8. Einige Fragen der sexualpolitischen Praxis
1 Theorie und Praxis
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Die bürgerliche akademische Forschung fordert die Trennung von Sein und Sollen, Erkennen und Handeln. Sie dünkt sich daher "unpolitisch", der Politik disparat. Die Wissenschaft der Logik behauptet sogar, dass sich aus dem Sein niemals das Sollen ableiten lasse. Wir erkennen darin eine Beschränkung, die den Zweck hat, sich ungestört akademischer Forschung hingeben zu können, ohne auch die Konsequenzen, die jeder ernsthaften wissenschaftlichen Einsicht innewohnen, ziehen zu müssen, Konsequenzen, die regelmäßig fortschrittlich, sehr oft umstürzlerisch sind.
Für uns geht die Bildung theoretischer Ansichten nicht nur aus den Notwendigkeiten des lebendigen Lebens, aus dem Zwange, praktische Probleme unseres Daseins zu lösen, hervor, führt die theoretische Ansicht nicht nur zu neuem, besserem, angepassterem Handeln und Bewältigen der praktischen Aufgaben; mehr, eine Theorie gewinnt für uns nur dann Wert, wenn sie sich in der Praxis und durch sie bestätigt.
Alles andere überlassen wir den Jongleuren des Geistes, den Hütern der bürgerlichen "Werte"ordnung. Wir haben vor allem den Grundfehler der bürgerlichen Religionsforschung zu überwinden, die in akademischen Darlegungen stecken bleibt und uns daher keinen Ausweg zeigen kann.
Wir sind mit vielen bürgerlichen Forschern der gleichen Meinung, dass die Religion in allen ihren Formen geistige Nacht und Beschränktheit bedeutet. Wir wissen, dass die Religion im Verlaufe des historischen Prozesses zu einem Machtinstrument der herrschenden Klasse geworden ist; auch darin sind wir mit manchem bürgerlichen Forscher einig. Wir unterscheiden uns nur von ihnen durch den ernsthaften Willen, den Kampf gegen Religion und Aberglauben erfolgreich zu führen, unsere Theorie harte Praxis werden zu lassen. Wurden in Kampf zwischen Materialismus und Theismus alle Möglichkeiten von erstem ausgeschöpft? Wir müssen die Frage verneinen. Vom letztem gewiss. Doch zunächst wollen wir in einem kurzen Überblick Orientierung gewinnen.
2 Der bisherige Kampf gegen die Religion
In der Entwicklung der Religion und des Kampfes gegen sie lassen sich ohne Verpflichtung vier Phasen unterscheiden. Die erste ist gekennzeichnet durch Mangel jeder wissenschaftlichen Anschauung der Dinge, an deren Stelle die animistischen und mystischen Anschauungen herrschen. Der Primitive hat den Drang, vor allem um sein Leben zu sichern, Naturerscheinungen zu erklären und dadurch auch seine Angst vor dem Unverständlichen zu überwinden. Er sucht Schutz vor den überwältigenden Mächten der Natur.
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Beides leisten ihm subjektiv, nicht objektiv, die Mystik, der Aberglaube und die animistische Anschauung der natürlichen Vorgänge, seine inneren, seelischen eingeschlossen. Er glaubt etwa die Fruchtbarkeit des Bodens durch Aufstellen von Phallusskulpturen zu heben oder Dürre durch Urinieren zu beseitigen. Diese Situation bleibt in den Grundzügen unverändert bei allen Völkern der Erde, bis am Ausgang des Mittelalters die uralten Ansätze zu wissenschaftlicher Erfassung der Natur in voller Abhängigkeit von einigen technischen Entdeckungen einen ernsten, aller Mystik und Religion gefährlich werdenden Charakter annehmen. Im Prozess der grossen bürgerlichen Revolution entbrennt ein heisser Kampf gegen die Religion, für die Aufklärung:
Der Zeitpunkt naht heran, in dem die Wissenschaft die Religion in Bezug auf Erklärung der Natur, die aufblühende Technik im besonderen hinsichtlich des menschlichen Schutzbedürfnisses ersetzen könnte (zweite Phase). Aber das Bürgertum schwenkt, nunmehr an der Macht, um und schafft einen Widerspruch des Kulturprozesses, indem es auf der einen Seite die wissenschaftliche Forschung mit allen Mitteln fördert, weil sie ihm die wirtschaftliche Ausbeute stützt, auf der anderen Seite dagegen macht es die Religion zur wichtigsten ideologischen Macht zur Unterdrückung der Millionenarmeen der Lohnempfänger (dritte Phase).
Dieser Widerspruch findet seinen tragikomischen Ausdruck etwa in wissenschaftlichen Filmen, z.B. "Natur und Liebe", in dem jeder Abschnitt zwei Aufschriften trägt: "Die Erde entwickelte sich in Millionen Jahren infolge mechanischer und chemischer kosmischer Prozesse" oder so ähnlich, und darunter: "Am ersten Tage schuf Gott Himmel und Erde".
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Und im Parkett sitzen hohe Gelehrte, Astronomen und Chemiker, und sehen sich diese friedliche Eintracht stillschweigend an, in der Überzeugung, dass die "Religion ja auch ihre guten Seiten habe", lebendige Darstellungen der Trennung von Theorie und Praxis.
Die zielbewusste Fernhaltung der Ergebnisse der Wissenschaft von den Massen der Bevölkerung und Affenprozesse wie in der USA fördern Demut, Kritiklosigkeit, freiwillige Entsagung und Hoffnung auf Glück im Jenseits, Autoritätsglauben, Anerkennung der Heiligkeit des Privateigentums und der Ewigkeit und Unantastbarkeit der vaterrechtlichen Familie. Das Proletariat und Teile des ihm nahestehenden Kleinbürgertums schaffen die Freidenkerbewegung, die das liberale Bürgertum gewähren lässt, so lange sie gewisse Grenzen nicht überschreitet. Aber das Freidenkertum arbeitet mit unzulänglichen Mitteln, nur mit intellektuellen Argumenten, während die Kirche die Hilfe des staatlichen Machtapparates geniesst und sich massenpsychologisch auf die gefühlmässig mächtigste Kraft, die Sexualangst und Sexualverdrängung stützt.
Dieser großen Macht im Gefühlsbereiche ist keine entsprechende Kraft von gefühlsmässigem Gewicht entgegengesetzt.
Soweit das Freidenkertum Sexualpolitik betreibt, ist sie wieder intellektualistisch oder auf die Fragen der Bevölkerungspolitik eingeschränkt, im besten Falle bezieht es die Forderung nach wirtschaftlicher Gleichberechtigung der Frau ein, was sich aber gegen die Mächte der Religion massenmässig nicht auswirken kann, weil für die meisten Frauen die Vorstellung der wirtschaftlichen Gleichberechtigung durch Sexualangst, d.h. durch Angst vor der sogenannten sexuellen Freiheit, die bei wirtschaftlicher Gleichstellung mitgegeben ist, unbewusst gefühlsmässig gebremst ist.
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Die Schwierigkeiten in der Bewältigung dieser unerkannten gefühlsmässigen Tatbestände zwingen die revolutionäre Freidenkerbewegung nur mehr mit der Enthüllung der Klassenfunktion der Religion und der Kirche zu opieren, die sogenannte "Weltanschauungsfrage" dagegen in den Hintergrund zu rücken, weil man damit oft das Gegenteil des Beabsichtigten erzielte, ein Standpunkt, der gewiss für diese Phase des Kampfes, in dem der Religion keine entsprechende gefühlsmässige Macht entgegengesetzt werden kann, restlos gilt.
Die russische Revolution hebt den Kampf gegen die Religion auf ein ungleich höheres Niveau (vierte Phase)1).
1) Literatur zur Religionsfrage in der S.U.:
Schule und Kirche in Sowjetrussland. Süddeutsche Arbeiterzeitung vom 26.9.1927; Kirche und Staat in der Sowjetrepublik, Stepanow. Jhrb. f. P. u. W. 23—24. Kirche und Staat, Jaroslawski, Jhrb. 1925—26. Die Freidenkerbewegung in Russland, v. Muzak, "Der Freidenker", Nr. 6. Das Verhältnis von Kirche und Staat im neuen Russland, v. Jakoby Weimar. Neue Bahnen 1928. — Lenin, W. I.: Über die Religion, Bd IV, der kleinen Lenin-Bibl. Verl. f. Lit. u. Pol. — Elgers, A.: Die Kulturrevolution in der Sowjetunion, Verlagsanstalt proletarischer Freidenker 1931. — Kurella, A.: Die sozialistische Kulturrevolution im 5-Jahresplan, Internationaler Arbeiterverlag. — Feodorow: Antireligiöse Propaganda im Dorf. — Wogan: Sozialistischer Aufbau des Dorfes und die Religion. —
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Der Machtapparat steht nicht mehr der Bourgeoisie und der Kirche, sondern den Exekutivkomitees der Sowjets zur Verfügung. Die antireligiöse Bewegung erhält ein festes Fundament, die sozialistische Neuordnung der Wirtschaft. Jetzt wird erstmalig im Massenmasstabe der Ersatz der Religion durch Naturwissenschaft, der Ersatz des das Gefühl des Schutzes bietenden Aberglaubens durch die aufblühende Technik, die Zerstörung der Religion durch gesellschaftswissenschaftliche Erklärung der Funktion der Religion selbst möglich. Der Kampf gegen die Religion erfolgt in der USSR im wesentlichen in dreifacher Weise: Durch Entzug der wirtschaftlichen Basis, also direkt wirtschaftlich, durch antireligiöse Propaganda, also direkt ideologisch, und durch Hebung des kulturellen Niveaus der Millionenmassen, also indirekt ideologisch.
Die gewaltige Bedeutung des staatlichen Machtapparates für die Existenz der Kirche geht aus einigen Zahlen hervor, die die Zustände im alten Russland beleuchten. Die russische Kirche besaß 1905 2.611.000 Desjatinen Grund und Boden, das sind ca. 2 Millionen Hektar. 1903 gehörten in Moskau den Pfarrkirchen 908 Häuser, den Klöstern 146. Die jährlichen Bezüge der Metropoliten betrugen in Kiew 84.000 Rubel, in Petersburg 259.000 Rubel, in Moskau 81.000 Rubel, in Nishni-Nowgorod 307.000 Rubel. Die Naturaleinnahmen und Gebühren für jede einzelne kirchliche Handlung sind nicht abzuschätzen. 200.000 Personen standen auf Kosten von Massensteuern im Dienste der Kirchen.
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Das Troitzkij-Lawra Kloster, das von durchschnittlich 100.000 Wallfahrern jährlich besucht wurde, verfügte über Kirchengeräte im Werte von etwa 650 Millionen Rubel. Wie die ökonomische Macht der Kirche in den kapitalistischen Ländern beschaffen ist, wird sich erst nach der Machtergreifung durch die Arbeiter- und Bauernräte erfassen lassen. Sie ist gewiss nicht geringer als im alten Russland.
