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15. Die neuen Strukturen der Familie  

 

 

 

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Die Abschaffung des Militärs machte eigentlich niemanden traurig. Das enorme menschliche Potential dieser Institution wurde nun für produktive Aktivitäten in der Gesellschaft eingesetzt. Die Kosten, die die Aufrechterhaltung einer in der Kunst des Tötens so hochqualifizierten Personengruppe mit sich gebracht hatte, konnten nun anderen Etats der Nationalen Planung zugute kommen. Ich hatte mich sowieso immer gefragt, wofür so viele junge, intelligente, disziplinierte, in ihren Garnisonen und Kasernen eingeschlossene Leute gut sein sollten, die auf einen Krieg warteten, der nie kam. Es gab ja auch wissenschaftliche Studien im Militär; es stellte ein beträchtliches Potential an Intelligenz und überhaupt an Menschen dar.

Wofür aber brauchten zum Beispiel die Vereinigten Staaten so viele Experimentalpsychologen in ihrem Militär? Es gab dort Spezialisten für Wahrnehmung, Lernen, Kognition, experimentelle Sozialpsychologie. Und daneben natürlich Halden von Ingenieuren, Medizinern, Physikern, Chemikern. Die "Nationale Verteidigung" brauchte offensichtlich die Hilfe der Wissenschaft, und das schien sehr klug.

Für uns, für unser winziges Land zwischen den Weltmächten, ein Land ohne jede internationale Bedeutung, hatte das Militär nur zwei Funktionen: es konnte uns vor den Angriffen böswilliger Nachbarn schützen oder dazu dienen, diese anzugreifen. Es war ein "Status"-Faktor, es war dazu da, daß wir uns stark fühlten. Wenn wir es aber auflösten, dann demonstrierten wir damit, daß wir wirklich an den Frieden und die Brüderschaft unter den Menschen glaubten.

Entgegen einiger pessimistischer Voraussagen war es relativ einfach, die Soldaten in die produktiven Kräfte des Landes einzugliedern. Eine kleinere Zahl bekam Regierungsaufgaben, zum Teil mit beträchtlicher Verantwortung, übertragen.

Da unser Präsident selber zum Militär gehört hatte, verfügte er über gute, freundschaftliche Beziehungen und Kontakte zu vielen Militärs; und obgleich in der Neuen Ära die ,guten Beziehungen' und der Protektionismus keine Rolle spielen sollten (— wie dies im übrigen Lateinamerika der Fall ist), war es doch notwendig, den Ex-Militärs wichtige Posten zu geben.

Es war das Heer, das vor langer Zeit den Präsidenten in seine Machtposition gebracht hatte. Aber jetzt lagen die Dinge ganz anders. Durch die sozialen Reformen war viel vorangetrieben worden, vieles hatte sich entwickelt, und Martin war nicht mehr deshalb auf seinem Posten, weil er sich auf die Waffen stützen konnte. Deshalb waren wir schon ein wenig über den tatsächlichen Rückhalt des Präsidenten beim Militär besorgt. Aber da die (Ex-)Militärs sich auf ihren neuen Posten wohl fühlten und das Leben offensichtlich weiter seinen normalen Lauf ging, gab es keine Anzeichen für einen "Staatsstreich" oder eine "Konterrevolution", wie wir es befürchtet hatten. Das neue Regime war endgültig gefestigt, und die soziale und psychologische Revolution hatte viele Früchte getragen.

Die Ex-Militärs wurden zu einer wertvollen, produktiven Kraft, die man natürlich schulen mußte, allerdings mit relativ geringen Kosten. Wegen ihrer Diszipliniertheit, ihres Sinnes für Ordnung und ihrer Fähigkeit zu ausdauernder Arbeit konnte man sie problemlos in der neuen Gesellschaft einsetzen.

