Vorwort
Von H. G. Wells, 1945
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Dieses Bändchen schließt endgültig die Reihe von Aufsätzen, Entwürfen und Broschüren ab, mit welchen der Verfasser experimentiert, zur Diskussion aufgefordert und Material zusammengetragen hat, das für das fundamentale Wesen von Leben und Zeit von Belang ist.
Soweit es sich um Grundlegendes handelt, hat er nichts mehr zu sagen und wird auch nie mehr etwas zu sagen haben.
Der größte Teil dieses Forschungsmaterials kann nun im Ausguß des Laboratoriums versenkt werden. Es ist entweder überholt oder aufgegeben. Es wird aus dem Druck verschwinden und nie wieder von sich hören machen. Insbesondere gilt dies für eine Fülle von Material, welches unter dem Titel '42 to '44 publiziert worden ist.
Es wurde im Verlauf von fünf bis sechs Jahren gesammelt und schließlich übereilt in Druck gegeben; es erschien zu einem unerschwinglichen Preis, weil der Verfasser, obgleich er gewisse Dinge aufgezeichnet sehen wollte, sich sehr wohl bewußt war, wie unfertig seine Aufzeichnungen noch waren. Nun kann es der Vergessenheit anheim fallen.
Die Quintessenz ist hier in diesem kleinen Bändchen enthalten, und der Autor darf innerhalb der kurzen Zeitspanne, die er vielleicht noch vor sich hat, einen Teil der Dokumentation, die in den früheren Publikationen eine Rolle spielte, und die in den meisten Fällen ebenso unangreifbar war, wie sie für unser Hauptthema irrelevant ist, als Quellenmaterial für kritische Schriften verwerten. Sie ist im Tatsächlichen durchaus gediegen, und viel davon wird für eine Studie, Decline and Fall of Monarchy and Competitive Imperialisms (Verfall und Untergang der Konkurrenz-Imperialismen), zu Gebote stehen, sollte der Verfasser lang genug am Leben bleiben, um sie zu schreiben.
'42 to '44 wurde infolge eines unklugen ärztlichen Urteils über seine Lebensaussichten in allzu großer Hast fertiggestellt.
Zu den Unannehmlichkeiten, mit denen ihm sein Körper zu schaffen macht, gehört eine Herzverfettung, welche auch dem Leben seines Vaters, seines älteren Bruders und einer langen Reihe von Vorfahren eine Anzahl von Generationen hindurch ein Ende bereitet hat. Der Motor hört plötzlich auf zu arbeiten, und der Mensch sinkt leblos um, ohne etwas von seinem Tode zu merken.
Statt dem Patienten zu sagen, er solle sein Gewicht reduzieren, langsam Treppen steigen und überflüssige Aufregungen vermeiden, gaben die ausgezeichneten, aber vielleicht überanstrengten Mediziner seinen Erben beunruhigende Instruktionen und machten sie darauf aufmerksam, sie müßten jeden Augenblick auf sein Ende gefaßt sein — weiß der Himmel, weshalb, denn auf Grund der genannten Tatsachen hat sich der Verfasser über den Tod höchstens so weit Gedanken gemacht, als er die Notwendigkeit sah, in seinen Angelegenheiten und testamentarischen Verfügungen á jour zu bleiben.
Seine Söhne, welche ihn besser verstanden als diese Herren von der ärztlichen Profession, zogen ihn, was nur natürlich und in Ordnung war, zu Rate; da sie sich jedoch keinen Begriff davon machten, welch erstaunlich enge Grenzen der medizinischen Praxis gezogen sind, nahmen sie die Warnung der Doktoren, er könne kein ganzes Jahr mehr leben, als unabänderlich hin.
Eine Zeitlang war sein einziger Arzt der ausgezeichnete Diabetes-Spezialist Robin Lawrence, der ihn als Zuckerkranken behandelte. Eine diesem zur zweiten Natur gewordene Abneigung dagegen, Meinungen über Dinge zu äußern, die nicht in sein engeres Gebiet gehören, im Verein mit den Gepflogenheiten seines Standes, hieß ihn über die allgemeinen Chancen des Verfassers ein strenges Schweigen bewahren.
Darum wurde '42 to '44 in überflüssiger Eile zur Veröffentlichung gebracht; jetzt wird es wieder in seine Bestandteile zerlegt, und was daran brauchbar ist, findet neue Verwendungen.
Der Verfasser hat Vorsorge getroffen, daß es niemals unter dem von ihm festgesetzten exorbitanten Preis verkauft werde, und jetzt geht er noch weiter: er verspricht, daß er alles tun wird, was in seinen Kräften steht, um zu verhindern, daß es, zu welchem Preis auch immer, neu aufgelegt wird.
Auf diese Weise, so hofft er, wird dieses absonderliche Wesen, der wahllos seltene Bücher Sammelnde, auf seine Kosten kommen ....
Der Verfasser bittet um Entschuldigung für die Länge dieser Einleitung.
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