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Louise Swift war muskulös, wenn auch zierlich. In der kleinen nordkalifornischen Küstenstadt Bolinas zu leben bedeutete, viel Zeit an der frischen Luft zu verbringen. Lou bewegte sich elastisch, als würde ihre Energie von den Zehenspitzen hoch durch den Körper und hinaus aus ihren großen grauen Augen fließen. Braune zerzauste Haare kräuselten sich um ihr zartes Gesicht. Sie hatte ein blubberndes Lachen und eine tiefe, rauhe Stimme, wodurch sie mit ihren 17 Jahren auffiel, was sie oft in Verlegenheit brachte.

Teilweise aus diesem Grund blieb sie ein bißchen zurückhaltend, trotz ihrer natürlichen Fröhlichkeit. Sie trug immer bequeme statt feiner Kleidung. Ihre Klassenkameraden hatten stets den Eindruck, daß sie fortwährend mit ihren mysteriösen wissenschaftlichen Forschungen beschäftigt war. Wenn sie bei passenden Gelegenheiten voll Enthusiasmus von der Wichtigkeit sprach, das photogalvanische Problem zu lösen, bemerkte Lou immer, daß deren Aufmerksamkeit nachließ. Deshalb redete sie in der Schule nicht viel über ihr Forschungslabor in Bolinas, wo sie seit ihrem zweiten Jahr auf dem Gymnasium arbeitete.

Die meiste Zeit verlebte Lou in Bolinas bei ihrem Vater Roger, seiner zweiten Frau Carol und dem dreizehnjährigen Stiefbruder Mike. Das Haus der Swifts bestand hauptsächlich aus einem ausgedehnten, selbstgebauten Wohnbereich, den Roger und Lou's Mutter Jan zusammen errichtet hatten, als Lou noch ein Baby war. In einem winzigen Haus an der Rückseite des Gebäudes lebte Dimetrios, der den Spitznamen Dimmy trug, ein alter Freund von Carol und Roger, und sein vierjähriger Sohn Theo. Sie waren wirklich fast Familienmitglieder geworden und benutzten die Küche sowie die wichtigsten Wohnräume mit. Meistens aßen sie alle zusammen.

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Lou genoß die Isolation von Bolinas. Die Bolinasianer (wie sie sich selber zu nennen pflegten) schienen ihr lebendiger, individualistischer — sie hatten Pioniergeist. Irgendwie werden die Menschen unabhängiger, wenn sie eine zwanzigminütige Fahrt — entlang gefährlicher Felsklippen — bis zur nächsten richtigen Stadt zurücklegen müssen. Aber Lou hatte auch die Möglichkeit, bei Jan zu wohnen. Jan war Malerin und lebte nah bei der Stadt Mill Valley in einem Warenhaus, das sie und einige Freunde in Studios und Wohnräume umgewandelt hatten.


Lou's Gymnasium war auch im Mill Valley. Deshalb konnte sie nach der Schule ins Warenhaus gehen mit Jan und den anderen faulenzen und manchmal auch über Nacht bleiben. Oder sie fuhr mit dem Schulbus zuruck nach Bolinas, um etwas zu studieren, bis Carol vom Geschäft zurückkam. Gewöhnlich schaffte Lou mehr in Bolinas, trotz einiger Ablenkungen durch ihren Bruder Mike.

An diesem besonderen Freitag gegen Ende des Jahres 1986 fühl Lou eilig zurück nach Bolinas, weil sie ein neues Experiment aufbauen wollte. Sie hatte Roger bis jetzt nichts davon erzählt. Er unterrichtete Naturwissenschaften an einem Gymnasium in San Francisco, und sie sprachen oft über ihre Arbeit. Vor einigen Jahren merkte Lou, daß sie meistens bessere wissenschaftliche Ideen hatte als Roger. Das war ein ziemlicher Schock damals. Inzwischen genoß sie es aber — sie konnte ihn immer um seine Meinung und nach Hintergrundinformationen fragen. Gewöhnlich bevorzugte er es aber, Informationen zu liefern und ließ sie selbst die meisten Ideen hervorbringen.

