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   25 Thesen zur Zukunft    

Rolf Schwendter (1998) -  Tagungstexte des
"Theoriearbeitskreis Alternative Ökonomie" 
 (TAK AÖ)  

 

1.  Die weltweit fortwirkende Akkumulation und Konzentration des Kapitals, in Verbindung mit den zunehmenden Wirkungen der elektronischen Maschinerie, vor allem der Beschleunigung mit der derzeit zunehmenden Hegemonie des Finanzkapitals, und mit der diesen entsprechenden ebenso weltweit erstrebten Arbeitsteilung, ist unter den Begriff der "Globalisierung" gefaßt worden. 

2. "Globalisierung" ist hierbei nach Elmar Altvater, von "Imperialismus" zu unterscheiden: Sie bezieht sich nicht auf National­staaten und deren Machterweiterung, sondern auf deren gleichzeitige Relativierung durch supranationale politische Verbindungen einerseits, regionale Tendenzen andererseits. Hierbei sind Multinationale Konzerne (MNK) daran interessiert, jede supranationale, nationale und regionale Konstellation nach ihren profitablen Möglichkeiten zu nutzen.   wikipedia  Elmar_Altvater  1938-2018

3. Wie die meisten gesellschaftlichen Prozesse auf der Welt, verfügt auch die Globalisierung über einen Doppelcharakter. Deren eine Seite, das Loblied auf den Weltmarkt, das Marx und Engels im "Kommunistischen Manifest" vor 150 Jahren, oder alltagsbezogener, die Wiener Autoren Habs und Rosner vor 100 Jahren in ihrem "Appetit-Lexikon" gesungen haben, braucht nicht wiederholt zu werden: von der abstrakten Erreichbarkeit weltweit hergestellter Gebrauchswerte über die relative Kostengünstigkeit technischer Güter bis zur Einschränkung einer Reihe nationaler und bürokratischer Borniertheiten. Insofern, und nur insofern, bietet diese Form der Entfaltung des Weltmarktes auch eine Chance. 

4. Die Mehrzahl der Weltbevölkerung indes hat, zunehmend selbst in den metropolitanen Industrieländern, unter der anderen Seite der globalisierenden Entwicklung zu leiden. Unter anderem sind im Einführungs­referat, unsystematisch aufgelistet, erwähnt worden: 

Dabei kam sicherlich noch einiges nur am Rande zur Sprache: so etwa in der Chiffre von "McWorld" jene Weltmarkt­struktur­küche, die nach molaren profitablen Gesichtspunkten tendenziell das an Gebrauchswerten ausscheidet, was minoritär geblieben ist, oder jene globale Selbst­propagierung (selbst profitabler) audiovisueller Medien, die, auf Quoten spielend, eine strukturkonforme Revolution steigender Erwartungen, die notwendig enttäuscht werden müssen, inszeniert haben, inszenieren und inszenieren werden.

 

5. Wenn Elmar Altvater von den 90er Jahren dahingehend gesprochen hat, daß es keine roten oder weißen Flecken auf der Landkarte mehr gibt, so erscheinen die 70 Jahre Realsozialismus, mit einer Metapher Eugene O´Neills, als ein "Seltsames Zwischenspiel", nach dessen Beendigung die global players und ihre nationalstaatlichen Adepten im Beschleunigung daranzugehen scheinen, mit Volldampf (oder besser: mit Raketenrückstoß) dorthin ins 19. Jahrhundert zurückzukehren, wo sie durch Kräfteparallelogramm, historischen Kompromiß (oder wie auch immer) mit der Arbeitendenbewegung eingebremst worden waren. Alles, was dabei stört, vom Sozialstaat bis zur Utopie, soll dabei miterledigt werden — und das Kräfteparallelogramm reduziert auf jenen Strich, auf den der Weltmarkt geht. 

 

6.  Dies ist durch jene brutaleren sozialen Verhältnisse festzustellen, welche unter anderem in Verteilungs­defiziten bei den Einkommen Arbeitnehmender weltweit im Rahmen der neoliberalen Wirtschaftsideologie und in Ausgrenzungen großer Bevölkerungs­teile durch die ansteigende Massenerwerbslosigkeit sich zum Ausdruck bringen. Diese, sowie der Sozialabbau, gefährden die Tendenz nach sozialem Frieden und die politische Demokratie. 

