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Vorwort
von Rene Dubos
7-9
Es
gibt so viele Varianten, die Welt als eine zu preisende
zu erfahren, wie es Lebewesen gibt. Niemand kann bezweifeln, daß jeder
das Leben auf seine eigene Weise feiert, sei es eine Katze, die sich in der
Sonne räkelt oder neben einem warmen Ofen zusammenrollt, sei es ein Lamm oder
ein herumtollendes Fohlen auf einer Frühlingswiese. Wir Menschen können
diese rein biologische Lebenslust durch Lebensstile, soziale Institutionen,
Denkmuster und unzählige andere Aktivitäten bereichern, die die biologischen
Bedürfnisse überlagern und die unterschiedlichsten
Formen bilden, das menschliche Leben zu erfahren und zu preisen.
Das
Wort Leben sagt nichts über die Beschaffenheit lebender Organismen
aus, sondern kennzeichnet ihr Tun. Beobachtungen und wissenschaftliche
Untersuchungen haben sehr viele Erkenntnisse über Lebewesen, insbesondere
menschliche, hervorgebracht — über ihre stammesgeschichtliche Entwicklung,
anatomischen Merkmale, physiologischen Mechanismen, ihre Verhaltensmuster —,
aber diese biologischen Erkenntnisse offenbaren nicht, wie das Leben erfahren
wird.
Wir
können das Leben nur als
ganzheitliche Wesen erfahren; und allein durch Extrapolation setzen wir
bei anderen menschlichen Wesen ähnliche Erfahrungen voraus. Wir feiern
das Leben, wenn wir anerkennen, daß es die Quelle unserer Befriedigungen ist
und daß es unserer rein biologischen Existenz Sinn gibt, sogar dann, wenn
unsere Pläne fehlschlagen. Mit Ruskins Worten: "Es gibt keinen
Reichtum, nur Leben."
Dieses
Buch handelt nicht von der Natur des Lebens, von Merkmalen oder Aktivitäten
einzelner Organismen, sondern von den Lebenserfahrungen während des
menschlichen Abenteuers. Ich möchte diese Erfahrungen vermitteln, indem ich
feststelle, was ich weiß und was ich bei einigen Orten und
Begebenheiten fühlte, die für mich von besonderem Interesse waren
oder die einige Aspekte meiner eigenen Existenz berührten.
Kapitel
1, <Die
Humanisierung des Homo sapiens>, zeigt auf, daß Mitglieder der
biologischen Spezies nur dann wirklich menschlich werden und eine
menschliche Sprache meistern können, wenn sie bis
zu einem entscheidenden Alter in einer menschlichen Gesellschaft
aufwachsen, überall auf der Erde.
Kapitel
2,
<Vergangenheit, Öffentlichkeit und Selbstfindung>, erörtert, wie
ein bestimmtes menschliches Wesen eine Person wird — einzigartig,
beispiellos und unwiederholbar —, als Resultat von Vererbung,
Umwelteinflüssen und vor allem der getroffenen Entscheidungen während
seiner Existenz.
Kapitel
3, <Denke
global, aber handle lokal>, verdeutlicht anhand historischer und
gegenwärtiger Beispiele, daß auf Erden die wichtigsten Probleme des
Lebens überall fundamental gleich sind, daß aber die Lösungen dieser
Probleme immer durch lokale Umstände und Entscheidungen bedingt sind.
Kapitel
4, <Der Trend
ist kein Schicksal>, beschreibt, daß zwar die biologische Evolution
unumkehrbar ist, daß aber die soziale Evolution es menschlichen
Gesellschaften und Individuen ermöglicht, ihren eigenen Weg zu wählen
und sogar Schritte rückgängig zu machen, wenn sie meinen, daß sie in
eine falsche Richtung führen.
Kapitel
5, <Materieller
Reichtum und der Einfallsreichtum des Lebens>, beschreibt, wie
menschliche Wesen und andere lebende Organismen Bodenschätze und
Naturkräfte in Substanzen und Strukturen umwandeln, die sie sowohl für
ihre eigene Entwicklung als auch zur Entfaltung ihrer Aktivitäten nutzen
können.
Kapitel
6, <Trotz allem
— Optimismus>, betont, daß wir trotz vergangener und gegenwärtiger
Tragödien Vertrauen in die Zukunft besitzen dürfen, weil
das menschliche Wesen und die Natur unverwüstlich sind, und wir
lernen, die Gefahren zu ahnen, die in den Naturkräften und unseren
eigenen Handlungen liegen. Die Zukunft kann nicht
vorausgesagt werden, aber wir erneuern uns ständig, wenn wir
gegenüber Veränderungen und Erfahrungen offenbleiben — der menschliche
Weg, das Leben zu feiern.
Dieses
Buch ist Ausdruck meiner eigenen Erfahrungen. Ich bin zahlreichen Personen,
die mir in den mehr als achtzig Jahren meiner Existenz
halfen, zu Dank verpflichtet. Da ich nicht allen persönlich danken kann,
möchte ich nur drei Menschen erwähnen, die als Symbol für drei Etappen und
Aspekte meines Lebens stehen:
Adeline
Dubos — meine Mutter, der ich alles verdanke.
Jean
Porter Dubos — meine Frau, die mit kreativen Ideen und Kritik zu jedem
Teil dieses Buches beitrug.
Peggy
Tsukahira, die zuerst das Buch mit mir diskutierte und die, nachdem sie
Teile der ersten Version gelesen hatte, so traurig
aussah, daß ich sofort das Manuskript umschrieb, um den Text lesbarer zu
machen und ihr liebes Lächeln wiederzusehen.
Obwohl
ich für jeden Satz, der hier steht, verantwortlich bin, möchte ich
erwähnen, daß viele Ansätze während der Diskussionen mit Freunden und
Kollegen entstanden, die das <Rene Dubos Center for Human
Environments> gründeten, insbesondere Ruth und William Eblen.
Die
Aktivitäten des Centers basieren auf unserem Glauben, daß es menschlichen
Wesen möglich ist, das Antlitz der Erde so zu verändern, daß eine Umwelt
entsteht, die ökologisch lebensfähig, ästhetisch ansprechend und
ökonomisch gewinnbringend ist und die dadurch mehr
Gelegenheiten bietet, das Leben zu preisen.
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René Dubos - Die Wiedergeburt der Welt -