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5. Die Dritte Internationale

Von  S. von Oldenburg 

 

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Die Dritte Internationale wurde am 3. März 1919 in Moskau gegründet, auf einem Kongreß, der aus den Vertretern der Komm­un­istischen Partei Rußlands und aus einigen Dutzend zufällig anwesender Links­sozial­isten anderer Länder bestand. 

   Programm  

Das Programm, von sechs Kongressen bearbeitet und gefeilt, ist vollkommen klar und unzweideutig: Weltrevolution, gewaltsamer Umsturz der bestehenden sozialen Ordnung, Einsetzung einer Diktatur des Proletariats in der ganzen Welt, — das sind die Ziele der Kommunistischen Internationale.1)

"Die Eroberung der Macht durch das Proletariat" — lesen wir im Parteiprogramm des VI. Kongresses — "ist nicht eine fried­liche <Eroberung> des fertigen bürgerlichen Staatsmechanismus durch eine parlamentarische Mehrheit. ... Die Eroberung der Macht durch das Proletariat ist eine gewaltsame Abschaffung der Macht der Bourgeoisie, eine Vernichtung des kapitalistischen Staatsapparates (bürgerliche Armee, Polizei, Beamtentum, Gericht, Volksvertretung etc.); an seine Stelle müssen die neuen Organe der proletarischen Diktatur treten, die in erster Linie Kampforgane sind und den Widerstand der Ausbeuter brechen sollen." ...

   Komintern und EKKI  

Die Kommunistische Internationale (kurzweg die "Komintern" genannt) besteht aus der Gesamtheit aller kommunistischen Parteien der Welt; diese bezeichnen sich als ihre Sektionen.

Da die Dritte Internationale als eine weltumfassende Partei gedacht ist und besonderen Wert auf straffe Disziplin legt, müssen alle Sektionen sich dem Willen des Parteizentrums blindlings fügen. Dieses Prinzip wurde auf dem zweiten Kongreß der Komintern (Juli-August 1920) aufgestellt und in Form von "21 Aufnahmebedingungen" allen Parteien, die zur Dritten Internationale neigten, vorgelegt. 

Die Abhängigkeit von einem entfernten Machtzentrum erschien jedoch den meisten alten sozialistischen Führern unannehmbar; daraus entstand eine Abspaltung der deutschen "Unabhängigen" in Halle, der französischen Sozialisten in Tours, der italienischen in Livorno (Winter 1920-1921); daraus entstehen noch immer von Zeit zu Zeit zahllose Führerkrisen in den kommunistischen Parteien der ganzen Welt. 

Doch hält die Dritte Internationale konsequent am Prinzip des blinden Gehorsams, an der Einheitlichkeit des Planes und des Befehlens fest: vielleicht entsteht ihr daraus eine gewisse Schwäche; das gibt ihr aber auch ihre Stärke.

1)  Siehe den Aufsatz "Die Ziele und die Hoffnungen" im vorliegenden Sammelwerke.


An der Spitze der Dritten Internationale steht ein Vollzugsausschuß (Exekutiv-Komitee, EKKI), der von den Kongressen der Internationale gewählt wird. Von den 25 Mitgliedern dieses Ausschusses müssen nicht weniger als 15 ihren Wohnsitz ständig in Moskau haben. Die führenden Männer der Sowjetunion sind in diesem Ausschuß immer vertreten, und bisher hat stets einer von ihnen den Vorsitz innegehabt, (zuerst Lenin, dann Sinowjew, Bucharin usw.). Eins bleibt unerschütterlich und fest, nämlich — ein Mitglied und Vertrauensmann der kommunistischen Sowjetpartei leitet die gesamte Arbeit des EKKI.

Dieser Vollzugsausschuß (EKKI.) wird des öfteren kurzweg auch als "Komintern" bezeichnet; daraus entstehen Verwechslungen und Mißverständnisse, denn der "EKKI." ist keineswegs das wichtigste Nervenzentrum der Internationale. Damit kommen wir zur kapitalen Frage des Verhältnisses zwischen der wirklichen Komintern und der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, bzw. des Politbüros und der Sowjetregierung.

Die Kommunistische Partei der Sowjetunion (oder Sowjetrußlands) ist eigentlich nur ein Bestandteil der Komintern, aber bei weitem ihr wichtigster und einflußreichster Teil. Sie hat die reelle Zwangsmacht in ihren Händen; sie verfügt über Geldsummen, die nach dem Maßstabe der gewöhnlichen sozialistischen Parteien riesengroß erscheinen müssen; sie verfügt über die eigentliche Zufluchtsstätte aller kommunistischen Parteigenossen; ja, sie besitzt exterritoriale Zufluchtsorte in den meisten Ländern, — in allen, die eine Sowjetvertretung in irgendeiner Form besitzen. 