Auf ihre wirtschaftliche Macht gestützt konnte die Kirche ihre ideologische entsprechend ausüben. Dass alle Schulen konfessionell, der Kontrolle und Herrschaft der Priesterschaft unterworfen waren, versteht sich von selbst. Der erste Artikel der Verfassung des zaristischen Russland lautete: "Der Herrscher aller Reussen ist selbstherrschender und unumschränkter Monarch und Gott selbst befiehlt freiwillige Unterordnung unter seine Regierungsgewalt." Wir wissen bereits, was Gott darstellt, auf welche kindlichen Gefühle im Menschen sich derartige Machtsprüche stützen können.
Derzeit baut Hitler in Deutschland die Kirche in ganz der gleichen Weise um, erweitert er ihre Machtvollkommenheit, verleiht er ihr die üblen Rechte, in den Schulen die Kindergemüter für die Aufnahme der reaktionären Ideologien reif zu machen. Die "Versittlichung" steht in vorderster Kampffront des das Vermächtnis des allerhöchsten Gottes vollziehenden Hitler. Kehren wir zum gründlich entlarvten alten Russland zurück. An den geistlichen Seminaren und Akademien gab es spezielle Lehrstühle für den Kampf gegen den Sozialismus. Am 9. Januar 1905 erschien ein Aufruf der Geistlichkeit der die revoltierenden Arbeiter beschuldigte, von den Japanern bestochen zu sein.
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Die Februarrevolution 1917 brachte nur geringe Änderungen; alle Kirchen wurden gleichgestellt, aber die lange erwartete Trennung von Kirche und Staat blieb aus, das Oberhaupt der Kirchenverwaltung wurde der Grossgrundbesitzer Fürst Lwow. In einer Kirchenversammlung im Oktober 1917 wurden die Bolschewiken in Bann getan, der Patriarch Tichon erklärte ihnen den Krieg.
Die Sowjetregierung erliess am 23. Januar 1918 ein Dekret folgenden Inhaltes:
"Hinsichtlich der Religion begnügt sich die RKP nicht mit der bereits dekretierten Trennung der Kirche von Staat und Schule, d.h. mit Massnahmen, die auch auf dem Programm der bürgerlichen Demokratie stehen, ohne dass sie infolge der zahlreichen faktischen Zusammenhänge zwischen Kapital und religiöser Propaganda irgendwo in der Welt rigoros bis zu Ende durchgeführt worden wäre.
Die RKP ist der Überzeugung, dass nur die Verwirklichung der Planmässigkeit und Bewusstheit im gesamten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben der Massen das völlige Absterben der religiösen Vorurteile nach sich ziehen wird. Die Partei beabsichtigt die völlige Beseitigung aller Zusammenhänge zwischen den Ausbeuterklassen und der Organisation der religiösen Propaganda: sie organisiert eine umfassende, wissenschaftlich aufklärende und antireligiöse Propaganda, wodurch sie faktisch zur Befreiung der schaffenden Massen von den religiösen Vorurteilen beiträgt. Hierbei muss sorgfältig vermieden werden, die Gefühle der Gläubigen zu kränken, was nur zu einer Verstärkung des religiösen Fanatismus führt. —
Danach sind auf dem Territorium der Republik lokale Verordnungen, durch die die Freiheit des Gewissens beschränkt oder aber Privilegien für Angehörige eines bestimmten Glaubensbekenntnisses geschaffen würden, unzulässig (§ 2 des Dekrets).
Jeder Staatsbürger kann sich zu einer beliebigen Religion oder auch zu keiner bekennen; alle früheren damit zusammenhängenden Rechtsbeschränkungen sind aufgehoben.
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Aus allen offiziellen Akten ist jeder Hinweis auf die religiösen Zugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit eines Staatsbürgers zu entfernen (§ 3 des Dekrets).
Die Tätigkeit der staatlichen und sonstigen öffentlich-rechtlichen und gesellschaftlichen Institutionen vollzieht sich ohne jegliche religiösen Gebräuche und Zeremonien (§ 4).
Die freie Ausübung der religiösen Gebräuche wird gewährleistet, sofern sie keine Störung der öffentlichen Ordnung mit sich bringt und nicht von Anschlägen auf die Rechte von Staatsbürgern der Sowjetunion begleitet ist. Die lokalen Behörden sind befugt, in solchen Fällen alle Massnahmen der öffentlichen Ruhe und Ordnung zu treffen. (§ 5).
Niemand kann sich unter Berufung auf seine religiösen Anschauungen seinen staatsbürgerlichen Pflichten entziehen.
Ausnahmen hiervon sind nur aufgrund einer Entscheidung des Volksgerichtes in jedem einzelnen Falle zulässig und unter der Bedingung, dass die eine staatsbürgerliche Pflicht durch eine andere ersetzt wird. (§ 6).
Der religiöse Eid ist abgeschafft. Nötigenfalls wird eine feierliche Erklärung abgegeben. (§ 7).
Die Zivilstandsakten werden ausschliesslich von den Zivilbehörden und zwar von den Registrierabteilungen für Eheschliessungen und Geburten geführt (§ 8).
Die Schule ist von der Kirche getrennt.
Die Propagierung religiöser Glaubensbekenntnisse ist an sämtlichen staatlichen und öffentlichen sowie privaten Unterrichtsanstalten wo Gegenstände der Allgemeinbildung gelehrt werden, untersagt (§ 9).
Alle kirchlichen und religiösen Gesellschaften unterliegen den allgemeinen Bestimmungen über private Gesellschaften und Verbände und geniessen keinerlei Vergünstigungen und Subsidien weder seitens des Staates, noch der autonomen lokalen Selbstverwaltungsorgane (§ 10).
Die Zwangseintreibungen von Umlagen zugunsten der kirchlichen und religiösen Gesellschaften, sowie Zwangs- und Strafmassnahmen dieser Gesellschaften gegen ihre Mitglieder sind unzulässig (§ 11).
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Die kirchlichen und religiösen Gesellschaften besitzen keinerlei Eigentumsrecht, desgleichen besitzen sie nicht die Rechte einer juristischen Person (§ 12).
Aller Besitz der kirchlichen und religiösen Gesellschaften in Russland wird zum Volkseigentum erklärt.
Für den Gottesdienst bestimmte Baulichkeiten und Gegenstände werden aufgrund besonderer Verfügungen der lokalen oder zentralen Behörden den entsprechenden religiösen Gesellschaften zur unentgeltlichen Benützung überlassen (§ 13).Geistliche, Mönche und Nonnen haben weder aktives noch passives Wahlrecht, weil sie keine produktive Arbeit leisten.
Schon am 18. Dezember 1917 wurde die Führung der Zivilstandsakten den Sowjetämtern übergeben. Beim Volkskommissariat für Justiz wurde eine Liquidationsabteilung gegründet, die mit der Liquidation des Kirchenbesitzes begann. Im Troitzkij-Lawrakloster wurde z.B. eine Akademie für die elektrotechnische Abteilung der Roten Armee und ein pädagogisches Technikum errichtet. Auf den Territorien der Klöster wurden Arbeiterkartelle und Kommunen eingerichtet, die Kirchen verwandelten sich allmählich in Arbeiterklubs und Leseräume. Die antireligiöse Propaganda setzte mit der Entlarvung des direkten Volksbetruges durch die kirchliche Hierarchie ein. Der heilige Brunnen in der Sergiuskirche entpuppte sich als simple Pumpe, die Stirn manches Heiligen, die küssen zu dürfen sogar Geld kostete, war nicht anderes, als ein geschickt arrangiertes Stück Leder. Die Wirkung dieser Entlarvung im Angesicht massenhaft versammelter Menschen wirkte prompt und radikal. Dass die Gottlosenpropaganda Stadt und Land mit Millionen von aufklärenden Broschüren und Zeitungen überschwemmte, versteht sich von selbst.
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Die Errichtung von anti-religiösen naturwissenschaftlichen Museen ermöglichte die Gegenüberstellung von wissenschaftlicher und abergläubischer Weltbetrachtung.
Trotz alledem hörte ich in Moskau 1929, dass die einzig organisierten und festgefügten konterrevolutionären Gruppen die religiösen Sekten wären. Die Beziehung des religiösen Sektenwesens zum Geschlechtsleben der Sektenmitglieder wie auch zur Sexualstruktur der Gesellschaft, die in der S.U. theoretisch und praktisch schwer vernachlässigt, weil unterschätzt ist, was sich bereits schädlich ausgewirkt hat, führt zu unserem Thema zurück.
03 Sexuelle Bewußtheit contra Mystik
Die Zerstörung der wirtschaftlichen Basis der Macht der Kirche ist in den kapitalistischen Ländern nicht möglich, und auch nach der Revolution bedeutet sie nur die Beseitigung der wichtigsten Hilfsmittel der Kirche. An ihrer ideologischen Macht, die sich auf die entgegenkommenden Gefühle und abergläubischen Strukturen der durchschnittlichen Massenindividuen stützt, rührt diese Massnahme nicht. Daher setzte die Sowjetmacht mit der ideologischen Beeinflussung ein. Die naturwissenschaftliche Aufklärung und Entlarvung der Religion setzt aber bloß eine, allerdings sehr mächtige, intellektuelle Kraft neben die religiösen Gefühle und überlässt im Übrigen alles dem Kampf zwischen Intellekt und mystischem Empfinden im Menschen.
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Dieser Kampf gelingt nur bei bereits auf anderer Basis reifenden Persönlichkeiten. Dass er auch bei solchen versagen kann, zeigt sich an den nicht seltenen Fällen, wo selbst klare Materialisten ihren religiösen Empfindungen in der einen oder anderen Form nachgeben, etwa indem sie zwanghaft beten müssen. Der gewiegte Kirchenvertreter wird daraus ein Argument für sich zu gewinnen trachten und behaupten, das beweise eben die Ewigkeit und Unausrottbarkeit des religiösen Fühlens. Er hat trotzdem Unrecht, denn das beweist nur, dass zwar dem religiösen Fühlen die Macht des Intellekts gegenübergestellt ist, dass aber seine Quellen selbst nicht angetastet wurden.
Der Schluss ist gültig, dass dem religiösen Empfinden der Boden restlos entzogen wäre, wenn nicht nur die soziale Macht der Kirche beseitigt und dem religiösen Empfinden eine intellektuelle Kraft gegenübergestellt, sondern darüber hinaus die Gefühle, die das religiöse Empfinden speisen, selbst bewusstgemacht würden und ihnen freie Bahn geschaffen wäre. Da die unwiderlegbare psychoanalytische Erfahrung besagt, dass das religiöse Empfinden gehemmter Sexualität entspringt, dass in gehemmter Sexualerregung die Quelle der religiösen Erregung zu suchen ist, so folgt daraus der zwingende Schluss, dass klares sexuelles Bewusstsein und natürliche Ordnung des sexuellen Lebens das Ende des mystischen Empfinden jeder Art sein muss, dass also die natürliche Geschlechtlichkeit der Todfeind der Religion ist. Wenn die Kirche, wo immer sie kann, den antisexuellen Kampf führt, ihn in das Zentrum ihrer Dogmen und in den Vordergrund der Massenbeeinflussung stellt, so gibt sie dieser Auffassung damit nur recht.