 

7.  Ulrich Eckelmann sieht in der Regionalisierung des Globalisierungsprozesses neue Gestaltungsmöglich­keiten, besonders in Europa. Zum einen bestünde ihm hier die Chance, dem weltweiten Kasino-Kapitalismus ein Gesellschaftsmodell entgegenzusetzen, dessen Leitbilder Wettbewerb, Sozialstaat, ökologische Erneuerung und soziale Demokratie wären. Zum anderen haben hier Infrastruktur, Industrieausstattung, Qualifikation und Sozialstandards ein relativ hohes Niveau. Die Europäische Währungsunion trüge dazu durch den Ausschluß von Wettbewerbsverzerrungen durch Wechselkursschwankungen bei. Sie wäre ein erster Konvergenzschritt, dem weitere zu folgen hätten, so auf dem Felde der Steuer-, Sozial- und Beschäftigungspolitik. 

 

8. Auf der weltwirtschaftlichen Ebene setzt er zwei Prioritäten als Zentrum einer internationalen Regulierung: Lösung der handelspolitischen Konflikte und währungspolitische Kooperation. Ein fairer Wettbewerb hat auf dem Prinzip der Gleichberechtigung solidarisch und gerecht organisiert zu werden. 

 

9. In ähnlicher Weise spricht sich Rainer Engels von nord-süd-politischen Anforderungen. Er betont als solche Verhinderungen von Krieg und gesellschaftlichem Zerfall, die Durchsetzung der Menschenrechte, die Bekämpfung von Hunger und Armut, den Klimaschutz, biologische Vielfalt und abiotische Lebensgrundlagen (hier etwa erforderliche Gegenmaßnahmen zur Ausdehnung der Wüsten und zur Erschöpfung der Trinkwasserreserven). Egoismen, Interessenskonflikte, globale Machtpolitiken, die hohe Komplexität der Sachverhalte und die Ideologie eines freien Weltmarkts ohne politische Steuerung haben das Scheitern einer Weltgesellschaft ebenso hervorgerufen, wie das Erreichen der Kapazitätsgrenzen. Monographisch hat dies Helmut Forster-Lasch durch die Darstellung der ökologischen Kahlschlagpolitik Chinas ergänzt. 

 

10.  Globalisierung ist nicht geschlechtsneutral. In dieser geplanten transnationalen Offensive ist im Kontext des weltweiten Sozialabbaus die Funktion der Frauen als un- und unterbezahlte Arbeiterinnen vorweg eingeplant. Abschiebung in die als "Ehrenamtlichkeit" verklärte unbezahlte Arbeit, Vereinbarkeit von Beruf und Familie als Spagat aufgrund der Reprivatisierung sozialer Dienstleistungen, entsprechend rückläufige Frauenerwerbstätigkeit sind die Folgen dieser strategischen Mittel zur Umsturkturierung des Arbeitsmarktes. In der Beschleunigung unternehmerischen Nomadentums werden Frauen als Rohstoff verheizt, in Zeitarbeitsproduktion just in time, Informalisierungen, rechtsfreien Räumen. Sie dienen als Pioniere haushaltsnaher Niedriglohnjobs, Ein-Frau-Unternehmen, Migrantinnen, ebnen Wege in neue Arbeitsverhältnisse, die zunehmend gesellschaftliche Norm werden können, und Männer gleichermaßen betreffen. 

 

11. Zwar hat auch die feminisierte Globalisierung ihren Doppelcharakter: Die Gleichgültigkeit der Geldware eröffnet ebenso Chancen gegenüber personaler patriarchalischer Unterdrückung, wie die Möglichkeiten neuer Rollenverhältnisse partriarchale Strukturen öffnen, wie die weibliche Minderheit der "happy few" und der Mittelschichtsfrauen ihre Potentiale entfalten können. Zum anderen kann dies für die Mehrzahl der Frauen als Pyrrhussieg gelten: Sie werden zu "working poor", zu arbeitenden Armen, unter unsicheren Bedingungen, wie sie auch die männliche Arbeitskraft kennzeichnen wird. Wie denn auch die ungleiche Entlohnung und die unbezahlte Versorgungsarbeit bleibt. 

