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2.  Der Zusammenbruch der Biosphäre

Ditfurth-1985

 

   Wetterleuchten   

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"Es herrschte eine ungewöhnliche Stille. Wohin waren die Vögel verschwunden? Viele Menschen fragten es sich, sie sprachen darüber und waren beunruhigt. Die Futterstellen im Garten hinter dem Haus blieben leer. Die wenigen Vögel, die sich noch irgendwo blicken ließen, waren dem Tode nah. Sie zitterten heftig und konnten nicht mehr fliegen. Es war ein Frühling ohne Stimmen. Einst hatte in der frühen Morgen­dämmerung die Luft widergehallt vom Chor der Wander- und Singdrosseln, der Tauben, Häher, Zaunkönige und unzähliger anderer Vögel, jetzt hörte man keinen Laut mehr. Schweigen lag über Feldern, Sumpf und Wald."

Mit diesem "Zukunftsmärchen" leitete die amerikanische Biologin und Journalistin Rachel Carson 1962 ihr legendäres Buch <Silent Spring> ein. In demselben Kapitel, dem Einleitungskapitel, heißt es weiter: 

"Ich kenne keine Gemeinde, der all das Mißgeschick, das ich beschrieben habe, widerfahren ist. Doch jedes einzelne dieser unheilvollen Geschehnisse hat sich tatsächlich irgendwo zugetragen, und viele wirklich bestehenden Gemeinden haben bereits eine Reihe solcher Unglücksfälle erlitten. Fast unbemerkt ist ein Schreck­gespenst unter uns aufgetaucht, und diese Tragödie, vorerst nur ein Phantasiegebilde, könnte leicht rauhe Wirklichkeit werden, die wir alle erleben."

Als das Buch kurz darauf unter dem Titel <Der stumme Frühling> auch in Deutschland erschien, löste es lebhafte Diskussionen aus. Diese kreisten vor allem um die Frage, wie sehr die Autorin wohl im Interesse einer möglichst spannenden Darstellung übertrieben habe. Der Gedanke, daß ihre Schilderungen ernst zu nehmende Prophezeiungen sein könnten, kam kaum jemandem in den Kopf. 

Ich erinnere mich sehr gut an Diskussionen unter Wissenschaftlern in industriellen Forschungszentren — und hier hätte man sich von Rachel Carsons Warnungen in erster Linie angesprochen fühlen müssen —, die unweigerlich mit dem einmütigen Ergebnis endeten: "Typisch amerikanische Sensations­macherei. Spannend, aber ganz sicher nicht ernst zu nehmen."

Kaum mehr als zwanzig Jahre später, Anfang 1983, sah sich das Bürgermeisteramt der südbadischen Gemeinde Heitersheim genötigt, bei der Geburt eines Kindes in der Gemeinde an die Eltern den folgenden, hier auszugs­weise wiedergegebenen Standardbrief zu verschicken: 

"Sehr geehrte Frau ..., sehr geehrter Herr ...! - Zunächst möchten wir Ihnen zur Geburt Ihres Kindes am... unseren Glückwunsch aussprechen. Wie Ihnen evtl. bekannt, haben die Stadt Heitersheim und einige andere Gemeinden des Markgräfler Landes Probleme mit den Nitrat­konzentrationen im Trinkwasser... Nach Mitteilung des Staatlichen Gesundheits­amtes sollte insbesondere in den ersten drei Monaten die Säuglings­nahrung nicht mit dem zur Zeit zur Verfügung stehenden Trinkwasser zubereitet werden. Wir empfehlen Ihnen daher... nur eine bereits fertige Flüssig­säuglings­nahrung zu verwenden... empfehlenswert ist auch die Zubereitung der Babynahrung mit Mineral­wasser." 

Es folgt ein Hinweis darauf, daß für Erwachsene "keinerlei gesundheitliche Gefahren" gegeben seien, nebst freundlichen Grüßen.

Der gleiche Brauch mußte inzwischen auch in mehreren Gemeinden des Kaiserstuhls eingeführt werden, im schwäbischen Schussenried, im fränkischen Marktbreit, in Lollar (Hessen), in immer mehr Gemeinden des Großraums Frankfurt/Main, des Ruhrgebiets, im Bayerischen Wald, in Niedersachsen und im Stadtstaat Hamburg. Der Grund: In allen Fällen enthielt das Trinkwasser mehr als jene 25 Milligramm Nitrate pro Liter, welche die zuständige EG-Kommission als zulässigen Grenzwert ansieht.  

