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3  Selbstständigkeit und Geborgenheit 

 

 

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Sie kommen voll Unsicherheit in die Therapie und suchen beim Therapeuten Hilfe. Sie möchten die Therapie dann beenden, wenn Ihre Probleme gelöst sind und Ihr Selbstbewusstsein gestärkt ist. Die für Sie richtige Mischung von Sicherheit, Geborgenheit und der damit zusammenhängenden Abhängigkeit vom Therapeuten einerseits und von Selbstvertrauen und Selbstständigkeit, also von Autonomie, in einer Psychotherapie andererseits erkennen Sie besser, wenn Sie etwas über den Zusammenhang von Selbstvertrauen und Geborgenheit in unserem Innenleben und unseren Beziehungen zur Außenwelt wissen.

Unser Wohlbefinden, und dies gilt für jedes Lebewesen, entsteht durch die Erfüllung zweier elementarer Bedürfnisse. Jedes Lebewesen benötigt zum einen ein Innenleben, das gesund und nicht krank ist, damit es in sich gut funktioniert und optimal seine Fähigkeiten entwickeln kann. Dies kann man als einen guten »inneren Stoffwechsel« bezeichnen.

Zum anderen brauchen alle Lebewesen auch einen positiven »äußeren Stoffwechsel«, durch den der lebendige und gute Austausch mit unserer Umgebung gesichert wird.

Die biologische Seite des inneren Stoffwechsels ist das Zusammenspiel der Organe unseres Körpers. Die biologische Seite des äußeren Stoffwechsels wird vor allem durch die Aufnahme der Nahrung und der Luft, von Licht und Wärme sowie durch das Ausatmen und die Rückführung der verdauten Nahrung und schließlich unseres toten Körpers in die Natur gewährleistet. Wir wissen um die große Bedeutung unserer gut funktionierenden Organe und der Zuführung von gesunder Nahrung, frischer Luft und Sonnenlicht für unseren Körper.

Der innere und der äußere Stoffwechsel sind sehr aufeinander angewiesen, was wir z. B. bei der Aufnahme von giftiger Nahrung merken. Der gesunde Körper wehrt sich gegen Gifte, denn diese können ihn auf Dauer krank machen.

Unser innerer und äußerer Stoffwechsel umfasst auch eine seelische oder psychische Seite, die an unseren Bedürfnissen nach Selbstvertrauen und Geborgenheit erkennbar werden. Mit guten Kenntnissen über den psychologischen Stoffwechsel können wir ebenfalls unser Wohlbefinden verbessern, und uns z.B. gegen äußere »seelische Gifte« wie schlechte Arbeitsbedingungen oder destruktive Beziehungen zu anderen Menschen schützen, aber auch unser negatives Denken verändern.

Das Geborgenheits- oder Sicherheitsbedürfnis ist das elementare Bedürfnis jedes Menschen, in einer ihm wohlgesonnenen, nicht feindseligen Umgebung zu leben und sich in guten sozialen Beziehungen auszutauschen. Das Streben nach Selbstständigkeit und Selbstvertrauen ist das elementare Bedürfnis jedes Menschen, die eigenen Wünsche zu realisieren und die eigenen Fähigkeiten sinnvoll zu nutzen.

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3.1   Das Gleichgewicht zwischen Geborgenheitsbedürfnissen und Selbstständigkeit  

 

Wir wollen bewusst oder unbewusst immer beide Bedürfnisse stillen. Unsere Bedürfnisse nach Selbstvertrauen und nach Geborgenheit sind jedoch sehr dynamisch und verändern sich laufend, so dass wir uns immer wieder neu darauf einstellen müssen.

Wir bemühen uns ununterbrochen um die Erfüllung beider Bedürfnisse, damit wir uns wohlfühlen. Meistens ist uns jedoch nur eines von beiden bewusst. Wir beschäftigen uns damit, wie wir entweder Sicherheit bei anderen Menschen finden oder »unseren eigenen Kopf durchsetzen« können. Aber unbewusst achten wir auch immer auf das andere Grundbedürfnis und streben das für uns bestmögliche Gleichgewicht zwischen beiden Bedürfnissen an. Denn wir wollen durch »unseren eigenen Kopf« nur ungern gute Beziehungen aufs Spiel setzen, aber wir möchten auch eigene Bedürfnisse möglichst nicht aufgeben, nur um uns mit anderen Menschen zu verstehen.

Für das optimale Gleichgewicht gibt es keine objektiven Maßstäbe, sondern nur einen subjektiven Gradmesser, nämlich unser Wohlbefinden. Mancher fühlt sich in einer engen Beziehung wohl, ein anderer braucht das Gefühl von viel Freiheit, auch in einer Partnerschaft.

