vielen bestätigenden Aspekte jener bedeutsamen Wechselwirkung, die W. von Humboldt bekanntlich so formuliert hat: »Der Mensch ist nur Mensch durch die Sprache; um aber die Sprache zu erfinden, mußte er schon Mensch sein.« Vier Zitate mögen einen modernen Kommentar zu diesem Ausspruch liefern. Der Sprachpsychologe G. Revesz: »Die Menschwerdung setzt mit der Sprache ein.«167 A. Portmann meint, daß die Wortsprache »höchste Präsenz des uns Besonderen« sei und in ihrer »zentralen Stellung als Kennzeichen des Humanen« gesehen werden müsse. Er betont mit Nachdruck: »Wer vom Ursprung der Sprache redet, der meint den Ursprung des Menschen.

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So zentral ist die Funktion des Redens mit der des unmittelbaren Weltverstehens, mit unserer Art von Einsicht und Leben verbunden, daß dieses Reden stets mitgemeint ist, wenn wir überhaupt vom Menschen sprechen.«168 Der Psychologe F. J. J. Buytendijk: »Unsere Untersuchung der Ähnlichkeit und des Unterschiedes von Mensch und Tier findet ihre Zuspitzung in dem Vergleich der tierischen Kommunikation mit der menschlichen Sprache. Der Mensch ist nicht ein Tier, das sprechen kann, sondern seine Sprache ist die Manifestation einer von der des Tieres unterschiedenen Seinsweise. Im Kinde >er-wacht<... diese Seinsweise mit der Sprache.« Unter Bezugnahme auf die neueren systematisch durchgeführten Beobachtungen und Versuche an Schimpansen, bemerkt derselbe Forscher: »Ihm (dem Schimpansen) fehlt die Sprache, darum auch jede Kultur — also jede eigentliche Menschlichkeit.«169 Auch F. Kainz erblickt in der Wortsprache »den Wesensmittelpunkt des Menschen«.170

Kein Zweifel kann daran bestehen, daß die Entwicklung der Wortsprache, die dadurch ermöglichte Entfaltung einer reichen und umfassenden Begriffs- und Symbolwelt den Fortschritt des menschlichen Bewußtseins, des gesamten menschlichen Geistes- und Seelenlebens überhaupt mächtig gefördert hat. 

Neben ihrer Funktion als praktisches Mittel der Verständigung (in welcher zweckgebundenen, utilitären Aufgabe sie etwas der tierischen Kommunikation einigermaßen Analoges darstellt) hat nämlich die menschliche Wortsprache auch die Funktion eines Denkorgans; sie ist gleichsam »aussagendes und formuliertes Denken« (B. Erdmann). Sie ist somit Werkzeug und Mittel zur Erfassung der Welt, der gesamten Naturwirklichkeit in ihrem An-sich-Sein. 

Unsere eigene innere Natur wie die Natur des äußeren Universums werden sprachlich, und d. h.: klarer, präziser, eindeutiger erfaßt, als dies unserem Bewußtsein ohne Wort-, ohne Begriffssprache möglich wäre. Schon Plato maß deshalb der Sprache einen erkenntnistheoretischen Wert zu, der Wortbegriff ist nach ihm ein Mittel, das wahre Sein der Dinge zu lehren, ein Werkzeug, das Sein zu gliedern.171 Und auch für Herder und W. von Humboldt ist die Sprache »die geistige Tätigkeit, die die Welt gestaltet und benennt«.