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Ursache ist die immer intensivere Stickstoffdüngung in der Landwirtschaft. In Lollar waren es mehr als fünfzig Milligramm, in Schussenried sogar hundert Milligramm. Bei einem Gehalt von mehr als 25 Milligramm aber besteht bei Säuglingen das Risiko des Auftretens von "Blausucht": In diesen Konzen­trationen reduzieren die Nitrate die in den ersten Lebens­monaten noch nicht voll ausgereifte Fähigkeit des Blutfarbstoffs zur Sauerstoffbindung in solchem Maße, daß Kleinkinder von Erstickung bedroht sind.

Es ist schneller gegangen, als selbst Rachel Carson ahnte, die niemand wirklich hatte ernst nehmen wollen. 

Die Gefahr, vor der die Amerikanerin mit ihrem Buch warnte, bestand in den von ihr vorhergesehenen Spätfolgen einer zunehmenden chemischen Belastung der Umwelt (wobei sie in erster Linie allerdings die Pestizide — chemische Insekten- und Unkraut­vernichtungs­mittel — im Auge hatte). Heute, nur zwei Jahrzehnte später, ist das Wasser, das aus den Leitungsrohren unserer Wohnungen fließt, in vielen Fällen für Kleinkinder bereits so giftig, daß behördlich vor seiner Verwendung gewarnt werden muß. 

Es ist schnell gegangen. Aber noch immer scheint Ruhe die erste Bürgerpflicht zu sein. Man kann ja "auf Mineralwasser zurückgreifen". (Wann wird den Leuten aufgehen, daß dieses aus demselben Boden kommt?) Aber die psychische Toleranz des Menschen gegenüber Bedrohungen dieser Art ist offenbar grenzenlos.

Im Mai 1977 forderte der damalige US-Präsident Carter den amerikanischen Kongreß auf, in Zusammen­arbeit mit den fachlich zuständigen Bundes­behörden "die voraussichtlichen Veränderungen der Bevölkerung, der natürlichen Ressourcen und der Umwelt auf der Erde bis zum Ende dieses Jahrhunderts" zu untersuchen und über das Ergebnis als "Grundlage für unsere langfristige Planung" zu berichten. Auf den Wunsch des Präsi­denten machten sich einige hundert Regierungsangestellte ans Werk, unterstützt von Heerscharen von Wissen­schaftlern großer amerikanischer Universitäten und staatlicher Forschungsinstitute. Drei Jahre später, 1980, legten sie das Resultat ihrer Anstrengungen vor. Es trägt den Titel <Global 2000. Der Bericht an den Präsidenten>.

(d-2014:)  Global-2000 bei detopia   90


Das Autorenteam fügte seinem eineinhalbtausend Seiten umfassenden Report einen Begleitbrief bei, in dem es unter anderem heißt: "Die Schluß­folgerungen, zu denen wir gelangt sind, sind beunruhigend. Sie deuten für die Zeit bis zum Jahre 2000 auf ein Potential globaler Probleme von alarmierendem Ausmaß. Der Druck auf Umwelt und Ressourcen sowie der Bevölkerungsdruck verstärken sich und werden die Qualität menschlichen Lebens auf diesem Planeten zunehmend beeinflussen."  

Angesichts der Dringlichkeit und des Ausmaßes der Gefahren, fuhren die Autoren fort, sei eine globale Zusammenarbeit notwendig, wie es sie in der Geschichte noch nie gegeben habe. Die zur rechtzeitigen Abwehr der ermittelten Gefahren notwendigen Veränderungen überstiegen jedenfalls die Möglichkeiten jeder einzelnen Nation.29

Deutliche Worte, sollte man meinen. Wenn eine Weltmacht im Auftrag ihres Präsidenten ihre Brain-Power zusammenrafft, um für ihre langfristige Planung Informationen über zukünftige Entwicklungen zu beschaffen, dann muß auf eine solche Diagnose doch wohl die Tat einer mindestens vergleichbar großen therapeutischen Anstrengung folgen — sagt sich der "gesunde Menschen­verstand". Abermals jedoch erweist er sich mit dieser Vermutung als nur mangelhaft vertraut mit den Realitäten der politischen Welt. Denn: Es geschah überhaupt nichts. Der Präsident — inzwischen hieß er Ronald Reagan — nahm die Antwort auf die Frage, die sein Amtsvorgänger gestellt hatte, schlicht nicht zur Kenntnis. Er ließ sie im Archiv begraben. 