Sie waren ein gutes Team. Lou hatte oft ein leichtes Lächeln im Gesicht, wenn sie sich vorstellte, Roger einige neue Ergebnisse zu zeigen. Sie wußte, daß er schrecklich stolz auf sie war. Als sie ihren ersten Wissenschaftspreis auf Landesebene gewann (er war für die Losung eines mathematischen Puzzles; das Preiskomitee hatte ihre Arbeit als "die scharfsinnigste" bezeichnet), hatte Roger darauf bestanden, das Zertifikat einzurahmen. Außerdem hatte er sie nachdrücklich bei ihrer Arbeit über Photovoltage ermutigt.

Wer immer die erste, billigste, leistungsfähigste und zuverlässigste Solarzelle entwickelte, würde zu etwas äußerst Wichtigem für die Zukunft beitragen. Lou war nicht arrogant, aber sie fühlte ganz einfach, daß da eine kleine verlockende Chance bestand, das zu schaffen, was Hunderte von hochbezahlten Wissenschaftlern in ihren riesigen Laboratorien bisher noch nicht konnten oder wollten.

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Lou folgte genau den Entwicklungen, die in der öffentlichen Wissenschaftsliteratur publiziert wurden und sammelte soviel Klatsch, wie sie nur konnte. Die Veröffentlichungen waren vorsichtig und geschickt, aber es wurde deutlich, daß der große Durchbruch in der Solartechnik noch nicht gelungen war. Die ersten Firmen, die auf diesem Gebiet arbeiteten, waren von den großen Gesellschaften — meistens Ölgesellschaften — aufgekauft worden. Diese schienen es nicht besonders eilig zu haben, die Dinge ins Rollen zu bringen. Vielleicht lag Roger richtig damit, daß sie ihre Absatzmärkte für Öl und Uran so lange wie möglich Sichern wollten, um die Kraftwerke zu versorgen. Wenn Solarzellen bisher auch nicht die eigentliche Basis dieser Firmen war, so stimmte Lou doch mit Roger überein, daß die Konzerne eine Solarzelle entwickeln wollten, die patentierbar war. Dadurch könnten sie durch ihre Preispolitik sowohl für Öl und Uran als auch für Solarzellen maximalen Profit erwirtschaften.

Lou wußte, daß diese Art des Denkens in den heutigen Wirtschaftsschulen unterrichtet wurde. Aber sie kam nie in die Nähe einer solchen Schule und solcher Überlegungen, die ausschließlich auf Geld ausgerichtet waren. Dies als Kriterium menschlichen Handelns schlug ihr wie Unmoral und Verantwortungs­losigkeit ins Gesicht.

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Lou hatte die Vorstellung, daß die Menschen in der Lage sein sollten, die Sonnenenergie direkt zu nutzen, wo immer sie auch lebten, ohne sie erst durch ein Netz von Überlandleitungen zu transportieren. Wenn es ihr gelänge, eine wirklich gute Solarzelle zu produzieren, könnte Haushaltselektrizität in bescheidenem Maße selbst erzeugt werden, ohne Verschmutzung, ohne riesige zentrale Kraftwerke und besonders ohne Kernenergie. Bestehende Werke hätten dann mehr Kapazitäten für die Industrie. Außerdem könnte Elektrizität aus Wind, Erdwärme, Meereswärme und kleinen, heißen Wasserquellen erzeugt werden. Die erbitterte Debatte über Kernenergie wäre beendet; die Menschen könnten aufhören, sich über die unübersehbaren Drohungen der Zukunft Sorgen zu machen und an der Entwicklung eines vollkommen neuen Energiesystems weiterarbeiten.

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Lou sprang vom Bus und ging den Weg bis zum Haus. Möwen glitten auf dem starken Sudostwind vorbei, und der Himmel war mit tiefen massigen Wolken behängt. Es sah nach dem ersten richtigen Sturm in diesem Jahr aus. Mist, dachte Lou, überhaupt keine Sonnenwerte, tagelang nichts! Still legte sie ihre Bücher weg und ging in ihr Labor hinaus. Früher war es eine Garage für zwei Wagen. Nun war sie voll mit Apparaten, Metallgerüsten, elektronischem Werkzeug, alten Zellenausrüstungen und Maschinenwerkzeugen. Der kleine elektrische Karren, den Roger und Carol mit einigen Nachbarn teilte, mußte draußen stehen — in der Nähe eines alten Backofens. Einmal hatte Jan eine Keramikphase, bevor sie mit der Malerei anfing; der Brennofen gehörte jetzt Lou. Sie hatte seine Temperatur erhöht, um die Siliciumschmelzung für ihre Solarzellen zu erreichen. Heraus kamen jetzt die dünnen Schichten reinen geschmolzenen Siliciums, das sie einige Tage vorher über zwei wasserdichte Quadrate aus vorsichtig gesäuberten Kupferfensterscheiben gegossen hatte.

Heute arbeitete sie an einer neuen Zusammensetzung, die durch einen Zusatz winziger Mengen von verschiedenartigen Metallverbindungen den Elektronentransport steigern sollte. Dies funktionierte nur im Vakuum. Sie setzte die Siliciumquadrate zusammen, trug sie zu den entsprechenden Halterungen, kittete die Verbindungen und schloß das Abnehmernetz aus dünnen Drähten an. Dann legte sie die bereitgestellte Glasabdeckung darüber, um alles vor dem Wetter zu schützen. Einen Moment lang überlegte sie, ob sie einen Dichtungsstreifen um die Fugen legen sollte. Aber diese sahen dicht genug aus und es begann, auch schon dunkel zu werden. Sie wollte die Einzelteile auf das Gerüst am Arbeitsplatz montieren, bevor sie für diesen Tag ihre Arbeit beendete.

Am Rand der Klippen, südlich entlang der Küste in Richtung San Francisco, hatte sie ein hölzernes Gestell aufgebaut. Es war zwei mal vier Meter groß. Darauf konnte sie ihre Experimentierzellen festklemmen. Netze aus Kabeln und Drähten liefen verdeckt zu einer kleinen Hütte unter dem Gerüst. Wenn diese an die Zellen angeschlossen wurden, konnte sie präzise Messungen von der Leistung der Zellen ermitteln.

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Eine kleine Vorrichtung von ihr, Solarimeter genannt, registrierte die Intensität des Sonnenlichts und ermöglichte ihr, die Leistungsfähigkeit der verschiedenen Zellen zu berechnen. Das ganze Ding sah wirklich unheimlich aus, und Roger nannte es manchmal 'Lous Hühnerstangen'. Aber alles funktionierte, wie sie es sich vorstellte. An diese Vorrichtung befestigte sie nun die neuen 'Zellen und schloß die Drähte an.

Tief im Westen ging die Sonne unter und für einen Moment brach ihr Licht aus den Wolken hervor. Lou sah gebannt auf den großen blutroten Feuerball, unseren Lebensspender, Stern, Quelle der Energie, der jeden biologischen Prozeß auf der Erde in Gang setzt und' am Leben hält. Wie immer erschien die Sonnenbewegung in dem Augenblick erstaunlich schnell, wenn sie hinter den Horizont verschwindet. Sie schrumpfte zu einem dünnen, leuchtenden orange-goldenen Streifen und versank dann gänzlich. Lou hatte das Gefühl von Einsamkeit, als die Sonne weg war, und knöpfte ihre Jacke fest zu. Bald würde es zu regnen anfangen. Sie ging ins Haus, um auf Rogers und Carols Rückkehr zu warten.

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Vera Allwen war sechs Jahre Landessenatorin gewesen, und vorher hatte sie mehrere Jahre im Bundesparlament gesessen. Sie war nun um die 52 Jahre alt und eine extrem schlagfertige und aufrichtige Frau mit schon leicht großmütterlichen Zügen. (Sie war in der Tat Großmutter; ihre Tochter aus erster Ehe hatte voreilig geheiratet und zwei Kinder bekommen.) Jetzt war Vera mit einem Mathematiker verheiratet, einem ruhigen, in sich zurückgezogenen Mann, der einige Jahre jünger war. Die Charaktereigenschaften von Vera beunruhigten ihre Feinde in der Landesregierung. Sie fühlten, daß Vera in dieser immer noch von Männern beherrschten Institution eine undefinierbare Gefahr darstellte. Sie wußte, wie politische Kräfte zu mobilisieren und Gesetzesvorlagen durchzudrücken waren.