Eines Abends, als ich über all das nachdachte, klopfte meine Freundin Mercedes an der Tür. Sie hatte ihren Sohn bei sich, der zehn Jahre alt war. Es war der Sohn ihres Ex-Ehemannes, der auch ein ehemaliger Soldat war, eine jener Personen, die leicht in die Gemeinschaft integriert werden konnten. Dies war deshalb so leicht gewesen, weil es sich bei jenem Soldaten um einen Bergbau-Ingenieur handelte, der eine ausgezeichnete Ausbildung besaß und über wertvolle Erfahrungen verfügte. Der Sohn hieß Felipe und besaß — wie seine Mutter — eine erstaunliche Intelligenz.

"David, ich möchte dich um einen Gefallen bitten", sagte Mercedes, als sie in meine Wohnung trat. "Ich muß ein paar Sachen erledigen und möchte, daß du währenddessen auf Felipe aufpaßt. Ich muß jetzt gleich wieder gehen; es ist etwas Dringendes, und ich habe mich gefragt, ob du auf ihn achtgeben kannst — es ist nur für ein paar Stunden. Hast du denn etwas vor?"

"Aber klar, natürlich kümmere ich mich um Felipe. Hallo, Junge, wie geht's denn so? Du bist ja ganz schön gewachsen, ich wette, du hast bald so eine rauhe Stimme wie dein Vater und einen kleinen Schnurrbart, der den Mädchen gefällt. Na ja, wir werden uns schon nett unterhalten. Ich bin sowieso gerade mit dem Abendessen fertig geworden und wollte dann etwas lesen. Eigentlich habe ich nichts Wichtiges vor."

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"Danke, Dave. Und was wolltest du lesen?"

"Eine Studie aus Deutschland über die Veränderungen der Familie. Unsere Veränderungen sind revolutionärer gewesen als alle vorher geplanten. Wir haben zum Beispiel die Ausbildung von Ersatzmüttern eingeführt, wir fördern die junge Ehe, achten auf die Trennung von Sexualität und Fortpflanzung, machen eine vernünftige Familienplanung, haben Heiraten und Scheidungen erleichtert, und erst die Bedeutung, die wir den Kindern und den alten Leuten beimessen! Ich wollte mal sehen, wie man in Deutschland die Bedeutung unserer Veränderungen bewertet."

"Interessant. Aber du kannst es bestimmt auch noch nachher lesen, wenn ich zurück bin. Also auf Wiedersehen, mein Lieber, bis später. Adios, Felipe, benimm dich gut und quäl den lieben Onkel David nicht zu sehr. Weil er keine eigenen Kinder hat, weiß er nämlich nicht, welche Wonnen das Leben mit so einem Teufelchen — ich meine, mit so einem Engelchen — wie dir bedeutet."

"Adios, Mercedes; ich paß schon gut auf Felipe auf; wir werden uns köstlich amüsieren."

Als Mercedes gegangen war und ich meine Zeitschrift beiseite gelegt hatte — zum zehntenmal in wenigen Tagen übrigens, weil ich nie die Zeit fand, das zu lesen, was mich interessierte, sofern es nicht zu meiner unmittelbaren Arbeit gehörte —, überlegte ich, wie Felipe und ich die paar Stunden miteinander verbringen könnten.

"... Du interessierst dich also für Veränderungen der Familie, Onkel David?" fragte mich Felipe (der mich immer ,0nkel' nannte). "Denk mal, ich habe ein paar Freunde, bei denen der Papa zu Hause bleibt, sauber macht und kocht, und die Mutter zur Arbeit geht. Oder auch andere Freunde, die von der Mutter erzogen werden, und die ist ledig oder geschieden. Und andere, für die ein geschiedener oder verwitweter Vater sorgt. Laß uns doch einen meiner Freunde besuchen! Das könnte ganz nett werden. In der Schule machen sich die anderen Kinder immer über solche Kameraden lustig, die keinen Vater oder keine Mutter haben, oder bei denen zu Hause alles umgekehrt ist, oder die von ledigen Müttern adoptiert worden sind."

Das Haus, in dem Gustave, einer der Freunde Felipes, wohnte, lag ganz in der Nähe und wir gingen zu Fuß hin. Felipe trat einfach ein, als wäre es seine eigene Wohnung. Wir setzten uns im Spielzimmer von Gustavo und seinen Brüdern auf den Boden und warteten auf den Vater, der gerade in der Küche das Geschirr vom Abendessen spülte.

