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9.  Die Grenzen der Psychoanalyse und der individuellen Psychotherapie

 

 

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Freud war ein Genie. Durch seine Beobachtungen des menschlichen Verhaltens, der menschlichen Gefühle und Einstellungen, verknüpft mit seinen Intuitionen und Einsichten, trug er mehr zum Verständnis der menschlichen Psyche bei als sonst jemand, der je gelebt hat. Seine Ideen veränderten unsere Konzeption von der allgemeinen Psychologie. Das Unbewußte, die kindliche Sexualität, die freie Assoziation, die Bedeutung von Träumen, Fehlleistungen und Vergessen, Übertragung, Verdrängung, Regression, innere Abwehr — das alles waren glänzende Entdeckungen auf dem Gebiet des menschlichen Geistes.

Doch in Freuds Zeit gewann die Psychoanalyse nur sehr wenige Förderer. Ihre Gegner waren zahlreich und mächtig, besonders unter den Ärzten. Die Psychoanalyse sah sich einem langen Kampf um das Überleben gegenüber. Ironischerweise brachen dunkle Kräfte, auf die die Psychoanalyse hingewiesen hatte, in einer Weltkatastrophe aus: Das stolze und gegen die Analyse eingenommene Europa mit seiner sexual-feindlichen, autoritären, patriarchalischen Familie erlebte seinen Niedergang im Zweiten Weltkrieg.

Danach erwies sich der Sieg der Psychoanalyse als unerwartet leicht, wenn auch der Triumph teilweise durch ernste Spaltungen unter den Psychoanalytikern verdunkelt wurde. Heute ist es jedoch klar, daß der Sieg der Psychoanalyse mehr Ärzte zu der neuen Behandlungsweise hinzog und unvermeidlich neue Fortschritte in Theorie und Praxis mit sich brachte. Diese führten zu legitimen, diskutablen Meinungs­unterschieden zwischen ehrenwerten Gegnern. Es spielt heute wirklich keine Rolle mehr, ob Freud Adler und Jung hinausgeworfen hat — oder ob sie ihn verlassen haben.

Freud hatte es in der Viktorianischen Epoche gewagt, zwei entscheidende Triebe im Menschen zu erkennen: Sexualität und Selbsterhaltung (oder Ich). In jener Zeit der unterdrückten Sexualität entdeckte Freud die Neurose als Entstellung des Geschlechtstriebs. Freuds Sieg galt der sexuellen Befreiung.

Doch als sich sein Erfolg ausbreitete, wurde es notwendig, Freuds ausschließliches Interesse an der sexuellen Ätiologie der Neurosen zu korrigieren. Diese Berichtigungen kamen zunächst von Adler und Jung. Freuds erste Entgegnung war schroff und ungerecht. Er beschuldigte sie, seine Lehre zu verwässern und sich beim Establishment einzu­schmeicheln (was in jenen Tagen der Freudschen Aristokratie nicht ohne Ironie war). Doch Freud lernte auch von Adler und Jung. Die beiden veranlaßten ihn, sich auf den Ichtrieb und eine Theorie der totalen Persönlichkeit zu konzentrieren. Und damals unterteilte er die Persönlichkeit in das Ich, das Über-Ich und das Es.

Das Entscheidende ist, daß Freudianer und Nicht-Freudianer, ob sie es zugeben oder nicht, seit langem gemeinsamen Boden in der Ich-Psychologie gefunden haben. Das ist mehr als eine Frage der Theorie. Methodisch gibt es eine gemeinsame Technik und Praxis der Psychoanalyse. Die großen Fortschritte in der Technik kamen in den zwanziger Jahren mit den Arbeiten von Otto Rank, Sandor Ferenczi und Wilhelm Reich.

Aus all diesen Aktivitäten ergab sich ein neuer Weg. Die gemeinsame Überzeugung ging dahin, daß ein Individuum nicht an einer Form frühkindlicher Amnesie leidet, wie Freud betont hatte. Die Probleme des Menschen stammen vielmehr daher, auf welche Weise seine Vergangenheit sein jetziges Verhalten beeinflußt. So kam es zu einer signifikanten Verschiebung von der Vergangen­heit des einzelnen zu seiner Gegenwart.

Aus dieser Betrachtungsweise entwickelte sich die heutige Psychoanalyse. Ihr Kern ist die Übertragung zwischen dem sich unterwerfenden Patienten und dem Autorität ausübenden Arzt. Die heutige Analyse konzentriert sich auf eine lebendige Beziehung, eine Beziehung in der Gegenwart, zwischen Arzt und Patient. Die heutigen Analytiker vertreten vielfältige, oft weit voneinander abweichende Standpunkte, doch die methodische Grundlage bleibt für jeden einzelnen die Übertragung zu vollziehen. Sobald diese Übertragung beginnt, kann der Analytiker aus erster Hand erkennen und verstehen, wie der Patient gegenwärtig auf eine emotional signifikante Person reagiert.

Die Übertragung enthüllt psychische Strukturen, die der Analytiker nach Hinweisen auf die früheren Beziehungen des Patienten mit wichtigen Bezugspersonen untersucht. Auf diese Weise kann er dem Patienten helfen, die verzerrten Gefühle, die in der Übertragung auftauchen, durchzuarbeiten.

Ich schließe in diese Beschreibung den größten Teil dessen ein, was heute in der Einzeltherapie vor sich geht — das heißt bei jeder Behandlung, die eine intensive, dauerhafte Beziehung zwischen einem Arzt und einem Patienten voraussetzt; Arzt und Patient treffen einander regelmäßig mit der Absicht, tiefgreifende Persönlichkeits­veränderungen zu bewirken.

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Selbstverständlich wird heute sehr viel »unterstützende« Einzeltherapie vorgenommen. Doch sie dient gewöhnlich der Lösung spezieller Probleme — beispielsweise beim Scheitern einer Ehe oder bei Depressionen, die dem Tod eines geliebten Menschen folgen. Eine grundlegende Persönlichkeits­veränderung ist nicht das Ziel. Ich denke auch an Experimental­techniken, etwa den Elektroschock, den manche Verhaltens­psychologen anwenden, um den Patienten durch Umprogrammierung von seinen destruktiven Symptomen abzubringen. 

Ferner gibt es Methoden, die der Theorie von Wilhelm Reich nahestehen, wie etwa die von Alexander Lowen: Die Therapeuten arbeiten individuell mit den Patienten bestimmte Körperübungen durch, um auf diese Weise Gefühle freizusetzen.

Selbstverständlich fasziniert mich sehr, was Arthur Janov über seine Ermutigung des Schreiens in der Einzeltherapie berichtet. Unabhängig voneinander beschäftigen wir uns mit ähnlichen Methoden der Therapie. Ein wichtiger Unterschied ist allerdings der, daß Janov eine ausgedehnte Einzeltherapie verlangt, ehe er Patienten überhaupt in Gruppen aufnimmt. Ich halte die Funktion der Gruppen von Anfang an für äußerst wichtig.

