Peter Krause

"Oh alte Burschenherrlichkeit"

Die Studenten und ihr Brauchtum 

 

 

5. völlig überarbeitete Auflage 1997

im Verlag Styria (Edition Kaleidoskop) Graz Wien Köln 

Graphische Gestaltung: Die Druckdenker, Wien 

Printed in Austria

Oh alte Burschenherrlichkeit  --  Die Studenten und ihr Brauchtum   (1979-1997)   Von Peter Krause  - 

1979 bis 1997  

DNB.Person  *1940 in Wien

DNB.Buch 

Bing.Buch  Goog.Buch  

burschenschaftsgeschichte.de  

 

detopia:

Utopiebuch 

K.htm 

Uesseler.68er  

Novy.Gemeinwirtschaft  

Audio Burschenherrlichkeit 

 

detopia-2006:

Reichlich illustriert, also durchaus eine "illustrierte Studenten­geschichte"  oder "Gemeinschaftsgeschichte".


Geschichte, Brauchtum, Redensarten und Lebensformen der Studenten sind der Inhalt dieser kultur­geschicht­lichen Darstellung.

Der Bogen spannt sich von den Dom- und Klosterschulen ausgehend über die ersten Universitäten des Mittelalters, die Zeit der Reformation über Aufklärung, Napoleonische Kriege, die Entstehung der Urburschenschaft in Jena, schließlich Vormärz und das Revolutionsjahr 1848 bis zur Gegenwart.

Umfassend wird die jahrhundertelange Geschichte des studentischen Brauchtums vorgestellt.

Der reiche Bildteil dokumentiert mit zahlreichen, zum Teil völlig unbekannten Beispielen eine Lebensform, deren Faszination bis heute ungebrochen ist. 


 

Inhalt

Vorwort  (7) 

Von den Anfängen bis zur Reformation  (9) 

(10)  Der Beginn: Paris und Bologna   (13) Die ersten deutschen Universitäten   (16) Die Bursen  (18) Die Nationen  (20) Die Deposition  (22) Die Vaganten  (23)  Die Kleidung   (25) Das Fechten 

Von der Reformation zur Revolution (29)

30 Die Universitäten # 31 Die letzten fahrenden Schüler # 33 Die Deposition # 37 Der Pennalismus # 41 Die Landmannschaften # 44 Die studentischen Orden # 49 Schulen und Schülervereinigungen # 51 Studenten und Professoren # 53 Die Kleidung # 55 Trinksitten und Trinkspiele # 58 Der Landesvater # 59 Das Komitat # 59 Das Fechten # 61 „Die wilde Lebens-Art einiger Studiosorum betreffend..." # 63 Tabak, Kaffee und Theater # 65 Der Comment # 65 Die akademische Gerichtsbarkeit # 67 Das Studentenlied # 68 Studentendichtung und Studentensprache

Vom 18.  ins 20. Jahrhundert  ... 73 

73 Die ersten Corps # 76 Band, Mütze, Zirkel und Wappen # 80 Die Urburschenschaft # 84 Das Wartburgfest # 87 Die Karlsbader Beschlüsse # 89 Die ersten Pennalien # 92 Das „Hambacher Fest" und der Frankfurter Wachensturm # 95 Die ersten konfessionellen Verbindungen # 96 1848 # 102 Der Progreß # 102 Die Corps # 106 Die Burschenschaften # 108 Die katholischen Verbindungen # 114 Protestantische Verbindungen # 115 Turnerschaften und Landsmannschaften # 116 Sängerschaften und Vereine # 117 Der Antisemitismus # 120 Jüdische Korporationen # 121 Die Pennalien # 124 Ferialverbindungen # 125 Die Schweiz # 126 Korporationen außerhalb des deutschen Sprachraumes und fremdsprachige Korporationen 129 Duell und Mensur 135 Die Verbindungsmitglieder 138 Die Burschensprache 138 Studentenlied und Musik 140 Tanz, Theater und Film # 143 Dichtung und Wahrheit # 144 Kneipe, Kommers und Salamander # 147 Das Comitat, Vivats und Pereats # 148 Studentische Auszüge # 150 Die Bierstaaten # 150 Der Thomastag ... # 152 Baltisches Brauchtum # 153 Montanistisches Brauchtum # 155 Universitäten und Hochschulen # 158 Damen und „Wilde" # 160 Politik # 162 Studentische Denkmäler und Bauten # 166 Studentisches Schrifttum

