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5. Energiequellen

 

 

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Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik besagt, dass alles sich abnutzt, sich verbraucht und dabei immer mehr in Unordnung gerät. Es ist unmöglich, in unserem Universum zu irgendeinem Zweck, sei er gut oder schlecht, Energie zu verwenden, ohne sie zu verbrauchen.

Das Universum soll mit einer Explosion kosmischer Größenordnung begonnen haben, dem Urknall, und vielleicht ist das der Grund, warum es noch immer fast vollständig nuklear betrieben wird und ein Ort ist, an dem kleine Planeten — wie der unsere — Klumpen des radioaktiven Fallouts von gelegentlichen nuklearen Sternexplosionen sind. Wäre es anders, stünden uns nicht die Nuklearbrennstoffe Wasserstoff, Deuterium, Uran und Thorium zur Verfügung. Zudem gäbe es nicht die innere Hitze der Erde mit ihrer Plattentektonik. 

Doch Kernkraft ist nicht die stärkste Energiequelle im Universum; die Schwerkraft schwarzer Löcher kann Materie mit einem Wirkungsgrad von fast 50 Prozent in Energie verwandeln, was die Gravitation über 100-mal leistungsfähiger als Kernkraft macht. Diese Energiequelle anzuzapfen gehört aber momentan ins Reich der Science-Fiction. 

Im Gegensatz zu diesen zahlreichen nuklearen Transaktionen des Universums ist die Fotolyse von Wasser durch Pflanzen zur Herstellung von Sauerstoff und dann das Verbrennen des dabei eingelagerten Kohlenstoffs zur Energiegewinnung eines der bizarrsten biologischen Phänomene des Sonnensystems.

Es ist pervers und gefährlich, zur Energiegewinnung fossilen Kohlenstoff mit fossilem Sauerstoff zu verbrennen, und das Gleiche gilt vielleicht für die Überlegung, dass ähnliche Energiemengen umsonst und sicher aus sogenannten »erneuerbaren« Quellen gewonnen werden können. Man stelle sich nur vor, wir versuchten, unsere heutige Zivilisation mit Nutzpflanzen zu betreiben, die eigens als Brennstoff angebaut werden, beispielsweise Niederholzwälder, Ölrapsfelder und so weiter. Das sind die »Biotreibstoffe«, die viel gepriesenen erneuerbaren Energiequellen. 

Selbst wenn solche Naturprodukte nur für den Transport genutzt würden — als Treibstoff für unsere Autos, Lastwagen, Züge, Schiffe und Flugzeuge —, müssten wir pro Jahr rund zwei bis drei Gigatonnen Kohlenstoff in Form von Biosprit verfeuern (eine Gigatonne ist gleich 1 Milliarde Tonnen). Zum Vergleich: Wir verbrauchen jährlich eine halbe Gigatonne in Form von Nahrungsmitteln; um allein schon diese Menge anzubauen, wird bereits mehr von der Erdoberfläche genutzt, als gut ist. Wir brauchten die Landflächen von mehreren Erden, nur um Biotreibstoffe wachsen zu lassen. Wir wären vielleicht so dumm, aufs Essen zu verzichten, um Auto fahren zu können, aber Gaia ist nicht so tolerant. 

Die Landoberfläche der Erde hat sich zu dem Ort für Ökosysteme entwickelt, die dem Metabolismus der Erde dienen, und sie kann nicht komplett für die Landwirtschaft genutzt werden. Wir haben uns bereits mehr als die Hälfte alles fruchtbaren Landes angeeignet, um Nahrung und Rohstoffe für uns anzubauen. Wie können wir erwarten, dass Gaia weiterhin die Erde managt, wenn wir versuchen, den Rest des Landes für die Treibstoffgewinnung zu nehmen? Was wir aber tun können, ist die Effizienz der Nahrungs­produktion zu verbessern, indem wir einen vernünftigen Anteil an land- und forstwirtschaftlichen Abfällen — Stroh, Dung und Holzabfälle — zur Energiegewinnung verwenden.

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Ebenso können wir nicht erwarten, all unsere Energiebedürfnisse mit Wind-, Gezeiten- und Solarkraftwerken zu befriedigen, ohne dass dies Folgen zeitigt. Gute Ökonomen haben schon immer gesagt, dass es nichts umsonst gibt, und es zeichnet sich bereits ab, dass Windparks die Strömungs­verhältnisse der Atmosphäre verändern und das Klima in ihrer unmittelbaren Umgebung beeinträchtigen können. Bislang werden sie nur in beschränktem Umfang eingesetzt. Werden wir Europa mit Windparks überziehen, nur um dann festzustellen, dass dies schädliche Konsequenzen hat, an die wir hätten denken müssen, ehe wir sie installierten?

Später in diesem Kapitel werde ich im Detail darlegen, warum ich glaube, dass die Kernkraft die einzige Energiequelle ist, die unsere Bedürfnisse befriedigen kann, ohne Gaia Schaden zuzufügen und ihre Fähigkeit zu beeinträchtigen, ein erträgliches Klima und die entsprechende Atmosphären­zusammensetzung aufrecht­zuerhalten. Der Hauptgrund dafür ist, dass nukleare Reaktionen millionenmal energiereicher sind als chemische. Die Energieausbeute einer chemischen Reaktion wie etwa dem Verbrennen von Kohlenstoff mit Sauerstoff liegt höchstens bei rund neun Kilowattstunden pro Kilogramm. Die Kernfusion von Wasserstoffatomen zu Helium liefert mehrere Millionen mal so viel, und die Energieausbeute der Uranspaltung ist noch größer.* 

Das bedeutet, dass die zur Befriedigung unserer Energiebedürfnisse nötige Menge an Nuklearbrennstoffen im Vergleich zu Gaias normalen Massen­transaktionen winzig ist, genau wie die Menge des dabei produzierten Abfalls. Mit Kernspaltung oder -fusion können wir eine ganze Weile arbeiten, ehe wir Probleme bekommen, wie wir sie jetzt mit fossilen Brennstoffen haben.

* (d-2014) Ist es denn nicht umgekehrt?

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Es mag so aussehen, als wäre die Solarenergie, die wir aus dem Sonnenlicht gewinnen können, das auf unsere Dächer fällt, die ideale Quelle. Dazu kann es kommen, wenn effiziente und billige Konverter erfunden werden, die das Sonnenlicht direkt in Elektrizität umwandeln; wie die Dinge stehen, sind die heutigen für die Breitenanwendung noch zu kostspielig, wenn auch für den Antrieb von Raumfahrzeugen und abgelegenen Überwachungsstationen und sonstige Fälle, wo Kosten keine Rolle spielen, schon unverzichtbar. 

Wasser mithilfe der Sonne zu erwärmen ist eine vernünftige Möglichkeit, die für häusliche und industrielle Zwecke verwendeten fossilen Brennstoffe zu reduzieren, und das wird auch schon in großem Umfang getan. Unter den erneuerbaren Energiequellen gibt es eine Ausnahme, die fast keinerlei Nachteile hat, und das ist die Geothermik. Unglücklicherweise gibt es nur wenige Orte, an denen Erdwärme leicht zu haben ist. Island zählt dazu, und es deckt einen großen Teil seines Energiebedarfs aus dieser Quelle. Erdwärme resultiert aber größtenteils aus der Hitze, die radioaktive Elemente in den Felsen erzeugen, und ist damit wie die Sonnenenergie nuklearen Ursprungs.

Wenn wir von Energie sprechen, denken die meisten von uns an Elektrizität. Das mag etwas engstirnig erscheinen, aber wie wir sehen werden, ist es vernünftig, den Strom an die erste Stelle zu setzen. Es stimmt, dass ein großer Teil der von uns verwendeten Energie aus der direkten Verbrennung fossiler Stoffe herrührt; davon entfällt rund ein Drittel auf Transportzwecke, mit einem weiteren großen Anteil werden Häuser beheizt, und den Rest verbraucht die Industrie zur Herstellung von Stahl, Zement, Plastik und allen möglichen Chemikalien. Doch trotzdem ist eine ständige, ununterbrochene Stromversorgung lebenswichtig; mit Elektrizität wird das Nervensystem der modernen Gesellschaft betrieben. Eine Stadt des 21. Jahrhunderts würde ohne Strom binnen weniger Wochen in einen Zustand geraten, der einem Lager mit Millionen hungernder, Not leidender Flüchtlinge vergleichbar wäre. Trotz dieser Bedeutung wird Elektrizität leichtfertig als gegeben hingenommen — zumindest bis zum Stromausfall. 

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Die BBC zeigte im März 2004 ein hervorragendes Doku-Drama mit dem Titel If the Lights Go Out, das deutlich machte, welch fürchterliche Folgen ein landesweiter Stromausfall im Lauf dieses Jahrhunderts haben würde. Zu der Zeit, da der Film spielt, ist Russland der Hauptlieferant für Erdgas, und rund 80 Prozent des Stroms werden von Kraftwerken erzeugt, die mit diesem Gas betrieben werden. Ein Terrorangriff, so die Geschichte, unterbricht die Hauptpipeline in Russland, was zu einem totalen Stromausfall in Großbritannien führt. Anschaulich schildert der Film die schrecklichen Konsequenzen, wenn es in London überhaupt keinen Strom gibt. Keine U-Bahnen, kein Licht, keine Ampeln, kein Benzin für Autos, keine Fahrstühle in Hochhäusern, keine Heizung (die meisten Systeme werden elektrisch gesteuert), kein Radio oder Fernsehen mit Ausnahme batteriebetriebener Geräte und der Ausfall sämtlicher Computer, die keine Notstromversorgung haben. 

Das allein wäre schlimm genug, aber auch die Nahrungsversorgung bricht weitgehend zusammen, da keine Kühlgeräte mehr funktionieren, und auch die Wasserversorgung und das Abwassersystem versagen. Mein Beharren auf der Notwendigkeit von Kernenergie in diesem Buch resultiert daraus, dass es keine andere sichere und zuverlässige Alternative für die Produktion von Elektrizität in großem Maßstab gibt. Beim BBC-Drama sorgt zusätzlich ein Hochdruck­gebiet mit ruhigem, kaltem Wetter dafür, dass auch der winzige Strombeitrag von Windparks ausfällt.

Um meine Behauptung zu untermauern, dass eine kontinuierliche Stromversorgung eine wesentliche Voraussetzung für unsere Zivilisation ist, folgt hier eine kurze Zusammenfassung unserer persönlichen Erlebnisse bei einem von einem Unwetter ausgelösten lokalen Stromausfall.

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Tief in Gedanken saß ich vor meiner Textverarbeitung und versuchte, einen ungewöhnlich heiklen Brief zu beantworten. Ein Freund hatte mich um Unter­stützung gebeten. Er war davon überzeugt, dass die Hochspannungsleitungen nahe seinem Haus in Cornwall die Gesundheit seiner Familie bedrohten; besonders ängstigte ihn, dass das niedrigfrequente Strahlungsfeld Leukämie hervorrufen könne. Wie sollte ich ihm, ohne ihn zu verletzen, sagen, dass seine Sorgen unbegründet waren und er von dem Angstklima, das so sehr Teil unserer Überflussgesellschaft der Ersten Welt zu sein scheint, irregeleitet worden war?

Plötzlich gab mein Computer einen leisen Piepser von sich, der Text auf dem Bildschirm verblasste, und in meinem Zimmer wurde es dunkel. In der Stille meines doppelverglasten Zimmers hatte ich das Tosen des Sturms nicht bemerkt, der in einem Wutausbruch einen Baum auf eine Zuleitung schmiss, die unseren Ort versorgte. Die Franzosen haben eine seltsame, aber denkwürdige Metapher für einen Orgasmus: lapetite mort, »der kleine Tod« — ein überwältigendes Gefühl, aber nicht so endgültig wie lagrande mort. Sie schien mir die perfekte Formulierung für das Gefühl des Entsetzens und des Verlusts zu sein, das ein Stromausfall mit sich bringt. Wie konnte mein Freund so viel Angst vor Elektrizität haben, wo mich ihr Ausfall doch völlig verstörte? Für mich war es wie ein unmittelbarer cold turkey, jenes schreckliche Leiden, das Heroinsüchtige überkommt, wenn ihnen die Droge ausgeht. Ob es einem gefällt oder nicht, ich war — wie fast alle — beinahe mein gesamtes Leben lang schon von Wechselstrom abhängig.

Bald war es kalt im Haus, und Sandy und ich stolperten nervös umher und versuchten uns daran zu erinnern, wo wir nach dem letzten Stromausfall die Butangaslampe verstaut hatten. Es dauerte mehrere Tage, bis die Stromversorgung wiederhergestellt war; der Sturm hatte fast Orkanstärke gehabt, und das war für die überirdischen Stromleitungen unserer ländlichen Gegend zu viel gewesen.

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Ich fragte mich, wie es meinem Freund und seiner Familie wohl ginge: Hatten ihre Ängste vorübergehend nachgelassen, oder hatte der abrupte Entzug der elektrischen Segnungen sie umdenken lassen? Ich konnte es nicht herausfinden; auch das Telefonnetz war zusammengebrochen, und Mobiltelefone gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Bald begannen wir, diese Zeit als ungeplanten Urlaub zu betrachten, und ergriffen die Gelegenheit, in die Nähe von Morwenstow an der Nordküste Cornwalls zu fahren. Hier bricht sich die gigantische Brandung des Atlantiks an einer berüchtigten, steilen und gefährlichen Felsküste. Wir gingen zu einer Holzhütte, die vor 100 Jahren Reverend Hawker, der Vikar von Morwenstow, gebaut hatte. Wir versuchten uns in ihn hineinzuversetzen, wie er da zusehen musste, wenn Segelschiffe vor seinen Augen zerschmettert wurden.

