Tom BurgisKleptopia
Wie
Geheimdienste, Banken
2020 bei HarperCollins NYC 2021 im Westend-Verlag, 441 Seiten
2022 Sonderausgabe für die
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2020 441 Seiten wikipedia.Autor DNB.name (8) DNB.person DNB nummer (4) detopia |
westendverlag.de/buch/kleptopia Leseprobe Verlag pdf bis s22 mit Inhalt
Inhalt 2020 Kleptopia Eine Anmerkung zur Wahrheit (9) Liste der Akteure (10)
Anmerkungen (362)
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Teil I - KRISE (15) 1 Der Dieb 17 2 Ein Fest 23 3 Tunnel 41 4 Der Doppelstaat 46 5 Die Silhouette 60 6 Mr. Billy 64 7 Das Ende 75 8 Der gefallene Oligarch 77 9 Streng geheim 87 10 Rückzahlung der Schulden 89 11 Der Informant 91 12 Realität 106
Teil II - KOKON (109) 13 Anfänge 111 14 Big Yellow 121 15 Wachhunde 137 16 Die Savarona 140 17 Nicht in den Büchern 147 18 Das Reich Gottes 155 19 Angst 159 20 Stabilität 173 21 »Too Big to Jail« 188 22 Sascha und Seva 190 23 Der Becherling 203 24 Alles hat seine Richtigkeit 207 25 Ein echtes Drecksloch 216 26 Mut zum Risiko 224 27 Doubles 226 28 Das System 231
Teil III - ENTPUPPUNG (237) 29 Eroberung 239 30 Privatsphäre 245 31 Die Brücke 250 32 Sein Pfotenabdruck fehlt 256 33 Gewinner 262 34 Heiliger oder Sünder 269 35 Die Zukunft 290 36 Der Mann ohne Vergangenheit 293 37 Es ist vorbei 307 38 Die Geschichte, die man präsentiert 310 39 Alternative Fakten 318 40 Quid pro quo 329 41 Ganz normale Geschäftspraxis (348) |
Pressestimmen
„Burgis schreibt im Grunde einen investigativen Thriller, er vermittelt ständig den Eindruck, man wäre bei Gelegenheiten dabei, bei denen eigentlich höchste Geheimhaltung herrschen musste.“ -- Der Standard
„Von Trump-Immobilien im Westen bis zu den Ölfeldern im Osten – Kleptopia berichtet von Dieben und grundkorrupten Ländern. Von Bankern, deren Machenschaften oft leider nur von Whistleblowern aufgedeckt werden. Geschrieben wie ein spannender Roman – aber leider ein Tatsachenreport.“ -- ARD / titel, thesen, temperamente
„Das Geschäft mit geraubten Bodenschätzen ist verhängnisvoll für Menschen und politische Systeme in Afrika. Mit seinem Buch deckt der Journalist Tom Burgis Strukturen auf, die dieses Geschäft ermöglichen; und macht Machtkonstellationen sichtbar, die bisher der Öffentlichkeit größtenteils verborgen waren.“ -- Deutschlandradio Kultur Lesart
„Eine atemberaubende Reise durch den Teil des afrikanischen Kontinents, den die Welt als ihre Mine benutzt. … Burigs beschreibt präzise die Symptome einer Wirtschaft, die einseitig am Export von Rohstoffen festhält.“ -- Die ZEIT
„Ein exzellentes Buch … Burgis deckt schonungslos und faktenreich auf, was hinter dem steckt, was der Autor die „Plünderungsmaschine“ nennt … und verliert nie den Blick für das Ganze, für die Tatsache, dass er und jeder Leser indirekt selbst mitverantwortlich dafür ist, dass Afrika ausgeplündert wird … ein wichtiges Buch zur richtigen Zeit.“ -- Deutschlandfunk Andruck
„Burgis gehört zu den wenigen, die den Ressourcenfluch entschlüsseln, und zwar in einer seltenen empirischen Tiefe.“ -- Süddeutsche Zeitung
„Afrika ist reich an Rohstoffen, aber die Bevölkerung bleibt arm und wird ärmer, wie in dem Buch hervorragend gezeigt wird: Konzerne und Machthaber machen ihre eigenen Geschäfte.“ -- Basler Zeitung
„Ein großartiges und niederschmetterndes Buch … ein Wirtschaftskrimi“ -- SWR2
„Burgis’ Buch liest sich wie ein Spionageroman – packend und verstörend bis zur letzten Seite.“ -- Saldo