In einer Partei, die keineswegs dem formalen Demokratismus huldigt,2) entsteht aus diesem tatsächlichen Übergewicht einer einzigen Sektion, ohne fühlbare Reibungen, eine allgemein und wider­spruchslos, man kann auch sagen, stillschweigend anerkannte Hegemonie. Alle Entscheidungen werden innerhalb der Kommunistischen Partei der Sowjetunion gefällt. Ja, der Vorsitzende des Vollzugsausschusses der Komintern kann jederzeit von seinem Posten enthoben werden, falls die führenden Kreise der Kommunistischen Partei der Sowjetunion es wollen: so gingen Sinowjew, dann Bucharin ihrer Posten verlustig.

2)  Siehe den Aufsatz "Die Organisation der Diktatur" im vorliegenden Sammelwerk.

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Bei der tatsächlichen Abhängigkeit des Vollzugsausschusses (und auch der internationalen Kongresse) von ihrem Gast- und Geldgeber, d.h. von der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, bedeutet die den kommunistischen Massen eingeschärfte Partei­disziplin eine blinde Unterwerfung der Kommunisten der anderen Länder unter den Willen "Moskaus" (wie die Kommunistische Partei der Sowjetunion kurz bezeichnet wird). Den anderen kommunistischen Parteien, die sozusagen in partibus infidelium wirken, bleibt nur der Trost, daß jedes Übergreifen der sozialen Revolution auf andere Länder selbst­wirkend den Rahmen der jeweiligen Parteisektion erweitern wird.

 

    EKKI und Sowjetregierung   

So gestaltet sich denn auch das Verhältnis zwischen EKKI. und Sowjetregierung ganz einfach: von einander unabhängig, sind sie beide dem Willen der Kommunistischen Partei der Sowjetunion und folglich ihrem politischen Büro (Politbüro) untergeordnet. Die Sowjetregierung, ausschließlich von zuverlässigen Parteimitgliedern geführt, ist eine Art Beamtenkabinett, dem der kollektive Diktator (die Partei, oder richtiger das Politbüro der Partei), die Verwaltung aller von der Internationale schon eroberten Gebiete anvertraut; das EKKI. (Vollzugsausschuß) ist eine Organisation für die Einwirkung nach außen, auf die Gebiete, welche von den Kommunisten noch nicht erobert sind.

Bei einer Ausdehnung der Sowjetunion über die ganze Welt, — was ja das Ziel aller Kommunisten ist — würden diese drei Größen: Kommunistische Partei der Sowjetunion, die Sowjetregierung und die Dritte Internationale, in ihrem Machtbereich sich völlig decken. Bis dahin bleiben formale Abgrenzungen, die manchmal auch diplo­matisch verwertet werden können und wirklich verwertet werden.

Man unterschätzt aber die Strenge und Straffheit der kommunistischen Disziplin, wenn man im Ernst von "Differenzen zwischen Sowjetregierung und Komintern" (gemeint wird das EKKI.) spricht. Es konnten noch viel eher im alten Staate verschiedene Ressorts miteinander streiten und gegeneinander wirken, als das in der Kommunistischen Internationale der Fall sein kann. Hier sind die Rollen gut verteilt, und jede "Sabotage" würde man als ein Verbrechen gegen das Grundprinzip betrachten — die Folgen würden sicher nicht ausbleiben.

Das Politbüro steht jederzeit der Internationale zur Seite, kontrollierend und schützend; demgegenüber bleibt die Erhaltung der Sowjetregierung — eine der notwendigsten Bedingungen für das Gedeihen der Dritten Internationale: eine Art Korrelation oder Symbiose.

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   Sowjetunion und Komintern    

Die Sowjetregierung gewährt dem EKKI seine Arbeitsstätte — Wohn- und Versammlungsräume, Druckereien usw. in Moskau. Sie finanziert aus ihren Mitteln die weltumfassende Organisation der Internationale. Es besteht keinerlei Möglichkeit, die zu diesem Zweck verausgabten Summen auch nur schätzungsweise zu bestimmen. Bruchstücke, die an die Öffentlichkeit gelangten, sowie die Tatsache, daß die Kommunisten letzten Endes immer Geld finden, wenn sie es brauchen, beweisen, daß diese Summen nicht unbedeutend sind. Für den englischen Kohlenstreik wurden offiziell einige zehn Millionen Mark gespendet, und die "inoffiziellen" Zuwendungen sollen noch größer gewesen sein.

Diese finanziellen Operationen sind natürlich schwer kontrollierbar. Von dem Augenblick an, wo Handels­beziehungen mit Sowjet­rußland über Estland und Schweden im Jahre 1920 begannen, hat die Internationale bzw. die Sowjetregierung sehr große Summen in Gold (aus dem alten russischen Reichsbankvorrat) in skandinavischen und auch amerikanischen Banken deponiert. Seitdem haben sich die Handels­beziehungen mit allen Ländern entwickelt, und damit hat die Internationale die Möglichkeit bekommen, ohne besonderes Risiko ihren Anhängern bedeutende Zuwendungen zu machen. Die exterritorialen Gesandtschaften und Handels­delegationen erleichtern dabei die Abwicklung und vermindern noch dieses Risiko. Sicher wissen die Kommunisten, sich auch noch anders einzurichten, doch sind die kommunistischen Parteien der Länder, die keine Beziehungen zur Sowjetunion haben, recht schwach. ...

