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Aus dem Amerikanischen von Waltraut Götting
Erstauflage Februar 1997
Alle Rechte der deutschen Ausgabe und Übersetzung: 1997 bei Zweitausendeins, Postfach D-60581 Frankfurt am Main. ISBN 5-86150-196-1 

Die amerikanische Originalausgabe ist unter dem Titel »The Murder of Christ« in der Reihe »History of the Discovery of the Live Energy« erschienen und ist Band 1 der Werkabteilung »The Emotional Plaque of Mankind«

© 1953, 1981 by Mary Boyd Higgins as Trustee of the Wilhelm Reich Infant Trust Fund.
Published by arrangement with Farrar, Straus and Giroux, Inc., New York.

Lektorat: Ekkehard Kunze und Martin Weinmann (Büro W, Wiesbaden). #  Herstellung: Eberhard Delius, Berlin.  # Satz und Druck: Wagner GmbH, Nördlingen.  #  Einband: G. Lachenmaier, Reutlingen.

Dieses Buch gibt es nur bei Zweitausendeins im Versand (Postfach, D-60581 Frankfurt am Main) oder in den Zweitausendeins-Läden in Berlin, Düsseldorf, Essen, Frankfurt, Freiburg, Hamburg, Köln, München, Nürnberg, Saarbrücken, Stuttgart. In der Schweiz über buch 2000 Postfach 89, CH-8910 Affoltern a. A. 

 

 

 

Peter Nasselstein:

Ein Vergleich der Übersetzungen 

Mit freundlicher Genehmigung von Nasselstein ( W-Reich.de ) für detopia. Dank!

 

 

Bis heute liegen von Reichs Murder of Christ drei Übersetzungen ins Deutsche vor:

Im folgenden beziehen sich alle Seitenangaben auf die Götting-Übersetzung. Die angegebenen Stellen sollte man im Zusammenhang lesen! Alle kursiv wiedergegebenen Texte stammen aus der amerikanischen Originalausgabe von 1953.

Auf S. 44 übersetzt Götting: "Wenn es (das Leben) von 'Ehebruch' spricht, meint es nicht dasselbe wie die sexbesessenen, bösartigen, verhärteten und erstarrten menschlichen Tiere in einigen übervölkerten Großstädten."
Und jetzt Laskas Übersetzung: "Wenn es von 'Ehebruch' spricht, dann meint es nicht dasselbe wie die sexuell ausgehungerten, bösartigen, verhärteten und unbeweglichen Menschentiere in irgendeiner übervölkerten Großstadt."
In der Götting-Übersetzung wird "tierisch" mit "sexbesessen (sic!), bösartig, verhärtet und erstarrt" gleichgesetzt ("du widerliches Tier in Menschengestalt") - wo doch Reich das genaue Gegenteil meinte, wie bei Laska auch klar wird. ## When it speaks of "adultery", it does not mean the same thing as do the sex-starved, malignant, hardened, immobilized human animals in some big crowded city. -- Übrigens auf S. 170 und 186 und an anderen Stellen übersetzt Götting richtig mit "Menschentier".

Aber nicht nur orgonomisch, sondern auch rein von der Übersetzungskunst her ist die neue Übersetzung fragwürdig. Man nehme nur mal den folgenden Satz auf S. 46: "Die 'heilende Kraft' Christi, die später in der Interpretation gepanzerter Menschen zu billiger Käuflichkeit verkam (...)."
Und jetzt Laska: "Die 'Heilkraft' Christi, die später vom gepanzerten Menschen so fürchterlich verdreht und geschäftlich ausgebeutet wird (...)." --- The "healing power" of Christ, later on so babdly distorted by armored man into mercenary cheapness (...).

 

S. 77: "Hier unterläuft unserem Herrn der erste fatale Irrtum." -- Sowas könnte nur ein Christ schreiben, der Jesus als "seinen Herrn" (“lord”) angenommen hat! -- Laska übersetzt: "Hier begeht unser Meister seinen ersten fatalen Fehler." --- Here our Master commits his first fatal mistake.

Entsprechend wird auf S. 260 behauptet, D.H. Lawrence habe Jesus in einem "christlicheren Licht" erscheinen lassen. Bei Laska ist es ein "christusgemäßeres Licht". (...) Christlike light (...) 

Auf S. 303 steht gar: "Im Christentum ist die Wissenschaft einer kosmischen Perspektive des Menschen näher gekommen (...)." -- Bei Laska: "Die Wissenschaft vom Menschen ist einer kosmischen Sicht des Menschen näher gekommen (...)." -- The science of man has come closer to the cosmic view of man in Christianity (...)