„Ein ausgezeichnetes und gut recherchiertes Buch … Der großartige Wert liegt in den besonderen Details, der Erzählkunst und den Charakteren, die Burgis vorstellt. Ein schillerndes Buch voll lebhafter investigativer Berichterstattung.“ -- LITERARY REVIEW
„Ein großartiges Sammelbuch über die Ausbeutung … [Burgis] hat den Ärmsten der Armen einen großen Dienst erwiesen.“ -- FINANCIAL TIMES
„Enthüllend … Dieses intelligente Buch sollte uns alle ins Stocken bringen, wenn wir unsere Autos mit Benzin volltanken.“ -- THE SUNDAY TIME
Wenn Korruption nicht nur ein Problem, sondern das System ist 2. Oktober 2021 Florian Rötzer mit Tom Burgis Tom Burgis über Geheimdienste, die Macht von Banken und Konzernen sowie den Aufstieg einer transnationalen Kleptokratie URL heise Wenn-Korruption-nicht-nur-ein-Problem sondern-das-System-ist-6206695 Tom Burgis ist als investigativer Auslandsreporter für die britische Financial Times tätig. Die dortige Investigativabteilung bestätigte ihren Ruf bei der Wirecard-Affäre gegen alle deutschen Widerstände. In Deutschland wurde Burgis mit seinem Afrika-Buch Der Fluch des Reichtums über Warlords, Konzerne, Schmuggler und die Plünderung Afrikas bekannt. "Er macht Machtkonstellationen sichtbar, die bisher der Öffentlichkeit größtenteils verborgen waren", schrieb der Deutschlandfunk. Auch in seinem Buch Kleptopia geht es Burgis um Macht, die sich im Hintergrund hält: Wie "Geheimdienste, Banken und Konzerne mit schmutzigem Geld die Welt erobern". Florian Rötzer sprach mit ihm. Das Interview erschien zuerst bei Krass&Konkret URL dieses Artikels: buchkomplizen.de/kleptopia.html
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Interview 2021 Rötzer-Burgis 1) Rötzer: In Ihrem neuen Buch beschreiben Sie den Aufstieg einer transnationalen Kleptokratie, die heute eine noch nie dagewesene Machtfülle mit Techniken zur Wäsche von Milliarden von Dollar an schmutzigem Geld und politischer Korruption in großem Maßstab erlangt hat. Dennoch scheint sich die breite Öffentlichkeit dieser Probleme und ihrer Auswirkungen auf ihr Leben nicht bewusst zu sein. Können Sie beschreiben, was Ihrer Meinung nach die größten Folgen dieser Kleptokratie sind und warum wir uns darum kümmern sollten? Burgis: Ernest Hemingway hat einmal beschrieben, wie man bankrottgeht: "Allmählich, dann plötzlich." Das Gleiche gilt für den Verlust der Demokratie. Langsame Erosionen und dann, plötzlich, der Zusammenbruch. Deutschland in den 1930-er Jahren erinnert uns daran. Oder jede der jungen lateinamerikanischen und afrikanischen Demokratien nach dem Zweiten Weltkrieg, die durch Militärputsche ausgelöscht wurden. Der schleichende Teil ist die Korruption: Die lange, langsame Aushöhlung der Institutionen, die die Macht unter dem Volk verteilen. Das heißt, unabhängige Parlamente, Rechtsstaatlichkeit, freie Presse. Der plötzliche Teil ist immer von den jeweiligen Umständen geprägt, auch wenn bestimmte Merkmale immer wieder auftreten. Ein Personenkult und eine Stammesgeschichte, um ein Programm des Diebstahls zu verschleiern; eine offene Missachtung der Normen, die persönliche Interessen und politische Ämter trennen; die Darstellung eines Anderen, eines Feindes, als Verderber der Gesellschaft, um von der eigenen Korruption abzulenken. All dies war vorhanden, als ein autoritärer Kleptokrat namens Donald Trump die amerikanische Demokratie beinahe beendet hätte. Warum sollte uns das interessieren?
