Zeittafel
Mythologisches, selbstgewolltes Dunkel umhüllt die Lebensgeschichte Stalins — besonders seine Laufbahn bis zur Revolution von 1917.
Die systematisch erzwungene Heroisierung des Diktators brachte es mit sich, daß Archivmaterial unterdrückt und gefälscht wurde und daß lebende Zeugen für erfundene Geschehnisse einstehen mußten.
Im gegebenen Rahmen will diese Tafel nur feststehende Daten bringen, was eine gewisse Lückenhaftigkeit unvermeidlich macht.
Alle Daten entsprechen dem neuen Kalender (eingeführt am 8. Februar 1918).
1879 21. Dezember: Als Sohn der ehemaligen Leibeigenen Wissarion I. und Jekaterina G. Dschugaschwili in Gori (ca. 50 Kilometer nordwestlich von Tiflis, Georgien) geboren. Er ist das einzig überlebende von mehreren Kindern, die frühzeitig starben. Der Vater, von Beruf Schuster, gewalttätig und dem Trunk verfallen, zieht nach Tiflis, wo er in einer Schuhfabrik arbeitet, während die sehr fromme Mutter den Lebensunterhalt für sich und das Kind durch Näharbeit und als Dienstbotin verdient.
1887 Der Junge bekommt die Pocken; dadurch wird sein Gesicht zeitlebens von Narben entstellt.
1888 Sosso (Kosename für Josef) tritt auf Wunsch der Mutter in die Pfarrschule von Gori ein, nachdem er privat russisch gelernt hat.
1890 Durch einen Unfall zieht er sich eine Blutvergiftung zu, die das Wachstum seines linken Armes beeinträchtigt. Tod des Vaters.
1894 September: Aufnahme in das Tifliser Priesterseminar, wo er anfangs zu den besten Schülern zählt. Mit fünfzehn oder sechzehn Jahren schreibt und veröffentlicht er romantische Gedichte, die die Schönheit seiner Heimat und das Heldentum seines Volkes besingen. Er wählt sich den Spitznamen «Koba» (der Unbeugsame), nach einem georgischen Romanhelden.
1898 Er tritt der gesetzlich anerkannten politischen Gruppe «Dritter Stand» bei, die unter der Führung des marxistisch geschulten Noah Jordanija steht, des späteren Präsidenten der Republik Georgien (1918-21). Er widmet sich zunehmend der sozialdemokratischen Propagandatätigkeit unter den Tifliser Eisenbahnarbeitern.
1899 Mai: Ein Jahr vor der Abschlußprüfung «wegen marxistischer Propaganda aus dem Priesterseminar gewiesen» (Stalins Zeugnis, 1931). Er findet zeitweilig Arbeit als Buchhalter oder meteorologischer Beobachter im Tifliser Geophysikalischen Observatorium. Daneben besucht er Geheimversammlungen.
1900 Beteiligt sich an der Vorbereitung der Tifliser Mai-Demonstration, bei der er zum erstenmal öffentlich spricht.
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1901 März: In seiner Abwesenheit durchsucht die Polizei sein Zimmer im Observatorium. Koba verschwindet und beginnt seine illegale Propagandatätigkeit im Untergrund. Am Mai-Feiertag treibt er die Tifliser Fabrikarbeiter zu einer Massendemonstration an, bei der zahlreiche Teilnehmer von Polizisten oder Kosaken zusammengeschlagen und verhaftet werden. Er selbst flüchtet und hält sich in Gori versteckt. Schreibt in der illegalen georgischen Zeitung «Brdsola» [Der Kampf]; empfiehlt Massendemonstration, um «neugierige Zuschauer» anzulocken und sie durch die Peitschenschläge der Kosaken «revolutionieren» zu lassen. Wegen Intrigen gegen die Leiter der Sozialdemokratie aus der Tifliser Organisation ausgestoßen. Begibt sich nach Batum, wo er für Streikbewegungen agitiert. 1902 9. März: Bei einer Demonstration in Batum werden fünfzehn Arbeiter getötet, 54 verwundet und über'400 verhaftet. Koba wird am 18. April gefaßt und verbringt ca. anderthalb Jahre im Gefängnis, vor allem in Kutais, ohne vor Gericht zu kommen.
1904 Januar: Entflieht nach Batum, später nach Tiflis, wo im November die Bolschewiki eine Konferenz unter der Leitung Leo B. Kamenews abhalten. Koba ist bereits mit der aus Didi-Lilo stammenden Jekaterina Swa-nidse vermählt; das genaue Datum der Eheschließung steht nicht fest. Er schreibt einen Artikel über die nationale Frage.
1905 Als Journalist und politischer Agitator in Tiflis tätig.
April: III. Parteitag der SDAPR (Bolschewiki) in London; keine Teilnahme Kobas. Auch an den wichtigsten Ereignissen der «ersten russischen Revolution» hat er so gut wie keinen Anteil. Er wird verdächtigt, menschewistische Gegner der Ochrana denunziert zu haben. Dezember: Begibt sich mit falschem Paß nach Tammerfors (Finnland) zu einer Parteikonferenz, die den bewaffneten Aufstand und den Boykott der Duma-Wahlen beschließt. Erste Begegnung mit Lenin, in dem er enttäuscht keinen Bergadler und Riesen wahrnimmt, sondern einen ziemlich durchschnittlich aussehenden Mann. Kobas Sohn Jascha soll in diesem Jahr geboren sein.
1906 Als Mitglied des von Lenin ins Leben gerufenen geheimen bolschewistischen Ausschusses spielt er eine bedeutende, wenn auch hintergründige Rolle beim Organisieren der sogenannten «Expropriationen» zwecks Beschaffung von Geldern für die bolschewistische Kasse.
10.-25. April: Teilnahme am IV. Parteitag in Stockholm unter dem Namen I. Wissarionowitsch. Die «Finanzierung» durch gewaltsame «Enteignungen» wird verurteilt. Schreibt Artikel über Anarchismus, die Agrarfrage, den Klassenkampf und den Aufstand.
