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Da standen sie nun auf holprigem Pflaster irgendwo in Mecklenburg zwischen Feld und Wald, junge Männer, achtzehn, neunzehn Jahre alt. Einheitlich gekleidet. Ein Block in Grau. Abgesetzt auf einsamer Landstraße. Kaum auszumachen vor dem halbhohen Kiefernwald. Eine schneidende Stimme fuhr in die lockeren Reihen. Schlag der Stiefel, Straffen, Stille. Der Wind rauschte um die Wipfel. Jetzt deutlich zu hören. Motoren sprangen an. Leer fuhren zehn Lastkraftwagen in Marschrichtung an dem Trupp vorbei. Die jungen Soldatengesichter waren ernst. Zu ernst.
Werner Rosenkranz studierte die Züge des Majors, des Kommandeurs, den er seit zwei Tagen kannte. Sie waren von verbissener Emsigkeit gezeichnet, von Zorn zuweilen. Immer standen Verantwortung und Gewichtigkeit im Blick. Stets trug er eine Unmutsfalte in dem winzigen Kinn unter markanter Nase. Ein sehr dynamischer Mann, dieser Major Ritter. Kopf und Körper zeigten in ihren Bewegungen an, daß er immer zugleich an jedem Ort sein wollte, daß er alles sah, alles entdeckte, auch die geringste Verzögerung, den kleinsten unpassendsten Laut. Und dann schlug seine Stimme zu, fuhr in die Seelen, erschütterte. Junge, weichherzige Männer darunter.
Rosenkranz. Eben erst das Abitur abgelegt. Eben den ersten Schritt ins Leben getan, in ein Leben, das man ihm völlig anders vermittelt hatte. Und eben war eine Mauer gezogen worden, die man Schutzwall nannte. Ein Vorgang, den er entfernt kommentierte wie ein Naturereignis: Es war nun mal so. Und es war eben so, daß er über Nacht zu einer Entscheidung finden mußte: entweder zwei Jahre Armee oder kein Studium. Da keimte so etwas wie Einsicht in Unabänderliches. Aber jetzt, da er merkte, wie wenig wert er war, weil man ihn anzubrüllen und zu erniedrigen sich erlaubte, wich dieser Keimling Einsicht der Frage: Warum bin ich hier?
Major Ritter war ein adretter Mann. Das Haar trug er übermäßig kurz geschoren. Es begann eine Koppelbreite über den Ohrenspitzen. Die Mütze mit straff geschwungenem Spiegel saß millimetergenau nach Vorschrift. Die Stiefelhosen waren exakt ausgebügelt und standen wie Segel von den Beinen. Die Stiefel glänzten, als wären sie aus schwarzem Glas. Die Ausstrahlung des Mannes, die Haltung, jeder Satz, den er sprach, jede Bewegung zeugten von unantastbarer Autorität und von einer Distanz, die Rosenkranz frieren ließ.
Auch jetzt war der Major mit geschärftem Spürsinn um den kleinen Trupp herum unterwegs, als segelte er im straffen Frühjahrswind von hinten nach vorn und von vorn nach hinten. Er war an jeder Stelle zugleich. Er saß ihnen im Nacken oder auf der Stirn.
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Eine teuflische Weise. Sie engte Rosenkranz ein. Sie provozierte seinen Trotz. Er war bei seiner Mutter in höchstem Freiraum aufgewachsen. Freilich, ein bißchen verwöhnt. Einzige echte Erinnerung an ihren Mann. Bei Stalingrad vermißt. Geblieben war auch der winzige Laden. Kurzwaren aller Art. Eben ein Geschäft, keine lebendige Erinnerung. Zog Werner Rosenkranz die zum Verwöhnen neigende Mutterliebe ab, erinnerte er sich durchaus an Strenge. Aber nie verletzte diese Strenge sein Persönlichkeitsgefühl.
