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5.  Propaganda unter einer Diktatur 

Von Aldous Huxley 1958

 

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Im Lauf der Nürnberger Prozesse hielt Hitlers Rüstungsminister, Albert Speer, eine lange Rede, in der er mit bemerkenswertem Scharfsinn die national-sozialistische Tyrannei beschrieb und ihre Methoden analysierte. 

»Die Diktatur Hitlers unterschied sich in einem grundsätzlichen Punkt von allen geschichtlichen Vorgängern. Sie war die erste Diktatur in dieser Zeit moderner Technik, eine Diktatur, die sich zur Beherrschung des eigenen Volkes der technischen Mittel in vollkommener Weise bediente. Durch die Mittel der Technik, wie Rundfunk und Lautsprecher, wurde achtzig Millionen Menschen das selbständige Denken genommen; sie konnten dadurch dem Willen eines einzelnen hörig gemacht werden ... - Frühere Diktaturen benötigten selbst in den geringsten Funktionen höchstqualifizierte Mitarbeiter, Männer, die selbständig denken und handeln konnten. Das autoritäre System im Zeitalter der Technik kann hierauf verzichten. Schon allein die neuzeitlichen Kommunikationswege befähigen es, die Arbeit der unteren Führung zu mechanisieren. Als Folge dessen entsteht der neue Typ des kritiklosen Befehlsempfängers.« 

In der »schönen neuen Welt« meiner prophetischen Fabel war die Technik weit über den Punkt hinaus fortgeschritten, den sie zu Hitlers Zeiten erreicht hatte; daher waren die Befehlsempfänger viel weniger kritisch als ihre nationalsozialistischen Gegenstücke und viel folgsamer gegenüber der Befehle erteilenden Elite. Überdies waren sie für die Erfüllung ihrer untergeordneten Funktionen genetisch genormt und postnatal konditioniert worden, und man konnte sich daher darauf verlassen, daß sie sich fast so vorhersagbar wie Maschinen verhalten würden.  

Wie wir in einem späteren Kapitel sehen werden, geht dieses Konditionieren, das Bedingen der Reflexe »der unteren Führung« unter den kommunistischen Diktaturen bereits vor sich. 

Die Chinesen und die Russen verlassen sich nicht bloß auf die mittelbaren Auswirkungen der fortschrittlichen Technik; sie arbeiten unmittelbar an den psycho-physischen Organismen ihrer unteren Führung und unterwerfen Geist und Körper einem System rücksichtslosen und allen Berichten nach höchst wirksamen Konditionierens. »Der Alptraum vieler Menschen«, sagte Speer, »daß einmal die Völker durch die Technik beherrscht werden könnten, er war im autoritären System Hitlers nahezu verwirklicht.« Nahezu, aber nicht ganz. Die Nationalsozialisten hatten nicht die Zeit — und hatten vielleicht nicht die nötige Intelligenz und die nötigen Kenntnisse —, ihre untere Führerschaft der Gehirnwäsche und der Konditionierung zu unterziehen. Das ist vielleicht einer der Gründe, daß sie versagten.

Seit Hitlers Tagen ist das Arsenal technischer Behelfe, welches dem Möchtegern-Diktator zur Verfügung steht, beträchtlich erweitert worden. Neben dem Rundfunk, dem Lautsprecher, der Filmkamera und der Rotationspresse kann der heutige Propagandist vom Fernsehen Gebrauch machen, um auch das Bild, nicht nur die Stimme seines Klienten zu verbreiten, und kann sowohl Bild als auch Stimme auf Band aufnehmen. 

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Dank des technischen Fortschritts kann der »große Bruder« nun fast so allgegenwärtig sein wie Gott. Und nicht nur in technischer Hinsicht ist dem Möchtegern-Diktator der Arm gestärkt worden. Seit Hitlers Tagen ist sehr viel auf denjenigen Gebieten der angewandten Psychologie und Neurologie getan worden, die das besondere Betätigungsfeld des Propagandisten, des Ideologieneinpaukers und des Gehirnwäschers sind. In der Vergangenheit waren diese Spezialisten in der Kunst, das Denken von Leuten zu beeinflussen, bloße Empiriker. Durch eine Methode von Versuch und Irrtum hatten sie Techniken und Verfahren ausgearbeitet, welche sie sehr wirksam anwendeten, ohne jedoch genau zu wissen, warum sie wirksam waren. 