"Da die ursprünglich von der US-Regierung beabsichtigte internationale Abstimmung über Ergebnisse und über globale aus dem Bericht abzuleitende politische Handlungs­empfehlungen von der Regierung Reagan nicht mehr aufgegriffen wurde, blieb die erwartete weitere internationale Beratung über den Bericht zunächst aus."(30)  <Zunächst> heißt in diesem Falle: bis auf den heutigen Tag

Die regierungs­amtliche Beerdigung von <Global 2000> gelang jedoch nicht gänzlich unbemerkt. Der Text des Expertenreports begann in ökologisch interessierten Kreisen der amerikanischen Gesellschaft zu kursieren. Wenige Monate später erschien eine deutsche Übersetzung.(29)

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Die öffentliche Diskussion war jetzt nicht mehr aufzuhalten. Sie spielte sich während der längsten Zeit allerdings außerhalb der offiziellen politischen Gremien ab. Die einzige politische Gruppierung in der Bundesrepublik, die sich von Anfang an weigerte, das Totschweigen von Global 2000 für eine praktikable Methode zur Lösung der darin aufgezählten globalen Gefahren zu halten, war das im eigenen Selbstverständnis zwischen der Rolle einer "neuen Partei" und einer "basisdemokratischen Bewegung" bis auf den heutigen Tag hin und her gerissene Häuflein der "Grünen".

Diese Identifikation wirkte sich auf die Bereitschaft der politischen Repräsentanten unserer Gesellschaft, die ökologische Bedrohung als Tatsache anzuerkennen, nicht eben förderlich aus. Es war, als fühlte sich die psychologisch obligate Tendenz zur Verdrängung der in Global 2000 aufgezählten Unerfreulichkeiten durch die Tatsache legitimiert, daß gerade "diese Leute" es waren, die auf einer parlamentarischen Diskussion und politischen Konsequenzen bestanden. Vorübergehend schlug die bloße Verdrängung damals um in unverhüllte Feindseligkeit, ja in blanken Haß all denen gegenüber, die davor warnten, die Entscheidung über Konsequenzen weiter auf die lange Bank zu schieben.

Zur Charakterisierung der Atmosphäre nur ein einziges Beispiel: 

Auf einer kommunalen Wahlveranstaltung der Hamburger FDP am 22. April 1982 sah sich der Redner, ein Wirtschaftswissenschaftler der Universität Kiel, veranlaßt, Kritiker daran zu erinnern, daß es sich bei <Global 2000> nicht um ein Machwerk "linker Demagogen" handele, sondern um eine als durchaus konservativ einzustufende Expertise. 

Bei ähnlichen Gelegenheiten erwies sich der Hinweis als nicht überflüssig, daß in diesem Falle auch der Verdacht abwegig sei, der Report könne womöglich mit Moskauer Unterstützung entstanden sein, da über allem Zweifel feststehe, daß er aus der Feder amerikanischer Regierungs­angestellter stamme.

Es gab noch groteskere Reaktionen.31

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Dies alles wird hier nicht angeführt, am alte Wunden aufzureißen. Das Kernthema dieses Buchs gibt jedoch Anlaß, sich derartiger Reaktionen im Detail zu erinnern. 

Die Leichtigkeit, mit der sich sonst ganz manierliche, "Aufgeklärtheit" für sich in Anspruch nehmende Zeitgenossen zu verleumderischen oder gar haßerfüllten Attacken auf Mitmenschen hinreißen lassen, die sich ihnen bei dem Versuch, angstauslösende Fakten zu verdrängen, in den Weg stellen, ist für unsere Bestands­aufnahme ein grundlegend wichtiges Phänomen: Es erleichtert das Verständnis der Ursachen unserer Misere, indem es die weitverbreitete Ansicht von der Rationalität des Menschen unübersehbar relativiert.

Wie auch immer, die Fakten ließen sich auch in diesem Falle durch noch so heftige Emotionen nicht aus der Welt schaffen. Und so raffte sich denn, nach einer Schrecksekunde, die zwei Jahre gedauert hatte, und nach endlosem Vorgeplänkel schließlich auch der Deutsche Bundestag in der letzten Oktoberwoche 1982 dazu auf, über Global 2000 zu debattieren. 