Das 20. Jahrhundert   ... 169

171 Wirtschaftskrise und Korporationsblüte # 176 Neue Korporationsformen # 178 Antisemitismus und jüdische Verbindungen # 179 Russische Verbindungen # 180 Außereuropäische Korporationen # 181 Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg # 189 Der Wiederaufbau 192 Duell und Mensur # 194 Pennalien und Technikerverbindungen # 197 Österreich # 199 Die Schweiz # 201 1968 # 205 Bundesschwestern - der Anfang vom Ende?  # 208 Gaudeamus im Stasi-Sound # 211 Sowjetstern und Burschenband # 214 Schnee am Kilimandscharo # 215 Studentengeschichte

O alte Burschenherrlichkeit...   ... 219    

220 ... wohin wirst du entschwinden? 

221 O tempora... 

225 Literaturverzeichnis   #  231 Register   #  239 Bildnachweis  

 

Aus   burschenschaftsgeschichte.de  

Die im Jahre 1815 gegründete Burschenschaft war die Avantgarde der deutschen Nationalbewegung. Sie wurzelte in den Freiheitskriegen, stand unter dem Einfluß von Friedrich Ludwig Jahn, Ernst Moritz Arndt und Johann Gottlieb Fichte, war geprägt durch eine idealistische Volkstumslehre, christliche Erweckung und patriotische Freiheitsliebe.

Diese antinapoleonische Nationalbewegung deutscher Studenten war seit ihren Anfängen politische Jugendbewegung und die erste gesamtnationale Organisation überhaupt, die 1817 mit dem Wartburgfest die erste überregionale und gesamtdeutsche Feier ausrichtete und mit rund 3.000 Mitgliedern 1818/19 etwa ein Drittel der Studentenschaft des Deutschen Bundes umfaßte.

Die Burschenschaft, zu einem Gutteil hervorgegangen aus dem Lützowschen Freikorps, setzte ihr nationales Engagement in neue soziale Lebensformen um, die das Studentenleben von Grund auf reformierten. Aber nicht nur das: Die Studenten begriffen die Freiheitskriege gegen Napoleon als einen Zusammenhang von innerer Reform, innenpolitischem Freiheitsprogramm und Sieg über die Fremdherrschaft. Nationale Einheit und Freiheit wurden propagiert, Mannhaftigkeit und Kampfbereitschaft für das deutsche Vaterland. Und das weit über die Zeit des Vormärz hinaus.

Diese neue Entwicklung ist eingebettet in die allgemeine Universitäts- und Studentengeschichte. Studenten sind eine juristisch, kulturell und gesellschaftlich relativ geschlossene Gruppe. Denn den deutschen Studenten zeichnen mehrere Faktoren aus: Zunächst ist das Studententum ein zeitlich begrenzter Zustand junger Erwachsener, die ein ausgeprägtes, studentische Traditionen weitergebendes Gruppenbewußtsein aufweisen und daher wenig soziale Kontakte zu anderen Schichten pflegen.

Studenten sind familiärer Sorgen weitgehend ledig, auf Grund des deutschen, wissenschaftlichen und nicht erzieherischen Studiensystems in ihrem Tun und Lassen ausgesprochen unabhängig und wegen ihrer vorrangig geistigen Beschäftigung wenig auf vorhandene Denkmodelle fixiert. Besonderen Nachdruck verleihen studentischem Engagement die berufliche, soziale und finanzielle Ungewißheit, der instabile Sozialstatus: Studenten sind noch nicht gesellschaftlich integriert und stehen daher auch Kompromissen weitgehend ablehnend gegenüber.

In ihren politischen Ideen und Idealen neigen Studenten deshalb zum Rigorismus. Zudem: Bis weit in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts hinein begriffen die Gesellschaft wie die Studenten sich selbst als Elite, die als Akademiker die führenden Positionen des öffentlichen Lebens einnehmen würden, woraus letztlich "das für eine Avantgarderolle unerläßliche Selbstbewußtsein" entstand.

Damit einher ging eine anhaltende Überschätzung der eigenen Rolle, aber auch eine "Seismographenfunktion gesellschaftlicher Veränderungen", wie der Münchner Historiker Thomas Nipperdey feststellte. Mehr noch, studentische Verbindungen hatten für die politische Kultur Deutschlands von jeher eine Leitfunktion, spiegeln die Vielgestaltigkeit des gesellschaftlichen Lebens und sind mit den Problemen der einzelnen politisch-gesellschaftlichen Kräfte und Gruppen verzahnt.

 wikipedia  Thomas_Nipperdey  *1927 in Köln bis 1992   

Zur Erforschung dieser Zusammenhänge entstand in den Jahren 1908/09 die Gesellschaft für burschenschaftliche Geschichtsforschung e. V. (GfbG).