 

Trotz dieser therapeutischen Systeme stützt sich die Mehrzahl der heute geübten Einzeltherapien im Grunde auf die analytische Methode: Ein Therapeut und ein Patient sind Sitzung um Sitzung miteinander eingeschlossen. Die meisten Informationen bringt der sich unterwerfende Patient, während der autoritäre Arzt versucht, die Probleme des Patienten in dessen Beziehung zu signifikanten Personen ausfindig zu machen, und sich dabei des Vehikels der Übertragung bedient. Einige Analytiker arbeiten mehr im Hier und Jetzt als andere und tragen Einsichten und Anweisungen bei. Doch im Grunde ist die Analyse ein Prozeß, der viel zu oft zum Scheitern verurteilt ist.

Der Schlüssel zum analytischen Prozeß liegt in den Freudschen Entdeckungen: Es gibt psychische Schichten, die dem Bewußtsein nicht leicht zugänglich sind. (Die Psychiater nennen die »Tiefen des Geistes« — mit leichten Bedeutungsverschiebungen — das »Unbewußte«, »das Unterbewußte« und das »Vorbewußte«.)

Die Verdrängung hindert einen Teil der Psyche daran, unmittelbaren Zugang zu den anderen Teilen zu haben. Verdrängte Gefühle beeinträchtigen das Verhalten des Patienten und müssen durch den analytischen Prozeß an die Oberfläche gebracht werden. Erst dann kann sich der Patient mit den Gefühlen auseinander­setzen und sein Verhalten ändern.

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Einfach ausgedrückt, ist es heute das Fundament der psychoanalytischen Theorie und Praxis, die Verdrängung und ihre schädigenden Wirkungen zu erforschen. Wenn der analytische Prozeß erfolgreich ist, befreit er den Patienten von vielen unbewußten Verdrängungen. Doch er bringt auch die schmerzliche persönliche Entdeckung neuer, »bewußter« Konflikte mit sich.

Einige dieser neu entdeckten Konflikte fordern Unterdrückung, andere nicht. Ein Teil des Ringens hat beispielsweise damit zu tun, daß Gefühle durch Behauptungen und Konfrontationen mit Freunden, Partnern, Mitarbeitern und Familienangehörigen geäußert werden müssen. Sich diesem Risiko auszusetzen ist schwierig. Und ebenso schwierig ist es auch, daß man lernen muß, bestimmte Impulse zu kontrollieren und andere sich auswirken zu lassen. Welches Verhalten ist in einer unbehaglichen Situation »gesund«?

Mit solchen alltäglichen Kämpfen fertig zu werden ist natürlich gerade das, worum es bei der emotionalen Reife geht. Zu lernen, wie man sich mit Problemen dieser Art mit einem Minimum an Schmerz und einem Maximum an Wirksamkeit und Freude beschäftigt, ist das Ziel jeder Psychotherapie.

In diesem Zusammenhang erheben sich wichtige Fragen. Wie wirksam ist die Psychoanalyse im Vergleich zu anderen Arten der Psychotherapie? Bei wem ist sie wirksam?

Lange Zeit vermochten die Siege der Psychoanalyse nicht in die psychiatrischen Kliniken einzudringen, die die Hochburg der antianalytischen Psychiatrie blieben. Die Psychiatrie war kaum mehr als Gewahrsam und Pflege. Ihre Niederlage war lange überfällig. Doch diese Niederlage ist selbst heute noch nicht vollständig. Manche medizinischen Behandlungsmethoden haben sich bis jetzt gehalten, obwohl ihre Unwirksamkeit erwiesen ist. Lobotomien, Schocktherapien und andere chirurgische Verfahren, die sich als »Psycho«-Therapien aufspielten, sind oft geradezu Mode gewesen und werden immer noch angewendet.

Doch während des Zweiten Weltkriegs erhielten einige junge, psychoanalytisch ausgebildete Psychiater eine Chance, die Überlegenheit ihrer Heilmethoden zu demonstrieren. Sie erfochten glänzende Siege über die Kampfmüdigkeit und zeigten sich der Herausforderung des neuen Massenbedarfs an Therapie gewachsen, indem sie die ersten Methoden der Gruppentherapie schufen (sie stand im Zusammenhang mit den Erkenntnissen von S.R. Slavson, einem Nicht-Mediziner).

Ihre Erfolge führten dazu, daß sich die Mehrzahl der Psychiatrieprofessoren an den Lehrkrankenhäusern psychoanalytisch orientierte.

Jene siegreichen Psychiater und Analytiker erreichten in den fünfziger Jahren den Gipfel ihres Ansehens. Viele von ihnen begriffen — wie sie es auch heute begreifen —, daß die Psychoanalyse ein langer Prozeß ist, nur für die kleine Zahl derer geeignet, die psychiatrische Hilfe suchen.

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Diese Krankenhauspsychiater haben in vielen Fällen die Entwicklung von Arbeitsteams aus klinischen Psychologen und psychiatrisch ausgebildeten Sozialarbeitern angeregt, um Einzel- und Gruppentherapien anbieten zu können, die sich auf psychoanalytische Konzepte stützen. Solche Teams sind häufig mit Hingabe tätig, doch fast immer überarbeitet. Ihre Mitglieder werden hin und her gerissen von den Widersprüchen zwischen der knapp bemessenen Zeit, die sie den Patienten widmen können, und der langen Zeit, die jede Psychoanalyse erfordert.

Es ist an sich nichts gegen solche Mitarbeiter einzuwenden. Sie sind im ganzen gewissenhaft und gut ausgebildet. Was man dagegen einwenden muß ist, daß der psychoanalytische Prozeß, den sie praktizieren, ihren Patienten nicht dient.

Vor allem dank der psychiatrischen Arbeit in Militärlazaretten während des Zweiten Weltkriegs und danach ist ein neues Modell im Entstehen begriffen. Ich bin an dieser psychiatrischen Arbeit beteiligt gewesen, und sie ist eine der Quellen für jene neuen Modelle, die meiner Ansicht nach an die Stelle der Psychoanalyse treten sollten.

Ich bin kein Feind der Psychoanalyse. Ich bin über zehn Jahre lang praktizierender Analytiker gewesen und überdies einer der Präsidenten der American Society of Psychoanalytic Physicians. Ich habe mich siebeneinhalb Jahre lang selbst einer Psycho­analyse bei Abram Kardiner, einem der Väter der amerikanischen Psychoanalyse, unterzogen und dadurch Hilfe erhalten.

Meine Kritik an der Psychoanalyse ist keine Polemik gegen den Prozeß. Tatsachen und Zahlen sind nicht strittig. Sie zeigen, wie wenig Menschen heute analysierbar sind und wie teuer der Prozeß ist.

Zu den maßgeblichsten heutigen Werken über dieses Thema gehört das Lehrbuch Technik und Praxis der Psychoanalyse von dem bekannten Analytiker Ralph R. Greenson. Greenson verlangt gewöhnlich, daß die Patienten an fünf Tagen der Woche über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren erscheinen, und weist darauf hin, daß eine erfolgreiche Psychoanalyse heutzutage länger dauert als früher. Bei vielen seiner Patienten ist er der zweite oder dritte Psychoanalytiker. Er empfiehlt auch selbst den Wechsel des Analytikers, wenn die lange mittlere Phase der Analyse an einen toten Punkt gelangt, und nach vierjähriger Behandlungsdauer überprüft er jeden seiner Fälle, wobei er berücksichtigt, ob ein Wechsel des Analytikers ratsam wäre.

