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8. Die Sanierung unseres Planeten 

Brown-2006

 

 

204-232

Die Gesundheit einer Wirtschaft kann nicht getrennt von der Gesundheit der dazugehörigen natürlichen Systeme betrachtet werden. Das Leben von mehr als der Hälfte der Menschen weltweit hängt direkt an den Kultur-, Weide-, und Waldflächen sowie den Fischbeständen der Welt und viele weitere Jobs hängen von der Forstwarenindustrie, der Lederwarenindustrie, der Baumwoll- und Wolltextilienindustrie und der Industrie der Lebensmittelverarbeitung ab.1

1)  Jonathan Lash, "Dealing with the Tinder As Well As the Flint," Science, Vol. 294, Nr. 5548 (30. November 2001), S. 1,789.

Wenn die ökologischen Stützsysteme der Wirtschaft zusammenbrechen, ist jede Strategie zur Ausrottung der Armut zum Scheitern verurteilt. Wenn die Anbauflächen erodieren und die Ernten sinken, wenn die Wasserspiegel fallen und die Brunnen austrocknen, wenn Weideflächen sich in Wüsten verwandeln und die Nutztiere sterben, wenn die Fischbestände kollabieren, die Wälder schrumpfen und steigende Temperaturen die Ernten verdorren lassen, dann kann ein Programm zur Armutsbekämpfung nicht erfolgreich sein — ganz egal, wie gut es durchdacht ist und wie sorgfältig es umgesetzt wird.

In Kapitel 5 wurden die Themen Entwaldung, Bodenerosion und die vollständige Zerstörung der Landschaft auf Haiti beschrieben. Nach einem Blick auf die katastrophale Lage in Haiti schrieb Craig Cox, der Direktor der Soil and Water Conservation Society, die ihren Hauptsitz in den USA hat:

"Vor einiger Zeit wurde ich wieder daran erinnert, dass viele Menschen die Vorteile, die eine Bewahrung der Ressourcen — auf der untersten Ebene — mit sich bringt, immer noch nicht nutzen können. Der ökologische und der wirtschaftliche Zusammenbruch haben sich gegenseitig verstärkt und eine abwärts verlaufende Spirale ausgelöst, die in Armut, ökologischer Verwüstung, sozialer Ungerechtigkeit, Krankheiten und Gewalt endet."

Leider ist die von Cox beschriebene Situation inzwischen keine Seltenheit mehr. So wird die Zukunft von vielen Ländern aussehen, wenn wir nicht schnellstmöglich eine Initiative zur Wiederherstellung unseres Planeten einleiten.2

2)  Craig A. Cox, "Conservacion Can Mean Life or Death," Journal of Soil and Water Conservation, November/Dezember 2004.

Die Wiederherstellung der Erde wird große gemeinsame Bemühungen der internationalen Gemeinschaft erfordern, und sie werden noch größer sein müssen und noch anspruchsvoller sein als der oft zitierte Marshallplan, der dazu beitrug, das vom Krieg zerstörte Europa und Japan wiederaufzubauen.

Und diese Initiative muss in Höchstgeschwindigkeit angegangen werden, bevor die Umweltschäden einen wirtschaftlichen Niedergang auslösen, wie es bei früheren Zivilisationen, die die Grenzen der Natur überschritten und die von ihr gesetzten Fristen ignoriert haben, ja bereits der Fall war.

 

Schutz und Wiederaufforstung der Wälder

 

Sowohl der Schutz der noch verbliebenen 3,9 Milliarden Hektar Wald als auch die Wiederaufforstung der verlorenen Waldflächen sind von zentraler Bedeutung für die Wiederherstellung der Gesundheit unseres Planeten, die eine wichtige Basis für die neue Wirtschaft ist. Um den Anteil des Regenwassers, der ungenutzt abfließt, zu senken und gleichzeitig auch die damit verbundenen Überschwemmungen und die Bodenerosion einzudämmen, sowie den Anteil des Regenwassers, der über den Kreislauf zu neuem Regenwasser für das Inland wird, zu erhöhen und die Wiederauffüllung der Grundwasserleiter zu sichern, muss gleichzeitig der Druck auf die Wälder verringert und die Wiederaufforstung vorangetrieben werden.3

In allen Ländern gibt es ein riesiges ungenutztes Potential zur Senkung des durch die hohe Nachfrage auf den Wäldern lastenden Drucks, der dazu führt, dass die Waldflächen der Erde immer mehr schrumpfen. In den Industrieländern besteht die beste Möglichkeit dazu in der Senkung der Holzmenge, die zur Papierherstellung verwendet wird und in den Entwicklungsländern sollte die als Brennholz benutzte Menge gesenkt werden.

Im Vergleich der zehn führenden Papier produzierenden Länder schwankt der Grad des Papierrecyclings erheblich, wobei sich China und Italien mit 27 bzw. 31 Prozent am unteren Ende der Skala befinden, während Deutschland und Südkorea mit 72 bzw. 66 Prozent führend sind. Die Recyclingrate in Deutschland ist deshalb so hoch, weil die deutsche Regierung die Bedeutung des Papierrecyclings immer wieder in den Vordergrund gestellt hat, um den Müllstrom zu vermindern, der auf die Deponien geht. Wenn jedes Land soviel Papier recyceln würde wie Deutschland, so würde die zur Papierherstellung nötige Menge an Holzfasern weltweit um ein Drittel sinken.4) 

3)  Verbliebene Waldflächen aus U.N. Food and Agriculture Organization (FAO), "Table 1.2. Forest Area by Region 2000," Forest Resources Assessment (FRA) 2000 (Rom: 2001).

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Die Vereinigten Staaten, der weltweit größte Papierkonsument, liegt beim Papierrecycling weit hinter Deutschland, doch auch hier gibt es Fortschritte. Vor 20 Jahren wurde etwa ein Viertel des in den Vereinigten Staaten verbrauchten Papiers recycelt, 2003 lag der Wert immerhin bereits bei 48 Prozent.5

Der Papierverbrauch spiegelt vielleicht mehr als der Verbrauch jedes anderen Produkts die Wegwerfmentalität wider, die sich im vergangenen Jahrhundert entwickelt hat. Es gibt ein riesiges Potential zur Senkung des Papierverbrauchs: man brauchte nur Papiertaschentücher, Papierservietten, Wegwerfwindeln und Einkaufstüten aus Papier durch ihre wiederverwendbaren Äquivalente aus Stoff ersetzen.

Das als Brennholz verwendete Holz — der größte Einzelanteil am Gesamtbedarf an Holz — macht mehr als die Hälfte des gesamten aus den Wäldern entnommenen Holzes aus. Einige internationale Hilfsorganisationen, wie die U.S. Agency for International Development (AID), haben begonnen, Projekte zur Erhöhung der Effizienz von Brennholz zu finanzieren. Eines der vielversprechendsten Projekte von AID ist die Ausgabe von 780.000 neuen Kochöfen mit hoher Brennholzeffizienz in Kenia. Die Investition öffentlicher Mittel in die Ersetzung altmodischer ineffizienter Öfen kann einen ansehnlichen Gewinn im Bereich des Schutzes und der Regeneration der Wälder bringen, unter anderem indem die Wälder wieder in die Lage versetzt werden, bestimmte Dienste für die Welt zu leisten.6)  

Langfristig ist die Entwicklung alternativer Brennstoffe zum Kochen der Schlüssel zur Senkung des Drucks auf die Wälder in den Entwicklungsländern. Wenn die Welt von einer Wirtschaft, die auf fossilen Brennstoffen basiert, zu einer Wirtschaft übergeht, die auf Wind-, Sonnen- und geothermischer Energie basiert, wird es für die Ent-

4)  Janet N. Abramovitz, " Paper Recycling Remains Strang," in Lester R. Brown et al., Vital Signs 2000 (New York: W.W. Norton & Company, 2000), S. 132-33.
5)  Ebenda.; U.S. Environmental Protection Agency, Municipal Solid Waste Generation, Recycling, and Disposal in the United Stares: Facts and Figures for 2003 (Washington, DC: 2003).  
6)  Brennholz als Teil der gesamten Holzentnahmemenge aus FAO, FAOSTAT Statistin
Database. aufapps.fao.org, Update der Walddaten 12. August 2005; Daniel M. Kämmen, "From Energy EfFiciency to Social Utility: Lessons from Cookstove Design, Dissemination, and Use," in Jose Goldemberg und Thomas B. Johansson, Energy as an Instrument for Socio-Economic Development (New York: U.N. Development Programme, 1995).

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wicklungsländer ohne Vorkommen an fossilen Brennstoffen viel leichter werden, eigene Quellen für erneuerbare Energien zu entwickeln. Wenn die Verwendung von Feuerholz durch Kocher oder Kochplatten ersetzt wird, die mit Solar- oder Windenergie oder durch irgendeine andere Energiequelle betrieben werden, dann kann so der Druck auf die Wälder gesenkt werden. In Kenia gibt es außerdem ein Projekt mit solarbetriebenen Kochern, das von Solar Cookers International gesponsert wird. Diese preiswerten Kocher, die aus Pappe und Aluminiumfolie hergestellt werden und pro Stück nur zehn Dollar kosten, kochen langsam, ähnlich wie ein „Crock-Pot". Da es nur drei Stunden Sonnenschein braucht, um darauf eine komplette Mahlzeit zuzubereiten, kann auf diese Weise der Brennholzbedarf auf preiswerte Weise gesenkt werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass diese Kocher auch zum Pasteurisieren von Wasser verwendet werden können, so dass damit auch noch Menschenleben gerettet werden können.8

Frühere Definitionen einer nachhaltigen Forstwirtschaft konzentrierten sich ausschließlich auf die ökologisch verträgliche Produktion von Forstprodukten, heute gehört jedoch auch die Erhaltung der Dienstleistungen der Wälder dazu, wie beispielsweise der Schutz vor Überflutungen. Trotz des hohen Wertes intakter Wälder für die Gesellschaft sind nur etwa 290 Mio. ha der weltweiten Waldflächen rechtlich gegen die Abholzung geschützt. Weitere 1,4 Mrd. ha Hektar sind durch geographische Gegebenheiten oder durch die geringe Qualität des Holzes wirtschaftlich nicht interessant. Von den verbleibenden Waldflächen, die wirtschaftlich genutzt werden könnten, sind 665 Mio. ha bisher noch unberührt und fast 900 Mio. ha sind halb-natürlich9 und befinden sich nicht in Waldanpflanzungen.10)

7)  Anm. d. Übers.: ein elektrischer Kochtopf, in dem über längere Zeiträume langsam und bei niedrigen Temperaturen gekocht wird.
8)  Solar Cooking International Volunteers, Solar Cookers International, Gräting Healthy Comrnunities, aufwww.edc-cu.org/pdf/ Solar%20Cookers%20International.pdf, angesehen 9. September 2005; Kevin Porter, "Final Kakuma Evaluation: Solar Cookers Filled a Critical Gap," in Solar Cookers International, Solar Cooker Review, November 2004; Kosten für Solar Cookers International aus "Breakthrough in Kenyan Refugee Camps," auf solarcooking.org/kakuma-m.htm, angesehen 27. September 2005.  
9)  Anm. d. Übers,: halb-natürlich (im Original semi-natural) - Terminus aus dem Global Forest Resources Assessment der FAO; bezeichnet Wälder oder bewaldete Gebiete mit einheimischen Baumarten, die grundlegend natürlich entstanden sind, aber durch zusätzliche Anpflanzungen, das Setzen neuer Bäume , aber auch nötigenfalls Ausdünnung des Baumbestandes unterstützt werden. 
10)  FAO, Agriculture: Towards 2015/30, Technical Interim Report (Genf: Economic and Social Department, 2000), S. 1.56-57.