In der "über vierstündigen" (!) Aussprache kam es zu "leidenschaftlichen Appellen an die Regierungen und Parlamente der Welt". Rasches und entschlossenes Handeln wurde gefordert. Die Opposition warf der Regierung mangelnde Entscheidungs­kraft vor. Bundes­forschungs­minister Heinz Riesenhuber andererseits warnte vor Resignation gegenüber den Problemen.32  

Und das war's denn auch schon. Beschlüsse wurden nicht gefaßt. Ausschüsse wurden nicht ins Leben gerufen. Auf der Tagesordnung unseres Parlaments erschien das Thema nie wieder. Offensichtlich ist die Majorität unserer Volksvertreter der Ansicht, daß es dringendere Probleme gibt, die ihre Aufmerksamkeit erfordern.

Wenn man den <Bericht der Bundesregierung zu Global 2000 und den darin aufgezeigten Problemen> liest, der auf Drängen mehrerer Fraktionen am 15. März 1982 in Bonn vorgelegt worden war, bekommt man für diese Haltung sogar Verständnis. Der Bericht ist ein in seiner Ehrlichkeit anrührendes, kaum verschlüsseltes Dokument der eigenen Ohnmacht. Der größte Teil der 42 Textseiten dient der endlosen Aufzählung aller, aber auch der kleinsten Beiträge der Bundesrepublik zu internationalen und nationalen Hilfsaktionen, Subventionen und Initiativen, die sich - auf welche Art auch immer - in irgendeinen Zusammen­hang mit den von <Global 2000> genannten Problemen und Bedrohungen bringen lassen.  

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Man muß im Lesen zwischen den Zeilen nicht sonderlich geübt sein, um den eigentlichen Tenor zu erkennen, der sich durch den ganzen Text zieht und der da lautet: Was, um Gottes willen, sollen wir denn sonst noch tun oder ausrichten, nachdem die amerikanische Regierung die ursprünglich geplante internationale Zusammenarbeit auf diesem Problemfeld stillschweigend abgeblasen hat?

In der Tat: Was denn schon? Man muß gerecht sein. Immerfort bloß Vorwürfe zu erheben ist allzu billig. Die notwendigen Veränderungen überstiegen die Möglichkeit jeder einzelnen Nation, wie die Autoren von Global 2000 festgestellt haben. Wer könnte bezweifeln, daß diese Bemerkung, adressiert an den eigenen Auftraggeber und gemünzt auf die Weltmacht USA, erst recht für die Bundesrepublik gilt? Die Einsicht ändert nichts daran, daß das globale Stillschweigen über Global 2000 auf jeden unheimlich und beängstigend wirken muß, der sich näher mit dem Bericht beschäftigt.

Seine entscheidende Aussage, das Ergebnis, zu dem Hundertschaften von Wissenschaftlern und Regierungs­experten kamen, läßt sich in einem einzigen Satz zusammenfassen, an dem es nichts zu rütteln und zu deuteln gibt. Dieser lautet:

Wenn sich die weltweit heute festzustellenden Tendenzen und Entwicklungen nicht inner­halb sehr kurzer Zeit grundlegend ändern, dann treibt dieser Planet mit der auf seiner Oberfläche lebenden Menschheit einer Katastrophe entgegen, deren Ausmaß in der bisherigen Geschichte ohne Beispiel ist.

Die Aussage ist klar und eindeutig. Sie läßt ausweichenden Interpretationen grundsätzlich keinen Raum. Die einem wissen­schaftlichen Report an die eigene Regierung wohl anstehende distanzierte Coolness der Formulierungen — in denen die Aussage verpackt ist — kann nur den über die Unerbittlichkeit der Prognose hinweg­täuschen, der sich täuschen lassen will; nur den Leser, der es — angesichts der freilich einschücht­ernden Problemgebirge, die zur Rettung unserer Zukunft bewegt werden müßten — vorzieht, beide Augen zuzumachen.

