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Biographisches Namenverzeichnis

 

Dieses Verzeichnis erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Allgemein bekannte Persönlichkeiten (z. B. Tolstoi, Lenin, Roosevelt) sowie solche, die vom Verfasser ausreichend charakterisiert oder aber nur beiläufig erwähnt werden, wurden nicht aufgenommen. Ferner mußte aus Platzgründen auf die Angabe von Publikationstiteln verzichtet werden.

557

A+

Abakumow, V. S., Minister für Staatssicherheit von 1946 bis 1952; 1954 unter Chruschtschow verurteilt und erschossen.

Achmatowa (eig. Gorenko), Anna Andrejewna, 1888-1966, Lyrikerin, bedeutende Vertreterin des Akmeismus; unter Stalin Repressalien ausgesetzt; langjähriges Veröffentlichungsverbot; sowjetische (unvollständige) Werkausgaben seit 1956.

Agranow, Jakow Sawlowitsch, ?-1939, Tschekist, stellvertretender Leiter der NKWD unter Jagoda und Jeschow; maßgebliche Rolle bei der Vorbereitung der Moskauer Schauprozesse 1936-38; erschossen.

Aichenwald, Julij Issajewitsch, 1872-1928, Kritiker und Essayist, Schopenhauerübersetzer; 1922 aus Sowjetrußland ausgewiesen.

Aldan-Semjonow, Andrej Ignatjewitsch, geb. 1908, Schriftsteller; 1938-53 in fernöstlichen Zwangsarbeitslagern; veröffentlichte danach parteigenehme Lagerberichte.

Aldanow (eig. Landau), Mark Alexandrowitsch, 1886-1957, Schriftsteller, Verfasser historischer Romane; emigrierte 1919 nach Paris.

Allilujew, Sergej Jakowlewitsch, 1866-1945, prominenter Funktionär der russischen Sozialdemokratie; Vater von Nadeschda A.

Allilujewa, Nadeschda Sergejewna, 1901-1932, Tochter von Sergej A,, zweite Frau Stalins, Mutter seines Sohnes Wassilij und der Tochter Swetlana; beging Selbstmord.

Allilujewa, Swetlana Jossifowna, geb. 1926, Tochter Stalins; emigrierte 1963 in die USA, wo sie ihre Memoiren publizierte.

Amfiteatrow, Alexander Valentinowitsch, 1862-1938, Schriftsteller, Verfasser unterhaltender Belletristik; 1920 emigriert.

Anders, Wladyslaw, 1892-1970, polnischer General, 1941 Oberbefehlshaber der polnischen Armee in der UdSSR, die er 1943 über Persien nach Nordafrika führte; nach 1945 polnischer Exilpolitiker in London.

557/558

Andrejew, Leonid Nikolajewitsch, 1871-1919, Schriftsteller expressionistischer Färbung, in seinem früheren Schaffen dem Gorki-Kreis Snanije nahestehend; Starb im finnischen Exil.

Andrejuschkin, Pachomij Iwanowitsch, 1865-1887, Revolutionär, Mitglied der Organisation Narodnaja Wolja; an der Vorbereitung des Attentats auf Zar Alexander III. 1887 beteiligt; hingerichtet.

Anna ioannowna, 1693-1740, Kaiserin von 1730 bis 1740, deren Regierungszeit unter der Bezeichnung Bironowschtschina (nach dem Namen ihres deutschen Günstlings Ernst Johann von Biron, 1690-1772) in die Geschichte eingegangen ist; verstärkte Repressionen, Fremdenwirtschaft, allgemeine Bespitzelung, blühendes Denunziantentum.

Antonow-Saratowski, Wladimir Pawlowitsch, 1884-1965, Altbolschewik, Jurist; bekleidete in den zwanziger und dreißiger Jahren hohe Posten in der sowjetischen Justiz.

B+

Babuschkin, Iwan Wassiljewitsch, 1873-1906, Berufsrevolutionär, Bolschewik; während der Revolution von 1905-07 in Sibirien erschossen.

Bachtin, Michail Michailowitsch, geb. 1895, Literaturwissenschaftler, weltbekannter Dostojewski-Forscher; erzwungene Publikationspause von 1930 bis 1963.

bakunin, Michail Alexandrowitsch, 1814-1876, Revolutionär, geistiger Vater und Haupttheoretiker des Anarchismus; wegen führender Teilnahme am Dresdner Aufstand 1849 zum Tode verurteilt, an die zaristische Regierung ausgeliefert und nach Abfassung der «Beichte» und eines reumütigen Briefes an den Zaren nach Sibirien verbannt; seit 1861 in England, Mitglied der I. Internationale; 1872 wegen anarchistischer Umtriebe wieder ausgeschlossen.

Bandera, Stepan, 1909-1959, ukrainischer Nationalistenführer; schloß sich während des Studiums in Lwow der ukrainisch-antisowjetischen Untergrundorganisation UVO, später der nationalistischen Unabhängigkeitsbewegung OUN an; kam trotz seiner Bereitschaft, mit Hitler-Deutschland zusammenzuarbeiten, 1941 ins KZ Sachsenhausen; nach dem Krieg übernahm er die Führung der Auslands-OUN; wurde in München von dem sowjetischen Agenten Staschynski ermordet.

bednyj, Demjan (eig. Pridworow, Jefim Alexejewitsch), 1883-1945, sowjetischer Revolutions- und Propagandadichter volkstümelnder Art.

belinski, Wissarion Grigorjewitsch, 1811-1848, Literaturkritiker; Begründer einer sozialbewußten Literaturkritik in Rußland; geistiger Vater der klassischen realistischen Literatur Rußlands; stand unter dem Einfluß des französischen utopischen Sozialismus.

Benois, Alexander Nikolajewitsch, 1870-1960, russischer Maler und Bühnenbildner; emigrierte 1926 nach Paris.

Berdjajew, Nikolai Alexandrowitsch, 1874-1948, Kultur- und Religionsphilosoph; 1922 aus Sowjetrußland ausgewiesen, seit 1924 in Paris; Vertreter einer dem Existentialismus nahestehenden christlichen Geschichtsphilosophie.

558


Berija, Lawrentij Pawlowitsch, 1899-1953, georgischer Bolschewik; Partei- und Staatskarriere unter Stalin; von 1938 an Leiter der NKWD (MWD), die er nach den Säuberungen reorganisierte und zu seinem persönlichen Machtinstrument ausbaute; seit 1946 Politbüromitglied; 1953 gestürzt und erschossen.

Blok, Alexander Alexandrowitsch, 1880—1921, Lyriker, bedeutender Vertreter des Symbolismus.

Blücher, Wassilij Konstantinowitsch, 1889-1938, General; Bürgerkriegsheld; Befehlshaber der Streitkräfte im Fernen Osten; Marschall der Sowjetunion; 1938 erschossen.

Bljumkin, Jakow Grigorjewitsch, 1892(?) -1929, linker Sozialrevolutionär; Mörder des deutschen Gesandten Mirbach 1918; trat später in den Dienst der Tscheka; hingerichtet.

Boki, Gleb Iwanowitsch, 1879-1937, Tscheldst, hoher Funktionär der OGPU und NKWD.

Bondarin, Sergej Alexandrowitsch, geb. 1903, Schriftsteller; Literatur für und über Kinder.