Wie das Gleichgewicht zwischen beiden Bedürfnissen, mit dem wir uns wohlfühlen, aussieht, hängt eng mit der Lerngeschichte in unserem Leben zusammen, welche Erfahrungen wir vor allem mit unseren Eltern gemacht haben, z.B. ob sie mehr unser Selbstvertrauen und unsere Selbstständigkeit gefördert oder mehr unser Bemühen um Geborgenheit belohnt haben.

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Auch in unseren verschiedenen Lebensphasen verändern sich beide Bedürfnisse. Ein Kind benötigt sehr viel Geborgenheit, um sich wohl zu fühlen, aber auch die Möglichkeit, eigene Wege auszuprobieren. Der Jugendliche braucht sehr viel Freiheit, um selbstständig die Welt kennen zu lernen, aber durchaus noch einen emotionalen Rückhalt, um sich auch zu trauen, ganz nach dem Motto »Mama, ich will weglaufen, ruf mir ein Taxi.« Die Entwicklung von Selbstvertrauen hat bei jungen Erwachsenen meist einen ganz vorrangigen Stellenwert. Die Gründung einer Familie verlangt möglichst große Sicherheit und Geborgenheit. Wenn unsere Kinder schließlich erwachsen werden, wir uns mit dem Altern und schließlich auch mit unserem Lebensende auseinander setzen, müssen wir lernen, immer mehr loszulassen bis hin zum Tod, wenn alle Sicherheit aufhört und das Unbekannte geschieht.

Das gute Gleichgewicht von Selbstständigkeit und Geborgenheit ändert sich also mit jeder neuen Lebensphase, so dass wir es nicht auf Dauer festhalten können. Denn das Leben draußen stellt immer neue Anforderungen und wir selbst entwickeln uns auch immer weiter. Wenn wir uns nicht wohl fühlen, hat dies sehr oft damit zu tun, dass wir unsere Autonomie- und Geborgenheitsbedürfnisse wieder besser aufeinander abstimmen müssen. Denn beide Grundbedürfnisse sind eng miteinander verknüpft und können sich auch gegenseitig positiv beeinflussen.

Wenn wir gute Beziehungen zu anderen Menschen haben, aber auch, wenn wir uns zu wehren wissen gegen diejenigen, die uns ausnutzen wollen, verspüren wir Sicherheit und Geborgenheit. Dies stärkt gleichzeitig unser Selbstvertrauen, denn wir spüren unsere eigenen Möglichkeiten und unsere Kraft in den sozialen Prozessen und erfreuen uns an unserer Selbstständigkeit.

Wenn wir die eigenen Wünsche und Vorstellungen leben können und uns nicht den Erwartungen anderer unterwerfen müssen, können wir auch gute soziale Beziehungen herstellen, in denen wir uns geborgen fühlen. Wir müssen lernen und begreifen, dass nur harmonisches positives Geben und Nehmen sowohl Autonomie als auch Geborgenheit herstellen, gute soziale Beziehungen ermöglichen und damit die entscheidende Grundlage für unser Wohlbefinden sind.

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3.2 Ungesunde einseitige Autonomie oder Geborgenheit

 

Probleme und ein Unwohlsein entstehen sehr oft durch eine ungünstige einseitige Betonung entweder der Geborgenheits­bedürfnisse oder der Selbstständigkeit.

Eine einseitige Berücksichtigung der Geborgenheitsbedürfnisse führt zu einem hohen Maß an Abhängigkeit von anderen Menschen und zur Unterwerfung unter die Bedürfnisse und Ziele anderer. Dies geht Hand in Hand mit einer geringen Selbstständigkeit, wir können dann unsere Gefühle, Bedürfnisse und Ziele nicht hinreichend einbringen und uns gegen Übergriffe anderer nicht wehren und uns davor schlecht schützen.

Eine einseitige Förderung der Autonomiebedürfnisse bedeutet, dass wir nur die eigenen Bedürfnisse und Interessen auf eine oberflächliche Weise sehen und vertreten. Wir werden vermutlich dann recht einsam sein, wenig oder keine Freunde haben und uns vielleicht sogar Menschen zu Feinden machen, oftmals ohne es direkt zu merken, weil das Problem möglicherweise durch Alkohol, Arbeitswut, exzessiven Sport o.a. aus dem Bewusst-sein verdrängt wird.

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Um ein möglichst gutes Wohlbefinden zu erreichen, ist also die Entwicklung von Freundlichkeit, Sympathie, Hilfsbereitschaft gegenüber der sozialen Umwelt in dem Maße nützlich, wie es gleichzeitig gelingt, eigene Bedürfnisse verständlich und geltend zu machen und sich zu schützen gegenüber den Übergriffen von anderer Seite auf die eigene Person. Es geht also nicht darum, ob man sich mehr Geborgenheitsbedürfnisse erfüllen oder mehr auf die Selbstständigkeit achten soll, sondern dass wir lernen, beide Bedürfnisse auf immer höherem Niveau zusammen zu entwickeln. Wenn wir also mehr Autonomie entwickeln möchten, sollten wir gleichzeitig die Fähigkeit, gute Beziehungen zu gestalten, im Auge behalten und umgekehrt.