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Die Leute aus Veras Lager hatten zwar manchmal etwas unausgegorene Ideen, aber ihre Fähigkeiten, neue Ideen zu kreieren, zusammen mit Veras nüchternem Urteil, machten ihr Büro zu einer immer stärker werdenden oppositionellen Kraft in der Staatspolitik. Vera saß in wichtigen Komitees und war de facto Führerin einiger Dutzend junger, dynamischer Frauen, die als Antwort auf den Antifeminismus Anfang der frühen achtziger Jahre gewählt worden waren. Unermüdlich, mit einem steten Hauch von altmodischer aber moralischer Autorität, gab Vera den Leuten, die mit ihr arbeiteten, ein optimistisches Gefühl.

An diesem regnerischen Abend hatte Veras Mann ihr bescheidenes Appartement verlassen und war ausgegangen. Vera war damit beschäftigt, eine Spaghettisauce zu kochen und wartete auf ein Dutzend Freunde, die bald zu ihrem monatlichen Treffen erscheinen mußten. Sie würden es sich an Veras gemütlichem skandinavischen Holzofen bequem machen, etwas Wein trinken und Pläne schmieden, wie die Welt zu verbessern sei. Es gefiel ihr, daß sie heute die Gastgeberin war und nicht hinaus durch den Regen zu den anderen gehen mußte. Das nächste Mal würde das Treffen woanders stattfinden.

Während die Spaghettisauce weiterkochte, setzte sich Vera hin, um die Zeitung nochmals zu überfliegen. Ein Artikel im Wirtschaftsteil hatte sie entsetzt, und sie wollte ihn intensiver lesen. Eine Lebensmittelkette wollte den Verkauf von Frischgemüse und Obst einstellen. Man zitierte einen dicklich aussehenden leitenden Angestellten, der meinte, daß seine Firma keine andere Wahl gehabt hätte, denn niemand sei bereit, noch höhere Preise für frische Produkte zu zahlen. Er fügte hinzu, daß die Lebensmittelexperten der Firma den "besorgten Hausfrauen" versicherten, daß durch die Einnahme von Speisezusatzpillen ihrer Firma die ausgewogene Ernährung der Familien gewährleistet wäre. "Die amerikanische Ernährung muß sich den ökonomischen und technischen Gegebenheiten des neuen Raumfahrtzeitalters anpassen", sagte er. Der Artikel schloß mit der Annahme eines Wirtschaftswissenschaftlers, der ausführte, daß diese neue Politik der Firma zu einer Gewinnsteigerung von zwei Prozent im ersten Quartal führen würde und damit die anderen Unternehmen gezwungen wären, nachzuziehen.

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Vera Allwens Blick wurde kämpferisch. "Nein", dachte sie, "nein, einfach nein". Sie ging zum Kühlschrank und fing an, Gemüse für einen Salat zu waschen und kleinzuschneiden: Gurken, Champignons, Blattsalat, Tomaten, rote und und grüne Paprika. Der Mischung in der handgedrechselten, hölzernen Salatschüssel fügte sie Luzernsprossen und Sonnenblumenkerne zu.

Sie mischte den Salat mit ihren Händen und genoß dabei das Gefühl des feuchten Gemüses auf ihrer Haut. 'Schließlich sprach sie aus, was sie bis dahin nur in vage Gedanken gefaßt hatte: "Nicht hier. Hier lassen wir so etwas einfach nicht zu. Wir müssen uns um unser Überleben selbst kümmern."

Die ersten Gäste waren Penny Fox und Gail Kramer, zwei von Veras Kolleginnen. Penny war blond, athletisch gebaut und hatte die Sonnenbräune einer Skifahrerin. Sie hatte früher auch Floßfahrten organisiert und war zum ersten Mal bei Kämpfen um die Erhaltung von Stromschnellen politisch aktiv gewesen. Gail, die klein und ernst war, hatte sich innerhalb der Demokratischen Partei der Stadt hochgearbeitet. Vera schenkte ihnen Wein ein und zeigte den Zeitungsausschnitt. Die Frauen waren ebenfalls entgeistert.