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Wälder, die durch nationale Gesetze geschützt sind, werden oft nicht deshalb geschützt, damit langfristig die Kapazitäten zur Holzversorgung erhalten bleiben, sondern um sicherzustellen, dass die Wälder ihre wichtigen Dienste weiter leisten können. Länder, in denen die Waldflächen rechtlich geschützt sind, haben diese Schutzmaßnahmen oft eingeführt, nachdem sie die Folgen exzessiver Entwaldung zu spüren bekommen haben. Die Philippinen beispielsweise haben hauptsächlich deswegen ein absolutes Abholzungsverbot für die noch verbliebenen altbestehenden Wälder und die Urwälder verhängt, weil das Land inzwischen so anfällig ist für Überflutungen, Erosion und Erdrutsche. Einst war das Land bedeckt mit riesigen Flächen tropischen Hartholzwaldes, doch nach Jahren des massiven Kahlschlags hat es sowohl seine Forstprodukte als auch die Dienstleistungen des Waldes eingebüßt und ist inzwischen ein Nettoimporteur für Forstprodukte.11

Reed Funk, Professor für Pflanzenbiologie an der Rutgers Universität ist der Ansicht, dass die riesigen entwaldeten Flächen dafür genutzt werden könnten, Billionen genetisch modifizierter Bäume anzupflanzen, die Lebensmittel, hauptsächlich Nüsse, und Brennstoff liefern würden. Funk sieht in den Nüssen eine Ergänzung zum Fleisch als Quelle hochwertiger Proteine für die Menschen in den Entwicklungsländern. Außerdem könnten, die auf diesen inzwischen größtenteils zu Ödland verkommenen Flächen angepflanzten Bäumen, zur Umwandlung in Ethanol für Autokraftstoffe verwendet werden.12

Obwohl Nichtregierungsorganisationen (NGOs) sich seit Jahren für den Schutz der Wälder gegen Kahlschlag einsetzen, hat die Weltbank erst vor kurzem damit begonnen, sich systematisch mit der ökologisch verträglichen Forstwirtschaft zu beschäftigen. 1998 hat sich die Weltbank mit dem World Wide Fund for Nature zusammengetan und gemeinsam haben sie die Alliance for Forest Conservation and Sustai-nable Use geschaffen. Bis 2005 hatten sie bereits dazu beigetragen, 50 Mio. ha neuer geschützter Waldflächen zu bestimmen und 22 Mio. ha Wald zu zertifizieren. Mitte 2005 verkündete die Alliance ihr Ziel, bis 2020 die weltweite Abholzungsrate auf Null senken zu wollen.13

11)  Johanna Son, "Philippines: Row Rages Over Lifcing of Bau on Lumher Exports," InterPress Service, 17. April 1998. 
12)  Reed Funk, Brief an den Autor, 9. August 2005. 
13)  Alliance for Forest Conservation and Sustainable Use, "WWF/World Bank Forest^
Alliance Launches Ambitious Program to Reduce Deforestation and Curb Illegal Loggi^S' - Pressemitteilung (New York: Weltbank/WWF, 25. Mai 2005); Alliance for Forest Conservarion and Sustainable Use, "Weltbank/WWF Alliance for Forest Conservarion & Sustainable Use: Questions & Answers," Datenblatt, Weltbank/WWF, auf InweblS. worldbank.org/ESSD/en vext.nsf/80ByDocName/WorldBankWWFAl!iahceQA/$FILE/ QAAlliance.pdf, angesehen 4. Oktober 2005.

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Es gibt mehrere Zertifizierungsprogramme für Forstprodukte, die umweltbewussten Konsumenten anzeigen, dass die Wälder, aus denen die Produkte stammen, umweltverträglich bewirtschaftet werden. Einige dieser Programme sind national begrenzt, andere arbeiten auf internationaler Ebene; einige haben ihren Ursprung in den Import-, andere in den Exportländern.

Das strengste internationale Programm, das von einer ganzen Reihe von NGOs zertifiziert wurde, ist der Forest Stewardship Council (FSC). Weltweit wurden etwa 57 Mio. ha Wald in 65 Ländern von Organisationen, die von FSC akkreditiert wurden, als verantwortungsvoll bewirtschaft zertifiziert. Führend bei den zertifizierten Waldflächen sind Schweden mit zehn Mio. ha, Polen mit sechs Millionen, die USA mit fast 5 Millionen und Brasilien und Südafrika mit jeweils drei bzw. zwei Mio. ha.14)

Waldneuanpflanzungen können den Druck auf die verbliebenen Waldflächen der Erde verringern, solange sie nicht die altbestehenden Wälder ersetzen. Im Jahr 2000 gab es weltweit 187 Mio. ha derartiger Anpflanzungen. Diese Fläche entsprach weniger als fünf Prozent der insgesamt 3,9 Milliarden Hektar an Waldflächen und fast einem Viertel der 700 Mio. ha Gesamtanbaufläche von Getreide. Das Holz aus diesen Anpflanzungen wird hauptsächlich in Papiermühlen oder in Kunstholzmühlen verwendet. Da sich die Industrie auf das immer kleiner werdende Angebot an großen Baumstämmen aus natürlichen Wäldern einstellen musste, ersetzt Kunstholz auf dem Weltmarkt zunehmend das natürliche Holz.15)

Die Produktionsmenge von Holz in Anpflanzungen wird auf 414 Millionen Kubikmeter jährlich geschätzt und macht damit zwölf Prozent der weltweiten Holzproduktion aus. Das bedeutet, dass der Löwenanteil, etwa 88 Prozent des weltweit geschlagenen Holzes, aus natürlichen Wäldern stammt.16

14)  Forest Stewardship Council, FSC Certified Forests (Bonn, Deutschland: 2005), S. 34, 40, 53; Forest Stewardship Council, "FSC Regional Totais," www.certified.forests.org/data/ global_table.htm, angesehen 10. August 2005.  
15)  Fläche der Anpflanzungen aus FAO, op. cit. Note 3, S. 402; Getreideanbauflächen aus U.S. Deparrment of Agriculture (USDA), Production, Suppfy, & Distribution, elektronische Datenbank, Washington, DC, auf www.fas.usda.gov/psd, Update 13. September 2005; FAO, op. cit. Note 8, S. 167.

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Zwei Drittel der Baumanpflanzungen befinden sich in nur fünf Ländern. Das größte davon ist China, das selbst nur noch über wenig ursprünglichen Wald verfügt, danach folgen Russland und die Vereinigten Staaten. Brasilien ist schon weiter abgeschlagen, doch die Anpflanzungen dort werden rasant ausgedehnt. Dabei nähern sie sich geographisch den feuchttropischen Gebieten. Anders als die Getreideausbeuten, die mit der Entfernung vom Äquator und den längeren Wachstumstagen im Sommer üblicherweise steigen, steigt die Ausbeute bei Baumanpflanzungen mit der Nähe zum Äquator und ganzjährigen gleichen Wachstumsbedingungen.17

Im Osten Kanadas produziert ein Hektar Waldanpflanzung durchschnittlich 4 m3 Holz pro Jahr. Im Südosten der USA, wo sich der Großteil der amerikanischen Baumanpflanzungen befindet, liegt die Ausbeute bereits bei zehn m3. Doch in Indonesien sind es 25 m3 und in Brasilien könnten neuere Anpflanzungen fast 30 m3an Ausbeute erreichen. Während die Maisausbeute in den USA fast dreimal so hoch ist wie die in Brasilien, ist es bei der Holzausbeute genau umgekehrt, hier liegt Brasilien mit fast drei zu eins im Vorteil. Um die derzeitige Nachfrage nach Holz befriedigen zu können, braucht Brasilien nur ein Drittel der Fläche, die die USA benötigen würden, was erklärt, warum sich das Wachstum der Kapazitäten für Zellstoff derzeit in den äquatorialen Regionen konzentriert.18

Prognosen für das weitere Wachstum besagen, dass die Anpflanzungen durch den Landmangel beschränkt werden. Manchmal können sie erfolgreich auf bereits entwaldeten, häufig schon abgetragenen Flächen etabliert werden, doch es ist sehr wahrscheinlich, dass sie auf Kosten der bestehenden Wälder gehen. Außerdem stehen sie im Wettbewerb mit der Landwirtschaft, da das als Kulturfläche geeignete Land auch gut für die Anpflanzung von Bäumen geeignet wäre. Ein weiteres Problem ist der Wassermangel. Schnell wachsende Anpflanzungen benötigen sehr viel Feuchtigkeit.

Da die Anpflanzungen ausgedehnt werden und die Ausbeuten steigen, geht die FAO (U.N. Food and Agriculture Organization) aber trotzdem davon aus, dass sich der Baumschlag in den nächsten dreißig Jahren mehr als verdoppeln könnte. Es ist durchaus vorstellbar, dass die Anpflanzungen eines Tages den gesamten Bedarf an Industrieholz befriedigen könnten und damit zum Schutz der verbliebenen natürlichen Wälder beitragen könnten.19

 

16)  Chris Brown und D. J. Mead, Hrsg., "'Future Produktion from Forest Plantations," Forest Plätttation Themata Paper (Rom: FAO, 2001), S. 9; FAO, op. cit. Note 6.  
17)  FAO, op. cit. Note 8, S. 161; FAO, op. cit. Note 3, Update 10. April 2001; Ashley j Mattoon, "Paper Forests," World muh, März/April 1998, S, 20. 
18)   Mattoon, op. cit. Note 15; Maisausbeute aus USDA, op. cit. Note 13.

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Historisch gesehen hat sich auf den stark von der Erosion bedrohten landwirtschaftlichen Flächen in den Industrieländern von selbst wieder Pflanzenwuchs angesiedelt und sie so quasi wieder aufgeforstet. Neuengland beispielsweise, eine geographisch stark zerklüftete Region in den Vereinigten Staaten, wird auf diese Weise seit etwa 100 Jahren wiederaufgeforstet. Die Region ist früh von europäischen Auswanderern besiedelt worden und da die Böden sehr dünn und das Land felsig, steil und anfällig für Erosion war, verlor der Boden schnell an Produktivität. Nachdem im 19. Jahrhundert fruchtbares Land im Mittleren Westen und den Great Plains erschlossen wurde, sank der Druck auf die landwirtschaftlich genutzten Flächen in Neuengland, so dass sie sich wieder in Waldflächen verwandeln konnten. Die Walddecke in Neuengland ist von einem Tiefststand von etwa einem Drittel der Gesamtfläche noch vor 200 Jahren auf heute bereits drei Viertel angewachsen und gewinnt langsam ihre natürliche Gesundheit und Artenvielfalt zurück.20

Ähnlich ist die Lage derzeit in einigen Teilen der ehemaligen Sowjetunion und in mehreren osteuropäischen Ländern. Nachdem die zentral geplante Landwirtschaft Anfang der 90er Jahre durch eine marktorientierte Landwirtschaft abgelöst wurde, waren Bauern, die Grenzertragsböden bewirtschafteten, gezwungen, ihren Lebensunterhalt anderweitig zu verdienen. Es ist schwer, an konkrete Zahlen zu kommen, doch derzeit verwandeln sich mehrere Mio. ha ehemaliger Nutzflächen wieder in Waldflächen.21

In vielerlei Hinsicht ist Südkorea im Bereich der Wiederaufforstung ein Vorbild für den Rest der Welt. Als der Koreakrieg vor etwa 50 Jahren zu Ende ging, war das bergige Land größtenteils entwaldet. Um 1960 startete die Regierung Südkoreas unter der engagierten Führung des damaligen Präsidenten Park Chung Hee eine nationale Initiative zur Wiederaufforstung. Man setzte auf die Schaffung von Dorfkooperativen und so wurden Hunderttausende Menschen mobilisiert, um Gräben auszuheben und Terrassen anzulegen, die die Bäume auf den kargen Bergen stützen sollten. 

 

19)  FAO, op. cit. Note 8, S. 185; Brown und Mead, op. cit, Note 14.  
20)  M. Davis et al., "New England-Acadian Forests," in Taylor H. Ricketts et al., Hrsg.,
Terrestriul Ecoregions of North American: A Conservation Assessment (Washington, DC: Island Press, 1999); David R. Foster, "Harvard Forest: Addressing Major Issues in Policy Debates and in the Understanding of Ecosystem Process and Pattern," LTER Network News: The Newsletter of the Long-term Ecological Network, Frühjahr/Sommer 1996.  
21)  C. Csaki, "Ägriculmral Reforms in Central and Eastetn Europe and the Former Soviet Union: Status and Perspectives," Agricukuml Economic!, Vol. 22 (2000), S. 37-54; Igor Shvytov. Agriculturally Induced Environmental Problems in Russia, Diskussionspapier Nr. 17 (Halle, Deutschland: Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa, 1998), S. 13.

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So eroberte Südkorea nicht nur die kahlen Gebiete zurück, es unterstützte die Bemühungen auch durch die spezielle Anpflanzung von Bäumen zur Nutzung als Brennholz. Se-Kvung Chong, Forscher am Korea Forest Research Institute, schreibt: "Das Ergebnis war eine geradezu wunderbare Wiedergeburt der Wälder auf dem kargen Land."22)

Heute werden mit acht Mio. ha wieder 65 Prozent der Gesamtfläche des Landes von Wald bedeckt. Als ich im November 2000 durch Südkorea reiste, war es höchst befriedigend für mich, die üppigen Baumbestände auf den gleichen Bergen zu sehen, die eine Generation zuvor noch ganz kahl gewesen waren. Das ist der Beweis: Wir können die Erde wieder aufforsten!23

In der Türkei, einem bergigen Land, das über Jahrtausende seine Waldflächen eingebüßt hat, hat die führende Umweltschutzgruppe TEMA (Türkiye Erozyona Mücadele, Agaclandirma), die Wiederaufforstung zu ihrem Hauptanliegen gemacht. Die Gruppe wurde von zwei bekannten türkischen Geschäftsleuten gegründet, Hayrettin Karuca und Nihat Gokyigit, und 1998 startete TEMA eine Kampagne zur Pflanzung von zehn Milliarden Eichen zur Wiederherstellung der Waldflächen, zur Senkung des Anteils an Regenwasser, das ungenutzt abfließt, und zur Eindämmung der Erosion. Seither sind 850 Millionen Eichen gepflanzt worden. Durch die Kampagne wird in der Bevölkerung ein Bewusstsein für die Dienste geweckt, die der Wald den Menschen erweist.24

Auch China unternimmt Bemühungen zur Wiederaufforstung. Dort pflanzt man nicht nur Bäume in den jüngst entwaldeten Gebieten am Oberlauf des Jangtsebeckens zur Flutkontrolle, sondern einen Baumgürtel, der das Land vor der Ausdehnung der Wüste Gobi schützen soll. Diese grüne Mauer, eine moderne Version der Großen Chinesischen Mauer, soll etwa 4.480 Kilometer lang werden und von den Außenbezirken Pekings bis in die Innere Mongolei25 reichen. Es handelt sich um einen ehrgeizigen, langfristigen Plan und man geht davon aus, dass die Vollendung des Projekts 70 Jahre in Anspruch nehmen und bis zu acht Milliarden Dollar kosten wird.26 

 

22)  Se-Kyung Chong, "Anmyeon-do Recreation Forest: A Millennium of Management," in Patrick B. Durst et aL, In Search of Excellence: Exemplary Forest Management in Asia and the Pacific, Asia-Pacific Forestry Commission (Bangkok: FAO Regional Oftice for Asia and the Pacific, 2005), S. 251-59.  
23)  Ebenda.  
24)  The Turkish Foundation for Combating Soil Erosion (TEMA), aufenglish.tema.org.tr, angesehen 10. August 2005. 25 - Anm. d. Übers.: Die Innere Mongolei ist ein autonomes Gebiet in der Volksrepublik China.

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Wenn man die Subventionen, die derzeit für den Bau von Straßen für die Abholzung gewährt werden, statt dessen auf die Pflanzung neuer Bäume verwenden würde, würde dies zum Schutz der Wälder weltweit beitragen. Die Weltbank hätte die administrativen Kapazitäten für ein internationales Programm, mit dessen Hilfe der Erfolg Südkoreas bei der Wiederbewaldung von Bergen und Hügeln wiederholt werden könnte.

Außerdem könnten die FAO und die bilateralen Hilfsorganisationen mit einzelnen Bauern in nationalen Agrarforstwirtschaftsprogrammen zusammenarbeiten, bei denen dort, wo es möglich ist, Bäume in die landwirtschaftlichen Operationen miteingebunden werden. Sorgfältig ausgewählte, wohl platzierte Bäume spenden Schatten, dienen als Windschutz gegen die Bodenerosion, binden Stickstoff und senken den Bedarf an Dünger.

Die Senkung des Holzverbrauchs durch die Entwicklung effizienterer Holzfeueröfen und alternativer Kochmöglichkeiten, ein systematisches Papierrecycling und ein Verbot der Nutzung von Wegwerfprodukten aus Papier könnten alle zur Reduzierung des Drucks auf die Wälder der Erde beitragen. Globale Bestrebungen zur Wiederaufforstung können nur erfolgreich sein, wenn sie mit einer Stabilisierung der Bevölkerungszahlen einhergehen. Mit einem solchen ganzheitlichen Plan, der jeweils auf Landesebene koordiniert wird, ist es möglich, die Wälder der Erde wiederaufzuforsten.

 

Schutz und Wiederaufbau der Böden

Wenn man sich mit der Literatur zur Bodenerosion beschäftigt, so wird dort immer wieder auf den „Verlust der schützenden Vegetation" verwiesen. In den letzten 50 Jahren haben wir durch Kahlschlag, Überweidung und übermäßige Kultivierung dafür gesorgt, dass ein so großer Teil dieser schützenden Decke verschwindet, dass der Boden, der sich über geologisch lange Zeiträume gebildet hat, jetzt sehr schnell verschwindet. Um diese Exzesse und den daraus resultierenden Rückgang der biologischen Produktivität der Erde zu stoppen, braucht es weltweite Bemühungen zur Wiederherstellung der Pflanzendecke und in einigen Ländern werden diese Bemühungen bereits unternommen.

 

26)  "Chinas Great Green Wall," BBC, 3. Märr 2001.; Evan Ratliff, -The Green Wall of China," Wired, April 2003.

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Nachdem das „Staubbecken" der 30er Jahre drohte, die amerikanischen Great Plains in eine riesige Wüste zu verwandeln, hat diese traumatische Erfahrung zu revolutionären Veränderungen in den landwirtschaftlichen Methoden geführt, unter anderem mit der Anpflanzung von Bäumen als Schutzgürtel — hierbei wurden Reihen von Bäumen an den Rändern von Feldern angepflanzt, die den Wind abhalten und damit die Bodenerosion eindämmen sollten — und mit der Streifenkultur, bei der sich jedes Jahr Streifen mit Weizen und brachliegende Streifen abwechseln. Durch diese Anbauweise kann sich im Boden der brachliegenden Streifen Feuchtigkeit ansammeln, während die bepflanzten Streifen die Windgeschwindigkeit bremsen und damit die Erosion auf den unbepflanzten Teilen eindämmen.27

1985 rief der US-Kongress mit starker Unterstützung der Umweltschützer das Conservation Reserve Program (CRP) zur Eindämmung der Bodenerosion und zur Kontrolle der Überproduktion grundlegender landwirtschaftlicher Rohstoffe ins Leben. 1990 waren bereits 14 Mio. ha höchst erosionsanfälligen Landes im Rahmen von 1O-Jahres-Verträ-gen mit den Besitzern des Landes ständig von Vegetation bedeckt. Bei diesem Programm wurden die Bauern dafür bezahlt, gefährdete Anbauflächen mit Gras oder Bäumen zu bepflanzen. Dank der Aufgabe von 14 Mio. ha Anbaufläche im Rahmen des CRP und der Anwendung schonender Kultivierungsmethoden auf 37 Prozent aller Anbauflächen ist die Bodenerosion in den USA in den 15 Jahren zwischen 1982 und 1997 von 3,1 Milliarden Tonnen auf 1,9 Milliarden Tonnen zurückgegangen. Der amerikanische Ansatz zur Eindämmung der Bodenerosion durch die Rückumwandlung von erosionsanfälligem Land in Flächen mit Gras- oder Baumwuchs einerseits und die Annahme bodenfreundlicher Kultivierungsmethoden andererseits könnte ein Vorbild für den Rest der Welt sein.28

Die Bauern haben oft keine Kontrolle darüber, ob Anbauflächen für nichtlandwirtschaftliche Zwecke genutzt werden, doch den Verlust von Boden und Landflächen durch starke Erosion können sie kontrollieren. Es wird enormer internationaler Anstrengungen bedürfen, die Bodenverluste durch Wind- und Wassererosion so weit zu senken, dass sie unterhalb der Menge Boden liegen, der durch natürliche Prozesse neu gebildet wird. Zur Erhaltung der biologischen Produktivität stark erosionsanfälliger Anbauflächen ist es nötig, Gras oder Bäume darauf

 

27 - Vereinte Nationen, "The Great North American Dust Bowl: A Cautionary Tale," Global Alarm Dust and Sandsturms jrom thc World* Drylands (Bangkok: Secretariat or rhe IJ.N. Convention to Combat Desertificadon, 2002), S. 77-121.  
28 - USDA, Economic Research Service (ERS), Agri-Environmental Polü
y at tbe Crossroads: Guideposts an a Chtinghig Landsalpe, Agricultura! Economic Report Nr. 794 (Washington, DG 2001); USDA, Farm Service Xgency Online, "History of the CRP," in The Conservation Reserve Program, auf www.fsa.usda.gov/darp/cepd/12crplogo/ history.htm, angesehen 28. September 2003.