Die Bedeutung der Sowjetunion für die Dritte Internationale ist indes noch größer: Sie gibt ihr die Möglichkeit, in die Weltpolitik einzugreifen und deren Lauf bis zu einem gewissen Grade in einem der Weltrevolution günstigen Sinn zu beeinflussen. In seiner Rede über die Konzessionen (27. November 1920) hat Lenin offen erklärt:

"Es wäre unsere Rettung, wenn wir die Imperialisten gegeneinander ausspielen könnten. Wir leben umringt von Räubern, die uns mit ihren Messern bedrohen; so müssen wir es dazu bringen, daß diese Messer gegeneinander gezückt werden. Wenn sich zwei Räuber schlagen, haben die ehrlichen Leute Nutzen davon."

Stützpunkt, Geldquelle und mächtiger politischer Hebel — das alles ist die Sowjetunion für die Komintern.

 

  Sektionen   

Unmittelbar ist die Komintern durch die kommunistischen Parteien der verschiedenen Länder, durch ihre Sektionen, vertreten. Die Kommunisten, ohne Unterschied der Staatsangehörigkeit, sind sozusagen "Bürger der Internationale". Sie sind verpflichtet, die Sowjetunion als ihr einziges Vaterland zu betrachten und in ihrem Interesse nach Kräften zu wirken.3)

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"Moskau" (d.h. EKKI. und dadurch die ganze Kommunistische Partei der Sowjetunion) kann jederzeit in das Leben dieser Parteien eingreifen, ihre Führer absetzen, ihnen eine neue Taktik vorschreiben.4)

Die kommunistischen Parteien bilden das Rückgrat der ganzen weltverzweigten Bewegung; von "Moskau" aber wird am höchsten der blinde Gehorsam geschätzt. Zuverlässige Unterwürfigkeit vor allem, auch dann, wenn sie Opfer erfordert; auch dann, wenn momentan die Wirkung auf die Massen nicht ausschlaggebend, nicht entscheidend ist: die Komintern baut nicht nur für den Augenblick, sie läßt sich Zeit.

Da die Ziele der Kommunistischen Partei in keinem Fall nur auf legalem Wege erreichbar sind, verpflichtet die Komintern ihre Sektionen, eine illegale Tätigkeit auch da zu verfolgen, wo die legale Parteibetätigung unbehindert vor sich geht. Diese illegale Arbeit wurde den Sektionen durch § 12 der auf dem zweiten Kongreß der Komintern angenommenen Satzungen vorgeschrieben; auch in den Resolutionen des IV. Kongresses wurde dem Vorstand der entsprechende Auftrag gegeben: "sich in größtmöglichster Weise für die Entwicklung der illegalen Tätigkeit vorzubereiten".

Es ist leicht zu verstehen, was damit gemeint ist. In erster Linie ist es die kommunistische Zellenbildung; daneben aber auch alles das, was zur Vorbereitung der ersehnten sozialen Revolution führen muß, und was in keinem Staate gebilligt oder geduldet wird.

Die größten Schwierigkeiten innerhalb der Sektionen hat die Komintern immer mit den kommunistischen Parlamentariern gehabt. Es ist nicht so leicht, einigermaßen begabte, redegewandte Menschen zu finden, die sich dazu bequemen, da bloße Werkzeuge oder Puppen zu sein, wo alle ihre Kollegen frei entscheiden. Darum müssen jedesmal vor den Neuwahlen manche von den alten Vertretern der Partei "abgesägt" werden. Von der Kommunistischen Fraktion im Reichstag 1924-1928 kehrte über ein Viertel nicht zurück.

3)  Vgl. z.B. den Aufruf zum 1.5.1930: "Es lebe die U.S.S.R. — das Vaterland der Arbeitenden aller Länder". Prawda, 1930, V. l.; oder die Begrüßung des XVI. Kommun. Kongresses seitens des Politbüros der deutschen Kommunistischen Partei: "es lebe die Sowjetunion — das einzige Vaterland der Arbeitenden der ganzen Welt". Prawda, 1930, VI. 27 usw.
4)  Vgl. z. B. in dem Bericht von Molotof in den Sitzungen des XVI. Kommun. Kongresses. Prawda, 1930, 8. Juli. Desgleichen den einstimmig gefaßten Beschluß, ebendaselbst. Auch die Rede des Genossen Manuilsky in der Prawda, 1930, 7. Juli. Daneben die Reden des chinesischen Kommunisten Su und des deutschen Kommunisten Neumann, ebendaselbst. 

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Vor einiger Zeit wurden von 9 kommunistischen Mitgliedern des Pariser Gemeinderats 6 für Dissidenten erklärt; ebenso alle Kommunisten in den Gemeinderäten von Kolmar und Straßburg; dito die Mehrheit der Kommunistischen Fraktion im Thüringer Landtag usw. Trotz des ungünstigen Eindrucks auf die Umwelt verfolgt die Komintern ihre "Säuberungsaktion" unentwegt; und nur in Skandinavien gelang es bisher den Dissidenten, die Wähler­massen auf ihrer Seite zu behalten.