1907 Teilnahme am V. Parteitag in London (13. Mai-i. Juni). Auf der Hinreise trifft er Lenin in Berlin zur Besprechung der geplanten «Expropriation» in Tiflis (12. Juni). Nochmals verurteilt der Parteitag die terroristischen «Enteignungen». Laut L. Martow wird Koba nach dem Tifliser Raubüberfall aus der Partei ausgeschlossen.
Juli: Wirkt in Baku.
1908 Schreibt Artikel über die Wahlen und Streiks.
25. März: Unter dem Namen Gajosa Nischaradse verhaftet und ins Bailow-Gefängnis eingeliefert.
9. November: Für zwei Jahre ins Gouvernement Wologda verbannt.1909 Januar: In die Stadt Solwytschegodsk als Verbannungsort verschickt. Juni: Flucht zurück nach Baku und Tiflis. Schreibt Artikel über die Parteikrise und kritisiert die bolschewistische Presse und Leitung im Ausland. Spricht sich für die Ausnützung der legalen Möglichkeiten im Inland aus.
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1910 Als Beauftragter des ZK der Partei in Baku tätig. Das bolschewistische Komitee stimmt für eine von Koba abgefaßte Resolution: Einberufung einer Gesamtparteikonferenz, Verlegung des Zentrums zur Leitung der praktischen Parteiarbeit nach Rußland und Herausgabe einer gesamtrussischen richtunggebenden Zeitschrift.
23. März: Unter dem Namen Sachar G. Melikjanz verhaftet und eingekerkert.
September: Deportierung nach Solwytschegodsk. In einem Brief an das ZK vom 31. Dezember fordert er die Schaffung einer zentralen Russischen Abteilung des ZK.
1911 24. Januar: Brief an die Moskauer Bolschewiki: er spricht verächtlich von den Emigranten und drückt seine Erwartung aus, demnächst in eine der beiden Zentralen berufen zu werden.
Juli: Darf Solwytschegodsk verlassen und wählt sich Wologda als Wohnort.
September: Reist illegal nach St. Petersburg, wo er einige Tage später verhaftet und eingesperrt wird.
Dezember: Für drei Jahre nach Wologda verbannt. L. Martow veröffentlicht ein antibolschewistisches Pamphlet «Erlöser und Zerstörer», in dem er die «Leninisten» des «Anarcho-Blanquismus» bezichtigt und ihre Geldbeschaffungsmethoden brandmarkt.
1912 Januar: Prager Parteikonferenz, auf der Koba in seiner Abwesenheit ins ZK der bolschewistischen Partei kooptiert wird.
Februar: Flucht aus der Verbannung. Wirkt eine Zeitlang als Agitator in Baku, Tiflis und St. Petersburg.
April: Wiederverhaftung und Verbannung für drei Jahre in die Nary-mer Gegend.
September: Neuerliche Flucht, Aufenthalt in St. Petersburg zwecks Teilnahme an der Kampagne für die Wahlen zur IV. Reichsduma. November: Reist illegal zu Lenin nach Krakau.
Ende Dezember: Wiederum in Krakau, wo er an der von Lenin einberufenen bolschewistischen Konferenz teilnimmt.
1913 Zeichnet zum erstenmal Artikel mit dem Namen «Stalin».
Januar: Begibt sich auf Verlangen Lenins nach Wien, wo er die Abhandlung Nationale Frage und Sozialdemokratie verfaßt. Februar: Kehrt nach St. Petersburg zurück, um mit Jakow M. Swerdlow die Redaktion der «Prawda» zu reorganisieren, wird aber von neuem verhaftet.
Juli: Wird nach der Region Turuchansk in die kleine Siedlung Kostino deportiert.
1914 Wird in die Siedlung Kureika, nördlich des Polarkreises, übergeführt. Verbringt seine Zeit mit Jagd und Fischfang.
1916 Dezember: Per Schub nach Krasnojarsk gebracht, wo er vor die Einberufungskommission der Armee kommt und wegen seines verkrüppelten Arms vom Kriegsdienst befreit wird.
1917 Februar: Erhält Genehmigung zum Aufenthalt in Atachinsk. Nach Ausbruch der Revolution reist er mit anderen Verbannten nach Petrograd, wo er zusammen mit Kamenew die Redaktionsleitung der «Prawda» übernimmt. Befürwortet die Unterstützung der provisorischen Regierung, die vaterländische Verteidigung und das Selbstbestimmungsrecht der Völker.
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28. März: Allrussische Konferenz der Bolschewiki, auf der er laut seinem späteren Zeugnis eine zutiefst falsche Position verteidigt (19. November 1924).
April: Schließt sich den Thesen Lenins an. Wird in das ZK der bolschewistischen Partei gewählt.
3.-24. Juni: Auf dem I. Allrussischen Sowjetkongreß wird er Mitglied des Zentralexekutivkomitees (ZEK).
Juli: Versucht, die Arbeiter und Soldaten in Petrograd von vorzeitigen Aufständen abzuhalten. Hilft Lenin bei der Flucht aus Petrograd. 26. Ju-li—3. August: Hält das Hauptreferat auf dem VI. Parteitag in Lenins Abwesenheit. Die «Meshrajonzy» [Interdistriktler] - Trotzki, Rjasanow, Lunatscharski, Pokrowski u. a. - werden in die bolschewistische Partei aufgenommen. Stalin befürwortet Lenins Forderung, auf die Losung «Alle Macht den Sowjets» zu verzichten und sie durch die Formel «Diktatur des Proletariats und der ärmeren Bauernschaft» zu ersetzen. August-September: Stalin bleibt im Hintergrund und wirkt hauptsächlich als Artikelschreiber.
Oktober: Wohnt selten den ZK-Sitzungen bei; stimmt für Lenins Resolution, die zum bewaffneten Aufstand aufruft (10. Oktober); später verteidigt er Sinowjew und Kamenew, die öffentlich gegen Lenin auftraten und darum die Ausstoßung aus der Partei riskieren. 8. November: Als Volkskommissar für das Nationalitätenwesen in die erste Sowjetregierung gewählt. 29. November: In das engere Büro des ZK neben Lenin, Trotzki und Swerdlow aufgenommen. Verfaßt die Deklaration der Rechte der Völker Rußlands.