Die militärische Einheit, die seit einem Tag bestand, duckte sich von der ersten Minute an unter dem Druck ihres Kommandeurs. Rosenkranz spürte schon jetzt, wie solche Saat in einigen jungen, noch unerfahrenen Offizieren zu keimen begann. Sie untersetzten den Unmut des Alten, vervielfachten ihn, engten ein, indem sie Echo waren, Strafen androhten, schnauzten. Rosenkranz fühlte sich als Gefangener. Er marschierte ernst, der junge Soldat. Zu ernst. Aber er war jung genug, die Gedanken kippen zu können. Die Uniform nahm ihm das heitere Leben nicht, dem Täuscher und Senkler, der mit Messingabsätzen übers Pflaster geknallt war, zu Hause. Der in engsten Röhrenhosen lief. Der mit seinen Freunden zu bestimmten Zeiten durch die Kleinstadt spazierte, um zu sehen und gesehen zu werden. Sie nannten es senkeln, und wer senkelte, war ein Senkler.
Und wer dabei täuschte, den Weltmann markierte mit erstem Flaum unter der Nase, wer ein Mädchen umwarb und so tat, als könnte er tausend auf einen Wink haben, war ein Täuscher. Täuscher und Senkler mußte sein, wer anerkannt sein wollte. Jeans gehörten dazu, die offiziell verpönten. Kenntnisse der Rock-'n'-Roll-Musik, der verbotenen. Namen der Sänger, Titel. Bill Haley: Rock around the dock. Elvis: ... everybody let's rock. Es genügte, einige Zeilen vorzusingen oder zu schwärmen von Johnny Holiday, von Little Richard. Ein Täuscher durfte verliebt sein, sogar untröstbar unglücklich, zeigen aber mußte er erhabenen Stolz. Einen Täuscher warf doch kein kleines Mädchen aus der Bahn! Gedanken verriet man nicht, auch nicht jetzt, da ein Täuscher nach Zewentin marschierte.
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Siehst du mich, Anita? Siehst du mich marschieren? In Stiefeln. Lässig. Ungeheuer kraftvoll, als wäre der Marschblock ich. Ganz allein ich. Ich sehe dich, mein Gedankenengel. Du schwebst über uns wie ein Federchen im Aufwind. Neben mir laufen Schmidtel und Fiater, vor uns Lola und Karli Kippe, weiter hinten Frettchen und Käuzchen. Meine Freunde. Tolle Kumpel. Hätten echte Täuscher sein können, wären sie in unserer Stadt aufgewachsen. Sie kennen dich von meinem Erzählen. Laß sie ruhig lästern, wenn ich schwärme. Sie haben nie deine tiefen, aufwühlenden Blicke erlebt, die stumme Sehnsucht darin, nie dein Leid erfahren, das übles Geschwätz verursacht hat. Sie kennen deine dunklen Augen nicht, nicht dein schwarzes aufgestecktes Haar, deinen weichen Mund. Sie brauchen nicht zu wissen, daß ich dich nie geküßt habe. Es gab wenige Spaziergänge und nur einen, bei dem wir Hand in Hand liefen. Unsere Liebe war Sehnen, Träumen, Schwärmen. «Triefen Sie nicht, Genosse Rosenkranz!»
Er war außer Tritt geraten, war weggetreten in die letzte Phase seiner Pennälerzeit. Peinlich. Der Major, angelockt von dieser Ermahnung, behielt ihn im Blick. Aber Gedanken sind wie stille Musik. Sie untermalen den äußeren Ablauf. Rosenkranz war bald in seinem Heimatort, bei der Abschiedsfeier mit seinen Freunden, bei Anita, bei dem Schmerz um seine kleine enge Welt, der so richtig aufgebrochen war im Rausch.
Nach Schankschluß wankte Rosenkranz durch die Straßen, bis er vor Anitas Haustür stand. Sein Lallen verriet seinen Kummer. Er schickte sich an, das Fallrohr zu erklimmen. Sein Mädchen wohnte im zweiten Stock. Als er ein Bein ansetzte, segelte er rittlings auf die Straße. Passanten witzelten über das Bürschlein, aber hoben es auf. Die schwankende Welt um sich verarbeitete er nur noch bruchstückhaft.