Greenson glaubt nicht, daß jeder analysierbar ist. »Nur ein verhältnismäßig gesunder Neurotiker kann einer Psychoanalyse ohne größere Modifikationen oder Abweichungen unterzogen werden«, sagt er.

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Um die entscheidende Rolle zu betonen, die der neurotische Schmerz für den Erfolg der Analyse spielt, erklärt er: »Nur ein Patient, der stark motiviert ist, wird aufrichtig und beharrlich in der psychoanalytischen Situation arbeiten können. Die neurotischen Symptome oder widersprüchlichen Charakterzüge müssen ausreichendes Leid hervorrufen, um den Patienten zu veranlassen, daß er die Härte der psychoanalytischen Behandlung erträgt.«

Greenson unternimmt keinen Versuch abzuschätzen, welcher Prozentsatz der emotional Gestörten analysierbar ist, aber man muß gerechterweise darauf hinweisen, daß er die Analysierbaren auf den »verhältnismäßig gesunden Neurotiker« beschränkt, der zwar neurotischen Schmerz erleidet, dessen Ich-Funktionen jedoch im wesentlichen un-beeinträchtigt geblieben sind. Greenson ist der Ansicht, daß verschiedene Formen von Charakterstörungen wie etwa Zwangsneurosen, Perversionen, Süchte, Kriminalität und Grenzfälle der Schizophrenie von »zweifelhafter Analysierbarkeit« sind »und nach den besonderen Merkmalen des Einzelfalles bestimmt werden müßten«. 

Meiner Schätzung nach machen die Neurotiker, die Greenson als analysierbar bezeichnet, höchstens zehn Prozent der Patienten aus. Charaktergestörte — einschließlich der Hausfrauen und leitenden Angestellten mit Zwangsverhalten, der Homosexuellen, Kriminellen, Süchtigen usw. —, die nicht analysierbar sind, bilden etwa achtzig Prozent der Patienten. Der wichtigste Punkt (den die Freudianer unberücksichtigt lassen) ist der, daß zu Freuds Zeiten diese Zahlen wahrscheinlich umgekehrt waren: Damals herrschten die Neurotiker vor; heute bilden sie einen verschwindenden Teil der Patienten.

Für die meisten Menschen sind Zeit und Geld, die für die Analyse erforderlich sind, unerschwinglich. Eine Analyse erfordert drei, vier, fünf, sechs, auch sieben Jahre oder gar noch mehr und drei bis fünf Besuche pro Woche beim Psychiater. Die analytische Behandlung — 25 bis 50 Dollar die Stunde — beläuft sich auf mindestens 3750 Dollar im Jahr. Und sie kann bis zu 12.500 Dollar ansteigen. Diese gewaltigen Kosten schließen alle bis auf die Wohlhabenden aus. Die Armen, die untere Mittelschicht und auch die meisten Angehörigen der oberen Mittelschicht können es sich nicht leisten. Gewiß, einige wenige können die psycho­analytischen Kliniken mit ihren niedrigen Kosten nutzen. Doch diese Spezialkliniken sind nicht gerade zahlreich, und ihre Wartelisten sind entsprechend lang. Außerdem nehmen Kliniken meist nur Patienten mit Problemen, die für die jeweiligen Ärzte interessant sind.

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Die Kostenfrage wird noch durch ein anderes Problem verschärft. Wenn in einer Familie ein Mitglied emotional gestört ist, wird man annehmen müssen, daß auch andere Familienmitglieder der Therapie bedürfen. Fraglos ist die Therapie für alle das sicherste Mittel, die Beziehungen zwischen den Mitgliedern einer Familie zu verbessern. Die Kosten machen jedoch die analytische Behandlung mehrerer Familienangehöriger fast unmöglich. Selbst bei jährlich nur 3750 Dollar pro Patient kann es sich ein Mann, der 20.000 bis 30.000 Dollar im Jahr verdient, nicht leisten, die Analyse für sich selbst, seine Frau und zwei halberwachsene Kinder zu bezahlen.

Der analytische Prozeß erfordert es, daß der Analytiker jede Woche drei bis fünf Stunden für jeden Patienten aufwendet. Nehmen wir einmal an, ein Psychoanalytiker arbeitet vierzig Stunden in der Woche. Wenn er zwei seiner Patienten fünfmal die Woche empfängt, dann erfordert das zehn Stunden oder ein Viertel seiner Arbeitszeit. Die verbleibenden dreißig Stunden erlauben ihm die Behandlung von, sagen wir, zehn Patienten auf der Basis von drei Sitzungen pro Woche. Mit diesem Stundenplan analysiert er nur zwölf Patienten zu jeder beliebigen Zeit innerhalb von drei bis sieben Jahren. Und er kann jährlich nur zwei bis vier Patienten neu aufnehmen.

Wir kennen die Zahl der qualifizierten Analytiker im heutigen Amerika nicht genau. (Unter »qualifiziert« verstehe ich Fachleute, die sich selbst einer Analyse unterzogen und eine analytische Ausbildung erhalten haben, ohne unbedingt Ärzte oder von einem psychoanalytischen Institut ausgebildet oder anerkannt worden zu sein.) Die Amerikanische Psychoanalytische Gesellschaft und die Amerikanische Akademie für Psychoanalyse, zwei der größten und bedeutendsten Organisationen für ärztliche Psychoanalytiker, zählen gemeinsam nicht mehr als zweitausend Mitglieder. Darunter werden noch manche Doppel­mitglied­schaften sein, so daß niemand weiß, wie viele Mitglieder tatsächlich Analyse praktizieren. Die Amerikanische Psychologische Gesellschaft hat etwa 34.000 Mitglieder, schätzt jedoch, daß nur einige hundert Analyse praktizieren.

In den USA gibt es allerhöchstens 3000 qualifizierte Psychoanalytiker. Nehmen wir optimistisch einmal an, daß jeder einzelne von ihnen fähig und tüchtig ist und zwölf bis fünfzehn Patienten analysiert (acht ist wahrscheinlicher). Nehmen wir ferner an, daß eine Analyse in drei bis vier Jahren erfolgreich abgeschlossen werden kann. Dann werden von jedem Analytiker vier Patienten pro Jahr »kuriert«. Bei 3000 qualifizierten Analytikern bedeutet das nur 12.000 beendete Behandlungen pro Jahr — und bestenfalls befinden sich 45.000 Patienten in Behandlung. (Die tatsächlichen Schätzungen sprechen von 20.000 bis 24.000.)

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Die Zahl der qualifizierten Analytiker kann kaum rasch zunehmen. Die Ausbildung dauert normalerweise mindestens zehn Jahre und umfaßt die vorklinische Ausbildung am College, die Ausbildung an der Universität und die Facharztausbildung in der Klinik. Die Niederlassung erfolgt häufig erst fünfzehn Jahre nach dem Examen im College. Im Jahr 1968 wurden nur 58 neue Analytiker von der Amerikanischen Psychoanalytischen Gesellschaft, der elitärsten Organisation der Psychoanalytiker, anerkannt (91 machten an den mit ihr verbundenen Instituten Examen). Im Jahr 1969 erhielten 38 die Facharztanerkennung und 100 machten Examen. Im Jahr 1970 betrugen die Zahlen 31 und 76, und im Jahr 1971 wurden 27 anerkannt (Examenszahlen stehen mir noch nicht zur Verfügung).

