Paul Lafargue

 

Das Recht auf Faulheit.
Die friedliche Beendigung des Klassenkampfes.
Widerlegung des <Recht auf Arbeit> von 1848

 

Die Religion des Kapitals 
DNB.Buch

 

Wikipedia.Autor  *1842 auf Kuba bis 1911 (69)

DNB.Autor  

 

detopia:

Ökobuch   L.htm 

 Sterbejahr   1800-Buch

 

Bob.Black.1985    G.Landauer   Jack.London  
W.Sombart   O.Lafontaine   Krysmanski 
Robert.Owen    K.Marx    F.Engels   
W.Lenin   Frantz.Fanon   Godwin

 

 

In diesem Pamphlet stellt Paul Lafargue, einer der bedeutendsten Denker des Sozialismus in Frankreich, die Macht des Kapitals als religiöses System dar – und regte damit an, die Religion im Rahmen der Geschichte der Entfremdungsformen umgekehrt als Vorläufer des Kapitals zu verstehen.

Lafargue, der mit seinem Buch 'Recht auf Faulheit' auch in Deutschland bekannt wurde, schlägt in seiner Kapitalismuskritik eine andere Richtung als sein Schwiegervater Karl Marx ein und geht in gewisser Weise über ihn hinaus. So sieht er das Religiöse nicht in der Ideologie, sondern im materiellen Aufbau des Kapitals. - Jean-Pierre Baudet, knüpft in seinem Essay »Ein end­loses Opfer« an Lafargues Grundgedanken an und überführt sie in eine aktuelle Kapitalismuskritik.

Inhalt

Der Kongress von London 9

Der Katechismus des Arbeiters 19

Die Predigt der Kurtisane 28

Prediger Salomo oder Das Erbauungsbuch des Kapitalisten 44

Das Wesen des Gott-Kapitals 45

Der Auserwählte des Kapitals 48

Die Pflichten des Kapitalisten 52

Maximen der göttlichen Weisheit 61

Ultima Verba 67

Die Gebete des Kapitalisten 71

Vaterunser 71

Glaubensbekenntnis 72

Ave Miseria 73

Anbetung des Goldes 74

Klagen des Kapitalisten Hiob Rothschild 79

 

Jean-Pierre Baudet: Zur Religion des Kapitals von Paul Lafargue 85

In memoriam Paul Lafargue 87

Der lustigen Satire todernster Inhalt 94

Anmerkungen 154

Verwendete Literatur 173

 

 

 

 

first edition - Das Recht auf Faulheit

Audio:

Audio 2014   Rückblick (DLF)

Audio 2015   Warum fällt Faulsein so schwer? (DLF)



Aus Wikipedia 2010: 

 

Paul Lafargue wuchs in Kuba auf, sein Vater war Weinhändler und Besitzer einer Kaffeeplantage. 1851 emigrierte seine Familie nach Frankreich. 

Paul Lafargue war der Ehemann der Marx-Tochter Laura. Von Marx erhielt er seine politische Schulung. 

Nach dem Fall der Pariser Kommune musste die Familie bis zur Amnestie von 1882 ins Exil nach Spanien und England gehen. Alle drei Kinder des Paares starben in diesen Jahren. https://de.wikipedia.org/wiki/Pariser_Kommune (1871)

 

1882 gründete er zusammen mit Jules Guesde den Parti ouvrier, die erste marxistische Partei Frankreichs. Im Jahr 1889 eröffnete er den Internationalen Arbeiterkongress in Paris.

 

1911 beging das Ehepaar nach einem Opernbesuch Selbstmord. Über die Gründe schrieb Lafargue in einer hinterlassenen Notiz: 

"Gesund an Körper und Geist, töte ich mich selbst, bevor das unerbittliche Alter, das mir eine nach der anderen alle Vergnügungen und Freuden des Daseins genommen und mich meiner körperlichen und geistigen Kräfte beraubt hat, meine Energie lähmt, meinen Willen bricht und mich für mich und andere zur Last werden lässt."

15.000 Menschen begleiteten den Trauerzug zum Friedhof Père Lachaise, wo Lenin im Namen der russischen Sozialdemokratie eine Grabrede hielt.

Lafargue verfasste zahlreiche Artikel für Zeitungen und Zeitschriften. In seinem berühmtesten Text Das Recht auf Faulheit (dem Untertitel nach eine „Widerlegung“ des in der Pariser Februarrevolution 1848 geforderten Rechts auf Arbeit) von 1883 kritisiert er die bürgerliche Arbeitsmoral und den zeitgenössisch-ideologischen Begriff der Arbeit, sowie die Folgen der Überproduktion. 