1918 10.-18. Januar: Auf dem III. Allrussischen Sowjetkongreß wird Stalins Resolution über die föderalen Einrichtungen der russischen Republik angenommen. In der Frage des Brester Friedens steht Stalin hinter Lenin, wobei er die Ansicht vertritt, daß mit keiner Revolution im Westen zu rechnen sei. Seine Artikel bekämpfen die transkaukasischen Sozialisten, die sich gegen eine bolschewistische Diktatur auflehnen.
April: Entwirft die Allgemeinen Grundsätze der Verfassung der RSFSR. Sommer: Zu Beginn des Bürgerkriegs wird er mit der Lebensmittelversorgung im Süden Rußlands beauftragt. Er wird vom ZK als Leiter der militärischen Streitkräfte an der nördlichen Kaukasusfront eingesetzt. Oktober: Wegen seiner Wühlarbeit gegen Trotzki wird er von diesem abberufen. 11. Oktober: In einem Artikel über den ersten Jahrestag der Revolution rühmt er die Leistung des revolutionären Militärkomitees und vor allem die des Genossen Trotzki.
1919 Tätigkeit an der Südfront; wegen Undiszipliniertheit von dort abberufen.
März: Bestätigt als Volkskommissar für die Staatliche Kontrolle. 24. März: Heirat mit der Halb-Georgierin Nadeshda S. Allilujewa. September: Er erhält außerordentliche Vollmachten zur Verteidigung von Petrograd, das von den Truppen des Generals Judenitsch bedroht wird.
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Mai: Gründung der Kommunistischen Internationale (Komintern, KI, oder III. Internationale).
27. November: Auszeichnung mit dem Orden des Roten Banners.
1920 20. Januar: Ernennung zum Vorsitzenden des Ukrainischen Rates der Arbeits armee.
März: Auf der IV. Ukrainischen Parteikonferenz wird er als beauftragter Vertreter des ZK von der Opposition überstimmt. 24. April: Nach dem Einfall polnischer Truppen in Weißrußland beschließt Lenin im Einverständnis mit Stalin und Sinowjew, unbekümmert um Trotzkis Warnungen, den Verteidigungskrieg in einen Revolutionskrieg zu verwandeln. Anstatt den bedrohten Armeen Tuchat-schewskis zu Hilfe zu eilen, führt Stalin «seinen eigenen Krieg» (Trotz-ki) in Richtung auf Lemberg.
August: Die polnische Gegenoffensive zwingt die Sowjet-Armeen zum Rückzug.
10. Oktober: In einem Aufsatz über Die Politik der Sowjetmacht in der nationalen frage in Rußland lehnt Stalin die Forderung nach Lostrennung als konterrevolutionäres Unterfangen ab.
1921 Januar: Bekämpft Trotzkis Bestrebungen, die militärischen Methoden aus der Armee auf die Gewerkschaften, auf die Arbeiterklasse zu übertragen («Prawda», 19. Januar). Stalin wird das Amt des Volkskommissars für die Angelegenheiten der Nationalitäten übertragen.
Februar: Auf Stalins Befehl dringen Sowjettruppen in das unabhängige, menschewistische Georgien ein. Stalins «großrussisches» Verhalten wird von Lenin gerügt, doch wird der «Lostrennung» Georgiens ein Ende gemacht. Juli: In TifIis stößt er auf allgemeine Feindschaft.
1922 Februar-März: Als Volkskommissar der Arbeiter- und Bauerninspektion wird er von Lenin angeregt, den Apparat des Rates der Volkskommissare bei der Durchführung der NEP-Beschlüsse zu unterstützen.
3. April: Vom Plenum des ZK der Partei zum Generalsekretär gewählt. 20. Mai: Lenins erster Schlaganfall.
Dezember: Auf dem X. Allrussischen Sowjetkongreß hält er das Referat über die Vereinigung der Sowjetrepubliken.
1923 4. Januar: Lenin diktiert das Postskriptum zu seinem Testament, in dem er Stalins Absetzung empfiehlt.
14. März: Stalin lobt Lenins Formulierung des strategischen Plans der Bolschewiki, dessen Wert darin besteht, Sowjetrußland «zum Befreiungsbanner der Arbeiter des Westens und der Kolonien des Ostens» erhoben zu haben.
17.-25. April: Auf dem XII. Parteitag der KPR(B) betont er, daß Lenins Gesundheitszustand und die Abnützung des Grundkerns des ZK es notwendig mache, an eine Ablösung zu denken und das ZK zu erweitern. Ausbruch des internen Kampfes um die Nachfolge Lenins.
1924 16.-18. Januar: Auf der VIII. Parteikonferenz behandelt Stalin den innerparteiischen Kampf und unternimmt eine Analyse der sechs ernsten Fehler Trotzkis, der abwesend ist. 21. Januar: Tod Lenins. 24. Januar: Stalin hält eine Rede, in der er den sechsfachen Schwur leistet, das Vermächtnis Lenins zu wahren und zu erfüllen.
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April: Rede vor Hörern der Swerdlow-Universität, in der er die Grundlagen des Leninismus festlegt.
23.-31. Mai: Auf dem XIII. Parteitag berichtet er, daß dank dem Lenin-Aufgebot die Zahl der Parteimitglieder von 472 000 auf ca. 680 000 steigen werde.
2. Juni: Beim Verlesen von Lenins Testament auf dem ZK-Plenum erklärt sich Stalin bereit, seine Funktion niederzulegen, wird aber von sämtlichen Delegierten «verpflichtet», auf seinem Posten zu bleiben.
8. August: Wahl ins Exekutivkomitee der Komintern.
20. September: In einem Artikel Zur internationalen Lage spricht er vom Faschismus und der Sozialdemokratie als Zwillingsbrüdern. 19. November: Wendet sich in einer Rede gegen die Legende über die besondere Rolle Trotzkis beim Oktoberaufstand und trägt der Partei auf, den Trotzkismus als ideologische Strömung zu begraben. 17. Dezember: Im Verfolg dieser Polemik verwirft er Trotzkis Auffassung von der permanenten Revolution und stellt ihr die These von der Möglichkeit des Sieges des Sozialismus in einem Lande entgegen.