Die Kommunistische Partei — die Sektion — selbst, welche zu blindem Gehorsam gedrillt und von allen "unsicheren" Elementen "gesäubert" wird, genügt aber nicht zur Ausbreitung des kommunistischen Einflusses in den Massen. Zu diesem Zwecke sind zahlreiche, losere Verbindungen unter kommunistischer Führung gegründet worden.

Umstehend folgt eine ziemlich umfassende Zusammen­stellung, die einer eingehenden Aufmerk­samkeit wert ist. Von diesen Organisationen sind die Kommunistische Jugend-Internationale und die Moskauer Gewerkschafts­internationale die zahlenmäßig stärksten.

 

  Jugend-Internationale   

Die Kommunistische Jugend-Internationale ("Komsomol") ist als eine Vorbereitungsstufe zur kommun­istischen Partei zu betrachten. In der Sowjetunion besitzt der Komsomol zahlreiche Privilegien; in anderen Ländern bildet er eine Filiale der Partei, welche Jedoch stets die besondere Gunst der Komintern genießt. Die Propaganda unter den Halbwüchsigen, noch Unerfahrenen, die Einprägung der kommunistischen Formeln in halbreifen Köpfen, scheint der Dritten Internationale eine ihrer wichtigsten Aufgaben zu sein: sie sorgt für den kommunistischen Nachwuchs. Ein Vertreter der Jugend-Internationale tagt mit im EKKI. Grundsätzlich gehört hierher die Rote-Pionierbewegung.5)

 

   Frauen-Internationale  

Die "Frauen-Internationale" ist ein Organ der Komintern, welches unter dem Namen eines Internationalen Frauen-Sekretariats sich insbesondere mit der Propaganda unter der weiblichen Hälfte der Menschheit befaßt. Meistenteils in Ländern, wo die Frauen das Wahlrecht besitzen oder es erstreben, wirbt dieses Sekretariat um neue Mitglieder für die Partei mit der Losung einer völligen Gleichberechtigung der Frau, indem die Vorteile, welche ihr der kommunistische Staat in Sowjetrußland angeblich schon gebracht hat, üppig ausgemalt werden.

5)  Über die Aufgaben und die Erfolge dieser kommunistischen Propaganda-Organisation für kleine Kinder, ganz besonders in Deutschland, siehe den unlängst veröffentlichten Aufsatz von Karl Radek. Prawda, 1930, 25. Juli: "Die Berliner Kinder spielen Barrikaden, sie spielen Krieg zwischen roten und weißen Truppen. ... Jetzt ist das deutsche Proletarierkind in die große Bewegung seiner Zeit hineingezogen" usw. Siehe auch die maßgebenden Artikel zur internationalen Rotpioniertagung in der Prawda 1930, Ende Mai, Artikel von Hitarof, und Prawda 1930, 4. Juli, Aufsatz von Lewitzky.

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Schaubild:

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   Profintern   

Die rote Gewerkschafts-Internationale, anders die Profintern genannt, wurde auch schon 1920 gegründet. Zur Zeit ist sie in West-Europa vielleicht der aktivste Teil der kommunistischen Organisationen. Die heikelste Frage, mit welcher sich diese Internationale befaßt, ist die sogenannte Einheitsfront. Zuerst versuchten die Kommunisten die Gewerkschaften zu spalten — in Deutschland, in Frankreich und in anderen Ländern. Dann mußten sie aber einsehen, daß die Isolierung der kommunistischen Elemente von den übrigen Arbeitermassen ihre Wirkung auf das Proletariat beeinträchtigt; demzufolge versuchten sie, unter einer neuen Flagge die Spaltung zu überbrücken.

Die englischen Gewerkschaften, von diesen Spaltungsbestrebungen der Kommunisten am wenigsten berührt (von allen großen Ländern haben die Kommunisten in England die geringsten Erfolge zu verzeichnen), gingen auf die Idee der Einheitsfront gerne ein, und versuchten nach Kräften Moskau und Amsterdam zusammenzuführen. Sie mußten sich aber davon überzeugen, daß die Kommunisten es nicht ehrlich gemeint hatten. Die Komintern wollte eine Wiedervereinigung der Gewerkschaften nur unter Beibehaltung der besonderen kommunistischen Formationen, die als "Zellen" oder "Fraktionen" weiterbestehen sollten. Darauf konnten die anderen Gewerkschaftler nicht eingehen.

Insofern in einigen Ländern die "roten" oder "unitarischen" Gewerkschaften über den Umkreis der kommunistischen Partei hinaus­ragen, bedeuten sie eine wichtige Eroberung dieser Partei. In Streikfällen beziehen die roten Gewerkschaften häufig Unterstützungen aus Moskau, unter dem Namen von freiwilligen Spenden der Sowjetgewerkschaften (tatsächlich macht die Sowjet­regierung gelegentlich Abzüge vom Arbeiterlohn und von den Gehältern der Sowjetbeamten, die mit der Notwendigkeit einer "freiwilligen" Spende für die jeweilig Streikenden in Deutschland, in England oder anderswo begründet werden). Die roten Gewerkschaften bilden somit das Bindeglied zwischen der kommunistischen Partei und den Arbeitermassen. In ihnen besitzt die Komintern eine Waffe, mit der sie der wirtschaftlichen Entwicklung der einzelnen Staaten schwere Schläge beizubringen versteht.