Die Grundbedürfnisse nach Autonomie und Geborgenheit kann man in mancher Hinsicht gut vergleichen mit unseren leiblichen Bedürfnissen nach Essen und Trinken. Stellen Sie sich vor, dass das Essen für das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung, das Trinken für das Bedürfnis nach Geborgenheit und Anerkennung durch andere Menschen steht. Wir benötigen immer beides, wir können auf keines verzichten. Aber zu verschiedenen Zeiten sind beide Bedürfnisse unterschiedlich wichtig. Wenn wir uns z.B. krank und schwach fühlen, suchen wir Hilfe und Trost bei anderen Menschen, unser Geborgenheitsbedürfnis steht dann weit im Vordergrund. Übrigens essen wir während einer Krankheit meist tatsächlich weniger und haben auch mehr Durst. Wenn wir uns stark und kräftig fühlen, wollen wir auch etwas schaffen und dadurch unser Selbstbewusstsein steigern.

Manche Menschen mit einem schlechten Selbstwertgefühl bemühen sich als Ersatz dafür um Anerkennung und Zuwendung durch andere Menschen, oftmals fast um jeden Preis. Es ist so, als versuchten sie, ihren ungestillten Hunger durch permanentes Trinken zu reduzieren, was aber nicht lange vorhält.

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Deshalb haben Menschen mit einer Abhängigkeitsproblematik auch immer das Gefühl, zu wenig Zuneigung und Aufmerksamkeit zu bekommen und nie satt zu sein von Kontakten zu anderen Menschen, so wie hungrige Menschen, die nur die Möglichkeit haben, sich Getränke zu verschaffen. Wenn Sie zu dieser Gruppe gehören oder ihr nahe stehen, ist es besonders wichtig, dass Sie lernen, sich »Essen zu besorgen«, d.h. sich selbst ernst zu nehmen und Ihre Selbstständigkeit zu stärken. Ihr Therapeut wird dies vermutlich merken und Sie darauf aufmerksam machen, wenn Sie ihm schmeicheln oder ihm Geschenke machen, um seine Zuwendung zu erlangen. Er wird Sie stattdessen ermutigen, auf die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu achten und auch in der Therapie Konflikte zu riskieren und durchzustehen.

Es gibt aber auch die Menschen, die sich immer nur satt essen an dem Gefühl, wie toll und großartig sie sind. Dabei können sie kaum oder gar nicht auf andere Menschen eingehen und erhalten wenig Anerkennung und Zuneigung. Mir scheint, dass diese Gruppe gerade unter jüngeren Menschen zugenommen hat. Sie haben alle materiellen Dinge von ihren Eltern bekommen, ohne dass sie sich bemühen mussten. Aber sie haben nicht erfahren, wie lebenswichtig es ist, dass wir wirkliche Freunde haben, denen wir geben und die uns geben. Dies kann zu vielen unterschiedlichen Problemen in ihrem Leben führen. Wenn Sie zu dieser Gruppe gehören und Ihre Probleme lösen wollen, müssen Sie lernen, die Bedürfnisse und Rechte anderer Menschen zu verstehen und zu achten, weil wir als soziale Wesen aufeinander angewiesen sind.

Die meisten Menschen sind aber nicht so einseitig entwickelt, dass sie nur ihre Autonomie oder nur ihre Geborgenheitsbedürfnisse im Auge haben. Sondern es hängt von den konkreten Situationen ab, ob sie gerade mehr Probleme mit ihrer Selbstständigkeit oder mit ihren Ge-

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borgenheitsbedürfnissen haben, so wie wir eben zu unterschiedlichen Zeiten mal mehr Durst oder mal mehr Hunger haben. Wie dem auch sei, wir dürfen nicht vergessen, dass wir auf beide Bedürfnisse eingehen müssen, wenn wir unser Wohlbefinden wiederherstellen wollen.

Die Zusammenhänge zwischen dem inneren und dem äußeren seelischen Stoffwechsel sind sehr vielfältig. Eine ganze Fülle von Untersuchungen weist eindeutig in die Richtung, dass gute soziale Beziehungen nicht nur psychologische, sondern auch direkt körperlich gesundheitliche Auswirkungen haben. Und auch wenn wir in unserem begrifflichen Denken Autonomie- und Geborgenheitsbedürfnisse voneinander unterscheiden, so sind sie in Wirklichkeit nicht getrennt, sondern eng verzahnt und fließen ineinander über.