Was die praktische Seite anging, so gingen wir zu Theodore und Gerald, die bei uns im Ort die Autowerkstatt betreiben, und bestellten ein technisches Hilfsmittel: einen Honda-Generator zur Notversorgung. Wir machten das Beste aus unserer Situation, vermissten aber sehr die Wärme unseres Hauses.

Wir waren in vergangene Zeiten zurückgeworfen; wir hatten ein Heim, das uns vor Kälte und Nässe schützte, wir wärmten uns an einem Holzfeuer, und in einem Zimmer hatten wir im Gegensatz zur guten alten Zeit ein batteriebetriebenes Radio für die Nachrichten und zur Unterhaltung. Dass der Fernseher nicht lief, bemerkten wir kaum; wir benutzen ihn ohnehin nur selten. Das Radio erfüllte seinen Zweck, aber wir vermissten unsere Hi-Fi-Anlage, denn für uns ist Musik Teil des Lebens. Die meiste Zeit aber mussten wir daran denken und darüber reden, wie abhängig selbst wir, die wir uns für unabhängig hielten, von einer konstanten Stromversorgung waren.

Auf einzigartige Weise durchzieht die Elektrizität dendritisch die gesamte Gesellschaft. We die Nerven unseres Körpers erstrecken sich die Stromleitungen bis in jedes einzelne Haus.

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Auf wunderbar konstantem Niveau ist die Elektrizität immer da, doch kaum jemand von den Millionen, die weltweit in der Industrie arbeiten, hat mehr als eine schwache Ahnung, was sie ist oder wie sie hergestellt und geregelt wird. Wir sind wie die Termiten, die ohne zu denken ihre geräumigen, luftgekühlten Hochhäuser-Hügel errichten. Die Stromversorgung ist eine gemeinschaftliche, aber fast unbewusste Aktivität. Kein Wunder, dass wir sie für gegeben hinnahmen; zumindest so lange, bis sie aufhörte.

Die prägnanteste und nützlichste Informationsquelle über Energieversorgung und -verwendung ist meiner Meinung nach Professor Michael Laughtons Broschüre Power to the People von 2003. Er steuert einen geradlinigen Kurs und lässt sich nicht von den Beschwörungen der Energieproduzenten oder der grünen Interessengruppen davon abbringen. Hier folgt jetzt ein Abriss der Entwicklung industrieller und häuslicher Energiequellen unter dem Blickwinkel der planetarischen Gesundheit, aber auch aus menschlicher Perspektive.

 

Fossile Energieträger

 

Seit dem Beginn des Lebens vor mehr als drei Milliarden Jahren sind die toten Überbleibsel von Lebewesen im Boden oder im Schlamm am Grund von Flüssen, Seen und Meeren begraben worden. Ein kleiner Teil, rund 0,1 Prozent, des Kohlenstoffs in diesem organischen Abfall entkommt der Verrottung durch Mikroorganismen und wird Teil des Sedimentgesteins. Schwarze Kohle und Rohöl sind greifbare Beweise dieser Kohlenstoffspeicherung, der größte Teil davon aber wird viel feiner verteilt und ist nur noch als dunklere Färbung des Gesteins zu erkennen. 

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Das andere Produkt der Fotosynthese, der Sauerstoff, bleibt in der Luft. Bevor wir massiv in diesen natürlichen Prozess einzugreifen begannen, regulierte das Gleichgewicht zwischen der Menge des vergrabenen Kohlenstoffs und dem Tempo des Sauerstoffabbaus durch Reaktion mit Kohlenstoff und anderen Elementen in den durch die Plattentektonik freigelegten Felsen kontinuierlich den Sauerstoffgehalt. Die ständige Bewegung der tektonischen Platten, die hauptsächlich durch radioaktive Hitze bewirkt wird, schiebt Gebirge in die Höhe und setzt alte, vergrabene Sedimente der Verwitterung aus. Wenn Regen, Frost und Eis diese langsam abtragen, werden der darin steckende Kohlenstoff und andere Elemente dem Luftsauerstoff ausgesetzt, mit dem sie reagieren, und der Kohlenstoff wird wieder zu Kohlendioxid. Diese Oxidation vollzieht sich größtenteils in Mikroorganismen, die ihre Energie daraus gewinnen, dass sie den Kohlenstoff und den Sauerstoff wieder rekombinieren. So wie Gaia in der Natur damit umgeht, sind fossile Brennstoffe voll und ganz erneuerbare Energieträger, ein Erbe unserer angestammten Lebensformen.

Es gibt die naive Überzeugung, dass fossile Brennstoffe unnatürlich und nicht erneuerbar seien. Diese falsche Vorstellung rührt daher, dass man Menschen als übernatürliche Tiere ansieht: Fossile Energieträger sind Produkt von lebenden Organismen und nicht unnatürlicher als ein Holzklotz. Wenn durch einen Unfall auf See riesige Mengen Rohöl an Strände, Felsen und Buchten gespült werden, betrachten wir das als Umweltkatastrophe, und noch vor nicht allzu langer Zeit versuchten wir vergeblich, das Ol mit Reinigungsmitteln zu entfernen. Jetzt, mit mehr gesundem Menschenverstand, überlassen wir das Saubermachen natürlichen Organismen, die das ausgelaufene Ol als Nahrungsmittel betrachten.

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Wenn wir zur Energiegewinnung fossile Brennstoffe verheizen, machen wir qualitativ nichts anderes, als Holz zu verbrennen. Unser Fehlverhalten, wenn der Ausdruck angemessen ist, besteht darin, dass wir Gaia Energie 100-mal schneller entziehen, als sie von Natur aus zur Verfügung gestellt wird. Wir sündigen quantitativ, nicht qualitativ. Wie ich schon weiter vorn in diesem Kapitel geschrieben habe, wird das Verbrennen großer Mengen von Holz oder Nutzpflanzen, die als Energieträger angebaut werden, fälschlicherweise als erneuerbare Energie bezeichnet, und es ist potenziell für das irdische System zerstörerischer als die Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen. Sowohl fossile als auch Biotreibstoffe sind quantitativ nicht erneuerbar, wenn wir sie in dem exzessiven Tempo verheizen, wie es für unsere aufgeblähte, energiehungrige Zivilisation nötig ist. Wieder einmal sind wir mit der unausweichlichen Tatsache konfrontiert, dass viel zu viele von uns so leben, wie wir das tun.

 

Kohle und Öl

Die Elektrizitätsgewinnung aus der Verbrennung aller verfügbaren festen oder flüssigen Brennstoffe hat einen Wirkungsgrad erreicht, der sich wahrscheinlich nicht mehr steigern lässt. Der vermaledeite zweite Hauptsatz der Thermodynamik macht es uns unmöglich, mehr als die Hälfte der in den verbrannten Stoffen enthaltenen Energie in Form von Elektrizität herauszuholen. In Wirklichkeit sind schon 40 Prozent ein guter Wert; die übrigen 60 Prozent entweichen als Abfallwärme in Form heißer Gase durch die Kraftwerkschornsteine oder in Form von Dampf durch die seltsamen und leicht bedrohlich wirkenden, hyperbolisch profilierten Kühltürme. (Diese werden oft als typisch für die Kernkraft betrachtet, aber sie werden zur Effizienzsteigerung jedes thermoelektrischen Kraftwerks eingesetzt.) Länder mit mehr Weitblick unternehmen Anstrengungen, die Ineffi-

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zienz zu reduzieren. Abfallwärme wird in Form von Heißwasser gesammelt und zum Heizen der Häuser im Winter durch Rohre in nahe Siedlungen geleitet. Die Abscheidung von Kohlendioxid aus den Verbrennungsgasen ist technisch nicht schwierig und wird bereits bei einer Pilotanlage in Norwegen durchgeführt. Dort wird das abgeschiedene Kohlendioxid unter Druck in ein ausgebeutetes Gasfeld unter dem Nordatlantik geleitet. Diese sogenannte Sequestration und die Lagerung des abgesonderten Kohlendioxids werden die Stromerzeugung mit Kohle- und Ölkraftwerken verteuern, aber nicht über unsere Möglichkeiten hinaus.

Chemiker haben Pilotanlagen entworfen, die Kohle in Wasserstoffumwandeln. Dieser Wasserstoff kann mit hohem Wirkungsgrad in einer Gasturbine verbrannt werden, sodass als Abfallprodukt nur Wasserdampf entsteht, und wenn die Brennstoffzellentechnik erst einmal ausgereift ist, kann er noch effizienter direkt in Strom ungewandelt werden. Als Nebenprodukt entsteht dabei noch immer Kohlendioxid, das dann gelagert oder vergraben werden muss, aber diese unkonventionellen Kraftwerke scheinen effiziente Elektrizitätsproduzenten zu werden.

Wenn wir die Technik für die Abscheidung von Kohlendioxid in Kraftwerken und anderen Industrieanlagen schon vor 50 Jahren entwickelt und installiert hätten, wären unsere heutigen Probleme überwindbar. Noch immer müssten wir Kohlendioxid aus den 30 Prozent Emissionen aller möglichen Transportarten — Flugzeuge, Autos, Busse, Züge, Schiffe und Lastwagen — herausholen, aber das könnte nach und nach durch Austausch geschehen. Jetzt haben wir ironischerweise ausreichend Vorräte von Kohlenstoffenergie in den riesigen unterirdischen Rohöllagern und in den noch größeren Lagern von Kohle und Ölsanden, aber auch die zunehmende Gewissheit, dass wir sie nicht in der sorglosen Weise des vergangenen Jahrhunderts verwenden dürfen.

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Die Welt produziert alljährlich 27 Milliarden Tonnen Kohlendioxid. Bei -80°C zu festem Kohlendioxid gefroren, würde dies einen Berg von rund 1600 Metern Höhe und knapp 20 Kilometern Umfang ergeben. Eine solche Menge Jahr für Jahr zu sequestrieren dürfte nicht allzu schnell machbar sein — wahrscheinlich wird es erst in 20 Jahren möglich. Bei aller Entschlossenheit und allem Enthusiasmus dauert es noch immer 20 bis 40 Jahre, ehe irgendeine neue Technik global eingesetzt wird. Das galt für die Dampfkraft, die Elektrizität, die Luftfahrt, Radio und Fernsehen sowie für den Computer.

Man muss dabei bedenken, dass vergleichsweise billiger Treibstoff nicht von der Verfügbarkeit von Rohöl abhängt. Die Ölindustrie kann von Rohöl zu Gas und zu Kohle als dem Grundstock greifen, aus dem sie ihre Produkte herstellt: Benzin, Diesel und Kerosin. Diese Produkte werden weiterhin benutzt werden, aber zunehmend werden sie aus gasförmigen und festen fossilen Energieträgern hergestellt werden. Und Chemiker können Methoden entwickeln, sie und andere, weniger luftverschmutzende Treibstoffe für den Transport zu gewinnen, und zwar aus jedem Energieträger, auch nuklearen, aber die Industriegesellschaft ist so träge, dass wir wohl noch mindestens ein Jahrzehnt mit fossilen Treibstoffen weitermachen werden.

Die düsterste Aussicht ist die, dass wir wahrscheinlich nicht in der Lage sein werden, die Emissionen rechtzeitig zu stoppen; ich denke nur daran, wie schwierig es für die großen Nationen China, Indien und die Vereinigten Staaten ist, die soziale Trägheit ihrer riesigen Bevölkerungen zu überwinden. Aber was immer passiert, wir müssen die fossilen Brennstoffe so schnell wie möglich aufgeben, denn selbst wenn wir schon die Schwelle zum unumkehrbaren Klimawandel überschritten haben, werden Ausmaß und Tempo der schädlichen Veränderungen noch immer davon beeinflusst, was wir tun. Unser Ziel muss jetzt sein, eine möglichst wenig heiße Welt anzustreben.

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Erdgas

Erdgas scheint in vielerlei Hinsicht ein fast idealer fossiler Brennstoff zu sein, und mit Gasturbinen lässt sich daraus Elektrizität gewinnen. Solche Kraftwerke sind kompakt und höchst effizient, und sie lassen sich nahe den Ballungsräumen bauen, wo sie nicht nur Strom, sondern auch Heizwärme liefern können.

Regierungen und Industriebetriebe, die die Kohlendioxidemissionen reduzieren und so ihre Mitschuld an der globalen Erwärmung verringern wollen, begrüßen die Möglichkeit, Erdgas statt Kohle oder Ol zu verbrennen. Der Hauptbestandteil von Erdgas ist Methan, der einfachste der Kohlenwasserstoffe: Bei ihm sind ein einziges Kohlenstoff- und vier Wasserstoffatome zu einem Molekül verbunden. Zur Erzeugung derselben Energiemenge wird bei der Verbrennung von Methan halb so viel Kohlendioxid freigesetzt wie bei Kohle oder Ol. Das heißt, wenn man ein ganzes Land nur mit Gas versorgt, reduziert man die Kohlendioxidemissionen um die Hälfte. Was für eine wunderbare Möglichkeit, international vereinbarte Ziele wie die des Kyoto-Protokolls zu erreichen.