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Deren aber gibt es, wen könnte es wundernehmen, nicht wenige. Seit <Global 2000> der Öffentlichkeit zugäng­lich gemacht wurde, ist an den Methoden des Berichts, den seinen Extrapolationen zugrunde gelegten Zahlen und den verwendeten Computermodellen herumgemäkelt worden. Den einen waren die Ausgangs­daten nicht weit genug in die Vergangenheit zurückbezogen (ungeachtet der inzwischen nachgewiesenen Tatsache, daß die Voraussagen dann noch ungünstiger ausgefallen wären). Andere Kritiker bestritten die Seriosität der verwendeten statistischen Methoden. Viele witterten hinter dem ganzen Unternehmen ideologische Vorein­genommenheit und verwiesen auf angebliche Einseitigkeiten der Interpretation. 

Sie alle müssen sich an die grundlegenden Fakten erinnern lassen, die diese ganzen Diskussionen zu durch­sichtigen Scheingefechten werden lassen: Es ist richtig, daß den zur Erstellung von Entwicklungs­prognosen zugrunde gelegten Zahlen immer (unvermeidlich) eine gewisse Willkür anhaftet. Einzuräumen ist auch, daß sich bei der Extrapolation bestehender Entwicklungstendenzen grundsätzlich ein gewisser Spielraum ergibt, innerhalb dessen nur nach subjektiven Kriterien ("persönliche Meinung") geurteilt werden kann. Das alles wird von niemandem bestritten. Es war selbstverständlich auch den Autoren des Berichts bewußt.

Sie haben es sich daher zum Prinzip gemacht, an allen Stellen, an denen sich derartige Spielräume ergaben, und bei allen ihren Rechen­schritten jeweils von der für die Endprognose günstigeren Annahme auszugehen. Wer das bei seiner Kritik nicht berücksichtigt, muß sich vorhalten lassen, daß er <Global 2000> nur flüchtig gelesen hat. Vor allem aber: Bei den von den Autoren benutzten und errechneten Zahlen handelt es sich um Daten, die sich eine Weltmacht mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln verschafft hat in der Absicht, sie ihrer langfristigen Planung zugrunde zu legen.

Auf deutsch: Bessere Zahlen und verläßlichere Vorhersagen gibt es nicht.

Das erkennt auch die deutsche Bundesregierung uneingeschränkt an. In diesem Punkt immerhin herrscht Einigkeit unter den Parteien. 

"Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß die in der Studie <Global 2000> aufgezeigten Entwicklungs­tendenzen Schlüsselprobleme für die Zukunft der Menschheit darstellen ... Die Bundes­regierung teilt somit die Grundaussage der Studie <Global 2000>", heißt es in einem <Sprechzettel für den Regierungs­sprecher> vom 4.3.1982. 33) 

Unter diesen Umständen können wir uns die Mühe sparen, uns im einzelnen mit den bis heute — wenn inzwischen auch wesentlich leiser — vernehmbaren Ausflüchten derer auseinanderzusetzen, die es noch immer nicht wahrhaben wollen. 

Versuchen wir statt dessen, uns anhand einiger Beispiele einmal die "Schlüssel­probleme für die Zukunft der Menschheit" konkret vor Augen zu führen, die auch nach Ansicht unserer Bundesregierung in dem amerikanischen Bericht zutreffend beschrieben worden sind.

Dazu drei Vorbemerkungen.

Erstens: Die Entwicklung der für die ökologische Bedrohung ursächlich verantwortlichen Tendenzen hat sich in den seit der Veröffentlichung des amerikan­ischen Reports vergangenen Jahren so rapide beschleunigt, daß keines der in den folgenden Kapiteln beschriebenen Beispiele in der Öffentlichkeit mehr unbekannt ist. Trotzdem ist ihre zusammenfassende Darstellung hier notwendig, weil erst sie uns die Möglichkeit geben wird, der Frage nach der gemeinsamen, sich hinter allen diesen Einzelsymptomen verbergenden Grundursache nachzugehen.

Zweitens stützen sich die Beispiele selbstverständlich nicht allein auf den in manchen Punkten von der Entwicklung schon wieder überholten amerikanischen Bericht des Jahres 1980, sondern von Fall zu Fall auf die zu den einzelnen Spezialthemen inzwischen erschienenen aktuelleren Berichte und Meldungen.

Und schließlich werden wir nicht den globalen Aspekt der einzelnen Probleme jeweils in den Vordergrund stellen (er hat immer etwas Entlegenes, schwer Vorstellbares an sich). Wir werden die uns alle weltweit bedrohenden Gefahren vielmehr anhand der Entwicklungen und Befunde schildern, die sie uns vor der eigenen Haustür bescheren.

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