Der »liebe Gott« oder die Evolution haben offenbar mit dem menschlichen Individuum ein Lebewesen geschaffen, das nur in einem positiven Netz sozialer Beziehungen und einer gesunden Umwelt gut gedeiht.

 

3.3 Geborgenheit und Autonomie in der therapeutischen Beziehung

 

Beide Grundbedürfnisse kommen auch in der therapeutischen Arbeit zur Geltung.

Zuerst gehe ich auf das Geborgenheitsbedürfnis ein, da es als Grundlage oder Voraussetzung einer erfolgreichen Therapie die entscheidende Rolle spielt. Danach geht es um das Selbstvertrauen und die Selbstständigkeit, die im Therapieprozess zunehmend zum Tragen kommen und entscheidend sind für den erfolgreichen Abschluss einer Psychotherapie.

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3.3.1 Geborgenheit und Vertrauen in der therapeutischen Beziehung

 

Ohne ein Gefühl von Geborgenheit kann ein Patient sich in einer Therapie nicht verändern.

Das Grundprinzip besteht darin, dass wir nur dann neue Wege gehen können, wenn wir uns relativ sicher sind. Befinden wir uns in einer emotional unsicheren Position, suchen wir erst einmal Stabilität und riskieren nicht noch neue Unsicherheiten. Bei Therapiebeginn sind Sie in der Regel in irgendeiner Weise, vielleicht sogar in fast jeder Hinsicht verunsichert, weil die eigenen Lebensbewältigungsfertigkeiten für die vorhandenen Probleme nicht ausreichen. Eine erfolgreiche Therapie erfordert deshalb immer die Herstellung einer vertrauensvollen therapeutischen Beziehung.

Als Patient bringen Sie immer ein gewisses Maß an Vertrauen, mag es auch noch so klein sein, mit in die Therapie, sonst hätten Sie die Therapie bei diesem Therapeuten gar nicht begonnen. Dieses Vertrauen kann aus einer Empfehlung durch einen zufriedenen anderen Patienten kommen. Vielleicht hat der Therapeut schon beim ersten Kontakt bei Ihnen einen Vertrauen erweckenden Eindruck hinterlassen. Und wenn es Ihnen sehr schlecht geht und Sie froh sind, angesichts der häufig monatelangen Wartezeiten überhaupt einen Therapieplatz bekommen zu haben, sind Sie bestimmt schneller bereit, Vertrauen zu fassen. Denn in sehr großer seelischer Not suchen wir nun einmal Hilfe und nehmen, was zu kriegen ist.

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Wenn Sie zu Ihrem Therapeuten gar kein Vertrauen mehr haben, weil das, was der Therapeut Ihnen anbietet, im Gegensatz zu Ihren bisherigen Erfahrungen und Ihren Bedürfnissen steht, werden Sie sich bewusst oder unbewusst auch gegen jede Veränderung durch die Therapie sperren. Denn Vertrauen hat auch etwas mit Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft zu tun.

Dabei kann es sein, dass Ihnen als Patient gar nicht so richtig bewusst ist, warum Sie die Auffassungen des Therapeuten nicht teilen. Er hat vielleicht »gute Argumente« gebracht, die Sie auf der logischen Ebene nicht widerlegen können. Ein Therapeut ist Ihnen auf dieser Ebene in der Regel überlegen. Das ist auch sinnvoll, denn wenn er Ihnen mit seinem Wissen um seelische Zusammenhänge im Allgemeinen nicht irgendwie voraus wäre, könnte er Ihnen gar nicht helfen. Doch trotz der besseren Argumente kann es sein, dass Sie spüren, dass seine Argumente, seine Sichtweise eines Problems für Sie nicht glaubwürdig sind. Entweder liegt dann der Therapeut mit seiner Sichtweise falsch, er hat Sie noch nicht richtig verstanden und Ihre Lebenserfahrungen noch nicht gut einbezogen in sein Konzept. Oder aber Sie haben ihn noch nicht richtig verstanden oder ihm auch noch nicht alles erzählt, was notwendig ist, um gemeinsam den besten neuen Weg für Sie zu finden.

Auf jeden Fall müssen die erkennbaren Meinungsverschiedenheiten genauso wie unterschwellige Zweifel in der Therapie zur Sprache gebracht werden, damit Sie das notwendige Vertrauen aufbauen, um sich verändern zu können. Ihr Therapeut wird sich bemühen, Ihre Zweifel wahrzunehmen und angemessen darauf einzugehen. Aber er wird es nicht immer merken, denn er ist ja auch nur ein Mensch, der immer auch Schwächen und blinde Flecken hat. Dann sollten Sie Ihre Zweifel ansprechen. Wenn Sie Ihre Zweifel oder Ihre Geheimnisse für sich behalten, obwohl die entsprechenden Themen in der Therapie anstehen, werden Sie nicht weiterkommen. Es besteht für Sie das Risiko, bei einem Therapeutenwechsel in dieselbe Sackgasse zu geraten.