Berücksichtigt man die Millionen von Amerikanern, die psychologischer Hilfe bedürfen, dann ist die Zahl der sich in analytischer Behandlung befindenden Patienten unglaublich klein. Wir brauchen überaus dringend eine wirksamere Methode, um Hilfe leisten zu können.

Ich glaube jedoch, das Versagen der Psychoanalyse wäre selbst dann beträchtlich, wenn der Prozeß nicht so unerschwinglich teuer wäre und es genügend Psychiater für die Behandlung gäbe. Das wirkliche Problem liegt in der Technik selbst.

Ich sage das als Psychiater, der länger als ein Jahrzehnt Analyse praktiziert und gesehen hat, daß sie Dutzenden von Patienten hilft. Trotzdem vertrete ich diese Ansicht, weil ich beobachte, was bei meiner Gruppentherapie vor sich geht. Die meisten meiner jetzigen Patienten machen in wenigen Monaten Gruppentherapie bessere Fortschritte in ihrer emotionalen Gesundung, als nach jahrelanger Einzelanalyse verzeichnet werden können. Ich beobachte diese Fortschritte immer wieder, und zwar bei einer Vielfalt von Persönlichkeitstypen, einschließlich von Patienten, die Analytiker im allgemeinen als unbehandelbar bezeichnet haben.

Die psychoanalytische Technik ist einfach unwirksam. Ich behaupte nicht, daß sie nicht in einigen Fällen erfolgreich ist. Ich will nur sagen, daß die individuelle Psychotherapie den längsten, teuersten und schmerzlichsten Weg benutzt, um zu den Ursachen der Probleme eines Patienten vorzudringen. Und häufig gelangt sie nicht einmal bis an die Wurzel. Im Vergleich zu meinem Gruppen­prozeß ist sie ebenso wirksam, als wenn man ein Haus mit einer Zahnbürste tünchen wollte. Die Einzelpsychotherapie ist für mich — bestenfalls — ein feines empfindliches Instrument für den letzten Schliff.

 

 

Betrachten wir einmal die folgenden Probleme:

1. Ernste Widerspräche in der Psychoanalyse schränken die Zahl der Personen ein, die den Prozeß erfolgreich durch­laufen können. Greenson hat diese Widersprüche gut beschrieben:

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»Der Patient wird aufgefordert; a) zu regredieren und zu progredieren, b) passiv und aktiv zu sein, c) die Kontrolle aufzugeben und aufrechtzuerhalten und d) auf die Realitätsprüfung zu verzichten und die Realitätsprüfung beizubehalten.

Um dies zu leisten, muß der Patient elastische und flexible Ich-Funktionen haben ... Charakteristisch für den analysierbaren Neurotiker ist, daß sein defektes Ich auf diejenigen Gebiete beschränkt ist, die unmittelbar mit seinen Symptomen und pathologischen Charakterzügen verknüpft sind. Trotz seiner Neurose behält der behandelbare Patient dennoch die Fähigkeit, in den relativ konfliktfreien Sphären wirksam zu funktionieren.«

 

2. Ich finde, daß die Analyse die schmerzlichsten Phasen dieses Ringens verlängert. Daran ist vor allem die Technik schuld, den Patienten in eine Übertragungsbeziehung mit dem Arzt einzusperren. Der Patient muß Stunde um Stunde, Woche um Woche, Monat um Monat, Jahr um Jahr flach auf dem Rücken liegen und seine Gefühle und Gedanken fast in einem Monolog hervorsprudeln, während eine gewöhnlich schweigende Autoritätsfigur hinter ihm sitzt. Es ist ein einsames Erlebnis. Es ist ein furchtbarer und schmerzhafter Prozeß.

Der Patient hat nicht einmal die Chance zu spüren, wie der Analytiker reagiert oder was er denkt. Der Analytiker liefert wenig Signale, da er außerhalb des Gesichtsfeldes seines Patienten sitzt. Diese Anordnung ist natürlich ein wesentlicher Bestandteil der Psychoanalyse. Von den meisten Signalen abgeschnitten zu sein vermindert nicht nur die Kritik, sondern erhöht auch die Angst. Diese Methode soll die Gefühle an die Oberfläche bringen. Aber es ist eine höllische Qual - in ihrer Negierung der fundamentalsten Aspekte menschlichen Kontaktes geradezu unmenschlich.

Während die Psychoanalyse einen quälenden, überlangen Weg zur emotionalen Reife einschlägt, tut der Gruppenprozeß dies nicht. Er dringt rasch zu verdrängten Gefühlen vor. Statt Jahre schmerzhafter emotionaler Archäologie durchzumachen, ist der Patient in relativ kurzer Zeit in der Lage zu lernen, wie er mit den Konflikten von Verdrängung und Unterdrückung fertig werden kann.

 

3. Der Patient muß die Reife besitzen, sich durch die Mehrdeutigkeit der Übertragung hindurcharbeiten zu können. Der Schlüssel zur wirksamen Analyse liegt in der Untersuchung der Übertragung zwischen Patient und Arzt. Der ganze Prozeß muß zu einem sowohl objektiven als auch subjektiven Phänomen werden. Patient und Arzt müssen sehen und fühlen, was vor sich geht, und dennoch erkennen, daß es gleichzeitig für etwas anderes steht.

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Das ist eine gewaltige Aufgabe. Die Gefühle eines Patienten für seinen Arzt sind eine Sache, seine Realitätswahrnehmungen eine völlig andere. Diese Unterschiede müssen dem Patienten klargemacht werden, damit er sich durch seine entstellten Gefühle zur Erkenntnis der Realität hindurcharbeiten kann.

Der emotionale Angriff, den die Analyse gegen die Persönlichkeitsstruktur eines Patienten führt, kann sich verheerend auswirken.

Deshalb muß der Patient emotional nahezu erwachsen sein, um dem Sperrfeuer standzuhalten. Um die Übertragung sicherzustellen, neigt die Analyse dazu, den Patienten zur Regression zu bringen, so daß seine neurotischen Gefühle noch verstärkt werden. Damit werden auch die unterschwelligen Gefühle, die er fürchtet und die ihm unerträgliche Schmerzen bereiten, qualvoll verstärkt. Doch wenn der Patient keine Übertragungsneurose entwickelt, ist die Analyse nicht erfolgreich. Solange der Patient die neurotischen Gefühle, die er für den Arzt hegt, nicht erkennt und ihnen die Stirn bietet, kann der analytische Prozeß nicht zur Vollendung gelangen.

Das kann ein recht schwerer Weg sein — und sehr schmerzhaft für den Patienten (für mich war es so). Ist der Patient im wesentlichen erwachsen, wird er dieser Modifikation seiner fundamentalen Ängste wohl standhalten können. Doch bei vielen Patienten ist die emotionale Verfassung nicht so reif und integriert.