Eduard Bernstein würdigte den Sozialisten als „geistig bedeutendsten Führer des Sozialismus in Frankreich“. 

#

Einordnung in der Marx'schen Theorie und Praxis  

 

Im Vordergrund steht bei Lafargue - im Gegensatz zu Marx und Engels - die Kritik am Konsum, also der Konsumtionssphäre der kapitalistischen Produktion.

Lafargue reflektiert hier auch die Bedingungen für die arbeitenden Menschen nach der Revolution. Seine grundsätzliche Kritik am Nationalismus sieht Lafargue im Kommunistischen Manifest begründet. Gleichwohl wird er dafür von Marx mit dem Begriff „proudhonisierten Stirnerianismus“ kritisiert, der später vor allem als Kosmopolitismus kritisiert und verfolgt wird. 

Sein Internationalismus wird auch zum Hintergrund für rassistische Angriffe auf Lafargue als „Mulatte“. Marx selbst sprach von seinem Schwiegersohn abfällig als dem „Neger“ oder dem „Kreolen“. Auf sozialistischen Kongressen wird Lafargue nach seiner Abstammung gefragt.

Bernstein schrieb: "Das Bewußtsein, daß er zum Teil von Angehörigen unterdrückter […] Rassen abstammte, scheint schon früh sein Denken beeinflußt zu haben“. 

Auf Fragen nach seiner Abstammung ist der Ausspruch überliefert, er sei stolz, von „Negern“ abzustammen. Schon zu Beginn seiner politischen Aktivitäten setzte er sich gegen rassistische und antifeministische Angriffe seiner Genossen zu Wehr. So heißt es in einem mit „Paul Lafargue, Mulatte“ unterzeichnetem Artikel:

"Sie schleudern uns als Beleidigung die Bezeichnung <homme de couleur> ins Gesicht. Es ist unsere Aufgabe als revolutionäre Mulatten, diese Bezeichnung aufzunehmen und sich ihrer würdig zu erweisen. Radikale in Amerika, macht Mulatte zu eurem Sammelruf! … Er bezeichnet Elend, Unterdrückung, Haß. Wißt ihr etwas Schöneres?" 

 


Junge Welt   03.11.2010 

Ein Gespräch mit Michael Wilk: Arzt und Anarchist aus Wiesbaden. Im Trotzdem-Verlag hat er <Das Recht auf Faulheit> wieder herausgegeben und mit einem neuen Vorwort versehen. 

 

Warum sollten wir heute wieder »Das Recht auf Faulheit« einfordern?

Wilk: Es ist notwendig, unser Denken und Handeln zu hinterfragen, das den momentanen Zeitgeist in der Republik bestimmt. Dabei geht es immer nur um das eine: daß alle in Brot und Lohn sind. Wenn das der einzige Qualitätsmaßstab ist, den wir haben, wird es Zeit, ihn gegen den Strich zu bürsten. Das hat Lafargue getan. 

Was ist falsch daran, neue Arbeitsplätze schaffen zu wollen?

Keiner fragt danach, wie produziert wird; warum und unter welchen Umständen Menschen dies tun müssen. Besitzverhältnisse werden kritiklos hingenommen, ebenso die ungerechte Verteilung von Arbeit. Es geht auch nicht um Mindestlöhne, sondern darum, die Verhältnisse grundsätzlich in Frage zu stellen. Lafargue hat vor mehr als hundert Jahren formuliert: Eine Arbeit von drei Stunden pro Tag würde völlig ausreichen, wenn man die vorhandene Arbeit anders verteilt. Im kapitalistischen System aber läuft letztlich alles immer darauf hinaus: Die einen schaffen sich die Knochen kaputt, während andere »freigesetzt« werden. 

Lafargue kritisierte damals nicht nur Ausbeuter und Unterdrücker, sondern auch die proletarische Bewegung, weil sie im vorauseilenden Gehorsam um Arbeit betteln würde. Sie kritisieren heute die Gewerkschaften, weil sie Beschäftigung und Wachstum einfordern – Ihrer Ansicht ist das genau das, was uns alle quält.

In diesem Zusammenhang ist darauf zu verweisen, daß »Das Recht auf Faulheit« im existierenden Sozialismus nie gedruckt wurde. Auch heute ist zu hinterfragen, wie staatstragend Gewerkschaften und linke Parteien sind – oder solche, die sich dafür halten. Wenn der Europäische Gewerkschaftsbund »Vorrang für Beschäftigung und Wachstum« fordert, bewegt er sich in engem Rahmen, will Profitmaximierung und Beschleunigung vorantreiben: höher, schneller, weiter. Ich kritisiere auch den DGB, der weder an Besitzstände rühren will noch an die Verteilung von Arbeit. Die anarchosyndikalistische Freie Arbeiter Union sieht das anders. Lafargues Text ist immer noch interessant genug, um diese Debatte in Gang zu bringen. 
Sein antiautoritärer Ansatz hat damals schon für viel Ärger gesorgt. Ihm ging es um Genuß und Lebensfreude. Das Leben zu genießen, kann nicht mit gesteigerter Arbeitsintensität einhergehen. Wer das jedem zugestehen will, muß an die Besitzverhältnisse herangehen. 