Heute ist die Kunst des Gedankenbeherrschens auf dem besten Weg, eine Wissenschaft zu werden. Die Praktiker dieser Wissenschaft wissen, was sie tun und warum sie es tun. Sie werden bei ihrer Arbeit von Theorien und Hypothesen geleitet, welche fest auf einer soliden Grundlage experimentellen Materials ruhen. Dank der neuen Einsichten und der durch diese ermöglichten Verfahren wird der Alptraum, der »in Hitlers autoritärem System nahezu verwirklicht« wurde, bald völlig realisierbar sein.

Bevor wir aber diese neuen Einsichten und Verfahren erörtern, wollen wir einen Blick auf den Alptraum werfen, der im nationalsozialistischen Deutschland der Verwirklichung so nahekam. Welches waren die Methoden, die Hitler und Goebbels anwendeten, um »achtzig Millionen Menschen das selbständige Denken zu nehmen und sie dem Willen eines einzelnen hörig zu machen«? Und welches war die Theorie der menschlichen Natur, auf der diese erschreckend erfolgreichen Methoden gründeten? Diese Fragen lassen sich größtenteils mit Hitlers eigenen Worten beantworten; und was für bemerkenswert klare und kluge Worte sind das! 

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Wenn er über so große Abstraktionen wie Rasse und Geschichte und Vorsehung schreibt, ist Hitler einfach unlesbar. Wenn er aber über die Masse der Deutschen schreibt und über die Methoden, die er anwendete, um sie zu beherrschen und zu lenken, dann ändert sich sein Stil. Unsinn weicht dem Sinn, Bombast einer hartgesottenen und zynischen Klarheit. In seinen philosophischen Ergüssen erging sich Hitler entweder in wolkigen Tagträumen, oder er gab halbgare Ideen anderer wieder. In seinen Bemerkungen über Volksmassen und Propaganda schrieb er über Dinge, welche er aus eigener Erfahrung kannte. Wie sein fähigster Biograph, Alan Bullock, sagt, war »Hitler der größte Demagoge der Geschichte«. Diejenigen, die hinzufügen, »nur ein Demagoge«, verstehen es nicht, das Wesen politischer Macht in einem Zeitalter der Massenpolitik richtig einzuschätzen. 

Wie Hitler selbst sagte: »Führen heißt: Massen bewegen können.« Hitlers Ziel war es, zuerst die Massen in Bewegung zu bringen und dann, nachdem er sie ihren traditionellen Anhänglichkeiten und moralischen Begriffen entfremdet hatte, ihnen (unter der hypnotisierten Zustimmung der Mehrheit) eine neue, autoritäre Ordnung, welche er selbst entworfen hatte, aufzuzwingen. 

Hitler, schrieb Hermann Rauschning 1939, hege großen Respekt vor der katholischen Kirche und dem Jesuitenorden; nicht wegen ihrer christlichen Lehre, sondern wegen der »Maschinerie«, die sie ausarbeiteten und lenkten, wegen ihres hierarchischen Systems, ihrer äußerst klugen Taktik, ihrer Kenntnis der Menschennatur und ihres weisen Nutzens menschlicher Schwächen zum Beherrschen der Gläubigen. — Kirchlichkeit ohne Christentum, die Disziplin einer mönchischen Regel nicht um Gottes willen, nicht um persönliches Seelenheil zu erlangen, sondern um des Staates willen und zum größeren Ruhm und zur größeren Macht des zum Führer gewordenen Demagogen — dies war das Ziel, zu dem das systematische Bewegen der Massen führen sollte.

