Konrad Lorenz

Die acht Todsünden
der zivilisierten Menschheit

 

1973 im Piper-Verlag

Nach einer Vorlesung im Bayrischen Radio 1970

 

Audio 1970 Anfang

Konrad Lorenz :  Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit     ( 1973 )    

1973    109 Seiten (*1903)

DNB.Buch  (50 Treffer mit Übersetzungen)

Wikipedia.Buch  (ausführlich)

WEEBER.Lorenz73  und  WEEBER.Lorenz

Google Buch


 detopia:   Lorenz.Start 

1970-Buch    Umweltbuch

Lorenz-1983

 

Konrad Lorenz untersucht Vorgänge der Dehumanisierung, die nicht nur unsere heutige Zivilisation und Kultur, sondern die Menschheit als Ganzes mit dem Untergang bedrohen. 

Lorenz warnt eindringlich vor Mißverständnissen und Fehl­verhalten aus einer »pseudo­demokratischen Doktrin«, wonach unser soziales und moralisches Verhalten ausschließlich durch die Umwelt »konditioniert« werde. 

Er legt dar, wie und in welchem Ausmaß das Verhalten des Menschen durch die stammes­geschichtliche Entwicklung beeinflußt und bestimmt wird.

 

aus wikipedia-2019 

Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit ist der Titel eines Buches von Konrad Lorenz, das 1973, im selben Jahr, in dem Lorenz den Nobelpreis erhielt, veröffentlicht wurde. Der Autor untersucht darin jene Vorgänge, die seiner Meinung nach zur Dehumanisierung der Menschheit beitragen.

Der Textband basiert auf einer sechsteiligen Vortragsreihe, die im November und Dezember 1970 vom Bayerischen Rundfunk und später auch von anderen Radiosendern ausgestrahlt wurde.

Die Herkunft aus dem Medium Hörfunk zeigt sich in den knappen, pointierten Formulierungen, spiegelt sich aber auch im Fehlen von Belegen, Anmerkungen sowie Literaturhinweisen wider.

Die erste Fassung der Kapitel des Buches erschien als Teil einer Festschrift zu Ehren des 70. Geburtstages von Eduard Baumgarten. Baumgarten hatte Anfang der 1940er-Jahre als Dekan der Philosophischen Fakultät der Albertina in Königsberg dafür gesorgt, dass Konrad Lorenz dort auf den Lehrstuhl für Humanpsychologie berufen wurde. Diese Fassung lag bereits im Frühherbst 1969 vor.

Lorenz gab das Manuskript zum Gegenlesen seinem Schüler Norbert Bischof, „der sich daraufhin veranlasst sah, seinen Mentor wegen einiger Formulierungen ernsthaft zu warnen“. Seine kritischen Anmerkungen bezogen sich vor allem auf jene Passagen, die sich mit Kriminalität und der Rebellion der Jugend beschäftigten und Analogien zwischen „Krankheiten der Gesellschaft“ und Erkrankungen im Sinne der Medizin herstellten. Lorenz korrigierte daraufhin einige Textstellen und übernahm Teile von Bischofs Vorschlägen, die dieser ihm in einer neun Seiten langen Stellungnahme vorgelegt hatte.

Im Herbst des folgenden Jahres wurde der Text – den Lorenz als „Predigt“ bezeichnete – als mehrteiliger Hörfunk-Essay veröffentlicht: „Meine Predigt, die über den Rundfunk verbreitet wurde, fand einen Widerhall, der mich erstaunt hat. Ich bekam unzählige Briefe von Leuten, die nach dem gedruckten Text verlangten, und schließlich wurde ich von meinen besten Freunden kategorisch aufgefordert, die Schrift einem weiten Leserkreis zugänglich zu machen.“

1972 richtete Lorenz die Hörfunk-Manuskripte daher für eine dritte Form der Veröffentlichung ein, die 1973 in erster Auflage als Taschenbuch erschien; bis Juli 2009 erlebte es 34 Auflagen.

Inhalt

     Optimistisches Vorwort (7)

 1  Struktureigenschaften und Funktionsstörungen
      lebender Systeme (11)

 2  Übervölkerung  (19)

 3  Verwüstung des Lebensraums  (23)

 4  Der Wettlauf mit sich selbst  (32)

 5  Wärmetod des Gefühls  (39)

 6  Genetischer Verfall  (51)

 7  Abreißen der Tradition  (68)

 8  Indoktrinierbarkeit  (84)

 9  Die Kernwaffen  (106)

10 Zusammenfassung  (107)

     Literatur-verzeichnis  (111)

 

   

Optimistisches Vorwort 

(Autor 1972)

7-9

Die vorliegende Abhandlung ist für die Festschrift geschrieben worden, die zum 70. Geburtstag meines Freundes Eduard Baum­garten erschien. Ihrem Wesen nach paßt sie eigentlich weder zu einer so freudigen Gelegenheit noch zu der fröhlichen Natur des Jubilars, denn sie ist eingestandener­maßen eine Jeremiade, eine an die ganze Menschheit gerichtete Aufforderung zu Reue und Umkehr, von der man meinen könnte, daß sie einem Bußprediger, wie dem berühmten Wiener Augustiner Abraham a Santa Clara, besser anstünde als einem Naturforscher. 