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anzupflanzen, bevor sie sich völlig in Brachland verwandeln. Der erste Schritt, um das Absinken der Produktivität des Bodens aufzuhalten, besteht darin, sich von diesen sich stark verschlechternden Grenzer-tragsböden zurückzuziehen.29

Das Anlegen von Terrassen ist eine bewährte Methode im Kampf gegen die Wassererosion und im Falle der Reisfelder in den bergigen Regionen Asiens sind sie ein alltäglicher Anblick. In Fällen, in denen der Anstieg weniger steil ist, wie im Mittleren Westen der USA, funktioniert auch der Anbau mit Randstreifen quer zum Hang gut.30

Eine weitere und noch relativ neue Möglichkeit zur Erhaltung des Bodens sind bodenschonende Kultivierungsmethoden, zu denen sowohl solche gehören, bei denen der Boden nur minimal bearbeitet, als auch jene, bei denen gar nicht kultiviert wird. Durch diese Praxis wird nicht nur die Wind- und Bodenerosion eingedämmt, sie trägt auch zu einer Senkung der zur Kultivierung benötigten Energie bei. Statt der traditionellen Methoden des Pflügens oder Eggens zur Vorbereitung des Bodens und schließlich der Benutzung einer mechanischen Ackerfräse zur Unkrautkontrolle, pflanzen die Bauern hierbei einfach die Saat zwischen die verbliebenen Erntereste des Vorjahres in unberührten Boden und kontrollieren den Unkrautwuchs mit Hilfe von Herbiziden. Der einzige Eingriff in den Boden ist der schmale Schlitz an der Bodenoberfläche zur Einbringung der Saat. Der restliche Boden bleibt unberührt und da er außerdem durch die Decke aus Ernteresten geschützt ist, ist er weniger anfällig für Wind- und Wassererosion.31

In den USA, wo die Bauern in den 90er Jahren einen Plan zum Schutz höchst erosionsanfälliger Anbauflächen vorlegen mussten, um Anrecht auf Stützpreise für bestimmte Produkte zu haben, ist die Größe der Flächen, die überhaupt nicht bearbeitet werden, zwischen 1990 und 2004 von 7 m3 ha auf 25 m3 ha angewachsen. Diese NichtBearbeitung, die inzwischen beim Anbau von Mais und Sojabohnen in den USA weit verbreitet ist, hat sich in der westlichen Hemisphäre

 

29......USDA, Agri-Environmental Policy at the Crossroads, op. dt, Note 25, S. 16; Verlust an Oberboden durch Wassererosion aus USDA, Summary Report: 1997 Natural Resources Inventory (Washington, DC und Arnes, IA: Natural Resources Conservation Service and Statistical Laboratory, Iowa State University, 1999, überarb. 2000), S. 46-51. 
30-R. Neil Sampson, Farmlander Wasteknd(Emmaus, PA: Rodale Press, 1981), S. 242. 
31 - USDA, Natural Resources Conservation Service, CORE4 Conservation Practica Training Guide: The Common Sense Approach to Natural Resource Conservation (Washington, DC: August 1.999); Rolf Derpsch, "Frontiers in Conservation Tillage and Advances in Conservation Practice," in D. E. Stott, R. H. Mohtar und G. C. Steinhardt, Hrsg., Sustaining the Global Farm, ausgewählte Ausführungen vom 10. Meeting der International Soil Conservation Organization, Purdue Universität und USDA-ARS National Soil Erosion Research Laboratory, 24.-29. Mai 1999 (Washington. DC: 2001), S. 248-54.

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schnell Verbreitet und fand im Jahr 2004 auf 24 m3 ha Land in Brasilien, 18 m3 ha in Argentinien und 13 m3 ha in Kanada Anwendung. Und mit neun m3 ha gehört schließlich auch Australien zu den Top 5 bei der Nicht-Bearbeitung.32 Wenn die Bauern sich einmal an diese Anbaupraktiken gewöhnt haben, kann sich die Anwendung schnell verbreiten, besonders wenn die Regierungen wirtschaftliche Anreize dafür schaffen oder von den Bauern verlangen, Bodenschutzpläne vorzulegen, bevor sie ein Anrecht auf Agrarsubventionen haben. Laut neueren FAO-Berichten ist eine erste Zunahme der Anwendung dieser Anbaupraktiken in Europa, Afrika und Asien zu verzeichnen.33

Algerien, das versucht, die Ausdehnung der Sahara nach Norden zu stoppen, kündigte im Dezember 2000 an, seine Obstplantagen und Weinanbaugebiete im Süden des Landes konzentrieren zu wollen, da man hoffe, diese beständigen Pflanzungen könnten die Desertifikation der Kulturflächen aufhalten. Im Juli 2005 verkündete die marroka-nische Regierung als Reaktion auf eine ernste Dürreperiode, sie würde 778 Millionen Dollar für die Streichung der Schulden von Bauern und die Umwandlung der mit Getreide bepflanzten Flächen in weniger erosionsgefährdete Oliven- und Obsthaine bereitstellen.34

Auch im Süden der Sahara gibt es ähnliche Bedenken wegen einer möglichen weiteren Ausdehnung der Wüste. Der nigerianische Präsident Olusegun Obasanjo schlug vor, eine fünf Kilometer breite und 7.000 km lange „Große Grüne Mauer" aus Bäumen anzupflanzen, die sich quer durch Afrika ziehen und die weitere Ausdehnung der Wüste verhindern sollte. Senegal, das sich am westlichen Ende dieser Mauer befinden würde und jährlich 50.000 ha produktiven Landes einbüßt, unterstützt diesen Vorschlag nachhaltig. Niemand weiß, wie lange es dauern würde, das Projekt umzusetzen, doch der Umweltminister von Senegal, Modou Fada Diagne, merkt dazu an: „Die Armut und die Ausbreitung der Wüsten schaffen einen Teufelskreis ... Statt darauf zu warten, dass die Wüste uns erreicht, sollten wir dagegen angehen."35

 

32)  Conservation Technolog)1 Information Center, Ptirdue University, "National Tillage Trends (1990-2004)," aus 2004 National Crop Residue Management Survey Data, auf www.ctic. purdue.edu/ctic/ CRM2004/1990-2004data.pdf, angesehen 10. August 2005; FAO, Intensißiing Crop Production with Conservation Agriculture, auf www.fao.org/ag/ags/ aGSE/main.htm, angesehen 20. Mai 2003; Rolf Derpsch und J. R. Benites, "The Extent: of CA / No-tiliage Adoption Worldwide" zur Vorstellung auf dem Third World Congress on Conservation Agriculture, Nairobi, Kenia, 3.-7. Oktober 2005, E-Mail an Danielle Murray, Earth Policy Institute, 9. August 2005. 
33 - FAO, op. cit. Note 29  
34 - 'Algeria ro Convert Large Cereal Land to Tree-Planting," Reuters, 8. Dezember 2000; Souhail Karam, "Drought-Hit North Africa Seen Hunting for Grains," Reuters, 15- Ju» 2005.

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Wie bereits angemerkt versucht auch China, die weitere Ausdehnung der Wüsten durch eine „Große Grüne Mauer" aufzuhalten. Zusätzlich bezahlt man die Bauern in den bedrohten Provinzen dafür, dass sie ihre Anbauflächen mit Bäumen bepflanzen. Das Ziel besteht darin, zehn Mio. ha Getreideanbaufläche, und damit gut ein Zehntel der Getreide-Gesamtanbaufläche Chinas, mit Bäumen zu bepflanzen.36

In der Inneren Mongolei (Nei Monggol) pflanzt man Wüstensträu-cher zur Stabilisierung der Sanddünen, um so eine weitere Ausdehnung der Wüsten zu verhindern und das Land wieder für produktive Zwecke nutzbar zu machen. In vielen Fällen wurden Schafe und Ziegen gänzlich verbannt. Im Gebiet von Heiin, südlich der Provinzhauptstadt Hohhot, hat sich dank der Anpflanzung von Wüstensträuchern auf bereits aufgegebenen Kulturflächen der Boden auf der ersten rückeroberten Fläche des Gebiets mit einer Größe von 7.000 ha stabilisiert, und aufgrund dieses Erfolgs werden die Bemühungen zur Rückeroberung verlorener Flächen jetzt weiter ausgedehnt.37

Im Mittelpunkt der Strategie des Gebietes von Heiin steht der Wechsel von einer großen Anzahl an Schafen und Ziegen zu Milchvieh, wobei die Anzahl der Milchkühe zwischen 2002 und 2007 von 30.000 Tieren auf 150.000 erhöht werden soll. Die Rinder werden in abgeschlossenen Gebieten gehalten, sie ernähren sich von Maisstängeln, Weizenhalmen und einem dürreunempfindlichen luzernenartigen Viehfutter, das auf rückerobertem Land angebaut wird. Offizielle Vertreter vor Ort schätzen, dass sich durch dieses Programm das Einkommen in diesem Gebiet innerhalb dieses Jahrzehnts verdoppeln wird.38

Um den Druck auf die Weideflächen des Landes zu senken, ermutigt Peking die Viehbauern dazu, die Größe ihrer Schaf- und Ziegenherden um 40 Prozent zu senken. Doch in Gegenden, in denen der Reichtum an der Anzahl der Tiere gemessen wird und in denen die meisten Familien in Armut leben, sind derartige Senkungen nicht nur nicht einfach, sondern sogar höchst unwahrscheinlich, es sei denn, man böte den Hirten eine neue Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, ähnlich wie in Heiin.39

 

35 —Silvia Aloisi, "Senegal Mulls 'Green Wall' to Stop Desert Advance,' Reuters, 1. August 2005.
36 - Ratliff, op. cit. Note 23; Sun Xiufang und Ralph Bean, China Solid Wood Products Annual
Report 2002 (Peking: USDA, 2002). 3/ - Gespräch des Atitors mit Vertretern von Heiin, Innere Mongolei (Nei Monggol). 17. Mai 2002.  
38 - Ebenda.  
39 - U.S. Embassy, Crapes ofWrath in Inner Mongolin (Peking: Mai 2001). 