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3.3.2 Wie entsteht Vertrauen zum Therapeuten?

 

Vertrauen ist keine Sache, die man hat oder nicht hat, sondern es ist ein dynamisches, sich laufend veränderndes Element in jeder, auch in der therapeutischen Beziehung.

Vertrauen baut sich manchmal nur langsam auf. Es kann gestört werden oder gar wieder völlig verloren gehen. Das Vertrauen kann unterschiedlich ausgeprägt sein, man kann in einer Hinsicht, z.B. Pünktlichkeit, Vertrauen zu einem Menschen haben, in einer anderen Hinsicht, z. B. Hilfsbereitschaft, nicht. Ähnlich kann es auch in einer therapeutischen Beziehung sein. Für bestimmte Probleme, z.B. in der Partnerschaft, mag sich ein Patient vom Therapeuten gut verstanden fühlen, während er bei Problemen aus dem Arbeitsleben bei dem Therapeuten den Eindruck von Weltfremdheit hat, was übrigens nicht selten vorkommt. Denn von Arbeitsbedingungen außerhalb ihrer eigenen Erfahrungswelt wissen sie manchmal wirklich sehr wenig, und geben trotzdem »kluge« Ratschläge in diesem Bereich.

Es ist kein Beweis für eine schlechte Therapie, wenn Sie merken, dass Ihr Vertrauen gegenüber Ihrem Therapeuten gestört ist. Entscheidend ist, wie sich die Störung des Vertrauens weiter entwickelt, ob Sie mit Ihrem Therapeuten darüber reden können und schließlich zusammen die Unsicherheiten, Zweifel oder Meinungsverschiedenheiten bewältigen werden oder nicht.

Ich empfehle Ihnen dringend, sich von dem Gedanken zu lösen, dass Sie dem Therapeuten für die gesamte Therapie von vornherein »Vertrauen schenken« sollten. In einer Therapie werden Sie mit »blindem Vertrauen« auf Dauer keine Fortschritte machen.

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Damit sind aber nicht Situationen gemeint, in denen der Therapeut anbietet oder vorschlägt, dass Sie ihm für einen überschaubaren Zeitraum oder in einer bestimmten Frage erst einmal glauben und seinen Vorschlägen vertrauen sollen. Denn das kann durchaus Sinn machen, vor allem dann, wenn Sie extremen Ängsten oder tiefen Depressionen ausgeliefert sind und dadurch nicht mehr in der Lage sind, sich ein differenziertes eigenes Urteil zu bilden. Die Empfehlung, dem Therapeuten erst einmal »blind« zu vertrauen, kann eine notwendige zeitlich begrenzte therapeutische Einzelmaßnahme sein. Ich erkläre in einer solchen Situation meinen Patienten, dass dies nur ein vorübergehender Zustand ist, dass die Therapie insgesamt immer darauf hinzielt, dass schließlich das Vertrauen zu den eigenen Gedanken und Gefühlen wieder zunimmt.

In einer guten Therapie will Ihr Therapeut nicht Ihr eigenes Urteil durch seines ersetzen wollen. Er wird sich die Mühe machen, Sie wirklich zu überzeugen, indem Sie selbst feststellen, ob seine Sicht der Dinge und Ihre Erfahrungen in Übereinstimmung gebracht werden können. So entsteht Ihr Vertrauen zum Therapeuten.

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3.3.3 Das Risiko der Abhängigkeit vom Therapeuten

 

Das Ziel jeder Therapie ist die Auflösung von Abhängigkeit und die Entwicklung von Selbstvertrauen mit der Wiederherstellung der Fähigkeit, das eigene Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen, ohne dass dauerhaft professionelle Hilfen benötigt werden.

Die mitunter unumgängliche zeitweilige Abhängigkeit vom Therapeuten muss immer so bearbeitet werden, dass sie auch wieder aufgelöst wird. Nur in Extremfällen besonderer Hilflosigkeit und Orientierungslosigkeit eines Patienten ist eine Abhängigkeit auf viele Jahre hin vertretbar. Entscheidend ist aber, ob in diesen langen Therapien die Selbstständigkeit und das Vertrauen des Patienten zu sich selbst gestärkt werden, auch wenn dies manchmal nur sehr langsam möglich ist, oder ob die Abhängigkeit von dem Helfer erhalten oder gar erst richtig aufgebaut wird. Letzteres ist ein schwerwiegender Therapeutenfehler.