 

12. Die Familie (hier insbesondere aus dem Blickpunkt der konfuzianischen Ideologie) hat denn auch auf Grund dieser unbezahlten Versorgungsarbeit die Grundlage für den zeitweiligen Aufschwung ostasiatischer Wirtschaft abgegeben. Als soziale Absicherung monopolisiert, schienen soziale Sicherungssysteme entbehrlich verbunden mit einem autoritären Staat, dem Westen zur Nachahmung anempfehlbar. Diese hierarchische "Zelle des Staates" dient als Basis selbst für jene Kombination von totalem Markt und "guter Regierungsfähigkeit", die als immanente Alternative als Finanzierungskondition gestellt worden war. 

 

13. Jene weltweite Öffnung, die mit der Chiffre "Globalisierung" verbunden ist, wird als Disziplinierungsinstrument gegen alle Formen ökologischer Politik eingesetzt: der "Kostenfaktor Umwelt", von dem wieder häufig gesprochen wird (zumal der Großteil der Ökonomen sich weigert, "Umwelt" überhaupt zu denken), angeblich überzogene Umweltstandards, die zu Wettbewerbsnachteilen deklariert werden, Harmonisierungsanforderungen bis nichts mehr läuft. Dabei existiert kein Zwangsmechanismus - gerade kleinere Länder haben mit relativ aktiver Umweltpolitik beachtliche Erfolge erzielt. Die Globalisierungsfalle der Umweltpolitik besteht darin, daß obiges eine Formel mit hoher Suggestionswirkung darstellt: wem wäre in Zeiten zunehmender Verelendung das soziale Hemd nicht näher als der ökologische Rock?

Die Nutzung marktwirtschaftlicher Mechanismen hat auch für eine ökologische Politik Grenzen: eine universaler neoliberaler Bezug auf die Kräfte des Marktes wird nicht imstande sein, eine nachhaltige Entwicklung und dies womöglich weltweit, herbei zu führen.

 

14. Nur am Rande war von einer mir zentralen Fragestellung die Rede: die der Auflösung der historischen Hauptklassen (welche bekanntlich auch durch "Schichten" der "Stile" nicht so richtig zu ersetzen waren) durch über hundert Klassenströmungen, die allermeisten abhängig, zueinander oft in feindlichem Gegensatz und in permanenter proteischer Veränderung begriffen. 

Den Konzernen, den sich pushenden Teilen des Staatsapparats, den genannten Managern zwischen Hilton Singapur und Hilton New York, den qualifizierten Software- und Werbungs-bald-Angestellten-bald-Mitunternehmern der freistaatlichen Zukunfts­kommissionen steht eine Milchstraße von Klassenströmungen entgegen, die so ziemlich jede Produktionsform enthält, die es je in der Geschichte gegeben hart: ..... Sammelsurium (etwa der amazonischen Kayapo), chinesische Arbeitslagerproduzenten, versklavte Kinder, mehrfachbelastete Frauen, Bergbauern, Teilzeit- und Kurzzeitarbeitende in allen Branchen, mehrwertproduzierende und kosteneinsparende Erwerbslose nach einer Vielzahl von Rechtstiteln — um nur wenige zu erwähnen. 

Daneben, selbstredend, wenn auch allmählich minoritär werdend, alle vertrauten herkömmlichen Klassenströmungen, die ich schon aus Zeitgründen hier mit den ebenfalls vertrauten Namen nenne: Facharbeitende, fordistische Massenarbeitende, Angestellte, Beamte, Hausfrauen. Dies zähle ich nicht auf, um einen meiner Hobbys zu frönen, sondern um der Komplexität der Veränderungsmöglichkeiten noch einen Grund zuzulegen.: es läßt sich die Schwierigkeit ermessen, auch nur ansatzweise zu einem Netz von – gar globaler – Solidarität zu gelangen, die mehr als jeweils einige wenige Klassenströmungen zu umfassen imstande wäre. - Mit dem Stichwort "Solidarität" ist es an der Zeit zu den Reformvorstellungen überzugehen.