Lafargue schrieb von einer regelrechten Arbeitssucht.

Wie stark wir darunter leiden, sehen wir daran, daß eine Konfrontation mit Arbeitslosigkeit niemanden glücklich macht. Keiner sagt »ach, wie wunderbar!«. Nicht nur, weil das mit finanziellem Desaster, einem Absturz ins Ungewisse verbunden ist – sondern auch, weil sich die Wertigkeit des Menschen in unserer Gesellschaft von seiner Produktivität als Faktor innerhalb der Wirtschaft ableitet. 
Lafargue hat gesagt, das ist krank. Insbesondere, wenn die Arbeiterbewegung und die Gewerkschaft diese Ideologie weiter vorantreiben. Die Parole der Revolution 1848 »Recht auf Arbeit« fand er falsch. Vielmehr muß gesagt werden: Es gibt ein Recht auf Leben.

Wir, die Bevölkerung, müssen neue Impulse setzen. Es geht darum, wie wir uns weiterhin verkaufen und ob wir das überhaupt wollen. Das Zusammenwirken vom hochgehaltenen Arbeitsmythos der Gewerkschaftsbewegung und der christlichen Arbeitsmoral »ora et labora« hat Lafargue als gefährliche Mischung angesehen, die Menschen in freiwillige Unterwerfungsrituale treibt. In der Gegenwart ergeben sich daraus bizarre Identifizierungen mit Betrieben, die beispielsweise in den Ausspruch münden »Wir sind Opel«. Ist aber Opel nicht erst ein Betrieb der Beschäftigten, wenn diese über die Produktionsmittel verfügen?

Im Gegensatz zu anderen Ländern gibt es in der Bundesrepublik einen Trend zu freiwilliger Anpassung und vorauseilendem Gehorsam. Mit Lohnverzicht und längeren Arbeitszeiten werden Betriebe von unten gesponsert, um sie zu retten und konkurrenzfähiger zu machen. In Frankreich und anderen südlichen Ländern übt man hingegen Druck aus, indem man beispielsweise Manager als Geiseln nimmt. Hierzulande undenkbar! 

Wie kommt es, daß bei uns das »Recht auf Arbeit« stärker in die Köpfe gehämmert ist als anderswo?

Als libertär denkender Mensch sehe ich darin einen autoritären Charakterzug, der nicht zuletzt damit zu tun hat, daß die Bewegung der Beschäftigten sich in marxistischen Theorien wiederfindet. Verweigerung gegenüber Obrigkeiten und ziviler Ungehorsam sind hier weitgehend unbekannt. 

Ist die anarchistische Bewegung, die mit strenger Arbeitsmoral nichts zu tun haben will, den Gewerkschaften spinnefeind?

Nein, ich persönlich würde auch vor dem katholischen Landfrauenverband einen Vortrag halten. Ich halte nichts davon, sich abzugrenzen, sondern finde es wichtig, in eine breite gesellschaftliche Auseinandersetzung einzutreten. Wir wollen Zugang zu den Herzen und Köpfen bekommen. 

Aber es mangelt den Anarchisten an Organisationsstärke.

Wir sind in sozialen Bewegungen an der Stelle, wo Multiplikatoren zu sitzen pflegen. Wir sind die Hefe im Teig. Grenzenüberschreitende Denkmodelle sind notwendig, weil wir in unserer Gesellschaft an Utopienverlust leiden. Wer hat schon noch die Vorstellungskraft, daß das menschliche Zusammenleben ganz anders aussehen könnte! Es geht um ein Menschenrecht auf Muße, Genuß und ein notwendiges Maß an Arbeit – nicht aber um ein staatlich verbrieftes Recht, sondern um eine philosophische Debatte.


 

 

Veröffentlichungen von und um P. L.

 

 

I. Der Transport und die Behandlung des Getreides.

II. Der Preis des amerikanischen Getreides in Europa. Heft 10, S. 458–467

III. Das Mehl.

IV. Die Spekulation. Heft 11, S. 499–508

V. Die wahrscheinliche Zukunft des Getreidebaues. Heft 12, S. 546–551

 

 

 

 

 ^^^^  

   (Ordner)    www.detopia.de

Paul Lafargue - Die Religion des Kapitals -