Bontsch-brujewitsch, Wladimir Dmitrijewitsch, 1873-1955, Revolutionär; seit 1895 Sozialdemokrat, Bolschewik und Mitarbeiter verschiedener Parteizeitschriften; 1917-20 Geschäftsführer des Sownarkom; nach 1945 Direktor des Museums für Atheismus bei der Akademie der Wissenschaften.

bucharin, Nikolai Iwanowitsch, 1888-1938, prominenter Parteipolitiker; Wirtschaftstheoretiker ; Mitglied des Politbüros; ab 1926 Vorsitzender der Komintern; 1929 als «Rechtsabweichler» erstmals aus der Partei ausgeschlossen; vorübergehend rehabilitiert; im 3. Moskauer Schauprozeß 1938 zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Budjonnttj, Semjon Michailowitsch, 1883-1973, Marschall der Sowjetunion; zeichnete sich in den Revolutionskämpfen und im Krieg mit Polen 1920/21 aus; seit 1938 Mitglied des Präsidiums des Obersten Sowjet; im Zweiten Weltkrieg zeitweise Oberbefehlshaber der Südwestfront.

bulgakow, Michail Afanasjewitsch, 1891-1940, Schriftsteller, Satiriker; zu Lebzeiten wegen «revolutionsfeindlichen Tendenzen» wechselnden Publikationsverboten ausgesetzt; ein großer Teil seiner Werke in der UdSSR nicht veröffentlicht.

Bulgakow, Sergej Nikolajewitsch, 1871-1944, Theologe, ursprünglich marxistischer Nationalökonom; wurde 1918 Priester, 1922 aus Rußland ausgewiesen; 1935 vom Moskauer Metropoliten Sergij wegen «gnostischer Häresie» in Abwesenheit verurteilt.

Bulgakow, Valentin Fjodorowitsch, geb. 1886, Schriftsteller und Memoirenschreiber; junger Mitarbeiter und Sekretär von Lew Tolstoi; emigrierte 1923 nach Prag; kehrte 1949 in die UdSSR zurück.

Bunin, Iwan Alexejewitsch, 1870-1953, Schriftsteller, Nobelpreis 1933; von 1920 bis an sein Lebensende in Frankreich.

559


D+

Dal, Wladimir Iwanowitsch, 1801-1872, Schriftstellerund Lexikograph; Verfasser eines umfangreichen Wörterbuchs der russischen Sprache.

Dan (eig. Gurwitsch), Fjodor Iljitsch, 1871-1947, einer der Führer des Menschewismus, von Beruf Arzt; seit 1894 in der russischen Arbeiterbewegung; nach 1917 Mitglied des ersten ZIK-Präsidiums; wegen seiner menschewistischen Haltung beim VII. und VIII. Sowjetkongreß 1922 des Landes verwiesen; Mitbegründer der Sozialistischen Internationale.

Denikin, Anton Iwanowitsch, 1872-1947, General, 1918-20 Oberkommandierender der weißen Freiwilligenarmee Südrußlands; emigrierte.

Derschawin, Gawrila Romanowitsch, 1743-1816, Dichter des Klassizismus und Staatsmann unter Katharina II.

Diaghilew (Djagiljow), Sergej Pawlowitsch, 1872-1929, russischer Ballettimpresario; gründete 1909 in Paris und Monte Carlo die Ballets russes, die entscheidenden Einfluß auf das moderne Ballett ausübten.

Dimitroff, Georgi Michailowitsch, 1882-1949, bulgarischer Politiker und Kommunist ; 1933 Hauptangeklagter im Leipziger Reichstagsbrandprozeß, freigesprochen ; Vorsitzender der Komintern; 1946 Begründer der Volksrepublik Bulgarien.

Diakow, Boris Alexandrowitsch, geb. 1902, Schriftsteller; 1949 zu Arbeitslager verurteilt; schrieb Dokumentarprosa über seine Lagerzeit.

Dserschinski (Dzierzynski), Felix Edmundowitsch, 1877-1926, Berufsrevolutionär polnischer Herkunft, Bolschewik; erster Leiter der 1917 gegründeten Tscheka und Organisator des «Roten Terrors».

Duchonin, Nikolai Nikolajewitsch, 1876-1917; zur Zeit der Oktoberrevolution Oberbefehlshaber der russischen Armee; wurde wegen Nichtbefolgung der Befehle des Sownarkom von den Soldaten gelyncht.

E+  

Ehrenburg, Ilja Grigorjewitsch, 1891-1967, Romancier und Journalist, als Pressekorrespondent lange Zeit im Ausland; Memoiren über die Stalinzeit.

F+  

Figner, Vera Nikolajewna, 1852-1942, Revolutionärin; gehörte der Leitung der Organisation Narodnaja Wolja an; war an der Vorbereitung mehrerer Attentate beteiligt, u. a. auf Zar Alexander II. 1881; zwanzig Jahre in der Schlüsselburger Festung inhaftiert.

Fjodor iwanowitsch, 1557-1598, Zar von 1584 bis 1598, schwachsinniger Sohn Iwans IV.; starb kinderlos; die nachfolgende Wahl des Boris Godunow zum Zaren leitete die lange Zeit der Wirren mit zahllosen Bauernaufständen und den Feldzügen der «falschen Demetriusse» ein.

Frank, Semjon Ludwigowitsch, 1877-1950, Religionsphilosoph; Schüler Wladimir Solowjews; 1922 aus Sowjetrußland ausgewiesen.

560


G+

Gamarnik, Jan Borissowitsch, 1894-1937, hoher Militär- und Parteifunktionär; 1929 Leiter der politischen Abteilung der Roten Armee; 1930 stellvertretender Verteidigungsminister; beging Selbstmord.

Garin-Michailowski, Nikolai Georgijewitsch, 1852-1906, Schriftsteller der Narodniki-Bewegung; später dem Marxismus nahestehend.

Gautier, Jurij Wladimirowitsch, 1873-1943, Historiker, Archäologe, Mitglied der Akademie; 1915-41 Professor an der Universität Moskau, 1929 verhaftet, später rehabilitiert.

Ginsburg, Jewgenija Semjonowna, geb. 1911, Journalistin, Schriftstellerin; Samisdat-Autorin; Lagererinnerungen, nur im Westen im Druck erschienen.

Golikow, Filipp Iwanowitsch, geh 1900, Marschall der Sowjetunion; Befehlshaber im Zweiten Weltkrieg.

Gorki, Maxim (eig. Peschkow, Alexej Maximowitsch), 1868-1936, Schriftsteller; seit 1899 mit der marxistischen Bewegung verbunden; 1921-28 in der Emigration; Begründer des Sozialistischen Realismus; Initiator des Sowjetischen Schriftsteller-verbandes auf dem i. Schriftstellerkongreß 1934; Todesursache ungeklärt.

Goworow, Leonid Alexandrowitsch, 1897-1955, Marschall der Sowjetunion, Befehlshaber im Zweiten Weltkrieg.

Goz, Abram Rafailowitsch, 1888-1940, prominenter Vertreter der Partei der Sozialrevolutionäre; 1922 im Prozeß gegen die Sozialrevolutionäre verurteilt; amnestiert.

Gribojedow, Alexander Sergejewitsch, 1795-1829, Bühnendichter und Diplomat.

Grigorenko, Pjotr Grigorjewitsch, geb. 1907, General; Militärhistoriker, Samis-dat-Autor und Bürgerrechtskämpfer; seit 1961 dauernden Maßregelungen ausgesetzt; seit 1969 in Sonderirrenanstalten inhaftiert.

Grin (eig. Grinowski), Alexander Stepanowitsch, 1880-1932, Schriftsteller; Verfasser romantisch-phantastischer Abenteuerliteratur.

Grinewizki, Ignatij Joachimowitsch, 1856-1881, Revolutionär, Angehöriger der Organisation Narodnaja Wolja; warf am i. März 1881 die Bombe auf Zar Alexander II. und wurde dabei getötet.

Gromyko, Andrej Andrejewitsch, geb. 1909, Partei- und Staatspolitiker; 1946 ständiger Vertreter der Sowjetunion bei der UNO; seit 1957 Außenminister der UdSSR.

Gul, Roman Borissowitsch, geb. 1896, Schriftsteller und Publizist; Verfasser historischer Romane; Redakteur der in New York erscheinenden Emigrantenzeitschrift Nowyj Schurnal (New Review).