Als Nächste kam Marianne Macy, eine etwas zerzauste Frau mit Sommersprossen, die einen abgenutzten Ruck— sack auf dem Rücken trug. Marianne organisierte Führungen durch öffentliche Gärten und lebte sonsst wie eine Nomadin. Sie begutachtete Veras Salat mit Kennerblick. Nach ihr kam das Ehepaar Ferguson; Jeanie war Architektin und Jim arbeitete als Subunternehmer qnd Schreiner auf dem Bau. Sie hatten sich inzwischen auf wunderschöne selbstgebaute Gebäude spezialisiert. Früher war Jim Rechtsanwalt und Gewerkschafter gewesen. Eine Amtsperiode war er sogar Mitglied im Stadtrat.

Das Aroma von Oregano, Knoblauch und Tomaten füllte die Wohnung, und die Gäste fingen an, im Kochtopf zu rühren, und füllten dabei ihre Gläser mit Wein. Als die Tür wieder aufging, kamen fünf Leute lachend herein.

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Pauline Sauvageot war Redakteurin bei einer radikalen Zeitschrift, deren Sitz sich in der Stadt befand. Sie arbeite dort seit vielen Jahren als Journalistin für politische Fragen. Irene Cook war mit Pauline zusammen in Philadelphia groß geworden. Sie lehrte Biologie an der Universität in Berkeley und schrieb Gedichte für feministische Zeitschriften. In ihrer Begleitung waren eine weitere Kollegin von Vera, Fran Tuttweiler, ungefähr in Veras Alter, und zwei junge Biologen, Umweltexperten und Agitatoren auf diesem Gebiet. Sie hießen Bill Beckerson und Becky Tauber und waren im Senat wegen ihrer stichhaltigen und schlagfertigen Äußerungen bekannt.

"Ich glaube, wir können die Spaghetti aufsetzen", sagte Vera, "es fehlt nur noch Henry." Henry Engelsdorf, einer von Veras ältesten und vertrautesten Freunden, kam oft zu spät. Ihm fiel es immer schwer zu gehen, und Vera wußte, daß er vorher auf ein Glas Wein bei anderen eingeladen war. Die Spaghetti hatte sie in der Nähe von North Beach frisch gekauft. Alle halfen mit, einige am Kochtopf, die anderen deckten den Tisch. Dabei lasen sie reihum den entsetzlichen Zeitungsartikel. Wie gewöhnlich in dieser Gruppe war die Unterhaltung beim Essen lebendig und manchmal laut. Die Leute erzählten Anekdoten über ihre persönlichen oder politischen Erfahrungen, über irgendwelche Auseinandersetzungen, in die sie verwickelt waren, und. verspotteten ihre Gegner. Oftmals boten sie sich gegenseitig Hilfe und Unterstützung an. Alles war sehr gemütlich, bis Vera auf den Zeitungsartikel zurückkam.

"Diese Sache hier zeigt, daß wir irgend etwas unternehmen müssen. Unsere Überlebenschancen werden auch dadurch aufs Spiel gesetzt. Wir müssen den politischen Kampf dagegen führen, aber wie wollen wir die Sache angehen?"

Sechs Stimmen erhoben sich gleichzeitig. Als die Diskussion verständlich wurde, kam heraus, daß der Versuch gemacht werden sollte, eine neue politische Partei zu gründen.

Nach drei Gallonen von Veras kalifornischem Wein hatten sie ihre Vorstellungen vom Charakter dieser neuen Partei mehr oder weniger auf einen gemeinsamen Nenner gebracht. Sie waren zufrieden - vielleicht würden ihre Ideen andere Leute auch zusagen. 

Ziel dieser Partei wäre die Erhaltung der Menschheit; alle politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen sollten danach beurteilt werden, ob sie zum Überleben auf der Erde beitragen. 

Die Grundlagen der Partei sollten Demokratie und Dezentralisation sein. Jeder Stadtteil sollte eine Ortsgruppe haben. Ein weiteres Ziel war, die herkömmliche Trennung zwischen links und rechts zu überwinden, in der Hoffnung, das Bewußtsein für ein gemeinsames, biologisches und gesellschaftliches Schicksal zu schaffen. Sie wollten das Gefühl der Ohnmacht gegen Luftverschmutzung, Krebs, Lärm, Korruption und Verschwendung umwandeln, um den Menschen dabei zu helfen, ihr eigenes Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. 

Diese Partei sollte Bewegung in die gelähmte und ausweglose amerikanische Politik bringen. Sie würde gewinnen.

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