Karen Duve
Warum
die Sache
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2014 180 Seiten
wikipedia.Autorin detopia D.htm |
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detopia-2019: Die Autorin war eine Freundin von W. Herrndorf - und daher ist sie hier. Ja, das ist ein "Weltuntergangsbuch" - so nennt es die Autorin im dlf-Gespräch. Ich selbst kann nun nichts Besonderes daran finden, wenn jeder Romanschreiber nun auch noch 'sein eigenes Weltuntergangsbuch' in die Verlage drückt. Das kann nicht die Lösung sein. Aber gut: wenn nur wenigstens eine neue Idee im Buch aufgeschrieben werden will, dann muss es wohl so sein, wenn es keine andere Mitteilungsmöglichkeit gibt (und meistens-momentan-aktuell ist es ja so, dass dem Mitteilungsbedürfnis nur noch das Sachbuch bleibt). Sagen wir's mal so zur Güte: Ich fände es nützlich und gut, wenn alle zukünftigen Weltuntergangsbüchler vorher das lesen würden, was schon Jahrzehnte 'da ist' - und nicht jedesmal das Leihfahrrad neu erfinden.
aus der Verlagsmeldung
Ohne Frage: Wir stehen näher am globalen Kollaps als die meisten glauben. Schade nur, dass in Politik und Wirtschaft immer noch meist diejenigen das Sagen haben, die am allerwenigsten dazu geeignet sind. In Zeiten von Klimawandel, Artensterben, Atombomben, Überbevölkerung, mulitresistenten Keimen und unregulierten Finanzmärkten ist das eine Katastrophe. Karen Duve haut auf den Tisch und zeigt, dass kurz vor zwölf endlich mal andere dran sein sollten.
KLAPPENTEXT
https://www.book2look.com/book/9783869711003 Lesen bis S. 20 sicher auch bei amazon lesen möglich https://www.sein.de/warum-die-sache-schiefgeht/ Lesebericht
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27.10.2014 Tagesspiegel
tagesspiegel - karen-duve-im-interview - chefs-sind-oft-psychopathen
Das Gespräch führte Gunda Bartels
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1) Frau Duve, vor drei Jahren erschien Ihre Fleischkonsum-Anklage <Anständig essen>, jetzt folgt mit <Warum die Sache schief geht> die Abrechnung mit den Entscheidern in Politik und Wirtschaft, die die drohende Klimakatastrophe ignorieren: Wollen Sie sich als zornige Moralistin der deutschen Publizistik etablieren?
2) Kommt es durch eine Naturkatastrophen oder den ökonomischen Zusammenbruch?
3) In Ihrer Polemik reden Sie davon, dass es unter Politikern und Konzernchefs überdurchschnittlich viele Psychopathen gibt: Wie definieren Sie das?
4) Welche bekannten Persönlichkeiten passen in dieses Entscheider-Raster?
6) Trotzdem hat wohl kaum die Mehrheit der Chefs eine Hirndeformation.
7) Eigenschaften, die Sie im Buch „Voraussetzung für eine Verbrecherlaufbahn“ nennen: Wollen Sie die Welt lieber von entscheidungsunfähigen Konsensgläubigen regieren lassen?
Fallen Ihnen bei diesem Entscheider-Typus nur Männer oder auch Frauen ein?
Aber prozentual gesehen ist der psychopathische Typus meist männlichen Geschlechts?
Sie glauben wirklich, was Sie schreiben: „Frauen sind die besseren Menschen“?
Ist die Unterteilung in dominante, egomanische Männer und empathische, sozialverträgliche Frauen nicht finsterer Biologismus?
Sie kreiden den Führungskräften auch „Generationenimperialismus“ an.
Dass die Idee unbegrenzten Wirtschaftswachstums angesichts begrenzter Ressourcen Wahnsinn ist, weiß jeder. Wie erklären Sie sich, dass das trotzdem fast kein Entscheider thematisiert oder gar danach handelt?
Dass das unmöglich ist, versteht jeder. Die Fantasie eines Chefs müsste doch so weit reichen, zumindest das Überleben eigener Enkel sicherstellen zu wollen.