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Der einzig mögliche Weg, die Überweidung auf den zwei Fünfteln der Gesamtfläche der Erde, die als Weideland gelten, zu senken, besteht in einer Reduzierung der Herdengröße. Die riesigen Herden von Rindern, vor allem aber von Schafen und Ziegen, vernichten nicht nur die Vegetation, ihre Hufe zertrampeln auch die schützende Bodenkruste, die durch den Regen entsteht und den Boden gegen die Erosion schützt. In einigen Fällen besteht die einzige Lösung darin, die Tiere in Umzäunungen zu halten und ihnen ihr Futter dorthin zu bringen. Indien, das diese Praxis erfolgreich für seine blühende Milchgüterwirtschaft nutzt, könnte anderen Ländern dabei als Vorbild dienen.40

Da mit jedem Kahlschlag heftige Bodenverluste durch Erosion verbunden sind, bis sich der Wald wieder regeneriert hat, und so mit jedem weiteren Schlagen von Bäumen die Produktivität weiter sinkt, rechtfertigt der Schutz der verbliebenen Vegetation auch ein Verbot des Kahlschlags der Wälder zugunsten einer selektiven Holzentnahme. Durch eine Wiederherstellung der Baum- und Grasdecke der Erde würde der Boden vor der Erosion geschützt, das Überschwemmungsrisiko gesenkt und Kohlenstoff gebunden. Und es ist der einzige Weg, die Erde so wiederherzustellen, dass auch unsere Kinder und Enkel noch auf ihr leben können.

 

Die Befriedigung des Wasserbedarfs der Natur

Es gibt viele gute Gründe dafür, ein Gleichgewicht zwischen dem Angebot an Wasser und der Nachfrage danach zu schaffen. Wenn wir das nicht tun, werden die Wasserspiegel weiter sinken und es werden noch mehr Flüsse und Seen austrocknen. Wenn die Wasserspiegel sinken, während die Energiepreise steigen, werden die Kosten für das Wasser zur Bewässerung bis zu einem Punkt steigen, an dem die Bauern sich die Bewässerung nicht mehr leisten können. (Möglichkeiten zur Erhöhung der Effizienz bei der Bewässerung werden in Kapitel 9 vorgestellt werden und Möglichkeiten zur Reduzierung der Wasserverschwendung in Städten in Kapitel 11.)

In ihrem Buch Rivers for Life: Managing Water for People and Nature führen Sandra Postel und Brian Richter den National Water Act von Südafrika aus dem Jahr 1998 als Vorbild für andere Länder an. Das Gesetz hat zwei Hauptschwerpunkte: 

 

40)  Angaben zu Indiens Milchindustrie aus A. Banerjee, "Dairying Systems in India." World Animal Review, Vol. 79/2 (Rom: FAO, 1994).

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Erstens muss der grundlegende Bedarf aller an Trinkwasser, Wasser zum Kochen und für sanitäre Zwecke sowie für andere grundlegende Bedürfnisse befriedigt werden. Dies wird in dem Gesetz als nichtverhandelbares Kontingent bezeichnet. Außerdem wird auch noch Wasser benötigt, um die Ökosysteme der Flüsse in ihrer Funktion zu unterstützen, „damit die Artenvielfalt und die wertvollen Dienste, die diese Ökosysteme für die Gesellschaft leisten, erhalten bleiben".41

Es ist nicht immer einfach, die minimale Wassermenge bereitzustellen, damit der spezifische Bedarf von flussabwärts gelegenen Ökosystemen, wie Auendeltas oder Feuchtgebieten, befriedigt werden kann. Manchmal braucht es beispielsweise eine hohe Fließmenge, um den Süßwasserbedarf einer Flussmündung zu decken. Zu anderen Zeiten könnten die Bedürfnisse der dort laichenden Fische den ökologischen Wasserbedarf beeinflussen. In einer in Australien durchgeführten Studie der World Conservation Union (IUCN) heißt es, der Mowamba-Äquadukt sei nach 100 Jahren endgültig geschlossen worden, damit die Fließmenge des Snowy River wieder ansteigen könne. Diese Maßnahme, dank der die Fließmenge des Flusses von drei Prozent des natürlichen Niveaus auf sechs Prozent angestiegen ist, ist die erste in einer ganzen Reihe von Maßnahmen, die darauf ausgerichtet sind, die Fließmenge bis auf 28 Prozent des natürlichen Niveaus zu erhöhen und damit die natürlichen Funktionen des Flusses wiederherzustellen. Im Murray-Darling-Becken in Australien konnte die Wildtierpopulation wiederhergestellt werden, nachdem einem Fluss zusätzlich Wasser aus einer Speicheranlage zugeführt und damit die Fließmenge des Flusses erhöht wurde. In dem IUCN-Bericht heißt es: „erstmals seit 1979 brüteten dort wieder Silberreiher, außerdem gab es jetzt neun Arten von Fröschen sowie einheimische Fische."42

Das wohl bekannteste Beispiel einer Wasserrückführung zur Wiederherstellung und Förderung maritimer Lebensräume - und das mit dem größten Ausmaß - befindet sich in Kalifornien. 1992 hat der US-Kongress ein Gesetz verabschiedet, mit dessen Hilfe der allgemeine Gesundheitszustand der Lebensräume für Fische und Wildtiere im Flusssystem der Flüsse Sacramento und San Joaquin verbessert werden sollte, darunter auch das Gebiet, in das die Lachse zum Laichen kommen. Zunächst, so berichtet Sandra Postel in Pillar of Sand, sah der

 

41 - Sandra Postel und Brian Richter, Rivers for Life: Managing Water for People and Namre (Washington, DG Island Press, 2003), S. 85. 
42 — Megan Dyson, Ger Bergkamp und John Scanion, Hrsg., Flow: The Essentiab of
Environmental Flows (Gland, Schweiz und Cambridge, GB: World Conservation Union— IUCN, 2003), S. 2.

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Kongress dafür ungefähr eine Million Kubikmeter Wasser vor - etwa 10 Prozent des jährlichen Verbrauchs des Central Valley Project. Bauern, die dadurch einen Teil ihres Wassers zur Bewässerung einbüßten, gingen gegen das Gesetz vor.43

Nach mehreren Jahren der Rechtsstreitigkeiten und der Verhandlungen zwischen Umweltschutzgruppen, Bauern, Vertretern der Regierung des Bundesstaates und anderen einigte man sich auf eine Lösung, die mehr oder weniger mit der ursprünglichen Intention des Kongresses übereinstimmte. Die erhöhte Fließmenge der beiden Flüsse, die sich zu einem vereinigen, bevor sie in die Bucht von San Francisco münden, trug auch zum Schutz des reichen Ökosystems der Bucht und der rund 120 dort lebenden Fischarten bei.44

Inzwischen sind derartige Bemühungen, die Fließmengen der Flüsse wiederherzustellen, um so die natürlichen Systeme mit dem nötigen Wasser zu versorgen, nichts Ungewöhnliches mehr. In den Vereinigten Staaten wurden buchstäblich Hunderte kleinerer Dämme eingerissen, um die Fließmenge der Flüsse wiederherzustellen und damit auch die natürlichen Systeme, wie die Laichgebiete der Fische.45

In Fällen, in denen der steigende Wasserbedarf die Wasservorräte in immer mehr Flussbecken übersteigt, besteht die Herausforderung darin, Richtlinien zu schaffen, anhand derer die verschiedenen Bedarfsarten befriedigt werden, wobei man erkennen muss, dass keine von ihnen im vollen Umfang befriedigt werden kann. Der Erfolg hängt dabei vom Vorhandensein von Institutionen und Vorgehensweisen ab, mit deren Hilfe die konkurrierenden Bedürfnisse gegeneinander abgewogen werden können und das Wasser so zugeteilt werden kann, dass die Gesellschaft als Ganzes den größten Nutzen davon hat - nicht nur eine kleine Gruppe einflussreicher Interessenvertreter, die auf Kosten anderer leben.

 

43 - Sandra Postel, Pillar ofSand (New York: W.W. Norton & Company, 1999), S. 121-22.  
44 - Ebenda.  
45-John Tibbetts, "Making Amends: Ecological Restoration in die United States,, Environmental Health Perspectives, Vol. 108, Nr. 8 (August 2000), S. A357-A361.

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Die Wiederbelebung der Fischbestände

Seit Jahrzehnten versuchen die Regierungen, einzelne Fischbestände durch Beschränkungen der Fangmengen bestimmter Fischarten zu retten, und manchmal hat das auch funktioniert. Manchmal aber auch nicht, dann sind die Fischbestände zusammengebrochen. In den letzten Jahren gibt es zunehmend Unterstützung für eine andere Herangehensweise an das Problem: die Schaffung von sogenannten Meeresschutzgebieten oder Meeresparks. Ein Netzwerk solcher Meeresschutzgebiete wird als „eine Reihe von Meeresreservaten innerhalb einer biogeographischen Region" definiert, „die durch die Verbreitung von Larven und durch die Migration von Jungtieren und ausgewachsenen Exemplaren miteinander verbunden sind." Schutzgebiete dienen als natürliche Brutplätze und tragen dazu bei, dass die Population in der Umgebung wieder steigt.46

Auf dem World Summit on Sustainable Development 2002 in Johannesburg haben die Küstenländer zugesichert, nationale Netzwerke von Meeresschutzgebieten zu schaffen, die zusammen ein weltweites Netz derartiger Schutzgebiete bilden würden. Auf dem World-Parks-Kon-gress 2003 in Durban haben die Delegierten die Empfehlung ausgesprochen, 20 bis 30 Prozent jedes Meeresbiotops für den Fischfang zu sperren. Das wären 0,5 Prozent der Meeresgewässer, die derzeit zu Meeresschutzgebieten unterschiedlichster Größe gehören im Vergleich zu den zwölf Prozent Landfläche weltweit in Naturschutzgebieten.47

Ein Team britischer Wissenschaftler unter der Führung von Dr. Andrew Balmford von der Conservation Biology Group der Cambridge Universität hat auf der Grundlage von Daten von 83 relativ kleinen, sinnvoll verwalteten Schutzgebieten einmal die Kosten für derartige Meeresschutzgebiete im großen Maßstab analysiert. Dabei kamen sie zu dem Schluss, dass das Betreiben von Schutzgebieten, die 30 bis 40 Prozent der Ozeane der Welt umfassten, jährlich 12 bis 14 Milliarden Dollar kosten würde. Allerdings sind dabei die zusätzlichen Einkünfte aus sich erholenden Fischbeständen nicht berücksichtigt worden, durch die die tatsächlichen Ausgaben sinken würden.48

 

46)  Definition von Netzwerken von Meeresschutzgebieten aus "Scientific Consensus Statement on Marine Reserves and Marine Protected Areas," vorgelegt auf der Jahresversammlung von AAAS, 15.-20. Februar 2001, zu den ersten Unterzeichnern gehören Steven Gaines, Jane I.ubchenco, Stephen Palumbi und Megan Detheir, S. 2.  
47)  Andrew Balmford et al., "The Worldwide Costs of Marine Protected Areas," I'roceeMngs ofthe National Academy of Sciences, Vol. 101, Nr. 26 (29. Juni 2004), S, 9,694.....97; "Costs of a Worldwide System of Marine Parks." Pressemitteilung (York: The Universtty of York, 12. Juli 2004).

