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Zusammenfassung:
Elf Thesen zum ökologischen Materialismus

344-345


1

Die Welt gehört nicht einer bestimmten Gattung; sie gehört der Welt. (Buch Lüh-Shih, 4. Jhd. v. Chr.)


2

In dieser Welt nimmt der Mensch als Art den ihm zukommenden Platz ein: den Platz einer Raubtierart dritter oder vierter (ökologischer) Ordnung. Sie ist  ähnlichen Kreisläufen wie jede vergleichbare Art untergeordnet.


3

Die Fähigkeit des Menschen, sein überorganisches Potential in die ökologischen Kreisläufe eingreifen zu lassen, ändert an diesem Status materiell nichts. Sie bewirkt nicht das Privileg einer ökologischen Mittelpunkts — oder Sonderstellung.


4

Ein Materialismus, der das überorganische Potential des Menschen unreflektiert zur Expansion seiner Art auf Kosten anderen Lebens und anderer Materie einsetzt, ist ein unkonsequenter Materialismus.


5

Die politisch-gesellschaftliche Konkretisierung des inkonsequenten Materialismus ist das Industriesystem. Es ist

Das Industriesystem ist demnach letzten Endes die Option des Menschen gegen das Leben und für die Wüste. 


6

Da die Theorie/Praxis des inkonsequenten Materialismus, das heißt das Industriesystem, den Widerspruch der Entropiebeschleunigung in sich trägt (und damit den Untergang), sind nur zwei Möglichkeiten gegeben: entweder das Industriesystem bricht vor dem Ökosystem — oder das Ökosystem bricht vor dem Industriesystem zusammen. Die Logik des Überlebens der Menschheit erfordert deshalb die raschestmögliche Zerstörung des Industrie­systems (nicht der Industrie), und zwar fast um jeden Preis.


7

Konsequenter Materialismus bedeutet in der Praxis den Einsatz des überorganischen Potentials des Menschen zur Bestimmung seiner Möglichkeiten innerhalb der erkennbaren ökologischen Kreisläufe, zur Stabilisierung seiner Existenzweise innerhalb dieser Kreisläufe — und damit zur Neuorientierung seiner politisch-gesellschaftlich-wirtschaftlichen Tätigkeit. Dies bedeutet: Die Leitvorstellungen aus der politischen Ökonomie, welche das Zeitalter des inkonsequenten Materialismus bestimmten, müssen theoretisch und praktisch den Leitvorstellungen der Ökologie untergeordnet werden.


8

Der Einsatz von politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen Mitteln erfolgt in der Praxis des ökologischen Materialismus nicht mehr nach anthropozentrischen Gesichtspunkten. Entscheidend ist vielmehr die möglichst umfassend gesicherte Ökostabilität und das Minimum an impact, das heißt an nichtmenschlicher Auswirkung.


9

Solche Entscheidungsvorgänge sind nicht antihuman, sondern sichern den einzig noch möglichen Humanismus. Sie beziehen die bisher vernachlässigten Faktoren von Raum, Zahl und Zeit in den Entscheidungsprozeß mit ein; Faktoren, deren Nichtbeachtung bisher immer zu unmensch­licher Praxis gegen immer größere Gruppen von menschlichem »Abschaum« geführt hat.


10

Der Tod des Verletzlichen signalisiert den Tod der Menschheit selbst. Das Heil des Verwundbarsten ist das Heil der Menschheit selbst. Es ist auf der zarten Vielfalt der Lebensketten erbaut, die zu schonen und zu respektieren unsere zentrale politische Pflicht für jede vorstellbare Zukunft ist und bleiben wird.


11 

Daraus ergibt sich: Bisher hat sich der Materialismus begnügt, die Welt zu verändern; jetzt kommt es darauf an, sie zu erhalten.


345

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