Rubén Ardila

 

Futurum Drei

Walden Tres

 

 

Die Utopie
eines Psychologen

Dem Andenken an
Bertrand Russell gewidmet

 

1979 by Ediciones CEAC, Barcelona

1981 by Urban & Schwarzenberg

Rubén Ardila (1979) Futurum Drei - Die Utopie eines Psychologen 

1979     176 Seiten 

*1942 in Kolumbien 

Wikipedia  Walden 

DNB.Buch   Bing.Buch   Goog.Buch 

qwant Buch

detopia: 

Start Ardila 

Utopiebuch 

1975-Chronik 

Audio 7 min dlf 2016

Inhalt

Geleitwort von Edgar Heineken (5)

Übersetung aus dem kolumbianischen Spanisch von Zimmermann/Kagelmann 

detopia-2013: Aus diesem Utopieroman kann auch ein heutiger Utopie-Konstrukteur oder -Produzent noch was lernen. 


Rubén Ardila, ein bekannter kolumbianischer Psychologe, versucht mit dieser Utopie dort fortzufahren, wo der amerikanische Lernpsychologe Skinner vor mehr als 30 Jahren aufgehört hatte, als er seine behavior­istische Vision einer utopischen Ferienkolonie "Walden Two" verfaßte. 

Auch Ardila geht es darum zu beschreiben, wie die von der Psychologie entdeckten Lern- und Verhaltens­gesetze für die Lösung gesellschaftlicher Probleme und die Veränderung gesellschaftlicher Strukturen eingesetzt werden können.  

Aber er ist unbescheidener, er stellt sich vor, daß eine ganze Gesellschaft mit Hilfe der Psychologie revolutioniert werden kann, und er ist konkreter, als er sich mit den kleinen und großen Veränderungen im Alltagsleben befaßt: Kinder­erziehung, Kalender­reform, Arbeits­organisation, Familienreform, Sexualität, Schulsystem, Religion, Militär, Kriminalität und viele andere Bereiche werden behandelt.

Daß sich dies alles in einem Land der "Dritten Welt" abspielt, gibt der Utopie einen zusätzlichen Reiz.  

1  Harvard   (9)  

2  Martin Luther Rey   (15) 

3  Die Revolution   (21)   

4  Die neue Regierung   (27)

5  Die Kinder zuerst   (33)  

6  Die Reform des Kalenders   (42) 

7  Die Arbeit   (48)

8  China oder Russland?    (54)   

9  Medien und Kommunikation in der Gesellschaft (62)

10  Die Erziehung   (69)  

11  Familie und Sexualität  (75) 

12  Die Alten   (82)  

13  Maribel   (87) 

14  Militär und Polizei  (92)  

15  Die neuen Strukturen der Familie  (98)  

16  Schule und Gesellschaft   (105)  

17  Kann uns die Wissenschaft retten?  (112)

18  Die Rolle der Religion   (118)   

19  Weder Marx noch Jesus   (125)  

20  Die experimentelle Analyse   (129)  

21  Die experimentelle Synthese  (136)  

22  Mercedes und Felipe   (142)   

23  Delinquenz und Kriminalität  (149)  

24  Die Ökologie   (159)  

25  Freiheit und Determinismus  (164)  

26  Das Ende   (171-175) 

   

Geleitwort-1981     Von Edgar Heineken    qwant  Heineken

7-8

In den Zukunftsvisionen lateinamerikanischer Wissenschaftler ist noch Optimismus zu erkennen. Der Kolumbianer Rubén Ardila befindet sich mit seiner optimistischen Utopie <Futurum 3> in Gesellschaft der Autoren des "Lateinamerikanischen Weltmodells". 

Nicht die Grenzen des Wachstums werden in diesem Modell vorhergesagt, wie dies in den aus der Sicht der Industrienationen entwickelten Weltmodellen der Fall ist, sondern die Möglichkeiten von Entwicklung werden aufgezeigt. 

Es wird nicht danach gefragt, ab wann uns die Rohstoffverknappung das Leben als nicht mehr lebenswert erscheinen lassen wird, sondern vielmehr, welcher Art die Bedingungskonstellation sein muß, damit überhaupt erst menschenwürdige Lebens­verhältnisse realisiert werden können.