Gumiljow, Nikolai Stepanowitsch, 1886-1921, Lyriker; führender Vertreter des Akmeismus; erster Mann von Anna Achmatowa; wegen «konterrevolutionärer Betätigung» erschossen.

561


H+

Haas, Dr. Friedrich-Joseph (russifiziert: Gaas, Fjodor Petrowitsch), 1780-1853, Oberarzt der Moskauer Inquisitenspitäler; Forscher, Philanthrop und Verfechter einer Strafvollzugsreform.

Herzen, Alexander Iwanowitsch, 1812-1870, Schriftsteller, Publizist und Philosoph; als Emigrant in London 1857-67 Herausgeber der einflußreichen gesellschaftskritischen Zeitschrift Kolokol.

Hippius (Gippius), Sinaida Nikolajewna, 1869-1945, Schriftstellerin und Kritikerin; gehörte, wie ihr Gatte Mereschkowski, zur älteren Symbolistengeneration; emigrierte 1920.

Iljin, Iwan Alexandrowitsch, 1882-1954, Philosoph; Mystiker, Idealist, Neuhegelianer; 1922 aus Sowjetrußland ausgewiesen.

Ismailow, Nikolai Wassiljewitsch, geb. 1893, Literarhistoriker, bedeutender Textkritiker; Herausgeber der akademischen Puschkin-Werkausgabe.

Iwan kalita (Iwan I. Danilowitsch Kalita), ?-1340, Moskauer Fürst und Großfürst von Wladimir; legte die dynastischen, politischen und territorialen Grundlagen des Moskauer Großfürstentums.

Iwanow-Rasumnik (eig. Iwanow, Rasumnik Wassiljewitsch), 1878-1946, Literaturwissenschaftler und Soziologe; lebte nach 1941 in Deutschland.

J+

Jagoda, Genrich Grigorjewitsch, 1891-1938, von 1934 bis 1936 Leiter der NKWD; 1938 im 3. Moskauer Schauprozeß verurteilt und hingerichtet.

Jakubowitsch, Pjotr Filippowitsch, 1860-1911, Dichter, Baudelaire-Übersetzer; verbrachte als Mitglied der Narodnaja Wolja viele Jahre in der zaristischen Katorga; publizierte Erinnerungen an diese Zeit. - Nicht zu verwechseln mit dem im Prozeß gegen das «Menschewistische Unionsbüro» angeklagten M. P. Jakubowitsch.

jaroschenko, Nikolai Alexandrowitsch, 1846-1898, Maler; Mitbegründer der Gruppe der sogenannten Wanderausstellungskünstler (Peredwischniki).

jenukidse, Abel Safronowitsch, 1877-1937, Politiker; Sekretär des Zentralexekutivkomitees; 1935 aus der Partei ausgeschlossen; ohne Prozeß erschossen.

jermilow, Wladimir Wladimirowitsch, 1904-1965, sowjetischer Literaturwissenschaftler; Vorkämpfer und eifriger Verfechter der Theorie des Sozialistischen | Realismus.

Jeschow, Nikolai Iwanowitsch, 1894-1939 (?), Leiter der NKWD von 1936 bis 1938, zur Zeit des Höhepunktes der Säuberungen; 1938 gestürzt und von Berija abgelöst; vermutlich hingerichtet.

jessenin, Sergej Alexandrowitsch, 1895-1925, Lyriker; Vertreter des Imaginismus; beging Selbstmord; während der Stalinzeit totgeschwiegen.

Judenitsch, Nikolai Nikolajewitsch, 1862-1933, ehemals zaristischer, dann weißer General; wurde 1919 bei Petrograd von den Roten geschlagen; ging ins Exil.

562


K+

kaganowitsch, Lasar Moissejewitsch, geb. 1893, Partei- und Staatspolitiker; einer der engsten Mitarbeiter Stalins; seit 1930 Mitglied des Politbüros, 1957 aller Amter enthoben.

kalinin, Michail Iwanowitsch, 1875-1946, Partei- und Staatspolitiker; seit 1926 Mitglied des Politbüros; seit 1919 Vorsitzender des Zentralexekutivkomitees, bzw. seit 1938 des Präsidiums des Obersten Sowjet (Staatsoberhaupt der UdSSR).

kamenew (eig. Rosenfeld), Lew Borissowitsch, 1883-1936, prominenter Parteipolitiker; 1917 Mitglied des ZK, 1919 Mitglied des Politbüros; gehörte nach Lenins Tod der Führungstroika an; 1927 aus der Partei ausgeschlossen; 1936 im 1. Moskauer Schauprozeß zum Tode verurteilt und hingerichtet.

kaplan, Fanny, ? - 1918, Sozialrevolutionärin, verübte am 30. 8.1918 ein Attentat auf Lenin; hingerichtet.

karakosow, Dmitrij Wladimirowitsch, 1840-1866, Angehöriger einer revolutionären Geheimorganisation in Moskau; unternahm 1866 einen Attentatsversuch auf Zar Alexander II.; hingerichtet.

karsawin, Lew Platonowitsch, 1882-1952, russischer Philosoph, Mystiker, Mediävist; emigrierte 1922.

kasso, Lew Aristidowitsch, 1865-1914, von 1910 bis 1914 Erziehungsminister; Exponent extrem reaktionärer Bildungspolitik.

katanjan, Rüben Pawlowitsch, 1881-?, von 1933 bis 1937 stellvertretender Generalstaatsanwalt der UdSSR.

kerenski, Alexander Fjodorowitsch, 1881-1970, Politiker der Partei der Sozialrevolutionäre; Juli-Oktober 1917 Ministerpräsident der Provisorischen Regierung; floh nach der Oktoberrevolution nach Frankreich.

kiesewetter, Alexander Alexandrowitsch, 1866-1933, Historiker und Politiker, Schüler Kljutschewskis; führender Vertreter der Kadettenpartei; 1922 aus Sowjetrußland ausgewiesen.

kirow (eig. Kostrikow), Sergej Mironowitsch, 1886-1934, Parteipolitiker; 1926 bis 1934 Leningrader Parteisekretär; ab 1930 Mitglied des Politbüros; enger Mitarbeiter Stalins; seine Ermordung löste die «Große Säuberung» aus.

kischkin, Nikolai Michailowitsch, 1864-1930, führender Politiker der Kadettenpartei; Mitglied der Provisorischen Regierung; nach der Oktoberrevolution wegen «konterrevolutionärer Tätigkeit» vor Gericht; 1921 Mitbegründer des Hungerkomitees.

Kljujew, Nikolai Alexejewitsch, 1887-1937, Dichter; Vertreter der sogenannten «Bauerndichtung»; zu Beginn der dreißiger Jahre nach Narym (Sibirien) verbannt.

563


Kliutschewski, Wassilij Ossipowitsch, 1841-1911, bedeutender Historiker; Begründer der soziologischen Geschichtsbetrachtung in Rußland.

koltschak, Alexander Wassiljewitsch, 1873-1920, Admiral; bildete 1918 in Sibirien eine antibolschewistische Armee und Gegenregierung; militärisch geschlagen und erschossen.

Kolzow, Nikolai Konstantinowitsch, 1872-1940, Biologe; Begründer der experimentellen Biologie in Rußland; hingerichtet.

Kornilow, Lawr Georgijewitsch, 1870-1918, General, 1917 Oberkommandierender; unternahm im August 1917 einen Putschversuch gegen die Provisorische Regierung; fiel später im Kampf.

Korolenko, Wladimir Galaktionowitsch, 1853-1921, Schriftsteller, der Narodniki-Bewegung nahestehend; wegen seiner publizistischen Tätigkeit in der zaristischen Zeit wiederholt vor Gericht.