Auf S. 89 sind die Jünger "vollkommen beziehungslos", während sie bei Laska "ohne jeglichen Kontakt" sind. Really, they are without any contact and cannot establish contact with his teachings. Wäre Götting die orgonomische Begrifflichkeit geläufig, würde sie z.B. auf S. 252 nicht vom "Leuchten in den sensorischen Empfindungen der Haut" (sic!) sprechen, die "dem echtem Arzt die Gesundheit eines Menschengeschöpfes" zeigt. "Bei Fieberzuständen intensiviert sich das Leuchten (...)." Ohne den Begriff "Erstrahlung" ist das alles Unsinn. -- This glow in the feel of the skin is to the true physician a sign of the health of a human being, just as its absence is a sign to him of the presence of sickness. In fever, this glow grows fierce since it fights the deadly infection.

Auf S. 95 habe ich gegrübelt, was wohl folgender Satz zu bedeuten hat: "Wir haben darüber hinaus eine Menge nebensächlicherer Dinge gelernt, so zum Beispiel, daß die Vorstellung von Göttern und Göttinnen, die Vater und Mutter symbolisieren, zur Darstellung des frühkindlichen elterlichen Umfeldes herangezogen werden." Wie bitte?! Verstört schaue ich bei Laska nach: "Wir haben auch viele andere, weniger wichtige Dinge erkannt, z.B., daß die späteren Vorstellungen von Göttern und Göttinnen davon bestimmt werden, auf welche Weise das Kleinkind seine frühe elterliche Umgebung erfährt." ## We learned many other minor things, too, such as the representation of the early parental environment of the infant and child by the ideas of god and goddesses, who continue to stand for father and mother.

Götting schreibt über Christus: "Aber schon hundert Jahre nach seinem gewaltsamen Tod wird die Szene von den Wundern beherrscht, nicht aber von seiner Widerlegung der Wundertaten" (S. 114f). Was soll das bedeuten? Laska klärt uns auf: "Aber schon hundert Jahre nach seiner Ermordung werden die Wunder die Szene beherrschen und nicht seine Ablehnung des Wunderwirkens." ## In the end, a hundred years after his murder, the miracles will dominate the scene, not his rebuttal of the miracle-making.

Bei Götting spricht Reich ziemlich unzusammenhängenden Unsinn: "Er (Jesus) beabsichtigt auch nicht, aus den Heiden Christen zu machen; er schließt die Heiden in den Kreis der Gotteskinder ein und ist weit davon entfernt, irgend jemanden gegen seinen Willen bekehren zu wollen" (S. 123). Laska macht alles glasklar: "Er beabsichtigt nicht, die Heiden zu Christen zu machen. Er zählt die Heiden ebenfalls zu den Kindern Gottes, und der Gedanke, jemanden gegen seinen Willen von etwas zu überzeugen, liegt ihm fern." -- He does not intend to convert the Gentiles into Christians; he is only including the Gentiles among the children of God, and he is far removed from the idea of making converts against their will. -- Jesus zählt die Heiden, zu den Menschen, die man ernstnehmen muß und folglich nicht gegen ihren Willen etwas aufdrängen darf. Dieser Sinn ist bei Götting praktisch nicht zu erkennen.

 

Auf S. 134 fängt das neue Kapitel mit folgendem kryptischen Satz an: "Der Marsch auf Jerusalem wird das permanente Trommelfeuer der Erinnerung auslöschen, das die Lebensweise Christi in ihren Herzen auslöst." Laska macht uns klarsichtig: "Der Marsch auf Jerusalem soll die ständige Unruhe dämpfen, die die Lebensart Christi in ihrem Innersten erzeugt." -- The march on Jerusalem is to drown out the constant reminder that Christ's way of life keeps pounding away at their hearts.

Wie tief das Unverständnis bei Götting geht, zeigt sich daran, daß auf S. 136 vom "Standort des Menschen im Gesamtplan aller Dinge" die rede ist. Den Weltenläufen liegt also ein mystischer Plan zugrunde? Laska übersetzt nicht wörtlich, sondern dem Sinn nach: "Platz des Menschen in der allgemeinen Weltordnung". -- (...) man's place in the general scheme of things.