 

Bauerninternationale 

Die Bauerninternationale ist in den Anfängen stecken geblieben; denn der neueste landwirtschaftliche Kurs der Sowjetregierung ist gegen die Bauern gerichtet. Somit hat die Komintern nichts Tröstendes und Ermunterndes den Bauern anderer Länder zu bieten. Der Versuch, eine Bauernbewegung in Frankreich und in Osteuropa zu inszenieren, schlug fehl. Kommunistische Propaganda unter den Bauern wird jetzt ganz besonders in kolonialen Ländern getrieben.

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Frontkämpfer 

Eine besondere Stelle nehmen unter den internationalen kommunistischen Organisationen die Kriegs­teil­nehmer­organisationen ein. Sie werden vom kommunistischen Standpunkt aus viel sorgfältiger "filtriert" als die roten Gewerkschaften oder die Jugend­organisationen. Die militärische Vorbildung macht diese Organisationen zu besonders aktionsfähigen kommunistischen Stoßtruppen.

Die Internationale der Kooperation ist als Keimzelle für eine kommunistische Reorganisation der Kooperative der ganzen Welt gedacht. Gegenwärtig befaßt sich die entsprechende Sektion in Moskau mit der Gruppierung und Zusammenfassung aller kommunistischen Elemente in den Kooperativen außerhalb der Sowjetunion.

 

Sport und Philatelie 

Eigentümlich mutet einen die "Sport-Internationale" an. Bis zu einem gewissen Grade ist sie als ein Propaganda­unternehmen zu betrachten, welches dazu berufen ist, allen Ländern zu zeigen, daß das "befreite Volk" in Rußland riesige Erfolge im Sport erzielt hat. Dabei können kommunistische "Sportsmänner", mit wirklichen Sportsleuten vermengt, leichter ins Ausland zu Propaganda­zwecken befördert werden, um die harmlose Sportjugend von innen zu bearbeiten.

Es gibt sogar eine Philatelistische Internationale, die das Markensammeln in Sowjetrußland gewaltsam zu syndizieren bestrebt ist. Diese Erscheinungen sind auch als Ausdruck des Willens zu betrachten, im kommunistischen Gebiet alle jene menschlichen Interessen zentralisiert zu sehen, welche nicht als "gegenrevolutionär" gewertet werden.

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Es folgt eine Gruppe von Organisationen, deren eigenster Zweck die Bearbeitung der öffentlichen Meinung im Auslande ist: die Rote Hilfe, die Gesellschaft zur Förderung der kulturellen Beziehungen zwischen der Sowjetunion und dem Westen (VOKS.) und die im Auslande gebildeten "Gesellschaften der Freunde des neuen Rußland" (neuerdings in Freunde der Sowjetunion umgetauft).

 

Rote Hilfe 

Die Rote Hilfe, auch "Internationale Gesellschaft für Unterstützung der Revolutionäre" (MOPR.), zusammen mit der "Internat­ionalen Arbeiter-Hilfe" (Meschrabpom), stellt sich die Aufgabe, nichtkommunistische Elemente zugunsten der Kommunisten auszunutzen. Diese Organisation treibt die weitgehendste Propaganda gegen alle Abwehrmaßnahmen, die von verschiedenen Regierungen gegen die kommunistischen Umtriebe getroffen werden.

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Sie organisiert Versammlungen, sie veröffentlicht Aufrufe, sammelt Geldspenden usw. (es ist vielleicht die einzige von den dem Kommunismus nahestehenden Organisationen, die bedeutende Geldsummen mobilisiert, ohne stets in die Sowjetkasse zu greifen). Man muß feststellen, daß prominente europäische Intellektuelle sich in dieses revolutionäre, partei-politische und weltverschwörerische Unternehmen hineinziehen lassen. Mit kommunistischer Unterstützung kann die Rote Hilfe übrigens auch gegebenenfalls ihren Wirkungskreis auf die Straße ausdehnen: man denke an die Sacco-Vanzetti-Demonstrationen im Jahre 1927!

 

Freunde der Sowjetunion 

Was die VOKS. und die Gesellschaften der Freunde der Sowjetunion anbetrifft, so sind es von westeuropäischer Seite Ausdrücke einer snobistischen Sowjetophilie, die in gewissen Kreisen der gelangweilten Intelligenz um sich greift. Ihre politische Bedeutung ist nicht groß. Ihre Mitglieder treten in Sowjetrußland beim Empfange der Ausländer auf, denen man die innere Situation des Landes in einer günstigen Beleuchtung zeigen will.

