|
perlentaucher.de/buch/fred-pearce/land-grabbing.html
KLAPPENTEXT
Land ist begehrt wie nie: Staaten wie China, multinationale Firmen und
reiche Privatanleger investieren neuerdings massiv in Grund und Boden. Ob
in Afrika, Asien oder Südamerika - Anbauflächen von der Größe ganzer
Provinzen wechseln den Besitzer. Doch wenn Agrarland zum
Spekulationsobjekt wird und Hedgefonds über die
fruchtbarsten Anbaugebiete unseres Planeten bestimmen, sind die Folgen
für uns alle unabsehbar.
Der
bekannte Umweltjournalist Fred Pearce hat in über
20 Ländern Käufer und Investoren interviewt (unter denen sich
neben Ölscheichs, Goldman Sachs und Lord Rothschild vermutlich auch Ihr
Pensionsfonds befindet), aber auch mit den betroffenen Bauern,
Viehzüchtern und Naturvölkern in Sumatra, Brasilien oder Liberia
gesprochen.
Wir
erfahren, was Abholzungslizenzen in Zentralafrika mit einer französischen
Präsidentenwahl zu tun haben und wo und warum
George Soros, aber auch die kolumbianische Drogenmafia und die Moon-Sekte
in Land investieren.
Es
geht um Nahrungsmittelproduktion für eine wachsende Bevölkerung - aber
auch um gewaltige Profite und einen neuen Kolonialismus, dessen
Bedeutung und Dramatik selbst die Klimafrage in den Schatten stellt.
Rezensionsnotiz
zu Die Tageszeitung, 24.11.2012
Fred Pearce' Buch über "Land Grabbing" hat Agnes Steinbauer
beeindruckt. Deutlich wird für sie, dass die im globalen Stil betriebene
Landnahme durch finanzstarke Investoren schon heute katastrophale Folgen
für Mensch und Umwelt hat: Umweltverschmutzung im gigantischen Ausmaß,
Umsiedlungsaktionen für Tausende von Menschen, Ausbeutung und
Arbeitslosigkeit. Besonders in Afrika ist ein Kampf um den Boden
entbrannt, bei dem Investoren und Regierung undurchsichtige Deals zum
Schaden der Bevölkerung schließen. Was der Wissenschaftsjournalist in
diesem Buch schildert, ist für Steinbauer ein "wahrer
Albtraum". Sie attestiert dem Autor profunde Recherchen auf allen
Kontinenten und die erhellende Darstellung von Zusammenhängen, die
häufig nicht gesehen werden. Ihr Fazit:
"nichts für schwache Nerven", aber höchst lesenswert.
Rezensionsnotiz
zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.11.2012
Dem weltumspannenden Phänomen der Landnahme widmet sich dieser Band von
Fred Pearce, den die FAZ heute gleich zweimal bespricht, und das nicht
einmal kontrovers. Wenn der Autor Regierungsvertretern auf Einkaufstour
durch die Welt folgt, die Büros der Nahrungsmittelspekulanten besucht und
mit dem Märchen aufräumt, ausländische Investitionen könnten das
Fortkommen rückständiger Weltregionen befördern, bekommt Manuela Lenzen
einen Eindruck davon, wie post-staatlicher
Chaos-Kapitalismus aussieht: gar nicht gut nämlich. Dem Autor
vertraut sie, weil er seine Urteile abwägt, drei Jahre auf dem gesamten
Globus recherchiert hat und auch positive Beispiele anerkennt. Insgesamt
aber lässt Pearce die Rezensentin nicht im Zweifel, dass
Land Grabbing eine verheerende Entwicklung darstellt.
Rezensionsnotiz
zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.11.2012
Ganz schön desillusioniert geht Wilfried von Bredow aus der Lektüre von
Fred Pearces Buch über die Folgen von weltweiter Landhamsterung hervor.
Was der reisende Wissenschaftsjournalist an Informationen über die
gezielte globale Landnahme durch Regierungen und Großkonzerne
zusammenträgt, macht von Bredow nicht nur die Knappheit der Ressource
Land bewusst, sondern auch die chaotische Vorgehensweise im Umgang mit
ihr. Dabei lernt der Rezensent, dass es unbenutztes Land nicht gibt (nur
unterschiedliche und unterschiedlich nachhaltige Nutzungsarten) und dass
der Impuls zum Landabgreifen nicht immer ein schlechter sein muss,
Beispiel Biosprit. Die Folgen, so weiß der Rezensent spätestens jetzt,
sind allerdings katastrophal, was die Balance zwischen Natur und Mensch
und soziale Strukturen angeht.
Rezensionsnotiz
zu Süddeutsche Zeitung, 30.10.2012
Karin Steinberger fände es absurd, zu glauben, dass "wir nichts mit
all dem zu tun haben". All das, das heißt:
Landraub und Umweltzerstörung. Fred Pearce Buch "Land
Grabbing" sei zwar anstrengend und aufgrund der schieren
Informationsmenge etwas sperrig, aber trotzdem gut gelungen, versichert
die Rezensentin. Gut genug jedenfalls, um die Rezensentin wütend zu
machen, obwohl sie viele der Fakten schon kannte. Zum Beispiel, dass
Indonesien fünfhundert Holzeinschlagskonzessionen an Privatinvestoren
vergeben hat, was dreiundfünfzig Millionen Hektar Wald betreffe: "Eine
Fläche, größer als Spanien". Es seien zwar schon viele
Bücher zu ähnlichen Themen geschrieben worden, aber trotzdem lohne sich
das Buch, meint Steinberger. Der Autor fasse sehr konsequent an die
kollektive eigene Nase.
Rezensionsnotiz
zu Die Zeit, 04.10.2012
Für die Rezensentin Christiane Grefe ist Fred Pearce' neues Buch
"Land Grabbing" der tiefsinnigste Beitrag
zu einem der "brisantesten" Themen dieses Herbstes. Gebannt
liest sie die Reportagen des preisgekrönten Wissenschaftsjournalisten,
der auf allen Kontinenten unterwegs war, um auf die Vertreibung von Bauern
und Hirten von ihrem Grund und Boden und die Krise des globalen
Agrarsystems aufmerksam zu machen. Grefe erfährt hier etwa, wie sich
Firmen aus Indien, China, Saudi-Arabien und europäischen Ländern aus
Profitinteresse Land in Liberia für den Anbau von Palmöl, in Brasilien
und Paraguay für Soja und in Indonesien für Holz sichern und wie
Fondsmanager, Großgrundbesitzer, Konzern- und Regierungsstrategen Bauern
in Staaten mit schwachen Regierungen oder unklaren Eigentumsrechten
verdrängen. Eine Vielzahl von "Dramen" offenbart sich der
Rezensentin hier, wenn sie etwa erfährt, dass äthiopischen Bauern in der
Umgebung einer Plantage des saudischen Milliardärs Al-Ahmudi
lebenswichtiges Wasser entzogen wird. Pearce gelinge es nicht nur auf
eindrucksvolle und spannende Weise, "Wert und Gefährdung der
Allmende" darzustellen, lobt die Kritikerin, er würdige in seiner
"unvoreingenommenen" Analyse auch Investoren, die sich ihrer
Pflichten gegenüber den Bauern bewusst seien. |