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Ich versuchte die sehr komplizierten Tatbestände zunächst auf die einfachste Formel zu bringen, wenn ich sagte, sexuelle Bewusstheit sei das Ende der Religion. Wir werden bald wahrnehmen, dass, so einfach diese Formel auch ist, ihre wirkliche Grundlage und die Bedingungen ihrer praktischen Durchführung äusserst kompliziert sind und den ganzen uns zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Apparat und die tiefste Überzeugung von der Notwendigkeit des unerbittlichsten antireligiösen Kampfes erfordern, wenn man mit entsprechenden Mitteln dem raffinierten ideologischen Apparat der Kirche begegnen will. Doch das schliessliche Resultat wird einmal die grosse Mühe lohnen.
Um die Schwierigkeiten richtig abzuschätzen, die der praktischen Durchführung dieser einfachen Formel entgegenstehen, müssen einige grundsätzliche Tatbestände in der psychischen Organisation des bürgerlichen oder durch die bürgerliche Erziehung gegangenen Menschen gründlich erfasst werden. Wenn einige proletarische Organisationen im katholischen Westen Deutschlands den sexualpolitischen Kampf gegen die religiöse Verseuchung ablehnten, weil sie angeblich Misserfolge damit gehabt hatten, so spricht das nicht gegen meine Aufstellung, sondern bezeugt nur die Ängstlichkeit, eigene Sexualscheu und sexualpolitische Unerfahrenheit derer, die es unternahmen, vor allem aber den Mangel an Geduld und Gründlichkeit, sich der komplizierten Sachlage anzupassen, sie zu verstehen und zu meistern.
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Wenn ich einer christlichen Frau, die sich in sexuellen Nöten befindet, einfach sagen werde, dass sie sexuell leide und nur durch sexuelles Glück ihr seelisches Leiden lösen könne, so wird sie mich wahrscheinlich und mit Recht vor die Türe setzen. Wir haben die Schwierigkeit vor uns, dass nicht nur jeder einzelne Widersprüche in sich trägt, die man begreifen muss, sondern dass auch die Frage praktisch in verschiedenen Gegenden und Ländern verschieden liegt, also verschieden zu lösen ist. Fraglos wird mit wachsender sexualpolitischer Praxis die Grosse der Hindernisse kleiner werden, aber einzig und allein die Praxis kann diese Schwierigkeiten beseitigen. Man muss nur einig darüber sein, dass unsere Grundformel richtig ist, und man muss die Schwierigkeiten in ihrem Wesen selbst begreifen. Wenn die Religion die Menschheit seit Jahrtausenden beherrscht, so darf sie von uns Anfängern fordern, dass wir sie auch nicht unterschätzen, sie richtig erfassen und uns klüger, raffinierter, wissender erweisen als ihre Vertreter.
04 DIE INDIVIDUELLE ENTWURZELUNG DES RELIGIÖSEN GEFÜHLS
Aus dem richtigen Verständnis der Verankerung der Religiosität und der Möglichkeiten, sie zu entwurzeln, das wir beim einzelnen bürgerlichen Menschen durch die psychoanalytische Klinik erlangen, lassen sich auch Richtlinien für die Massenbeeinflussung gewinnen. Die Erfahrungen über die Veränderungen, die an religiösen
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oder in einer anderen Weise mystischen Menschen im Verlaufe einer psychoanalytischen Behandlung vor sich gehen, sind von entscheidender Bedeutung, nicht deshalb, weil sie sich auf die Massenbeeinflussung einfach übertragen liessen, sondern weil sie uns die Widersprüche, Kräfte und Gegenkräfte beim Durchschnittsindividuum enthüllen.
Ich habe bereits geschildert, welche unbewussten Vorgänge die religiösen Vorstellungen und Gefühle verankern. Versuchen wir nun, den Prozess der Entwurzelung der Religiosität in den Grundzügen zu verfolgen.
Die religiöse Einstellung wirkt sich zunächst typischerweise als mächtigster Widerstand gegen die Aufdeckung des unbewussten Seelenlebens, im besonderen der verdrängten sexuellen Ansprüche aus. Es ist bezeichnend, dass die religiöse Abwehr weniger den praegenitalen. kindlichen, als den genitalen Triebregungen gilt, zentral der kindlichen Onanie, an die gewöhnlich jede bewusste Erinnerung erloschen ist. Der Kranke klammert sich an seine asketischen, moralischen und religiösen Anschauungen, verschärft seine Ideologie vom unüberbrückbaren Gegensatz des "Moralischen" zum "Tierischen", d.h. Natürlichen-sexuellen, wehrt sich gegen den Analytiker, der nicht anderes tut, als ihm das Bewusstsein seiner Sexualität nahezubringen, mithilfe moralischer Herabsetzung, des Vorwurfs des Unverständnisses für "seelische Werte" und "groben, niedrigen Materialismus". Kurz, wer die Argumentation der Kirchenvertreter und Faschisten in der politischen und der Charakterologen und "Geisteswissenschaft-
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ler" in der naturwissenschaftlichen Diskussion kennt, dem klingt das alles wohlbekannt, es ist ein und dasselbe. Es ist kennzeichnend, dass sich die Gottesfürchtigkeit und die moralische Abwehr sofort verstärken, wenn es der Analyse gelingt, ein Stück Sexualverdrängung aufzulockern. Nähert man sich insbesondere dem Konflikt, der aus der kindlichen Onanieangst quillt, drängt infolgedessen der genitale Sexualanspruch zur Aktivität in erhöhtem Masse, dann pflegt ein Schwanken zwischen intellektueller Einsicht und Hinneigen zur sexuellen Bejahung einerseits und heftigster moralischer Abwehr andererseits das Bild zu beherrschen, bis der völlige Durchbruch der genitalen Ansprüche und ihre Einverleibung in die übrige Person gelingt. In dem gleichen Masse, in dem die Angst vor der Sexualität bzw. dem alten elterlichen Sexualverbot schwindet, vermindert sich auch die religiöse Gläubigkeit.
Was ist vor sich gegangen? Vorher hatte sich der Kranke unbewusst des Gottesglaubens bedient, um die sexuellen Wünsche in der Verdrängung zu erhalten. Sein Ich war zu schwach, zu ängstlich, der eigenen Sexualität zu sehr entfremdet, um die mächtigen natürlichen Kräfte aus eigenem zu beherrschen und zu regulieren. Im Gegenteil, je mehr er sich seiner Sexualität erwehrte, desto stärker wurden die Ansprüche und dementsprechend mussten auch die moralischen und religiösen Hemmungen ausgebaut werden. Im Verlaufe der Behandlung erstarkte dieses Ich, die kindlichen Abhängigkeiten von Eltern und Erziehern wurden gelöst, es erkannte die Natürlichkeit der verdrängten Sexualität, lernte
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unterscheiden, was daran kindlich, derzeit unbrauchbar, und was der Erwachsenheit und den Forderungen des wirklichen Lebens entspricht. Der christliche Jüngling wird etwa bald erkennen, dass seine intensiven exhibitionistischen und perversen Neigungen teils einer Rückkehr zu uralten kindlichen Formen der Sexualität, teils, ihrer Intensität und Unbeherrschbarkeit nach, der Hemmung der genitalen Sexualität entsprechen, er wird auch erkennen, dass seine mehr oder minder unterdrückten genitalen Wünsche nach Vereinigung mit einem Weibe durchaus mit seinem Alter und seiner natürlichen Organisation in Einklang sind, dass ihre Befriedigung nicht nur möglich, sondern sogar notwendig sind. Er braucht nunmehr die Stütze des Glaubens an einen allmächtigen Gott und der moralischen Hemmung nicht mehr. Er wird Herr im eigenen Hause und lernt, seinen sexuellen Haushalt selbst zu regulieren. Dazu kommt, dass die Analyse von der kindlich-hörigen Abhängigkeit von der Autorität des Vaters und der Personen, die ihn ersetzen, befreit, indem sie die Bindung an ihn durch die Ich-Erstarkung löst, sodass die Gottesbindung, die eine Fortsetzung der Vaterbindung ist, ihre Kraft einbüsst. Führt schliesslich die Analyse dazu, dass der Betreffende ein normales, befriedigendes Liebesleben aufnimmt, dann verliert die Religion ihren letzten Halt. Studierende Theologen etwa geraten dann in nicht geringe Schwierigkeiten, denn eine überzeugungsvolle Fortsetzung des Berufes, dessen gesundheitliche Segnungen am eigenen Leibe verspürt wurden, ist unmöglich geworden. Vielen bleibt nur übrig, an die Stelle des Priestertums die antireligiöse Religionsforschung zu setzen.
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Diese Vorgänge am religiösen Menschen wird nur derjenige Analytiker nicht bestätigen können, der entweder die Genitalstörung seiner Patienten theoretisch und praktisch nicht begreift oder aber wie etwa ein bekannter psychoanalytischer Pfarrer der Ansicht ist, dass man die Sonde der Psychoanalyse nur so tief ins Unbewusste senken dürfe, wie es die Ethik erlaubt. Mit derlei "unpolitischer", "objektiver" Wissenschaft wollen wir ebensowenig zu tun haben wie etwa mit der, die zwar die revolutionären Konsequenzen der Psychoanalyse als "Politik" aufs eifrigste bekämpft, selbst aber als Konsequenz etwa den Rat für Mütter zieht, die Erektionen der kleinen Knaben durch Übungen im Verhalten des Atems zu bekämpfen. Fraglich ist in solchen tragikomischen Schlussfolgerungen nicht ihre Herkunft, sondern der Prozess im Wissenschaftler, der sie vor seinem Gewissen bestehen lässt und ihn zum Priester macht, ohne ihn jedoch vor der politischen Reaktion zu rehabilitieren. Er benahm sich nur wie die deutschen SPD-Abgeordneten, die das Deutschlandlied bei der letzten Parlamentsitzung begeistert-flehend mitsangen und trotzdem "als Sozialisten" ins Konzentrationslager kamen.
Es ist genau festzuhalten, dass unser Ergebnis nicht durch Diskussionen über Dasein oder Nichtdasein Gottes erzielt wird, sondern einzig und allein durch Behebung der sexuellen Verdrängungen und Lösung der kindlichen Bindungen an die Eltern. Die Zerstörung der Religion im Analysanden liegt auch garnicht in
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der Absicht des Therapeuten, er behandelt sie nur wie jede andere psychische Tatsache, die als Stütze der Sexualverdrängung fungiert und die sexuellen Energien aufzehrt. Der analytische Prozess besteht also nicht darin, dass der religiösen Weltanschauung des Analysanden eine materialistische, antireligiöse entgegengesetzt wird; das wird absichtlich vermieden, denn es würde an der Tatsache nichts ändern; er besteht vielmehr darin, dass die religiöse Einstellung als antisexuelle Kraft entlarvt und die sie speisenden Kräfte anders untergebracht werden. Der Mensch, der vorher übertrieben moralisch in der Ideologie, dagegen pervers, lüstern und neurotisch verzerrt in der Wirklichkeit war, verliert diesen Widerspruch und mit der Moral auch die sexuelle Dissozialität und Unmoral im sexualökonomischen Sinne. An die Stelle der unzulänglichen moralischen und religiösen Hemmung tritt die sexualökonomische Regelung der sexuellen Bedürfnisse.