 

Lehrerinternationale 

Viel bedeutender, vielleicht das Bedeutendste, was die Kommunisten auf dem Gebiet der internationalen Propaganda unter den gebildeten Gesellschaftsklassen erreicht haben — ist jedoch die Schullehrer-Internationale. In manchen Ländern besitzt sie schon ihre Filialen, und besonders in Frankreich hat sie an Bedeutung gewonnen, da das Personal der religionslosen, französischen Staatschulen besonders radikale Neigungen hegt; die kommunistische Richtung besitzt dort die Mehrheit in der Volksschul­lehrerorganisation.

 

Die neueste Schöpfung ist jedoch die Liga zur Bekämpfung des Imperialismus, welche, wie auch die "Rote Hilfe", nicht­kommunistische Elemente in ihren Wirkungskreis hineinzieht. Die letzte Tagung dieser Liga in Frankfurt a. M. im Sommer 1929 hat dadurch einiges Aufsehen erregt, daß diese Organisation sich so entschieden auf die Seite der Sowjetunion im chinesischen Ostbahn-Konflikt stellte und damit ihren Ursprung und ihr ganzes Wesen verriet.

Zusammenfassend könnte man sagen, daß die elf Jahre des Bestehens der Dritten Internationale nicht umsonst verstrichen sind. Sie hat ihre Sektionen in den meisten Ländern gegründet. Da, wo alte sozialistische oder anarchistische Tendenzen die Bolschewisierungs­arbeiten störten, hat sie diese Sektionen umzumodeln verstanden. Sie hat Vorposten­organisationen ausgebaut, sowohl in der Arbeiterschaft (Gewerkschaften), wie auch in radikalen Intellektuellen-Kreisen (Rote Hilfe, Freunde der Sowjetunion usw.). 

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Diese ganz neuartige Erscheinung einer kommunistischen Weltpartei ist von der öffentlichen Meinung Europas nicht genügend gewürdigt worden. Sonst wäre die Frage aufgetaucht, ob eine Organisation, die einem im Ausland befindlichen Zentrum blindlings gehorcht, — und dabei öffentlich den gewaltsamen Umsturz aller bestehenden Verhältnisse als ihr Ziel angibt — ob eine solche Organisation alle Vorrechte einer normalen politischen Partei in einem liberal-demokratischen Staat genießen kann und darf.

Die ersten großangelegten Versuche einer gewaltsamen Einmischung der neuorganisierten Dritten Internationale in die große europäische Politik gehen noch in das Jahr 1923 zurück. Auf zwei Fronten, zugleich in Deutschland und in Bulgarien, spielten sich damals diese Ereignisse ab.

 

Deutschland 1923 

Auf dem vierten Kongresse der Komintern, im November 1922, wurde viel von der Möglichkeit einer militärischen roten Intervention, d.h. eines revolutionären Angriffes des Sowjetstaates gegen andere Länder, gesprochen; Bucharin insbesondere setzte sich energisch dafür ein. Bald darauf erfolgte der Ruhreinmarsch, und die Inflation nahm ein rasendes Tempo an.

Diese Zeit der schwersten Not in Deutschland gedachten die Kommunisten für ihre Revolutionszwecke auszunutzen. Die Kommunistische Partei der Sowjetunion, in ihrem Politbüro und Zentralkomitee, diskutierte Monate hindurch über die Ausnutzung der revolutionären Situation in Deutschland. Die Unentschlossenheit der Komintern an diesem historischen Wende­punkt hat damals Deutschland vor blutigeren Ereignissen bewahrt. Die Richtung Radeks, die nur dann loszuschlagen riet, wenn in Deutschland "Nord und Süd gegeneinander im Kriege liegen würden", siegte damals über die Richtung Sinowjews. In den Diskussions­protokollen der Moskauer Kommunisten (Anfang 1924) kann man sehr lehrreiche Sachen darüber lesen.

Um sich vor den Gegenmaßnahmen der Deutschen Regierung zu schützen, griff die Komintern zum Mittel des Terrors (Stuttgarter Tscheka!). Doch sahen die Kommunisten bald ein, daß der "revolutionäre Augen­blick" vorüber war, und bliesen die vorbereiteten Terrorakte ab.

 

Bulgarien 1923 

Blutiger ging es in Bulgarien zu. Mit Stambulinski entzweit, standen die Kommunisten Gewehr bei Fuß, als der "Bauern-Diktator" im Juni 1923 gestürzt wurde. Sie erwarteten eine schwächere Regierung; als ihre Erwartung getäuscht wurde, unternahmen sie, mit Waffen aus Sowjetrußland versehen, und vom Sekretär der Komintern, dem Bulgaren Kolarof, geführt, einen regelrechten bewaffneten Aufstand im September 1923. Mit großer Mühe gelang es den verbündeten Kräften der bulgarischen Truppen und der in ihrem Lande angesiedelten russischen Wrangel-Soldaten, diesen Aufstand nieder­zuschlagen. — Die Kommunisten rächten ihren Mißerfolg durch den beispiellosen Terrorakt in der Kathedrale von Sofia, April 1925.