1925 22. März: In seiner Rede über die internationale Lage betont er das Anwachsen und die Stärkung der nationalen Befreiungsbewegung in Indien, in China, in Ägypten, in Indonesien, in Nordafrika usw., die das Hinterland des Kapitalismus untergraben.
9. Mai: Die Komintern sieht er als ein Instrument der Bolschewisierung der Arbeiterparteien im Westen an.
4. Juli: Für Sowjetrußland ist es wichtig, den langwierigen, aber schmerzlosen Weg zu wählen, um mit der Bauernschaft den Sozialismus aufzubauen. Für China empfiehlt er die Einheitsfront der Kommunisten mit der nationalen Bourgeoisie. Der Zusammenschluß der nationalen Befreiungsbewegungen im Osten mit der proletarischen Bewegung im Westen bedeute den Sieg der Weltrevolution.
18.-31. Dezember: Auf dem XIV. Parteitag entwickelt er diese Thesen und bezeichnet den Völkerbund als eine Organisation zur Bemäntelung von Kriegsvorbereitungen.
1926 Februar: In Zu den Fragen des Leninismus prangert er die Fehler der von Sinowjew und Trotzki gebildeten neuen Opposition an. 15. Juli: Entwickelt seine Ansicht über das Thema der nötigen Zusammenarbeit zwischen den sowjetischen und den «reaktionären» englischen Gewerkschaften.
Oktober: Spricht über den Trotzkismus in der «neuen Opposition». 30. November: Behandelt die sozialdemokratische Abweichung in der 1
KPdSU, die Perspektiven der Revolution in China.
7. Dezember: Vor dem Plenum des Exekutivkomitees der Komintern (EKKI) bekämpft er den Oppositionsblock als den Keim einer neuen Partei, der die Einheit der KPdSU untergräbt.
1927 14. Januar: Lösung der Hauptfrage der Wechselbeziehungen zwischen Proletariat und Bauernschaft durch die richtige Auswahl der Funktionäre und die Kontrolle der Durchführung.
21. April: Betont die Zweckmäßigkeit der Teilnahme der Kommunistischen Partei Chinas an der Kuomintang. 1 13. Mai: Wichtig sei, die führende und selbständige Rolle der KP inner-
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und außerhalb der Kuomintang zu sichern. 31. Mai: Trotzkis Grundfehler sei die Unterschätzung der Rolle der Bauernschaft in der chinesischen Revolution.
9. September: Verkündet die Herausbildung von zwei Lagern im Weltmaßstab, einem sozialistischen und einem kapitalistischen; der Kampf zwischen diesen werde das Schicksal des Kapitalismus und des Sozialismus in der ganzen Welt entscheiden.
5. November: Zur Frage des Wodkamonopols und der Bekämpfung des Alkoholismus meint Stalin, die Partei habe das kleinere Übel vorgezogen, da in Ermangelung ausländischer Anleihen auf das Wodkamonopol nicht verzichtet werden dürfe; diese bringe der Industrie mehr als eine halbe Milliarde Rubel ein. 24. November: Brandmarkt die Plattform der Opposition als die des Untergangs unserer Revolution, worauf Trotzki und Sinowjew aus der Partei ausgeschlossen werden. 7. Dezember: Vor dem XV. Parteitag erklärt Stalin, die Opposition sei beim Menschewismus gelandet; droht Kamenew mit dem Hinauswurf aus der Partei.
928 Januar: Trotzki wird nach Alma-Ata deportiert. Um den Sieg des sozialistischen Aufbaus zu sichern, verkündet Stalin die Notwendigkeit der Sozialisierung der gesamten Landwirtschaft.
13. April: Die Schachty-Affäre deutet Stalin als einen neuen ernsten Vorstoß des internationalen Kapitals ... gegen die Sowjetmacht. 28. Mai: Die Durchführung des Leninschen Genossenschaftsplans heiße die Bauernschaft zur kollektivwirtschaftlichen Genossenschaft emporheben.
20. Juni: In einem Schreiben an das Politbüro unterstreicht Stalin, daß zur Sicherung des Bündnisses mit den Mittelbauern ein entschiedener Kampf gegen das Kulakentum geführt werden müsse. 4.-12. Juli: Vor dem ZK-Plenum entwickelt er dieselbe These. Juli: Auf dem VI. Kongreß der Komintern prangert er die Sozialdemokratie als den Todfeind des sowjetischen Proletariats an.
Oktober: Der erste Fünfjahrplan tritt in Kraft. 19. Oktober: Er warnt vor der rechten Gefahr in der KPdSU.
19. November: Entwickelt seine Kritik der rechten Abweichung auf dem ZK-Plenum im Zusammenhang mit der Frage der Industrialisierung. Ende Dezember: Informiert das Politbüro und das ZK-Präsidium von der traurigen Tatsache, daß sich in der Partei eine besondere Bucharin-Gruppe gebildet hat.
929 16.-23. April: Vor dem ZK-Plenum behandelt Stalin wieder die rechte Abweichung und fordert die Enthebung Bucharins und Tomskijs von ihren Posten.
17. November: Bucharin, Rykow und Tomskij bekennen öffentlich ihre «irrigen Ansichten».
27. Dezember: Auf einer Konferenz von Agrarwissenschaftlern spricht Stalin über eine Wendung von der Politik der Einschränkung der Ausbeutertendenzen des Kulakentums zur Politik der Liquidierung des Ku-lakentums als Klasse.
930 13. Februar: Auszeichnung mit dem zweiten Rotbannerorden für Verdienste «an der Front des sozialistischen Aufbaus».
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2. März: Veröffentlichung des Artikels Vor Erfolgen von Schwindel hefallen, der von der Schattenseite der Zwangskollektivierung spricht. 26. Juni-13. Juli: Dem XVI. Parteitag berichtet er von der wachsenden Krise des Weltkapitalismus und vom wachsenden Aufschwung des sozialistischen Aufbaus. Spricht von zunehmender Kriegsgefahr und bezeichnet die Sozialdemokraten als Sozialfaschisten.