Die Kirche hat also von ihrem Standpunkt durchaus Recht, wenn sie, um sich zu erhalten und in den Menschen zu reproduzieren, so scharf gegen die Sexualität auftritt. Sie irrt nur in einer ihrer Voraussetzungen und in ihrer wichtigsten Rechfertigung: Ihre Moral schafft erst dasjenige Triebleben, zu dessen sittlichen Beherrschung sie sich berufen ausgibt, und der Wegfall dieser Moral ist die Vorbedingung des Wegfalls dessen, was zu beseitigen sie vergeblich sich bemüht. Das ist die unerbittliche Tragik der Moral und Religion jeder Art, denn die Aufdeckung der sexualökonomischen Prozesse, die die Religion speisen, bedeutet ihr praktisches Ende.
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Sexuelle Bewusstheit und religiöses Empfinden können nebeneinander nicht bestehen. Sexualität und religiöses Empfinden ist energetisch dasselbe, solange erste verdrängt ist und sich vom Bewusstsein unkontrolliert in religiöse Erregung umsetzen kann. (Wir sprachen hier selbstverständlich vom echten religiösen Erleben und nicht von der gemachten Religiosität, die Erwerbszwecken dient.)
Aus diesen analytischen Tatbeständen ergeben sich zwangsläufig einige Konsequenzen für die Massenpraxis, die wir darlegen werden, nachdem wir einige naheliegende Einwände erledigt haben.
5 EINWÄNDE UND DIE PRAXIS DER SEXUALPOLITIK
In der sexualpolitischen Praxis ist man daran gewöhnt, dass die beruflichen Wirtschaftspolitiker als Gegner der sogenannten "Überspitzung und Übertreibung der Sexualfrage" auftreten und bei den geringsten Schwierigkeiten, die sich naturnotwendig auf diesem neuen Gebiete ergeben, sofort das Ganze erledigen.
Diesen Gegnern der Sexualpolitik überhaupt ist zunächst zu sagen, dass die Eifersucht unbegründet ist. Die sexualpolitische Kulturfront bedeutet keinen Eingriff in ihre eigene Domäne der Wirtschafts- und Staatspolitik, auch keine Einschränkung ihres Arbeitsgebietes, sondern zielt auf die Erfassung eines bisher völlig vernachlässigten, aber äusserst wichtigen Gebietes des Kulturprozesses.
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Der sexualpolitische Kampf ist ein Teil des gesamten Kampfes der Klasse der Ausgebeuteten und Unterdrückten gegen die Klasse der Ausbeuter und Unterdrücker. Wie wichtig dieser Kampf ist, welchen Platz und Raum er innerhalb der Arbeiterbewegung einzunehmen hat, dies gegenwärtig am Schreibtisch zu entscheiden, hiesse scholastische Diskutiererei betreiben. In der bisherigen Diskussion um Rolle und Bedeutung der Sexualpolitik pflegte man, statt durch die Praxis sich seine Einschätzungen zu holen, eine Rivalität zwischen Wirtschafts- und Sexualpolitik zu konstruieren. Auf solche Diskussionen darf keine Zeit verschwendet werden. Wenn alle Fachbearbeiter der verschiedenen Gebiete alles herausschlagen werden, was zur Niederringung des Kapitalismus notwendig ist, wenn jeder sein Gebiet restlos beherrschen wird, dann werden sich alle Diskussionen über Rang und Rolle erübrigen, dann wird sich die objektive Bedeutung der einzelnen Fragen von selbst ergeben. Wichtig ist nur, an der Grundauffassung festzuhalten, dass die Wirtschaftsform auch die Sexualform bestimmt und dass ohne Änderung der wirtschaftlichen und politischen Formen des menschlichen Seins die sexuellen nicht geändert werden können.
Es gibt einen öden Einwand, die Sexualpolitik, die sich aus der psychoanalytischen Sexualtheorie herleite, sei »individualistisch", für den Klassenkampf also nicht zu brauchen. Es gibt Schlagworte, die wie Hautläuse festsitzen und nur mit radikalen Mitteln zu entfernen sind. Gewiss ist die Methode, mit der die Erkenntnisse gewonnen werden "individualistisch".
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Betrifft aber das, was sie untersucht, nämlich das Ergebnis der gesellschaftlichen Unterdrückung des Geschlechtslebens, nicht alle Mitglieder unserer Gesellschaft? Ist die Sexualnot nicht kollektiv? Ist die Tuberkulosebekämpfung in der Sowjet-Union individualistisch, weil die Erforschung der Tuberkulose am einzelnen Kranken erfolgt? Die revolutionäre Bewegung beging bisher den schweren Fehler die Sexualität als eine "Privatangelegenheit" zu betrachten. Sie ist es nicht für die politische Reaktion, die stets und immer auf zwei Geleisen gleichzeitig fährt: auf dem der Wirtschaftspolitik und auf dem der "sittlichen Erneuerung". Wir fuhren bisher eingeleisig. Es kommt also darauf an, die Sexualfrage zu politisieren, die Kulissen des persönlichen Lebens in offene Tribüne zu verwandeln, die Sexualfrage in die gesamte Kampffront einzureihen, und zwar ganz anders, wie es bisher mit der einzigen Frage aus diesem Gebiet, der Frage der Bevölkerungspolitik, gcschah.1)
1) Die proletarische Bewegung beging bisher den schweren Fehler, der unter anderem nicht wenig zur Niederlage beitrug, die politischen Parolen aus dem Gebiete der Gewerkschaftspolitik und des zentralen politischen Kampfes mechanisch auf alle anderen Gebiete des Klassenkampfes zu übertragen, statt auf jedem Gebiete des menschlichen Lebens und Handelns eine diesem Gebiet entsprechende Linie und Taktik zu entwickeln. So wollten leitende Funktionäre der deutschen sexualpolitischen Organisation die Sexualfrage ausschalten und mit der Parole "gegen Hunger und Frost" auf diesem Gebiet "die Massen mobilisieren". Sie stellten der Sexualfrage die "soziale Frage" gegenüber, als ob die Sexualfrage nicht ein Teil des sozialen Fragenkomplexes wären!
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Diese Frage ist keine sexualpolitische im strengen Sinne des Wortes, sie betrifft nicht die Regelung des Sexualbedürfnisses, sondern nur die der Volksvermehrung, wozu freilich der Geschlechtsakt gehört. Aber sonst hat sie mit dem wirklichen Geschlechtsleben in seinem sozialen und biologischen Sinne nichts zu tun.
Die Massen der Bevölkerung interessieren sich auch nicht im mindesten für die Fragen der Bevölkerungspolitik, weil sie ihnen völlig egal sind. Und der Abtreibungsparagraph interessiert nicht aus bevölkerungspolitischen, sondern einfach aus Gründen der persönlichen Not, die aus ihm quillt. Soweit der Abtreibungsparagraph Not, Tod und Kummer bereitet, ist er eine Frage der allgemeinen Sozialpolitik. Sexualpolitisch wird die Frage der Abtreibung erst und nur dann, wenn ganz klar zum Ausdruck kommt, dass die Menschen den Paragraphen übertreten, weil sie geschlechtlich verkehren müssen, auch wenn sie keine Kinder zeugen. Das fiel bisher völlig unter den Tisch und ist doch seinem Gefühlsgehalt nach und vom Standpunkt der Massenpropaganda der wichtigste Punkt der Frage.
Wenn es heute einem reaktionären Sozialpolitiker einfallen sollte, den Massen zu sagen: "Ihr beklagt Euch, dass der Abtreibungsparagraph soviel Opfer an Gesundheit und Menschenleben fordert, ja, ihr müsst doch nicht geschlechtlich verkehren", dann wäre man mit seinem bisherigen Latein, das nur die Bevölkerungspolitik berücksichtigte, zu Ende.
Die Frage hat nur Sinn, wenn man klar und offen für die Notwendigkeit des befriedigenden Geschlechtsverkehrs eintritt. Den Frauen und Männern aller Schichten, wie sie heute sind, ginge die Betonung ihrer Bedürfnisse, die sie unausgesetzt beschäftigen, viel näher als die Aufzählung der Toten, die der Paragraph fordert.
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Das erste wendet sich an die persönlichsten Interessen, das zweite erfordert bereits einen gewissen Grad von sozialem Gewissen und Mitgefühl, das wir beim bürgerlichen Menschen nicht immer voraussetzen dürfen. So wie man auf dem Gebiete der Nahrungsbeschaffung das persönliche Bedürfnis und nicht weiter abliegende soziale oder politische Tatbestände propagandistisch verwertet, so ist das auch für das sexualpolitische Gebiet selbstverständlich. Die Frage ist also eine Massenfrage, eine erstrangige Frage des gesellschaftlichen Lebens.
Ernster ist der Einwand, der von psychoanalytischer Seite kommen könnte. Der Fachanalytiker wird sagen, es sei völlig utopisch, mit dem sexuellen Unglück der Menschen ebenso Politik machen zu wollen wie mit der materiellen Ausbeutung, denn es brauche in der Einzelbehandlung Monate und Jahre mühseliger Arbeit, um die sexuelle Bedürftigkeit zum Bewusstsein zu bringen, die moralischen Hemmungen wären ebenso tief verankert wie das sexuelle Verlangen und hätten meist im Bewusstsein die Oberhand. Wie könne man es unternehmen, die Sexualverdrängung der Massen zu überwinden, wenn kein der Einzelanalyse entsprechendes Mittel zur Verfügung steht. Dieser Einwand ist ernst zu nehmen und schwer zu erledigen.
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Hätte ich mich durch derartige Einwände im Beginne abhalten lassen, die sexualpolitische Arbeit praktisch aufzunehmen und Erfahrungen zu sammeln, dann hätte ich denen zustimmen müssen, die die Sexualpolitik als eine individualistische Frage beiseiteschieben und auf einen zweiten Jesus warten, der sie lösen soll. Von sehr nahestehender Seite wurde mir einmal sogar eingewendet, meine Versuche würden nur eine oberflächliche Aufklärung bedeuten, die die tiefen sexualverdrängenden Kräfte übersähe. Wenn ein gut Orientierter einen derartigen Einwand machen konnte, dann scheint die Schwierigkeit genauer Erörterung wert. Ich hätte im Beginne meiner Arbeit auch keine Antwort auf diese Fragen gewusst. Die Praxis jedoch gab sie.
Zunächst ist festzuhalten, dass wir in der sexualpolitischen Arbeit eine andere Aufgabe vor uns haben als in der individuellen analytischen Behandlung. Hier haben wir Verdrängungen zu beseitigen und die psychische Gesundheit herzustellen. Das ist nicht die Aufgabe der Sexualpolitik, die einzig den Widerspruch und das Leiden im bürgerlichen Menschen bewusst zu machen hat. Dass man moralisch ist, weiss man; dass man eine Sexualität hat, die befriedigt werden muss, ist entweder nicht bewusst oder aber das Wissen davon ist moralisch derart gebremst, dass es sich nicht weiter auswirkt. Der Analytiker könnte nun wieder einwenden, dass ja auch zur Bewusstmachung der sexuellen Ansprüche psychoanalytische individuelle Auflösungsarbeit gehört. Die Praxis antwortet darauf: Wenn ich mit einer kleinbürgerlichen oder christlichen Frau in meiner Sprechstunde über ihre sexuellen Bedürfnisse sprechen werde, wird sie mir ihren ganzen moralischen Apparat entgegenstellen, ich werde nicht durchdringen und ihr keine Überzeugung beibringen.