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Sehen wir einmal, wie Hitler über die Massen, die er in Bewegung brachte, dachte, und wie er diese Bewegung bewirkte. Der erste Grundsatz, von dem er ausging, war ein Werturteil: Die Massen seien völlig verachtenswert. Sie seien unfähig, abstrakt zu denken, und interessierten sich nicht für irgendeine Tatsache außerhalb des Kreises ihrer eigenen Erfahrung. Ihr Verhalten werde nicht durch Wissen und Vernunft bestimmt, sondern durch Gefühle und unbewußte Triebe. »Diese Triebe und Gefühle sind es, in die die Wurzeln ihrer positiven ebenso wie ihrer negativen Handlungen eingesenkt sind.« Um Erfolg zu haben, müsse ein Propagandist lernen, wie er diese Instinkte und Gefühle zu manipulieren habe. »Die Triebkraft zu den gewaltigsten Umwälzungen auf dieser Erde lag zu allen Zeiten weniger in einer die Masse beherrschenden wissenschaftlichen Erkenntnis als in einem sie beseelenden Fanatismus und manchmal in einer sie vorwärtsjagenden Hysterie. Wer die breite Masse gewinnen will, muß den Schlüssel kennen, der das Tor zu ihrem Herzen öffnet.« Nach-Freudianisch ausgedrückt, zu ihrem Unterbewußtsein. 

Hitler wirkte am stärksten auf diejenigen Angehörigen des unteren Mittelstandes, die durch die Inflation von 1923 und dann nochmals durch die Wirtschaftskrise von 1929 und der folgenden Jahre ruiniert worden waren. »Die Massen«, von denen er spricht, waren diese verwirrten, frustrierten und chronisch ängstlichen Millionen. Um sie noch mehr massengleich, noch einheitlicher untermenschlich zu machen, versammelte er sie zu Tausenden und Abertausenden in riesigen Sälen und Sportstadien, wo die Individuen ihre persönliche Identität, ja sogar ihr elementares Menschentum verlieren und mit der Masse verschmelzen konnten. Ein Mensch kann auf zweierlei Weise mit der Gesellschaft in unmittelbare Berührung kommen: Als Angehöriger einer Familie, einer religiösen Gruppe, eines Berufs oder aber als Angehöriger einer Menschenmenge. Gruppen können so moralisch und intelligent sein wie die Individuen, aus denen sie bestehen; eine Menschenmenge ist chaotisch, hat kein eigenes Ziel und ist zu allem fähig, ausgenommen zu intelligentem Handeln und realistischem Denken.

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Zu einer Menge versammelt, verlieren Menschen die Fähigkeit, vernünftig zu denken und eine moralische Entscheidung zu treffen. Ihre Beeinflußbarkeit wird bis zu dem Punkt gesteigert, wo sie aufhören, irgendein eigenes Urteil oder einen eigenen Willen zu haben. Sie werden sehr erregbar, sie verlieren jedes Gefühl individueller oder kollektiver Verantwortlichkeit, sie sind plötzlichen Anfällen von Wut, Begeisterung und Panik unterworfen. Mit einem Wort, ein Mensch in einer Menge benimmt sich, als hätte er eine große Dosis eines starken Rauschmittels geschluckt. Er ist das Opfer dessen, was ich »Herdenvergiftung« genannt habe. Gleich Alkohol ist Herdengift eine aktiv extravertierende Droge. Das massenberauschte Individuum entweicht seiner Verantwortlichkeit, Intelligenz und Sittlichkeit in eine Art rasender, animalischer Geistlosigkeit.

Während seiner langen Laufbahn als Agitator hatte Hitler die Wirkungen des Herdengifts studiert und gelernt, sie für seine eigenen Zwecke zu nutzen. Er hatte entdeckt, daß der Redner sich viel wirkungsvoller als der Schriftsteller an die »geheimen Kräfte« wenden kann, die für die Handlungen der Menschen die eigentlichen Beweggründe sind. Lesen ist eine private, keine kollektive Tätigkeit. Der Schriftsteller spricht nur zu Individuen, welche sich für sich allein in einem Zustand normaler Nüchternheit befinden. 