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Soldat war er bald und kein Bürschlein, und Briefe würde er ihr schreiben, und das Fenster sollte herunterkommen, wenn er nicht hinauf könnte, und augenblicklich wollte er Anita sehen. Kein Lichtschein erhellte ihr Zimmer. Sie schlief. Er sollte zur Armee, und sie schlief. Verratene Liebe. Und ringsum glotzten stumm die Häuser. Große und kleine. Giebel an Giebel. Anhaltinische Kleinstadt. Nirgendwo Lichtreklamen. Keine Nachtbar. Er brauchte Trubel, Tanz, Gesang. Elendes Kaff. Vergessene Welt.
Die große Universitätsstadt entfernte sich auf zwei Jahre. Endlich Student sein, raus aus dieser Lebensenge. Konzerte, Theater, Tanzbars, Reste alter Kultur. Er kannte diese noch kriegswunde Stadt nur von Bildern her. Dennoch unvergleichbar der seinen, in der die Abwässer die Rinnsteine entlang flössen, die Häuser nächtens hinter die Dunkelheit traten, wo Gaststätten ihr Leben aushauchten, als litten sie an einem Virus. Er war in einer Stadt aufgewachsen, in der man aus Dachrinnen trinken konnte. Hier gab es einen brüchigen Männerchor und eine überalterte Blaskapelle, die nur noch zum Ersten Mai aufspielte. Kein Orchester. Nie war ein Anfang gesetzt worden. Die Bewohner gingen arbeiten. Sie lebten trist. Kleingarten, Kino, Kneipe. Die einzige neuerbaute Gaststätte glich einem Wartesaal. Front gegen alte Gemütlichkeit. Nieder mit allem, was nach überlebter Vergangenheit roch! Und wehe dem Oberschüler, der öffentlich einen Rock'n'Roll sang.
Rosenkranz summierte wirr und schlug gegen einen Fensterladen. Schuljungenstreich. Sie hatten es im Winter getan auf dem Nachhauseweg vom Nachmittagsunterricht. Jetzt knallte er seine Messingabsätze aufs Pflaster und grölte Auszüge des berüchtigten Kriminaltangos: «... da fällt ein Schuß! Und sie tanzten einen Tango ...» Er kicherte, hieb nochmals mit der Faust gegen einen Fensterladen, stampfte auf eine der blechernen Abdeckungen, unter denen das Abwasser in die Rinnsteine geleitet wurde. Rosenkranz lärmte aus Trotz. Diese Lieder durften nicht sein, aber sie gefielen ihm. In seinem Rausch löste diese Schizophrenie aus, was den Liedern unterstellt wurde: Kulturlosigkeit und Aufpeitschung zum Randalieren.
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Der besoffene Rosenkranz wehrte sich wie einst, als die Antennenstürmer in sein Haus eindringen wollten. Sie hatten den damals Fünfzehnjährigen beiseite geschleudert, die Fernsehantenne geknickt und das Dach beschädigt. Gewalt und Verbot waren seine Art nicht. Also rückte er ein Stück ab vom offiziellen Leben und sah und hörte nun erst recht, was er nicht sehen und hören sollte. Sie setzten die Antenne unters Dach. Wieder hatte er seine Schlager, die ihm ein Stück Welt in die kleine Stadt trugen. Die hiesigen waren ihm allzu seicht, und er dachte kopfschüttelnd an das Lied: Unter einem Fliegenpilz sitzt der Zwerg Rumpelstilz.