Kossarew, Alexander Wassiljewitsch, 1903-1939, sowjetischer Jugendführer; 1929-39 Generalsekretär des Kommunistischen Jugendverbandes (Komsomol); liquidiert.

kossarewa, Lena, Tochter von A. W. Kossarew.

kossior, Stanislaw Wikentjewitsch, 1889-1939, Parteipolitiker; seit 1930 Mitglied des Politbüros; 1928-39 1. Parteisekretär der Ukraine; erschossen.

krasnow (eig. Lewitin), Anatolij Emmanuilowitsch, geb. 1915, religiöser Publizist und Historiker; Samisdat-Autor, Bürgerrechts­kämpfer; mehrjährige Lagerhaft unter Stalin; seit 1960 wiederholt gemaßregelt und zu Haftstrafen verurteilt.

krasnow, Pjotr Nikolajewitsch, 1869-1947, General und Schriftsteller; im Bürgerkrieg Ataman der Weißen Donkosaken; 1919 nach Deutschland emigriert; im Zweiten Weltkrieg Kommandeur russischer Einheiten auf deutscher Seite; erschossen.

krassikow, Pjotr Ananjewitsch, 1870-1939, alter Bolschewik; Mitkämpfer Lenins, bekleidete nach der Oktoberrevolution hohe Posten in der sowjetischen Staatsanwaltschaft und Justiz.

krestinski, Nikolai Nikolajewitsch, 1883-1938, Parteipolitiker; nach der Oktoberrevolution Sekretär des ZK; Diplomat; 1937 aus der Partei ausgeschlossen; im 3. Moskauer Schauprozeß verurteilt und hingerichtet.

kruglow, Sergej Nikiforowitsch, geb. 1900, leitender Funktionär des Staatssicherheitsdienstes; 1938-45 stellvertretender Volkskommissar des Innern, 1946-53 Innenminister, 1953/54 auch Minister für Staatssicherheit.

krylenko, Nikolai Wassiljewitsch, 1885-1938 (?), Jurist; seit 1936 Volkskommissar für Justiz der RSFSR (1931) und der UdSSR (1936); Hauptankläger vor Wyschinski; erschossen.

564


kuibyschew, Valerian Wladimirowitsch, 1888-1935, Partei- und Staatspolitiker; seit 1926 Vorsitzender des Obersten Volkswirtschaftsrates, seit 1927 Mitglied des Politbüros, 1930 Vorsitzender des Gosplan; Todesursache ungeklärt.

kurski, Dmitrij Iwanowitsch, 1874-1932, Politiker; von 1918 bis 1928 Volkskommissar für Justiz.

kuskowa, Jekaterina Dmitrijewna, 1869-1958, prominentes Mitglied des linken Flügels der Kadettenpartei, später den Sozialrevolutionären nahestehend; Publizistin; emigriert.

kusnezow, Alexej Alexandrowitsch, 1905-1949 (?), Generalleutnant; einer der Organisatoren der Verteidigung Leningrads; Sekretär des ZK; im Zusammenhang mit der «Leningrader Affäre» verurteilt.

L+

Larin, J. (eig. Lurie, Michail Alexandrowitsch), 1882-1932, prominenter Menschewik, seit 1917 Bolschewik; Ökonom; Begründer des Gosplan.

Laritschew, Viktor, Vorsitzender der Brennstoffabteilung der Planungskommission der UdSSR; 1930 als einer der Führer der Industriepartei verurteilt.

Lazis, Martyn Iwanowitsch (eig. Sudrabs, Jan Friedrichowitsch), 1888-1937, von 1918 bis 1921 prominenter Tschekist; liquidiert.

Leljuschenko, Dmitrij Danilowitsch, geb. 1901, Armeegeneral im Zweiten Weltkrieg.

Lermontow, Michail Jurjewitsch, 1814-1841, Dichter; wegen rebellischer Verse unter Zar Nikolaus I. in die Kaukasus-Armee zwangsversetzt; wurde, wie Puschkin, in einem von einflußreichen Gegnern inszenierten Duell getötet.

lewitin siehe krasnow, Anatolij Emmanuilowitsch

lichatschow, Nikolai Petrowitsch, 1862-1936, Historiker, Schöpfer des Museums für Paläographie; verfaßte bedeutende Werke über die Ikonenmalerei; seit 1925 Mitglied der Akademie.

ljubawski, Matwej Kusmitsch, 1860-1936, Historiker, Schüler von Kljutschew-ski; Professor an der Universität Moskau; Mitglied der Akademie seit 1929; nachher verhaftet, später rehabilitiert.

lomonossow, Michail Wassiljewitsch, 1711-1765, Universalgelehrter und Dichter; Lebensweg vom Bauernsohn zum Akademiemitglied; in der russischen Geistesgeschichte Prototyp des aus dem Volk hervorgegangenen Genies.

lorch, Alexander Georgijewitsch, geb. 1889, Agrobiologe, Kartoffelzüchter.

Loris-Melikow, Michail Tarielowitsch, 1825-1888; Staatsmann; 1880/81 einflußreicher Innenminister; Initiator eines nicht verwirklichten Reformprojekts.

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Losowski (eig. Drisdo), Solomon Abramowitsch, 1878-1952, Revolutionär, Literat, Diplomat; hoher Funktionär der Roten Gewerkschaftsinternationale , 1939-46 stellvertretender Außenminister; liquidiert.

Losski, Nikolai Onufrijewitsch, 1870-1965, Philosoph; Anhänger des personalistischen Idealismus; 1922 aus Sowjetrußland ausgewiesen.

Lunatscharski, Anatolij Wassiljewitsch, 1875-1932, Revolutionär; marxistischer Kulturtheoretiker; 1917-29 Volkskommissar für Bildungswesen.

Lunin, Michail Sergejewitsch, 1787-1845, Oberstleutnant, Teilnehmer an den Feldzügen gegen Napoleon; seit 1817 Mitglied verschiedener Dekabristen-Gesellschaften; 1826 zu zwanzig Jahren Katorga verurteilt; verfaßte in der Verbannung philosophisch-politische Traktate; 1841 abermals verbannt, ging er in der Katorga von Akatui zugrunde.

lyssenko, Trofim Denissowitsch, geb. 1898, Agrobiologe und Genetiker; entwickelte eine Theorie der Vererbung umweltbedingter Eigenschaften; Günstling Stalins und 1948-64 «Diktator» der sowjetischen Biologie.

M+

Maiski, Iwan Michailowitsch, geb. 1884, Historiker und Diplomat; 1943-46 stellvertretender Außenminister; nahm an den Konferenzen in Jalta und Potsdam teil.

Majakowski, Wladimir Wladimirowitsch, 1893-1930, Dichter; einer der Hauptvertreter des russischen Futurismus; sozialistisch engagiert; Herausgeber der Zeitschrift LEF; Konflikt mit der offiziellen Kulturpolitik; Selbstmord.

makarenko, Anton Semjonowitsch, 1888-1939, sowjetischer Pädagoge und Schriftsteller; Leiter von Arbeitskolonien krimineller und verwahrloster Jugendlicher; entwickelte eine Pädagogik des Kollektivs.

malinowski, Roman Waziawowitsch, 1876-1918, Parteifunktionär; ZK-Mitglied; bolschewistischer Fraktionsführer in der Duma, gleichzeitig zaristischer Agent; stellte sich 1918 freiwillig dem Gericht; hingerichtet.

Mandelstam, Ossip Emiljewitsch, 1891-1938 (?), Lyriker, führender Vertreter des Akmeismus; zuerst verbannt, dann verhaftet, in einem fernöstlichen Lager umgekommen.

martow (eig. Zederbaum), Julij Ossipowitsch, 1873-1923, Mitbegründer der russischen Sozialdemokratie; Freund Lenins; seit dem II. Parteitag 1903 Führer der menschewistischen Fraktion; 1920 emigriert.

meck, Nikolai Karlowitsch von, 1863-1929, Eisenbahningenieur; nach der Oktoberrevolution im Volkskommissariat für Verkehrswesen; wegen «konterrevolutionärer Tätigkeit» erschossen.