Der Redner spricht zu Massen von Individuen, welche bereits gut mit Herdengift präpariert sind. Sie sind ihm ausgeliefert, und wenn er seine Sache versteht, kann er mit ihnen tun, was er will. Als Redner verstand sich Hitler ausgesprochen gut auf seine Sache. Er war, wie er selbst sagt, imstande, »sich von der breiten Masse immer so tragen zu lassen, daß ihm daraus gefühlsmäßig gerade die Worte flüssig wurden, die er brauchte, um seinen jeweiligen Zuhörern zu Herzen zu sprechen«. Otto Strasser nannte ihn einen Lautsprecher, der die geheimen Wünsche, die unzulässigsten Instinkte, die Leiden und persönlichen Rebellionen einer ganzen Nation ausrufe. 

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Zwanzig Jahre bevor die großen Werbeagenturen sich auf »Motivationsforschung« verlegten, erforschte Hitler systematisch die geheimen Befürchtungen und Hoffnungen, die Begierden, Ängste und Frustrationen der deutschen Massen und beutete sie aus. Gerade durch das Manipulieren »geheimer Kräfte« bewegen uns die Werbefachleute, ihnen ihre Waren abzunehmen — eine Zahnpasta, eine bestimmte Zigarrenmarke, einen politischen Kandidaten. Und dadurch, daß er sich an dieselben geheimen Kräfte wandte — und an andere, zu gefährliche, als daß sich die Verkaufspsychologen an sie wenden würden —, bewog Hitler die deutschen Massen, sich einen Führer, eine wahnwitzige Philosophie und den Zweiten Weltkrieg zu kaufen.

Anders als die Massen, haben Intellektuelle eine Vorliebe für Vernunft und ein Interesse an Tatsachen. Ihre kritischen Denkgewohnheiten machen sie widerstandsfähig gegen die Art von Propaganda, die so sicher auf die Mehrheit wirkt. Bei der breiten Masse, schrieb Hitler, stehe der Instinkt an oberster Stelle, und aus dem Instinkt komme der Glaube... Während das gesunde, einfache Volk sich zusammenschließe, um eine Volksgemeinschaft zu bilden (unter einem Führer, versteht sich!), liefen die Intellektuellen hin und her wie Hennen in einem Hühnerhof. Mit ihnen könne man nicht Geschichte machen; sie ließen sich nicht als Elemente zur Bildung einer Gemeinschaft verwenden.  

Intellektuelle sind Leute, die Beweise verlangen und entsetzt sind ob logischer Inkonsequenzen und Täuschungen. Sie halten zu große Vereinfachung für die Erbsünde des Geistes und haben nichts übrig für Slogans, unbestimmte Behauptungen und großsprecherische Verallgemeinerungen, welche zum Handwerkszeug des Propagandisten gehören. »Jede wirkungsvolle Propaganda«, schrieb Hitler, »hat sich auf nur sehr wenige Punkte zu beschränken und diese schlagwortartig so lange zu verwerten, bis auch bestimmt der letzte unter einem solchen Wort das Gewollte sich vorzustellen vermag.« Die Philosophie lehrt uns, an Dingen zu zweifeln, welche uns selbstverständlich zu sein scheinen.

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Die Propaganda hingegen lehrt uns, Dinge als selbstverständlich hinzunehmen, denen gegenüber unser Urteil in Schwebe zu lassen oder Zweifel zu empfinden vernünftig wäre. Das Ziel des Demagogen ist es, sozialen Zusammenhalt unter seiner eigenen Führung zu schaffen. Und, wie Bertrand Russell erklärt hat, »dogmatische Systeme ohne empirische Grundlagen, wie die Scholastik, der Marxismus und der Faschismus, besitzen den Vorteil, einen starken sozialen Zusammenhalt unter ihren Schülern zu erzeugen«. Der demagogische Propagandist muß daher konsequent dogmatisch sein. Alles, was er behauptet, behauptet er uneingeschränkt. In seinem Weltbild gibt es kein Grau; alles ist entweder höllisch schwarz oder himmlisch weiß. 

