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Giacomo LeopardiZibaldoneDas Sudelheft
"Keiner
jedoch hat diesen Gegenstand so gründlich und (Schopenhauer, 1844) |
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Giacomo Leopardi, 1798-1837, gilt als der bedeutendste italienische Lyriker seit Petrarca. Sein stark pessimistisches Natur- und Menschenbild veranlasste Schopenhauer, am Schluss seines Kapitels „Von der Nichtigkeit und dem Leiden des Lebens“ (Die Welt als Wille und Vorstellung, Band II) festzustellen: „Keiner jedoch hat diesen Gegenstand so gründlich und erschöpfend behandelt, wie, in unseren Tagen, Leopardi“.
Die „Paralipomeni“ sind Leopardis letztes Werk. Sie sind in 4 Büchern zu je 45-51 Stanzen eingeteilt. Äusserlich geben sie sich als Fortsetzung des pseudohomerischen Epos „Froschmäusekrieg“ (Batrachomyomachie). Die Mäuse haben die Frösche besiegt und sehen sich nun mit den Krebsen konfrontiert, die, um des „Gleichgewichts der Kräfte“ willen, die Mäuse zu verfolgen beginnen. Die Identifizierung der Mäuse mit den heroisch posierenden, aber letztendlich feigen Italienern und der Krebse mit den ebenso dummen wie brutalen und niederträchtigen Österreichern wird dem Leser so gut wie direkt klargemacht. Nach dem Wiener Kongress (1814/15) waren die Lombardei und Venetien Teile des Kaiserreiches Österreich; Parma, Modena und die Toskana unterstanden Fürstenhäusern aus habsburgischen Nebenlinien. Leopardis unterdrückter, aber hörbarer Aufruf zu Opferbereitschaft und Heroismus im Kampf gegen die Unterdrücker und sein aus enttäuschtem Patriotismus gewachsener Spott auf das bisherige naive Politisieren italienischer Intellektueller sind die Gedankenstränge, die die Satire am deutlichsten charakterisieren. In zahlreichen unterschiedlich langen Exkursen und vielen Nebenbemerkungen findet der Dichter zusätzlich Gelegenheit, sein Menschenbild, sein Ja zur Aufklärungsphilosophie des 18. Jahrhunderts, seinen Hass auf Despotismus, seine Neigung zur Demokratie, seinen Wunsch nach allgemeiner Volksbildung, seinen Respekt vor liberaler Wirtschaft usw. darzulegen. Der Kommentar behandelt sprachliche Eigentümlichkeiten des Originals und alle anfallenden sachlichen (insbesondere zeitgeschichtlichen und philosophiehistorischen) Fragen. Eine ausführliche Einleitung beschreibt die Entstehungsgeschichte des Werks und seine Rezeption. Interessenten sind Italianisten (es gibt eine Deutsche Leopardi-Gesellschaft; wegen des Kommentars wird das Buch aber sicher auch im Ausland interessieren), ferner Romanisten überhaupt, Historiker, Philosophen (Schopenhauer, materialistische Aufklärungsphilosophie), Freunde der Satire und der Lyrik.
Wie Leopardi zu dem Ruf eines eher harmlosen Klassikers gekommen ist, dem allenfalls ein paar schöne, wehmütige Gedichte zu verdanken sind - das ist einigermaßen schleierhaft. Er war - darin Schopenhauer ebenbürtig - einer der radikalsten Pessimisten des neunzehnten Jahrhunderts, und seine Kritik der Zivilisation erinnert an Nietzsche. Nur, daß er kein philosophisches "Hauptwerk" hinterlassen hat, sondern ein immenses Sudelheft, den berühmten Zibaldone. Aus diesem dreitausendseitigen Konvolut hat Mario Rigoni die historischen und politischen Reflexionen Leopardis ausgezogen, eine Operation, durch die dessen subversive Kraft mit verblüffender Schärfe hervortritt. Ohne jede Rücksicht auf die Konventionen seiner Zeit, fern von rationalistischen Illusionen und utopischen Versuchungen, nimmt Leopardi Revolution und Reaktion, Demokratie und Diktatur, Fortschritt und Konservativismus ins Visier und führt unbarmherzig ihre Widersprüche vor. Einerseits erweist dieser Autor sich als genuiner Erbe Macchiavellis und Guicciardinis, andererseits greift er den Problemen unserer Tage vor. Er besteht darauf, die Dinge so zu sehen, wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. Das unterscheidet ihn von allen Ideologen, damals wie heute.
Neue Zürcher Zeitung Aus dem «Zibaldone» Unter dem wenig geschmackvollen Titel «Das Massaker der Illusionen» (im Original, nicht viel besser, «La strage delle illusioni») ist eine von Sigrid Vagt zuverlässig übersetzte Auswahl aus Giacomo Leopardis «Zibaldone» erschienen, die Mario Andrea Rigoni vorgenommen hat. Sie enthält Fragmente aus dem grossen Notizenwerk, ergänzt durch einige Briefe und zwei kurze Essays, und ist thematisch auf «Politik, Kultur und Gesellschaft» (im Original zutreffender: «Pensieri sulla politica e sulla civiltà») beschränkt; unter «Kultur» kann man hier allenfalls Bildung, nicht eine Gesamtheit geistiger Erscheinungen verstehen. Auf die «Operette morali» und die «Canti» wird in den Anmerkungen und im Nachwort des Herausgebers verwiesen. Der Vielfalt und der Sprunghaftigkeit, denen die «Pensieri di varia filosofia e di bella letteratura» den von Leopardi selbst gefundenen Titel «Zibaldone» (Sammelsurium) verdanken, wird eine so knappe Auswahl natürlich nicht gerecht. Auf den Versuch einer geistesgeschichtlichen Einordnung von Leopardis Denken hat Rigoni verzichtet, aber in den Anmerkungen bringt er manches bei, das den Text einigermassen erhellt.
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Ja, 1837 gab es schon die Fotografie ! (d- 2011)
Giacomo Leopardi -- Zibaldone -- Das Sudelheft