 

4. Häufig findet keine Übertragung statt, deshalb können die Analysen bei vielen Menschen keinen Erfolg haben. Dieses Versagen tritt selbst dann auf, wenn ein Psychoanalytiker viel Intuition besitzt und verhältnismäßig frei von persönlichen Störungen ist. Welche Gründe geben die Psychiater für dieses Versagen an? Als Berufsgruppe haben wir keine befriedigende Antwort auf diese Frage. Wir versuchen es damit zu erklären, daß wir dem Analysanden, bei dem wir keinen Erfolg haben, undeutliche Etiketts anheften - zu starr, charakterlich zu sehr gestört, zu unreif, präödipal, nicht ausreichend motiviert, zu viele Realitätsprobleme und so fort. Wie ich in einem früheren Kapitel bereits besprochen habe, lautet die alles umfassende Klassifizierung, die die Psychiatrie für diese schwer zu behandelnden Menschen benutzt: charaktergestört. In über zehnjähriger Praxis als Psychoanalytiker hatte ich sehr wenig Erfolg mit der Analyse charaktergestörter Personen. Und die meisten Kollegen, mit denen ich gesprochen habe, stimmen mir zu. Bei charaktergestörten Menschen ist die Psychoanalyse immer ein völliger Fehlschlag, wenn der Patient vielleicht auch vorübergehend eine Erleichterung seines Unbehagens findet.

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5. Viele Systeme der Einzeltherapie mißverstehen das Schuldgefühl. Obwohl das Schuldgefühl kein primäres, überlebens­orientiertes Gefühl ist, ist es in unserer Kultur doch vorherrschend. Ich finde, daß das Schulderlebnis aus einem Gefühl der Furcht oder des Zorns resultiert, einen Menschen verletzt zu haben, den man liebt. In unseren Gruppen bringen wir die Teilnehmer dazu, sich auf das Gefühl hinter dem Schulderlebnis zu konzentrieren. Wenn ein Mensch lernt, das wirkliche Gefühl zum Ausdruck zu bringen, ist er nicht mehr Opfer des Schulderlebnisses. Das Phantom der signifikanten geliebten Person, die dem Betreffenden das Schuldgefühl ursprünglich eingeflößt hat, kontrolliert dann das gegenwärtige Leben nicht mehr. Der Betreffende kann unmittelbare Verantwortung für seine Taten und Gefühle übernehmen.

Schuld kann nur ein Mensch erleben, der mehr oder weniger an ein geliebtes Objekt gebunden war. War die Liebe minimal oder fehlte sie ganz, dann ist der Schuldmechanismus mangelhaft. Dieses Phänomen habe ich häufig bei Kriminellen, Rauschgift­süchtigen und sogenannten »Psychopathen« bemerkt. Ich fragte einen Süchtigen, gegen den ein gerichtliches Verfahren lief, weil er eine alte Frau überfallen, schwer verletzt und beraubt hatte, um Geld für Heroin zu bekommen, ob er sich wegen seiner Tat schuldig fühle. Er erwiderte in aller Aufrichtigkeit: »Sie meinen, ob mir der Richter eins auswischen wird?« Das war sein ganzer Schuldbegriff.

Freud bemerkte, man könne nur dann Schuld fühlen, wenn man die ödipale Phase erreicht habe. Ein Mensch, der sie nicht erreicht habe, lasse sich nicht analysieren, das heißt, er sei nicht zu behandeln. Auch meine Lehrer vertraten die Einstellung, viele Süchtige und »Psychopathen« seien »unbehandelbar«. Solche Leute würden sich aus keinem anderen Menschen etwas machen und keinem Vertrauen schenken. Sie verspürten kein Bedauern über das, was sie anderen antaten — außer wenn sie gefaßt zu werden drohten und sich einer Strafe gegenübersahen.

Zu meinem größten Erstaunen sah ich sowohl in Synanon als auch in Daytop, wie angeblich unverbesserliche »Psychopathen« von kindhaften Schuldgefühlen gequält wurden, nachdem sie sich in die Gemeinschaft eingegliedert hatten. Ich war gezwungen, sowohl die klassische als auch soziologische Auffassung, die ich in meiner Ausbildungszeit kennengelernt hatte, neu zu strukturieren. Wenn es auch zutrifft, daß sich das Schuldgefühl auf ein Liebesobjekt gründet, bemerkte ich doch, daß dieses Gefühl in jedem Alter entwickelt werden kann. Wenn das geschieht, kann der Betreffende auf Psychotherapie ansprechen.

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In Synanon erlebte ich beispielsweise eine bemerkenswerte Veränderung bei einer Süchtigen namens Della. Sie hatte sich nicht einmal schuldig gefühlt, als sie ihren Ehemann für zehn bis zwanzig Jahre ins Gefängnis gehen ließ, um nicht selber wegen Rauschgiftschmuggels verurteilt zu werden. Die beiden waren über die mexikanische Grenze gegangen und wurden von der Polizei durchsucht. Della, die Heroin in der Vagina versteckt hatte, gelang es, das Rauschgift ihrem Mann in die Tasche zu praktizieren. Das Heroin wurde bei ihm gefunden, man verurteilte ihn zu einer Zuchthausstrafe, und sie ging frei aus. Della war so schwer süchtig, daß sie aus Lexington als »unverbesserlich« ausgewiesen wurde. Einmal wachte sie, nachdem sie eine Überdosis gespritzt hatte, in einem Krankenhaus auf, als sie gerade intravenös ernährt wurde. Sie zog die Transfusionsnadeln aus den Armen, schlich sich aus dem Krankenhaus, beging einen Diebstahl, um sich Geld zu beschaffen, und fand ihren Händler. Sie wurde im Koma wieder in das Krankenhaus eingeliefert.

Nach einigen Monaten in Synanon bekam Della entsetzliche Schuldträume. In ihren Träumen war alles mit Fäces bedeckt. Wenn sie duschte, kam Kot aus der Brause. Wenn sie in der Toilette spülte, stieg Kot aus dem Becken herauf und überschwemmte sie. Am Ende der immer wiederkehrenden Alpträume schrie sie vor Entsetzen. Das war der Anfang ihrer Schuldgefühle, und als sie in Synanon immer stärker die Bindungen der Liebe spürte, konnte sie mit ihren Gefühlen fertig werden. Heute ist Della mit einem Akademiker verheiratet, hat Kinder und führt ein glückliches Leben.

Schwer gestörte Menschen wie Della brauchen die Behandlung in einer therapeutischen Gemeinschaft, in der die Menschen in Liebe und gegenseitiger Fürsorge miteinander verbunden sind. Anscheinend bietet diese Atmosphäre die zwischenmenschlichen Bindungen, die die präödipale Persönlichkeit nötig hat, ehe sie in Berührung mit ihren tiefsten Bedürfnissen gelangen und anfangen kann, sich etwas aus anderen Menschen zu machen und Beziehungen zu ihnen anzuknüpfen. Viele dieser Personen sind behandelbar, wenn man sie der richtigen Therapie unterzieht. Wenn der Schuldmechanismus defekt ist, versagt gewöhnlich die Einzelbehandlung. Zum Versagen der Psychoanalyse trug nicht zuletzt die Tendenz bei, »Psychopathen« von Anfang an von der Therapie auszuschließen.