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Wenn aber die gleiche Frau einer Massenatmosphäre ausgesetzt ist, etwa einer sexualpolitischen Versammlung beiwohnt, in der offen und klar über die sexuellen Bedürfnisse zunächst medizinisch, dann auch politisch gesprochen wird, so fühlt sie sich nicht allein, merkt sie, dass alle anderen ebenso verbotene Dinge anhören; ihrem individuellen Überich bzw. ihrer moralischen Instanz wird eine kollektive Atmosphäre der Sexualbejahung entgegengesetzt, eine neue Moral, die deshalb ihre Sexualablehnung paralysieren (nicht aufheben!) kann, weil sie selbst sicher im geheimen ähnliche Gedanken und Wünsche hat, weil sie selbst ihr verlorenes Lebensglück in geheimen Gedanken betrauert oder sich nach sexuellem Glück sehnt.
Durch die Massensituation wird der sexuelle Anspruch gestärkt, er erscheint sozial vollwertig, ja bei richtiger Aufrollung der Frage der Forderung der Askese und Entsagung weit überlegen, menschlicher, persönlichkeitsnäher, von selbst aufs tiefste bejaht. Es geht also nicht darum zu helfen, sondern Unterdrücktheit bewusst zu machen, den Kampf zwischen Sexualität und Moral ins Licht des Bewusstseins zu rücken, ihn unter dem Drucke einer Massenideologie zum Auflodern zu bringen und in politische Aktion zu überführen. Man könnte nun wieder sagen, dieser Versuch sei teuflisch, denn man stürze dadurch die Menschen in schwere Nöte, mache sie erst richtig krank, ohne ihnen helfen zu können. Wir denken dabei an den prächtigen Ausspruch Pallenbergs in "Der brave Sünder": "Ein armes Luder ist der Mensch; er weiss es nur nicht.
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Wüsste er es, was wäre er für ein armes Luder!" Die Antwort muss lauten: Das Kapital und seine Kirche sind unendlich teuflischer. Im übrigen gilt der gleiche Einwand im Grunde auch für die Not des Hungers. Der indische Kuli, der unbewusst, sein Schicksal wie selbstverständlich gottergeben tragend, dem Kapital dient, leidet innerlich weniger als derjenige, der um die grauenhafte Ordnung der Dinge weiss, der also klassenbewusst sich gegen die Sklavenarbeit empört. Wer würde fordern, dass man aus Gründen der Menschlichkeit dem Kuli die Wahrheit über sein Leiden vorenthalten soll? Nur der Kirchenvertreter, sein kapitalistischer Auftraggeber und der chinesische Professor für soziale Hygiene. Diese "Menschlichkeit" ist Verewigung der Unmenschlichkeit und ihre Verhüllung gleichzeitig. Unsere "Unmenschlichkeit" ist der Auftakt zum Kampfe für das, worüber die Guten und Gerechten soviel schwätzen, um sich im Falle einer faschistischen Reaktion sofort gleichschalten zu lassen. Wir geben also zu: Die wirkliche, konsequente sexualpolitische Arbeit macht stummes Leiden laut, schafft neue und verschärft vorhandene Widersprüche, bringt die Menschen in die Lage, ihre Situation nicht mehr ertragen zu können. Sie schafft aber gleichzeitig eine Abfuhr: die Möglichkeit des politischen Kampfes gegen die gesellschaftlichen Ursachen des Leidens. Es ist richtig, die sexualpolitische Arbeit greift an das heikelste, erregendste, persönlichste Gebiet des menschlichen Lebens. Tut dies nicht die mystische Verseuchung der Massen auch? Entscheidend ist doch, welchem Zweck das eine und das andere dient.
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Wer einmal in sexualpolitischen Versammlungen die brennenden Augen und Gesichter gesehen, wer die hunderte Fragen über allerpersönlichstes gehört hat und beantworten musste, der hat auch die unerschütterliche Überzeugung gewonnen, dass hier gesellschaftliches Dynamit begraben liegt, das diese Welt der schier unbegreifbaren Selbstvernichtung sprengen helfen kann. Allerdings, wenn diese Arbeit von Revolutionären der Art geleistet werden sollte, die in der Beteuerung und Vertretung der Sittlichkeit mit der Kirche wetteifern, die eine sexuelle Fragebeantwortung als der Erhabenheit der revolutionären Ideologie unwürdig erachten, die die kindliche Onanie als bürgerliche Erfindung abtun, wie manche Pionierleiter es taten, kurz, die selbst in einer wichtigen Ecke ihres Seins trotz Leninismus und Marxismus gut kleinbürgerlich moralisch sind, dann wäre leicht der Nachweis erbracht, dass meine Erfahrungen nicht stimmen könnten, denn die Masse würde sofort sexualablehnend reagieren.
Wir müssen noch eine Weile bei der Besprechung der Rolle des moralischen Widerstandes verharren, dem wir in unserer Arbeit begegnen. Ich sagte, dass die individuellen moralischen Hemmungen, die sich heute im Gegensatz zu den sexuellen Ansprüchen auf die gesamte sexualverneinende Atmosphäre der bürgerlichen Gesellschaft stützen, durch Schaffung einer entgegensetzten sexualbejahenden Ideologie soweit ausser Wirkung gesetzt werden können, dass die Menschen zur Aufnahme des sexualpolitischen Programms des Kommunismus fähig werden und dadurch dem Einfluss der Kirche und der reaktionären Mächte entrückt werden können.
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Es ist klar, dass eine derartige Atmosphäre der Sexualbejahung nur von einer mächtigen internationalen sexualpolitischen Organisation geschaffen werden kann. Es hatte bisher Schwierigkeiten, die Führung der kommunistischen Parteien zu überzeugen, dass dies eine ihrer Hauptaufgaben wäre.
Bisher nannten wir nur die stillen und stummen Bedürfnisse der Massenindividuen, auf die wir uns stützen können. Das würde nicht genügen. Um die Jahrhundertwende bis zum Kriege waren diese Bedürfnisse und ihre Unterdrückung ebenfalls vorhanden, trotzdem hätte damals eine sexualpolitische Bewegung kaum Aussicht auf Erfolg gehabt. Seither sind einige objektive, gesellschaftliche Voraussetzungen für die sexualpolitische Arbeit entstanden, die man genau kennen muss, wenn man richtig ansetzen will. Schon dass so viele sexualpolitische Verbände verschiedener Form und Richtung in Deutschland entstanden, weist darauf hin, dass sich im gesellschaftlichen Prozess eine neue Kampfesart vorbereitet. Eine der wichtigsten objektiven Voraussetzungen der Sexualpolitik ist, dass durch die Monopolisierung und Vertrustung des Kapitals, durch die Schaffung von ungeheueren Grossbetrieben und mit ihnen von Millionenarmeen an Angestellten und Beamten die Grundpfeiler der moralischen antisexuellen Atmosphäre, der Kleinbetrieb und die Familie, erschüttert wurden. Die in die Betriebe strebenden Frauen und Mädchen entwickelten freiere Auffassungen über das Geschlechtsleben, als ihnen das Elternhaus zugestand.
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War das in kollektiver Weise arbeitende Proletariat von jeher der Sexualbejahung zugänglicher, so begann der moraliche Zersetzungsprozess mit der Monopolisierung des Kapitals auch im Kleinbürgertum um sich zu greifen. Wer die heutige kleinbürgerliche Jugend mit der von 1910 vergleicht, wird ohne weiteres die Feststellung machen können, dass heute die Kluft zwischen realem Sexualleben und noch herrschender gesellschaftlicher Ideologie breit und unüberbrückbar geworden ist.
Das Ideal des jungfräulichen Mädchens ist zu einer Schande geworden, gewiss das des jungfräulichen Mannes. Schon begannen auch im Kleinbürgertum offenere Stellungnahmen zur ehelichen Treue Platz zu greifen. Die grossindustrielle Produktionsweise ermöglichte den Widersprüchen der bürgerlichen Sexualökonomie, an die Oberfläche zu kommen. An ein Zurück zu dem alten Gleichklang von realem Leben und Ideologie, wie er noch vor der Jahrhundertwende das Kleinbürgertum im grossen und ganzen beherrschte, kann keine Rede sein. Als Analytiker gewinnt man tiefen Einblick in die Geheimnisse des kleinbürgerlichen Daseins und kann eine restlose Zersetzung der noch immer laut vertretenen moralischen Lebensformen feststellen. Die Kollektivisierung des jugendlichen Lebens hat nicht nur die einschränkende Macht des Elternhauses untergraben, wenn auch nicht beseitigt, sondern auch in der heutigen Jugend eine Situation geschaffen, die nach Aufnahme einer Weltanschauung und politischen Lehre vom Kampf um sexuelle Gesundheit, um sexuelle Bewusstheit und Freiheit lechzt.
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Um die Jahrhundertwende wären christliche Frauen, die geburtenreglerischen Verbänden beitreten, undenkbar gewesen; heute wird es immer mehr zur Regel. Dieser Prozess wurde durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland nicht unterbrochen, sondern nur ins Unterirdische verwiesen. Fraglich bleibt nur, wie sich der Prozess weiter gestalten wird, wenn die faschistische Barbarei länger dauert, als wir ohnedies befürchten.
Ein weiterer objektiver Umstand, der mit dem früheren eng zusammenhängt, ist die rasche Zunahme der neurotischen Erkrankungen als Ausdruck gestörter Sexualökonomie und Steigerung des Widerspruchs zwischen realen sexualen Anforderungen und alter moralischer Hemmung und kindlicher Erziehungssituation. Die Zunahme der Neurosen bedeutet Anwachsen der Bereitschaft, auch die sexuelle Verursachung der Neurosen zur Kenntnis zu nehmen.