Melgunow, Sergej Petrowitsch, 1879-1956, Historiker und liberaler Publizist; einer der Führer der Volkssozialistischen Partei; 1923 aus Sowjetrußland ausgewiesen.

Menschikow, Alexander Danilowitsch, 1673-1729, Feldherr und Staatsmann; Günstling von Peter I. und Katharina I.; unter Peter II. entmachtet und verbannt.

566


menschinski, Wjatscheslaw Rudolfowitsch, 1874-1934, 1926 Nachfolger Dserschinskis als Leiter der OGPU; im 3. Moskauer Schauprozeß wurde Jagoda des medizinischen Mordes an Menschinski bezichtigt.

mereschkowski, Dmitrij Sergejewitsch, 1865-1941, Schriftsteller, Philosoph und Literaturwissenschaftler; Mitbegründer des Symbolismus; mit Sinaida Hippius verheiratet; emigrierte 1919 nach Paris.

merezkow, KiriII Afanasjewitsch, geb. 1897, Marschall der Sowjetunion, Befehlshaber im Zweiten Weltkrieg.

michailow, Nikolai, Nachfolger Kossarews als Generalsekretär des Komsomol 1938-52; ab 1952 Sekretär des ZK, später Vorsitzender des Staatskomitees für Verlagswesen.

mikojan, Anastas Iwanowitsch, geb. 1895, Partei- und Staatspolitiker; in den dreißiger Jahren Leiter verschiedener Wirtschaftskommissariate; 1935-66 Mitglied des Politbüros; enger Mitarbeiter Stalins; außenpolitischer Berater Chruschtschows.

mikolajczyk, Stanislaw, 1901-1966, polnischer Politiker der Bauernpartei; 1943/44 Ministerpräsident der polnischen Exilregierung in London; 1945-47 Vorsitzender der Bauernpartei und Mitglied der Regierung der nationalen Einheit; in die USA emigriert.

miljukow, Pawel Nikolajewitsch, 1859-1943, Historiker und Politiker; Mitbegründer und Vorsitzender der Kadettenpartei; Außenminister der Provisorischen Regierung , 1920 emigriert.

mirowitsch, Wassilij Jakowlewitsch, 1740-1764, unter Katharina II. Organisator einer mißlungenen Palastrevolution zugunsten des Usurpators Iwan IV.

mjakotin, Benedikt Alexandrowitsch, 1867-1937, Historiker und Publizist; Mitbegründer der Volkssozialistischen Partei; emigrierte 1918.

molotow (eig. Skrjabin), Wjatscheslaw Michailowitsch, geb. 1890, Partei- und Staatspolitiker; Mitbegründer der Prawda; enger Mitarbeiter Stalins; seit 1926 Mitglied des Politbüros; Vorsitzender des Rates der Volkskommissare; 1939-49 und 1953-56 Außenminister; 1957 aller Ämter enthoben.

N+

nabokov, Vladimir, geb. 1899, russisch-amerikanischer Schriftsteller; Sohn eines Rechtswissenschaftlers und Kadetten-Politikers; 1919 emigriert.

Narokow (eig. Martschenko), Nikolai Wladimirowitsch, geb. 1887, Schriftsteller, Emigrant.

Natanson, Mark Andrejewitsch, 1850-1919, führender Linker Sozialrevolutionär; Teilnehmer an den internationalen Antikriegskonferenzen der radikalen Sozialisten in Zimmerwald und Kiental; zur Zusammenarbeit mit Lenin bereit.

567


Nekrassow, Nikolai Alexejewitsch, 1821-1877, russischer Dichter, Vertreter sozial engagierter Poesie; war fast zwanzig Jahre lang Herausgeber und Redakteur des bekannten revolutionär-demokratischen Organs Sowremennik.

Nowikow, Nikolai Iwanowitsch, 1744-1818, Schriftsteller und Verleger, Gesellschaftskritiker und Aufklärer; unter Katharina II. zu Festungshaft verurteilt; nach ihrem Tod begnadigt.

noworusski, Michail Wassiljewitsch, 1861-1925, Revolutionär, Mitglied der Organisation Narodnaja Wolja; 1887 Teilnahme am Attentat auf Zar Alexander III.; zum Tode verurteilt; die Todesstrafe wurde in Haft auf der Festung Schlüsselburg umgewandelt.

 

O+

obolenski, Jewgenij Petrowitsch Fürst, 1796-1865, Dekabrist; verwundete während des Aufstands vom 14. 12. 1825 den General Miloradowitsch; wurde nach Sibirien verbannt.

olminski (eig. Alexandrow), Michail Stepanowitsch, 1863-1933, einer der ältesten Funktionäre der revolutionären Bewegung in Rußland; Mitglied der russischen Sozialdemokratie seit 1898; Berufsrevolutionär und Journalist.

ordschonikidse, Grigorij Konstantinowitsch, 1886-1937. Berufsrevolutionär; seit 1930 Mitglied des Politbüros; Volkskommissar für Schwerindustrie; vermutlich zum Selbstmord gezwungen.

ossorgin (eig. Iljin), Michail Andrejewitsch, 1878-1942, Schriftsteller; stand der revolutionären Bewegung nahe; nach der Oktoberrevolution Vorsitzender des Moskauer Schriftstellerverbandes; seit 1922 in der Emigration.

 

P+

paltschinski, Pjotr Akimowitsch, 1875-1929, Bergbauingenieur, Wirtschaftswissenschaftler; im Gefängnis erschossen.

pasternak, Boris Leonidowitsch, 1890-1960, Lyriker und Erzähler, anfangs unter futuristischem Einfluß; 1958 Nobelpreis, den er unter Druck ablehnte.

pawlowa, Anna Pawlowna, 1882-1931, berühmte Tänzerin, seit 1909 im Diaghilew-Ballett.

peschkowa-winawer, Jekaterina Pawlowna, 1876-1965, erste Frau Gorkis; Gründerin und Leiterin des «Politischen Roten Kreuzes», der 1939 aufgelösten Hilfsorganisation für politische Häftlinge.

pestel, Pawel Iwanowitsch, 1793-1826, radikaler Dekabristenführer; Gründer und Leiter des «Südbundes der Dekabristen»; Verfasser eines Programms radikaler sozialökonomischer und politischer Reformen; hingerichtet.

peters, Jakow Christoforowitsch, 1886-1942, lettischer Revolutionär; nach der Oktoberrevolution hoher Tscheka-Funktionär; Inhaber verschiedener Parteiämter; liquidiert.

Pilnjak (eig. Wogau), Boris Andrejewitsch, 1894-1937 (?), Schriftsteller; wegen nicht linienteuer Darstellung des Revolutions­geschehens schon zu Lebzeiten verfemt; 1937 verhaftet, erschossen oder im Lager umgekommen; seitdem in der UdSSR nicht verlegt.

568


Pjatakow, Georgij Leonidowitsch, 1890-1937, prominenter Bolschewik; hohe Funktionen in Staat und Wirtschaft; 1927 erster Parteiausschluß; im 2. Moskauer Schauprozeß verurteilt und erschossen.