 

Auf S. 138 treffen wir auf eine merkwürdige Logik: es ist von dem Recht die Rede, sich frei zu bewegen. Doch der Kleine Mann "wird der arbeitenden Bevölkerung dieses Recht nicht mehr zugestehen, sobald er sich zum Diktator aufgeschwungen hat; er wird seinem Führer dieses Recht absprechen." Was soll das bedeuten? Schauen wir bei Laska nach: "Aber genau derselbe gewöhnliche Mensch wird dasselbe Recht den arbeitenden Menschen nicht zugestehen, wenn er Diktator würde; und als kleiner Mann wird er dieses Recht seinem Führer verweigern." -- This very same common man will not grant the same right to the working people when he becomes a dictator; he will refuse this right to his leader.

Auf S. 170 sagt Reich, daß Christus die genitale Liebe verstand und den Fick ablehnte. In der Götting-Übersetzung fährt er kryptisch fort: "Eine solche Erkenntnis ist bei Paulus ebenfalls nicht anzunehmen." Bei Laska steht: "Daß auch Paulus ein solches Bewußtsein hatte, scheint unwahrscheinlich." -- In Paul, such awareness seems equally unlikely. -- Hier sieht man, daß Laska wirklich mitdenkt, während Götting einfach nur mechanisch, lieblos und ohne Sprachgefühl übersetzt.

Und wieder wirres Zeugs: "Brunos Lehren wiesen zwar den richtigen Weg, aber sie waren mit einer zu großen Kraft, mit zuviel Macht befrachtet, um etwas an der Ordnung zu ändern (...)" (S. 186). Laska vertreibt die Wirrnis: "Eben weil Brunos Lehre in die richtige Richtung wies, trug sie zuviel verändernde Kraft in sich für eine Ordnung, die (...)." -- Bruno's teachings, in the right direction as they were, carried with them too much force, too much power to change the order (...)

Auf S. 193 endet die Beschreibung des Christusmordes mit einem Satz, der das ganze Buch ad absurdum führt, das ganze Buch widerruft: "Lassen wir die Finger davon, unbedingt!" Bei Laska steht im richtigen ironischen Tonfall, der die Musik macht: "Nur niemals berühren!" -- Don't touch it, ever!

Auch nach mehrmaligem Lesen habe ich den folgenden Satz auf S. 229 einfach nicht kapiert: "Du hast dir jahrhundertelang über das Rätsel des Christusmordes den Kopf zerbrochen, und es ist dein Verschulden, wenn du des Rätsels Lösung findest, die dir offenbart, daß du selbst der wahre und einzige Christusmörder bist." Bei Laska steht: "Jahrhundertelang hast du über das Rätsel der Ermordung Christi gebrütet, und du bist schuld, wenn die Lösung des Rätsels dich als den einzigen und tatsächlichen Christusmörder bloßstellt." -- You kept brooding over the riddle of the Murder of Christ for centuries and it is your failure to find the answer which revealed you as the true and only murderer of Christ.

Gefühllos übersetzt Götting auf S. 232 wörtlich: "(...) viele großartige Gemälde der Reformation, die das Passionsthema zum Inhalt haben (...)." -- (...) depicted in many great paintings of the Reformation, which dealt with the Passion on Calvary (...)  -- Ausgerechnet die bilderstürmerische Reformation? Laska denkt mit und so ist bei ihm von den "vielen großen Gemälden der Reformationszeit" die Rede.

Im Renan-Zitat auf S. 264 fehlt der letzte, entscheidende Satz. This strictness was in fact often only apparent, and concealed in reality great moral laxity.

Auf S. 291 konnte ich einfach keinen Sinn in der Aussage finden, daß der "Freiheitsscharlatan" "glaubt, für die Wahrheit zu kämpfen, wenn er tugendhaft ist". Im Zusammenhang paßt das ganz und gar nicht. Laska stiftet Sinn. Er schreibt über den "Freiheitskrämer": "Ist er rechthaberisch, so glaubt er, daß er die Wahrheit verteidigt." Aber schauen wir doch mal als Gegencheck, was 1976 in Ausgewählte Schriften übersetzt wurde. Dort steht folgendes über den "Freiheitshausierer": "Er glaubt, daß er die Wahrheit verteidigt, wenn er rechthaberisch ist." -- He believes that he defends the truth if he is righteous.