 

15. Reformvorschläge sind auf dieser Tagung viele gemacht worden – an dieser Stelle bleibe nur übrig, diese unsystematisch aufzulisten, ohne auch nur zu versuchen, sie in ein System zu bringen:

 

16. "Kapitalismus ohne Alternativen?" Der Realsozialismus (fälschlich oft als "Kommunismus" bezeichnet, als ob in ihm irgend etwas "gemeinsam" gewesen wäre, außer Angst vor den Machthabenden und Doppelmoral) war ohnehin keine und viele von uns haben seit Jahrzehnten darauf hingewiesen. Was also bleibt als "Alternative" (oder letztlich, mehr existenzphilosophisch als marxistisch, immer wieder von vorne zu beginnen), was wäre zu tun?

 

17. Jeder der Reformvorschläge, der hier geäußert worden ist, nützte im Falle seiner Umsetzung, mildert die Sachlage, auch wenn ich einbekennen muß, mir grundsätzliche Verbesserungen der Situation davon nicht zu versprechen. Dies gelt ebenso für die Organisation der Abschöpfung eines Teils der weltweiten Spekulationsgewinne, wie für die Umstellung fiskalischer Systeme auf eine zunehmende Besteuerung nicht erneuerbarer Energien, für die Einführung einer Grundsicherung, die den Namen verdient, und nicht nur die Verelendung verantriebe (wie Bürgergeld und Kombilohn).

Doch verschieben diese verwirklichenswerten Vorschläge nur die Frage, was zu tun wäre, nur um eine weitere Ebene. Schon 1950 hat Aldous Huxley im Vorwort zur deutschen Ausgabe von "Schöne neue Welt" ausgeführt, seine Dystropie sei nur durch einen breite (wo nicht weltweite) auf Dezentralisierung und Selbstorganisation angelegte Bewegung zu verhindern. Diese Bewegung ist, trotz aller alten und neuen sozialen Bewegungen zwischen 1960 und 1990 letztlich nicht in Sicht.

 

18.  Elmar Altvater hat von der erforderlichen Remoralisierung der Ökonomie gesprochen und hat dabei der Alternativen Ökonomie einen potentiellen Stellenwert eingeräumt. Der Sache nach stimme ich ihm zu, würde es allerdings vorziehen, von einer Renormativierung zu sprechen — der erstere Begriff unterstellt die Möglichkeit einer einheitlichen Moral jenseits aller Fundamentalismen. Entsprechend könnte die zielführende Frage lauten: Wie könnte ein Bündel weithin konsensfähiger Normen aussehen, das nachhaltiges wirtschaftliches Handeln weltweit mir Aussicht auf Verwirklichung ermöglichte?

 

19.  Selbstredend kann eine Tagung wie diese eine solche Frage nicht beantworten. Immerhin sind einige Aspekte einer solchen Antwort nähergekommen, ebenfalls selbstredend nicht ohne neue Fragen aufzuwerfen. Dieses soll abschließend auf mehreren Ebenen nachgegangen werden: der Gewerkschaften, der Alternativen Ökonomie, der Formen der Vernetzung, den subjektiven Alltagsleben (zumal unter den vorherrschenden geldökonomischen und zeitökonomischen Einschränkungen).

 

20.  Auf der gewerkschaftlichen Ebene ist ein Konvergenz-Nachholbedarf schon für europäischen Gewerkschaften festgestellt worden. Zwar wird im nationalen Rahmen beansprucht, die Politik zu beeinflussen, indes sind direkte Gestaltungsmöglichkeiten dort, wo intensivere Kooperation der europäischen Gewerkschaften erforderlich wären bislang rar geblieben, effiziente internationale Abstimmung.

Weltweit betrachtet besteht das Problem darin, daß es in vielen Ländern der Erde gar keine Interessen­vertretung der Arbeitenden gibt. Moniert wurde etwa, daß in Ostasien — einem Gebiet, in dem die Arbeitsbedingungen zwischen dem Anspruch auf "nationales Teamwork" und erwähnten "frühkapitalistischen und sklavenähnlichen Bedingungen" zu verorten wäre — der IWF Projekte finanzierte, ohne auf die Etablierung gewerkschaftlicher Interessensorganisation zu dringen.

Auch die Forderung nach besserer gewerkschaftlicher Interessenvertretung für Frauen und Erwerbslose ist wiederholt erhoben worden.

 

21. Zur Alternativen Ökonomie hat zunächst Elmar Altvater ausgeführt, sie könne gerade deshalb eine Gegentendenz darstellen, weil sie so kleinteilig gestrickt sei, weil sie Hierarchien, wo sie schon diese nicht zu vermeiden imstande sei, oder doch einschränke — dies jedenfalls solange, als sie ein durch Kredite, große Bürgschaften gekennzeichnetes fremdbestimmtes Wachstum zu vermeiden imstande sei — ebenso wie jenes Profitprinzip, das den "shareholder value" anstrebe.