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Estland 1924  

Im nächsten Jahre kam der kommunistische Putschversuch in Estland zustande (1. Dezember 1924). Die Kommunisten bemächtigten sich für einige Stunden des Bahnhofs und eines Teils der öffentlichen Gebäude in Reval; doch gelang es den estländischen Truppen, den Aufstand im Keim zu ersticken. Das Sowjetgeschwader, das im Finnischen Meerbusen vor Estlands Küsten kreiste, kehrte unverrichteter Dinge nach Kronstadt zurück. Doch war die Lage ziemlich ernst. Hätten die Kommunisten sich Revals bemächtigt, und hätten sie Zeit gehabt, einen Hilferuf im Namen der neugebildeten "Estländischen Sowjetregierung" an die Rote Flotte zu senden, dann wäre Estland wohl den Weg Georgiens (anno 1921) gegangen.

Die Komintern mußte hiernach anerkennen, daß die Verhältnisse in der Welt etwas stabiler geworden waren. Auf dem kürzesten Wege über Europa schien die Weltrevolution nicht so rasch, wie gewünscht, erreichbar zu sein. So wurde der Umweg über Asien und die Kolonien eingeschlagen, ohne daß die zermürbende Arbeit in Europa fallen gelassen wurde.

 

China 1925-1927

Der Eingriff in die chinesischen Staatswirren war ein großangelegtes und kostspieliges Unterfangen; es war bisher das größte Unternehmen der Komintern, dessen Ausführung unzählige Millionen Rubel dem Sowjetschatz entlockt hat. In der Pekinger Sowjetbotschaft sind aufschlußreiche Dokumente darüber gefunden worden. Die Sowjetregierung knüpfte mit Südchina (Kantonregierung) an, als noch im Norden der Kampf zwischen Tchan-Tso-Lin und Wu-Pei-Fu tobte. Sie schickte Instruktoren, Offiziere, finanzielle und politische Berater, Munition und Geld aus Wladiwostok nach Kanton. 

Den erteilten Instruktionen gemäß gliederten sich die chinesischen Kommunisten der Kuomintang an und peitschten im ganzen Lande den Fremdenhaß auf. Als die Konzessionen am Jangtse gestürmt wurden, als selbst die amerikanischen Missionare fliehen mußten, als die Verbündeten der Kommunisten, die Kantontruppen, vor die Tore Schanghais gelangten, da schien der Triumph der Komintern gesichert, und ein gelb-rotes Bündnis gegen die "Kapitalisten und Imperialisten" schwebte schon manchem vor. Die Wendung der Kuomintang gegen ihre Sowjetverbündeten beraubte die Komintern auf einen Schlag aller Früchte ihrer Bestrebungen.

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Die energischen Maßnahmen Tschan-Tso-Lins und Tschiang-Kai-Scheks säuberten den größten Teil Chinas vom kommunistischen Einfluß. Der Angriff war auch hier abgeschlagen, doch rächte sich die Komintern an China insofern, als sie seitdem alle Tendenzen unterstützt, welche den inneren Frieden dieses Landes stören könnten.

Ein anderes Beispiel der roten Kolonialpolitik ist die Unterstützung, welche die Komintern den Aufständischen in Syrien und in Marokko gewährte. Französische Kommunisten reizten dabei die Soldaten und Matrosen öffentlich zur Gehorsamsverweigerung auf. Zum kolonialen Zyklus gehört auch der Aufstand in Niederländisch-Indien, im Spätherbst 1926.

 

England 1926 

Eine neue Form des Angriffs wurde von der Komintern im englischen Streik 1926 erfunden. Hier war die eigene Truppe, die Kommunistische Partei Englands, verschwindend klein; dafür machte die Komintern den Versuch, an die breiten Arbeitermassen zu appellieren, und dieser Versuch blieb nicht erfolglos. Der Generalstreik (den die Labour Party "den Tod im Herzen" führte), scheiterte schon in seinen Anfängen. Die Unterstützungsgelder der Komintern, im Namen der Sowjetgewerkschaften übersandt, wurden von der englischen Regierung beschlagnahmt, da der Streik als eine politische Aktion betrachtet wurde.

Die Komintern machte sich aber die Enttäuschung der Grubenarbeiter zugute, und finanzierte von nun an den Kohlenstreik, der ihr einen zwiefachen "Gewinn" bringen mußte: erstens mußte der Kohlenstreik die englische Wirtschaft zerrütten, wobei jede wirtschaft­liche Krise die Revolutionisierung der Arbeiterschaft, nach der Ansicht der Kommunisten, fördert; zweitens mußte die Unterstützung seitens der Sowjetunion bei der Arbeiterschaft Gefühle der Dankbarkeit und der Sympathie hervorrufen, was für die weitere Bearbeitung der Massen ausschlaggebend werden mußte. Der Kohlenstreik, der ein halbes Jahr dauerte, hätte sich nicht so in die Länge ziehen können ohne die Beihilfe der Sowjetregierung. England hat stark darunter gelitten. Es ist noch hervorzuheben, daß damals die diplomatischen Beziehungen zwischen England und der Sowjetunion in vollem Umfang bestanden. Der Abbruch erfolgte erst 1927.

