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1  Der Urknall des Aufschwungs 

 

Für detopia.de 2006 übersetzt von
Ferdinand Wagner  Webseite des Übersetzers

 

Von einem historischen Standpunkt aus beginnen etwa 1980 zwei Entwicklungen, die tiefgreifende Konsequenzen für die US-Wirtschaft, die westliche Wirtschaft und dann für die globale Wirtschaft ganz allgemein haben werden. Eine ist die Einführung des Heimcomputers (PC). Die andere ist der Zerfall des Bell-Systems. Diese Ereignisse lösen zwei der fünf großen Wellen der technologischen Veränderung aus, die schließlich dazu beitragen werden, den langen Aufstieg zu schüren.

Die volle Auswirkung kann man in der Reichweite von Jahrzehnten sehen. In den ersten 10 Jahren werden PCs stetig und konsequent von Handel und Gewerbe eingeführt. 1990 beginnen sie Zugang in den Privathaushalt zu finden, und der Mikroprozessor wird in viele andere Instrumente und Produkte eingebaut, wie z.B. in Autos. Um die Jahrhundertwende, wenn sich das Leistungsvermögen der Computerchips immer noch grob geschätzt alle 18 Monate verdoppelt, kommt alles mit einem kleinen billigen Silikongehirn daher. Aufgaben wie Handschriften-Erkennung werden zu einem Kinderspiel. Um 2010 baut Intel einen Chip mit einer Milliarde Transistoren – die hundertfache Komplexität der meisten modernen integrierten Schaltkreise, die in den späten 1990ern gebaut werden. 2015 ist das Problem zuverlässiger Simultan-Sprachübersetzung endlich „geknackt" – mit unmittelbaren Konsequenzen für die vielsprachige Welt.

 

Die Verlaufskurve für die Telekommunikation folgt weitgehend der gleichen Bahn. Der Zerfall von Ma Bell, der 1982 begann, löst hektische unternehmerische Aktivitäten aus, da neu entstehende Gesellschaften wie MCI und Sprint miteinander wetteifern, fiberoptische Netzwerke über das gesamte Land aufzubauen. In den frühen 1990ern wechseln diese Unternehmen von der Stimmenübertragung zur Datenübertragung, als ein neues Phänomen aus dem Nichts aufzutauchen scheint: das Internet. Computer und Kommunikation werden unauflösbar miteinander verknüpft, wobei das eine das phänomenale Wachstum des anderen fördert. In den späten 1990ern funktioniert Telkommunikation drahtlos. 

Mobiltelefonsysteme und private Allzweck-Kommunikation treten zuerst mit ausgedehnten Antennen-Netzwerken am Boden in Erscheinung. Bald danach gehen die großen Satellitenprojekte online. 1998 ist das globale Iridium-Telefonnetzwerk vollständig. 2002 ist das globale Teledisk-Internet-Netzwerk in Funktion. Diese Projekte, neben anderen, erlauben zu Beginn des Jahrhunderts nahtlose Verknüpfung mit der Informationsstruktur an jedem beliebigen Punkt auf dem Planeten. Etwa um 2005 sind Hochbandbreiten-Verbindungen in den entwickelten Ländern weit verbreitet, die problemlos Video übertragen können, und Bildtelefone finden schließlich großen Anklang.

 

Die symbiotische Beziehung zwischen diesen Technologie-Sektoren führt um 1995 zu einer größeren Diskontinuität, die im Großen und Ganzen dem explosiven Wachstum des Internets zuzuschreiben ist. Es ist der Urknall des langen Aufschwungs – der sofort das wirtschaftliche Wachstum im traditionellen Sinn direkter Arbeitsplatzschaffung anschürt aber auch Wachstum auf weniger direkte Art stimuliert. Auf der offensichtlichsten Ebene erfahren Hardware- und Infrastruktur-Gesellschaften exponentielles Wachstum, da der Aufbau des neuen Informationsnetzwerkes eine der großen Geschäftsgelegenheiten um die Jahrhundertwende sein wird.

 

Auch eine neue Medienindustrie breitet sich sprunghaft in der Szene aus, um die einzigartigen Fähigkeiten des Netzwerks auszunutzen, wie zum Beispiel Interaktivität und auf den individuellen Kunden zugeschnittene Produktion. Neugründungen stürmen das Feld, und traditionelle Medienunternehmen trotten in diese Richtung. In den späten 1990ern führen die Titanen der Medienindustrie den Kampf um die Kontrolle über das sich entwickelnde Medium mit hohem Einsatz. Relative Neuankömmlinge wie Disney und Microsoft übertrumpfen die Televisionsnetzwerke der alten Garde in einem monumentalen Kampf um das Digitalfernsehen. Nach einigen Ruckeleien und Holprigkeiten wird <das Netz> zum Hauptmedium des 21sten Jahrhunderts.

 

Die Entwicklung des Online-Handels folgt den neuen Medien unmittelbar auf den Fersen. Zuerst kommen die Unternehmer, die ausknobeln, wie man Nachrichten verschlüsselt, sichere finanzielle Transaktionen im Cyberspace durchführt und eins zu eins wirbt. Die elektronische Kartenzahlung wird um 1998 akzeptiert. Dann kommen Handelsunternehmen, die alltägliche Gebrauchsgüter verkaufen. Zuerst sind es High-Tech-Produkte wie Software, dann echte Informationsprodukte wie Sicherheiten. Bald schon wird alles im Cyberspace verkauft. Um 2000 machen die Online-Verkäufe 10 Milliarden US-Dollar aus, immer noch wenig am Maßstab des gesamten Einzelhandels.

Mit der Wanderung der traditionellen Einzelhandelswelt in den Cyberspace werden völlig neue Arten von Arbeitsplätzen geschaffen. Viele hatten vermutet, dass Computer-Netzwerke zur ‚Entmittlung’ führen würden – zur wachsenden Bedeutungslosigkeit des Mittelsmannes oder Zwischenhändlers. Sicherlich wird das Dazwischentreten alten Stils abgedrängt, aber es entstehen neue Vermittlungs­arten, die Käufer und Verkäufer verbinden. Und nachdem die Reibereien aus dem Verteilungssystem genommen worden sind, kann man die Ersparnisse in neue Unternehmen leiten, die neue Arbeit schaffen. 

 

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