Unglücklicherweise gelangt in der Praxis ein Teil des Erdgases vor der Verbrennung durch Lecks in die Luft. Nach einem Bericht der Society of Chemical Industry vom Jahr 2004 beträgt diese Menge rund zwei bis vier Prozent des verwendeten Gases. Entlang der vielen Tausend Kilometer Pipeline, durch die das Gas von den Lagerstätten bis zu den Kraftwerken und Häusern gebracht wird, sind trotz großer Sorgfalt Verluste nicht zu vermeiden. Zur größten Leckage kommt es in der Regel am Gewinnungsort, aber ein wenig Gas entweicht auch in unseren Häusern, wo es verbrannt wird. Jedes Mal, wenn das Gas angezündet wird, strömt etwas davon unverbrannt in die Luft; und wenn eine Gasflamme gelöscht wird, dringt unverbranntes Gas aus dem Rohr, das das Ventil mit dem Brenner verbindet. In Mil-

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lionen von Häusern wird mit Gas gekocht und geheizt, und die Lecks summieren sich — auch wenn jedes einzelne nur klein ist — zu einer beträchdichen Menge Methan, das in die Luft gelangt.

Das Problem dabei ist, dass Methan ein 24-mal potenteres Treibhausgas als Kohlendioxid ist. Glücklicherweise verweilt es nur relativ kurz in der Atmosphäre, denn rund acht Prozent davon oxidieren jedes Jahr. Nach zwölf Jahren sind nur noch 37 Prozent des entwichenen Methans übrig, der Rest ist zu Kohlendioxid und Wasserdampf oxidiert. Kohlendioxid bleibt viel länger in der Luft und ist komplizierter abzubauen, die effektive Verweildauer beträgt zwischen 50 und 100 Jahren. Rund die Hälfte allen Kohlendioxids, das wir bislang in die Luft geblasen haben, ist noch da.

Trotzdem bleibt Methan ein Problem. Wenn etwa zwei Prozent des verwendeten Erdgases jährlich vor der Verbrennung entweichen, verursacht das über einen Zeitraum von 20 Jahren eine Spitze in der globalen Erwärmung, die der Verbrennung von Kohle statt von Erdgas gleichkommt; bei zwei Prozent Leckage ist der Kyoto-Vorteil von Erdgas für die beiden nächsten Jahrzehnte verloren. 

Wenn vier Prozent entweichen, ist der Spitzenwert des Treibhauseffekts mehr als dreimal größer als bei der Verbrennung von Kohle. Die Behauptung, dass die Nutzung von Erdgas die Emission von Treibhausgasen im Vergleich zur selben Energieerzeugung aus Kohle halbiert, trifft daher nur dann zu, wenn es nirgendwo ein Leck gibt, von der Lagerstätte bis zur Verbrennung.

Schätzungen, wie viel Erdgas entweicht, sind nur schwer aufzutreiben. Im April 2004 schrieben J. Lelieveld und Kollegen vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz in Nature, dass die Leckage aus russischen Erdgaspipelines 1,4 Prozent betrage, was mit den 1,5 Prozent Verlusten vergleichbar sei, die aus den Vereinigten Staaten berichtet werden. Die Deutschen führen keine Schätzung von Leckagen am Gewinnungsort oder

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bei Verbrennung des Gases an, und vielleicht liegt ihr Wert daher unter den zwei bis vier Prozent, die die Society of Chemical Industry im Jahr 2004 angab. Das ist eine schwerwiegende Wissenslücke, und eine Abteilung des IPCC müsste eigens dafür verantwortlich sein, die Methanverluste abzuschätzen und zu überlegen, wie sie verhindert werden könnten.

Das Problem der Methanleckagen wird durch den chaotischen Zustand der politischen Welt noch verschlimmert, weil Gasgewinnungsstätten oft in instabilen Gegenden liegen und eine angemessene Überwachung nahezu unmöglich ist. Für Terroristen ist eine Pipeline ein leichtes Ziel und äußerst verwundbar, da sie sich Tausende Kilometer durch offenes Land zieht. Terroristen wissen, dass ein paar Pfund Semtex, die an einer Pipeline explodieren, einer Volkswirtschaft enorm schaden können. Wenn ihnen erst einmal klar wird, was für eine Bedrohung austretendes Gas global darstellt, haben sie bei ihrer Erpressung der Welt eine noch bessere Trumpfkarte in der Hand. Unter den gegenwärtigen Umständen ist davon auszugehen, dass das Verbrennen von Erdgas statt Kohle unsere Chancen, die globale Erwärmung einzudämmen, verschlechtern, nicht verbessern würde.

Wir müssen auch in Betracht ziehen, dass die Welt bald verflüssigtes Erdgas in gigantischen Tankern von weit entfernten Lagerstätten bis zu den hungrigen Kraftwerken in den USA, Japan, China und Europa verschiffen wird. Methan wird bei -160°C flüssig und kann in großen, isolierten Containern transportiert werden. Dabei dringt durch die Containerwände genügend Wärme hinein, um das flüssige Methan am Kochen zu halten, und einiges davon entweicht; je länger die Reise, desto größer die Leckage. (Natürlich werden die Reeder einen Teil des entweichenden Methans dazu nutzen, die Schiffsturbinen anzutreiben.) Aber Tanker verunglücken auch, und sollte das passieren, würde eine Menge der verflüssigten Gasladung in die Atmosphäre gelangen.

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Wasserstoff

Wasserstoff muss, wie Strom auch, hergestellt werden; es gibt auf der Welt keine Quellen, aus denen reiner Wasserstoff sprudelt. Chemiker können Anlagen entwickeln, um Wasserstoff aus fast jedem anderen Brennstoff zu gewinnen — Gas, Öl oder Kohle —, und man kann ihn mittels Elektrizität direkt aus Wasser produzieren. Auch die Kernkraft kann eine Quelle von Wasserstoff sein, entweder mittels der im Kraftwerk erzeugten Elektrizität oder direkt mittels eines Hochtemperaturreaktors. Wasserstoff herzustellen ist nicht schwierig, aber ich halte es für extrem unwahrscheinlich, dass er bald als Ersatz für Erdgas in unsere Häuser und Industrieanlagen strömt. Gleichfalls unwahrscheinlich ist, dass Wasserstoff je in nennenswertem Ausmaß als Treibstoff für Transportzwecke verwendet wird, und selbst wenn das machbar wäre, würde es mehr Zeit kosten, als wir haben, die benötigte Infrastruktur für die Herstellung, den Transport und die Verteilung des Wasserstoffs aufzubauen.

Wir haben die Möglichkeit, ein Stück weit dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik zu entkommen, wenn wir Brennstoffzellen einsetzen. Eine Brennstoffzelle ist nichts anderes als eine Art Batterie, bei der sich an der einen Elektrode der Brennstoff befindet und an der anderen Sauerstoff. Theoretisch kann eine solche Batterie den größten Teil der aus der chemischen Reaktion gewonnenen Energie in Elektrizität umwandeln — zwar niemals 100 Prozent, mit Sicherheit aber viel mehr, als noch die besten konventionellen Kraftwerke erreichen können. Bislang ist Wasserstoff der beste Brennstoff, und die Module der Astronauten, die zum Mond flogen, wurden sämdich mit Strom beheizt und betrieben, der aus der Reaktion von Wasserstoff mit Sauerstoff in Brennstoffzellen herrührte. Brennstoffzellen funktionieren, aber sie sind zurzeit noch teuer und irgendwie launisch.

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Wasserstoff ist viel heikler zu handhaben als andere gasförmige Brennstoffe wie Methan und Propan. Momentan kann er nur unter sehr hohem Druck in starken Metall- oder Kohlefasertanks gespeichert werden. Stahl macht er brüchig, und weil seine Moleküle so klein sind, entweicht er leicht durch winzige Löcher, die bei einem schwereren Gas wie Propan kaum ein Problem wären. Eine Mischung aus Wasserstoff und Luft explodiert, wenn sie entzündet wird, statt schnell, aber gleichmäßig zu verbrennen wie eine Mischung aus Methan und Luft. Eine Wasserstoffflamme ist unsichtbar, daher kann die unbeabsichtigte Entzündung einer kleinen Leckage zu einer gefährlichen Überhitzung von Rohren oder Ventilen führen, ehe sie entdeckt wird. All diese Nachteile können technisch überwunden werden, aber sie vergrößern den Zeit- und Kostenaufwand für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft.

Eine praktische Verwendungsmöglichkeit für Wasserstoff hat der amerikanische Ingenieur Geoffrey Ballard beschrieben. Er hatte die Idee zu einer faszinierenden Wasserstoffwirtschaft, die Sinn ergibt. Er denkt an einen nationalen Wasserstoffvorrat in den Gastanks sämtlicher Autos des Landes. Zum Teil würde der Wasserstoff in den Brennstoffzellen verwendet, die das Auto antreiben, gleichzeitig wäre der Wasserstoff in den Autotanks aber ein landesweiter Energiespeicher. Brennstoffzellen können auch in umgekehrter Richtung arbeiten; sie können nicht nur aus Elektrizität Wasserstoff machen, sondern genauso Wasserstoff herstellen, wenn an sie eine Spannung angelegt wird. Ballard hat berechnet, dass in den meisten Ländern die gesamte Autoflotte eine Stromerzeugungskapazität hätte, die um vieles größer wäre als alle Kraftwerke des Landes zusammen. Voraussetzung ist nur, dass jedes Auto, wenn es gerade nicht fährt, an das landesweite Versorgungsnetz angeschlossen wird. Das könnte genauso zu Hause wie auf Parkplätzen geschehen.

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Autos und Lastwagen wären dann Brennstofflager und Generatoren für die landesweite Stromversorgung und könnten ihrerseits Energie daraus beziehen. Die primären Stromquellen wären Kraftwerke, die keinerlei Treibhausgase emittieren. Der Wasserstoff wäre in Millionen von kleinen Speichern überall verteilt. Für mich ist das eine einfallsreiche und attraktive Vorstellung, und ich hoffe, die Brennstoffzellen- und Wasserstofftanktechnik wird sich so weit entwickeln, dass sie verwirklicht werden kann.

 

Erneuerbare Energien

 

Die Begriffe »nachhaltige Entwicklung« und »erneuerbare Energie« sind in die Sprache der Politik vorgedrungen, und die Politiker benutzen sie, um ihr Umweltbewusstsein und ihre grüne Glaubwürdigkeit zu demonstrieren. Ich bezweifle, dass Dr. Gro Harlem Brundtland, die als Erste das Konzept der nachhaltigen Entwicklung vorstellte, je daran gedacht hat, dass ihre guten Absichten so gründlich missverstanden würden. Ich frage mich, ob sie genauso empfindet wie ich, als ich vor zwei Jahren in Japan ein Auto namens »Gaia« erblickte. Es war noch nicht einmal ein energiesparendes Hybridfahrzeug.

Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts waren wir uns nicht bewusst, was für eine ernste Bedrohung die globale Erwärmung darstellt, und wir glaubten, die Zivilisation könne nur gedeihen, wenn es ein nicht endendes Wirtschaftswachstum gäbe. Doch einige von uns bezweifelten dieses ökonomische Dogma und suchten nach Möglichkeiten, das Wirtschaftswachstum vom Verbrauch fossiler Brennstoffe und Rohmaterialien abzukoppeln. Nur wenige waren dabei erfolgreicher als Amory Lovins und die Mitglieder seines Rocky Mountain Institute, deren Überlegungen zur Erfindung und Produktion von umweltfreundlicheren Autos führten, den Hybriden, die teils elek-

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trisch, teils mit Verbrennungsmotoren angetrieben werden und die ein Füllhorn von raffinierten, aber praktischen energiesparenden Geräten nach sich zogen. Ihre Vorstellung von einem Wirtschaftswachstum ohne Umweltschäden inspirierte zum Teil das Konzept der erneuerbaren Energie.

Schon 1981 schrieb Stephen Schneider über ein Kapitel seines Buches The Primordial Bond als Motto Paul und Anne Ehrlichs Warnung:

Das Umweltsystem der Erde würde zusammenbrechen, wenn wir versuchten, allen heute lebenden Menschen einen europäischen Lebensstil zu ermöglichen. Zu behaupten, eine solche Anhebung des Lebensstandards sei für eine Weltbevölkerung möglich, die Anfang des nächsten Jahrhunderts doppelt so groß wie heute sein wird, ist absurd.

Seit Beginn des 19. Jahrhunderts haben wir von der Erde mehr genommen, als sie geben konnte. Nachhaltige Entwicklung und erneuerbare Energie hätten in früheren Zeiten vielleicht funktioniert, doch zu erwarten, dass sie und Energieeinsparungen zur Versorgung unserer heutigen Bevölkerungszahlen ausreichen, ist meiner Meinung nach nichts weiter als ein romantischer Traum.

Europa hat seine Landwirtschaft und seine Konkurrenzfähigkeit in der Welt durch eine byzantinische Mischung aus Subventionen, Krediten und Kuhhändeln namens gemeinsame Agrarpolitik schwer geschädigt. Jetzt scheint es wild entschlossen, eine noch verrücktere gemeinsame Energiepolitik zu machen. Was von der deutschen Landschaft noch übrig war, wurde durch die Aufstellung von 17 000 riesigen Windkraftturbinen weiter dezimiert. Großbritannien beeilt sich, dem deutschen Beispiel zu folgen, und Dänemark hat das bereits getan.