 

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6. Die Geschicklichkeit des Psychoanalytikers ist ungemein wichtig für den Erfolg des Prozesses. Vom Analytiker wird so viel Intuition verlangt, daß ich fürchte, die Methode wird für alle Zeiten mehr Kunst als Wissenschaft bleiben. Schließlich handelt es sich um eine aktive Beziehung zwischen zwei Menschen. Die Beziehung ist sehr heikel. Der Analytiker muß wissen, was er tut. Und er muß sich selbst so gut kennen, daß er seine Wahrnehmungen nicht durch eigene ungelöste Probleme stören läßt. Nur dann kann der Patient seine eigenen Störungen durcharbeiten und dem Arzt ebenbürtig werden.

Wir wollen es aussprechen: Viele Ärzte fühlen sich durch Beziehungen mit ebenbürtigen Kollegen so stark bedroht, daß sie es vorziehen, aktiv eine neurotische Übertragungsbeziehung zwischen einem Untergebenen und einer Autoritätsperson einzugehen und aufrechtzuerhalten. Ein solcher Arzt wird einem Patienten nicht erlauben, erwachsen zu werden. Das würde seine eigene Position als Autoritätsperson gefährden. Wenn sich in den ersten Jahren meiner analytischen Praxis ein Patient plötzlich aufsetzte und mir direkt in die Augen blickte, hatte ich den Eindruck, er sei aggressiv und gefährlich. Die Wahrheit ist, daß ich mich fürchtete. Aber den Vorwurf machte ich den Patienten, die Augenkontakt mit mir aufnahmen. Ich analysierte ihren Widerstand und nicht meine Furcht. Schließlich standen beide zur Debatte.

Die Tatsache, daß alle Therapeuten »Menschen« sind mit ihren eigenen besonderen blinden Flecken und Verbiegungen wie auch mit ihren besonderen Wahrnehmungen und Einsichten, ist nicht zu umgehen. Die Verwendung von Laien-Therapeuten in unseren Gruppen erkennt diese menschlichen Schwächen an. Wir versuchen dafür zu sorgen, daß jeder Patient in verschiedenen Gruppen behandelt wird und daß jede Gruppe einen anderen Therapeuten hat. Auf diese Weise ist der Patient nicht auf die unvermeidliche persönliche Kurzsichtigkeit einer einzigen Autoritätsperson angewiesen.

 

7. Der Psychoanalytiker kann getäuscht werden. Manche schlauen Patienten liegen monate- und jahrelang auf der Couch, in den Eingeweiden völlig abgeschaltet, und spielen eine Art nervenaufreibendes Psycho­schachspiel mit dem Arzt. Viele meiner Kollegen in der analytischen Ausbildung waren charakter­gestörte Persönlichkeiten, die dieses Spiel spielen konnten. Ich nicht. Als meine eigene Analyse begann, war ich neurotisch und erlebte fast einen Fehlschlag. Erst einige Jahre später, als ich von dem Prozeß betäubt wurde, lernte ich, das analytische Spiel nach den Regeln zu spielen. Die Schmerzen aus Vergangenheit und Gegenwart und die Angst, die ich als Preis zu zahlen hatte, waren hoch.

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In einem Gruppensystem sind zu viele Menschen, als daß ein solches Spiel lange Erfolg haben könnte. Alle kann man einfach nicht dauernd zum Narren halten. Jede Art von verbalem Schachspiel bringt gewöhnlich rasch eine Konfrontation, die selbst in dem kühlsten Spieler, Gefühle irgendwelcher Art erregen muß. Er wird weit schneller erreicht als in der Einzeltherapie, in der der Analytiker zurückhaltend und autoritativ bleibt und auf diese Weise eine emotionale Leere schafft, die der Patient füllen muß. Dieser tut es, ohne zu wissen, ob die emotionale »Füllung« signifikant, gültig oder wahr ist. Mein Gruppenprozeß konfrontiert die Menschen mit Gefühlen. Gewöhnlich kann jeder einzelne die Resonanz des Zorns, der Liebe, der Furcht, des Schmerzes und der Freude eines anderen Gruppenmitglieds beobachten und messen.

Was das wichtigste ist, wir treten dem Verhalten gleich von Anfang an entgegen. Meine Patienten, die sofort mit den Symptomen kämpfen müssen, werden unverzüglich gezwungen, sich mit verdrängten Gefühlen zu beschäftigen. Natürlich erwarten wir nicht, daß die Menschen die destruktiven Symptome gleich von Anfang an für die Dauer aufgeben. Es ist schwer, lebenslange Verhaltens­muster fallenzulassen, die aufgebaut worden sind, um tiefe Verletzungen und Bedrohungen abzuwehren. In diesem Sinn haben die Psychoanalytiker recht, wenn sie sagen, es brauche Zeit, anhaltende Veränderungen in der Persönlichkeit hervorzurufen und zu konsolidieren. Ein Patient wird fast unvermeidlich wieder damit beginnen, seine Symptome periodisch »auszuagieren«, gewöhnlich dann, wenn eine Streßsituation innerhalb der Gruppe oder anderswo auftaucht. Doch jedesmal, wenn er sein destruktives Verhalten einstellt, ja schon jedesmal, wenn er auch nur aufrichtig versucht, es einzustellen, ob mit oder ohne Erfolg, beginnen seine verdrängten Gefühle rasch zur Oberfläche vorzustoßen.

Wenn dies geschieht, sind meine Gruppenpatienten mindestens ebenso verwirrt wie Menschen in der Psychoanalyse. Der Hauptunterschied ist der, daß meine Patienten rascher »verwirrt werden« und auch rascher wieder aus dieser Verwirrung herauskommen — um Jahre rascher. Die anderen Gruppenmitglieder haben die gleiche Verwirrung durchgemacht. Sie verstehen, wie man sich dabei fühlt. Dies führt zu einer Hilfe besonderer Art für den Patienten, der seine Verwirrung erlebt. Es ist etwas völlig anderes als das Knurren »Großer Gott!« hinter der Analysecouch. Mit Unterstützung der Gruppe erkennt das neue Mitglied, daß es nicht vor Zorn verrückt wird, vor Schmerz »zerspringt«, vor Furcht hilflos oder durch Liebe pervertiert wird. Es ist nicht allein mit seinem Erlebnis. Es nimmt Erkenntnisse auf und eine Fülle von Bewußtsein. Unsere Gruppendynamik ist nicht nur eine Übung der Innenschau, die einem toleranten, aber unparteiischen Zuhörer gegenüber - dem Analytiker - in Worte gefaßt wird.

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Das neue Gruppenmitglied entwickelt also Vertrauen, so daß es sich in der Gruppe immer mehr öffnet. Und natürlich wird es in seinem Kampf mit den Verhaltenssymptomen ermutigt. Dieser Kampf wird leichter. Weitere verborgene Gefühle kommen an die Oberfläche.

Ehe diese emotionale Entfaltung nicht beginnt, kann keine Therapie einem Patienten nützen. In der Analyse kann dies vielleicht Jahre dauern. In unseren Gruppen dauert es häufig nur Wochen, manchmal sogar noch weniger.