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Der letztere fügt hinzu: »Der Mensch umgibt sich mit einer Welt von Lauten, um die Welt von Gegenständen in sich aufzunehmen und zu bearbeiten.«172 H. Schell erblickt den »höchsten Vorzug« der Sprache darin, »daß sie die metaphysischen Kategorien oder Abstufungen des Seienden aus dem Tatbestande heraustreten läßt und in ihren Ausdrucksformen und Wortarten wiedergibt«. Die Wirklichkeit — so Schell — ist »die erste Lehrmeisterin der Metaphysik; ihr erstes Lehrbuch ist allerdings die Sprache«.173

Die moderne Sprachpsychologie hat die denkfunktionelle Seite der Sprache, ihre wichtige Rolle bei den Denkoperationen und fast allen geistigen Leistungen, bei der Formulierung latenter, gerade in Entfaltung begriffener Gedanken, ihren Anteil am logisch geordneten und produktiven Denken, die Art und Weise, wie sie aus eigenem Antrieb denk- und sprachschöpferisch wirkt, mit einem Wort: ihren erkenntnistheoretischen Wert in vielen Einzelheiten herausgearbeitet. 

Zweifellos erhalten unsere Gedanken über die Wirklichkeit durch die sprachliche Fixierung festere Konturen und durch den grammatischen Aufbau, die sprachlich-logische Gestaltung und durch Einführung von Analogien und Metaphern einen allgemeineren Charakter, eine über das Individuelle hinausgehende Bedeutung. Bei der äußeren Wahrnehmung schaltet sich die Sprache als »gestaltende, formmodifizierende und formergänzende Tätigkeit« produktiv ein. Bei sprachlicher Formulierung des Wahrgenommenen entstehen Relationen, die den Inhalt und die Form des Wahrnehmungsbildes zu bereichern und zu beeinflussen vermögen. »Eine Landschaft wird anders gesehen, je nachdem ob man sie ohne Selektion und kategoriale Ordnung auf sich wirken läßt oder die kategorial zusammengehörigen Wahrnehmungsgegenstände miteinander verbindet und diejenigen voneinander trennt, die anschaulich oder begrifflich zueinander nicht passen. Die kategoriale Ordnung der wahrgenommenen Gegenstände geschieht in der Regel durch sprachliche Fixierung, die ihrerseits eine sinnvolle Gliederung in der Außenwelt bringt.«174

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Aber auch in der inneren Wahrnehmung spielt die Sprache eine bedeutende Rolle. Die Sprache hilft mir, mein Bewußtsein, mein Selbstgewahrsein, das Erfahrungswissen von meiner Freiheit im Akt der Willensentscheidung, das weite Feld meiner ethischen Vorstellungen, meine Unterscheidungen zwischen Wahr und Falsch, Gut und Böse, Recht und Unrecht, meine Gewissensregungen zu klären, teilweise zu »erklären«, jedenfalls präziser zu erfassen und durch Vergleich in ein Verhältnis zu den entsprechenden Erfahrungen anderer zu bringen. »Die anschaulichen und unanschaulichen Gegenstände der inneren Wahrnehmung, wie die Denkakte, Intentionen, Relationen, Abstraktionen, Apperzeptionen, ferner Trieb- und Gefühlsregungen oder wie die Gegenstände und Vorgänge der inneren Wahrnehmung auch sonst heißen mögen, werden teilweise durch die Sprache erzeugt, teilweise durch sie bewußtgemacht, in die Begriffswelt eingefügt und so zum Gegenstand der Reflexion erhoben.«175

Die Sprache ist also in vielen wesentlichen Hinsichten ganz eng mit einem Großteil unserer geistigen Fähigkeiten verbunden. Aber sie ist nicht schöpferisch in dem Sinne, daß sie diese Fähigkeiten erzeugt hätte. Das grundlegende geistige Bewußtsein des Menschen wird durch Sprache nicht erzeugt, sondern vervollkommnet. Sprache und Bewußtsein stehen in unauflösbarer, enger Wechselwirkung zueinander. Aber es gibt auch denkschöpferische Vorgänge, z. B. in der Musik, der darstellenden Kunst, in vielen praktischen Aktivitäten, im Schachspiel usw., wo die Sprache meist keine Rolle spielt. Diesen Vorgängen geht der verbale Charakter durchaus ab. Dagegen treten hier andere Elemente wie unmittelbares Erfassen der raumzeitlichen Beziehungen, zielgerichtetes Handeln, Phantasie, Bewegungsstrategien, Ergreifen von Möglichkeiten, die sich anschaulich darbieten, usw. in den Vordergrund.