Sie vertreten die biologistische Position, dass der Planet ohne uns besser dran ist. Wieso machen Sie sich dann die Mühe, zur Verhaltensänderung aufzurufen?
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TAZ 19. 10. 2014 Buch über den globalen Kollaps Jeder weiß es, keinen interessiert's Karen Duve warf ihren neuen Roman ins Eck und schrieb ein Sachbuch über das bevorstehende Ende der Menschheit. Was ist los mit der Autorin? Karen Duves Roman sollte im Jahr 2030 spielen. Sie recherchierte, war fassungslos – und schrieb ein Sachbuch über den Weltuntergang. |
Die Schriftstellerin Karen Duve war beim Schreiben eines neuen Romans, aber irgendwann ging es nicht mehr. Sie hörte mittendrin auf und schrieb ein Sachbuch über das bevorstehende Ende der Menschheit. Für sie ein „erfrischender Gedanke“, wie sie auf der letzten Seite schreibt. „Es kann doch eigentlich nur besser werden.“ An einem ordentlichen Herbstmorgen betritt Duve, 52, die Räume ihres Verlages in Berlin-Mitte. Blond, Brille, casual wear. Sie kommt von ihrem Bauernhof in Brandenburg und sagt, sie brauche erst mal eine Cola Light, um schneller denken zu können. Es ist aber keine da, und sie will auch keine Diva sein, worauf sofort jemand lostrabt. Woher kommt der Antrieb dazu, ein Buch wie „Warum die Sache schiefgeht“ zu schreiben (Galiani Verlag, 192 Seiten, 12 Euro)? Damit steht man in ihrer Branche immer noch sehr allein. Der Klimawandel und seine Konsequenzen sind dem deutschen Feuilleton-Milieu fremd. In der ersten Jahreshälfte beschäftigte man sich intensiv mit dem Kriegsjahr 1914. Inzwischen ist man bei aktuellen Kriegen und dem IS. Diese Themen sind imminent, keine Frage, aber sie sind auch kulturell vertrauter. Mit dem globalen Kollaps will man nichts zu tun haben. Das sollen mal schön die Ökofuzzis verwursten. „Ich will damit auch nichts zu tun haben“, ruft Duve. „Ich hätte viel lieber einen Roman geschrieben.“ Es ist nur so, dass der im Jahr 2030 spielen sollte, sie daher die entsprechende Zukunftswissenschaft recherchierte und irgendwann fassungslos war. „Ich kam nicht drumherum, man muss sich dieser Sache stellen.“ Was sie erschütterte, war nicht, dass die Zivilisation durch die sich gegenseitig dynamisierenden Klima-, Energie-, Flüchtlings- und Kriegskrisen zusammenbricht, sondern dass das jeder weiß, der es wissen will. Und es keinen interessiert, vor allem nicht die sogenannten Entscheider. „Es gibt viel Geschrei um Renten, Finanzmärkte oder Goldpreise, man doktert an kleinen Symptomen herum und lässt das größte Problem der Menschheit völlig außen vor.“ Das ist doch sehr menschlich? „Ja, aber fatal.“ Sie will nicht ein weiteres Mal den wissenschaftlichen Stand und die Konsequenzen des Nichthandelns auflisten. Sondern „erklären, warum wir das nicht auf die Reihe kriegen“.