Ein Therapeut, der dies nicht beachtet, übergeht und unterstützt nicht das zweite elementare Bedürfnis jedes Menschen, das Autonomiebedürfnis, das Bedürfnis, sich selbst zu verwirklichen. Denn wenn er meint, für Sie alle Ihre Probleme lösen zu können oder zu müssen, dann werden Sie in dieser Therapie, mögen Sie sich auch noch so wohl darin fühlen, keine wirklichen Fortschritte machen. Denn dieser Therapeut wird Ihnen nicht helfen, Vertrauen zu sich selbst zu finden. Dabei ist er sich seines eigenen Problemverhaltens nicht bewusst, sonst würde er sich nicht so unprofessionell verhalten.

• Sie machen sich selbst vom Therapeuten abhängig.

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Ihre Abhängigkeit vom Therapeuten kann auch darauf beruhen, dass Sie die Neigung haben, sich in Beziehungen besonders abhängig zu machen, dass Sie insgeheim hoffen, der Therapeut wird Ihnen alle Ihre Probleme lösen. Vielleicht »lieben« Sie auch Ihren Therapeuten, weil er Ihnen so viel Sicherheit gibt, und beschenken ihn auch regelmäßig, damit er die Therapie ja nicht beendet. Das ist nicht tragisch und natürlich »dürfen« Sie als Patient dieses Verhalten zeigen. Es ist sehr wahrscheinlich ein wichtiger Aspekt zur Erklärung Ihrer Probleme und ist behandelbar und veränderbar, aber Ihre Neigung zur Abhängigkeit muss auch in der Therapie bearbeitet werden, sonst werden Sie nicht weiterkommen.

Wenn Sie zu den »abhängigen« Menschen gehören oder sich in einer abhängigen Phase befinden, ist Ihnen Ihre Abhängigkeit, Ihr Mangel an Autonomie und Selbstbewusstsein, oft nicht als Problem bewusst und Sie haben statt dessen das Gefühl, zu wenig Geborgenheit zu bekommen. Dies hängt damit zusammen, dass Sie besonders gut gelernt haben, sich in der Abhängigkeit von anderen Menschen Zuwendung zu verschaffen, und gleichzeitig kennen Sie sich mit dem Vertrauen auf sich selbst wenig aus.

Ein Therapeut, der diese Ihre Abhängigkeit und all die möglicherweise dazugehörigen Schmeicheleien nicht anspricht, macht einen Fehler und wird Ihre Selbstständigkeit und Ihr Selbstwertgefühl nicht wirklich stärken können.

Die Unselbstständigkeit eines Patienten kann auch in einer stationären psychiatrischen Behandlung übersehen oder sogar gefördert werden. Eine solche Behandlungsschwäche kann zu einer Abhängigkeit von der Klinik führen, wenn ein Patient mit einer psychologischen Abhängigkeitsproblematik immer wieder dort aufgenommen wird, ohne in seiner Selbstständigkeit eine Förderung und Entwicklung zu erfahren.

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• Manche Therapeuten empfinden die Abhängigkeit des Patienten als angenehm.

Besonders schwierig wird es für Sie als Patient, wenn Therapeuten die Abhängigkeit ihrer Patienten genießen und davon einen materiellen oder emotionalen Gewinn haben. Unendlich lange Therapien, die womöglich privat weiter bezahlt werden, wenn die Krankenkassen die Kosten nicht mehr übernehmen (Kap. 12.3), sind die Folge und Ausdruck ungenügenden therapeutischen Bemühens, den Patienten in die Unabhängigkeit vom Therapeuten zu begleiten.

Aber es können auch andere Gründe eine Rolle spielen, weshalb Therapeuten nicht gewillt oder in der Lage sind, die Selbstständigkeit von Patienten zu fördern, sie rechtzeitig loszulassen und gezielt auf ein Ende der Therapie hinzuarbeiten. Die Möglichkeit einer Abhängigkeitsproblematik des Therapeuten selber ist hier das größte Problem. Wenn der Therapeut sich selbst wenig vertraut, dass er seine persönlichen Probleme allein lösen kann, wenn er womöglich selbst in einer Tabletten-, Alkohol- oder anderen Abhängigkeit gefangen ist, hat er auch kein Vertrauen dazu, dass seine Patienten eines Tages wieder allein mit ihrem Leben zurechtkommen. Und so sieht er womöglich bei Ihnen immer neue Probleme, um die er meint, sich kümmern zu müssen. Nun mag es ja für manche Patienten auch angenehm sein, dass ihr Therapeut sich so intensiv und so lange um sie bemüht. Aber wenn dieses Bemühen des Therapeuten Sie behindert, Selbstvertrauen und Selbstständigkeit aufzubauen, dann ist das keine gute therapeutische Beziehung mehr, die Ihnen weiterhilft.

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• Der Unterschied zwischen notwendiger und ungesunder Abhängigkeit

Wie können Sie nun unterscheiden, ob die Sicherheit und die Geborgenheit, die Sie bei Ihrem Therapeuten erleben, tatsächlich eine gute Grundlage für Ihren Entwicklungsprozess sind oder ob Sie in eine ungesunde Abhängigkeit geraten?

