Nick Bostrom

Die verwundbare Welt

Eine Hypothese

The Vulnerable World Hypothesis ("VWH")

 

20xx first

2020 bei Suhrkamp   111 Seiten

wikipe Autor *1973

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detopia-2024: Alles Neo-Quatsch! Man denkt sich immer was Neues aus, damit alles beim Alten bleibt.

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Verlagsmeldung:

Angesichts von Klimawandel und drohenden Pandemien wächst global das Bewusstsein, dass die Welt, wie wir sie kennen, womöglich nicht ewig währt – dass die Lebenserwartung der menschlichen Zivilisation als ganzer maßgeblich von unserem Handeln abhängt.

Unsere Welt ist verwundbar, ja, es sind sogar Szenarien der vollständigen Selbstzerstörung denkbar, sofern keine geeigneten Maßnahmen zu ihrer Stabilisierung ergriffen werden. Dies ist die Hypothese, die Nick Bostrom in einem vieldiskutierten Text aufstellt, der nun erstmals in deutscher Über­setzung erscheint.

Bostrom geht davon aus, dass die technologische Entwicklung unweigerlich auf einen Punkt zusteuert, an dem es kritisch wird. Historisch gesehen, war das schon einmal fast der Fall, wie er mit einem atemberaubenden Gedankenexperiment illustriert, das in der Zeit des Kalten Krieges spielt.

Dann entwickelt er einige nur allzu plausible Szenarien, die den Untergang der menschlichen Zivilisation mit großer Wahrscheinlichkeit herbeiführen würden – es sei denn, wir treffen rechtzeitig Gegenmaßnahmen. Welche das sein könnten, diskutiert Bostrom im zweiten Teil dieses wichtigen Buches, das mit Empfehlungen an die Politik schließt.

Inhalt

  • Liegt eine schwarze Kugel in der Urne möglicher Erfindungen?  (9)

  • Ein Gedankenexperiment: Einfache Atombomben  (13)

  • Die Hypothese der verwundbaren Welt  (21)

  • Eine Schwachstellen-Typologie  (27)

  • Einen stabilen Zustand erreichen  (43)

  • Präventive Polizeiarbeit  (59)

  • Global Governance  (67)

  • Diskussion  (71)

  • Fazit  (83)

  • Anmerkungen  (89-111)

Lesebericht 2020-dlf

Von Arno Orzessek · 24.08.2020
In seinem neuen Buch denkt der Philosoph Nick Bostrom darüber nach, wie sich die Menschheit auslöschen könnte. Seine Ansätze, wie sich die Apokalypse verhindern lassen könnte, stimmen nicht gerade hoffnungsvoll.

Spätestens seit der Offenbarung des Johannes befasst sich die abendländische Kultur mit dem Ende der Welt, wie wir sie kennen. Gegenwärtig gehört Nick Bostrom zu den prominentesten Denkern der Apokalypse. In „Superintelligenz“ (2014) entwarf der Philosoph ein Szenario, in dem künstliche Intelligenz, die sich in puncto Leistung zum Menschen verhält, wie der Mensch zur Maus, plötzlich die Macht ergreift und uns nolens volens auslöscht.
In „Die verwundbare Welt“ bedenkt Bostrom nun die Gefahr, dass die Menschheit sich selbst ein Ende bereitet. Im Zentrum steht die „Verwundbare Welt-Hypothese“ (VWH), die besagt: Schreitet die technologische Entwicklung ungehemmt fort, erlangt die Menschheit Fähigkeiten, aufgrund derer die Verwüstung der Zivilisation „äußerst wahrscheinlich“ wird. Einziger Ausweg: Die Menschen überwinden den herrschenden „semi-anarchischen Ausgangszustand“.
Soll heißen: Sie werden fähig zur kollektiven Kooperation, um potentiell verheerende Technologien zu verhindern oder zu kontrollieren.
Eine Typologie der Schwachstellen
Bostrom will nicht beweisen, dass die VWH unbestreitbar richtig ist, sondern zur Reflexion über die grundsätzliche ("makrostrategische") Situation der Menschheit anstiften. Zur Verdeutlichung dient ihm ein kontrafaktisches Gedankenexperiment: Was wäre, wenn „jeder Trottel im Lauf eines Nachmittags einen tragbaren thermonuklearen Sprengkopf am Küchentisch zusammenbauen“ könnte? Laut Bostrom fänden sich genügend Leute, die solche Sprengköpfe zünden würden. Er nennt sie den „apokalyptischen Rest“ und zählt etwa islamistische Terroristen dazu.
Innerhalb von Bostroms planetarischer „Schwachstellen-Typologie“ ist die Küchentisch-Atombombe eine „Typ-1-Schwachstelle.“ Außerdem fixiert er den Typ 2a: Technologie, die einen aussichtsreichen atomaren Erstschlag vor allem auf staatlicher Ebene ermöglicht; den Typ 2b: falls sich Klimawandel-Folgen aufgrund des ansteigenden Technologie-Niveaus zu vernichtender Potenz verdichten; und zuletzt die Schwachstelle vom „Typ 0“, quasi die Wundertüte: eine Technologie, in der sich ein ungeahntes Risiko versteckt, das uns auslöscht.

Die Selbstvernichtung verhindern
Finden Sie das alles kalt, abstrakt oder gar wirr?
Tja, Bostrom orientiert sich auf nicht immer überzeugende Weise an den Methoden formaler Erkenntnistheorie.
Real-Geschichte und konkreter Gegenwartsbezug spielen da eine geringe Rolle. Entsprechend unerbittlich trägt er auch seine Folgerung vor:
Nur durch weltweite „effektive präventive Polizeiarbeit“ (inklusive präziser Überwachung jedes Einzelnen) und „starke Global Governance“ lasse sich das Vernichtungspotential zukünftiger Technologien womöglich beherrschen.

Es entsteht der Eindruck, Bostrom plädiere für die Errichtung einer mehr oder weniger totalitären Weltregierung mit krassen Durchgriffsrechten. Dass er in diesem heiklen Punkt auch Bedenken hat, erschließt sich vor allem aus den Fußnoten.
Anschlussfähig dürfte dagegen Bostroms (wenig originelle) Einsicht sein, dass nicht jeder Fortschritt vorteilhaft und „völlige wissenschaftliche Offenheit“ nicht immer das Beste für die Menschheit ist. Es geht natürlich um die produktive Balance. Bekommt der Homo sapiens das nicht geregelt, wird Bostrom zufolge seine letzte Erkenntnis eines Tages lauten: Apocalypse now!


 

2015: Bostrom links neben Musk

wikipedia  Effektiver_Altruismus

2021:

 

 

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