Hierbei erscheint es mir nicht so wichtig, ob sich dies in einer exemplarischen Nische abspielt (dieses Zeigen, daß auch etwas anderes möglich wäre, steht bereits bei Marx’ Erörterung zur Belegschaftsfabrik) oder ob es sich um größere Zusammenschlüsse ohne staatliches Gewaltmonopol handle. Beides, und noch viel mehr, kann hierbei zielführend sein, kann zu den "millionenfachen Kapillaren" eines anderen Lebens und Wirtschaftens Beiträge leisten. Zu Renormativierung, Gebrauchswertorientierung, fairem Handel, Konsumierendeninformation, zu lokaler und regionaler Ökonomie, Subsistenz, Tauschringen, zur Umverteilungen — um nur das wenige zu nennen, das hier genannt werden konnte.

 

22. Eine andere Kategorie, die der Alternativen Ökonomie wenigstens benachbart ist, wenn nicht gar mir ihr amalgamiert ist, ist hier als Meso-Ökonomie bezeichnet worden. Bildungspolitik, Infrastruktur wohl auch eigenständige Regionalentwicklung, die Lebensziele und politische Kultur von Individuen so berücksichtigen, daß diese nicht auf zuviel verzichten müssen. (Der letzte Satz hat mir besonders gut gefallen: schließlich gibt es auch einen alternativen, einen ökologischen Fundamentalismus und selbst Sozialhilfeempfangende wäre etwas homöopathischer Luxus zwecks Wahrung der Menschenwürde zu empfehlen).

 

23. Christa Wichterich und die Arbeitsgruppe zur Lage der Frauen beziehen sich auf drei strategische Schwerpunkte, die sie Gegenwehr (einschließlich der Re-Regulierung des Marktes), Mitmacht und Gegenmacht nennen. Letztlich gelten die einzelnen Elemente auch wenn für Frauen formuliert, für jede strategisch denkende soziale Bewegung: Solidarisierung, Organisierung, breite Allianzen, Mindeststandards gegen Entrechtungen, Druck auf allen räumlichen Ebenen, Konzerne als direkte Adressaten (ohne Vermittlung durch den Nationalstaat). NGOs als dritte Macht, andere Normen, anderer Umgang miteinander. Zum anderen sind auch hier die Klassenströmungsbarrieren zu berücksichtigen — was unter der Chiffre der Ungleichheit auch unter Frauen gefaßt worden ist.

 

24. Von der Vernetzung sprechen viele und als einer, der 1974 daran beteiligt war, diesen Begriff in die zentraleuropäische Diskussion einzuführen, meine ich selbstredend: mit Recht. Die offene Frage nach 25 Jahren ist nur, wieso sich das Netzwerk-Konzept bislang als so wenig authentisch erwiesen hat. Entweder der Name „Netzwerk" wurde für etwas ganz anderes adoptiert (etwa für einen bürgerlichen Idealverein) und wirkte dann wie dieses andere – oder es kam erst gar nicht zustande.

In einem (allerdings etablierten) Fall ist hier darauf hingewiesen worden, daß die Vernetzung krisenverschärfend wirkte: daß die enge Vernetzung der asiatischen Staaten zur schnellen Ausbreitung der Krise beitrug. Zunächst indes war von Vernetzung im Kontext von Gegenwehr / Mit-Macht / Gegenmacht die Rede:

 

25.  Schließlich: Warum geschieht dann so wenig?  Weil das gesamte metropolitane Alltagsleben so organisiert ist, daß die Einschränkungen die Möglichkeiten für Engagement so weit überwiegen, daß außer an der Teilnahme an Ein-Punkt-Bewegungen an wenig zu denken ist. Genannt wurde hier die Begrenzung durch die Hegemonie der Beschleunigung — gewiß, auch zu plädieren mit Sten Nadolny für die "Wiederentdeckung der Langsamkeit". Ob ich damit sehr glaubwürdig bin, wenn ich in einigen Stunden Vorliegendes zusammenfasse, mögen andere entscheiden.

 

 

 

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