Ein wichtiges Erkennungsmerkmal einer negativen, abhängigkeitsfördernden Therapie besteht darin, dass Ihr Therapeut die Therapiefortschritte vor allem auf seine eigene gute Leistung, auf seine Therapiemaßnahmen und weniger auf Ihre zunehmend mehr entwickelten Fähigkeiten, Ihre Probleme zu lösen, zurückführt. Falls Sie den Eindruck haben, dass Ihr Therapeut Verbesserungen in Ihrer psychischen Verfassung vor allem mit seinen guten Vorschlägen und Entscheidungen erklärt und Ihrem eigenen Bemühen weniger Anerkennung gibt, entsteht ein berechtigter Verdacht, dass Sie von ihm unbewusst in eine Abhängigkeit gebracht oder darin gehalten werden.

Sie sollten dann darüber am besten mit Ihrem Therapeuten direkt sprechen. So können Sie ihm z.B. sagen: »Ich habe den Eindruck, dass Sie meine Fortschritte nicht mitbekommen.« Oder: »Ich habe Sorge, ich könnte zu sehr von Ihnen abhängig werden.«

Dabei werden Sie feststellen, ob Ihr Therapeut dies ernst nimmt oder ob er Ihrem Anliegen irgendwie aus dem Weg geht. Wenn Sie den Eindruck haben, Ihr Therapeut weicht diesem Thema aus, ist dies ein nachhaltiger Hinweis darauf, dass er Sie wahrscheinlich unbewusst in einer ungesunden Abhängigkeit hält.

Nicht die Tatsache, dass eine zunehmende Abhängigkeit entsteht, ist ein Anzeichen für eine schlechte Therapie, sondern die Art und Weise, ob und wie solche Probleme in der Therapie besprochen und gelöst werden können.

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Wenn Sie eine berechtigte Angst vor einer zunehmenden Abhängigkeit haben und diese in der Therapie ansprechen und wenn Ihr Therapeut Ihre Bedenken versteht und akzeptiert, wird sich das Verhalten von beiden in der Therapie verändern. Sie beide werden der Bedeutung Ihrer Autonomie eine größere Achtsamkeit und einen größeren Stellenwert einräumen und auf diese Weise das von Ihnen zu Recht festgestellte Problem mehr oder weniger schnell lösen.

Sie werden nicht unbedingt sofort Klarheit darüber bekommen, ob Sie eine berechtigte Sorge vor einer Abhängigkeit vom Therapeuten haben. Wenn Sie Ihre Bedenken zusammen mit Ihrem Therapeuten untersuchen, werden Sie am weiteren Therapieverlauf merken, worin tatsächlich Ihr Problem besteht.

Wenn Sie eines Tages selbst die Therapie beenden wollen, möglichst in Absprache mit Ihrem Therapeuten, weil Sie das Gefühl haben, keine professionelle Hilfe mehr zu brauchen, dann ist Ihre Abhängigkeit vom Therapeuten gut behandelt und aufgelöst worden.

 

3.3.4 Selbstvertrauen und Selbstständigkeit in der Therapie

 

Der entscheidende Grund für den Beginn einer Psychotherapie besteht in einem vorübergehenden oder länger anhaltenden Mangel an Selbstvertrauen, weil Sie schwerwiegende psychische Probleme haben, für die Sie keine eigene Lösung gefunden haben.

Sie haben eins oder mehrere Probleme, die Sie nicht allein oder mit Hilfe von Angehörigen, Freunden, Arbeitskollegen lösen können. Vielleicht hat Ihnen auch Ihr

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Hausarzt oder Ihr Nervenarzt oder ein anderer Facharzt zu einer psychotherapeutischen Behandlung geraten, um Ihre Ängste, Depressionen, Essstörungen, psychosomatischen Beschwerden oder andere psychisch bedingte Probleme zu bewältigen, weil er mit seinen therapeutischen Möglichkeiten nicht weiter gekommen ist oder weil diese für Ihr Problem nicht geeignet sind. Auf jeden Fall benötigen Sie eine spezielle psychologische Hilfe, und zwar so lange, bis Sie wieder ohne diese spezielle Hilfe leben können und mit Ihrem Leben wieder zufriedener sind.