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Da Europa sich so entschieden für die Windenergie einsetzt und viele Mitgliedsländer Kernenergie entschieden ablehnen, werde ich in diesem Kapitel mehr über Wind und Kernspaltung sagen als über andere Energiequellen. Ein sehr gutes, wenn auch parteiisches Buch über die verschiedenen Formen erneuerbarer Energie ist das von Godfrey Boyle herausgegebene Reneivable Energy, das auch bei einem Kurs der Open University zu diesem Thema eine wichtige Rolle spielte.

 

Windkraft

 

Die nie endenden Bewegungen der Atmosphäre und der Ozeane werden von der Sonnenglut angetrieben. Denn fast alle flüssigen und gasförmigen Stoffe, so auch Luft und Wasser, verändern mit der Temperatur ihre Dichte. Wenn sich unter der Sonne des Äquators das Land erwärmt, wird auch die damit in Kontakt stehende Luft wärmer und leichter; daher steigt sie wie ein Heißluftballon empor. Wenn die Meeresoberfläche sich erwärmt, wird das Wasser dort ebenfalls leichter und schwimmt auf dem kühleren Wasser darunter; es mischt sich nicht mit ihm, und folglich bilden sich stratifizierte warme obere Schichten. An der warmen Meeresoberfläche verdampft kontinuierlich Wasser und mischt sich mit der Luft, wobei die Dichte abnimmt und sich die Enthalpie ändert, die ein Maß für den Wärmegehalt der Luft ist, nicht für ihre Temperatur. 

Es braucht eine erstaunliche Menge Energie, um ein Gramm Wasser zu verdampfen — rund 600 Kalorien —, und diese Wärme wird zurück­gewonnen, wenn das Wasser wieder kondensiert. Wenn ein Paket warmer, feuchter Luft emporsteigt, kühlt es sich ab, und der Wasserdampf kondensiert und setzt die latente Wärme wieder frei, wodurch mehr Energie zur Verfügung steht, sodass das Luftpaket weiter steigen kann. Dies ist Teil der Kräfte, die die Tropengewitter hervorrufen. 

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Als Nächstes bewegt sich all diese aufsteigende warme, feuchte Luft vom Äquator weg nach Norden und Süden. Denn die Vertikalbewegung der erwärmten Luft kann sich nicht einfach in die Stratosphäre fortsetzen — das ist eine Atmosphärenschicht, die in nördlichen gemäßigten Breiten in rund zehn Kilometern Höhe liegt (wo die meisten von uns schon einmal waren, auch wenn sie es nicht wissen, nämlich als Passagiere eines Düsenflugzeugs). 

Die Stratosphäre ist wärmer als die Luftmassen unmittelbar darunter, und sie treibt auf ihnen ganz ähnlich, wie das warme Wasser der ozeanischen Oberflächenschichten auf den kühleren schwimmt. Die Grenzschicht zwischen diesen beiden Atmosphärenlagen heißt Tropopause, und sie bildet eine unsichtbare Barriere für die aufsteigende Luft. Am Äquator liegt diese Schicht höher, bei rund 17 Kilometern. Die warmfeuchte Tropenluft steigt durch die Troposphäre — den unteren Teil der Atmosphäre, wo wir und die Wolken sich befinden — auf und gibt dabei Wasser als Regen ab. Wenn die trockenere Luft die Tropopause erreicht, biegt sie nach Norden oder Süden ab und bildet zwei abgeflachte Zylinder, die sich wie Gürtel um den Planeten legen. Wenn diese Strömungen schließlich 30° nördliche oder südliche Breite erreicht haben, beginnt die Luft zu sinken; bei dieser Abwärtsbewegung wird die Luft durch Komprimierung aufgeheizt, was die Regionen, auf die die sinkende Luft trifft, zu den heißesten und trockensten Teilen der Welt macht: die Wüsten Australiens und Chiles, die Sahara, Texas und Mexiko und die Region am Persischen Golf.

George Hadley beschrieb diese Form der planetarischen Luftbewegungen erstmals 1735 in einem Aufsatz für die Royal Society, der den Titel »Concerning the Cause of the General Trade Winds« trug, und die Zonen der Erde, wo sich das Ganze abspielt, heißen heute Hadley-Zellen. Zu Recht wurde eines der führenden Klimaforschungszentren der Welt nach ihm benannt, eben das Hadley Centre. Die globale Erwärmung führt dazu, dass die Hadley-Zellen größer werden und sich weiter

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nach Norden und Süden erstrecken. Die heiß-trockenen Regionen könnten sich also in die gemäßigten Breiten ausweiten. Der Rückstrom der trockenen Luft in Richtung Tropen bildet die Nordost- beziehungsweise Südost-Passatwinde, die den Seglern so willkommen waren. Bei einer Ausweitung der Hadley-Zellen mit zunehmender globaler Erwärmung wären die Europäer gut beraten, nicht davon auszugehen, dass die heute vorherrschenden Westwinde weiterhin auf derselben geografischen Breite wehen werden.

Von Wärme angetriebene Luftbewegungen sind Ursache der Winde, aber das Verhalten von Gasen oder Flüssigkeiten ist kaum je simpel; das Wasser in Ihrem Spülbecken fließt nie gleichmäßig ins Abflussrohr, wenn Sie den Stöpsel ziehen. Oft bildet es einen Wirbel, der manchmal so kräftig ist, dass sich in der Mitte eine Öffnung auftut, durch die geräuschvoll Luft vom Wasser mitgerissen wird. So ist es auch bei der Atmosphäre: Die großflächigen, von Hitze bewirkten Luftbewegungen, die als Hurrikane oder Zyklone kreiseln, sind die Ursache des Windes. Auf die Frage »Warum bildet sich ein Wirbel?« gibt es keine einfache Antwort. Wir können nur sagen: Immer wenn Energie durch Materie strömt, kommt es zu interessanten Vorgängen wie Wirbeln, Flammen oder Leben. Erich Jantsch beschrieb in Die Selbstorganisation des Universums (1992), dass wir offensichtlich in einem Universum leben, in dem sich immer dann geordnete Strukturen bilden, wenn Energie fließt.

Seit frühester Zeit hat die Menschheit die Windenergie genutzt, hauptsächlich um in hölzernen Segelschiffen über die Meere zu fahren. Die Bewegung der Grünen hat sich zum Anwalt dieser konstanten, sauberen Energiequelle gemacht, und auf lange Sicht scheint sie einiges zu versprechen. Momentan jedoch steckt ein umfassendes System der Windenergienutzung erst in den Kinderschuhen, und die Verfahren sind bislang nicht viel effizienter als die frühen, von Draht zusammengehaltenen Doppeldecker, die die erste Form des Lufttransports darstellten.

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Wir müssen noch viel über die Nutzung der Windkraft lernen, vor allem, wie wir die Energie speichern können, die dann produziert wird, wenn der Wind weht. Denn der Wind ist unstet, er bläst nur zu bestimmten Zeiten. Hochdruckgebiete mit wenig oder keinem Wind führen zu den heißen Sommertagen, an denen Klimaanlagen besonders nötig sind, und sie haben auch die kalten, frostigen Wintertage zur Folge, an denen Energie zum Heizen gebraucht wird. 

Aber wenn wir die Windenergie irgendwie speichern könnten, wäre alles in Ordnung. Im Prinzip besteht kein Grund, warum das nicht möglich sein sollte. In Wales gibt es beispielsweise einen hoch gelegenen, in den fünfziger Jahren gebauten Stausee, in den Wasser gepumpt wird, wenn Elektrizität im Überfluss zur Verfügung steht, beispielsweise mitten in der Nacht. Wird dann Strom gebraucht, beispielsweise in der Hauptverkehrszeit, wird Wasser aus dem Stausee durch Turbinen abgelassen, die die zusätzliche Elektrizität erzeugen. Das ist eine durchaus gute und verlässliche Art und Weise der Energiespeicherung, aber man braucht eine geeignete Bergregion in der Nähe eines windigen Landstrichs. 

Andere Möglichkeiten der Energiespeicherung, beispielsweise als komprimierte Luft, lassen sich ebenfalls denken und planen, aber die vorschnellen Reden der Windenergie-Enthusiasten, man könne die Energie in Form von Wasserstoff speichern und diesen dann als Treibstoff für Autos verwenden, ignorieren, dass Jahrzehnte der technischen Entwicklung notwendig sind, um dies zu einer praktikablen Option zu machen. Gegenwärtig steht nichts von alledem in der nötigen Größenordnung zur Verfügung.

Es gibt viele Weltgegenden, die weiten Ebenen der Vereinigten Staaten oder Russlands beispielsweise, in denen Windparks neben landwirtschaftlicher Nutzung betrieben werden könnten und willkommen wären; auch Windparks vor der Küste

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hören sich gut an, da dort der Wind kräftiger und zuverlässiger weht als an Land und die Windräder dem Blick entzogen wären. Unglücklicherweise sind die Wartungskosten dafür viel höher als bei Windkrafträdern an Land. Jede Turbine müsste einzeln mit kleinen Booten angefahren werden; ungünstige Gezeiten und raue See würden oft verhindern, dass sie plangemäß am Turm anlegen. Der Bau leistungsfähiger, das heißt riesiger (100 Meter oder höher) Windkrafträder in den dicht bevölkerten Teilen Europas hat sich als höchst unpopulär erwiesen. Aus ästhetischen Gründen sind dies keine geeigneten Landstriche zur Gewinnung von Windenergie in großem Maßstab.

Ästhetik allein ist kein hinreichender Grund zur Ablehnung einer möglicherweise sauberen und wertvollen Energiequelle, und wenn die Wndkraft wirklich in der Lage wäre, einen ernst zu nehmenden Anteil unserer Energiebedürfhisse in Westeuropa zu befriedigen, würden die meisten von uns die Windkrafträder wohl zähneknirschend akzeptieren, auch wenn für viele diese Art der Stromversorgung hässlich und belästigend ist. Windenergie-Enthusiasten behaupten manchmal, unser gesamter Strombedarf könne mit Windkraft gedeckt werden; ich bezweifle, dass sie auch ausgerechnet haben, wie viele 100 Meter hohe Ein-Megawatt-Turbinen dafür nötig wären. Allein für den heutigen Elektrizitätsbedarf des Vereinigten Königreichs wären 276 000 Windgeneratoren erforderlich; wenn man Nationalparks, Städte, Ballungsräume und Industriegebiete ausspart, müsste fast auf jedem Quadratkilometer einer stehen. Und man brauchte auch eine Möglichkeit, die erzeugte Elektrizität zu speichern. Wirtschaftlich und effizient wäre ein solches System aber keineswegs; da der Wind nur mit Unterbrechungen weht, steht Strom aus Windturbinen bestenfalls nur zu 25 Prozent der Zeit zur Verfügung. Während der übrigen 75 Prozent müsste die Elektrizität mit Öl-, Kohle- oder Gaskraftwerken erzeugt werden; diese müssten, wenn es gerade Strom aus Windkraft gibt, im Standby-

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Betrieb laufen, was höchst ineffizient wäre und das Ganze noch verschlimmern würde. Aus Deutschland wurde kürzlich berichtet, dass Windenergie nur zu 16 Prozent der Zeit zur Verfügung steht, und in Dänemark, dem Pionier der Windkraftnutzung, sagte Niels Gram vom Dänischen Industrieverband: »Unter grünen Aspekten sind Windkrafträder ein Fehler, und wirtschaftlich ergeben sie keinen Sinn ... Viele von uns glaubten, Wind wäre die hundertprozentige Lösung für die Zukunft, aber wir hatten unrecht. Berücksichtigt man den gesamten Energiebedarf, ist Wind nur eine dreiprozentige Lösung.«

Einem Bericht der Royal Society of Engineers vom Jahr 2004 zufolge ist in Europa Windenergiegewinnung an Land pro Kilowattstunde zweieinhalbmal und offshore gewonnene dreimal teurer als Energie aus Gas oder Kernkraft. Kein vernünftiges Gemeinwesen würde je eine so maßlos teure und unzuverlässige Energiequelle nutzen, wenn nicht die wirklichen Kosten durch Subventionen und die Verzerrung der Marktkräfte mittels Gesetzgebung vor der Offendichkeit verschleiert würden. Dass sich der Enthusiasmus für erneuerbare Energien mit einer Politik paart, bei der jedes Land versucht, durch Einhaltung des Kyoto-Protokolls Pluspunkte zu sammeln, ergibt eine unglückselige Mischung. Das wird fehlschlagen und sowohl die Grünen als auch die Politiker in Misskredit bringen, die dumm genug sind, sich in großem Umfang auf erneuerbare Energiequellen einzulassen, noch ehe die Techniken weit genug entwickelt sind.

Aufgrund ihrer grobschlächtigen und nicht nachhaltigen technischen Entwicklung schädigt die Windkraftnutzung bereits heute einige ungewöhnlich schöne Landstriche. Obwohl die Landschaft schon sehr durch die agrarische Nutzung in Mitleidenschaft gezogen worden ist, gibt es immer noch Gegenden, die ein Beispiel dafür sind, wie man angenehm und passend im Einklang mit der Natur leben kann. Ich denke, für den falschen Rat, den man den Politikern gab, waren wohlmei-

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nende Stadtbewohner verantwortlich, die einerseits von einer fehlgeleiteten Angst vor Kernkraft bestimmt waren und andererseits einem romantischen, nicht praktikablen Traum von sauberer, erneuerbarer Energie nachhingen, aber keine wirkliche Empathie für Gaia oder die Natur empfanden. Wir wären besser beraten gewesen, nach Möglichkeiten zu suchen, die Energie aus den Wellen und Gezeiten des Ozeans zu holen.

Wellen- und Gezeitenkraftwerke

Gezeitenkraftwerke nutzen die gespeicherte Schwerkraftenergie des Systems von Erde, Mond und Sonne. Die Science-Fiction-Literatur berichtet von zukünftigen Zivilisationen, die fast ihren gesamten Energiebedarf aus dieser sauberen, erneuerbaren Quelle decken; die Folge davon ist, dass die Umlaufbahn des Mondes immer kleiner wird, bis er schließlich — ganz nah an der Erde und deren Himmel füllend — von den ungleichen Gravitationskräften auseinandergerissen wird. Das muss uns nicht davon abhalten, jetzt damit anzufangen, bescheidene Gezeitenkraftwerke zu bauen. Ich danke Jonathon Porritt, einem anerkannten Sprecher der Umweltbewegung, für die Details einer Gezeitennutzung an der Mündung des Severn; nachhaltige Unterstützung fanden diese Pläne bei Professor Ian Fells bei einem Treffen in Devon im Juni 2004, der sagte, ein Staudamm in der Trichtermündung würde schätzungsweise 13 Milliarden Pfund kosten, aber sechs Prozent des britischen Energiebedarfs decken, dies sei also ein wirtschaftlich attraktiver Vorschlag. In La Rance bei Cherbourg in Frankreich arbeitet schon seit vielen Jahren ein ähnliches, aber kleineres Gezeitenkraftwerk, und die dort erzeugte Energie ergänzt die hauptsächlich nukleare französische Stromversorgung. An unseren Küsten laufen heute mehrere Versuchsanlagen

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mit dem Ziel, aus Meeresbewegungen Energie zu gewinnen. Einige arbeiten mit den Tidenhüben, andere mit Wellenbewegungen, wieder andere mit Meeresströmungen infolge der Gezeiten. Einen ausgezeichneten Überblick über diese Energiegewinnungsformen findet sich in den Chemistry and Engineering News vom Oktober 2004. Zum Sammeln praktischer Erfahrungen sind solche Anlagen durchaus sinnvoll, aber wir sollten nicht erwarten, dass selbst die vielversprechendsten Verfahren einen namhaften Teil unseres Energiebedarfs in den nächsten 20 Jahren decken können — wahrscheinlich wird das eher noch 40 Jahre dauern.

Es wird kaum zur Kenntnis genommen, dass fast jede ingenieurtechnische Entwicklung, sei es Dampfkraft, elektrischer Strom, Radio, Fernsehen, Telefon oder Passagierflugzeuge, von dem anfänglichen Enthusiasmus bis zur Breitenanwendung in der Ersten Welt rund 40 Jahre brauchte. Ich sehe keine Anzeichen dafür, dass diese Reifezeit verkürzt werden kann, mit Ausnahme vielleicht in Kriegszeiten, wenn ein ganzes Land im Gleichschritt marschiert.

Wasserkraft

Wasserkraftwerke sind vermudich die älteste erneuerbare Energiequelle, und sie sind heute ein ausgereifter und wichtiger Stromlieferant. Einige Länder, beispielsweise Kanada, Norwegen und Schweden, decken bis zur Hälfte ihres Energiebedarfs mit Wasserkraft. China hat kürzlich das größte Wasserkraftwerk der Welt gebaut: Der Jangtse-Staudamm erzeugt 16 Gigawatt Elektrizität. Wasserkraft ist zwar nicht frei von Gefahren und kann auch die Umwelt in Mitleidenschaft ziehen, ist aber weit weniger schädlich als die Verbrennung fossiler Energieträger. Unglücklicherweise gibt es in vielen Teilen der Welt zu viele Menschen und zu wenige Flüsse, als dass diese sanfte Form der Energiegewinnung mehr als einen Bruchteil unseres Gesamtbedarfs decken könnte.

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Biotreibstoffe

Umsichtig und in bescheidenem Ausmaß Holz oder landwirtschaftliche Abfälle zur Wärme- oder Energiegewinnung zu verbrennen ist keine Bedrohung für Gaia, aber wir dürfen nicht vergessen, dass Biotreibstoffe, wenn sie in großem Umfang geerntet werden, durchaus eine Gefahr darstellen. Erneuerbar sind sie nur, wenn sie den natürlichen Kohlenstoffzyklus nicht beeinträchtigen. Das besonders Gefährliche an Biotreibstoffen ist, dass man sie zu leicht als Ersatz für fossile anbauen kann: Dann verbrauchen sie Flächen, die viel größer sind, als Gaia sich leisten kann. Wenn es pervers und schädlich ist, Energie aus der Verbrennung fossilen Kohlenstoffs mit fossilem Sauerstoff zu gewinnen, gilt das Gleiche für die Vorstellung, dass ähnliche Energiemengen umsonst und sicher aus solch hoch gepriesenen erneuerbaren Quellen zu gewinnen seien. Wir müssen die alten Lehren sowohl der Wissenschaft als auch der Religion vergessen und anfangen, die bewaldeten Landflächen der Erde als etwas zu betrachten, das sich entwickelt hat, um dem Metabolismus der Erde zu dienen: Sie sind unersetzlich. Wir haben bereits über die Hälfte des fruchtbaren Landes in Besitz genommen, um dort Nahrung für uns anzubauen. Wie können wir erwarten, dass Gaia weiterhin die Erde managt, wenn wir versuchen, uns den Rest des Landes zur Treibstoffproduktion anzueignen?

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Solarenergie

Kein Wunder, dass viele unserer Vorfahren die Sonne verehrten: Letzdich ist sie die Quelle von allem, was das Leben auf der Erde braucht. Sie hält uns mit ihrem nie versiegenden Nachschub von 1,35 Kilowatt Energie pro beschienenem Quadratmeter nicht nur warm, sondern liefert auch das Licht, das für die fotosynthetische Produktion lebender Organismen nötig ist. Also ernährt sie uns letzten Endes, und sie gab uns auch unsere fossilen Energieträger. Am wichtigsten aber ist, dass die Sonne Gaia die Fähigkeit zur Selbstregulierung unseres Planeten gibt.

Warum um Himmels willen, fragen Sie sich vielleicht, können wir die Sonnenenergie nicht direkt nutzen? Sie würde sich doch zu viel mehr summieren, als wir brauchen.

Natürlich kann man Sonnenlicht auf viele verschiedene Weisen in Elektrizität umwandeln. Wir können es mit großen Linsen oder Spiegeln konzentrieren und mit der Hitze eine Dampfturbine samt Generator betreiben. Mithilfe von Solarzellen können wir Strom direkt daraus erzeugen. Normalerweise werden diese aus Silizium hergestellt, dem Element, das auch unsere zahlreichen elektronischen Helfer im Alltag möglich machte. In den Solarzellen lösen energiereiche Teilchen, die Photonen des Sonnenlichts, Elektronen aus den Siliziumkristallen, und dieser Elektronenfluss summiert sich zu dem elektrischen Strom, den die Solarzelle liefert. Solarzellen sind schon heute unverzichtbar und liefern die Energie für die zahllosen menschengemachten Satelliten, die die Erde umkreisen und die fast verzögerungsfreie Übertragung von Informationen und Fernsehen weltweit sowie die Überwachung von Luft, Meer und Land ermöglichen. In ähnlicher Weise kommen Solarzellen an entlegenen Orten zum Einsatz, auf Bergen oder in Wüsten, die weit von den Kupferdrähten der Stromversorgung entfernt sind.

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Aber Solarzellen eignen sich noch nicht dafür, unsere Häuser oder Arbeitsplätze mit Strom zu versorgen, das liegt vor allem daran, dass sie trotz 30-jähriger Entwicklung noch immer ziemlich teuer sind. Am Centre for Alternative Technology in Wales gibt es ein Versuchshaus mit einem Dach, das fast vollständig aus Silizium-Fotozellen besteht. Im Sommer liefert es rund drei Kilowatt Elektrizität, aber die Kosten für die Installation waren mit denen des Hauses selbst vergleichbar, und die Lebenserwartung der Zellen liegt bei rund zehn Jahren. Wie der Wind steht Sonnenlicht nur mit Unterbrechungen zur Verfügung und wäre ohne effiziente Speichermöglichkeit keine für unsere Breiten geeignete Energiequelle.

Große wissenschaftliche Anstrengungen werden unternommen, bezahlbare Solarzellen aus Materialien wie etwa Plastik herzustellen, die man massenhaft produzieren kann. Soweit ich weiß, ist es noch nicht gelungen, eine Solarzelle zu bauen, die billig und langlebig ist und effizient Sonnenlicht in Strom umwandelt, und es gibt noch keine wirtschaftlich attraktiven fotoelektrischen Quellen, die man für eine Energieversorgung mittlerer bis umfangreicher Größenordnung nutzen könnte. Vor allem gilt das für die gemäßigten nördlichen Breiten, in denen die Sonne im Winter tief steht und der Himmel oft bewölkt ist.

Wenn man einen wirtschaftlichen Sonnenlichtumwandler mit einem Wirkungsgrad von 25 Prozent als Material zum Dachdecken produzieren könnte, wäre das eine gute und vernünftige Energieergänzung. Doch wie beim Wind würde die Unregelmäßigkeit solarer Stromerzeugung eine effiziente Energiespeicherung erfordern, und bislang steht auch diese nicht zur Verfügung. Es fällt mir schwer zu glauben, dass große Solaranlagen in Wüstenregionen, wo man sich auf die Intensität und Konstanz des Sonnenlichts verlassen kann, sich hinsichtlich Kosten und Zuverlässigkeit mit der Energie aus Kernspaltung oder -fusion vergleichen ließen, vor allem wenn man die Kosten für den Energietransport berücksichtigt.

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Kernkraft

Gegenwärtig gibt es zwei unterschiedliche Möglichkeiten zur Nutzung von Kernkraft. Die erste, die Kernspaltung, nutzt die Energie, die freigesetzt wird, wenn große Atome wie die von Thorium, Uran und Plutonium gespalten werden. Es ist das Standardverfahren der heutigen Kernkraftwerke weltweit. Die Kernspaltung treibt auch Atom-U-Boote an und liefert die Explosivkraft für Kernwaffen. Die andere Form nuklearer Energiegewinnung ist die Fusion der Atomkerne leichter Elemente wie Wasserstoff und seiner Isotope. Das ist der Prozess, der auch in der Sonne und anderen Sternen abläuft; Elektrizität im großen Stil lässt sich daraus noch nicht gewinnen, aber die Kernfusion liefert den größten Teil der Explosivkraft von Wasserstoffbomben. Vorausgesetzt, dass nicht technische Probleme den Bau praktikabler und effizienter Fusionsreaktoren verhindern, halte ich diese für die zukünftige Quelle von Elektrizität.

Fusionsenergie

Wenn gasförmiger Wasserstoff brennt, ist die Flamme heiß und liefert genügend Energie, um Wasserstoff als möglichen Treibstoff für Autos und andere Verkehrsmittel in Betracht zu ziehen. Die Energie der Wasserstoffverbrennung rührt daher, dass ein Elektron aus der Umlaufbahn um das Wasserstoffatom eine freie Stelle in den Elektronenschalen um ein Sauerstoffatom besetzt. Dieses Hinüberspringen des Elektrons kann man sich als einen winzigen elektrischen Strom vorstellen, und das dahinter stehende Potenzial beträgt 0,82 Volt; dieser ständige Energiefluss beim Verbrennen zahlloser Billionen Wasserstoffatome in Form einer Flamme hält diese heiß. 

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Damit Wasserstoff und Sauerstoff verbrennen, muss die Mischung auf über 500°C erhitzt werden, erst bei dieser Temperatur bewegen sich die Gasmoleküle schnell genug, dass es zu ausreichend vielen Kollisionen kommt und genügend Hitze entsteht, damit die Reaktion von allein weiterläuft. Wenn wir Wasserstoffatome auf über 150 Millionen °C erhitzen könnten, wären ihre Geschwindigkeit so hoch und die Kollisionen zwischen ihnen so heftig, dass bei ein paar davon die Atome zu dem schwereren Helium verschmelzen würden; bei dieser Fusion wird eine unglaubliche Menge Energie freigesetzt: so viel wie vom Einschlag eines Elektrons, das von einem Potenzial von 21 Millionen Volt beschleunigt wird. Das heißt, dass die Kernfusion von Wasserstoff Millionen mal mehr Energie liefern würde als seine bloße Verbrennung, aber um diese gewaltige Reaktion in Gang zu bringen, braucht man irgendeine Möglichkeit, den Wasserstoffauf 150 Millionen °C zu erhitzen.

Wie vielen Wissenschaftlern auf der ganzen Welt war mir bekannt, dass die Kernfusion — die nukleare Verbrennung von Wasserstoff — die ultimative saubere und nicht versiegende Energiequelle wäre, hauptsächlich weil wir wissen, dass sie auch die Sonne und die anderen Sterne mit Energie versorgt. Die meisten von uns glaubten jedoch, dass wir noch weit von einer Umsetzung der Kernfusion in die Praxis entfernt wären. Es erschien einfach unmöglich, die Verhältnisse im Inneren der Sonne mit Temperaturen von über 100 Millionen °C hier auf der Erde in praktikablem Maßstab als Teil eines Kraftwerks nachbauen zu können.