"Guten Abend", sagte der Vater von Gustavo, als er in das Kinderzimmer trat. "Bleiben Sie nur sitzen. Sie sind willkommen. Entschuldigen Sie, daß ich Sie nicht eher begrüßt habe, aber wenn man sich um drei Söhne kümmern muß, ist alles ganz schön schwierig. —

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Felipe, wie geht's dir? Ich habe deinen Vater schon lange nicht mehr gesehen. Bitte richte ihm meine Grüße aus. Wahrscheinlich geht's ihm jetzt in seiner neuen Stellung als Ingenieur bei der Regierung ganz gut, besser als früher, als Ingenieur im Militär. Aber ich finde, daß die Eingliederung der Soldaten ins produktive Leben höchstens eine Namensänderung mit sich bringt, sonst nichts. — Na, vielleicht müssen die Ex-Soldaten jetzt mehr arbeiten als früher. Hauptsache, daß es bei ihrer Integration keine größeren Probleme gegeben hat."

"Guten Abend. Felipe wollte, daß ich ihn begleite, wenn er seine Freunde besucht, und ich mache das auch ganz gerne. — Sie haben ... drei Kinder, nicht wahr?"

"Ja, aber drei adoptierte Kinder. Ich bin ledig und habe drei Kinder adoptiert. Das wäre vor der Neuen Ära unmöglich gewesen. Ich arbeite den ganzen Tag zu Hause, an einem Regierungsauftrag, der soziale Kommunikation betrifft. Ich analysiere die Beschwerden, Proteste und Kritiken der Leute, die in Zeitungen, Zeitschriften, im Radio und so fort veröffentlicht werden. Ich bin so etwas wie ein Inhaltsanalytiker der Massenmedien. Deshalb habe ich auch mein Büro zu Hause und bin die meiste Zeit hier. Die Kinder gehen zur Schule und kommen zum Essen, Spielen und so weiter nach Hause. Ich bin für alles zuständig: ich bereite das Essen, bringe die Kleidung in Ordnung, helfe ihnen bei ihren Schularbeiten und gebe ihnen auch emotionale Zuwendung. Wie Sie ja wissen, mißt man solchen psychologischen Dingen in der letzten Zeit sehr viel Bedeutung bei."

"Er ist ein lediger Vater, Onkel David."
"Ich weiß. — Warum heiraten Sie nicht?"

"Dafür gibt es eine Menge komplizierter Gründe. Es sind auch sehr private Gründe, über die ich lieber nicht sprechen möchte, zumindest nicht jetzt. Aber für mich sind Kinder jedenfalls sehr, sehr wichtig, und als ich mich entschied, nicht zu heiraten, wartete eigentlich ein leeres Junggesellendasein auf mich. Zum Glück gibt es das neue Gesetz, wonach alleinstehende Frauen oder Männer Kinder adoptieren können, und das habe ich dann auch gemacht — und jetzt habe ich zwei Buben und ein Mädchen, und ich halte mich für einen ganz guten Vater. Natürlich weiß ich, daß sich dabei auch positiv bemerkbar macht, daß ich meinen Beruf zu Hause ausüben kann."

"Ja, das sehe ich."

"Wissen Sie auch, daß das gar nichts so Seltenes ist? Es gibt eine Menge lediger Mütter und Väter wie mich. Am häufigsten ist da die Frau, die zwar ein Kind haben möchte, aber nicht heiraten will oder niemanden findet, den sie heiraten kann. Das letzte allerdings kommt nicht oft vor, da heutzutage

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eigentlich jeder einen Partner findet, wenn er nur will, nachdem wir die Eheschließung so erleichtert haben und alles viel praktischer und funktioneller geworden ist. — Interessieren Sie einige statistische Daten? Wegen meiner Arbeit bin ich nämlich ziemlich auf dem laufenden."

"Mein Onkel ist es auch", unterbrach ihn Felipe, "er und meine Mutter haben wichtige und verantwortungsvolle Posten in der Regierung, wenigstens sagen sie das, und deshalb haben sie nie Zeit, mit mir ins Kino zu gehen."