Mir gefällt dieses beschleunigte System aus mehreren Gründen, von denen ich die meisten bereits besprochen habe. Doch einen Grund habe ich noch nicht behandelt: Die kürzere Zeitspanne erlaubt eine genauere Prüfung als die älteren langsameren Methoden.

Biochemiker, Anthropologen, medizinische Forscher, Physiker, Zoologen, Biologen — sie alle wenden heute eine wissen­schaftliche Methode in ihren jeweiligen Disziplinen an. Und diese Methode bringt signifikante Erkenntnisse hervor. Ihre Entdeckungen können wiederholt werden, sobald sie erst einmal ausprobiert worden sind. Vielleicht ergibt sich in den nächsten fünfzig bis hundert Jahren keine praktische Anwendungsmöglichkeit. Oder sie ergibt sich niemals. Doch die Forschungsergebnisse stehen fest und lassen sich immer reproduzieren.

Die wissenschaftliche Methode ruht auf zwei Fundamenten: 1. auf sorgfältigem, kontrolliertem Beobachten und Experimentieren; 2. auf Ergebnissen (ob sie erfolgreich sind oder nicht), die von anderen wiederholt werden können. Wenn ein Forscher Chemikalien zusammenbringt, um beispielsweise eine neue Formel zu schaffen, notiert er genau die Mengen von jeder Chemikalie. Dann prüft er die Ergebnisse und überprüft sie immer wieder. Wenn die Mischung unter Versuchsbedingungen die gewünschten Ergebnisse erbracht hat, kann der Forscher das Experiment in einem Aufsatz festhalten, damit qualifizierte Biochemiker in anderen Teilen der Welt die gleichen Ergebnisse reproduzieren können.

Selbstverständlich begegnen die Verhaltenswissenschaften hier einem Problem, das andere Wissenschaften nicht haben. Es ist unmöglich, kontrollierte Versuche mit statistisch signifikanten Zahlen vorzunehmen. Das würde die Kontrolle der Angehörigen von Hunderten von Familien erfordern, und wir wissen alle, wie schwierig das wäre. Es würde gerade das verletzen, was die meisten von uns als das kostbarste Recht des Menschen schätzen: das Recht, nicht kontrolliert zu werden.

Umfangreiche Beobachtungen signifikanten menschlichen Verhaltens stören die Intimsphäre. Dennoch haben mehrere Anthropologen von der Columbia-Universität bereits begonnen, solche Studien vorzunehmen.

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Der Gedanke dabei ist der, in ausgewählten Haushalten in Groß-New-York Kameras aufzustellen; in einem zentralen Kontrollraum befindet sich ein Beobachter, der die betreffenden Familien in ihrem »natürlichen Kontext« sehen kann. Ein Druck auf den Knopf, und schon gibt es einen permanenten Filmbericht über Familienmitglieder. (Um Peinlichkeiten zu vermeiden, sind in Schlafzimmern keine Kameras aufgestellt worden.) Die Theorie sagt, daß die Versuchspersonen schon nach wenigen Tagen die Kamera vergessen würden. In jedem Fall wissen sie, daß die gefilmten Daten völlig vertraulich sind und sie selbst das Recht behalten, die Vernichtung der Filme zu fordern. Obwohl die Unzulänglichkeiten dieser Studie auf der Hand liegen, hoffen die Anthropologen doch, eine gewaltige Menge von Informationen über das Verhalten in unserer Gesellschaft zu sammeln.

Auf einigen Gebieten der Psychologie hat die wissenschaftliche Methode sehr praktische Anwendungsmöglichkeiten gefunden. B. F. Skinner benutzte beispielsweise Versuche mit Tauben, um eine Lerntheorie zu schaffen, die programmiertes Lernen genannt wird. Sie ist weithin anerkannt und erbringt heute in vielen Teilen des Landes günstige Ergebnisse. Zunächst wandte Skinner das Pawlowsche Konditionieren an, um Tauben das Ping-Pong-Spielen beizubringen. Er beobachtete sie jeden Augenblick und belohnte sie, wenn sie sich so verhielten, wie er es wünschte, und bestrafte sie, wenn sie das Gegenteil taten. Allmählich lernten sie das von ihm vorhergesehene Verhaltensmuster und ließen alle nicht dazugehörigen Bewegungen weg.

Diese Experimente führten zu einer neuen Unterrichtsmethode für Menschen. Der Lehrstoff wird in winzige Schritte eingeteilt, wobei man den Schüler gleichzeitig so unterrichtet und prüft, daß er von einer richtigen Antwort zur nächsten geführt wird. Erfreut über seinen Erfolg beim Antworten (die Freude ist seine Belohnung), merkt sich der Schüler die Informationen offenbar leicht. Auf diese Weise baut er eine Erkenntnis auf die andere, bis er den Kurs beherrscht.

Die Entwicklung aller Naturwissenschaften, einschließlich der Verhaltenswissenschaften, beruht auf dem kontrollierten, objektiven Experiment. Die Naturwissenschaft nimmt diese Richtung, weil sie sich als produktiv erwiesen hat. Sie erbringt ständig signifikante, erwünschte Ergebnisse, die hier rascher als bei jedem anderen Verfahren erzielt werden.

Angesichts des wissenschaftlichen Fortschritts, der in anderen Disziplinen erzielt wird, bleibt die Psychoanalyse eine intuitive Kunst. Eine gelungene Analyse ist selbst im günstigsten Fall sehr schwer so zu beschreiben, daß sie wiederholt werden und breite erfolgreiche Anwendung finden kann.

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Schließlich ist die Einzelbeziehung zwischen einem Analytiker und seinem Patienten dynamisch, höchst persönlich, subjektiv und introspektiv. Die Sensibilität, die Erfahrung und die Intuition eines bestimmten Analytikers läßt sich nicht durch Worte einem anderen Analytiker in einem anderen Teil der Welt übermitteln. Nehmen wir an, ein Analytiker in Wisconsin hat großen Erfolg mit einem Patienten, der als »charaktergestört und depressiv« diagnostiziert worden ist. Wie könnte der Analytiker darüber so berichten, daß sich ein Kollege der erfolgreichen Behandlung eines ebenso diagnostizierten Patienten in Deutschland sicher sein darf?

Die Psychiatrie hat tatsächlich sehr wenig in laboratoriumsähnlichen Situationen experimentiert. Solche Bedingungen würden zu soliden, wissenschaftlich beobachteten Schlüssen führen. Doch es sind nicht viele Versuche unternommen worden. Und die wenigen Experimente, die vorliegen, sind alles andere als ermutigend. Im Jahr 1952 hat H. J. Eysenck, Professor für Psychiatrie an der Universität London, Tausende von Krankenberichten britischer Soldaten untersucht, die am Zweiten Weltkrieg teilgenommen und wegen Geisteskrankheiten in Nervenheilanstalten eingewiesen worden waren. Bei einigen dieser Männer sorgte Eysenck für psychoanalytische Behandlung. Einige erhielten andere Therapien. Manche gar keine. Dann stellte Eysenck eine Meßskala auf, um die »Besserungsziffer« festzustellen. Die Ergebnisse: 44 Prozent besserten sich bei der Analyse, 64 Prozent bei anderen Therapien, und 72 Prozent besserten sich ohne jede Therapie.