Platonow, Sergej Fjodorowitsch, 1860-1933, Historiker; seit 1899 Professor an der Universität St. Petersburg; 1920 Mitglied der Akademie; 1930 wegen «sowjetfeindlicher Propaganda» verbannt.

plechanow, Georgij Valentinowitsch, 1856-1918, einer der Gründer, führender Theoretiker und Propagandist der russischen Sozialdemokratie; als Marxist Gegner des Agrarsozialismus der Narodniki und des reformerischen Ökonomismus; gründete mit Martow und Lenin die Zeitschrift Iskra; wurde später Menschewik.

pletnjow, Dmitrij Dmitrijewitsch, 1872-?, Arzt, Professor; im 3. Moskauer Schauprozeß medizinischer Morde angeklagt und zu fünfundzwanzig Jahren Gefängnis verurteilt.

pobedonoszew, Konstantin Petrowitsch, 1827-1907, Jurist und Staatsmann; 1880-1905 Oberprokuror des Heiligen Synod; Verfechter einer reaktionären, autokratischen großrussisch-nationalistischen Staatsideologie; starker Einfluß auf Alexander III. und anfangs auf Nikolaus II.

postyschew, Pawel Petrowitsch, 1888-1940 (?), Parteipolitiker, enger Mitarbeiter Stalins; 1926-37 2. Parteisekretär der Ukraine; 1934 Kandidat des Politbüros; 1938 gestürzt und erschossen.

prokopowitsch, Sergej Nikolajewitsch, 1871-1955, Wirtschaftstheoretiker und Politiker der Kadettenpartei; Gatte von J. D. Kuskowa, Mitglied der Provisorischen Regierung; 1921 Mitglied des Hungerkomitees, 1922 ausgewiesen.

pugatschow, Jemeljan Iwanowitsch, 1730/40-1775, Führer eines Kosaken- und Bauernaufstands im Ural- und Wolgagebiet; gab sich als Kaiser Peter III. aus; besiegt und hingerichtet.

 

R+

Radek (eig. Sobelsohn), Karl Bernhardowitsch, 1885 (?) - 1939 (?), kommunistischer Politiker in Rußland und Deutschland; hoher Kominternfunktionär, Journalist; 1927 erster Parteiausschluß; im 2. Moskauer Schauprozeß zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.

Radischtschew, Alexander Nikolajewitsch, 1749-1802, Schriftsteller, radikaler Gesellschaftskritiker und Vertreter der revolutionären Aufklärung in Rußland; unter Katharina II. nach Sibirien verbannt, später begnadigt.

Rakowskaja, Jelena, Tochter von Ch. G. Rakowski.

Rakowski, Christian Georgijewitsch, 1873-1941, prominenter Sozialdemokrat in verschiedenen Ländern; seit 1917 Bolschewik; hohe Funktionen im Partei- und Staatsapparat; 1927 erster Parteiausschluß; im 3. Moskauer Schauprozeß zu zwanzig Jahren Gefängnis verurteilt.

569


Ramsin, Leonid Konstantinowitsch, 1887-1948, Wärmetechniker, Professor; Direktor des Instituts für Wärmetechnik, Mitglied des Obersten Volkswirtschaftsrates; 1930 als Führer der Industriepartei verurteilt, später freigelassen und rehabilitiert; 1943 Stalinpreis.

Ransome, Arthur, 1884—1967, britischer Journalist und Schriftsteller; während des Ersten Weltkriegs und zu Anfang der zwanziger Jahre Korrespondent des Manchester Guardian in Rußland; verfaßte Bücher über die Oktoberrevolution.

Rasin, Stepan Timofejewitsch, i63o(?)-i67i, Führer eines Kosaken- und Bauernaufstands im mittleren und unteren Wolgagebiet; besiegt und hingerichtet; legendäre Gestalt der russischen Volksdichtung.

Raskolnikow (eig. IIym), Fjodor Fjodorowitsch, 1892-1939, sowjetischer Diplomat und Journalist; 1939 mysteriöser Tod in Paris.

Rasputin, Grigorij Jefimowitsch, 1872-1916, Abenteurer, Wanderprediger; seit 1907 am Zarenhof; gewann als angeblicher Heiler des Thronfolgers großen Einfluß auf die Zarenfamilie; von Angehörigen der Hofgesellschaft ermordet.

Reilly, Sidney George, ?-1925. Hauptmann im britischen Geheimdienst; 1918 in die Organisierung von Terrorakten gegen sowjetische Funktionäre verwickelt; starb beim Versuch, die sowjetisch-finnische Grenze zu überschreiten.

Rjabuschinski, russische Industriellen- und Bankiersfamilie seit Mitte des 19. Jahrhunderts; am bekanntesten: Pawel Pawlowitsch R., 1871—1924, aktiver Gegner des Bolschewismus und der Oktoberrevolution.

Rjumin, M. D., stellvertretender Minister für Staatssicherheit in der späten Stalinära; 1953 unter Chruschtschow verurteilt und erschossen.

Rokossowski, Konstantin Konstantinowitsch, 1896-1968, Marschall der Sowjetunion; 1937-41 in Haft; im Zweiten Weltkrieg Armeeführer; 1949-56 Oberbefehlshaber der polnischen Streitkräfte und polnischer Verteidigungsminister; Repräsentant der sowjetischen Politik in Polen.

Romanow, Panteiejmon Sergejewitsch, 1885-1938, Schriftsteller; Satiriker der NEP-Periode.

Rurik, Mitte des 9. Jahrhunderts, angeblich warägisch-normannischer Heerführer ; herrschte, russischen Chroniken zufolge, nach 860 in Nowgorod; die Fürstenfamilie des Kiewer Reiches und später die Moskauer Großfürsten und Zaren bis Fjodor Iwanowitsch betrachteten die weithin legendäre Gestalt als ihren Ahnherrn.

Rudsutak, Jan Ernestowitsch, 1887-1938, hoher Partei- und Wirtschaftsfunktionär; 1934 Kandidat des Politbüros; erschossen.

Rykow, Alexej Iwanowitsch, 1881-1938, prominenter Partei- und Staatsfunktionär; 1924-29 Mitglied des Politbüros und Vorsitzender des Rates der Volkskommissare; 1930 erster Parteiausschluß wegen Rechtsabweichung; 1938 im 3. Moskauer Schauprozeß verurteilt und erschossen.

Rylejew, Kondratij Fjodorowitsch, 1795-1826, Dichter, radikaler Dekabristenführer; hingerichtet.

Ryssakow, Nikolai Iwanowitsch, 1861-1881, Terrorist (Mitglied der Narodnaja Wolja); 1881 am Attentat auf Zar Alexander II. beteiligt; hingerichtet.

570


S+ 

Sabbas (Sawwa), 1327-1406, Heiliger der russisch-orthodoxen Kirche; Schüler des Sergij von Radonesch; Gründer des Klosters Swenigorod.

saltytschicha (Saltykowa), Darja Nikolajewna, 1730-1801 (?), adelige Grundherrin im Moskauer Gouvernement; bekannt wegen ihrer unmenschlichen Behandlung der Leibeigenen; gerichtlich verurteilt, starb im Gefängnis.

Salygin, Sergej Pawlowitsch, geb. 1913, Schriftsteller; behandelt u. a. die Problematik der Kollektivierung in Sibirien.

samjatin, Jewgenij Iwanowitsch, 1884-1937, Schriftsteller der expressionistischen Richtung; übte mit seinem Roman Wir, einer Zukunftsvision des totalitären Staates, Einfluß auf Orwell und Huxley aus; emigrierte 1932 nach Paris.

Samsonow, Alexander Wassiljewitsch, 1859-1914, General, Befehlshaber der russischen Armeen in der Schlacht von Tannenberg; beging Selbstmord.

Sassulitsch, Vera Iwanowna, 1849-1919, Revolutionärin; schoß 1878 auf den Petersburger Stadthauptmann Trepow; wurde von einem Geschworenengericht freigesprochen; später führende Menschewikin.

sawalischin, Dmitrij Irinarchowitsch, 1804-1892, Leutnant zur See, Dekabrist; zu zwanzig Jahren Katorga verurteilt; nach seiner Rückkehr aus Sibirien Journalist; Verfasser von Aufzeichnungen über das Leben der Dekabristen in der Verbannung.

sawinkow, Boris Viktorowitsch, 1879-1925, einer der Führer der Partei der Sozialrevolutionäre; aktiver Gegner der Oktober­revolution; starb im Gefängnis.

schalamow, Warlam Tichonowitsch, geb. 1907, Schriftsteller, Samisdat-Autor; siebzehn Jahre im Lager an der Kolyma; distanzierte sich 1972 unter Druck der Behörden öffentlich von seinen im Westen erschienenen Lagererzählungen.