Doch im Februar 2005 lud der Direktor des Gulham Science Centre, Professor Sir Christopher Llewellyn Smith, Sandy und mich ein, seinen neuen Tokomak-Reaktor zu besichtigen und uns mit den jüngsten Forschungsergebnissen und Aussichten für die Fusionsenergie bekannt zu machen. Wir waren erstaunt und erfreut, zu erfahren, dass ihr Fusionsreaktor funktionierte;

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zwei Sekunden lang hatte er ein nukleares Feuer aufrechterhalten, bei dem Deuterium und Tritium, zwei Wasserstoffisotope, verschmolzen und 16 Megawatt Energie lieferten. Zugegeben, das waren nur 64 Prozent der Energie, die nötig gewesen war, um das Feuer in Gang zu setzen, aber es war damit bewiesen, dass die Physik und die Technik stimmten und wie erwartet funktionierten. Der Reaktor des Culham Centre ist ein Prototyp, der zu einem Versuchskrafrwerk weiterentwickelt werden könnte, aus dem wiederum das erste funktionierende Fusionskraftwerk entstehen könnte.

Als Wissenschaftler faszinierte mich der Gedanke, dass da vor meinen Augen in diesem toroidalen Behältnis ein paar Sekunden lang Temperaturen weit über denen der heißesten Teile des Sonnenkerns aufrechterhalten worden waren. Die Temperatur der verbrennenden Mixtur von Wasserstoffisotopen betrug 150 Millionen °C, im Inneren der Sonne herrschen nur 100 Millionen °C. Die Sonne kann es sich natürlich leisten, in viel gemütlicherem Tempo zu verbrennen.

Das für die Fusionsenergie als Brennstoff benötigte Deuterium steht unbegrenzt zur Verfügung. Es macht 0,016 Prozent allen Wassers aus und ist leicht zu extrahieren. Der zweite Brennstoff, das radioaktive Wasserstoffisotop Tritium, muss hergestellt werden. In der seltsamen Welt der Nuklearenergie wird Tritium vom Fusionsreaktor während des Betriebs selbst hergestellt. Wenn die beiden Wasserstoffisotope verschmelzen, erzeugen sie Energie in Form zweier energiereicher Teilchen, einem Heliumatom mit drei Millionen Elektronenvolt und einem Neutron mit 14 Millionen Volt Energie. Die theoretische Energie des Heliumatoms liefert die Hitze, die die Plasmaflamme heiß hält, und die Neutronen geben ihre gigantische kinetische Energie an die Reaktorwände weiter, wo sie in Hitze umgewandelt wird. 

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Bei einem zukünftigen Fusionskraftwerk würde die Hitze des Neutronenstroms die thermale Energie liefern, die in Turbinen in Strom umgewandelt wird. Der Neutronenstrom könnte auch eine beständige Quelle neuen Tritiums darstellen, wenn er mit einem Lithiumisotop reagiert, das in die Reaktorwände eingebaut ist.

Als nuklearer Abfall eines Fusionsreaktors würde das harmlose, nicht radioaktive Gas Helium entstehen, langfristig radioaktive Produkte gäbe es nicht. Die Metallteile des Reaktors würden infolge des Neutronenstroms leicht radioaktiv, aber deren Entsorgung wäre ein kleineres Problem.

Warum werden wir nicht jetzt schon mit sicherer Fusionsenergie beliefert? Die großartigen internationalen Entwicklungen in Culham vollziehen sich so rasch, wie man vernünftigerweise erwarten kann; die in Fusionsreaktoren eingesetzte Energie wurde im Verlauf der letzten 20 Jahre in einem Tempo gesteigert, das schneller war als das, mit dem Computer ihre Geschwindigkeit und Leistungsfähigkeit vergrößerten. Die erzeugte Energie ist jetzt fast so groß wie die, die zur Ingangsetzung des Fusionsprozesses notwendig ist, was bedeutet, dass ein funktionierender Fusionsreaktor nun in Reichweite gerückt ist. Das ist ein überwältigendes Ergebnis, und wir verließen Culham mit der Vorstellung, dass der nächste große thermonukleare Reaktor, der in Frankreich gebaut werden soll, Energie für die landesweite Stromversorgung liefern wird. Es wird sich um den Prototyp einer wachsenden Zahl sicherer, zuverlässiger Energielieferanten handeln.

Wenn das Kyoto-Protokoll mehr von pragmatischen Wissenschaftlern und Ingenieuren beeinflusst worden wäre als von romantischen Idealisten, würden wir vielleicht schon bald Fusionsenergie ernten. Wie die Dinge stehen, wird es selbst bei gutem Wdlen noch weitere 20 Jahre dauern, bis sie unsere elektrischen Wasserkocher aufheizt oder unsere Computer laufen lässt.

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Kernspaltung

Wie bei den anderen Energiequellen werde ich hier nicht die Konstruktionsweise der unterschiedlichen Kernreaktortypen oder die ihnen zugrunde liegenden wissenschaftlichen Konzepte schildern; ich behandle nur die Vorzüge von Kernkraft als Gaia-freundlicher Energiequelle und ihre Sicherheit. Ein neueres ausgezeichnetes Buch, Nuclear Renaissance von W. J. Nuttall (2005), ist ein guter Ausgangspunkt für alle, die mehr über die Geschichte, die Bauweise und die politischen Aspekte von Kernspaltung und Kernfusion erfahren wollen. Eine frühere Übersicht von Walt Patterson, Transforming Electricity (1999), wäre eine gute Alternative.

Viele meiner Freunde unter den Umweltschützern sind überrascht, wie sehr ich mich für Kernkraft stark mache, und glauben anscheinend, dass ich kürzlich einen Sinneswandel durchgemacht habe. Das stimmt ganz und gar nicht, wie ein Blick in das zweite Kapitel meines ersten Buches Gaia (1979, dt. 1982 und 1992) und in Kapitel sieben meines zweiten Buches Das Gaia-Prinzip (1988, dt. 1991 und 1993) zeigen kann.

In einem Fernsehinterview wurde ich einmal gefragt: »Aber was ist mit dem Atommüll? Wird er nicht die gesamte Biosphäre vergiften und noch Millionen Jahre weiterstrahlen?« Ich wusste, dass dies ein Albtraum ist, der in der realen Welt völlig gegenstandslos ist. Ich wusste auch, dass die Natur nuklearen Abfall als perfekten Schutz vor gierigen »Landerschließern« willkommen heißt und dass, was für kleinere Schäden er auch immer anrichten mochte, diese nur ein minimaler Preis waren. An stark radioaktiv verseuchten Orten verblüfft mit am meisten, wie reichhaltig ihre Tier- und Pflanzenwelt ist. Das gilt für die Gegend von Tschernobyl, die Bombentestgelände im Pazifik und das Gebiet um die Nuklearwaffenfabrik Savannah

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River in den USA, wo die Bomben für den Zweiten Weltkrieg gebaut wurden. Wildpflanzen und -tiere nehmen radioaktive Strahlung nicht als gefährlich wahr, und jede mögliche leichte Reduktion ihrer Lebensspanne ist weit weniger bedrohlich als die Gegenwart von Menschen und ihren Haustieren. Man vergisst leicht, dass wir heute so viele sind, dass fast alles, was wir zusätzlich in Form von Land- und Forstwirtschaft und Häuserbauen tun, die Natur und Gaia weit mehr schädigt. Dass Wildpflanzen und -tiere Gegenden mit nuklearen Abfällen bevorzugen, legt den Schluss nahe, dass die Tropenwälder und andere Habitate, die vor ihrer Zerstörung durch hungrige Bauern und Landerschließungsmaßnahmen zuverlässig geschützt werden müssen, die besten Orte zur Entsorgung wären.

Ein entscheidender Vorteil nuklearer gegenüber fossilen Brennstoffen besteht darin, wie leicht man mit den Abfallprodukten umgehen kann. Die Verbrennung fossiler Energieträger erzeugt jährlich 27 Milliarden Tonnen Kohlendioxid, woraus man, wie ich zuvor erwähnt habe, in verfestigter Form einen Berg von 1600 Metern Höhe und knapp 20 Kilometern Umfang errichten könnte. Wird dieselbe Energiemenge mittels Kernspaltung erzeugt, führt dies zu zwei Millionen mal weniger Abfall, nämlich einem Würfel von 16 Metern Kantenlänge. Der Kohlendioxidmüll ist unsichtbar, aber so tödlich, dass seine Emissionen, wenn sie nicht eingedämmt werden, so gut wie jeden umbringen werden. Der an den Produktionsstätten vergrabene Atommüll stellt für Gaia keine Bedrohung dar und gefährdet nur die, die dumm genug sind, sich seiner Strahlung auszusetzen.

Es wird zwar viel darüber geredet, den Kohlendioxidabfall zu vergraben, aber kaum jemand scheint zu erkennen, wie überaus schwierig diese Aufgabe ist. Wie soll er von den Myriaden Quellen überall auf der Welt eingesammelt werden? Wo bringen wir die Berge unter, die wir jedes Jahr produzieren?

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Ich finde es traurig, aber nur allzu menschlich, dass es gigantische Verwaltungen gibt, die sich um Atommüll kümmern, riesige Organisationen, die den Ausstieg aus der Kernkraft betreiben, aber nichts Vergleichbares, um mit dem wirklich bösartigen Abfall, dem Kohlendioxid, fertig zu werden.

Als Argument für eine breitere Nutzung der Kernkraft reicht das allein nicht, weil die öffentliche Meinung zu sehr von der Schädlichkeit der nuklearen Energiegewinnung überzeugt ist, um sich durch einfache Argumente davon abbringen zu lassen. Stattdessen habe ich öffentlich angeboten, allen in einem Jahr von einem Kernkraftwerk produzierten hochgradig radioaktiven Abfall zu nehmen und auf meinem kleinen Flecken Land zu deponieren; es wäre nur ein Kubikmeter, und der ließe sich sicher in einer Betongrube lagern. Mit der Wärme des radioaktiven Zerfalls seiner Bestandteile könnte ich mein Haus heizen; sie nicht zu nutzen wäre Verschwendung. Wichtiger aber ist, dass er weder für mich oder für meine Familie noch für Wildpflanzen und -tiere eine Gefahr darstellen würde.

In der endlosen Debatte über die Kernkraft bekommt man oft den Eindruck, es kämpfe ein antinuklearer David tapfer gegen den Goliath der Kernindustrie. Wie falsch dieses Bild doch ist. Die grünen Lobbys sind groß, während die Kernindustrie im Vergleich zu den manchmal wirklich riesigen Öl- und Kohlegesellschaften winzig ist. Wenn man nur kurz die Energiedichte von Kohlenstoff-Energieträgern mit der nuklearer Energieträger vergleicht, erklärt sich, warum die Nuklearindustrie so klein ist. Um dieselbe Strommenge zu erzeugen, braucht man eine Million mal mehr Öl oder Gas als Uran. Infolgedessen kann sich die Nuklearindustrie kaum Werbung und Demonstrationen pro Kernkraft leisten, und die Gegenargumente kommen einem kaum zu Ohren.

Ein weiterer Faktor, der das falsche Bild der nuklearen Gefahren aufrechterhalten hat, ist die Abneigung von Wissenschaftlern, in der Öffendichkeit aufzutreten. 

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Ein guter Wissenschaftler weiß, dass nichts sicher ist; alles ist eine Frage der Wahrscheinlichkeit. Ein Anti-Kernkraft-Aktivist zögert hingegen nie, zu übertreiben und zu spekulieren. Man braucht nur wenig Fantasie, um sich vorzustellen, wie leicht ein guter und ehrlicher Wissenschaftler in der feindseligen Atmosphäre eines Gerichtssaals oder Fernsehstudios als wenig überzeugend hingestellt werden kann. Vor allem wenn, wie es in den Medien so oft der Fall ist, der Moderator auf einen Schaukampf aus ist, nicht nur auf nüchterne Informationen.

Darüber hinaus behindert die heutigen Wissenschaftler ihr niedriger sozialer und wirtschaftlicher Status. Lange vergangen sind der Respekt und die Unabhängigkeit, derer sich Lavoisier, Darwin, Faraday, Maxwell, Perkin, Curie und Einstein erfreuten. Kaum ein Laborwissenschaftler ist so frei, wie ein guter Autor sein kann. In der Tat hege ich den Verdacht, dass wir nur die Wissenschaftler gut kennen, die unterhaltsame Bücher schreiben können; die, die wirklich zu unserem Wissen beitragen, bleiben größtenteils unbekannt. Jüngere Wissenschaftler können ihre Meinung nicht frei äußern, ohne Stipendien oder Veröffentlichungsgelegenheiten zu gefährden. Schlimmer noch: Nur wenige können heute dem verschlungenen Pfad der glücklichen Zufälle folgen, der zu wirklichen Entdeckungen führt. Nicht politische oder theologische Tyrannen legen ihnen Schranken auf, sondern der feste Zugriff der Bürokraten, aus denen das große Heer des qualifizierten, aber bremsenden mittleren Managements besteht, und der Sicherheitsbeauftragten um sie herum.

Warum also sind so viele gegen Kernenergie? Wie kamen diese falschen Ängste auf? 

Ich glaube, sie gehen auf den Zweiten Weltkrieg zurück, als Präsident Truman — der über schwierige Entscheidungen sagte: »Der Schwarze Peter bleibt immer an mir hängen« — die schreckliche Aufgabe hatte, entscheiden zu müssen, ob die neu entwickelten Atombomben auf eine japanische Stadt geworfen oder bloß ihre fürchterliche Gewalt dem japanischen Militär demonstriert werden sollten.

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Dass Hiroshima und Nagasaki mit den Bomben zerstört wurden, ließ alles Nukleare in völlig neuem Licht erscheinen. Wir können Kernkraft nicht länger als wunderbares Geschenk betrachten, das uns schadstofffreie Energie liefert; unser Geist war von der Angst vor einem Atomkrieg vernebelt, und diese Angst hält weiter vor. Wir hätten vielleicht die Segnungen der Kernkraft deutlicher erkannt, wenn Amerika nicht versucht hätte, für sich zu behalten, was es als sein eigenes Geheimnis betrachtete, und wenn die Polarisierung der Politik sich nicht zu einem Kalten Krieg zwischen dem Kapitalismus, repräsentiert durch die Vereinigten Staaten, und dem Kommunismus, repräsentiert durch Sowjetrussland, aufgeschaukelt hätte. Es dauerte nicht lange, bis die Sowjetunion ihre eigenen Atombomben hatte. Bald kam es zu einem nuklearen Wettrüsten, die Waffen wurden immer zerstörerischer, und die meisten von uns fürchteten einen Krieg, der nicht nur die Kämpfenden, sondern die gesamte Zivilisation auslöschen würde. In dieser pathologischen Atmosphäre, als die Welt von heißen Konfrontationen wie der Kubakrise erschüttert wurde, begannen die Anti-Atom-Proteste.

In Nuclear Renaissance bietet Nuttall die beste Zusammenfassung über das Aufkommen der Anti-Atom-Bewegung in den westlichen Demokratien, die ich je gelesen habe:

In der Öffentlichkeit entwickelte sich der echte Widerstand gegen die Kernkraft in den siebziger und achtziger Jahren. Man könnte argumentieren, das sei eine Folge des Aufkommens von politischen Interessengruppen und der Jugendkultur gewesen. Das heißt: Wie die Anti-Vietnam-Demonstrationen Ende der sechziger Jahre aus den früheren Bürgerrechts-Demonstrationen entstanden waren, so erwuchsen die Anti-Atom-Demonstrationen Ende der siebziger Jahre direkt aus den Vietnam-

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Protesten, nachdem dieser Konflikt beendet war. Das ist jedoch eine ziemlich amerikanische Sichtweise dessen, was eine Erosion der Kernkraftbegeisterung war. In Großbritannien waren die bedeutenden und prägenden soziopolitischen Ereignisse diejenigen, die im Zusammenhang mit der Atomabrüstungs­kampagne Ende der sechziger Jahre und noch einmal Anfang der achtziger standen. Die Abrüstungskampagne war nicht nur antiamerikanisch ausgerichtet, sie wurde auch mit Leidenschaft gerührt, und vor allem machte sie Spaß und galt als cool. 

Diese Verschmelzung von Popkultur und britischer Anti-Atom-Bewegung in den sechziger Jahren illustriert am treffendsten mein Onkel Jeff Nuttall in seiner Insider-Autobiografie Bomb Culture, worin er den Aldermaston-Abrüstungsmarsch als Karneval des Optimismus beschreibt: »Protestieren hatte etwas mit Feiern zu tun.« Dieser wichtige Aspekt der Atomfrage hat sich im Lauf der Jahrzehnte nur leicht abgeschwächt. Wer heute für eine nukleare Renaissance plädiert, ignoriert jene Aspekte der Kernkraft auf eigene Gefahr.

Ich stimme Nuttall zu, und man erkennt leicht, warum viele Grüne so sehr gegen Kernkraft eingenommen sind; sie sind oft Kinder einer Verschmelzung von Umweltschutz und atomarer Abrüstung.

Ehe der Kalte Krieg Ende der fünfziger Jahre an Schärfe zunahm, herrschte weit und breit Hoffnung, dass die Kernenergie gut sei und eine Rolle beim Wiederaufbau einer lebenswerten Zivilisation spielen könnte. Großbritannien zählte zu jenen europäischen Ländern, in denen die wissenschaftlichen Grundlagen der Kernspaltung in den dreißiger Jahren erarbeitet worden waren, und 1956 eröffnete unsere Queen das weltweit erste Atomkraftwerk in Calder Hall. Das Ereignis wurde fast überall begrüßt. Aber die Begeisterung hielt nicht an; als mit der Eskalation des Kalten Kriegs die beiden Supermächte immer noch

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stärkere Nuklearwaffen testeten, breitete sich allmählich überall die tief sitzende Angst vor allem Atomaren aus. Dieser Wahnsinn erreichte 1962 seinen Höhepunkt, als man Wasserstoffbomben testete, deren Zerstörungskraft der von 20.000 Hiroshima-Bomben entsprach. Die Supermächte schüttelten die Erde durch, um zu zeigen, wie stark sie waren: stark genug für die gegenseitige Vernichtung. Es war ein Irrsinn, aber es war bewiesen, dass jetzt jede Supermacht die Fähigkeit besaß, die Zivilisation auszulöschen.

Diese gigantischen Explosionen hatten mehrere bemerkenswerte Folgen. Sie setzten in der Atmosphäre weltweit so viel Radioaktivität frei wie zwei Tschernobyl-Katastrophen pro Woche über ein ganzes Jahr hinweg. Die Stratosphärenwinde trugen den radioaktiven Staub um die ganze Erde, und wir alle atmeten oder aßen Spaltprodukte wie Cäsium-137 und Strontium-90 und nicht explodiertes Plutonium. Bald darauf konnte man das Strontium-Isotop in den Knochen eines jeden Menschen auf der Welt nachweisen. Welche Schäden diese Tests und ihre radioaktiven Niederschläge den Menschen auch zufügten, es gibt keine Beweise oder theoretischen Schlussfolgerungen, dass sie die zunehmende Lebenserwartung bremsten; wir leben heute länger als je zuvor — europäische Regierungen müssen sich jetzt sogar Sorgen machen, wie sie die Renten ihrer überalterten Bevölkerungen zahlen sollen. Es mag uns beruhigen, dass diese Tests, die so viel Radioaktivität produzierten wie ein mittlerer Atomkrieg, keine große Bedrohung für die Erde oder die Gesundheit und das Wohlergehen ihrer Bewohner darstellten.

Ein ungeplanter Segen der Tests war, dass sie den Geowissenschaftlern eine Reihe radioaktiver Elemente an die Hand gaben, mittels derer man die großen natürlichen Zyklen des irdischen Systems nachvollziehen konnte. Dank dieser Tests haben wir ein viel tieferes Verständnis von Gaia gewonnen. Abbildung 6 veranschaulicht die umfassende, weltweite radioaktive Kontaminierung, die fast ausschließlich von Bombentests im letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts herrührt.

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Die Leichtigkeit, mit der noch die winzigsten Spuren von Radioaktivität entdeckt und gemessen werden können, gab Anti-Atom-Aktivisten Zahlen an die Hand, mit denen sie zeigen konnten, dass das »Gift« aus diesen Tests überall auf der Welt war. Sie ignorierten Paracelsus' berühmtes Diktum, dass die Dosis das Gift macht, und die Tatsache, dass wir selbst von Natur aus viel radioaktiver sind als der Fallout, den wir uns einverleibt haben. Die Zahlen waren Fakten, und die Medien zögerten nicht, sie für ihre Schauergeschichten zu verwenden. Vielleicht hatten sie recht, denn sie ließen uns das Testen überdenken und zu dem Schluss kommen, dass man einen Schritt zu weit gegangen war. Im Jahr 1992 beendete das Atomteststoppabkommen alle Bombenversuche.

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Die Demonstrationen der beiden Supermächte, dass sie sich gegenseitig und vielleicht die Zivilisation insgesamt auslöschen konnten, entsetzten neben vielen anderen auch den Schriftsteller Nevil Shute. Sein Buch Das letzte Ufer (1957, dt. 1958) zeigte fast thermonukleare Wirkung; er schilderte eine Erde, die von radioaktiver Strahlung völlig zerstört war. Die Geschichte war wunderbar erzählt, wenn auch völlig unwahr, und überzeugte viele, dass alles Atomare den Tod bringt. So auch die australische Kinderärztin Helen Caldicott, die zur lautesten und wirkungsvollsten Advokatin der weltweiten Anti-Atom-Bewegung wurde. Ihr Engagement brachte ihr den Friedensnobelpreis ein, was ihren Ansichten über Kernenergie enorme Autorität verlieh. In ihrem 1978 erschienenen Buch Nuclear Madness schrieb sie:

Als Ärztin behaupte ich, dass die Nukleartechnologie das Leben auf unserem Planeten mit Auslöschung bedroht, wenn sich die gegenwärtigen Trends fortsetzen; die Nahrung, die wir essen, das Wasser, das wir trinken, sie werden bald mit genügend vielen radioaktiven Schadstoffen kontaminiert sein, um eine potenzielle Gesundheitsbedrohung darzustellen, die weit größer ist als jede Epidemie, die die Menschheit erlebt hat.

Angesichts eines drohenden Atomkriegs zwischen den Supermächten ist Caldicotts Übertreibung kosmischen Ausmaßes entschuldbar. Aber das war ein Problem des 20. Jahrhunderts. Womit wir heute konfrontiert sind, ist viel tödlicher: die Rückkehr einer neuen Heißzeit. Ironischerweise wird, wenn es dazu kommt, das Anti-Atom-Engagement das Ganze noch beschleunigt haben.

Jahrzehntelang war die Angst vor einem Atomkrieg groß, und viele Romane und Kurzgeschichten wurden geschrieben, die sich darin übertrafen, einen nuklearen Albtraum zu beschreiben. 

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Hollywood schloss sich dem mit seiner üblichen unsinnigen Aufgeregtheit an, wie sie für den Film Das China-Syndrom typisch war. Darin versagt ein schlecht gebauter Reaktor auf katastrophale Weise, und eine der Filmfiguren stellt sich vor, wie ihr Kern sich bis zum Mittelpunkt der Erde durchschmilzt und dann auf wunderbare Weise noch weiter, bis er in China wieder herauskommt. 

Selbst als Metapher war das ein völlig absurdes Bild, aber es erfüllte seinen Zweck, die Öffentlichkeit in Angst und Panik zu versetzen und die Bühne für endlose Fehlinformationen und Lügen zu bereiten. Verstärkt wurde dies ein paar Wochen später durch einen teuren Zwischenfall im Atomkraftwerk Three Mile Island in Pennsylvania. Trotz allem, was man darüber vielleicht gehört hat, erfüllte der Druckbehälter des Reaktors seine Aufgabe, und niemand, weder im Innern noch außerhalb der Anlage, wurde geschädigt.

Wie ein heller Sonnenstrahl, der durch den Nebel schlechter Science-Fiction und falscher Vorstellungen brach, tat die wunderbar verrückte Komödie Dr. Seltsam oder Wie ich lernte, die Bombe zu lieben das Ihrige, uns unseren Humor und unsere Ausgeglichenheit wiederzugeben. Tatsache ist, dass der Film äußerst unfair gegenüber Edward Teller war, dem echten Dr. Strangelove und Vater der Wasserstoffbombe. Seine Autobiografie lässt einen guten und friedfertigen Mann erkennen, der auf merkwürdige Weise seinem sowjetischen Widerpart, Andrei Sacharow, entspricht. Nur wenige wissen, dass Teller versuchte, seine Regierung zu überreden, die erste Atombombe nicht auf eine japanische Stadt zu werfen.

Die auf Nagasaki und Hiroshima gefallenen Bomben waren im Vergleich zu heutigen Nuklearwaffen an Bord von Langstreckenraketen winzig; jede von ihnen trägt eine Anzahl sogenannter Bomblets, die jeweils einer Megatonne Sprengkraft oder rund 66 Hiroshima-Bomben entsprechen und einzeln zu verschiedenen Zielen gelenkt werden können. Ein einziges dieser Bomblets ist so stark, dass es eine größere Stadt vernichten kann. 

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Die Folgen ihres Einsatzes kann ich mir nur mit Wut vorstellen, aber ein Besuch in Hiroshima und seinem Museum vermittelt einen Eindruck, was passieren könnte. Ich werde nie meine Abscheu vergessen, als ich sah, wie der Lichtblitz von bloß 15 Kilotonnen die Stadt so stark kauterisiert hatte, dass die Schattenrisse der Menschen, die vor Mauern gestanden oder gesessen hatten, in den geschmolzenen Steinen zurückblieben. Zu Recht haben wir vor Atomwaffen Angst. Ihr einziges Verdienst liegt vielleicht darin, die Führer der Supermächte selbst genügend erschreckt zu haben, dass der Kalte Krieg für seine gesamte Dauer wirklich kalt blieb.

Es ist nur natürlich, den Krebs zu fürchten, der eine Langzeitfolge für die war, die dem sofortigen Tod oder der Verwundung durch die Hitze und die Druckwelle entgingen. Heute, 60 Jahre nach den Atombombenabwürfen in Japan, leiden von den Hiroshima-Überlebenden sieben Prozent mehr unter Krebs als Japaner in Landesteilen, die von den Bomben nicht betroffen waren. In den Überflussgesellschaften der Ersten Welt sind die häufigsten natürlichen Todesursachen Herzkrankheiten, Schlaganfälle und Krebs; alle drei sind vermudich die Folge des Alterns in einer sauerstoffreichen Atmosphäre. Die fast 30 Prozent, die natürlicherweise an Krebs sterben, erinnern uns ständig, wie düster die Aussichten bei dieser Erkrankung sind. Aber es ist wichtig, daran zu denken, dass jede auf nukleare Aktivitäten seit dem Zweiten Weltkrieg zurückzuführende Zunahme von Krebsfällen noch immer zu klein ist, um unter den Fluktuationen der weltweiten natürlichen Krebssterberate entdeckt zu werden.