 

Die neuste Entwicklung 

Der sechste Kongreß der Komintern, der nach einer vierjährigen Pause im August 1928 stattfand, hat ein neu ausgearbeitetes Programm aufgestellt, in dem allerdings nicht viel Neues steht.

Dieses Programm sieht verschiedene Wege für die Verbreitung der Revolution vor, je nach dem Entwicklungs­grad der einzelnen Länder. In hochkapitalistischen Ländern (Vereinigte Staaten, Deutschland, England) soll der Umsturz die sofortige Einführung der proletarischen Diktatur und der sozialistischen Wirtschaftsordnung mit sich bringen.

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In weniger entwickelten Ländern wird ein Übergangsstadium mit Arbeiter- und Bauern-Regierung vorgesehen. In den Kolonien endlich soll der Kampf für nationale Befreiung, unterstützt von den Ländern mit proletarischer Diktatur, sofort in sozialistische Bahnen übergeleitet werden. Diese Einschätzung ist insofern von Interesse, als aus ihr hervorgeht, daß die Komintern in erster Linie auf die Länder des Hochkapitalismus und die Kolonien ihre Beziehungen konzentriert.

Letzthin redet man viel von Krisen und Spaltungen innerhalb aller kommunistischen Parteien. Diese Tatsachen sind offensichtlich. Eine Führergarnitur nach der anderen wird weggefegt, und jeder Richtungs­wechsel bringt auch Personalveränderungen mit sich. Für die übergroßen Schwierigkeiten bei der Leitung so vieler Parteien von einem entfernten Zentrum aus, legen diese Führer­krisen ein beredtes Zeugnis ab. Doch soll man ihre Bedeutung nicht überschätzen. Es ist den Kommunisten gelungen, einem beträchtlichen Teil der europäischen Arbeiterschaft eine seelische Einstellung zu suggerieren, wie sie sie besser nicht wünschen könnten.

Der Glaube an das Sowjetparadies, durch geschickt inszenierte Vergnügungsreisen urteilsloser Menschen nach Moskau gestärkt und gefördert; eine absolute Taubheit gegen alles, was diesem Glauben widerspricht; Haß gegen das Bestehende und hochgespannte Erwartungen auf das Glück der zukünftigen sozialen Erschütterungen; verbittertes Mißtrauen jedem Kompromiß gegenüber — charakterisieren die seelische Einstellung; die bewußt und halb bewußt die Herzen der Massen einer verhängnisvollen Bewegung offenhält. 

So fällt es der kommunistischen Parteileitung nicht schwer, die unbequemen kommunistischen Abgeordneten oder Parteisekretäre auszuschiffen; der Riß in der Partei aber, der an der Oberfläche riesengroß aussieht, wird in den Tiefen der Parteimasse gar nicht verspürt. Wer den Stempel "Moskau" trägt, bekommt die kommunistischen Stimmen — diesen Schluß aus den Spaltungen der letzten Jahre haben die meisten roten Führer gezogen, und die kommunistischen Parteien sind "Moskau" gegenüber gefügiger geworden, als sie vordem waren.

So sinnlos die Ereignisse vom 1. Mai und 1. August 1929 gewesen sind — sie haben gezeigt, daß die Kommunisten auf Befehl doch marschieren. Man mag sich darüber wundern, daß die Kommunisten in Frankreich jeden Block mit den Sozialisten abgeschlagen und dadurch mehr als die Hälfte ihrer Sitze bei den Wahlen 1928 verloren haben — aber der einzige Kommunist (Aurin), der entgegen diesem Befehl sich wählen ließ, wurde von der Partei aufgefordert, das Mandat niederzulegen — und tat es auch.

    Zusammenfassung   

So besteht denn in jedem Lande — in den meisten vollkommen legal — eine auf einen gewaltsamen Umsturz eingestellte Organisation, die blindlings einem auswärtigen Zentrum gehorcht. Diese Organisation besitzt in den Sowjetvertretungen exterritoriale Stützpunkte und Finanzierungsorgane, denen der Außen­handel der Sowjetunion bedeutende Summen zufließen läßt. Durch ihre kommunistischen Gewerkschaften ist sie in der Lage, Massenstreiks zu veranstalten und auch noch andere Arbeiter­organisationen mitzureißen, indem sie sich auf die Klassensolidarität stützt. 

Sie verfügt über Millionen williger Späher und Vollstrecker; denn es ist der Komintern gelungen, in den meisten ihrer Anhänger das Vaterlandsbewußtsein lahm zu legen und durch eine blinde Hingebung an die Weltpartei, an die Internationale, zu ersetzen.

Es ist eine Weltverschwörung im Gange; und die ganze Welt wird von ihr bedroht. Wer in unserer Zeit Politik treibt oder über politische Angelegen­heiten Urteile fällen will, sollte diese verhängnisvolle Bewegung nach authentischen Quellen gründlich und objektiv studieren. 

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