Ernest Callenbach

Ein Weg nach Ökotopia 

Die Entstehungsgeschichte 
einer anderen Zukunft 

 

 

Roman

Ecotopia Emerging 

1981 by Bantam Books, New York 

1983 im  Ökotopia-Verlag Berlin, 370 Seiten

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Ernest Callenbach (1981) Ein Weg nach Ökotopia - Die Entstehungsgeschichte einer anderen Zukunft - Roman  ECOTOPIA EMERGING   

1981   370 Seiten

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Utopiebuch    Ökobuch 

Callenbach-1975

 

Aus dem Amerikanischen von Christiane Tobschall und David Crawford

1.-10. Tausend September 1983

Buchprojekt: Peter Soll, Gneisenaustraße 2a, 1000 Berlin 61

Covergestaltung: Ute Klaphake

Satz: Barbara Thieme, Peter Winkelmann

Printed in Hungary 


Widmung

For Christine, lover, partner, friend. 

Eine schöne Vorstellung, aber ist sie zu verwirklichen?

In diesem Spannungsfeld zwischen Traum und Wirklichkeit zeigt Ernest Callenbach einige subjektive und objektive Voraussetzungen auf, die zur Entstehung ÖKOTOPIA'S führen. 

ÖKOTOPIA, das sind Millionen von Menschen, für die Recycling und biologischer Anbau eine Selbstverständlichkeit sind, die das Fahrrad benutzen und keine Autobahn brauchen.

Es sind Menschen, die in Kollektiven arbeiten und versuchen, sich gegenseitig zu unterstützen, die wissen, daß sie durch ihre Konsumgewohnheiten Politik betreiben.

Es gibt Heldinnen, die bessere Solarzellen erfinden, aber hauptsächlich Menschen, die ihren Teil erkennen und tun, so gut es geht.

Alle Personen und Unternehmen dieses Romans sind frei erfunden. 

Eventuelle Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder bestehenden Unternehmen sind rein zufällig. 

 

Vorspann

1

Seit vier Milliarden Jahren dreht sich die Erde in stetiger Runde im die Sonne. Die bekannte Menschheits­geschichte ist weniger als ein Augenzwinkern im planetarischen Leben. 

Trotz ihrer wenigen Jahre auf diesem Planeten haben die Menschen solch erstaunliche Fähigkeiten in Hand und Hirn entwickelt, daß sie eine Spezies geworden sind, die ihre eigene Umwelt verändert hat. Natürlich können Schimpansen einfache Nester aus Ästen und Blättern bauen und sie für ein paar Tage bewohnen, aber Menschen lernten, bearbeitete Steine aufeinanderzustellen, um schützende Wände und Gebäude zu errichten. Antilopen müssen kilometerweit ziehen, um grünes Gras zu finden; Menschen aber lernten, Gräben anzulegen und Bachwasser in ihre Gärten zu leiten.

Und so, Schritt für Schritt, entdeckte diese einzigartige Spezies Mittel, um Krankheit, Hunger und ihre biolog­ischen Feinde zu besiegen. Nachdem die Menschen Wege des Zusammenlebens in Dörfern und Städten fanden, steigerte sich ihre kollektive Macht; die Bevölkerung wuchs. In Asien und im mittleren Osten bauten sie Kanäle und Aquädukte, um große Reiche zu bewässern und elegante Höfe zu versorgen. Die Römer bauten Straßen, schufen Gesetze und warfen ihre Armeen über ein Reich, das sich Tausende von Kilometern ausdehnte. 

Viele solcher großen Zentren der Zivilisation wuchsen und blühten, bevor sie wieder zusammenbrachen — in einem Kreislauf, der fast so gleichmäßig und gewaltig war, wie der erdeigene Jahresrhythmus.

In den langsamen vorindustrialisierten Jahrhunderten steigerte sich die Lebensmittelproduktion durch die Bebauung neuen Landes. Die Qualen von Hunger und Unterernährung verringerten sich; trotzdem lebten die Menschen in einem vagen Gleichgewicht zu anderen Erdbewohnern. Nur durch die Entwicklung einer technologischen Gesellschaft, die mit Ehrgeiz Energie aus Erdöl und Kohle suchte, stieg die Bevölkerungszahl.

Dann breiteten sich riesige Industriestädte über die Länder aus, und die Skala der menschlichen Aktivitäten in technologischer und gesellschaftlicher Struktur wurde unübersehbar. Bis zu dem Zeitpunkt, der von den Europäern als Jahr 1980 bezeichnet wird, lebten viereinhalb Milliarden Menschen auf der Erde.

Wie eine Heuschreckenplage schienen die Menschen ihre ganzen natürlichen Schranken überwunden zu haben und fraßen alles, was ihnen im Weg stand. Wie kein bisher auf der Erde bekanntes Lebewesen, rotteten die Menschen andere Lebensformen tausendfach aus — entweder direkt mit Gewehren oder indirekt, indem sie deren Heimat, den Wald, Fluß und das Feld zerstörten.

Aber durch die Bevölkerungsexplosion des industriellen Zeitalters sahen sich die Menschen neuen, bisher nicht bekannten Gefahren ausgesetzt. Durch die Landwirtschaftspolitik dehnten sich Wüsten aus, denn die Bauern ließen ihre Herden zu lange auf ein und demselben Grundstück weiden. Krebs und Degeneration entstanden durch die Herstellung neuer Chemikalien für die Landwirtschaft, die Industrie und das Militär. 

Die Verbrennung riesiger Mengen von Kohle und Öl ließ den Kohlendioxidgehalt der Luft ständig ansteigen; wenn das so weiter ginge, würde ein "Treibhaus­effekt" die Lufttemperatur so erhöhen, daß das Polareis schmelzen, Küstenstädte überfluten und Wüsten aus klimatisch günstigen Land­wirtschafts­gebieten entstehen würden.

Noch war es nicht sicher, ob dieser Prozeß umkehrbar war; viele Teile der Erde könnten sich in eine marsähnliche Landschaft verwandeln. 

Eine Gefahr war aber noch größer, bedrohlicher. Unter dem industriellen Lebensstil waren die Menschen den mächtigen, patriarchalischen Nationalstaaten unterworfen. Die Herrscher dieser Staaten rüsteten sich mit so vielen furchtbaren Nuklearwaffen aus, daß ein kleiner Teil davon genügte, um die moderne Zivilisation auszurotten, wenigstens den nördlichen Erdteil. 

Noch unheilvoller wäre ein Nuklearkrieg, der die obere Atmosphäre, die Ozonschicht, auf noch unvorhersehbarere Weise beschädigen würde; ihr schützender Mantel könnte die Fähigkeit verlieren, die Erde vor der tödlichen Kraft der Sonnenstrahlen zu bewahren.

Der technologische Einfallsreichtum der Menschen ermöglichte es, jede bewohnbare Nische der Erde zu besetzen, aber dies bedeutete auch eine Bedrohung für die Existenz allen pflanzlichen und tierischen Lebens — sogar der menschlichen Spezies selbst.

2

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