Mit Hitlers Worten ausgedrückt, sollte der Propagandist eine »grundsätzlich subjektiv einseitige Stellungnahme zu jeder von ihm betrachteten Frage« haben. Er darf nie zugeben, daß er vielleicht unrecht haben oder daß Leute mit anderem Gesichtspunkt auch nur teilweise recht haben könnten. Mit Gegnern solle man nicht argumentieren; man solle sie angreifen, niederschreien oder, wenn sie lästig werden, liquidieren. Der moralisch zimperliche Intellektuelle sei vielleicht von so etwas schockiert. Die Massen aber »sehen zu allen Zeiten im rücksichtslosen Angriff auf einen Widersacher den Beweis des eigenen Rechts«.

Solcher Art also war Hitlers Meinung über die Menschheit als Masse. Es war eine sehr niedrige Meinung. War es auch eine unrichtige? Den Baum erkennt man an seinen Früchten, und eine Theorie über die menschliche Natur, welche zu Verfahren inspiriert, wie sie sich als so gräßlich wirkungsvoll erwiesen haben, muß zumindest ein Element von Wahrheit enthalten. Tugend und Verstand eignen Menschen, welche sich als Individuen frei mit anderen Individuen zu kleinen Gruppen zusammenschließen. Und ebenso eignen ihnen Sünde und Dummheit. 

Die untermenschliche Geistlosigkeit aber, an welche sich der Demagoge wendet, der moralische Schwachsinn, auf welchen er sich verläßt, wenn er seine Opfer zum Handeln anstachelt, sind nicht für Menschen als Individuen, sondern für Menschen als Masse charakteristisch.

Geistlosigkeit und moralische Idiotie sind keine charakteristisch menschlichen Eigenschaften; sie sind Symptome der Herdenvergiftung. In allen höheren Weltreligionen sind Heil und Erleuchtung nur dem einzelnen erreichbar. Das Himmelreich ist im Geist eines Menschen, nicht in der kollektiven Geistlosigkeit einer Menschenmenge. 

Christus versprach, anwesend zu sein, wo zwei oder drei versammelt seien. Er sagte nichts davon, anwesend zu sein, wo Tausende einander mit Herdengift berauschen. 

Unter den Nationalsozialisten waren ungeheure Mengen von Menschen gezwungen, ungeheuer viel Zeit darauf zu verwenden, in geschlossenen Reihen von Punkt A nach Punkt B und wieder zurück zu Punkt A zu marschieren. »Die ganze Bevölkerung so auf dem Marsch zu halten«, schreibt Hermann Rauschning, »erschien wie eine sinnlose Zeit- und Energieverschwendung.«  

Erst viel später enthüllte sich darin eine schlaue Absicht, die sich auf eine wohlerwogene Anpassung der Mittel an die Zwecke gründete. »Marschieren lenkt die Gedanken der Menschen ab. Marschieren tötet das Denken. Marschieren macht der Individualität ein Ende. Marschieren war der unentbehrliche Zauberstreich, um das Volk an eine mechanische, gleichsam ritualistische Tätigkeit zu gewöhnen, bis sie zur zweiten Natur würde.« 

Von seinem Standpunkt aus und auf der Ebene, auf der sein abscheuliches Werk zu vollbringen er sich vornahm, hatte Hitler völlig recht mit seiner Einschätzung der Menschennatur. Uns, die wir die Menschen eher als Individuen denn als Teile von Massen oder reglementierten Kollektiven sehen, scheint er entsetzlich unrecht zu haben. 

Wie können wir, in einem Zeitalter sich beschleunigender Übervölkerung, sich beschleunigender Überorganisierung und immer wirkungsvollerer Wege der Massen­kommunikation, wie können wir da die Integrität des menschlichen Individuums bewahren und seinen Wert immer wieder geltend machen? Dies ist eine Frage, welche heute noch gestellt und vielleicht wirklich beantwortet werden muß. 

Eine Generation nach uns wird es vielleicht zu spät sein, eine Antwort zu finden, und vielleicht unmöglich, in dem erstickenden kollektiven Klima jener Zukunft auch nur die Frage zu stellen.

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