Auf Grund der Zusammenarbeit von GfbG, Archiv und der Bücherei der Deutschen Burschenschaft sowie zahlreichen Historikern und Autoren können Sie auf dieser Internetseite umfangreiche Dokumente, Bilder und Publikationen zur Geschichte der Burschenschaft abrufen. 

 


  

Vorwort des Autors  

7

Es gibt nur wenige menschliche Gemeinschaften, die seit bald 200 Jahren ununterbrochen bestehen und alle politischen, gesellschaftlichen und wirtschaft­lichen Veränderungen scheinbar schadlos und unverändert überdauert haben. Die Studentenverbindungen sind so ein Phänomen. Als staatsfeindlich wurden sie verfolgt und verboten. Todesurteile wurden verhängt, und Staatsoberhäupter zählten und zählen zu ihren Mitgliedern. 

Als unzeitgemäß schon lange abgetan, bestanden und bestehen sie auch heute noch mitten unter uns. Sie gebrauchen ein eigenes Vokabular und haben eigenartige Sitten, begeistern sich für schon längst totgesagte Ideale und ziehen sonst scheinbar ganz vernünftige Männer — und in zunehmendem Maße auch Frauen — verschiedensten Alters in ihren Bann.

Dabei gibt es die Verbindung schlechthin gar nicht. Pennale und akademische Verbindungen bestehen, schlagende und nichtschlagende, farbentragende und nichtfarbentragende, konfessionelle und konfessionell nicht gebundene, ja selbst französische, flämische, ukrainische und noch viele andere mehr, deren verschiedenartige Tendenzen sich in einer Vielfalt von Bezeichnungen, wie Burschenschaft, Corps, Landsmannschaft, Sängerschaft, Turnerschaft oder Verbindung, widerspiegeln. 

Was macht überhaupt das Wesen einer Verbindung aus? Wodurch unterscheiden sie sich von den vielen anderen Vereinen?

Em Dreifaches bestimmt wohl das Wesen einer Verbindung: die freiwillige Selbstbindung an bestimmte Prinzipien, zu denen als gestaltende Elemente die durch das Wort „Convent" charakterisierte innere Demokratie und das durch den Ausdruck „Comment" umrissene Brauchtum hinzutreten. Von den Prinzipien sind drei allen Verbindungen gemein: die Lebensfreundschaft, die Erfüllung der Studienpflichten und die Forderung nach einem ehrenhaften Verhalten.

Eine Verbindung besteht aus der Aktivenschaft, also jenen, die das Studium noch nicht abgeschlossen haben, und den Alten Herren. Beide Gruppen, oft sogar mit eigener Rechtspersönlichkeit, haben ihre eigenen ebenso wie gemeinsame Veranstaltungen. Zieht man in Betracht, daß Studenten wohl selten länger als drei Jahre wirklich aktiv sind, und daß alle halben Jahre die Verbindungsfunktionäre neu gewählt werden, so ist das lange Leben der Verbindungen trotz dieser großen Fluktuation tatsächlich bemerkenswert, zumal die berühmt-berüchtigten Alten Herren im Verbindungsleben weit weniger in Erscheinung treten, als die Gerüchte glauben machen wollen.

Das vorliegende Buch war, als es 1979 in erster Auflage erschien, die erste umfassende Darstellung der Studentengeschichte nach fast 50 Jahren. In den folgenden Auflagen wurden zwar kleinere Änderungen und Ergänzungen vorgenommen, aber vor allem durch das Wiederaufleben der Korporationen im Osten nach dem Untergang des kommunistischen Systems, den wieder möglichen Besuch vieler studentischer Bauwerke und Denkmäler in der ehemaligen DDR und durch die bemerkenswerte Ausbreitung der Studentinnenkorporationen sowie eine Fülle weiterer Entwicklungen und Aspekte ist nunmehr eine in Text und Illustrationen vollständig überarbeitete und ergänzte Neuauflage notwendig geworden.

Das Ziel dieser Arbeit allerdings hat sich nicht geändert, einer breiten Öffentlichkeit Geschichte und Gebräuche der Studentenverbindungen näherzubringen und so vielleicht zu helfen, manche Vorurteile und Mißverständnisse abzubauen.

Peter Krause (1997)

8

 

 

 

 

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