Wenn wir aufmerksam sind, werden diejenigen von uns, die das Glück haben, an
Orten geboren zu sein, die sich unabhängiger Parlamente, der
Rechtsstaatlichkeit und einer freien Presse erfreuen, bemerken, dass diese
Institutionen gegen sich selbst gerichtet sind. Sie werden von den Kräften
der Kleptokratie gekapert.
2) Wie unterscheidet sich denn eine Kleptokratie von Korruption? Burgis: In einem repräsentativen politischen System ist die Korruption eine Anomalie. In einem repräsentativen System – d.h. einem System, das die Freiheit aufrechterhält – vertrauen die Vielen die Macht denen an, die sie ausüben. Diese üben sie nur mit der ausdrücklichen Zustimmung der Vielen aus. Wenn sie diese Macht zum eigenen Vorteil nutzen, ist das ein Verrat an diesem Vertrauen. Wir nennen dies Korruption. Wenn Korruption aufgedeckt wird, etwa durch einen Whistleblower oder einen Reporter, setzt eine Reaktion ein. Die Medien schreien nach Maßnahmen, parlamentarische Ausschüsse führen Untersuchungen durch, Strafverfahren werden eingeleitet, das Krebsgeschwür wird ausgeschnitten. Wenigstens ist das System so integer, dass das eine oder andere passiert. -- In einer Kleptokratie ist die Korruption kein Problem des Systems. Die Korruption ist das System. Die Selbstbereicherung ist der Zweck der Machtausübung. Man übernimmt die Macht, um zu stehlen; man stiehlt, um die Macht zu behalten. Seit dem Ende des Kalten Krieges durch die katastrophale Integration großer Korruptionsmotoren wie dem russischen und dem chinesischen Regime in das internationale kapitalistische System geschehen ist, ist, dass diese Kleptokratie global geworden ist.
3) Eine der Hauptfiguren in dem Buch ist Nursultan Nasarbajew, Präsident von Kasachstan in einer Zeit, in der das öffentliche Vermögen des Landes von einer korrupten politischen Elite geraubt und die Opposition brutal unterdrückt wurde. Können Sie anhand seines Beispiels nachzeichnen, wie schmutziges Geld gewaschen wird und welche Rolle westliche Finanzzentren dabei spielen?
Burgis:
Nasarbajew regierte Kasachstan als Kommunist. Dann änderten sich die Zeiten
und er begann, das Land als Kapitalist zu regieren. Er ist ein klassischer
Kleptokrat: Er hat die Macht selbst privatisiert. Das heißt, er hat seine
Herrschaft in eine Ware verwandelt, die man kaufen kann. Mit gewaschenem Geld verhält es sich genauso. Hier kommen Scheinfirmen ins Spiel. Sie löschen die Vergangenheit des Geldes und lassen es als legitimes Geld getarnt durch die Welt wandern. Ist dieser Trick erst einmal vollbracht, kann das ehemals schmutzige Geld alles kaufen, was auch sauberes Geld kaufen kann: Villen, Jachten, Lobbyisten, Nachrichtenorganisationen und so weiter. Wir sind so überzeugt, dass Reichtum ein Zeichen von Wert ist, dass wir uns hüten, nach der Vergangenheit des Geldes zu fragen, um diese Illusion nicht zu stören.
4) Nigel Wilkins, der für die Schweizer Bank BSI und später als Aufsichtsbehörde für die FCA arbeitete, ist eine Schlüsselfigur in dieser Erzählung. Ähnlich wie die Leser selbst wird er mehr und mehr in dieses Paralleluniversum aus schmutzigem Geld, Verbrechen und Macht hineingezogen. Warum haben Sie sich entschieden, seine Geschichte zu erzählen und was können wir von ihm lernen? Burgis: Ich habe Nigel eines Abends im Jahr 2015 in einem Kriegsberichterstatter-Club in London kennengelernt. Ich war früher als Auslandskorrespondent in Afrika tätig und hielt einen kleinen Vortrag über Korruption, nachdem ich mein erstes Buch The Looting Machine (deutsch: "Der Fluch des Reichtums") über den Öl- und Bergbauhandel in Afrika veröffentlicht hatte. Ein glatzköpfiger Mann mittleren Alters stellte eine Frage, in deren Verlauf er beiläufig erwähnte, dass er während seiner Arbeit in der Londoner Niederlassung einer Schweizer Bank eine Menge zwielichtiger Dinge gesehen habe. Ich bin fast von meinem Stuhl gefallen. Danach schnappte ich ihn mir an der Bar. Nigel und ich verabredeten uns zum Mittagessen. Aus einem Mittagessen wurden fünf. Mit einem verschmitzten Blick vertraute er mir an, dass er Kopien der Dokumente gemacht hatte, die seiner Meinung nach zeigten, dass die Bank schmutziges Geld verschob. Wirst du sie mir geben, fragte ich. Ja, sagte er. Das war der Anfang von Kleptopia. Nigels Dokumente waren für mich eine Schatzkarte, die schließlich nach Moskau und Astana, Johannesburg und Harare und sogar ins Weiße Haus führte. Nigel war ein Mann, der gerne das wahre Gesicht der Macht aufdeckte. Dafür ließen ihn die Mächtigen büßen. |
5) In Ihrem Buch gehen Sie auch auf die Rolle der westlichen Geheimdienste wie der CIA ein. Gibt es Grund zu der Annahme, dass sie ein Interesse an der Zerschlagung von Kleptopia haben? Oder sind sie Teil des Spiels?
Burgis: Ich habe immer wieder festgestellt, dass Geheimdienste mit der Korruption verstrickt sind. Oft sehen sie Korruption als ein Übel an, das sie tolerieren müssen, um sich Zugang und Einfluss zu sichern. Aber das geht am Thema vorbei: Die Korruption selbst ist das Gift.
Die Tragödie in Afghanistan verdeutlicht dies. Der Versuch von Ausländern und Afghanen, dort einige Freiheiten einzuführen, wurde durch Korruption zunichtegemacht. Die CIA hat aktiv mit Fraktionen wie der von Karzai zusammengearbeitet, die entsetzlich korrupt waren. Überall auf der Welt schließen wir diese Geschäfte ab: Wir unterstützen die Korruption in der irrigen Annahme, dass wir dadurch Sicherheit erlangen.
Wir tun dies in Saudi-Arabien, in Nigeria und sogar in Russland mit unseren Energieinvestitionen. Das ist ein epochaler Fehler. Denn diese Korruption, der wir Vorschub leisten, schwappt zurück in unsere eigenen politischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Systeme und vergiftet sie.6) Sie haben aufgedeckt, dass die Kleptokraten gelernt haben, Gerichte, Medien und gewählte Politiker im Westen und auf der ganzen Welt zu nutzen, um ihre Feinde zu verfolgen und ihr kriminelles Imperium weiter auszubauen. Gleichzeitig versäumen wir es, jene Institutionen zu stärken, die einige der Ströme schmutzigen Geldes aufdecken könnten. Sie haben etwa die Tatsache kritisiert, dass in London die Finanzaufsichtsbehörde von den Banken finanziert wird. Ist es angesichts dieser weitreichenden Verstrickungen unmöglich geworden, die heutigen Kleptokraten vor Gericht zu bringen?