"Sicher, mein kleiner Liebling. — Schauen Sie, dies sind die Daten: 22 Prozent der Kinder wachsen in einer Familie auf, in der es nur einen ,Elter' gibt, meistens ist es die Mutter. In den Vereinigten Staaten sind es meines Wissens 17 Prozent, das heißt, der Unterschied ist gar nicht so groß. (Und auch dort sind es überwiegend Frauen...)"

"Es sind meist geschiedene Frauen", fuhr der Vater von Gustavo fort, "oder Frauen, die ein oder mehrere Kinder haben, sie aber bewußt allein aufziehen wollen. Ungefähr drei Prozent der Kinder haben eine Familie nur mit Vater, ohne Mutter, weil es eine Scheidung gab, oder die Mutter gestorben ist, oder weil ledige Männer Kinder adoptiert haben. Nach den Statistiken ist die Tendenz steigend, und in zehn Jahren werden wahrscheinlich 50 Prozent der heute geborenen Kinder in Familien mit nur einem Eiter leben. — Die Ersatzmütter sind da auch eine wunderbare Sache, sie richten sehr viel aus und vollbringen wirklich eine großartige und bewundernswerte soziale Leistung. Wie sie sich der alleingelassenen Kinder angenommen haben, ist wirklich fantastisch gewesen. Den Kindern hat unser Slogan ,Die Kinder zuerst!' wirklich sehr viel Gutes eingebracht."

"Gibt es keine Ersatz-Väter?" fragte Felipe.

"Nein, und unsere Gesellschaft hat bis jetzt noch nicht daran gedacht. Das ist echt ein Mangel, nicht wahr? Ich werde es meinem Chef von der .Sozialen Kommunikation' sagen, damit er dieses Problem an die Leiter der .Kommission für Familie und Sexualität' weiterleitet. Schließlich braucht ein Kind einen Vater und eine Mutter. Wir haben zwar Ersatzmütter ausgebildet (die ich gelegentlich auch für meine Kinder brauche), aber keine Ersatzväter. Klar, das Kind braucht männliche und weibliche Identifikationsfiguren und wir haben das — Gott sei's geklagt! — einfach vergessen. Aber ich werd's mir notieren und morgen werde ich meinen Chef anrufen und ihn bitten, dieses Problem auf der nächsten Sitzung der ,Nationalen Planung' vorzutragen."

"Ich kenne fast kein Kind, daß beide Eltern hat", sagte Gustavo. "In der Schule wird immer erzählt, daß es in jeder Familie einen Vater, eine Mutter, Kinder, einen oder mehrere Bedienstete, Tanten und Großeltern gibt.

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Aber ich kenne gar keine solche Familie. Meine Freunde haben meistens eine Mutter, aber keinen Vater. Ich habe einen Vater, aber keine Mutter. Und Hausangestellte habe ich auch noch nie gesehen. Das ist wirklich komisch, Papa."

"Aber jetzt leben wir doch alle ganz glücklich", führte ich zur Verteidigung an. "Und in der Neuen Ära kommen die Kinder jedenfalls immer zuerst."

"Die Familie verändert sich eben, und das ist für sie von Vorteil. Ich habe das Gefühl, daß diese Reformen einen beachtlichen Fortschritt bringen werden, etwas, das wahrlich kein anderes Land vorher gewagt hat. Etwas, worüber man noch in vielen Jahrhunderten sprechen wird."

Fragt sich nur, ob sie über uns gut oder schlecht reden werden, dachte ich im stillen; nein, eigentlich wohl gut.

"Die Kinder in den Adoptionszentren sind alle sehr glücklich", meinte Felipe, "einige davon gehen mit mir in die Schule, und die haben meist die besten Noten und können am besten Fußball spielen und wissen viel mehr Witze und Geschichten als die anderen Kinder."