Vor einigen Jahren führte Werner Mendel, Professor für Psychiatrie an der Universität von Südkalifornien, ein anderes dreiteiliges Experiment durch. Eine Gruppe von Patienten wurde von ausgebildeten Psychoanalytikern und anderen Fachärzten des Krankenhauses behandelt. Die zweite Gruppe erhielt eine Behandlung durch weniger speziell ausgebildete Psychotherapeuten und klinische Psychologen. Um die dritte Gruppe kümmerte sich lediglich eine Anzahl psychiatrischer Helfer ohne förmliche Ausbildung in Therapie. Dieser letzten Gruppe erging es am besten. Diejenigen Patienten, die von der am höchsten qualifizierten Ärztegruppe behandelt wurden, zeigten die geringste Besserung. Mendel war von diesen Ergebnissen so überrascht, daß er das Experiment mit anderen Patienten und anderen Psychiatern noch einmal vornahm. Es änderte sich nichts. Die Behandlung durch Nicht-Ärzte war am erfolgreichsten, die Bemühungen der Fachärzte am wenigsten hilfreich für die Patienten.

Ich kann mir Hunderte von Fragen denken, die Zweifel an solchen Versuchen aufkommen lassen würden; gewiß sind die beiden Studien keineswegs schlüssig. Klar ist jedoch eines, daß sich die Psychoanalyse heute in einer Art Rumpelkammer befindet. Während andere Disziplinen ihre Zukunft auf eine Methode setzen, deren Fortschritt nachweisbar produktiver ist, verkümmert die Psychoanalyse geradezu.

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Es wäre tatsächlich sehr schwierig, einen statistisch zuverlässigen Test aufzubauen, in dem die Analyse im Verhältnis zu anderen therapeutischen Verfahren (einschließlich überhaupt keiner Therapie) gemessen wird. Der analytische Prozeß ist so zeitraubend und so teuer, daß eine gewaltige Subvention erforderlich wäre, um einen solchen Test durchzuführen. Es könnte fünfzehn Jahre oder noch länger dauern, um Ergebnisse zu erzielen.

Zugegeben, es ist schwer, die naturwissenschaftliche Methode auf irgendeine Art der Psychotherapie — meine eigene eingeschlossen — anzuwenden. Es sind allzu viele Variablen beteiligt. Und was meinen Prozeß betrifft, so sind die Verfahren zu neu. Es ging zuviel vor sich, als daß ich Zeit dafür gefunden oder Kontrollbedingungen hätte einführen können. Da unser Prozeß jedoch nicht annähernd so lange dauert wie die Analyse, kann ich mir Möglichkeiten vorstellen, wie einige Aspekte der wissenschaftlichen Beobachtung auf meine Patienten und auf meine Methode anzuwenden wären. Ich warte auf die Gelegenheit, das bald zu tun, und hoffe ein Computer-Programm aufzustellen, in dem Daten über unsere Patienten und deren Fortschritte zusammengetragen werden.

Trotz meiner Kritik an der Psychoanalyse leugne ich ihre Wirksamkeit in gewissen Fällen nicht. Sie ist ein feines Werkzeug in der Hand eines geschickten Arztes. Die Analyse kann wirksam sein, vorausgesetzt, daß der Patient reif genug ist, den Schwierig­keiten der Übertragung standzuhalten — und außerdem vorausgesetzt, daß ihm das Geld und die Zeit zur Verfügung stehen, den Prozeß zu beenden.

Ironischerweise haben die Gruppen mir geholfen, die Analyse in einer völlig neuen Art »wiederzuentdecken«. Wie ich bereits berichtet habe, begann ich meine Gruppenarbeit mit Patienten, die ich psycho-analytisch behandelte. Aus ihren Erfahrungen und denen der folgenden Patienten, die ausschließlich zur Gruppenbehandlung kamen, schloß ich, daß unsere Gruppentechnik die Emotionen der Patienten weit rascher erschloß als die Analyse.

Was geschieht dann? Die meisten meiner Patienten entwickeln sich innerhalb des Gruppenverfahrens recht zufriedenstellend. Es ist keine Einzeltherapie nötig. Doch andere Patienten brauchen Einzeltherapie und bitten darum, und ich nehme sie auf, wenn sie sich in der Gruppe emotional völlig erschlossen haben.

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Das Erlebnis ist faszinierend und wirklich erregend für einen Arzt, der in der alten ausgefahrenen Form der weitschweifigen Analyse ausgebildet worden ist. Die Emotionalität des Patienten, seine raschen Einsichten, seine besonderen Gefühle und Verbindungen machen die Analyse zu einem erstaunlich viel einfacheren Prozeß. Dank seinem Gruppenerlebnis steht er in Verbindung zu seinen Emotionen und verläßt sich auf sie. Viele einst verdrängte Gefühle sind bewußt. Andere tauchen ständig auf. 

Keines dieser Gefühle löst Scham oder Schuldbewußtsein bei ihm aus. Er hat gelernt, daß er an seinen schlecht angepaßten Gefühlen, Einstellungen oder Handlungen keine Schuld hat, sondern daß sie sein Problem sind. Ferner gibt es in der Analyse nach den Gruppensitzungen keine Störung durch ein Untergebenen-Vorgesetzten-Verhältnis. Auf menschlicher Ebene sind der Patient und ich einander ebenbürtig. Er achtet mein Können, ist jedoch deshalb nicht voller Ehrfurcht. Er achtet mich so, wie man einen tüchtigen Handwerker achtet, und nicht so, wie fromme Menschen zu einem Priester aufschauen.

In der Analyse macht ein Patient, der in meinen Gruppen mitgearbeitet hat, im Verständnis der Nuancen seiner Persönlichkeit derart rasche Fortschritte, daß ich immer wieder überrascht bin. In der Gruppe bleibt wenig Zeit, solche Nuancen herauszufeilen. Bei vielen Menschen ist es auch gar nicht nötig. Sie sind entweder fähig, schwierigere Wahrnehmungen selbst zu machen, oder können auch ohne sie gesund leben. Doch für manche Patienten sind die Feinheiten der analytischen Einsicht der wichtige letzte Schritt der Therapie.

Für mich ist es eine wirkliche Freude, die Einsichten eines Patienten im Stadium nach der Gruppenarbeit zu teilen. Die Analysestunde ist etwas Schönes geworden, voller Gefühl und anregender Wahrnehmungen, etwas völlig anderes als das, was ich in meinen frühen Jahren als Psychoanalytiker vorfand.

Ich fürchte, daß sich die gleiche Beobachtung bei jeder Therapieform anstellen läßt, bei der sich ein Arzt oder Psychologe mit einem Patienten in einem Zimmer einschließt, um emotionale Probleme auf der Basis einer Zweierbeziehung durchzuarbeiten. Um wirkliche therapeutische Ergebnisse zu erzielen, sollte der Patient mit der Analyse erst dann beginnen, wenn er vollen Zugang zu seinen tiefempfundenen Emotionen hat. Unser Prozeß bringt den Patienten schnell an diesen Punkt.

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Casriel 1972