Burgis: Es ist in der Tat spät. Aber wir begreifen schnell die Dringlichkeit der Bedrohung durch die Kleptokratie. Wir begreifen, dass es hier nicht einfach um ein paar Typen geht, die schnell reich geworden sind und jetzt lächerlich große Yachten besitzen. Es handelt sich um eine unerklärte, asymmetrische Kriegsführung durch feindliche Kleptokratien. Der Tod von Alexander Litwinenko, die Vergiftung von Skripal und Nawalny, die Ermordung tschetschenischer Dissidenten in ganz Europa oder von Khashoggi in der Türkei. Das sind keine Verbrechen aus politischen oder ideologischen Gründen. Das ist kleptokratischer Terrorismus.
Es handelt sich schlicht und einfach um die Ermordung von Personen, die den Fluss der Korruption bedrohen. Betrachten Sie diese Regime nicht als Nationalstaaten, sondern als Mafias - Putins Kabale, die Kommunistische Partei Chinas, das Haus Saud und so weiter - mitsamt ihren extrem gut bezahlten westlichen Lobbyisten, Anwälten und PR-Leuten. Wir wissen, dass potenzielle Zeugen in großen Korruptionsermittlungen tot aufgefunden werden. Wir wissen auch, dass immer größere Kohorten von Bankern, Buchhaltern, Immobilienmaklern und anderen Dienern der Reichen damit beschäftigt sind, deren Beute in ehrlich aussehende Vermögenswerte zu verwandeln.
Das bedeutet, dass sich der Kreis der Gefahr immer weiter vergrößert. Ich sage Gefahr, denn weil kleptokratische Macht nicht einvernehmlich ist, weil sie auf dem Verrat des öffentlichen Vertrauens beruht, ist ihr letztes Mittel letztlich immer Gewalt. Sobald wir erkennen, dass hinter dem Geld Gewalt steht, werden wir meiner Meinung nach eher bereit sein zu handeln.
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Maximilian David
Interview
2021 Wie schmutziges Geld die Welt erobert heise Wie-schmutziges-Geld -die-Welt-erobert-6249871.html 04. November 2021 Der britische Enthüllungsjournalist Tom Burgis über Machenschaften von Banken, Geheimdiensten und Milliardären Mord, Korruption, schmutziges Geld – Tom Burgis hat in seinem Buch Kleptopia [1]die Dimensionen politischer und wirtschaftlicher Verbrechen recherchiert und die tödlichen, gewissenlosen Machenschaften von Banken, Geheimdiensten und Milliardären aufgedeckt. Er entlarvt ein globales Netzwerk, das stets im Geheimen agiert, in das auch die vermeintlich unbestechlichen westlichen Regierungen verstrickt sind. Vom Kreml bis nach Peking, von Harare bis Riad und von Paris bis zum Weißen Haus – ein Reality-Thriller, der einem der Atem verschlägt.
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https://www.telepolis.de/features/Wie-schmutziges-Geld-die-Welt-erobert-6249871.html 1) David: Ihr Buch trägt den Titel Kleptopia. Was meinen Sie damit? Burgis:
Kleptopia ist der Bereich, in dem die Korruption regiert. Es erstreckt
sich von mächtigen autoritären Kleptokratien in Moskau, Peking, Riad,
Caracas und so weiter bis in die Finanzzentren, die die Kleptokratie
globalisieren, vor allem die City of London und die Wall Street, über die
Knotenpunkte der Geheimhaltungsindustrie an Orten wie den Cayman Islands
und der Schweiz.