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Bei der Schaffung eines globalen Netzwerkes von Meeresschutzgebieten stehen der Schutz und die mögliche Aufstockung des jährlichen Hochseefischfangs im Wert von 70 bis 80 Milliarden Dollar auf dem Spiel. Balmford sagte dazu: „Unsere Studie lässt vermuten, dass wir uns die Bewahrung der Meere und ihrer Ressourcen unbegrenzt leisten könnten und die Kosten dafür wären weitaus geringer als das, was wir derzeit für Subventionen ausgeben, um sie ökologisch unverträglich auszubeuten."49

Callum Roberts von der Universität von York, ein Co-Autor der Studie, merkte an: „Wir haben die Aufgabe der Schaffung von Meeresschutzgebieten ja gerade erst in Angriff genommen. Hier in Großbritannien gehört nur ein lausiges Fünfzigstel eines Prozents unserer Meeresgewässer zu Meeresschutzgebieten und nur ein Fünfzigstel der Gesamtheit all dieser Schutzgebiete ist für den Fischfang gesperrt." Doch die Meere werden weiter durch ökologisch unverträgliche Befischung, Wasserverschmutzung und die Ausbeutung von mineralischen Lagerstätten geschädigt. Außerdem würden durch die Schaffung des globalen Netzwerks von Meeresschutzgebieten — der „Serengetis der Meere", wie sie von einigen genannt werden — mehr als eine Million Arbeitsplätze entstehen. Weiter sagt Roberts: „Es gibt keinen effek tiveren Weg dafür zu sorgen, dass die Meeresbewohner länger leben, größer werden und mehr Nachwuchs haben, als bestimmte Gebiete für den Fischfang zu sperren."50

Jane Lubchenco, die ehemalige Präsidentin der American Association for the Advancement of Science, unterstrich das von Roberts Gesagte durch die Veröffentlichung eines von 161 führenden Meereswissenschaftlern unterzeichneten Aufrufs zu schnellem Handeln bei der Schaffung des globalen Netzwerks von Meeresschutzgebieten. Unter Bezugnahme auf die Erfahrungen aus einer Reihe von Meeresschutzgebieten sagte sie: „Überall auf der Welt macht man unterschiedliche Erfahrungen, doch die grundlegende Botschaft ist überall dieselbe: die Idee der Meeresschutzgebiete funktioniert und sie tut es sehr schnell. Es ist nicht mehr die Frage, ob wir vollständig geschützte Meeresgebiete einrichten sollen, sondern nur noch wo." 51)

 

48)  Balmford et al, op. cit. Note 44; Tim Radford, "Marine Parks Can Solve Global Fish Crisi Experts Say," Guardian (London), 15. Juni 2004,  
49)  Balmford op. cit. Note 44; Radford, op. cit. Note 45.  
50) - Radford, op. cit. Note 45; Richard Black, "Protection Needed for 'Marine Serengetis,'
BBC News, 6. August 2003; Balmford et al., op. cit. Note 44.

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Die Unterzeichner des Aufrufs merken an, dass sich das Leben im Meer nach der Schaffung solcher Schutzgebiete sehr schnell verbessert. In einer Fallstudie über eine Schnapperkolonie vor der Küste Neuenglands hat sich gezeigt, dass die Fischer, die zunächst vehement gegen die Einrichtung des Schutzgebiets protestiert hatten, die Idee heute verteidigen, weil sie gesehen haben, dass die Schnapperpopulation seit Einrichtung des Schutzgebietes um das 40-Fache gestiegen ist. In einer Studie im Golf von Maine wurden in drei Meeresschutzgebieten mit einer Gesamtgröße von 17.000 Quadratkilometern alle Arten des Fischfangs, die Bodenfische gefährden, verboten. Ganz unerwartet profitierten von dieser ungestörten Umgebung auch die Jakobsmuscheln und die Population stieg innerhalb von fünf Jahren um das 9 bis 14-Fache an. Dieser Anstieg innerhalb der Schutzgebiete führte dazu, dass auch die Population außerhalb der Schutzgebiete stark anwuchs. Die 161 Wissenschaftler, die den Aufruf unterzeichnet hatten, bemerkten, dass innerhalb von ein oder zwei Jahren nach Einrichtung eines Meeresschutzgebietes die Dichte der Populationen um 91 Prozent anstieg, die Größe der Fische im Durchschnitt um 31 Prozent zunahm und die Artenvielfalt bei Fischen um 20 Prozent stieg.52

Obwohl die Schaffung solcher Meeresschutzgebiete ganz sicher absolute Priorität bei den langfristigen Bemühungen zum Schutz der Ökosysteme der Meere hat, sind doch auch noch andere Maßnahmen notwendig. Eine davon besteht darin, den Nährstoffzufluss durch das Einleiten von Düngemitteln und ungeklärten Abwässern ins Meer zu reduzieren. Dieser erhöhte Nährstoffzufluss verursacht ein massiv verstärktes Wachstum von Algen. Wenn diese dann absterben, absorbieren sie beim Abbauprozess den gesamten freien Sauerstoff im Wasser, so dass das dortige Leben im Meer zugrunde geht. Heute gibt es bereits 146 zeitweise oder dauerhaft tote Zonen überall in den Weltmeeren, sei es im Golf von Mexiko, in der Ostsee oder vor der Ostküste Chinas.53

Eine der bekanntesten dieser toten Zonen befindet sich im Golf von Mexiko, nahe der Einmündung des Mississippi. Dieses Gebiet,

 

51 - American Association for the Advancement of Science (AAA.S), "Leading Marine Scienrists Release New Evidence that Marine Reserves Produce Enormous Benefits within Their Boundaries and Beybtid," Pressemitteilung (Washington, DC: 12. März 2001); "Scientific Consensus Statement,'1 op. cit. Note 43.

52.....AAAS, op. cit. Note 48; "Scientific Consensus Statement," op. cit. Note 43.

53 - R. J. Diaz, J. Nestlerode und M. L Diaz, "A Global Perspecrive on rlie Effects of Eutrophi-cation and Hypoxia on Aquatic Biota," in G. L. Rupp und M. D. White, Hrsg., Ptoceedinp of the 7tb Annual Symposium on Fish Physiology, Toxicology and Water Quality, Estland. 12.-15. Mai 2003 (Athens, GA: U.S. Environmental Protection Agency, Ecosystems Research Division, 2004); United Nations Environment Programme (UNEP), GEO Yearhook 2003 (Nairobi: 2004).

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das etwa die Größe von New Jersey hat, trägt dazu bei, dass die maritime Artenvielfalt und die Ausbeute aus diesem traditionell sehr produktiven Gewässer deutlich gesunken sind. Durch den Einsatz von Methoden zur Bodenbearbeitung, bei denen gar nicht oder nur wenig bearbeitet wird, durch das Aufbringen nur genau der Menge Dünger, die die Pflanzen auch tatsächlich benötigen, sowie durch das Anpflanzen von Puffer- und Filterstreifen entlang des Mississippi und seiner Nebenflüsse könnte der Zufluss von Nährstoffen besser kontrolliert werden.

Und schließlich müssen die Regierungen endlich die Fischfangsubventionen abschaffen. Inzwischen gibt es so viele Schlepper, dass ihre Fangkapazitäten fast doppelt so groß sind wie die Menge, die die Ozeane überhaupt umweltverträglich liefern können. Das Betreiben eines Netzwerks von Meeresschutzgebieten, die 30 Prozent der Ozeane ausmachen würden, würde nur 12 bis 14 Milliarden Dollar kosten — und das ist weitaus weniger als die 15 bis 30 Milliarden Dollar, die die Regierungen heute an Fischereisubventionen ausgeben.55

 

Der Schutz der Artenvielfalt in Flora und Fauna

Zwei Faktoren sind entscheidend für die Erhaltung der außerordentlichen Artenvielfalt der Erde: die Stabilisierung der Bevölkerungszahlen und die des Klimas. Wenn die Weltbevölkerung bis zur Mitte des Jahrhunderts auf neun Milliarden Menschen ansteigt, könnten zahllose weitere Tier- und Pflanzenarten ganz einfach von der Erde verdrängt werden. Und wenn die Kohlendioxidwerte und die Temperaturen weiter ansteigen, wird jedes Ökosystem davon betroffen sein.

Die sinnvollste Möglichkeit zum Schutz der Artenvielfalt der Erde besteht darin anzustreben, dass die mittlere Prognose der UN zum Bevölkerungswachstum, bei der die Weltbevölkerung im Jahr 2041 mit 7,8 Milliarden Menschen ihren Höchstwert erreicht und danach nach und nach abnimmt, Realität wird. Da es immer schwieriger wird, die Produktivität der Böden weiter zu steigern, wären die Bauern im Falle eines fortdauernden Bevölkerungsanstiegs gezwungen, immer größere Teile des tropischen Regenwaldes im Amazonasgebiet, im Kongobecken und auf den äußeren Inseln Indonesiens abzuholzen.56

 

54 Diaz, Nestlerode und Diaz, op. cit. Note 50; UNEP, op. cit. Note 50; Mark Peters et al. "Reducing Nitrogen Flow to the Gulf of Mexico: Srrategies for Agriculture," AgrkulturAl Outlook, November 1999, S. 20-24.  
55 - Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Review of Fishcries in OECD Countries: Policies and Summary Statistics (Paris: 2003), S. 55-56; World Wildlife Fund, Hard Facts, Hidden Problems: A Review of Current Data on Fishing Subsidies (Washington, DC: 2001), S, ii; Balmfbrd et al., op. cit. Note 44; Radfbrd, op. cit. Note 45-

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In Zeiten zunehmender Wasserknappheit ist eine sinnvolle Wasserverwaltung der Schlüssel zum Schutz des maritimen Lebens. Wenn den Flüssen immer mehr Wasser zur Befriedigung des Wasserbedarfs der Menschen für die Bewässerung und zur Wasserversorgung der Städte entzogen wird, kann das Leben im Meer nicht überleben.