Begriff niemand, daß auch der gebildete Arbeiter ein bestimmtes Niveau verlangte? Schröder, zum Beispiel, der Schmied. Rosenkranz wird nie die kürzliche Begegnung mit ihm vergessen. Er kam vom Sportunterricht und Schröder aus der Betriebsbibliothek. Sein schmales, von Bartstoppeln immer schwärzliches Gesicht leuchtete auf. Er klopfte an seinen abgewetzten Ledertornister, den er wie eine Aktentasche unterm Arm trug und rief: «Tolstoi!» Er meinte die Bücher, die er ausgeliehen hatte und sich unter dem Leder beulten. An seiner Freude erkannte Rosenkranz den Vorgenuß auf diese Literatur. Seine Haltung überzeugte. Schröder sagte nicht: Du mußt Tolstoi lesen. Er sagte auch nicht: Wenn du Tolstoi nicht gelesen hast, bist du kein Mensch. Und er hätte auch nie gesagt: Du darfst den Westschlager nicht hören, weil er dich ideologisch vergiftet. Schröder hätte auch keine Antenne vom Dach geholt. Aber Schröder, der Schmied, bei dem er, Rosenkranz, einen Feuerhaken im praktischen Unterricht schmieden durfte, regte ihn an, Tolstoi zu lesen.
Erinnerungen wie Wolkenfetzen. Rosenkranz tobte durch eine natürliche, verschlafene Welt. Wach wußte sie, wie er zu atmen und zu denken hatte, aber gerade jetzt war er empfindlich für die Kluft zwischen Anspruch und Sein. Die Trunkenheit nahm alle Schranken. Er würde sagen, was er glaubte, sagen zu müssen, damit Stolz und Freude aufbrechen konnten aus tiefster Seele.
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Und zu Hause legte er die verwunschenen Platten auf und ließ sie in die Nacht schreien. Elvis und Johnny und Little. Er war ein Mensch. Er durfte spielen, was er wollte; er durfte sagen, was er wollte, und wer meinte, er hätte irrige Ansichten, der sollte die seinen dagegensetzen, der sollte reden mit ihm und ihn nicht ertränken in allgemeinen Wendungen.
Sie waren etwa einen Kilometer marschiert. Hinter Koppelzäunen und Kopfweiden erkannten sie die ersten Häuser und Scheunen von Zewentin. Niedrige Parterrebauten mit moosbewachsenem Schilf bedeckt oder mit roten Ziegeln. Sie näherten sich in gleichmäßig zügigem Schritt. Rosenkranz bangte vor der Ungewißheit, die sie erwartete. Er zimmerte sich gedanklich ein karges Leben zwischen Baum und Borke zurecht, fernab jeder Zivilisation und eingepfercht in die Launen Major Ritters. Was zurücklag, war faßbar. Sieben Monate Armee hatten ihn geformt und erwachsener werden lassen. Er wußte nun besser, wann er ab-ducken mußte oder wann es lohnte, sich zu behaupten. Sein Durchsetzungvermögen war bereits in den ersten Tagen seiner Armeezeit herausgefordert worden. Von Offiziersschülern. Den Vorgesetzten während der Grundausbildung. Burschen seines Alters beinahe. Nur wenige Jahre darüber.
Rosenkranz hatte sich beim Geländelauf einen Knöchel verstaucht und hinkte. Darum hinkte er auch beim Laufschritt vom Kompaniegebäude zum Essensaal, und er hinkte beim Laufschritt vom Essensaal zum Kompaniegebäude. Die Offiziersschüler standen an jeder Biegung, jeder Ecke, jedem Flur, jedem Treppenabsatz und heizten die frischen Kanoniere an. «Laufen Sie! Laufen Sie!»
Von überhall her drangen diese Rufe. Ein Kanon der Hatz. Und Rosenkranz hinkte an einem der Antreibenden vorbei.
«Laufen Sie! Sie sollen laufen!»
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«Kann nicht. Bein verstaucht.» Rosenkranz hatte es schnoddrig gesagt, provokant, wütend, weil er auf Strenge und auf gesunden Leistungsdruck eingestellt war, nicht aber auf Vorgesetzte, die ihn mit Genuß nach ihrer Laune tanzen ließen und die sich beim Antreiben gegenseitig zu übertrumpfen suchten. Er hinkte absichtlich stärker und lief langsamer. Das war er seinen Schmerzen schuldig und seinem Stolz. Der Offiziersschüler rannte ihm nach, baute sich vor ihm auf. Sehr dicht. Seine Stimme nahm eine hohe Tonlage an. «Was bilden Sie sich ein, wer Sie sind? Ich hatte befohlen: Laufen Sie! Name und Gruppe. Sie melden sich im Gruppenführerzimmer!»