Ardila steigert in seinem Szenario Skinners Utopie <Walden Two>: In seiner Vision wird nicht nur eine Ferienkolonie, sondern die Gesellschaft einer ganzen Nation nach lernpsychologischen Prinzipien umerzogen.

Die Entwicklung einer menschenwürdigen Gesellschaft auf der Grundlage des Prinzips der operanten Konditionierung in <Futurum Drei> entspricht einem bei lateinamerikanischen Psychologen ausgeprägten Streben nach unmittelbarer Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnis.

Psychologie in Lateinamerika war von Anbeginn an — in Argentinien etwa seit nunmehr bald hundert Jahren — anwendungsbezogen. Damit in Einklang steht der hohe Profess­ionalisierungsgrad, den die Psychologie z.B. in Brasilien heute bereits erreicht hat: Ein Blick in die "Gelben Seiten", das Branchenverzeichnis der Brasilianischen Telefongesellschaft, läßt dies unschwer erkennen. Die Klinik- und Praxenschilder freiberuflich tätiger Psychologen vermitteln dem deutschen Fachkollegen bei einem Bummel durch Sao Paulo oder Rio de Janeiro den Eindruck einer geradezu paradiesischen Berufssituation. 

Die Mehrzahl der in verantwortlichen Positionen in Süd- und Mittelamerika tätigen Psychologen, insbesondere die Hochschullehrer, haben sich im Ausland, zumeist in den USA, wissenschaftlich qualifiziert. Die Problematik eines Auslandsstudiums, so wie sie der Student selbst empfindet, läßt Ardila zwischen den Zeilen anklingen. Erst in jüngster Zeit wird versucht, den wissenschaftlichen Nachwuchs durch Postgraduierten­programme an eigenen Universitäten heranzubilden. Auf diese Weise hofft man, dem "Braindrain", einer Abwanderung der Intelligenz, entgegenzuwirken.

Die Kollaboration der Psychologen mit dem militärischen Machthaber in Ardilas Darstellung entspricht nicht den wirklichen Verhältnissen in Lateinamerika. Das Gegenteil ist der Fall, das Verhältnis ist gestört — in Argentinien und Uruguay konnte man zeitweise eine synonyme Verwendung der Begriffe "psicólogo" und "terrorista" antreffen.

Ardilas Szenario konditionierter Glückseligkeit enthält, wie das lateinamerikanische Weltmodell, eine den Optimismus trübende euphorische Note — das Scheitern der Utopie ist vorprogrammiert. Es sind die Großmächte, deren geringe Toleranz gegenüber sozialen Experimenten in Lateinamerika Ardilas "Design of Culture" Utopie bleiben läßt, genauso wie möglicherweise der wirt­schaftliche Egoismus der Industrienationen die im Weltmodell erforderlichen Input­bedingungen für die Realisierung menschen­würdiger Lebens­bedingungen verweigern wird.

Neben dieser entwicklungspolitischen Botschaft enthält Ardilas Utopie eine fachpolitische Aussage: der lernpsychologische Ansatz in der Psychologie wird von Ardila gegen Vorein­genommen­heiten verteidigt, wie man sie besonders pointiert von Studierenden der Psychologie in den südlichen Ländern des Subkontinents zu hören bekommt. Zentrales Merkmal ihres Stereotyps vom "conductista" ist die "imperialistische" und "faschistische" Gesinnung.

Rubén Ardila, einer der renommiertesten Repräsentanten der Psychologie Lateinamerikas, langjähriger Präsident der Inter­amerika­nischen Gesellschaft für Psychologie, Gründer und Herausgeber der angesehenen Zeitschrift "Revista Latinoamericana de Psicologia", hat aus diesem Grunde auch die Latein­amerikanische Gesellschaft für Verhaltensanalyse und Verhaltens­modifikation ins Leben gerufen, um dem lernpsychologischen Ansatz in der klinischen Psychologie in Lateinamerika mehr Anerkennung zu verschaffen.

Nach der Übersetzung ins Englische liegt <Futurum 3> nun auch in deutscher Sprache vor. Jürgen Kagelmann und Rosmarie Zimmermann ist es mit ihrer einfühlsamen Übersetzung gelungen, uns Ardilas Entwurf unmittelbar zugänglich zu machen.

8

#

 

 

(Ordner)      www.detopia.de      ^^^^  

Rubén Ardila  Futurum 3 Walden 3  Utopiebericht eines Psychologen