Psychotherapien benötigen in der Regel einen Zeitraum von einigen Monaten bis zu mehreren Jahren. In der erfolgreichen Psychotherapie erlernen Sie neue sinnvolle Bewältigungsstrategien für Ihre ungelösten Probleme. Es ist ein Lernprozess, bei dem Sie nicht erst am Ende durch ein großes Aha-Erlebnis von Ihrem Kummer erlöst werden, sondern in dessen Verlauf Sie selbst schon merken, dass Sie etwas dazu lernen, dass Sie sich in einem guten Entwicklungsprozess befinden. Vielleicht können Sie Therapiefortschritte bei sich selbst beobachten und erkennen, »ich befinde mich auf dem richtigen Weg.« Aber vielleicht sind Sie sich darin nicht sicher. Dann sollten Sie auch diese Unsicherheit mit Ihrem Therapeuten besprechen, bis Sie eine zufriedenstellende Antwort auf das Problem gefunden haben.

• Überbetonung von Selbstständigkeit

Es kann auch vorkommen, dass Menschen psychische Schwierigkeiten haben, weil sie in einem Übermaß ihre Selbstständigkeit betonen, nämlich wenn die Grundlage für die Autonomie nicht ein gutes Vertrauen zu sich selbst ist, sondern die Angst vor Abhängigkeit. Im Alltag tritt dieses Problem oft als Überheblichkeit in Erscheinung. Denn Menschen mit einem guten Selbstvertrauen sind nicht überheblich.

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In der Therapie kann es dazu führen, dass Patienten unberechtigterweise Therapeuten abwerten und kritisieren, aber sich mit diesem Problemverhalten nur schwer auseinander setzen können. Diese Menschen haben meistens Ängste, sich überhaupt auf Beziehungen einzulassen aufgrund der Befürchtung, in einer engeren Beziehung und in einem ehrlichen Gespräch ihre eigenen Bedürfnisse aus den Augen zu verlieren. Lassen sich also Ihre einseitige Betonung von Autonomie oder Ihre Angst vor Abhängigkeit durch Beziehungsängste erklären, dann sollte dieses Problem auch in der Therapie bearbeitet werden. Ob dies für Sie zutrifft, werden Sie mit Ihrem Therapeuten herausfinden, wenn Sie Ihre Ängste und Unzufriedenheiten in der Therapie zur Sprache bringen. Dann wird er Ihnen helfen, Ihre Angst vor Beziehungen abzubauen, ohne sich dabei selbst anderen völlig auszuliefern, also eine gute Balance zwischen Ihren Autonomie- und Geborgenheitsbedürfnissen zu finden.

 

3.3.5 Wie entsteht Selbstvertrauen in der Therapie?

 

Die Entwicklung Ihres Selbstvertrauens können nur Sie selbst feststellen.

In manchen Therapiephasen überprüft der Therapeut, ob sich seine Behandlung erfolgreich entwickelt. Deshalb wird er sich zeitweise die Rückmeldung von Ihnen einholen, ob sich nach Ihrer Sicht oder nach Ihrem Gefühl die Therapie noch auf dem richtigen Weg befindet und Ihnen weiterhilft. Das bedeutet aber nicht, dass er keine eigene Meinung zu dem Therapieprozess hat, wenn er Sie nach Ihren Eindrücken befragt.

Aber Ihre Unsicherheiten und Zweifel können für ihn entscheidende Anhaltspunkte zur Korrektur und zur Weiterentwicklung seines therapeutischen Vorgehens sein. Indem er Ihr Urteil zum Therapieverlauf erfahren möchte, zeigt er Ihnen gleichzeitig damit, dass Sie sich selbst und Ihre Sichtweise ernst nehmen sollten. Es trägt zu Ihrem Selbstvertrauen bei, wenn Sie feststellen, dass Ihre Überlegungen ernst genommen werden, unabhängig davon, ob Sie die Dinge richtig sehen oder nicht.

Eine Bedingung hierfür ist aber, dass der Therapeut sich mit Ihren zweifelnden und kritischen Aussagen auch tatsächlich auseinander setzt. Ein wiederholtes Fragen nach Ihrer Meinung, ohne dass neue Denkanstöße für Sie damit verbunden sind, das Sie also nicht weiterbringt, ist ziemlich nutzlos. Therapeuten können auch überheblich und unsicher sein, nämlich wenn sie einfach wie selbstverständlich davon ausgehen, dass sie eine erfolgreiche Therapie machen, aber in Wirklichkeit eine abweichende Meinung ihres Patienten nicht hören wollen. Ein solches Therapeutenverhalten behindert die Stärkung des Selbstbewusstseins des Patienten. Denn wenn Ihr Therapeut Ihre Aussagen nicht ernst nimmt, wie sollen Sie dann bei ihm lernen, das Vertrauen zu sich selbst wiederzufinden? Das aber ist genau die entscheidende Voraussetzung für eine gute Therapie.

Die Therapie wird erfolgreich abgeschlossen, wenn Sie keine spezielle psychologische Hilfe mehr zur Lösung Ihrer Probleme benötigen. Sie haben Ihr Vertrauen zu sich selbst gefunden oder wiedergefunden und sind jetzt wieder in der Lage, Ihr Leben zu bewältigen.

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