1931 Februar: Stalin berechnet die industrielle und landwirtchaftliche Rückständigkeit Sowjetrußlands im Vergleich zu den fortgeschrittenen Ländern auf 50 bis 100 Jahre; er fordert, daß man in zehn fahren diesen Rückstand wettmache; beschließt die Einführung des Arbeitspasses zwecks Überwachung des sozialistischen Wettbewerbs. Im Laufe des Jahres gehen alle Kollektivwirtschaften zum Leistungsprinzip und zur Entlohnung nach Arbeitseinheiten über.
November: Stalins Frau Nadeshda begeht Selbstmord. Sowjetrußland schließt Nichtangriffspakte mit Finnland, Lettland, Estland, Polen und Frankreich.
1932 Januar-Februar: Nach Erfüllung des ersten Fünfjahrplans in vier Jahren beschließt die XVII. Parteikonferenz die Ausarbeitung des zweiten Plans. Oktober: Stalin fordert die Hinrichtung des Oppositionellen Rjutin. Das ZK lehnt ab.
1933 Januar: Auf dem ZK-Plenum zieht Stalin die Bilanz des ersten Fünfjahrplans, während im Land eine große Hungersnot herrscht.
März: Kamenew und Sinowjew aus dem Gefängnis entlassen. April: Große Säuberung der Partei- und Gewerkschaftsinstanzen. Ratifi-rung des 1931 erneuerten Freundschaftsvertrags zwischen Deutschland und der Sowjet-Union.
November: Herstellung diplomatischer Beziehungen zwischen der Sowjet-Union und den USA.
1934 26. Januar-10. Februar: Auf dem XVII. Parteitag berichtet Stalin von der fortdauernden Krise des Weltkapitalismus, verurteilt jedoch die Gleichmacherei und erklärt, daß der Faschismus in Italien und Deutschland kein Hindernis sei, mit jenen Ländern die besten Beziehungen . . . herzustellen.
18. September: Aufnahme Sowjetrußlands in den Völkerbund.
1. Dezember: Ermordung Sergej M. Kirows, Mitglied des Politbüros,
Sekretär des ZK und des Leningrader Komitees.
1935 15.-18. Januar: Prozeß gegen Sinowjew, Kamenew und siebzehn «Komplicen», die gestehen, für Kirows Ermordung «moralisch» verantwortlich zu sein. Sie werden zu schweren Gefängnisstrafen verurteilt. Während des ganzen Jahres erfolgt eine radikale Säuberung der Partei.
8. April: Todesstrafe eingeführt für Kinder ab zwölf Jahren. Mai: Unterzeichnung von Beistandspakten mit Frankreich und der Tschechoslowakei. 25. Mai: Auflösung der Gesellschaft der Altbolsche-wiki.
August: Auf dem VII. Weltkongreß der Komintern erfolgt auf Stalins Geheiß die Umstellung der kommunistischen Parteien auf die antifaschistische Volksfronttaktik. Beginn der Stachanow-Bewegung.
1936 Neue Säuberungswelle durch Überprüfung und Umtausch der Parteidokumente.
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2. Mai: Beschluß des VII. Sowjetkongresses zur Bereitung eines «verbesserten Verfassungstextes».
18. Juni: Tod Maxim Gorkis.
19.-24. August: Erster Moskauer Schauprozeß gegen das «terroristische trotzkistisch-sinowjewistische Zentrum». Sinowjew, Kamenew u. a. werden zum Tode verurteilt und hingerichtet. 23. August: Michail P. Tom-skij begeht Selbstmord.
September: Im Rahmen der Volksfrontstrategie wird den spanischen Republikanern die militärische Hilfe Sowjetrußlands im Bürgerkrieg angeboten. 27. September: Jeschow ersetzt Jagoda als Chef der NKWD. 25. November: Verkündung der neuen Verfassung der UdSSR auf den Grundlagen des vollentfalteten sozialistischen Demokratismus. Anerkennung des Prinzips des Rechts jeder Nation auf Selbstbestimmung und damit auf Lostrennung von der UdSSR.
1937 23.-30. Januar: Zweiter Moskauer Schauprozeß gegen die «Mitglieder des sowjetfeindlichen trotzkistischen Parallelzentrums», Pjatakow, Ra-dek, Sokolnikow, Muralow u. a.
18. Februar: Selbstmord Grigorij K. Ordschonikidses, des Volkskommissars für Schwerindustrie und nächsten Freundes Stalins. 1. April: Der zweite Fünfjahrplan wird als «vorfristig» erfüllt erklärt. Juni: Geheimprozeß gegen die Armeeführung: Die meisten Marschälle und Generale werden erschossen.
1938 2.-13. März: Dritter Moskauer Schauprozeß: Bucharin, Rykow u. a. werden als Mitglieder des «Blocks der Rechten und Trotzkisten» verurteilt und hingerichtet.
September: Stalin schreibt die Abhandlung Über dialektischen und historischen Materialismus für den «Kurzen Lehrgang der Geschichte der KPdSU(B)». 8. Dezember: Lawrentij P. Berija löst Jeschow als Leiter der NKWD ab.
1939 10.-21. März: In seinem Referat an den XVIII. Parteitag spricht Stalin vom bereits begonnenen zweiten imperialistischen Krieg, verurteilt die Münchener Zugeständnisse an die Aggressoren und spielt auf die Moskauer Schauprozesse an.
3. Mai: Wjatscheslaw M. Molotow löst Maxim Litwinow als Volkskommissar für auswärtige Angelegenheiten ab.
Juli-August: Kämpfe zwischen sowjetischen und japanischen Streitkräften an der Grenze der Mongolischen Volksrepublik. 12. August: Hitler erklärt sich bereit, mit Stalin über ein Abkommen zwecks Aufteilung Osteuropas zu verhandeln. 22. August: Joachim von Ribbentrop bringt in Moskau die Verhandlungen für den Nichtangriffspakt zum Abschluß. In einem geheimen Zusatzprotokoll bestätigt der Pakt die Aufteilung Polens und die Abgrenzung der Interessensphären im Ostseeraum und in Südosteuropa.
September-November: Sowjetische Truppen besetzen Ostpolen, Estland, Lettland und Litauen.
November-Dezember: Große Verluste der Sowjetarmeen beim Angriff auf Finnland.
1940 12. März: Ein Friedensvertrag beendet den Krieg zwischen Finnland und der Sowjet-Union; diese erhält einen Stützpunkt auf der Halbinsel
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Hangö. 28. März: Hitler lädt Stalin nach Berlin ein.