2) Wie konnte es dazu kommen, dass Kleptokraten ihre Macht dermaßen gefestigt und ihr Netzwerk global ausgeweitet haben? Wer hat ihnen zu ihrem Erfolg verholfen? Burgis: Die Kleptokratie sickert schon seit Jahrzehnten in den globalisierten Kapitalismus hinein. Das Ende des Kalten Krieges hat diesen Prozess noch beschleunigt. Damals wurden große korrupte Regime in die Weltwirtschaft integriert. Und die ganze Zeit über legitimierte die Weltwirtschaft kleinere Kleptokraten, indem sie mit ihnen Geschäfte machte. Vor allem mit dem Ölgeschäft. Fast jeder große Ölexporteur wird von mafiösen Strukturen kontrolliert: Saudi-Arabien, Angola, Russland, Äquatorialguinea und die anderen. Doch die wertvollsten Unternehmen – Exxon, Shell, Mobil und so weiter – behandeln sie als die rechtmäßigen Eigentümer des Erdöls, das sie verkaufen. Unsere reichen Volkswirtschaften leben von diesem Erdöl, also geben wir dieser Lüge nach. Jetzt wiederholen wir diese Lüge, wenn es um die Antriebstechniken der Zukunft geht, wie etwa das Kobalt des Kongo.
"Trump ist einfach ein Kleptokrat" In Ihrem Buch beschreiben Sie Donald Trump als einen wichtigen Akteur in diesem Netzwerk: Er unterhielt nachweislich Kontakte zu Oligarchen, die über Trumps Bauprojekte Milliarden US-Dollar an schmutzigem Geld gewaschen haben sollen. Welche Bedeutung hatte seine Präsidentschaft für die globale Kleptokratie?
Burgis:
Wir scheinen uns schwer zu tun, diese Tatsache zu akzeptieren,
aber Trump ist einfach ein Kleptokrat. Wenn ein nigerianischer oder
brasilianischer Präsident ein Resort am Meer und ein nobles Hotel in der
Hauptstadt im Familienbesitz hätte und jedem einflussreichen Manager oder
besuchenden Despoten erlauben würde, Geld in seine Tasche zu stecken,
würden wir das schlicht und einfach Korruption nennen. Wie jede Geldwäsche beruhte auch diese auf Fiktionen - eine davon war die Fiktion, Trump sei ein erfolgreicher Geschäftsmann. Der Deal, den er einging, bestand darin, dass er in den Genuss von Kapitalzuflüssen für seine nutzlosen Projekte kam und im Gegenzug die Herkunft dieses Geldes vorsätzlich verschwieg. Im Amt regierte er wie ein Kleptokrat unter Kleptokraten. Sehen Sie sich die Personen an, mit denen er Beziehungen pflegte: Putin, Mohamed bin Salman, Kim Jong-un, Bolsanaro und so weiter. Schauen Sie sich die Art und Weise an, wie Steve Bannon, Paul Manafort und andere aus Trumps Umfeld versuchten, ihren Einfluss zu monetarisieren. Das war eine plötzliche, dramatische Eskalation der Macht der kleptokratischen Normen in der vermeintlich stärksten Demokratie.
Die Deutsche Bank stand bis vor kurzem zu Trump, jetzt möchte sie ihre Kredite zurückziehen. Welche Rolle spielen westliche Banken und Finanzzentren wie London und Frankfurt bei der Geldwäsche?
Burgis: Wir neigen dazu, an Kleptokraten in Westafrika oder
Zentralasien zu denken, die unschuldige Banker korrumpieren und das
ansonsten heile Finanzsystem mit ihrem schmutzigen Geld besudeln. Ich
denke zunehmend, dass dies bestenfalls naiver, schlimmstenfalls
selbstentlarvender Mist ist, der von den Apologeten des Finanzsystems
verbreitet wird.
In Wahrheit hat das kapitalistische Establishment seit den späten
1980er-Jahren die Kleptokraten in Russland, Hongkong, Lagos und Dubai
energisch umworben.