Also:
Ihre
Erkenntnis:
Die
Lösung:
Ein
Aufstand der unter Vierzigjährigen Es gibt selbstverständlich schon Leute, die raunen, Karen Duve habe sich da in einen Furor reingesteigert. Aber damit ist man schon wieder im gutbürgerlichen Gegenwartsdenken, nach dem eine radikale Haltung als Folge einer intensiven inhaltlichen Beschäftigung keine Tugend ist, sondern eine Krankheit. „Überzeugungstäter“ gelten ja bereits semantisch als Verbrecher. Dieses Denken ist ihr bereits begegnet, denn sie sagt: „Ich muss da aufpassen, es ist nicht so einfach, das Problem zu formulieren, ohne dabei zu wirken wie jemand, der mit dem Wachturm in der Hand am Hauptbahnhof steht.“ So wirkt sie gar nicht, bloß sehr, sehr wach, und das bereits ohne Koffein. Es könne allerdings schon sein, dass sie einen Nachholbedarf habe. „Ich war ja nie Linke.“ Sondern? „Ich habe eine ignorante Vergangenheit.“ Verstärkung der Selbstradikalisierung Sie wächst in dem kleinbürgerlichen Hamburger Außenbezirk Lemsahl-Mellingstedt auf. Ist in der Schule Außenseiterin. Die Eltern wollen, dass sie Steuerinspektorin wird. Sie fällt durch die Prüfung und fährt Taxi. Der Durchbruch als Schriftstellerin kommt mit einem Roman übers Taxifahren. Zuletzt hat sie einen bemerkenswerten Erfolg mit dem autobiografischen Sachbuch „Anständig essen“. Darin untersucht sie die vielen Problematiken der Massentierhaltung und wird dadurch zur Vegetarierin. Das Buch wird stärker wahrgenommen als ein erfolgreicher Roman, aber trotzdem essen die Leute immer noch genau so viel Massentier. Sozialpsychologen sagen, dass eine solche Erfahrung zur Verstärkung der Selbstradikalisierung führen kann. Also legt sie in dieser Logik jetzt noch eine Schippe drauf. Andererseits: Womit darf man sich gemein machen, wenn nicht mal mehr mit der Verhinderung des Endes des Menschheit? Duves Buch ist in einigen Bereichen eine sehr zutreffende Analyse der Blockaden. Dass sie an ihre Lösungsüberlegungen nicht glaubt, macht sie am Ende auch klar. Das sagt sie auch im Gespräch. Aber man müsse es versuchen. Die große Frage wirft sie indirekt auf: Was sind die entscheidenden Konflikte, die in derzeit unüblicher Radikalität ausgetragen werden müssen? Sie geht davon aus, dass diese Konflikte „Böse“ gegen „Gute“ und Alte gegen Junge sind. (Sich selbst sortiert sie unter böse Alte ein.) Es gibt ja eine weltweite Klimabewegung der Jungen, und der ist auch klar, dass es harte Konfrontation braucht, aber wenn man, nur zum Beispiel, Kohlekraftwerke in Nordrhein-Westfalen abgeschaltet haben will, muss man die SPD konfrontieren. Ü-50er wie Hannelore Kraft, aber auch die Jungsozialdemokraten. Und gut ist man nicht, man kann nur gut leben, also sozial, verantwortungsbewusst und nicht entfremdet. Es spricht viel dafür, und das führt sie auch aus, dass der Gute nur gut leben kann, wenn der Schlechte herrscht. Auf keinen Fall, wenn er selbst herrscht. Konkret: Wenn ich mich an Entscheiderstelle um die Zukunft meiner Kinder und aller anderen kümmere, verliere ich sie und alle anderen in der gelebten Gegenwart. Die zweite Frage ist, wie man Menschen sensibilisiert. Die einzige Rettungsmöglichkeit sei, sagt Duve: „Verstehen, wer wir sind – und gegen unseren Instinkt agieren.“ Duve versucht das Verstehen mit hochmoralischem Ton zu befördern, von rhetorischen Fragen („Sind die Stürme noch nicht verheerend genug gewesen?“) über Ekel („Widerwärtig“) zu dem nicht ironisch, sondern larmoyant und ungerecht daherkommenden Ende, das eine Welt ohne Menschen als bessere Welt feiert. „Wie soll das denn sonst angegangen werden?“, fragt sie. Hochmoral ist was für die Kanzel oder den Grünen-Parteitag, dafür kriegt man ein Nicken, aber damit kriegt man niemand für die Veränderung begeistert. Duve irritiert: „Ist begeistern der richtige Ausdruck, geht es nicht darum, die Leute stinkwütend zu machen?“ Sie ist stinkwütend, so viel steht fest. |