S. 297: "Es gehört zur Tragödie des Menschen, daß er die Steine und Abgründe (im Weg der Kinder) nicht gesehen hat. So hielt er das Laufen für ein müheloses Kinderspiel, anstatt der wachsenden Wahrheit die Hindernisse aus dem Weg zu räumen." Aber davor behauptet Reich doch genau dies: daß das Laufen ein "müheloses Kinderspiel" ist! Laska: "Es gehört zur Tragödie des Menschen, daß er den Abgrund nicht sah und glaubte, das Kind könne von Anfang an perfekt gehen, anstatt die Hindernisse zu beseitigen, die der wachsenden Wahrheit im Wege standen." Die Mickels: "Es gehört zur Tragödie des Menschen, daß er den Stein und den Abgrund nicht gesehen hat und an eine einwandfreie, fertige Straße für das Kind glaubte, anstatt die Hindernisse zu beseitigen, die seiner wachsenden Wahrheit im Wege stehen." -- It is part of the tragedy of man that he did not see the precipice and believed in a perfect, readymade walking of the infant, instead of removing the obstacle in the way of the growing truth.

Auf S. 303 "bemächtigte sich die Psychiatrie der Menschheit", bei Laska "macht sich die Psychiatrie die Menschheit zum Objekt". -- (...) psychiatry had to take hold of mankind.

Auf S. 304 steht, die Vertreter von Wissenschaft und Religion wären "zusammengetroffen" und "die Gerichtshöfe selbst werden ihnen die Augen für die volle Wahrheit der gegenwärtigen Situation öffnen." Gerichte entscheiden wissenschaftliche Fragen?! Bei Laska klart sich die Wirrnis auf: hier hat eine "erste Begegnung" der offiziellen Vertreter von Wissenschaft und Religion stattgefunden und "ihre eigenen Gerichtshöfe werden sie wachrütteln, und sie werden die volle Wahrheit über die Situation zur Kenntnis nehmen müssen." -- The functioning of the cosmic energy in man as Life Energy, and the realization of the meaning of God in terms of the cosmic rooting of men, have bridged the gap between religion and knowledge considerably. (...) doubtless the meeting has taken place, whether the respective representatives are aware of it or not. The courts themselves will awaken them to the full truth of the situation.

S. 307: "Emotionale Pest - Eine 'Pest', mir gefällt nichts". Laska: "Emotionale Pest - eine 'Pest', was mir nicht paßt". Emotional Plague – A "plague", everything I don't like.

 

S. 314: Im Zusammenhang unsinnig: "Ihr sagt: 'Es ist sehr gefährlich, vollkommene Freiheit der Meinungsäußerung und des Handelns zu fordern. Wer sollte entscheiden, was richtig und was falsch ist?'" Laska übersetzt korrekt das diametrale Gegenteil: "Du sagst: 'Es ist gefährlich, das Problem der völligen Freiheit des Ausdrucks und der Tat zu berühren. Wer sollte darüber entscheiden, was gut ist und was böse?'" -- You say: "To touch complete freedom of expression and action is very dangerous. Who should be the judge as to what is good and what is bad?"

S. 324f: "Der neue Führer wird die Übereinstimmung des Ursprungs und der emotionalen Bedeutung im Katholizismus wie im roten Faschismus klar erkennen; die 'Auferstehung Christi', die gleichbedeutend ist mit der AUFERSTEHUNG DES LEBENS IM MENSCHEN."
Laska: "Der Neue Führer wird deutlich den Ursprung und die emotionale Bedeutung erkennen, die die Übezeugungen der Katholiken und der Roten Faschisten gemein haben: die 'Auferstehung Christi', d.h. die AUFERSTEHUNG DES LEBENS IM MENSCHEN." -- The new leader will clearly see the common root and emotional meaning of the Catholic and the Red fascist believe: the "resurrection of Christ," i.e. the RESURRECTION OF LIFE IN MAN.

 

In der Götting-Übersetzung steckt eine teuflische Ironie. Ich zitiere Reich: "Er äußert sich in klaren Worten über kristallklare Zusammenhänge. Aber sie haben kein Ohr für diese Worte. Sie werden seine Worte vielmehr falsch deuten, und darum muß er sterben" (S. 115). Reich beklagt sich, daß die Pest "jeden klaren Gedanken entstellt" (S. 142). "Du tust mir und meinen Worten dasselbe an, was du mit allen Dingen tust, die du anfaßt" (S. 243).

 

   Schlußbemerkungen   

In einer "Nachbemerkung" zu Ausgewählte Schriften (S. 578) informiert der Verlag Kiepenheuer & Witsch: "Die Übersetzung wurde von einem Laien auf dem Gebiet der Orgonomie angefertigt und später mehrfach von weiteren Personen überarbeitet. Hierauf ist die Schwerfälligkeit mehrerer übersetzter Stellen zurückzuführen."