28. Juni: Sowjettruppen besetzen Bessarabien und die Nordbukowina. Juli: Überreichung einer persönlichen Note von Churchill an Stalin, worin ihm der Premier die Herstellung «harmonischer und für beide Teile nutzbringender Beziehungen» anträgt.
21. August: Ermordung Trotzkis. August: Aufnahme der baltischen Staaten in die UdSSR nach erfolgreichen kommunistischen Staatsstreichen.
10. Oktober: Hitler schlägt Stalin den Beitritt zum Dreimächtepakt vor, mit Aussichten auf Teile des britischen Reiches.
25. November: Stalin stellt Bedingungen, die mit Hitlers Plan eines Angriffs auf die Sowjet-Union unvereinbar sind.
1941 4. April: Abschluß eines Freundschaftspakts mit Jugoslawien. 13. April: Abschluß eines Neutralitätspakts mit Japan: Wir sind beide Asiaten, erklärt Stalin dem japanischen Außenminister Josuke Matsuoka.
6. Mai: Ernennung Stalins zum Vorsitzenden des Rats der Volkskommissare.
Mitte Juni: Warnung Churchills an Stalin vor dem bevorstehenden Angriff der deutschen Armeen. 22. Juni: Deutsche Truppen fallen in der UdSSR ein.
Juli: Bildung des Staatlichen Verteidigungskomitees mit Stalin als Oberkommandierenden. 24. September: Die Sowjet-Union tritt der Atlantik-Charta bei.
1942 23. Februar: Stalin beglückwünscht die Rote Armee zum 24. Jahrestag ihrer Gründung und befiehlt die völlige Vernichtung der faschistischen deutschen Okkupanten. Der Tag sei nicht fern, an dem sie die vertierten Feinde von Leningrad zurückwerfen, die Städte und Dörfer Beloruß-lands und der Ukraine, Litauen und Lettlands, Estlands und Kareliens von ihnen säubern . . . werden.
29. März: Stalin dankt Churchill für die Versicherung, daß im Falle der Anwendung von Giftgas gegen die UdSSR durch die Deutschen die britischen Luftstreitkräfte «nicht zögern werden, die in England verfügbaren großen Vorräte an Gasbomben auf geeignete Objekte in Deutschland abzuwerfen».
1. Mai: Stalin erklärt, daß die Völker aller freiheitliebenden Länder. . . auf die Sowjet-Union schauen als auf die Kraft, die fähig ist, die Welt vor der Hitlerpest zu retten. Großbritannien und die USA gehören zu jenen freiheitliebenden Ländern, die Sowjetrußland eine immer größere Hilfe im Krieg gegen die faschistischen deutschen Eindringlinge erweisen. Im Mai schließt England mit Sowjetrußland den «Vertrag über das Bündnis im Kriege gegen Hitlerdeutschland . . . und über die Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe nach dem Kriege», für die Dauer von zwanzig Jahren. Im Juni kommt es zu einem Vertrag mit den USA «über die Grundlagen der gegenseitigen Hilfe in der Kriegführung gegen die Aggression». Im November beklagt sich Stalin über das Fehlen einer zweiten Front in Europa; sämtliche Erfolge der Deutschen seien diesem Umstand zuzuschreiben.
12.-15. August: Konferenz in Moskau zwischen Stalin, Churchill und Harriman, nach Einladung Stalins vom 31. Juli: . . . damit wir gemein-
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sam die dringendsten Tragen des Krieges gegen Hitler beraten, der England, die USA und die UdSSR jetzt mehr denn je bedroht.
3. Oktober: Stalin verständigt Churchill, daß sich die Lage der Sowjet-Armeen im Gebiet von Stalingrad verschlechtert hat, und ersucht vor allem um Spitfires und Aircobras.
6. Dezember: Stalin begrüßt den Gedanken eines Treffens mit Churchill und Roosevelt, bedauert aber, die Sowjet-Union zu diesem kritischen Zeitpunkt auch nicht für einen Tag verlassen zu können.
1943 Im Winter 1942/43 beginnen die sowjetischen Offensivoperationen am südlichen Flügel der Front. Sie enden mit der Einkesselung der deutschen Divisionen an der Stalingrader Front und der Kapitulation der
6. deutschen Armee unter Generalfeldmarschall Paulus.
23. Februar: Zum 25. Jahrestag der Roten Armee «befiehlt» Stalin sämtlichen sowjetischen Kämpfern, das Blut und die Tränen unserer Trauen und Kinder, Mütter und Väter, Brüder und Schwestern an den deutschen Eindringlingen erbarmungslos zu rächen. Churchill informiert Stalin regelmäßig über Zahl und Stärke der über Deutschland abgeworfenen Spreng- und Brandbomben sowie über die Operationen in Nordafrika und im Mittelmeer. Stalin besteht unaufhörlich auf der Errichtung einer zweiten Front in Frankreich.
7. April: Stalin begrüßt die verstärkte Bombardierung der deutschen Industriezentren: Jeder Schlag ... gegen die lebenswichtigen Zentren Deutschlands findet in den Herzen vieler Millionen Menschen überall in unserem Land das lebhafteste Echo (Telegramm an Churchill).
17. April: Churchill ersucht Stalin, dessen Telegramm den englischen Fliegerstaffeln übermitteln zu dürfen. April: Die Leichenfunde im Wald von Katyn führen zum Abbruch der Beziehungen zwischen der sowjetischen Regierung und der polnischen Exilregierung.
28. Mai: Anläßlich der Selbstauflösung der Komintern erklärt Stalin diesen Schritt für richtig und zeitentsprechend, da er die . . . Lüge der Hitlerleute entlarvt, daß «Moskau» angeblich beabsichtige, sich in das Leben anderer Staaten einzumischen und sie zu «bolschewisieren». Die nichteingehaltenen Versprechen Churchills, eine Invasion Westeuropas zu verwirklichen, führen zu einer schweren Krise der Beziehungen zwischen den verbündeten Mächten.
August-Oktober: Stalin stimmt im Prinzip dem Plan einer Zusammenkunft der drei Regierungschefs zu. Er besteht darauf, Teheran als Tagungsort zu wählen.