Schaliapin, Fjodor Iwanowitsch, 1873-1938, weltbekannter Sänger; von 1899 bis 1918 Mitglied der Moskauer Oper; emigrierte.

Schdanow, Andrej Alexandrowitsch, 1896-1948, Parteiideologe; seit 1934 Sekretär der Leningrader Parteiorganisation; Mitglied des Politbüros; verantwortlich für die stalinistische Kulturpolitik («Schdanow-Ära») nach dem Zweiten Weltkrieg.

Schebrak, Anton Romanowitsch, 1901-1965, sowjetischer Genetiker und Züchter.

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Schejnin, Lew Romanowitsch, geb. 1906, Schriftsteller, Verfasser von Detektiv- und Spionagegeschichten; 1923-50 Mitarbeiter der Untersuchungsbehörden der Staatsanwaltschaft.

Scheljabow, Andrej Iwanowitsch, 1851-1881, Revolutionär, einer der Führer der Organisation Narodnaja Wolja, wegen Beteiligung am Attentat auf Zar Alexander II. 1881 hingerichtet.

scheschkowski, Stepan Iwanowitsch, 1727-1793, höchster Untersuchungsbeamter für besonders geheime Staatsaffären unter Katharina II.; wegen der Härte seiner Verhörmethoden gefürchtet.

schmidt, Pjotr Petrowitsch, 1867-1906, Leutnant der Schwarzmeerflotte; wegen Beteiligung am Sewastopoler Aufstand des Jahres 1905 hingerichtet; Hauptgestalt von Pasternaks gleichnamigem Poem.

scholochow, Michail Alexandrowitsch, geb. 1905, sowjetischer Schriftsteller, Nobelpreis 1965; wird in der offiziellen sowjetischen Literaturkritik als der Klassiker des Sozialistischen Realismus gefeiert.

schtscherbakow, Alexander Sergejewitsch, 1901-1945, prominenter Parteifunktionär ; 193 8-45 Sekretär des ZK der KPdSU; gleichzeitig auch Chef der Politischen Hauptverwaltung der Roten Armee und des Sowinform-Büros.

schukow, Georgij Konstantinowitsch, geb. 1896, Marschall der Sowjetunion, gefeierter Befehlshaber des Zweiten Weltkriegs; Eroberer Berlins; 1955-57 Verteidigungsminister der UdSSR.

schulgin, Wassilij Vitaljewitsch, 1878-?, Schriftsteller und Journalist, auch Zeitungsherausgeber ; nach der Oktoberrevolution in der Emigration.

schwernik, Nikolai Michailowitsch, 1888-1970, Arbeiterfunktionär, prominenter Partei- und Staatspolitiker; 1930-44 und 1953-56 Vorsitzender des sowjetischen Gewerkschaftsverbandes; 1946-53 Staatsoberhaupt der UdSSR.

serebrjakowa, Galina Jossifowna, geb. 1905, Schriftstellerin; lange Lagerhaft unter Stalin; Verfasserin parteigenehmer Lagererinnerungen.

sergij von Radonesch, 1321-1391, Heiliger und Klostergründer (u. a. des Klosters in Sagorsk); führte den Typ des Gemeinschafts­klosters in Rußland ein; Beginn der großen Klosterkolonisation.

serow, Iwan Alexandrowitsch, geb. 1905, General; seit 1939 auf leitenden Posten im Staatssicherheitsdienst; 1954-58 Vorsitzender des KGB.

sikorski, Wladysiaw, 1881-1943, polnischer General und Politiker; nach 1939 Ministerpräsident der polnischen Exilregierung; verhandelte erfolglos mit der Sowjetregierung; kam bei einem Flugzeugunglück ums Leben.

siNowJEW (eig. Apfelbaum), Grigorij Jewsejewitsch, 1883-1936, prominenter Parteipolitiker; seit 1907 Mitglied des ZK, seit 1921 des Politbüros; seit 1919 Vorsitzender der Komintern; gehörte nach Lenins Tod der Führungstroika an; 1927 wegen Linksabweichung aus der Partei ausgeschlossen; 1936 im 1. Moskauer Schauprozeß verurteilt und hingerichtet.

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skobzowa, Jelisaweta Jurjewna (genannt «Mutter Maria»), 1891-1945, Dichterin; gehörte zur Gruppe der Akmeisten, emigrierte nach Frankreich; wurde Nonne; von den Nationalsozialisten im KZ Ravensbrück umgebracht.

Skrypnik, Nikolai Alexejewitsch, 1872-1933, Revolutionär, Partei- und Staatsfunktionär der Ukraine; Volkskommissar für Unterricht und Vorsitzender des Sownarkom der Ukraine; beging Selbstmord.

Skuratow, Maljuta (eig. Beiski, Grigorij Lukjanowitsch), ?-i573, Häuptling der berüchtigten Opritschnina, der «Ordnungsmacht» Iwans des Schrecklichen; in der Volksdichtung Verkörperung der Schreckensherrschaft Iwans IV.

Smirnow, Iwan Nikitowitsch, 1880-1936, prominenter Parteifunktionär; nach der Oktoberrevolution Mitglied des Revolutionären Kriegsrates; 1927 erster Parteiausschluß wegen Trotzkismus; im l. Moskauer Schauprozeß 1936 wegen Trotz-kismus verurteilt und erschossen.

sokolnikow, Grigorij Jakowlewitsch, 1888-1939, prominenter Bolschewik; Inhaber verschiedener Partei- und Staatsämter; im 2. Moskauer Schauprozeß 1937 zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.

Solowjew, Wladimir Sergejewitsch, 1853-1900, Religionsphilosoph und Dichter; strebte eine Synthese von östlicher Glaubens­überlieferung mit westlicher Wissenschaft und römischem Katholizismus an; beeinflußte die gesamte nichtmarxistische russische Philosophie des 20. Jahrhunderts.

Stanislawski (eig. Alexejew), Konstantin Sergejewitsch, 1863-1938, Schauspieler, Regisseur und Theatertheoretiker; gründete 1898 das Moskauer Künstlertheater, das weltberühmt wurde durch seine exemplarischen Inszenierungen; entwickelte die sogenannte Stanislawski-Methode des Schauspielunterrichts, die in der UdSSR als Kanon gilt.

Stepun, Fjodor Awgustowitsch, 1884-1965, russischer Philosoph, Schriftsteller, Historiker und Soziologe; 1922 aus Sowjetrußland ausgewiesen, lebte in Deutschland ; Lehrverbot während der Nazizeit.

Stolypin, Pjotr Arkadjewitsch, 1862-1911, Politiker; von 1906 an Innenminister und Vorsitzender des Ministerrates; Urheber einer nach ihm benannten Agrarreform, in der die Umsiedlung armer bäuerlicher Bevölkerung nach Sibirien eine große Rolle spielte; beim Attentat eines Sozialrevolutionärs tödlich verletzt.

Suchanow (eig. Himmer), Nikolai Nikolajewitsch, 1882-1940, Agrarwirtschaftler und Publizist, Menschewik; 1931 als Führer einer menschewistischen Untergrundorganisation verurteilt; freigelassen, 1939 ein zweites Mal verurteilt.

Surikow, Wassilij Iwanowitsch, 1848-1916, Maler; Schöpfer historischer Monumentalgemälde.

Suworow, Alexander Wassiljewitsch, 1729-1800, Feldherr und Militärstratege; liquidierte den polnischen Aufstand 1794; Italien- und Alpenfeldzug während der Kriege gegen das revolutionäre Frankreich.

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Swerdlow, Jakow Michailowitsch, 1885-1919, prominenter Bolschewik; nach der Oktoberrevolution als Vorsitzender des Zentralexekutivkomitees erstes Staatsoberhaupt Sowjetrußlands.