Die vermutlich bekannteste und beliebteste Möglichkeit zu versuchen, bestimmte Tier- und Pflanzenarten zu schützen, ist die Einrichtung von Schutzgebieten. Viele Millionen Quadratkilometer wurden bereits in Naturparks umgewandelt. Tatsächlich machen Naturparks und Naturschutzgebiete derzeit etwa zwölf Prozent der festen Erdoberfläche aus. Einige derartige Naturparks existieren in Entwicklungsländern bisher nur auf dem Papier, doch wenn es mehr Ressourcen dafür gäbe, könnten auch sie endlich Wirklichkeit werden.57

Vor etwa 15 Jahren haben Norman Myers und andere Wissenschaftler die Idee sogenannter „Hotspots" entwickelt — Gebiete mit besonders großer Artenvielfalt, die deshalb verdienten besonders geschützt zu werden. Diese Idee half dem World Wide Fund for Nature, Conservation International, The Nature Conservancy und vielen anderen Organisationen und den Regierungen dabei, ihre Bemühungen zum Artenschutz stärker zu konzentrieren. Die 34 ausgewiesenen „Hotspots" machten einst 16 Prozent der Landoberfläche der Erde aus, heute sind es weniger als drei Prozent, was größtenteils der Zerstörung der Lebensräume zuzuschreiben ist. Und so war es ganz sicher ein Schritt in die richtige Richtung, die Bemühungen zum Artenschutz auf diese artenreichen Gebiete zu konzentrieren.58

Vor etwa 30 Jahren haben die Vereinigten Staaten den Endangered Species Act verabschiedet. Nach diesem Gesetz sind jegliche Handlungen, die eine bedrohte Spezies gefährden, verboten, darunter auch das Roden von Land für landwirtschaftliche Zwecke oder Wohnungsbau oder die Trockenlegung von Feuchtgebieten. Es gibt in den Vereinigten Staaten viele Arten, darunter auch der Weißkopfseeadler, die ohne dieses Gesetz inzwischen vielleicht schon ausgestorben wären.59 Die Spezies Mensch hat großen Einfluss darauf, ob dieser Planet für die Millionen anderer Arten, mit denen wir ihn teilen, bewohnbar bleibt. Doch dieser große Einfluss birgt auch eine große Verantwortung.

 

56)   Vereinte Nationen, World Population Prospeers: The 2004 Revision (New York: 2005).
57)  J.R. Pegg, "Global Forces Threaten World's Parks," Environment News Service, 27 August 2003. 
58)  Conservation International, "Biodiversiry Hotspots," aufwww.biodiversiryiiotspots.org/xp/  Hotspots, angesehen 10. August 2005; Steve Connor, "New Biodiversity Hotspots Revealed," hidependent (London), 7. September 2005. 
59)  U.S. Fish and Wildlife Service, The Endangered Species Act of 1973, aufwww.fws.gov/ endangered/esaall.pdf, angesehen 10. August: 2005.

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Der Haushalt zur Wiederherstellung der Erde 

 

Obwohl es in einigen Fällen an konkreten Daten mangelt, können wir die Kosten für eine Wiederaufforstung der Erde, den Schutz des Oberbodens, die Wiederherstellung der Weideflächen und Wiederbelebung der Fischbestände, die Stabilisierung der Wasserspiegel und die Erhaltung der Artenvielfalt ungefähr abschätzen. In den Fällen, in denen keine konkreten Daten vorliegen, arbeiten wir mit angenommenen Werten. Das Ziel besteht nicht darin, einen Satz präziser Zahlen zu erhalten, sondern eher einen Satz plausibler Kostenvoranschläge für einen Haushaltsplan zur Wiederherstellung der Erde. (Siehe Tabelle 8-1)60

Die Berechnung der Kosten für die weltweite Wiederaufforstung wird durch die vielen dabei benutzten Herangehensweisen erschwert. Wie bereits erwähnt ist eine der größten Erfolgsgeschichten die von Südkorea, das in den vergangenen vierzig Jahren mit Hilfe lokal mobilisierter Arbeitskräfte seine einst kahlen Berge und Hügel wiederaufgeforstet hat. Andere Länder, darunter auch China, haben ausgedehnte Wiederaufforstungsversuche unternommen, meist unter noch schlechteren arideren Bedingungen und mit weitaus weniger Erfolg. In der Türkei gab es ein ehrgeiziges Projekt zur Wiederaufforstung unter der Führung von NGOs, das größtenteils auf der Arbeit Freiwilliger basierte. Das gleiche gilt für Kenia, wo Frauengruppen unter der Führung von Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai 30 Millionen Bäume gepflanzt haben.61

60)  Zu den Quellen für Tabelle 8-1 gehören: Wiederaufforstung der Erde und Schutz des Oberbodens auf Anbauflächen - Lester R. Brown und Edward C. Wolf, "Reciaiming che Future," in Lester R. Brown et gl., State ofthe World 1988 (New York: W.W. Norton &C Company, 1988), S. 174, dabei Nutzung von Daten aus FAO, Fttelwood Suppties in the Devcloping Countries, Forcstry Paper AI (Rom: 1983); Sanierung der Weideflächen-UNER Status ofDesertification and Implementation ofthe Uniled Mations Plan of Artion to Combat Desertification (Nairobi: 1991), S. 73.....92; Meeresschutzgebiete - Balmford et al., op. cit. Note 44; Schutz der Artenvielfalt - World Parks Congress, "Financial Security ior Protected Areas,"
aufwww.iucn.org/themes/wcpa/wpc2003/pdfs/outputs/recornmeiida-tions/approved/english/html/r07.htm; World Parks Congress, "The Durban Accord," auf
w-ww.iucn.org/themes/wcpa/wpc2003/english/oiitputs/durban/durbanaccord.htm 

61) Chong, op. cit. Note 20; TEMA. op. cit. Note 22; "The Nobel Peace Prize 2004," Pressemitteilung, The Norwegian Nobel Committee, 8. Oktober 2004, auf www.nobelprize.org.

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Tabelle 8-1. Jährlich zur Sanierung der Erde benötigtes Budget  /   Quelle: Siebe Fußnote 60.

Maßnahme

Benötigte Mittel (Milliarden Dollar)

Wiederaufforstung weltweit

6

Schutz des Oberbodens auf Kulturflächen

24

Sanierung von Weideflächen

9

Sanierung der Fischbestände

13

Schutz der Artenvielfalt

31

Stabilisierung der Wasserstände

10

Gesamt

93

Da die bewaldeten Flächen in den Industrieländern der nördlichen Hemisphäre bereits wieder zunehmen, liegt der Schwerpunkt bei der Berechnung der Kosten für eine weltweite Wiederaufforstung auf den Entwicklungsländern. Zur Deckung des Bedarfs an Brennholz in diesen Ländern wären zusätzliche 55 Mio. ha Waldflächen nötig, und zur Befestigung des Bodens und zur Wiederherstellung der hydrologischen Stabilität bedürfte es weiterer rund 100 Mio. ha Wald in Tausenden Flusseinzugsgebieten in den Entwicklungsländern. Da es bei diesen beiden zu Überlappungen kommt, können wir die Gesamtfläche von 155 Mio. ha auf 150 Millionen senken, doch außerdem brauchte man noch zusätzliche 30 Mio. ha zur Produktion von Schnittholz, Papier und anderen Forstprodukten.62

Nur ein kleiner Teil der benötigten Bäume wird durch zusammenhängende Baumanpflanzungen entstehen. Der Großteil wird vielmehr an den Rändern von Dörfern, an Feldgrenzen, Straßenrändern, auf kleinen Grenzertragslandstücken und auf kahlen Hügeln angepflanzt Werden. Die Arbeitskräfte werden vor Ort rekrutiert, einige werden bezahlte Arbeitskräfte sein, andere freiwillige Helfer. Und fast alle werden in der Nebensaison arbeiten. In China erhalten Bauern, die dort, Wo sie einst Getreide anbauten, jetzt Bäume pflanzen, in den fünf Jahren, in denen die Bäume noch keine Frucht bringen, Kompensationszahlungen in Form von Getreide aus staatlichen Lagern.63

62)  Brown und Wolf, op. cit. Note 57, S. 175.

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Wiederaufforstung ist oft ein harter Kampf mit vielen Rückschlägen, weil die Böden in den entwaldeten Gebieten oft stark erodiert sind und kaum noch Nährstoffe enthalten. Selbst die aufopferungsvollste Pflege ist keine Garantie dafür, dass die Bäume auf diesen Grenzböden und unter den schlechten Bedingungen überleben.

Wenn man die Schätzungen der Weltbank zugrunde legt, laut denen Setzlinge 40 Dollar pro Tausend Stück kosten und annimmt, dass normalerweise 2.000 Setzlinge pro Hektar gesetzt werden, so ergeben sich pro Hektar Gesamtkosten von 80 Dollar für die Setzlinge. Die Arbeitskosten für das Anpflanzen von Bäumen sind hoch, da aber ein Großteil der Arbeit von Freiwilligen vor Ort übernommen werden würde, gehen wir davon aus, dass sich für die Setzlinge und die Arbeitskosten insgesamt eine Summe von 400 Dollar pro Hektar ergeben würde. Bei 150 Mio. ha Wald, die in den nächsten zehn Jahren angelegt werden müssten, wären es 15 Mio. ha pro Jahr und bei 400 Dollar pro Hektar ergäben sich somit jährliche Gesamtausgaben von sechs Milliarden Dollar.64

Zum Schutz des Oberbodens durch die Reduzierung der Erosion auf ein Maß, das mit dem der Neubildung von Boden übereinstimmt oder darunter liegt, sind zwei grundlegende Schritte notwendig. Einerseits muss höchst erosionsgefährdetes Land, das nicht kultiviert werden kann — und damit das geschätzte ein Zehntel der weltweiten Kulturflächen, auf dem etwa die Hälfte der weltweiten Erosion stattfindet — als landwirtschaftliche Nutzfläche aufgegeben werden. Für die Vereinigten Staaten hat das die Aufgabe von 14 Mio. ha Kulturfläche bedeutet. Die Kosten dafür, dass diese Flächen nicht mehr produktiv genutzt werden können, liegen bei etwa 125 Dollar pro Hektar. Insgesamt liegt die jährliche Summe, die den Bauern dafür bezahlt wird, dass sie im Rahmen von 10-Jahres-Verträgen auf diesen Flächen Bäume und Gras anpflanzen, bei fast zwei Milliarden Dollar.65)  

63)  Runsheng Yin et al., "Chinas Ecologicai Rehabilitation: The Unprecedented Efforts and Dramatic Impacts of Retorestarion and Slope Protection in Western China," in Woodrow Wilson International Center rot Scholars, China Environment Forum, China Environment Series, Ausgabe 7, Washington, DC, 2005, S. 17-32.  
64)  Brown und Wolf, op. cit. Note 57, S. 176. 
65)  Ebenda., S. 17:3-74.

