Professor
Hermann
Remmert

 

Ökologie und
Naturschutz
seit 1953

wikipe Remmert  *1931 in
Hannover bis 1994 (63) 

qwant Autor

dnb Name 40x  dnb Person

dnb Nummer 21x

wikipe "Nationalpark" Z-Schrift 


detopia Umweltbuch   

R.htm   Sterbejahr 

aus  Bahro-1987 Seite 33
Als Mahnmal eignet sich die folgende Kurzgeschichte der Osterinsel,
die Hermann Remmert in der Zeitschrift <Nationalpark> veröffentlicht hat:
 

Um das Jahr 400 kamen Polynesier zur Osterinsel — dem wohl einsamsten Eiland im Großen Ozean. Sie ließen sich nieder, schlugen den Wald, bauten Dörfer und Tempel, entwickelten mit ihren einfachen Faustkeilen eine bemerkens­werte Technik der Steinbearbeitung, schufen die berühmten Steinfiguren, die sie rund um die Insel an ihren Dörfern mit Häfen aufstellten, schlugen immer mehr Wald, vermehrten sich ... und begannen sich zu bekriegen, als ihre Zahl zu groß wurde. Die Tempel wurden zerstört, wiederaufgebaut, wieder zerstört, der Wald vernichtet... Es war ein kleines Restvolk von vielleicht 500 Menschen, die die Europäer vorfanden, als sie erstmals die Osterinsel betraten. Die Insel war nun eine baumlose Steppe; die einstmals mehr als 20.000 Bewohner lebten nur mehr in Höhlen, sie huldigten einem grausamen Vogelkult mit Kannibalismus. ... 

In der Folgezeit stieg die Bevölkerung (trotz Sklavenhandels) wieder ein wenig; Hunde, Katzen und Schafe wurden eingeführt (und vernichteten die von den Polynesiern mitgebrachten Hühner), von 1900 bis 1950 war die Insel eine einzige riesige Schaffarm (mit etwa 60.000 Schafen) ... 

Heute leben drei Landvogelarten hier — von Südamerika eingeführt. Niemand kennt die ausgerotteten Bäume. Ob die Grillen, die Wespen, die Schmetterlinge, die Eidechsen einheimisch sind? Niemand vermag es zu sagen. Eine Steinzeitkultur hat den eigenen Lebensraum zerstört, hat die einst reichen Vogelinseln geleert. Der Mensch der Steinzeit lebte nicht im Einklang mit seiner Heimat, er zerstörte sie wie wir es tun. Die Maoris auf Neuseeland brannten den Wald nieder, sie vernichteten etwa 23 einheimische Arten von Riesenstraußen und viele andere mehr. Die heutige Waldlosigkeit großer Gebiete Neuseelands ist ein Werk der Menschen, die hier vor den Weißen siedelten. — 

Die Menschen, die Amerika besiedelten, schoben vor sich einen Gürtel des Schreckens her — die Zone des »overkill«, wie wir heute sagen. So entstand die Artenarmut der Säugetierfauna Nord- und Südamerikas. Die Vernichtung der Wälder des Mittelmeerraumes, die Zerstörung der Lebensbasis in Norwegen (die zu den Wanderungen der Wikinger führte), die Zerstörung des Eichenwaldes in Norddeutschland zur Bronzezeit (was die Lüneburger Heide ergab) — all das zeigt uns: Immer zerstörte der Mensch seinen Lebensraum, wo immer er konnte. Nie versuchte er, ein Mitglied eines konstanten Ökosystems zu sein. 

Nein, der Rückblick gibt uns keine Hilfe. Das Zusammenleben des primitiven Menschen mit der Natur ist eine fromme Mär. Und schon damals hat man Leute, die unbequeme Wahrheiten sagten, mit naturreinem Schierlingssaft umgebracht. 

Was uns helfen kann in unserer schrecklichen Situation: den Weg vom missing link zum homo sapiens zu gehen. Sonst ist die Osterinsel ein Modell unserer Welt, ein schreckliches: Von etwa 20.000 Menschen sank die Bevölkerung auf etwa 500 — durch Kriege, Kannibalismus und Krankheiten.

Wir können heute die Ursachen so entsetzlich genau ermitteln. Wir wissen, worauf es ankommt, sehen die Gefahren. Doch — um homo sapiens zu sein, müßte man handeln, überzeugen, überzeugbar sein. Es gibt nur die Wahl zwischen freiwilligem Verzicht auf der ganzen Welt und der schrecklichen Vision eines Verzichts à la Osterinsel (wenn’s so gut abgeht) ...

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aus wikipedia-2024

  • Hermann Remmert war ein deutscher Ökologe und Professor für Ökologie an der Universität Marburg.

  • Er war einer der wenigen wissenschaftlichen deutschsprachigen Ökologen, die weltweites Ansehen genossen – auch wenn sich seine Mosaik-Zyklus-Theorie nicht gegen die Forest Gap Theory durchsetzen konnte.

  • Remmert wurde als Sohn eines Lehrerehepaars in Hannover geboren. Als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes studierte er in Kiel und wurde dort mit der Dissertation Ökologische Untersuchungen über Dipteren der Nord- und Ostsee promoviert. 1962 habilitierte er sich in Kiel mit der Arbeit Der Schlüpfrhythmus der Insekten.

  • 1968 wurde er als ordentlicher Professor für Zoologie an die Universität Erlangen-Nürnberg berufen. 1976 übernahm er den Lehrstuhl für Ökologie an der Philipps-Universität Marburg, den er bis zu seinem Tod innehatte.

  • Remmerts Hauptwerk <Ökologie. Ein Lehrbuch> erschien in 5 Auflagen und wurde in 6 Sprachen übersetzt. Für die bei Springer erscheinende Buchserie <Ecological Studies> sowie für die Zeitschriften <Oecologia> und <Naturwissenschaften> fungierte er als Herausgeber.

  • Hermann Remmert war verheiratet und hatte einen Sohn.


Werke

  • Ökologische Untersuchungen über die Dipteren der Nord- und Ostsee, Kiel 1953

  • Der Schlüpfrhythmus der Insekten, Kiel 1962

  • Arctic animal ecology (übers. v. Joy Wieser),  Heidelberg 1980

  • Naturschutz. Ein Lesebuch nicht nur für Planer, Politiker und Polizisten, Publizisten und Juristen.  Heidelberg 1988

  • Das Mosaik-Zyklus-Konzept und seine Bedeutung für den Naturschutz. Heidelberg 1991

  • (Hrsg.): The mosaic cycle concept of ecosystems, Heidelberg 1991

  • Ökologie. 5. Auflage. Berlin Heidelberg 1992

 

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