28. November-i. Dezember: Dreier-Konferenz in Teheran. Stalin erklärt, daß die Sowjet-Union unmittelbar nach der Kapitulation Deutschlands in den Krieg gegen Japan eintreten werde. Er deutet Churchill an, daß seine Regierung einen Sonderfrieden mit Deutschland erwägen könnte, falls die versprochene zweite Front im Frühjahr 1944 ausbleiben sollte. Die Westmächte willigen ein, Stalins mit Hitlers Zustimmung erzielten territoriale Gewinne in Polen anzuerkennen.
1944 Bis zum Sommer 1944 befreit die Rote Armee rund drei Viertel des von den Deutschen besetzten Territoriums.
4. Februar: Stalin fordert von Churchill «die Übereignung des nordwestlichen Teils von Ostpreußen, einschließlich des Hafens von Königsberg,
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der eisfrei ist, an die Sowjet-Union».
6. Juni: Beginn der Invasion der alliierten Truppen in der Normandie. Juli: Sowjettruppen überschreiten den Bug westlich der Curzon-Linie und unterstützen die Bildung eines «Polnischen Komitees der Nationalen Befreiung», das seinen Sitz nach Lublin verlegt, während in Warschau die polnische Untergrundarmee gegen die deutsche Besatzung kämpft.
1. August: Aufstand der Polen in Warschau: 22. August: Stalin bezeichnet ihn als ein Abenteuer einer «Handvoll machthungriger Verbrecher» und verweigert den Versuch einer Entlastungsoffensive. Oktober: Churchill und Eden bei Stalin, mit dem sie über die Abgrenzung der beiderseitigen Interessen in Südosteuropa verhandeln. Churchill überreicht Stalin einen Zettel, auf dem der Einfluß der Großmächte auf Staaten wie Rumänien, Griechenland, Jugoslawien, Bulgarien und Ungarn in Prozentzahlen ausgedrückt ist. Stalin ergreift das Blatt und macht mit Blaustift ein Zeichen der Zustimmung. Auf die Frage Churchills, ob der Zettel nicht verbrannt werden solle, erwidert Stalin: Nein, behalten Sie ihn.
6. November: Stalin erklärt, das Verdienst des Sowjetvolks vor der Geschichte der Menschheit bestehe darin, die Zivilisation Europas vor den faschistischen Pogromhelden gerettet zu haben.
Dezember: Anläßlich des Bürgerkriegs in Griechenland lobt Churchill die «Loyalität», mit der sich Stalin «von Griechenland ferngehalten hat». 10. Dezember: De Gaulle und Stalin unterzeichnen in Moskau einen französisch-sowj etischen Beistandspakt. 1945 4.-11. Februar: Konferenz von Jalta. Stalin schlägt die Zergliederung Deutschlands vor. Er sagt den Eintritt der Sowjet-Union in den Krieg gegen Japan definitiv zu, wofür er in einem Geheimabkommen Zugeständnisse im Fernen Osten bekommt. Das frühere Ostpolen wird Sowjetrußland zugesprochen. 27. Februar: König Michael von Rumänien beugt sich dem Ultimatum Wyschinskis und beruft einen Vertrauensmann Stalins zum neuen Ministerpräsidenten. Meinungsverschiedenheiten über die Jaltaer Beschlüsse in bezug auf die Umbildung der Provisorischen Regierung Polens.
21. April: Anläßlich der Unterzeichnung eines Freundschaftsvertrags zwischen der Sowjet-Union und Polen erklärt Stalin, daß damit der deutschen Aggression im Osten Einhalt geboten ist; er spricht den Wunsch nach einer ähnlichen Barriere im Westen aus. 28. April: Churchill schreibt seinem «Freund Stalin» in der Angelegenheit Polens und gibt seiner Unruhe Ausdruck, die Welt in zwei «Seiten» gespalten zu sehen, in einem Streit, der «die Welt in Stücke reißen würde, wobei wir führenden Männer auf beiden Seiten, die irgend etwas damit zu tun hätten, uns vor der Geschichte schämen müßten».
4. Mai: In seiner Antwort betont Stalin, daß die Sowjet-Union nur solche Personen zur Konsultation über die Bildung einer künftigen polnischen Regierung heranziehen werden, die ihre freundschaftliche Einstellung zu seinem Land durch die Tat bewiesen haben und die aufrichtig und ehrlich bereit sind, mit dem sowjetischen Staat zusammenzuarbeiten. 9. Mai: Nach der Kapitulation Deutschlands erklärt Stalin in einer
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Ansprache an das Volk: Der jahrhundertelange Kampf der slawischen Völker um ihre Existenz und Unabhängigkeit hat mit dem Sieg über die deutschen Okkupanten und die deutsche Tyrannei geendet. 17. Juli-2. August: Potsdamer Konferenz. Unmittelbar vor Konferenzbeginn wird in der Wüste von New Mexico die erste Atombombe gezündet. In der entscheidenden Endphase der Konferenz zeigt sich Stalin seinen amerikanischen und englischen Verhandlungspartnern (Truman und Attlee) weit überlegen. Stalin läßt die Identifizierung der Leiche Hitlers geheimhalten.
2. September: Nach der bedingungslosen Kapitulation Japans erklärt Stalin in einer Ansprache an das Volk, daß Japan mit seiner Aggression gegen unser Land bereits 1904 im Russisch-japanischen Krieg begann.
4. September: Auflösung des Staatlichen Verteidigungskomitees.
25. Februar: Stalin wird Chef des Volkskommissariats der bewaffneten Streitkräfte.
März: In einem Interview nennt Stalin Churchill einen Kriegsbrandstifter, der auffallend an Hitler erinnere. Der wachsende Einfluß der Kommunisten in Europa entspreche dem Gesetz der historischen Entwicklung, Der Rat der Volkskommissare der UdSSR wird in den Ministerrat umgebildet.
April: Der Oberste Sowjet verabschiedet das Gesetz über den vierten Fünfjahrplan der Wiederherstellung der sowjetischen Volkswirtschaft für 1946 bis 1950.
