Vorwort des Autors
Bateson-1972
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Manche Menschen scheinen unbeirrt weiterarbeiten zu können, auch wenn sie nur geringen Erfolg und keine Ermutigung von außen haben. Ich gehöre nicht zu ihnen. Ich mußte immer wissen, daß irgendein anderer an meine Arbeit glaubte, und war oft überrascht, wenn andere Vertrauen in mich setzten, obwohl mir selbst dies kaum gelang. Zuzeiten habe ich sogar versucht, die Verantwortung abzuschütteln, die mir ihr fortgesetztes Vertrauen auferlegte, indem ich dachte: »Aber sie wissen eigentlich gar nicht, was ich mache. Wie sollten sie auch, wo ich es doch selbst nicht weiß?«
Meine erste anthropologische Feldarbeit bei einem Baining-Stamm in Neu-Pommern war ein Fehlschlag, und ich hatte eine Zeit teilweiser Mißerfolge bei der Forschungsarbeit mit Delphinen. Keiner dieser Mißerfolge ist jemals gegen mich verwendet worden.
Dafür habe ich mich bei vielen Menschen und Institutionen zu bedanken, die mich auch dann unterstützten, wenn ich mich selbst nicht gerade für besonders förderungswürdig hielt.
Zunächst danke ich dem Council of Fellows am St. Johns College, Cambridge, das mich kurz nach meinem Mißerfolg bei den Baining für ein Stipendium auswählte. Meine Tochter Mary Catherine Bateson hat auch viel beigetragen, unter anderem ein fiktives Bild ihrer selbst in den Metalogen.
Als nächstes, in chronologischer Reihenfolge, bin ich Margaret Mead zutiefst verpflichtet, die mir in Bali und Neu Guinea Frau und sehr enge Mitarbeiterin war und mich danach als Freundin und Berufskollegin begleitete.
Im Jahr 1942 traf ich bei einer Konferenz der <Macy Foundation> W. McCulloch und J. Bigelow, die damals begeistert über »feedback« diskutierten. Die Arbeit an <Naven> hatte mich bis an die Grenzen dessen gebracht, was später zur Kybernetik wurde, es fehlte mir aber noch der Begriff der negativen Rückkoppelung.
Als ich nach dem Krieg von Übersee zurückkehrte, suchte ich Frank Fremont-Smith von der Macy Foundation auf und bat ihn, ein Kolloquium zu dem damals noch mysteriösen Thema zu veranstalten. Frank sagte mir, daß er gerade ein solches Kolloquium mit McCulloch als Vorsitzendem arrangiert hätte. So hatte ich zufällig das Privileg, Teilnehmer an den berühmten Macy Conferences on Cybernetics zu werden.
Was ich Warren McCulloch, Norbert Wiener, John von Neumann, Evelyn Hutchinson und anderen Teilnehmern dieser Kolloquien verdanke, ist deutlich in allem ersichtlich, was ich nach dem Zweiten Weltkrieg geschrieben habe. Bei meinen ersten Versuchen, kybernetische Vorstellungen mit anthropologischen Daten zu synthetisieren, wurde ich durch ein Guggenheim-Stipendium unterstützt.
In der Zeit meiner Annäherung an psychiatrische Fragestellungen war es Jürgen Ruesch, mit dem ich in der Langley Porter Clinic zusammenarbeitete, der mich in viele der erstaunlichen Merkmale der psychiatrischen Welt einführte.
Von 1949 bis 1962 führte ich den Titel »Ethnologe« am Veterans Administration Hospital in Palo Alto, wo ich die einmalige Freiheit hatte, alles zu studieren, was ich für interessant hielt. Anforderungen von außen wurden mir abgenommen, und diese Freiheit gab mir der Direktor des Hospitals, John J. Prusmack. In dieser Zeit regte Bernard Siegel die Stanford University Press an, mein Buch Naven neu zu veröffentlichen, das bei seiner ersten Publikation im Jahr 1936 ein glatter Reinfall gewesen war; und ich hatte das Glück, Filmmaterial über einen Spielablauf unter Ottern im Fleishhacker-Zoo zusammenzubekommen, der mir theoretisch so interessant schien, daß er ein kleines Forschungsprogramm rechtfertigte.
Mein erstes Forschungsstipendium auf dem Gebiet der Psychiatrie verdanke ich dem jüngst verstorbenen ehester Barnard von der Rockefeller Foundation, der mehrere Jahre lang ein Exemplar von Naven neben seinem Bett stehen hatte. Es handelte sich um ein Stipendium zur Erforschung »der Rolle von Paradoxien der Abstraktion für die Kommunikation«.
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Im Rahmen dieses Stipendiums schlossen sich mir Jay Haley, John Weakland und Bill Fry an, mit denen ich am V.-A.-Hospital ein kleines Forschungsteam bildete.
Aber es wurde wieder ein Fehlschlag. Unser Stipendium war nur auf zwei Jahre befristet, Chester Barnard war ausgeschieden, und nach Auffassung der Bewilligungskommission reichten unsere Ergebnisse nicht hin, um eine Verlängerung zu rechtfertigen. Das Stipendium lief aus, aber das Team hielt mir die Treue und arbeitete ohne Bezahlung weiter. Die Arbeit wurde fortgesetzt, und ein paar Tage nach Ablauf des Stipendiums, als ich gerade einen verzweifelten Brief an Norbert Wiener schrieb, in dem ich ihn um Rat bat wegen einer neuen Geldquelle, wurde uns die <double-bind>-Hypothese beschert. Schließlich retteten uns Frank Fremont-Smith und die Macy Foundation.