Festzuhalten aber bleibt, daß die Sprache ein unabdingbares und hervorragendes Mittel für den menschlichen Geist ist, das dem geordneten Denken über die gesamte (Natur-)Wirklichkeit (in und um uns), dem sinnvollen Gestalten der Wahrnehmungen, der Selbstbesinnung und Selbstbestimmung sowie dem Ausdruck des inneren Lebens dient.

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Wenn wahr ist, daß wir es mit einem »erkennenden Universum« zu tun haben, daß die Natur ihren Aufstieg, ihre Höherentwicklung, ihre Zunahme an Komplexität vollzog, damit dabei ein Mehr an Bewußtheit und Information heraussprang; daß der Mensch, nach einem Wort des Neo-Darwinisten J. Huxley, die zum Bewußtsein ihrer selbst gelangte Evolution ist, dann »wollte« die Natur auch eine Sprache hervorbringen, »hervortreiben«, die die tierischen Kommunikationsformen weit übersteigt. 

Denn nur eine solche Sprache kann der Natur in ihrem breitesten und tiefsten Sinn und in ihrer Entwicklung angemessen, gleichsam »konnatural« sein, die den gesamten Seinsaufbau und die Sinngestalt der Natur als umfassendster Wirklichkeit zumindest grundsätzlich zum Ausdruck zu bringen vermag. Dazu aber ist keine tierische Laut- oder Gebärdenkundgabe fähig. 

»Der Mensch ist ein Zöon lögon echon (Aristoteles, Politik 1253 a 9f.): ein Lebewesen (zöon), zu dessen physischer Beschaffenheit — als Naturwesen — es gehört, daß es den Logos, das Denk- und Sprachvermögen hat. Das heißt naturgeschichtlich: Im Menschen kommt die Natur zur Sprache... Dazu, daß die Natur in uns zur Sprache kommt, gehört, daß auch Berge und Bäche, Tiere und Blumen, wenn nicht einander, so doch jedenfalls uns etwas zu sagen haben, das wir zum Ausdruck bringen können, wenn wir darauf hören... Die Natur zu Wort und so zu sich kommen zu lassen, ist... die besondere Aufgabe des Menschen unter Millionen von Tier- und Pflanzenarten auf der Erde. Wie einzigartig und entscheidend diese Aufgabe im Ganzen der Naturgeschichte und für ihre Vollendung ist, können wir wohl nicht wissen. Für uns aber ist sie die entscheidende, denn sie ist die unsere. Wir können sie nur wahrnehmen oder verfehlen... Wir nehmen dadurch am Leben teil, daß die Natur in uns zur Sprache und so zu sich kommt.« 

Hiermit, mit der Zuordnung des Sprachauftrags durch die Natur an den Menschen, ist keine Diskriminierung oder Entwertung der Rolle der Tiere und Pflanzen verbunden. Vielmehr treibt sich die Natur »mit uns fort, und mit allen anderen Lebewesen auch. Sie treibt sich mit uns fort, indem sie in uns zur Sprache und zur Kunst kommt, und mit den anderen Lebewesen, indem diese gleichermaßen ihr Leben leben.

Unser Leben und das der Mitwelt ist ihr Leben. Wenn aber ihr Leben sich in uns erfüllt, dann würde sie, als an ihr Ziel gelangt, geradezu aufjauchzen und den Gipfel des eigenen Werdens und Wesens bewundern. Dies schließt nicht aus, daß sie auch im Leben anderer Lebewesen an ihr Ziel gelangen kann. Worauf es in unserem Leben ankommt, ist jedoch, ob wir die in uns liegenden Möglichkeiten der Natur erfüllen.«176

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