Den praktisch sexualpolitisch schwerwiegendsten Tatbestand ergibt die Ohnmacht der politischen Reaktion gegen die sexualpolitische Arbeit. Es ist bekannt, dass in den Volksbüchereien die sexuelle Schundliteratur die meistgelesene ist, ein Masstab für die Bedeutung der Sexualpolitik, wenn es ihr gelingt, dieses ungeheuere Interesse revolutionär zu lenken. Die Nationalsozialisten können auf wirtschaftspolitischem Gebiet die ungeschulten Massen lange Zeit täuschen, indem sie vorgeben, das Recht der Arbeit und des Arbeiters zu vertreten. Anders auf sexualpolitischem Gebiet. Niemals kann es der politischen Reaktion gelingen, der revolutionären Sexualpolitik ein eigenes sexualpolitisches Programm entgegenzusetzen, das anders wäre,
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als restlose Unterdrückung und Verneinung des Geschlechtslebens, was unverschleiert, laut, als Programm vertreten die Massen sofort abstossen würde, mit Ausnahme eines politisch bedeutungslosen Kreises alter Frauen und hoffnungsloser, schwächlicher Spiesser. Auf die heutige Jugend kommt es an! Und die, das ist gewiss, ist einer bewusst sexualablehnenden Ideologie nicht mehr zugänglich. Das ist unsere Stärke. Wer zum Beispiel bedenkt, was eine weitere Erschwerung des Vertriebs von Schutzmitteln, wie sie kürzlich erfolgte, in einem Deutschland 1933 bedeutet, der erkennt, dass hier die revolutionäre Arbeit zunächst weit leichteres Feld hätte als auf wirtschaftspolitischem Gebiet. Der durchschnittliche, politisch ungeschulte Werktätige ist schwer dazu zu bringen, besonders wenn er unter reaktionärem Gefahrendruck steht, eine wirtschaftspolitische Broschüre zu lesen, während eine Sexualbroschüre sofort sein Interesse wecken wird. Das gilt ganz besonders für den kleinbürgerlichen Angestellten und den verkleinbürgerlichten Arbeiter. In Deutschland gelang es den roten Verbänden mit der Sexualpolitik in Betriebe einzudringen, die für das Thema der roten Gewerkschaft völlig verschlossen waren, und zwar jahrelang. Es ist klar, und wurde auch in der Praxis selbstverständlich geübt, dass die sexualpolitische Arbeit schliesslich in die allgemeinen gesellschaftlichen Fragen des Klassenkampfes einmünden muss. Wir müssen aber ein ungetrübtes Auge für Tatbestände haben wie etwa den, dass nationalsozialistische Arbeiter und Angestellte, ja auch Studenten, der revolutionären Bejahung des Ge-
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schlechtslebens restlos zustimmen und sich dadurch in Widerspruch zu ihrer Führung setzen. Und was könnte diese Führung dagegen tun, wenn es gelänge, diesen Widerspruch ganz bewusst zu machen? Nichts als Terror üben. Sie würden in gleichem Masse an Einfluss verlieren. Wir betonen noch einmal, dass die objektive Lockerung der moralischen Fesseln der Sexualität unter keinen Umständen wieder rückgängig zu machen ist und unsere stärkste Kraft darstellt. Es gibt nur die Möglichkeit, wenn die revolutionäre Arbeit dieses Gebiet nicht erfasst, dass die Jugend eingeschränkt im geheimen weiter so lebt, wie bisher, ohne sich der Ursachen und Folgen dieses Lebens bewusst zu sein. Die politische Reaktion hätte dagegen bei konsequenter sexualpolitischer Arbeit keine Antwort, keine Gegenideologie. Ihre asketische Lehre ist nur so lange haltbar, als die Sexualbejahung in den Massen geheim, zersplittert, nicht kollektiv erfasst und ihr entgegengesetzt ist.
Der deutsche Faschismus versucht es derzeit mit aller Macht, sich in den psychischen Strukturen zu verankern und legt daher das grösste Gewicht auf die Erfassung der Jugend und der Kinder. Er hat keine anderen Mittel zur Verfügung, als Weckung und Pflege der Hörigkeit zur Autorität, deren psychologische Grundvoraussetzung die asketische, sexualverneinende Erziehung ist. Die natürlichen sexuellen Strebungen zum anderen Geschlecht, die von Kindheit an zur Befriedigung drängen, werden im wesentlichen durch verstellte, abgelenkte homosexuelle und sadistische Gefühle, teils auch durch asketische Neigungen ersetzt.
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Das gilt etwa für den sogenannten Kameradschaftsgeist in den Arbeitsdienstlagern wie für die Einpflanzung des sogenannten Geistes von Zucht und Gehorsam. Sie haben die Aufgabe, jede Brutalität und am Ende die Entfesselung aller derart erzeugten und gebremsten brutalen Regungen in einem antisowjetistischen Kriege von denen abzulenken, gegen die sich die durch die strenge Erziehung in den Arbeitsdienstlagern erzeugten Hassgefühle ursprünglich richteten. Die Fassade heisst Kameradschaft, Ehre, freiwillige Disziplin, die Kulisse birgt geheime Auflehnung, Gedrücktheit bis zur Rebellion wegen der Behinderung jedes persönlichen Lebens, im besonderen des sexuellen.
Eine konsequente Sexualpolitik muss die grosse sexuelle Entbehrung in den Arbeitsdienstlagern ins grellste Licht rücken und wird dabei auf den lebhaftesten Widerhall bei den jungen Menschen rechnen können. Das Resultat beim faschistischen Führer kann zunächst nichts anderes sein als Verblüffung und Ratlosigkeit. Es ist unschwer einzusehen, dass einem durchschnittlichen Jungen die Bewusstheit seiner sexuellen Entbehrung viel leichter nahezubringen ist, als die, dass sein Arbeitsdienst letzten Endes den Kapitalisten zugute kommt. Und die Praxis der Jugendarbeit ergibt entgegen den Behauptungen solcher Jugendführer, die es nie praktisch versuchten, dass der durchschnittliche Jugendliche, insbesondere der weibliche, seine Klassensituation viel rascher, affektiver, bereitwilliger erfasst, wenn man sie ihm auf dem Wege der Bewusstmachung seiner sexuellen Unterdrückung begreiflich macht.
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Es kommt nur darauf an, die Sexualfrage politisch zu fassen und zur allgemeinen sozialen Situation hinzuführen. Für das soeben behauptete lassen sich tausendfach Beweise anführen. Durch öde Einwände soll man sich nicht abschrecken, sondern einzig von der Praxis leiten lassen.
Welche Antwort hätte die politische Reaktion auf eine Anfrage deutscher Jugendlicher etwa folgenden Inhalts?
"Die Einordnung der deutschen Jugend in den Arbeitsdienst hat in ihr privates und geschlechtliches Leben mächtig eingegriffen. Dringende Fragen harren der Klärung und Lösung da sich überall schwere, bedrohliche Misstände ergeben haben. Erschwert wird die Lage durch die allgemeine Scheu und Ängstlichkeit der Jugendlichen, ihre persönlichen, brennenden Fragen zur Diskussion zu stellen, wozu hinzukommt, dass die Leitung der Lager jede Unterredung über solche Fragen verbietet. Es geht aber um die körperliche und seelische Gesundheit der Jugendlichen!!!
Wie ist das Geschlechtsleben der Jugend in den Arbeitsdienst-Lagern?
Die Arbeitsdienstjugend ist durchschnittlich im Altar der blühenden Sexualität, die meisten von ihnen waren vorher gewohnt, in einem Liebesverhältnis mit einer Freundin ihr natürliches Liebesbedürfnis zu befriedigen. Das Geschlechtsleben dieser Jugend war zwar schon vorher behindert durch Fehlen geeigneter Möglichkeiten zu gesundem Liebesleben (Wohnungsnot der Jugend), durch Mangel an Geldmitteln, sich die Empfängnisverhütungsmittel zu beschaffen, durch die Feindschaft der staatlichen Autorität und reaktionären Kreise gegen ein gesundes Liebesleben der Jugend, wie es ihren Bedürfnissen entsprechen würde. Durch den Arbeitsdienst hat sich diese schlimme Lage noch verschlechtert!
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Keine Möglichkeit mit Mädchen zusammenzukommen, die alten Liebesbeziehungen zu erhalten und zu pflegen.
Zwang zu Enthaltsamkeit oder zur Selbstbefriedigung.
Dadurch Verrohung und Verlotterung des erotischen Lebens, Überwuchern der sexuellen Zote und schmutziger sexueller Witze, Züchtung quälender, ungesunder, zersetzender und den Willen und die Kraft lähmender Phantasievorstellungen (Vergewaltigung, lüsterne Gier, Schlagephantasien).
Nächtliche unfreiwillige Samenergüsse, die die Gesundheit untergraben und keine Befriedigung geben.
Entwicklung homosexueller Neigungen und Beziehungen zwischen Jungs, die sonst nie an derartiges dachten; schwere Belästigung durch homosexuelle Kameraden.
Zunahme von Nervosität, Reizbarkeit, körperlichen Beschwerden und seelischen Störungen verschiedener Art.Drohende Folgen für die Zukunft.
Jeder Jugendliche gerade in dem Alter zwischen etwa 17 und 25 Jahren, der kein befriedigendes Geschlechtsleben führt, ist von einer künftigen Potenzstörung und schwerer seelischer Verstimmung bedroht, die auch immer eine Störung der Arbeitsfähigkeit mit sich bringen. Wenn ein Organ oder eine natürliche Punktion lange Zeit nicht betätigt werden, dann versagen sie später den Dienst. Nervöse und seelische Erkrankungen. Perversionen (Geschlechtsverirrungen) sind meist die Folgen.
Wie stellen wir uns zu den Massnahmen und Verordnungen unserer Führung in diesen Fragen?
Die Führung hat bisher in ganz allgemeinen Ausdrücken die ,,sittliche Erstarkung der Jugend" gefordert. Uns ist nicht klar geworden, was damit gemeint ist. Die deutsche Jugend hatte sich im Laute der Jahre unter schweren Kämpfen mit dem Elternhaus und den Systembonzen ihr Recht auf ein gesundes Geschlechtsleben allmählich zu erobern begonnen, ohne freilich unter den gesellschaftlichen Bedingungen zum Ziele zu kommen.
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Aber ihre Idee war in breiten Kreisen klar: Die Jugend hat gegen sexuelles Muckertum und sexuelle Schweinerei und Heuchelei, die Folgen der sexuellen Unterjochung der Jugend, auf das schärfste zu kämpfen. Ihre Idee war, dass Jungs und Mädels in guter geistiger und sexueller Kameradschaft zu leben haben; ihre Idee war, dass die Gesellschaft verpflichtet ist, ihnen ihr Leben zu ordnen und zu erleichtern. Wie stellt sich das neue Reich dazu?
Seine bisherigen Verordnungen widersprechen den Anschauungen der Jugend auf das schärfste. Die Herbeischaffung von empfängnisverhütenden Mitteln ist durch Verbot des offenen Vertriebs unmöglich geworden. Die Massnahme der Hamburger Polizei gegen die Wassersportler in sittlicher Hinsicht, die Drohung mit Einlieferung ins Konzentrationslager für ..Verletzung der Sitte und des Anstands" bedroht unser Recht. Ist es Verletzung des Anstandes, wenn ein Junge im Zeltlager mit seiner Freundin schläft?
Wir fragen die Reichsleitung der deutschen Jugend: Wie soll die fugend geschlechtlich leben?
Es gibt nur vier Möglichkeiten:
1. Enthaltsamkeit; soll die Jugend enthaltsam leben, das heisst sich jeder Art geschlechtlicher Betätigung bis zur Ehe enthalten?
2. Selbstbefriedigung; soll die Jugend sich selbst befriedigen?
3. Homosexuelle Befriedigung: soll die deutsche Jugend sich gleichgeschlechtlich betätigen, wenn ja, in welcher Form? Durch wechselseitige Onanie oder durch Verkehr im After?
4. Natürliches Liebesleben und Geschlechtsverkehr zwischen Jungs und Mädels: Soll die deutsche Jugend das natürliche Geschlechtsleben bejahen und fördern? Wenn ja:soll sich das Liebesleben abspielen (Wohnungsfrage)?Wo
Wie und womit soll die Empfängnis verhütet werden?
Wann soll sich dieses Liebesleben abspielen? Darf der Jugendliche das gleiche tun wie der Führer?"
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Ähnliche Fragen betreffen die Kinderarbeit. Es ist ungewohnt, manchem unbegreifbar, aber als Tatsache nicht aus der Welt zu schaffen: Die revolutionäre Kinderarbeit kann im wesentlichen nur die sexualpolitische sein. Man meistere sein Erstaunen und höre geduldig weiter. Warum sind Kinder in der Vorpubertät am besten und leichtesten mit Sexualfragen zu erfassen?
1. Das Kindesalter ist in allen Schichten, auch beim Proletariat trotz Hunger und Entbehrung, mehr als spätere Altersstufen von sexuellen Interessen erfüllt. Dazu kommt, dass Hungern bis zur körperlichen Verwüstung nur einen — heute sehr grossen — Teil der Kinder im Kapitalismus trifft, die sexuelle Unterdrückung betrifft aber ausnahmslos jedes Kind. Dadurch erweitert sich die politische Angriffsfläche ganz ungeheuer.
2. Die üblichen Methoden der proletarischen Bewegung, die Kinder zu organisieren, bedienen sich der gleichen Methoden wie die bürgerliche Kinderarbeit: Marschieren, Lieder singen, Uniformen, Gruppenspiele etc. Das Kind unterscheidet, wenn es nicht bereits äusserst klassen-bewussten Eltern entstammt, was ja nur eine Minderheit betrifft, nicht zwischen den Inhalten der reaktionären und denen der revolutionären Propagandaformen. Es bedeutet keine Schmähung des Klassenbewusstseins, sondern nur Erfüllung des ersten Gebots proletarischer Politik, nämlich die Wirklichkeit nicht zu verwischen, wenn wir behaupten, dass Kinder und Jugendliche morgen ebenso freudig unter nationalsozialistischen Klängen wie heute unter proletarischen marschieren, wieder der geringe Prozentsatz der bereits klassenbewussten Kinder ausgenommen.
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Zudem kann heute im Kapitalismus die politische Reaktion die Formen der gruppenmässigen Propaganda bei den Kindern ungleich besser gestalten als die Arbeiterbewegung. Diese ist somit immer im Nachteil, was sich in Deutschland darin ausdrückte, dass die Pionierbewegung überall im Vergleich zur bürgerlichen Kinderbewegung äusserst schwach war.
3. Wenn die bürgerliche Kinderbewegung alles besser kann, eines kann sie nicht, unter keinen Umständen: Nämlich den Kindern sexuelles Wissen, sexuelle Klarheit bringen, ihnen die sexuelle Unterdrücktheit bewusst machen. Das kann nur das Proletariat, erstens weil es kein Interesse an der sexuellen Unterdrückung der Kinder hat, vielmehr gerade das gegenteilige, zweitens weil das proletarische Lager von jeher der Anwalt der konsequenten sexuellen Aufklärung der Kinder war. Diese mächtige Waffe blieb bisher ungenützt, ja man begegnete in Kreisen der Pionierführung in Deutschland erheblichem Widerstand, die übliche individuelle Sexualaufklärung in eine Massenmaßnahme umzubauen. Tragikomischerweise beriefen sich diese Gegner der sexualpolitischen Arbeit unter Kindern bei der Weigerung, eine individuelle Aktion in eine Massenaktion umzuwandeln, auf Marx und Lenin. Freilich von dieser Sexualpolitik steht weder bei Marx noch bei Lenin etwas drin. Demgegenüber steht die Tatsache, dass die Kinder den Machenschaften der politischen Reaktion auch im Proletariat massenhaft verfallen müssen, weil die Möglichkeit einer massenmässigen Kinderorganisation im Faschismus nicht besteht und weil Kinder in
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der Vorpubertät nur ausnahmsweise wirtschaftspolitischer Propaganda Interesse entgegenbringen. Dagegen ergeben sich trotz grosser Schwierigkeiten ungeahnte Möglichkeiten, Kinderarbeit auf sexualpolitischer Basis zu entfalten, weil wir hier bestimmt mit dem brennenden Interesse der Kinder rechnen können. Wenn einmal die Kinder und Jugendlichen massenweise mit ihren sexuellen Interessen erfasst wären, dann wäre der reaktionären Verseuchung eine mächtige Gegenkraft entgegengestellt — und die politische Reaktion wäre machtlos.
Den Zweiflern, Widerstrebenden und sittlich um die "Reinheit" der Klassenkämpfe Besorgten können wir hier nur zwei Beispiele aus praktischem Erleben anstelle von vielen entgegenhalten:
Erstens: Die Kirche ist nicht so wählerisch. Ein 15-jähriger Junge, der aus einer christlichen Organisation in den kommunistischen Jugendverband übergetreten war, berichtete, dass in seiner früheren Organisation allwöchentlich der Priester die Jungen einzeln vorzunehmen und nach ihrem sexuellen Verhalten auszufragen pflegte; regelmässig wurde gefragt, ob sie onaniert hätten, was natürlich immer der Fall war und schuldbewusst zugegeben wurde. "Das ist eine grosse Sünde, mein Junge; aber Du kannst Dich ihrer entledigen, wenn Du für die Kirche fleissig arbeitest und diese Flugblätter morgen verteilst." So sieht unter anderem die sexualpolitische Praxis der politischen Reaktion aus. Wir aber sind verschämt, "rein", wollen "mit solchen Dingen" nichts zu tun haben. Und dann wundern wir uns, wenn die Kirche über dreissigmal soviel Jugendliche verfügt, wie wir, die wir von "jugendgemässer politischer Arbeit unter der Jugend" sprechen.
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Zweitens: Die sexualpolitische Arbeitsgemeinschaft in Berlin hatte einen ersten Anlauf unternommen, es mit der sexualpolitischcn Kinderarbeit zu versuchen, und zu diesem Zwecke eine Erzählung kollektiv zusammengestellt, "Das Kreidedreieck, Verein zur Erforschung der Geheimnisse der Erwachsenen". Diese Schrift wurde vor dem Druck zunächst mit Arbeiterfunktionären durchbesprochen. Es wurde beschlossen, die Broschüre in einer Fichte-Kindergruppe vorzulesen und die Reaktion der Kinder abzuwarten.
Man hätte gewünscht, dass alle diejenigen, die bei der Nennung der proletarischen Sexualpolitik verächtlich die Schulter zucken, wenn sie nicht mit allen Mitteln diese Arbeit behindern, anwesend gewesen wären. Zunächst waren, statt wie sonst etwa zwanzig, ungefähr siebzig Kinder anwesend. Während nach den Berichten der Funktionäre sonst nur teilweise Aufmerksamkeit herrschte, Ruhe schwer zu erzielen war, lauschte diesmal alles gespannt, die Augen glühten, die Gesichter bildeten einen einzigen hellen Fleck im Saale. An manchen Stellen wurde die Vorlesung mit heller Begeisterung unterbrochen. Am Schlüsse wurden die Kinder aufgefordert, ihre Wünsche und ihre Kritik vorzubringen. Viele meldeten sich. Und man musste sich vor diesen Kindern seiner Prüderie schämen. Die pädagogischen Bearbeiter der Erzählung hatten beschlossen, die Frage der Empfängnisverhütung nicht einzubeziehen, ebenso die der kindlichen Onanie wegzulassen.
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Prompt kamen Fragen: "Warum sagt Ihr nichts darüber, wie man die Erzeugung von Kindern verhütet?" "Das wissen wir ohnedies", rief ein Junge lachend dazwischen. "Was ist das, eine Nutte?" fragte ein dritter, "davon war in der Erzählung nicht die Rede." "Morgen gehen wir zu den Christlichen", hiess es begeistert, "die reden immer von solchen Sachen, die kriegen wir!" "Wann erscheint das Buch? Wieviel wird es kosten? Wird es so billig sein, dass wir es kaufen und auch vertreiben können?" Der erste vorgelesene Teil enthielt vorwiegend sexuelle Aufklärung, politisch durchsetzt, die Arbeitergruppe hatte jedoch die Absicht, dem ersten Band einen zweiten anzufügen, der den Kindern von diesen Fragen ausgehend die Fragen der Ausbeutung und des Klassenkampfes näher schildern sollte. Das wurde mitgeteilt. "Wann kommt der zweite Band; wird er auch so lustig sein?"
Wann hat je eine Kindergruppe derart stürmisch nach politischen Broschüren gefragt? Sollten wir daraus nicht lernen? Gewiss, wir müssen: Die Kinder müssen durch Bejahung ihrer sexuellen Interessen und Befriedigung ihrer Wissbegierde zu politischem Interesse erzogen werden; sie müssen das unerschütterliche Gefühl bekommen, dass ihnen das die politische Reaktion nicht geben kann. Und man wird sie massenweise gewinnen, in allen Ländern gegen die kirchlichen Einflüsse immunisieren und — was das wichtigste ist — tief gefühlsmässig an die revolutionäre Bewegung binden. Doch zunächst stehen zwischen dieser Leistung und den Kindern nicht nur die politische Reaktion, sondern auch die "Moralischen" im eigenen Lager.
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Ein weiteres wichtiges Gebiet der sexualpolitischen Arbeit ist die Klärung der sexuellen Situation, die sich aus der Zurückdrängung der Frauen aus den Betrieben in die Hauswirtschaft in Deutschland neu ergibt. Man kann diese Arbeit nur durch restlose Erfüllung des Begriffes der Freiheit der Frau mit den Inhalten der sexuellen Freiheit leisten. Man muss wissen, dass vielen Frauen die materielle Abhängigkeit vom Manne in der Familie nicht an sich, sondern wesentlich wegen der sexuellen Einschränkung, die mit ihr verbunden ist, lästig wird.
Beweis dafür ist, dass solche Frauen, die ihre Sexualität zur glatten, anspruchslosen Verdrängung gebracht haben, diese wirtschaftliche Abhängigkeit nicht nur leicht und widerspruchslos ertragen, sondern sogar bejahen. Die Weckung der sexuellen Bewusstheit dieser Frauen, die nachdrücklichste Warnung vor den Folgen eines eingeschränkten sexuellen Lebens sind die wichtigsten Voraussetzungen für die politische Fruchtbarmachung der materiellen Abhängigkeit vom Manne. Wenn die sexualpolitischen Organisationen diese Arbeit nicht leisten werden, dann wird die neuerliche Welle der Sexualunterdrückung der Frau im Faschismus ihr das Bewusstsein ihrer materiellen Versklavung vermauern. In Deutschland und anderen hochindustriellen Ländern sind alle objektiven gesellschaftlichen Voraussetzungen für eine stürmische sexuelle Rebellion der Frauen und Jugendlichen gegeben. Mit einer unerbittlichen, konsequenten, vor nichts zurückschreckenden Sexualpolitik auf diesem Gebiet würde eine Frage aus der Welt verschwinden, die unsere Freidenker und Politiker immer wieder beschäftigt, ohne dass sie die Antwort wissen,
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nämlich die unvergleichlich höhere Bereitschaft der Frauen und Jugendlichen, sich der politischen Reaktion zuzuwenden. Kein anderes Gebiet enthüllt so deutlich die politische Funktion der Sexualunterdrückung, die innige Beziehung des Geschlechtslebens und der Intensität der Sexualverdrängung zu der politisch-reaktionären Anschauung und Neigung.