"Ich glaube", sagte ich sehr ernst, "daß ein ganz wesentlicher Unterschied zwischen unserer Gesellschaft und anderen Versuchen, eine utopische Gesellschaft zu verwirklichen, darauf beruht, daß wir uns die wissenschaftliche Psychologie zunutze gemacht haben. Wir sind der erste Versuch einer besseren Gesellschaft, die auf der Psychologie basiert, und nur deshalb sind wir so weit gekommen, haben wir so viel erreicht. Die Psychologie wurde nie ernst genommen, bis wir — also dieses Land — uns entschlossen, sie optimal einzusetzen, zu verwenden. Und Sie sehen ja, was wir alles erreicht haben. Die Möglichkeiten der wissenschaftlichen Psychologie, zum menschlichen und zum gesellschaftlichen Wohlergehen beizutragen, sind wahrlich unbegrenzt."

"Vermutlich haben Sie recht. Das ist nicht mein Gebiet und deshalb habe ich zu diesem Problem auch keine besonders fundierte Meinung. Jedenfalls sind eine Menge guter Untersuchungen über die Familie und die Kinder durchgeführt worden. Dabei hat mich etwas verwundert, was ich vor ein paar Tagen in der Zeitung lesen mußte, daß nämlich auch die Liebe und Zuwendung der Eltern während der frühen Kindheit das Kind vor späteren pathologischen Erscheinungen nicht schützt; zumindest fehlt noch ein überzeugender Beweis dafür. Das heißt aber doch, daß es auf dem Gebiet der frühen Erziehung noch viel zu tun gibt, daß die großen Probleme noch längst nicht gelöst sind."

"Glauben Sie? Wir haben doch so viel erreicht! Vor ein paar Jahrhunderten noch züchtigte und quälte man die Kinder, bis ihr Blut floß, damit sie das Alphabet lernten, den Erwachsenen gehorchten und lernten, unterwürfig und gefügig zu sein. Man erzog sie, indem man stets aversive Kontingenzen, also nur Strafen, benutzte. Je weiter man in der Geschichte zurückgeht, um so schlimmere Erziehungsmethoden findet man. Heute haben sich die Dinge sehr zum Guten gewandelt. Man bestraft die Kinder nicht mehr körperlich. Man zwingt sie nicht mehr, einen Liter Urin zu trinken, damit sie lernen, bei Enuresis ihre Blase unter Kontrolle zu bringen, also nicht mehr ins Bett machen. So geschah es doch im 17. Jahrhundert! Man trennte die Kinder jahrelang von ihren Eltern, gab sie in Internate, weit entfernte Schulen. Das macht man heute nicht mehr. Wir sind ein großes Stück vorangekommen. Die ganze Welt hat sich weiterentwickelt. Aber wir haben noch mehr geschafft; in jedem Fall ist es die ganze Zivilisation, die große Fortschritte in bezug auf das Kind und sein Wohlergehen gemacht hat."

Nachdem wir diese Diskussion beendet hatten, stellte ich fest, daß es Zeit war, Felipe zu seiner Mutter zu bringen, und wir brachen auf. Das war eine interessante Gesellschaft gewesen, und es hatte mir gefallen, mit einem richtigen 'Konsumenten', einem Nutznießer der Familienreform, die ,wir da oben' vom Regierungspalais aus geplant und durchgesetzt hatten, zu reden und Ideen auszutauschen.

"Ich hätte gern einen kleinen Sohn wie dich", sagte ich zu Felipe, als wir zum Haus von Mercedes gingen, "einen Sohn, der so nett und intelligent ist wie du."

"Und warum hast du keinen, Onkel? Mir haben sie im Sexualkundeunterricht gezeigt, wie so was geht. Es ist ganz einfach. Das einzige, was man tun muß, ist ..."

"Gut, gut, ich weiß schon! — Aber dann dürfte ich nicht mehr so viel arbeiten und müßte mehr Spazierengehen und mich viel mit meinem Kind unterhalten, damit die Reformen, die wir durchführen, nicht bloß theoretisch wären — denn, wie man so sagt: ,Die Nächstenliebe beginnt zu Hause.'"

"Ist das denn so schlimm? Ich glaube, daß es dir im Grunde viel Spaß machen und gefallen würde. Und ich glaube, daß du das auch gut könntest."

 

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