Erwähnenswert ist auch, daß dann Christusmord nicht in Reichs "Hausverlag" Kiepenheuer & Witsch erschienen ist, sondern bei dem dezidiert christlichen Walter-Verlag (bekannt durch seine Editionen der Werke C.G. Jungs) und bei Herder gedruckt wurde (wo die Setzer wegen einiger "schmutziger" Worte, die sie im Text ausmachten, die Arbeit verweigern wollten).

Bei Ullstein erschien 1983 ein Nachdruck, der Laskas Einleitung einfach wegließ und deshalb kurioserweise mit S. 25 beginnt. Laska konnte für den Ullstein-Druck einige (ca. 20) Stellen verbessern, auch das kurze Vorwort Reichs neu übersetzen.

Anzumerken wäre auch, daß Higgins, seit 1959 Nachfolgerin der von Reich eingesetzten Nachlaßverwalterin Eva Reich, mittels eines US-Korrektors in Laskas Übersetzung häufig eingreifen ließ.

Abschließend ist zu sagen, daß Reichs Englisch stellenweise besondere Probleme aufwirft, da er offensichtlich keinen Muttersprachler als Lektor heranzog. Das ist ein Grund, warum jeder "fachfremde" Übersetzer scheitern muß.

Was Reichs Englisch betrifft sind vielleicht folgende Erinnerungen seines Schülers Elsworth F. Baker von Interesse: ungefähr 1946 machte Baker nach einer Therapiesitzung eine humorige Bemerkung darüber, wie er sich nun fühlen würde. Reich hatte Probleme, die Worte richtig einzuordnen.

"He said that he was just learning English and did not speak very well. He asked me about several words and how to express certain ideas. I found, however, that he knew many words in English that I was unfamiliar with and could express himself better in English than I could. It was not too long before he was writing in English and said he was even thinking in English" (Journal of Orgonomy, Nov. 1976).

Anzufügen ist, daß Reich auf dem Gymnasium Englisch lernte, seine Kenntnisse Anfang der 20er Jahre auffrischte, als er plante nach Amerika auszuwandern (siehe Leidenschaft der Jugend), daß er seit 1940 viele Eintragungen in seinem Tagebuch und andere kurze Texte in Englisch verfaßte und nicht zuletzt regelmäßig die Übersetzungen seiner deutschen Arbeiten mit seinem Übersetzer und engen Mitarbeiter Theodore P. Wolfe besprach.

 

Das Beiheft

Zur Neuübersetzung von Christusmord ist ein kommentierendes Beiheft beim gleichen Verlag erschienen:
P. Gäng, U. Hausmann: Über Wilhelm Reichs "Christusmord".

Gäng paßt Reich in die theologische Diskussion ein, indem er ihn in die mittelalterliche Tradition der deutschen Gottesseher einreiht. Natürlich kann man in einem solchen Rahmen nicht alles behandeln, aber es wäre doch angebracht gewesen auch die dunkleren Seiten dieser Tradition auszuloten: Teufelswahn, Antisemitismus, versteckte sadomasochistische Perversion, schizophrener Wahn. Stattdessen weht der hehre gottessucherische Weihrauch in die Hallen der Orgonomie hinein.... Reich hat sich mit dem Teufel im Abschlußkapitel der Charakteranalyse und in Äther, Gott und Teufel befaßt. Das fällt bei Gäng alles unter den Tisch und ein kastriertes Buch Christusmord wird für Jesus-Verrückte, Gottessucher, Schwärmer und Religionslehrer schmackhaft gemacht.

Desgleichen bei Hausmann. Auf den ersten Blick ist der Aufsatz ganz passabel. Er bringt Reich in die "emazipatorische" polit-"wissenschaftliche" Diskussion ein. Aber alles Wesentliche wird als anstößig, als Sektierertum abgetan. Dafür ist typisch, daß sich Hausmann ausgerechnet dort aufregt, wo Reich nicht den "kleinen Mann auf der Straße", sondern rosarote Intellektuelle wie Hausmann angreift (vgl. Fußnote 27).

Daß Reich insbesondere die Mystiker á la Gäng und die Linksliberalen á la Hausmann angreift, wird so vergessen gemacht oder Reich wird in dieser Hinsicht in die pathologische Ecke gestellt. Hausmann will einen anstößigen quasi "faschistischen/stalinistischen" Reich von einem angeblich immer noch aktuellen Reich trennen, der Machtstrukturen infrage stellt, statt neue (orgonomische) zu errichten. Aber der Anstoß erregende "neue Machtstrukturen errichtende" Reich ist der wirklich interessante.

 

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