Am Schluss noch ein Einwand, der mir von berufener Seite bei der Lektüre dieses letzten Abschnitts gemacht wurde und dessen Widerlegung nicht leicht fällt. Er lautet: Es ist zwar richtig, dass die breiten Massen von den Geschlechtsfragen am intensivsten erfüllt sind, dass ihr Interesse dafür brennend ist; aber lässt sich daraus ohne weiteres der Schluss ziehen, dass sich dieses Interesse auch politisieren lässt im Sinne der sozialen Revolution, die soviel Entsagung und Opfer fordert? Werden nicht die sexualpolitisch erfassten Massen den Wechsel auf die sexuelle Freiheit sofort einlösen wollen, nachdem man ihn ausgestellt hat? — Wir müssen, je schwieriger die Arbeit ist, umso gründlicher jeden Einwand anhören, überlegen und beantworten. Wir müssen uns davor hüten, unseren revolutionären Wunschphantasien zu verfallen und etwas in der Wirklichkeit für durchführbar zu halten, was nur "an sich" richtig ist. Über den Ausgang des Kampfes gegen den Hunger entscheidet nicht, dass man ihn brennend beseitigen will, sondern ob die objektiven Voraussetzungen dazu vorhanden sind. Lässt sich also das sexuelle Interesse und die sexuelle Not der Massen aller Länder ebenso in politische Aktion gegen das notbedingende gesellschaftliche System überführen wie das grob materielle Interesse?
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Wir haben die praktischen Erfahrungen angeführt und auch die theoretischen Überlegungen, die dafür sprechen, dass, was in einzelnen Gruppen, in einzelnen Versammlungen gelingt, auch massenmässig möglich sein muss. Wir unterliessen es bisher nur, noch einige unerlässliche Voraussetzungen zu nennen. Zur fruchtbaren Durchführung der Aufgabe, die Sexualpolitik dem Klassenkampfe einzuordnen, gehört erstens die rein politische Sammlung der Arbeiterbewegung überhaupt; ohne diese Voraussetzung kann die sexualpolitische Arbeit zunächst nur eine vorbereitende sein; ferner gehört unerlässlich dazu die Schaffung einer straffen internationalen sexualpolitischen Organisation, die die reale Macht der Durchführung herstellt und sichert; drittens gehört unerlässlich dazu eine Reihe gründlichst geschulter Leiter der Bewegung. Im übrigen empfiehlt es sich nicht, im voraus jede Einzelfrage lösen zu wollen. Das würde verwirren und lahmen. Aus der Praxis ergibt sich die neue und detaillierte Praxis von selbst. Damit sollte diese Schrift nicht belastet werden.
6 Der unpolitische Mensch
Wir kommen damit endlich zur Frage des sogenannten unpolitischen Menschen. Hitler hat seine Macht nicht nur von vornherein mit bis dahin wesentlich weniger politisierten Massen begründet, sondern auch seinen letzten Schritt zum Siege im März 1933 durch Mobilisierung von nicht weniger als 5 Millionen bisheriger Nichtwähler, also Unpolitischer, legal durchgeführt.
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Die Linksparteien hatten alle Anstrengungen unternommen, die indifferenten Massen zu gewinnen, ohne sich die Frage vorzulegen, was das ist "indifferent- oder unpolitisch sein".
Wenn der Fabriks- und Grossgutsbesitzer politisch klar, und zwar rechts steht, so ist das aus seinen unmittelbaren wirtschaftlichen Interessen ohne weiteres zu begreifen. Bei ihm würde politische Linksorientiertheit seiner sozialen Situation widersprechen und wäre daher nur psychologisch zu erklären, d.h. auf irrationale Motive zurückzuführen.
Wenn der Industriearbeiter politisch links orientiert ist, so ist das ebenfalls rational durchaus konsequent, quillt es aus seiner ökonomischen und sozialen Position im Betrieb. Wenn aber Arbeiter oder Angestellte oder Beamte politisch rechtsorientiert sind, so meist aus politischer Unklarheit, das heisst aus einem Unwissen über ihre soziale Position. Je unpolitischer ein Mensch aus der grossen Masse der Werktätigen ist, desto leichter wird er der Ideologie der politischen Reaktion zugänglich sein. Dieses Unpolitischsein ist nun nicht etwa, wie man glaubt, ein passiver psychischer Zustand, sondern ein höchst aktives Verhalten, eine Abwehr des politischen Bewusstseins. Die analytische Zerlegung dieser Abwehr des Politischseins- und Denkens ergibt eindeutige Ergebnisse, die manche dunkle Frage des Verhaltens der breiten unpolitischen Schichten löst.
Beim Durchschnitt der Intellektuellen, "die mit der Politik nichts zu tun haben wollen", lassen sich unmittelbare wirtschaftliche Interessen und Ängste um ihre von der Meinung der Grossbourgeoisie abhängig Existenz leicht nachweisen, denen sie die groteskesten Opfer an Wissen und Überzeugung bringen.
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Unter den Menschen, die im Produktionsprozess an irgendeiner Stelle stehen und trotzdem unpolitisch sind, lassen sich analytisch zwei grosse Gruppen unterscheiden. Bei den Vertretern der einen ist der Begriff der Politik unbewusst assoziiert mit der Vorstellung von Gewalt und leiblicher Gefahr, also mit einer schweren Angst, die sie verhindert, sich der Wirklichkeit entsprechend zu orientieren. Bei den anderen, die wohl die Mehrzahl umfassen, beruht das Unpolitischsein auf völligem Eingefangensein in persönlichen Konflikten und Sorgen, unter denen die sexuellen Sorgen die der Existenz nicht zu politischer Konsequenz ausreifen lassen. Wenn eine jugendliche Angestellte, die wirtschaftlich genügend Grund zu politischem Bewusstsein hätte, unpolitisch ist, so in 99 von 100 Fällen wegen der sogenannten "Liebesgeschichten", um ernster zu sprechen, wegen ihrer restlosen Befangenheit in ihren sexuellen Konflikten. Das gilt ganz in der gleichen Weise für die unpolitische Kleinbürgerfrau, die alle seelischen Kräfte aufbringen muss, um ihre sexuelle Situation so weit zu meistern, dass sie nicht restlos zusammenklappt.
Der Kommunismus missverstand bisher diese Situation und versuchte den unpolitischen Menschen dadurch zu politisieren, dass er ihm nur seine wirtschaftlichen Interessen, die unerfüllt bleiben, zum Bewusstsein zu bringen suchte. Die Praxis lehrte, dass die Masse dieser Unpolitischen kaum zum Hinhören zu bringen ist, sich aber leicht den mystischen Phrasen eines Nationalsozialisten zuzuwenden vermag, ohne dass dieser allzu viel über die wirtschaftlichen Interessen spricht.
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Wie erklärt sich das? Daraus, dass die schweren sexuellen Konflikte (im weitesten Sinne), gleichgültig ob bewusst oder unbewusst, das rationale Denken in der Richtung des durchaus rationalen Marxismus hemmen, den Betreffenden unfähig und ängstlich machen, ihn in seine seelischen Eingeweide verstricken. Begegnet er nun einem mit den Mitteln der Gläubigkeit und Mystik, also mit sexuellen, libidinösen Mitteln arbeitenden Faschisten, so wendet er ihm seine Interessen restlos zu, nicht weil ihm das nationalsozialistische Programm mehr imponiert als das kommunistische, sondern weil er in der Hingabe an den Führer und seine Ideologie eine momentane Entlastung seiner ständigen inneren Spannung erfährt, weil er seinen Konflikt dadurch unbewusst in eine andere Form bringen und dadurch lösen kann; ja, das befähigt ihn gelegentlich im Faschisten den Kommunisten, in Hitler den deutschen Lenin zu sehen.
Man muss nicht Psychologe sein, um zu begreifen, warum einer sexuell hoffnungslosen Kleinbürgerfrau, die nie an Politik dachte, oder einem kleinen Ladenmädel, das den Weg zur schweren Klassenpolitik wegen intellektueller, sexualkonfliktbedingter Insuffizienz nicht finden konnte, die erotisch aufreizende Form des Nationalsozialismus eine Art Befriedigung, verstellte freilich, verschafft.
Man muss das Leben solcher 5 Millionen die Entscheidung fällender, unpolitischer, kleinbürgerlicher Menschen kennen, wie es sich in der Kulisse abspielt, um auch zu begreifen, welche Rolle das Privatleben, das heisst im wesentlichen das Geschlechtsleben, in der grossen lauten Politik leise, unterirdisch spielt.
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Es ist nicht statistisch zu erfassen, wir sind auch nicht Verehrer der statistischen Scheinexaktheit, die am wirklichen Leben vorbeigeht, während Hitler mit seiner Negation der Statistik und durch Ausnützung der Schlacken der sexuellen Misere die Macht eroberte.
Der unpolitische Mensch ist der in Sexualkonflikten absorbierte Mensch. Ihn durch Ausschaltung der Sexualität gewinnen zu wollen, wie das bisher geschah, ist nicht nur hoffnungslos, sondern das sicherste Mittel, ihn der politischen Reaktion auszuliefern, die die Folgen seiner sexuell-sozialen Lage glänzend ausnützt. Hier gibt es nach einfacher Rechnung nur den anderen Weg, sein Privat- und Geschlechtsleben zu politisieren. Ich hätte vor einer solchen Konsequenz, so banal sie ist, selbst zurückgeschreckt, und kann begreifen, wenn die zünftigen Wirtschaftsund Staatspolitiker eine derartige Auffassung für die Ausgeburt eines trockenen, staatspolitisch unerfahrenen Schreibtischgelehrtenhirns halten.
Dann wäre aber zu empfehlen, einmal eine sexualpolitische Versammlung zu besuchen und sich zu überzeugen, dass die überwiegende Mehrzahl gewöhnlich solche Leute sind, die bisher nie oder nur selten in eine politische Versammlung überhaupt, geschweige in eine kommunistische, gingen; oder zur Kenntnis zu nehmen, dass die sexualpolitischen Organisation z. B. im Westen Deutschlands überwiegend unorganisierte und unpolitische Menschen umfassten. Und die Anmassung solcher Urteile lässt sich am eindrucksvollsten an der Tatsache nachweisen, dass die internationale Organisation des Christentums seit Jahrtausenden in jedem kleinsten Nest der Welt allwöchentlich zumindest einmal eine eindrucksvolle sexualpolitische Versammlung in ihrem Sinne abhält, denn nichts anderes sind die sonntäglichen Kirchenversammlungen.
Die Vernachlässigung oder gar Leugnung dieser Tatbestände bedeutet heute, wo bereits bestimmte Erfahrungen über sexualpolitische Arbeit und Erkenntnisse über die Beziehungen der Religion zur Sexualunterdrückung vorliegen, eine unentschuldbare, vom Standpunkt der proletarischen Bewegung gesehen reaktionäre Stützung der Herrschaft des geistigen Mittelalters und der wirtschaftlichen Ausbeutung.
Wir sind bereit, alles daran zu setzen, die proletarischen Wirtschafts- und Staatspolitiker zu überzeugen, dass hier notwendige Praxis vorliegt. Wir sind ebenso entschlossen, wenn sie sich nicht überzeugen lassen oder gar unsere Arbeit organisatorisch hemmen wollten, sie mit ganz den gleichen Mitteln zu bekämpfen wie Kirche und politische Reaktion.
Hoffen wir, dass die meisten und gewichtigsten unter ihnen sich die erforderliche Beweglichkeit des Anschauens der Wirklichkeit bewahrt haben.
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Ende