Danach kamen Gelder vom Foundations Fund for Psychiatry und vom National Institute of Mental Health.
Allmählich stellte sich heraus, daß ich, um weitere Fortschritte bei der Untersuchung von logischer Typisierung in der Kommunikation machen zu können, mit Tieren würde arbeiten müssen, und ich begann mit Polypen. Meine Frau, Lois, arbeitete mit mir zusammen, und wir hielten über ein Jahr lang etwa ein Dutzend Polypen in unserem Wohnzimmer. Diese Vorarbeit war vielversprechend, mußte aber unter besseren Bedingungen wiederholt und ausgedehnt werden. Dafür standen keine Gelder zur Verfügung.
An diesem Punkt kam John Lilly auf mich zu und lud mich ein, Direktor seines Delphin-Laboratoriums auf den Jungferninseln zu werden. Dort arbeitete ich etwa ein Jahr lang und entwickelte Interesse an der Kommunikation von Delphinen, aber ich glaube, ich bin nicht dafür geschaffen, ein Laboratorium zu leiten, dessen Finanzierung unsicher ist und dessen Standort unerträgliche logistische Schwierigkeiten mit sich bringt.
Als ich gerade mit diesen Problemen kämpfte, erhielt ich ein Berufsförderungsstipendium vom National Institute of Mental Health. Diese Stipendien wurden von Bert Boothe vergeben, und ich bin ihm für sein fortgesetztes Vertrauen und Interesse sehr verpflichtet.
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Im Jahr 1963 lud mich Taylor Pryor von der Oceanic Foundation in Hawaii ein, an seinem Oceanic Institute über Kommunikationsprobleme bei Cetacea und andere Probleme der tierischen und menschlichen Kommunikation zu arbeiten. Dort habe ich über die Hälfte des vorliegenden Buchs geschrieben, unter anderem den gesamten V. Teil.
Während der Zeit in Hawaii habe ich kürzlich auch mit dem Culture Learning Institute am East-West Center der Universität von Hawaii zusammengearbeitet und verdanke den Diskussionen in diesem Institut einige theoretischen Einsichten bezüglich des Lernens (Teil III).
Was ich der Wenner-Gren Foundation verdanke, ergibt sich eindeutig aus der Tatsache, daß das Buch nicht weniger als vier Positionspapiere enthält, die für Wenner-Gren-Konferenzen geschrieben wurden. Ich möchte auch Mrs. Lita Osmundsen, der Forschungsleiterin dieser Stiftung, persönlich danken.
Noch viele andere haben sich für mich eingesetzt. Die meisten können hier nicht erwähnt werden, aber ich habe besonders Dr. Vern Carroll zu danken, der die Bibliographie anfertigte, und nicht zu vergessen auch meine Sekretärin, Judith van Slooten, die viele Stunden mit Akkuratesse daran gearbeitet hat, dieses Buch für den Druck vorzubereiten.
Schließlich ist da noch der Dank, den jeder Wissenschaftler den Riesen der Vergangenheit schuldet. Es ist kein schlechter Trost, sich zu Zeiten, da die nächste Idee nicht kommen will und das ganze Unterfangen eitel scheint, der größeren Männer zu erinnern, die mit denselben Problemen gerungen haben. Persönlich wurde ich sehr stark von den Männern inspiriert, die in den letzten zweihundert Jahren die Idee der Einheit von Geist und Körper am Leben erhalten haben: Lamarck, der Begründer der Evolutionstheorie, elend, alt und blind, und von Cuvier verdammt, der an eine spezielle Schöpfung glaubte; William Blake, der Dichter und Maler, der »durch seine Augen sah, nicht mit ihnen«, und mehr davon verstand, was es bedeutet, ein Mensch zu sein, als viele andere; Samuel Butler, der fähigste zeitgenössische Kritiker der Darwinschen Evolution und der erste Analytiker einer schizophrenogenen Familie; R. G. Collingwood, der erste, der die Natur des Kontexts erkannte — und in kristallklarer Prosa analysierte; und William Bateson, mein Vater, der gewiß schon 1894 bereit war, die kybernetischen Ideen aufzugreifen.
Auswahl und Anordnung der Aufsätze
Das Buch enthält fast alles, was ich geschrieben habe, mit Ausnahme zu langer Arbeiten wie Bücher und ausgedehnte Analysen von Daten; nicht aufgenommen sind auch zu triviale oder ephemere Schriften wie Buchbesprechungen und Diskussionsbeiträge. Eine vollständige persönliche Bibliographie ist angefügt.
Grob gesagt habe ich mich mit vier Themenbereichen befaßt: Anthropologie, Psychiatrie, biologische Evolution und Genetik und die neue Erkenntnistheorie, die sich aus Systemtheorie und Ökologie ergibt. Aufsätze zu diesen Themen bilden die Teile II, III, IV und V des Buchs, und die Reihenfolge dieser Teile entspricht der chronologischen Ordnung von vier sich überlappenden Phasen meines Lebens, in denen diese Themen für mein Denken zentral waren. Innerhalb der einzelnen Teile sind die Aufsätze chronologisch geordnet.
Ich gehe davon aus, daß sich die Leser am sorgfältigsten mit denjenigen Teilen des Buchs befassen werden, die ihr spezielles Interessengebiet betreffen. Deshalb habe ich nicht grundsätzlich Wiederholungen vermieden. Der Psychiater, der sich für den Alkoholismus interessiert, wird in »Die Kybernetik des <Selbst>« Ideen antreffen, die in »Form, Substanz und Differenz« in eher philosophischem Gewande wiederkehren.
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Oceanic Institute, Hawaii, 16. April 1971
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