1. Mai: In einer Rede erklärt Stalin, die nächste Aufgabe der sowjetischen Streitkräfte sei der Schutz des eroberten Friedens und der Interessen der Sowjet-Union. Zur Erfüllung dieser Aufgabe sei ein weiteres Anwachsen der militärischen Kultur und der Kriegskunst der Kämpfer und Kommandeure unseres Heeres, unserer Flotte und unserer Luftwaffe erforderlich.
August: Andrej A. Schdanow erzwingt auf Stalins Befehl die Unterordnung der sowjetischen Schriftsteller unter das Diktat der Partei. 9. April: In einer Unterredung mit Harold Stassen erklärt Stalin, eine Zusammenarbeit zwischen den USA und der UdSSR sei sehr wohl möglich und wünschenswert, wie dies bereits Lenin gelehrt habe. Juni: Die «Prawda» bezeichnet den Marshall-Plan als eine Einmischung der USA in die inneren Angelegenheiten Europas.
8. September: In einer Grußbotschaft zum achthundertjährigen Bestehen Moskaus nennt Stalin die Hauptstadt der Sowjet-Union den Herold der Bewegung zur Befreiung der arbeitenden Menschheit aus der kapitalistischen Sklaverei. Gründung des Komintern.
5. Oktober: Gründung des Kominform in Belgrad.
Während der Monate Februar bis April schließt die UdSSR Freundschaftsverträge mit Rumänien, Bulgarien und Finnland. 7. Juni: Demission des Präsidenten Benes in der Tschechoslowakei. 28. Juni: Der Kominform beschließt die Ausstoßung Jugoslawiens. 4. August: Blockade von Berlin.
September: «Leningrader Affäre», bei der hohe Führungsspitzen als «Volksfeinde» beseitigt werden. Stalin «sah förmlich, wie seine Mitarbeiter vor seinen Augen zu Feinden wurden» (Chruschtschow).
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29. Oktober: Einem Korrespondenten der «Prawda» erklärt Stalin: Die Politik der heutigen Führer der USA und Englands ist eine Politik der Aggression, eine Politik der Entfesselung eines neuen Krieges.
1949 27. Januar: Stalin erklärt dem Vertreter einer amerikanischen Nachrichtenagentur, daß die Sowjetregierung bereit wäre, gemeinsam mit der Regierung der USA Maßnahmen durchzuführen, die auf Verwirklichung eines Friedenspaktes durch allmähliche Abrüstung gerichtet sind.
2. Februar: Stalin versichert, es sei sein Wunsch, einer Einladung Tru-
mans nach Washington zu folgen, doch seien seine Ärzte entschieden
dagegen, daß er eine längere Reise mache.
26.-29. August: Explosion der ersten sowjetischen Atombombe.
1. Oktober: Proklamation der chinesischen Volksrepublik.
13. Oktober: Telegramm Stalins an Wilhelm Pieck: Die Erfahrung des letzten Krieges hat gezeigt, daß das deutsche und das sowjetische Volk in diesem Krieg die größten Opfer gebracht haben, daß diese beiden Völker die größten Potenzen in Europa zur Vollbringung großer Aktionen von Weltbedeutung besitzen.
21. Dezember: Zur Feier seines 70. Geburtstags widmet die Akademie der Wissenschaften der Sowjet-Union dem «Großen Stalin» einen Sonderdruck mit dem Titel «Stalin, Koryphäe der Wissenschaft».
1950 12. Januar: Wiedereinführung der Todesstrafe in der Sowjet-Union.
14. Februar: Dreißigjähriger Freundschaftsvertrag zwischen China und der Sowjet-Union.
25. Juni: Beginn des Krieges in Korea.
29. Juni-2. August: Die «Prawda» veröffentlicht Stalins Ansichten über die Sprache. Sie erscheinen gesammelt unter dem Titel Der Marxismus und die Tragen der Sprachwissenschaft.
1951 17. Februar: In einem Interview äußert sich Stalin zur Frage der Abrüstung und bezeichnet den Premier Attlee als einen Verleumder, weil er behaupte, die Sowjet-Union hätte nach Beendigung des Krieges nicht abgerüstet. Attlee sei nicht für die Erhaltung des Friedens, sondern für die Entfesselung eines neuen, weltumspannenden Aggressionskrieges. Die Intervention der USA in Korea werde mit deren Niederlage enden, da nicht China, sondern die USA der Aggressor sei. Die UNO sei ein Instrument des Aggressionskrieges geworden.
6. Oktober: Einem Korrespondenten der «Prawda» erklärt Stalin im Zusammenhang mit dem kürzlich stattgefundenen Atombombenversuch in der Sowjet-Union, diese habe wiederholt das Verbot der Atomwaffe gefordert, doch jedesmal erhielt sie von den Mächten des Atlantikblocks eine Ablehnung. Die von den USA gewollte Kontrolle gehe nicht vom Verbot der Atomwaffe aus, sondern von ihrer Legalisierung und Sanktionierung.
1952 Zwischen dem 1. Februar und dem 28. September erscheinen Stalins Beiträge zu ökonomischen Fragen im Zusammenhang mit einer im November 1951 stattgefundenen Diskussion. Sie werden gesammelt veröffentlicht als Ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR.
Oktober: Auf dem XIX. Parteitag erscheint als Hauptreferent nicht Stalin, sondern Malenkow. Die Kommunistische Partei wird umbenannt, wobei die Bezeichnung «bolschewistisch» wegfällt. Das Politbüro des ZK wird in das Präsidium des ZK umgebildet. Nach dem Parteitag schlägt Stalin vor, 25 Mitglieder für das ZK-Präsidium auszuwählen, mit der Absicht, «alte Politbüro-Mitglieder» durch «weniger erfahrene Personen» zu ersetzen, «die ihn auf jede Weise beweihräuchern sollten» (Chruschtschow).
1953 Januar: Stalin befiehlt, eine Gruppe hervorragender medizinischer Spezialisten zu verhaften und das Akademiemitglied Winogradow in Ketten zu legen, weil sie sich als Agenten der amerikanischen und britischen Geheimdienste entpuppt hätten. Er hat keine Zeit, den «Fall» zu Ende zu führen: die «Große Säuberung» kommt nicht zustande: Stalin stirbt am 5. März.
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