Rosenkranz nannte Namen und Gruppe, aber er versprach sich vor Erregung. Er wußte, etwas Unangenehmes würde folgen. Warum? Er wurde zum Essen gehetzt; er wurde nach dem Essen gehetzt. Früh, mittags, abends. Man trieb ihn an. Warum? Man ignorierte seinen Schmerz im Knöchel. Warum? War das nicht der Auftakt, ihm seine Würde auszutreiben, seinen Charakter zu brechen? Stimmte solche Art mit dem vorgegebenen Geist dieser Armee überein?
In der Unterkunft konnte Rosenkranz seine Unsicherheit nicht verbergen. Noch bestanden keine innigen Freundschaften, aber man sprach ihm Mut zu, man schimpfte über die Methoden und riet ihm, zum Regimentsarzt zu gehen. Dieses Mitgefühl baute ihn auf. Dann stand er vor der Tür des Gruppenführerzimmers und tastete seine Kleidung ab, ob nicht eine Unordnung auffallen könnte. Auch seine Feldmütze saß nach Vorschrift. Seine Hände zitterten. Er merkte, es war Angst. Drinnen hörte er lautes Reden und Lachen. Ein Stimmengewirr wie auf den Soldatenstuben. Er klopfte. Seine Erregung verstärkte sich. Er vernahm deutlich einen ungewohnten Druck in den Schläfen. Niemand schien auf sein Klopfen geachtet zu haben. Der Lärmpegel blieb gleich. Er meinte, er wäre damit dem Befehl nachgekommen, aber ein Unbehagen zwang ihn zu bleiben.
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Er klopfte stärker. Zu stark. Die Tür vibrierte. Er verhielt den .Atem. Drinnen wurde es still.
«Herein!»
Rosenkranz wollte forsch eintreten und zeigen, daß seine Person nichts erschüttern kann. Es wurde ein kläglicher Auftritt. «Guten Tag. Ich sollte mich melden.»
Entrüstetes Aullachen schlug ihm entgegen. Er sah nur noch eine Wand von Uniformen und Köpfen, und ein verzerrtes Gesicht zeichnete sich ab. Das bereits bekannte. «Wissen Sie nicht, was Sie zu tun haben, wenn Sie aufgefordert werden einzutreten? Gehen Sie raus und kommen Sie wieder rein!»
Rosenkranz fand sich, als er vor der Tür stand, erst nach Sekunden zurecht. Man mußte wohl abwarten, bis man angesprochen wird. Irgendwann war dies dem Viertagesoldat bewußt gemacht worden. Abwarten und untadlig verharren. Blick frei geradeaus. Er klopfte. Man ließ sich Zeit. Endlich: «Herein!»
Rosenkranz trat ein, baute sich auf, wartete. Er wartete lange. Er beruhigte sich seltsamerweise, je länger er stand, und er unterschied nun einzelne Gesichter. Sie übersahen ihn. Ein Machtspiel. Ein saudummes, fand er. Dann rief unvermittelt jener Offiziersschüler: «Wissen Sie nicht, daß man die Kopfbedeckung abzunehmen hat? Gehen Sie raus! Kommen Sie wieder rein!«
Beschämung und Wut erregten Rosenkranz so, daß eine Augenpartie anschwoll und sich rötete. Der lästige Druck im Kopf verstärkte sich. Rosenkranz machte die Kehrtwendung überexakt, verlor das Gleichgewicht, setzte nach, verfehlte die Klinke. Jemand lachte.
Wieder stand Rosenkranz vor der Tür. Soldaten waren aufmerksam geworden. Sie verfolgten das Theater in gebührender Entfernung, amüsiert oder erschrocken, je nach Veranlagung. Rosenkranz prüfte nochmals den Sitz seiner Kleidung. Nie in seinem Leben waren ihm die Hände dermaßen außer Kontrolle geraten. Sie vibrierten über die Stirn, über die Knöpfe und Taschen.
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