Wir leben aber in einer Zeit, in der es der Naturforscher ist, der gewisse Gefahren besonders klar zu sehen vermag. 

So wird ihm das Predigen zur Pflicht.

Meine Predigt, die über den Rundfunk verbreitet wurde, fand einen Widerhall, der mich erstaunt hat. Ich bekam unzählige Briefe von Leuten, die nach dem gedruckten Text verlangten, und schließlich wurde ich von meinen besten Freunden kategorisch aufge­fordert, die Schrift einem weiten Leserkreis zugänglich zu machen.

Das alles ist an sich schon dazu angetan, den Pessimismus Lügen zu strafen, der aus jener Schrift zu sprechen scheint: Der Mann, der da offensichtlich der Meinung war, einsam in der Wüste zu predigen, sprach, wie sich herausstellt, vor einer zahlreichen und durchaus verständigen Hörerschaft! 

Mehr noch: Beim Wiederlesen meiner Worte fallen mir mehrere Aussagen auf, die schon zur Zeit der Niederschrift ein wenig übertrieben, heute aber schon nicht mehr wahr sind. 

So steht S. 98, daß die Ökologie eine Wissen­schaft sei, deren Bedeutung nicht genügend anerkannt werde. Das kann man heute wirklich nicht mehr behaupten, denn unsere bayerische »Gruppe Ökologie« findet erfreulicherweise bei den verantwortlichen Stellen Gehör und Verständnis.

Die Gefahren der Übervölkerung und der Wachstums­ideologie werden von einer rasch wachsenden Zahl vernünftiger und verantwortlicher Menschen richtig eingeschätzt. Gegen die Verwüstung des Lebensraumes werden allenthalben Maßnahmen ergriffen, die zwar bei weitem nicht ausreichend sind, aber die Hoffnung erwecken, es bald zu werden.

Noch in anderer Hinsicht muß ich meine Aussagen in einer erfreulichen Richtung korrigieren. Ich schrieb bei Besprechung der behavioristischen Doktrin, daß sie »unzweifelhaft einen erklecklichen Teil der Schuld an dem drohenden moralischen und kulturellen Zusammenbruch der Vereinigten Staaten« trage. Inzwischen sind in den Vereinigten Staaten selbst eine Reihe von Stimmen laut geworden, die dieser Irrlehre höchst energisch entgegentreten. Noch werden sie mit allen Mitteln bekämpft, aber sie werden gehört, und die Wahrheit kann man nur dadurch auf die Dauer unterdrücken, daß man sie verstummen macht.

Die epidemischen Geisteskrankheiten der Gegenwart pflegen, aus Amerika kommend, in Europa mit einiger Verspätung aufzutreten. Während der Behaviorismus in Amerika im Abflauen ist, grassiert er neuerdings unter europäischen Psychologen und Soziologen. Es ist voraussagbar, daß die Epidemie abklingen wird.

Schließlich möchte ich noch zur Feindschaft zwischen den Generationen einen kleinen berichtigenden Zusatz machen: Wenn sie nicht politisch verhetzt oder überhaupt unfähig sind, einem älteren Menschen irgend etwas zu glauben, haben die heutigen jungen Leute offene Ohren für die grundlegenden biologischen Wahrheiten. Es ist durchaus möglich, revolutionäre Jugendliche von der Wahrheit des im 7. Kapitel dieses Büchleins Gesagten zu überzeugen.

Es wäre überheblich, zu glauben, daß das, was man selbst sicher weiß, nicht auch den meisten anderen Menschen verständlich gemacht werden kann. Alles, was in diesem Buch steht, ist viel leichter zu verstehen als z.B. Integral- und Differential­rechnung, die jeder Oberschüler lernen muß. 

Jede Gefahr verliert viel von ihrer Schrecklichkeit, wenn ihre Ursachen erkannt sind. So glaube und hoffe ich, daß dieses Büchlein ein wenig beitragen kann zur Verminderung der die Menschheit bedrohenden Gefahren.

9

Seewiesen 1972,
Konrad  Lorenz 

#

 


 

Ist die Menschheit als Spezies vom Untergang bedroht? Vernichten wir durch aggressive Eingriffe in die Regelwerke des Lebens die Grundlagen unserer Existenz?

Davor warnte der weltberühmte Verhaltensforscher Konrad Lorenz bereits 1970 lange bevor über Treibhauseffekt, Klimaerwärmung etc. diskutiert wurde.

Doch anders als die meisten populären Endzeit-Szenarien beziehen sich Lorenz Thesen nicht nur auf ökologische Aspekte. »Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit« beschreiben auch die Auswirkungen gesellschaftlicher Veränderungen und emotionaler Verrohung. [...]

Mit viel Gespür für den Zustand unserer Gesellschaft erläutert Lorenz seine Thesen in dieser Vorlesungsreihe. Sie wurde bereits drei Jahre vor dem Erscheinen des gleichnamigen Buches (1973) gehalten. Bis heute hat sie nichts von ihrer Aktualität verloren.

 

Eine Vorlesungsreihe, gehalten im Bayerischen Rundfunk, Original-Aufnahmen von 1970. ca. 3 Stunden. 

 

https://epdf.pub/die-acht-todsnden-der-zivilisierten-menschheit.html

 

 

 

(Ordner)    www.detopia.de    ^^^^ 

 Konrad Lorenz Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit