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5. Heilpädagogik und Medizin der Anthroposophen     

 

    Im Patienten ist die Urzeit noch lebendig

 

 

 

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Bis in sein 55. Lebensjahr führte Kurt Eisenmeier in Hessen hochbezahlt die Geschäfte einer Verpackungs­fabrik mit 400 Mitarbeitern. Dann, 1980, zog er mit Frau und Kind freien Willens in die nahe «Dorfgemeinschaft Sassen», um dort für immer mit geistig Behinderten zusammenzuleben. Sein monatliches Netto-Einkommen beträgt jetzt noch 2800 Mark.

War das ein Opfer? Eisenmeier sagt nein. Ein Manager zu sein und Säcke für die ihm verhaßte Agrarchemie zu produzieren sei viel belastender als in einem Einfamilienhaus mit unheilbaren Opfern von Gehirnhaut­entzündung, mit Debilen, Mongoloiden, Autisten und Epileptikern das Leben zu teilen.

Die Eisenmeiers sind Anthroposophen. In den elf Hinfälligen, Stammelnden, Geistesabwesenden und Zurück­gebliebenen an ihrem Familientisch einen letztlich unversehrbaren Geist für vorhanden, für teils sogar erreichbar zu erachten, entspricht ihrem Bild vom Menschen. Und, seltsam: Im Verhalten der Behinderten wirkt sich dies aus. Ruhig, sanft, von zutraulicher Eifrigkeit sind sie zumeist, tragen zur Behaglichkeit ihrer Zweibett-Zimmer mehr bei, als es in Landschulheimen die Schüler tun. Auf die in Pflegeanstalten üblichen chemisch beruhigenden Medikamente kann in Sassen weitgehend verzichtet werden.

Das hier in voller Dosis angewendete Mittel heißt: Zusammenleben. In den Häusern der Dorfgemeinschaft leben 170 Behinderte mit 50 im Sinne unserer Gesellschaft Gesunden, denen noch einmal 30 therapeutische und handwerkli-


 

 

 

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