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Der zweite Schritt betrifft die verbleibenden Flächen, auf denen die Erosion ebenfalls sehr stark ist — also stärker ist als die Neubildung der Böden — und den dortigen Einsatz von Methoden zur Erhaltung des Bodens. Dazu gehört unter anderem, Anreize für die Bauern zu schaffen, derartige Methoden, wie den Anbau quer zur Hangneigung, Zwischenfruchtanbau und zunehmend Methoden mit minimaler bzw. ohne Bearbeitung des Bodens anzuwenden. Die Ausgaben dafür liegen in den Vereinigten Staaten bei jährlich rund einer Milliarde Dollar.66

Wenn man diese Schätzungen in den Weltmaßstab setzt, so ist davon auszugehen, dass rund zehn Prozent der weltweiten Kulturflächen zu den höchst erosionsgefährdeten Böden zählen und mit Gras oder Bäumen bepflanzt werden sollten, bevor der Oberboden abgetragen wird und das Land zu Ödland wird. Sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in China, den beiden führenden Produzenten von Lebensmitteln, auf die zusammen ein Drittel der weltweiten Getreideernte entfällt, besteht das offizielle Ziel darin, ein Zehntel der Anbauflächen stillzulegen. In Europa wären es vermutlich etwas weniger als zehn Prozent, doch in Afrika und den Andenstaaten läge der Wert deutlich höher. Für die Welt insgesamt scheint die Umwandlung von etwa zehn Prozent der höchst erosionsgefährdeten Kulturflächen in Waldflächen und Grasland ein angemessenes Ziel zu sein. Da dies in den Vereinigten Staaten, die nur ein Achtel der weltweiten Anbauflächen repräsentieren, etwa zwei Milliarden Dollar kostet, würden die Kosten weltweit bei jährlich etwa 16 Milliarden Dollar liegen.67

Wenn man annimmt, dass die Notwendigkeit zur Anwendung von Methoden zum Schutz vor Erosion im Rest der Welt genauso hoch ist wie in den Vereinigten Staaten, multiplizieren wir die Ausgaben in den USA wieder mit acht und erhalten so eine Gesamtsumme von 8 Milliarden Dollar für die ganze Welt. Wenn man nun die beiden Komponenten addiert - 16 Milliarden Dollar für die Aufgabe von höchst erosionsgefährdeten Flächen und 8 Milliarden Dollar für den Einsatz von Methoden zur Erhaltung des Bodens - so ergeben sich damit jährlich 24 Milliarden Dollar für die ganze Welt.68

Bezüglich der Kosten für den Schutz und die Wiederherstellung der Weideflächen berufen wir uns auf die Angaben im United Nations Plan ofAction to Combat Desertißkation.69 Laut diesem Plan, dessen Schwerpunkt die Trockengebiete der Welt bilden, in denen fast 90 Prozent aller Weideflächen liegen, würden die Kosten dafür bei geschätzten 183 Milliarden Dollar über einen Zeitraum von 20 Jahren liegen - oder bei neun Milliarden Dollar pro Jahr. 

66)  Ebenda., S. 174.  
67)  Ebenda. 
68)  Ebenda.  
69)  Anm. d. Übers.: wörtlich: Aktionsplan der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Ausbreitung det Wüsten

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Zu den wichtigsten Maßnahmen bei der Sanierung der Weideflächen gehören eine bessere Verwaltung der Weideflächen, finanzielle Anreize zur Eliminierung der Überbestände und eine Wiederbepflanzung mit angemessenen Ruheperioden, in denen die Beweidung der Flächen verboten wäre.70

Dies ist ein kostspieliges Unterfangen, doch jeder einzelne Dollar, der in die Wiederherstellung der Weideflächen investiert wird, würde einen Gewinn von 2,50 Dollar in Form von Einnahmen durch die erhöhte Produktivität der Ökosysteme der Weideflächen bringen. Unter gesellschaftlichen Gesichtspunkten gehören die Länder mit den größten Viehbeständen, in denen sich der Großteil der Weideflächen konzentriert, deren Qualität sich verschlechtert hat, ausnahmslos zu den ärmsten der Welt. Die Alternative zu einem aktiven Vorgehen, die darin bestünde, die Verschlechterungen zu ignorieren, würde nicht nur einen Verlust der Produktivität der Böden mit sich bringen, sondern letztlich einen Flüchtlingsstrom von mehreren Millionen Menschen verursachen, von denen einige in die nahe gelegenen Städte migrieren und andere in andere Länder flüchten würden.71)

Die Bemühungen zur Wiederbelebung der Fischbestände der Meere konzentrieren sich hauptsächlich auf die Schaffung eines weltweiten Netzwerks von Meeresschutzgebieten, die insgesamt 30 Prozent der Weltmeere umfassen würden. Für die Ausgaben in diesem Bereich beziehen wir uns auf die bereits früher in diesem Kapitel erwähnten genauen Berechnungen des britischen Wissenschaftlerteams, das die Ausgaben mit etwa 13 Milliarden Dollar jährlich beziffert.72

Für den Schutz der Tiere und Pflanzen sind die Kosten etwas höher. Der World-Park-Kongress schätzt, dass jährlich etwa 25 Mrd. $ zur Verwaltung und zum Schutz von Gebieten fehlen, die bereits als Parks vorgesehen sind. Zusätzlich benötigte Gebiete, darunter auch diejenigen unter den artenreichen „Hotspots", die noch nicht zu den für Parks vorgesehenen gehören, würden vermutlich weitere sechs Milliarden Dollar pro Jahr kosten, so dass sich eine Gesamtsumme von 31 Milliarden Dollar ergäbe.73

70)  UNEP, op. cit. Note 57. $-Summen von 1990 auf 2004 umgerechnet unter Einbeziehung der impliziten Preisdeflatoren aus U.S. Department of Commerce, Bureau of Economic Analysis, "Table C.l. GDP and Other Major NIPA Aggregates," in Survey of Current Business, September 2005, S. D-48.  
71)  H.E. Dregne und Nan-Ting Chou, "Global Desertification Dimensions and Costs," 9
Degradation and Restoration of Arid Lands (Lubbock, TX: Texas Tech. University, 1992) ....  
72) Balmford et al. op. cit. Note 44.

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Für einen Bereich, die Stabilisierung der Wasserspiegel, liegen keine Schätzungen der Kosten vor, hier können wir nur raten. Der Schlüssel zur Stabilisierung der Wasserspiegel ist die Steigerung der Wasserproduktivität. Die Grundlage dafür bilden die Erfahrungen, die wir seit etwa einem halben Jahrhundert gesammelt haben, als die Welt begann, die Bodenproduktivität systematisch zu erhöhen. Um ein vergleichbares Modell für Wasser zu entwerfen sind folgende Elemente nötig: Forschung zur Entwicklung effizienterer Bewässerungsmethoden und -technologien, Verbreitung der so gewonnen Erkenntnisse unter den Bauern und wirtschaftliche Anreize für diese, damit sie die verbesserten Bewässerungsmethoden und -technologien auch annehmen und einsetzen.

Die Möglichkeiten zur Erhöhung der Wasserproduktivität sind weitaus geringer als die im Falle der Bodenproduktivität. Tatsächlich wird nur ein Fünftel der weltweiten Kulturflächen überhaupt bewässert. Für die Verbreitung der Forschungsergebnisse im Bereich Bewässerung gibt es derzeit zwei Möglichkeiten: Einerseits könnte man die landwirtschaftlichen Extension Services nutzen, die ins Leben gerufen wurden, um die Bauern über neue Erkenntnisse zu einem breiten Themenspektrum zu informieren, zu dem auch die Bewässerung gehört. Eine andere Möglichkeit wären die Interessenverbände der Wasserverbraucher, die es in vielen Ländern gibt. Bei letzteren bestünde der Vorteil, dass sie sich ausschließlich mit Wasser beschäftigen.74

Zur effektiven Nutzung der unterirdischen Wasservorräte muss man die Wassermenge, die abgepumpt wird, sowie die Geschwindigkeit, mit der sie sich wiederauffüllen, kennen und darüber liegen in den meisten Ländern leider keine Informationen vor. Um herauszufinden, wieviel Wasser entnommen wird, könnte man, wie in Jordanien und Mexiko bereits geschehen, Messgeräte an den Pumpen der Bewässerungsbrunnen installieren.75) 

In einigen Ländern könnte das Geld zur Ausfinanzierung von Programmen zur Steigerung der Wasser­produktivität durch eine Streichung von Subventionen aufgebracht werden, die heute häufig zu einem verschwenderischen Umgang mit Wasser bei der Bewässerung ermutigen. In einigen Fällen handelt es sich dabei um Stromsubventionen, wie in Indien, in anderen Fällen ermöglichen es diese Subventionen, Wasser zu Preisen unterhalb der eigentlichen Kosten zu erwerben, wie in den Vereinigten Staaten.

Was die weltweit benötigten zusätzlichen Mittel angeht, einschließlich der Gelder für die wirtschaftlichen Anreize für Bauern zur Nutzung effizienterer Methoden und Technologien, so gehen wir davon aus, dass hier zusätzliche Ausgaben in Höhe von zehn Milliarden Dollar76) jährlich nötig wären.

Zusammen erfordert die Wiederherstellung der Welt zusätzliche Aufwendungen von 93 Milliarden Dollar pro Jahr. Viele werden sich fragen, ob sich die Welt das leisten kann. Doch die einzig angemessene Frage wäre, ob die Welt es sich leisten kann, diese Investitionen nicht zu tätigen.

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73)  World Parks Congress, "Ruanda! Security f'or Protected Areas" und "The Durban Accord," op. cit. Note 57.
74)   Bewässerte Anbauflächen aus FAO, op. cit. Note 6, Update zu Landflächen 4. April 2005.
75)  Angaben zu Jordanien aus Gardner-Outlaw und Robert Engelman, Sustaining Waten Urning Sauxily: A Second Update (Washington, DC: Population Action International, 1997); 
     Angaben zu Mexiko aus Sandra Postel, Last Oasis (New York: W.W! Norton & Company, 1997), S. 150-51.
76)  Postel, op. dt. Note 40. S. 230-35; Postel, op. dt. Note 71, S. 167-68.

 

 

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