Swetschin, Alexander Andrejewitsch, 1878-1935, Militärhistoriker und -theoretiker; Professor an der Frunse-Militärakademie und der Generalstabsakademie; erschossen.

T.

takle, Jewgenij Viktorowitsch, 1875-1955, Historiker; noch vor der Oktoberrevolution Universitätsprofessor; seit 1927 Mitglied der Akademie; 1929/30 verhaftet, später rehabilitiert; zweifacher Stalinpreisträger.

tichon (Bellawin, Wassilij), 1865-1925, Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche; bekleidete verschiedene Episkopate in Rußland und Amerika; dann Metropolit von Moskau, im November 1917 auf der Synode zum Patriarchen gewählt.

timofejew-ressowski, Nikolai Wladimirowitsch, geb. 1900, Genetiker; arbeitete 1924-45 am Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung in Berlin; 1946 nach Sibirien verbannt, unter Chruschtschow rehabilitiert; Gegner der Theorien Lyssenkos, Mitbegründer der sogenannten Treffertheorie.

tolstoja, Alexandra Lwowna, geb. 1884, jüngste Tochter Lew Tolstois, Verfasserin von Memoiren über ihren Vater; Gründerin des Tolstoi-Fonds für die Flüchtlingshilfe; lebt in den USA.

Tomski, Michail P., ?-1936, Vorsitzender der sowjetischen Gewerkschaften bis 1929; prominenter «Rechtsoppositioneller»; beging 1936 nach Einleitung eines Untersuchungsverfahrens Selbstmord.

Trotzki (eig. Bronstein), Lew Davidowitsch, 1879-1940, prominenter revolutionärer Politiker, schloß sich 1917 Lenin an; führende Rolle in der Oktoberrevolution; leitete als erster Volkskommissar für Äußeres die Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk; 1918 Kriegskommissar und Organisator der Roten Armee; nach Lenins Tod in Opposition gegen Stalin; 1927 Parteiausschluß; 1929 aus der Sowjetunion ausgewiesen; 1940 in Mexiko von einem Geheimagenten der NKWD ermordet.

Trubezkoi, Sergej Petrowitsch, Fürst, 1790-1860, Oberst, Teilnehmer an den Feldzügen gegen Napoleon; Vertreter des gemäßigten Flügels der Dekabristen; blieb, obwohl zum künftigen «Diktator» bestimmt, dem Aufstand im letzten Augenblick fern; Todesstrafe in lebenslange Katorga umgewandelt; 1856 amnestiert.

Tschubar, Wlas Jakowlewitsch, 1891-1939 (1941?), hoher Partei- und Regierungsfunktionär; 1923 Vorsitzender des Sownarkom der Ukraine; 1934 stellvertretender Vorsitzender des Sownarkom der UdSSR; 1935 Politbüromitglied; erschossen.

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Tschukowskaja, Lydia Kornejewna, geb. 1907, Literaturkritikerin, Schriftstellerin; Samisdat-Autorin.

Tuchatschewski, Michail Nikolajewitsch, 1893-1937, Marschall der Sowjetunion; Bürgerkriegsheld; 1925 Generalstabschef der Roten Armee; 1931 stellvertretender Kriegskommissar; hingerichtet.

Tur (Brüder Tur: Pseudonym von D. Tubelski, 1905-1961, und P. L. Ryschej, geb. 1908), sowjetische Schriftsteller; Verfasser von Spionageromanen.

Twardowski, Alexander Trifonowitsch, 1910-1971, Lyriker, Essayist; 1949—54 und 1958-70 Chefredakteur der führenden sowjetischen Literaturzeitschrift Nowyj Mir; erster Förderer und Freund Solschenizyns.

Tynjanow, Jurij Nikolajewitsch, 1895-1943, Schriftsteller und Literaturwissenschaftler; in den zwanziger Jahren prominenter Vertreter der formalistischen Schule.

 

U+

Uljanow, Alexander Iljitsch, 1866-1887, ältester Bruder Lenins, Revolutionär; Mitglied der Organisation Narodnaja Wolja; nahm an der Vorbereitung des Attentats auf Zar Alexander III. 1887 teil; hingerichtet.

Uljanowa (verehel. Jelisarowa), Anna Iljinitschna, 1864-1935, Schwester Lenins; Parteifunktionärin, Redakteurin.

Ulrich W.W., Militärjurist; Vorsitzender des Militärkollegiums des Obersten Gerichtshofes des UdSSR; führte den Vorsitz in zahlreichen politischen Prozessen der zwanziger Jahre und in den Moskauer Schauprozessen.

Ukizki, Moissej Solomonowitsch, 1873-1918, 1918 Chef der Petrograder Tscheka; seine Ermordung durch Sozialrevolutionäre lieferte neben dem Attentat auf Lenin den Anlaß für den ersten roten Massenterror.

imossow, Leonid Ossipowitsch, geb. 1895, bekannter Schlagersänger und Filmschauspieler der dreißiger und vierziger Jahre.

 

W+

Walentinow, N. (eig. Wolski, Nikolai Wladislawowitsch), geb. 1879, Philosoph und Journalist; zunächst Bolschewik, dann Menschewik; forderte, von den Positionen des österreichischen Philosophen Ernst Mach ausgehend, eine Revision des Marxismus; seit 1930 Emigrant in den USA.

Wassiljew-juschin, Michail Iwanowitsch, 1876-1937, Revolutionär, Bolschewik, Publizist; bekleidete nach der Oktoberrevolution hohe Posten in NKWD, Staatsanwaltschaft und Justiz.

Wawilow, Nikolai Iwanowitsch, 1887-1943, bedeutender Genetiker und Pflanzenzüchter, Akademiemitglied; 1940 auf Betreiben Lyssenkos verhaftet, im Gefängnis gestorben.

Wladimirow (eig. Scheinfinkel), Miron Konstantinowitsch, 1879-1925, Revolutionär und Parteifunktionär; in verschiedenen Volkskommissariaten; stellvertretender Vorsitzender des Obersten Volkswirtschaftsrates.

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Wlassow, Andrej Andrejewitsch, 1901-1946, General, sowjetischer Befehlshaber im Zweiten Weltkrieg; baute nach seiner Gefangennahme 1942 eine russische Freiwilligenarmee auf Seiten der Deutschen auf; nach Kriegsende an die Sowjetunion ausgeliefert und gehenkt.

woikow, Pjotr Lasarewitsch, 1888-1927, seit 1924 sowjetischer Botschafter in Warschau; Opfer eines politischen Attentats.

Woloschin, Maximilian Alexandrowitsch, 1877-1932, Dichter und Aquarellist.

Woroschilow, Klimentij Jefremowitsch, 1881-1969, Marschall der Sowjetunion und Politiker; Bürgerkriegskommandeur, dann enger Mitarbeiter Stalins; seit 1926 Mitglied des Politbüros; 1953-60 Vorsitzender des Präsidiums des Obersten Sowjet; nach dem XX. Parteitag kritisiert.

Wrangel, Pjotr Nikolajewitsch Baron, 1878-1928, zaristischer General; während des Bürgerkriegs nach Denikin Oberbefehlshaber der «Streitkräfte Südrußlands»; 1920 auf der Krim geschlagen, starb im Exil.

wyschinski, Andrej Januarjewitsch, 1883-1954, Jurist; seit 1935 Generalstaatsanwalt der UdSSR; Hauptankläger bei den Moskauer Schauprozessen, Theoretiker der Stalinjustiz; 1949-53 Außenminister.

 

Z+

Zwetajewa, Marina Iwanowna, 1892-1941, Lyrikerin, 1922 emigriert, 1939 Rückkehr in die Sowjetunion, 1941 Selbstmord; einzelne Werkausgaben in der UdSSR wieder seit 1961.

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