"Regulierung der Banken und politisch unabhängige Strafverfolgung" Sie kritisieren, dass die Regulierungsbehörden teilweise von den Banken selbst finanziert werden. Ein geradezu skandalöser Interessenkonflikt – was muss getan werden, um diesen zu entflechten? Burgis: Jüngste Untersuchungen zeigen, dass die Banken trotz aller angeblichen Fortschritte bei der Geldwäschebekämpfung korrupte Kunden immer noch wie jeden anderen Kunden behandeln. Das heißt, sie können einen kasachischen Kleptokraten genauso wenig daran hindern, ein Bankkonto zu eröffnen, wie eine Oma, die ihre Rente einzahlen will. Wir müssen die öffentlichen Institutionen, die die Integrität des Geldes schützen, wiederbeleben. Das bedeutet eine unabhängige Regulierung der Banken, ganz klar. Aber noch dringender sind gut finanzierte, personell gut ausgestattete und politisch unabhängige Strafverfolgungsbehörden, die auf die Untersuchung von Korruption spezialisiert sind. Diese sind die vorderste Front unserer Verteidigung gegen die Kleptokratie, und sie werden heute skandalös vernachlässigt. Manchmal scheint dies absichtlich zu sein: Es ist eine Art, damit zu werben, dass wir jedes Geld willkommen heißen, unabhängig von seinem Makel. Wir müssen auch erkennen, dass es hier nicht um Geschäfte geht. Es geht um Kriegsführung. Es ist vielversprechend, dass die neue Nationale Sicherheitsbehörde (NSA) nach Trump voller kluger Leute ist, die sich mit der Analyse der Ausbreitung der Kleptokratie auskennen.
Welche Folgen haben diese Vorgänge für unser Wirtschafts- und Währungssystem im Allgemeinen? Burgis: Die größte Konsequenz ist für unser politisches System. Die Korruption, die die Kleptokratie verbreitet, untergräbt die Demokratie vor unseren Augen, wie ich in den Geschichten in meinem Buch zu zeigen versuche.
Nach Ihrer Beschreibung hat das Fundament der westlichen Wirtschaftsordnung und darüber hinaus des politischen und rechtsstaatlichen Systems tiefe Risse bekommen, die Kleptokraten und korrupte Machteliten nutzen, um ihre Gegner zu verfolgen und ihre Macht zu festigen. Wie kann es gelingen, diese internationale Kriminalität wirksam zu bekämpfen? Burgis: Das System der internationalen Zusammenarbeit bei der Strafverfolgung ist kaputt. Interpol ist von Kleptokraten als Waffe zur Verfolgung ihrer Feinde missbraucht worden. Die Instrumente für den Informationsaustausch sind schmerzlich langsam und mit zu wenig Ressourcen ausgestattet. In jüngster Zeit gab es jedoch Beispiele für eine hervorragende Zusammenarbeit zwischen den Strafverfolgungsbehörden in großen Korruptionsfällen, wie etwa im Fall Beny Steinmetz. Es ist hilfreich, dass Kleptokraten immer wieder versuchen, ihr Vermögen in Rechtsstaaten zu parken, um die Sicherheit zu erlangen, die sie denen verweigern, über die sie herrschen. Von Zeit zu Zeit werden sie dabei erwischt. Wir könnten viel mehr tun, um diese Beute zu finden und zu beschlagnahmen. Die Frage ist nur, ob wir erkennen, dass die Kleptokratie eine Bedrohung für unsere Freiheit ist, bevor es zu spät ist.
Das Interview erschien zuerst bei Krass & Konkret. URL dieses Artikels: https://www.heise.de/-6249871 Links in diesem Artikel:
[1] https://www.westendverlag.de/buch/kleptopia/ |
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2016 auf deutsch Tom Burgis Der Fluch des Reichtums Warlords, Konzerne, Schmuggler und die Plünderung Afrikas
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