Die doppelte Angst vor Krebs und vor Atomkriegen ist heute überall in der entwickelten Welt zu beobachten. In der unterentwickelten Welt, wo der Tod häufiger ist und auf Überarbeitung, Mangelernährung oder Krankheiten zurückzuführen ist, hat man vor Strahlung viel weniger Angst. Es bleibt nicht genügend Zeit, an Krebs zu denken oder ihn zu fürchten, wenn

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die Lebenserwartung nur 40 Jahre beträgt und nur wenige das lange Leiden von Freunden oder Verwandten mit dieser Krankheit miterleben, vor allem heute, da Aids zur weit verbreiteten persönlichen Tragödie geworden ist.

Viele osteuropäische Länder, die einst Teil des Sowjetreichs waren, halten an ihren Kernkraftwerken fest, obwohl sie im Schatten von Tschernobyl leben; hier ist man der Meinung, dass die Vorteile der Kernkraft bei Weitem die angeblichen Gefahren überwiegen. Die Angst davor grassiert nur in der verwöhnten und verhätschelten entwickelten Welt, wo Aussicht besteht, 90 Jahre oder länger zu leben. In dieser Welt wird unaufhörlich Geld für Versuche aufgewendet, Krebs zu heilen oder zu verhindern und die Lebenserwartung noch weiter zu steigern. Mich als jetzt 86-Jährigen treibt dieses Streben nach einem so langen Leben nicht sonderlich um. Ich gebe zu, wenn ich wenigstens so gesund und geistig rege wie im Moment bleiben könnte, wäre es schön, noch bis zum 100. Geburtstag oder länger weiterzumachen. Lebensqualität ist sicherlich nicht in Jahren messbar, sondern in der Intensität der Freude und den fruchtbaren Konsequenzen der Existenz.

Die Ironie von all dem besteht darin, dass wir in der entwickelten Welt die größten Umweltverschmutzer sind, die destruktivsten Menschen auf dem Planeten, und obwohl wir das Geld und die Mittel haben zu verhindern, dass die Erde die tödliche Schwelle zum unumkehrbaren Klimawandel überschreitet, sind wir von Furcht gelähmt.

Tschernobyl und die Kernkraftsicherheit

Als Franklin Roosevelt 1933 sein Amt antrat, sprach er die berühmt gewordenen Worte: »Wir haben nichts zu fürchten außer der Furcht selbst.« Wir alle haben irrationale Ängste, die sich ungewollt ins Denken einschleichen und uns erschaudern lassen; meine drehen sich um reißende Ströme von schlammigem Wasser, um das Sehen und Hören einer turmhohen Wasserwand, die auf mich herabstürzt, die sich so schnell bewegt, dass es kein Entkommen gibt. 

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Ich sage mir selbst, dass das närrisch ist; wir leben hoch genug und weit genug vom Meer entfernt, dass kein denkbarer Tsunami je mein Haus erreichen könnte, und es gibt stromauf an unserem Fluss keine großen Staudämme mit Kubikkilometern Wasser dahinter. Dennoch schleicht sich dieser Albtraum immer wieder in meinen Schlaf. Ich kann gut verstehen, warum viele ähnliche Furcht vor einer Nuklearkatastrophe empfinden, Ängste verspüren, die eine vernünftige Erklärung nie beschwichtigen kann.

Wir brauchen sofort emissionsfreie Energiequellen, und da gibt es außer der Kernspaltung keinen ernst zu nehmenden Bewerber. Wie können wir also unsere Angst vor der Atomkraft überwinden? Wenn ich an meine nicht zu beschwichtigenden Ängste vor Wassermassen denke, hilft es vielleicht, diese beiden Gefahren miteinander zu vergleichen und sich zwei Familien vorzustellen, von denen die eine 150 Kilometer stromab vom riesigen Jangtse-Damm in China lebt, der ein gutes Beispiel für eine starke und effiziente Quelle erneuerbarer Energie ist, und die andere 150 Kilometer — in Windrichtung — vom Tschernobyl-Reaktor entfernt, dem schlimmsten Beispiel für die falsche Art von Nukleartechnologie.

Wenn der Damm bricht, würden vielleicht bis zu einer Million Menschen in den Fluten sterben, die das Tal des Jangtse hinunterdonnern. Als es im Kraftwerk von Tschernobyl zu einer Dampfexplosion kam und es Feuer fing, wobei eine große Menge seiner Radioaktivität in den Ostwind freigesetzt wurde, trugen die Strömungen die Spaltprodukte über weite Teile der Ukraine und Europas. Viele glauben, dass Zehntausende, wenn nicht Millionen in Folge der Katastrophe von Tschernobyl starben oder sterben werden. Wie wir bald sehen werden, waren es nicht mehr als 75.

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Ich habe niemals einen Damm bersten sehen oder im wirklichen Leben den Horror eines solchen Vorkommnisses erlebt, aber ich stand einmal in einer Wolke radioaktiver Nuklide, die während eines Brandes in einem Kernreaktor entwichen waren. Das war 1956, als der militärisch genutzte Reaktor von Windscale Feuer fing und einen erheblichen Teil seiner akkumulierten Radioaktivität in eine Luftströmung aus Norden freisetzte, die sie quer über England nach Süden wehte. Damals arbeitete ich als Wissenschaftler am National Institute for Medical Research in Nordlondon. Ich versuchte mithilfe des radioaktiven Isotops Jod-131 mehr über die Membranen der menschlichen roten Blutzellen herauszufinden. Als ich meine Messungen vornehmen wollte, stellte ich verärgert fest, dass mein primitiver, selbst gebauter Geigerzähler Hintergrund-Betastrahlung registrierte, die viel höher war, als ich anhand von Proben erwartet hatte, sodass meine Messungen ungenau, wenn nicht unmöglich sein würden. Mein erster Gedanke war, dass die launische Elektronik mal wieder nicht funktionierte, und ich wollte sie gerade überprüfen, als mein Kollege Dr. Tata ins Labor kam und fragte, ob ich Probleme hätte, Jod-131 zu messen. Er und ein weiterer Wissenschaftler des Instituts hatten festgestellt, dass die Hintergrundstrahlung weit oberhalb ihres normalen Niveaus lag. Jod ist ein flüchtiges Element, und wir fragten uns, ob einer von uns dreien zufällig radioaktives Jod verschüttet oder es unklugerweise in den Ausguss gegeben hatte. Ein paar Messungen zeigten, dass überall im Gebäude Jod-131 war. Wir fühlten uns alle etwas niedergeschlagen und auf eine nicht definierbare Weise schuldig. Erst knapp 20 Jahre später, bei einem Besuch der Atomenergiebehörde in Harwell nahe Oxford, hörte ich von dem Brand in Windscale und der Wolke radioaktiver Abfälle, die den größten Teil Englands kontaminiert hatte. 

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Im Jahr 1957, als sich der Brand ereignete, konnte die Regierung die schlechten Nachrichten unter dem Deckel halten. Als Grund wurde vorgeschoben, dass der fragliche Reaktor Teil des Atomwaffenprogramms sei und daher offizieller Geheimhaltung unterliege. Die gerade flügge werdenden grünen Lobbys und die Medien verpassten die Chance, uns alle zu erschrecken, vielleicht sogar zu Tode.

Soweit mir bekannt ist, wurde nichts von Todesfällen oder Erkrankungen berichtet, die darauf zurückzuführen gewesen wären, dass Millionen Menschen der Freisetzung von 740 Billionen Becquerel in Form von Jod-131 ausgesetzt gewesen waren. Der britische National Health Service hat seinerzeit gründlich Buch geführt, und jeder signifikante Anstieg von Krebserkrankungen wäre aufgefallen. Eine echte Gefahr bestand nur für die Menschen vor Ort, die Feuerwehrmänner und Mitarbeiter der Anlage.

Aber das kann nicht stimmen, sagen Sie vielleicht. Angesehene Medien, beispielsweise die Times und die BBC, haben mehr als einmal festgestellt, dass in Europa und Russland infolge der Strahlung von der Tschernobyl-Katastrophe 30.000 und mehr Menschen gestorben sind. Ich glaube lieber den Ärzten und Radiobiologen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie untersuchten die Menschen in den von der Tschernobyl-Wolke verseuchten Gebieten 14 und 19 Jahre nach dem Zwischenfall und konnten nur 45 beziehungsweise 75 dementsprechende Todesfälle belegen. Dabei handelte es sich um Arbeiter, Feuerwehrleute und andere, die tapfer und erfolgreich das Feuer im brennenden Reaktor bekämpft und anschließend die Säuberungsarbeiten durchgeführt hatten.

Wo kommt also diese falsche Behauptung eines riesigen Todeszolls durch Tschernobyl her? Größtenteils basiert sie auf einer bornierten Fehlinterpretation radiobiologischer Fakten.

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Sorgfältige und komplizierte Beobachtungen und von Epidemiologen gesammelte Daten haben einen direkten, linearen Zusammenhang zwischen der Dosis der erhaltenen Strahlung und der Todesfallrate durch Krebs festgestellt. Größtenteils stammen die Daten von Japanern, die der Strahlung der Hiroshima-Atombombe ausgesetzt waren, vom Einsatz von Strahlung in der Medizin sowohl für Behandlungs- als auch für Diagnosezwecke und von den Biografien von Radiologen und Arbeitern, die während ihres Arbeitslebens Strahlungen ausgesetzt waren. Das United Nations Scientific Committee on the Effects of Atomic Radiation (UNSCEAR) gab im Jahr 2000 einen Bericht heraus, der die Beweise zusammenfasst und daraus schlussfolgert, dass die Hypothese eines direkten und linearen Zusammenhangs zwischen Strahlung und Schädigung am besten zu den Daten passt. Anhand dieser Schlussfolgerungen müssten wir vernünftigerweise erwarten, dass es, wenn man die gesamte Bevölkerung Europas zehn Millisievert Strahlung aussetzt — so viel wie von rund 100 Brust-Röntgenaufnahmen —, zu 400.000 Todesfällen kommen müsse.

So betrachtet, scheint das ein schreckliches Risiko zu sein, aber es ist nur eine erstaunlich naive Weise, die Fakten zu präsentieren. Es kommt nicht darauf an, ob wir sterben, sondern wann wir sterben. Wenn die 400.000 in der Woche nach der Bestrahlung stürben, wäre das in der Tat schrecklich. Aber was, wenn sie stattdessen ihr normales Leben weiterführten und nur eine Woche früher als erwartet stürben? Es ist eine radiobiologische Tatsache, dass zehn Millisievert Strahlung die menschliche Lebenserwartung um rund vier Tage verkürzt, eine weit weniger aufwühlende Schlussfolgerung. Mit derselben Berechnungsweise würde sich die Lebenszeit aller der Tschernobyl-Strahlung ausgesetzten Nordeuropäer im Durchschnitt um ein bis drei Stunden reduzieren. Im Vergleich dazu verliert ein lebenslanger Raucher sieben Jahre seiner Existenz.

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Kein Wunder, dass die Medien und die Anti-Atom-Aktivisten lieber vom Risiko des Krebstodes sprechen. Das ergibt eine bessere Geschichte als der Verlust von wenigen Stunden Lebenserwartung. Wenn man Lüge als eine Aussage definiert, die absichtlich zu täuschen versucht, dann ist die ständige Wiederholung der Unmengen von Tschernobyl-Toten eine sehr große Lüge.

Tschernobyl mag sehr wohl manchen von denjenigen, die in der Ukraine und in Weißrussland leben, ein paar Wochen Lebenserwartung geraubt haben. Doch wie wäre es gewesen, wenn sie im Schwemmland eines Flusses gelebt hätten, bei dem stromauf ein riesiger Damm brach? Dann hätten sie ihre gesamte Lebenserwartung verloren. Diese Form erneuerbarer Energie kann viel tödlicher sein als Kernkraft.

Eine solidere und nützlichere Einschätzung der relativen Sicherheit der unterschiedlichen Energiequellen findet sich in einem 2002 veröffentlichten Bericht des Paul-Scherrer-Instituts in der Schweiz. Dort überprüfte man alle großen Energiequellen auf der Welt und verglich deren Sicherheitsbilanz. Die Gefährlichkeit wurde jeweils anhand der Todesfälle von 1970 bis 1992 pro Terawattjahr produzierter Energie ermittelt (ein Terawattjahr entspricht einer Billion Watt Elektrizität, die über ein Jahr hinweg kontinuierlich produziert und verbraucht wird). Die Tabelle unten zeigt die Ergebnisse.

 

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Ich war über die Feststellung erstaunt, dass sich Kernenergie als die sicherste aller großen Energiequellen herausgestellt hatte. Den Schweizer Zahlen nach ist sie rund 40-mal sicherer als die Energiegewinnung aus Kohle oder Ol und sogar auch sicherer als die erneuerbare Stromerzeugung mit Wasserkraft. Aber die Unwahrheiten über die Kernenergie halten sich so hartnäckig, dass wir noch immer die Verwendung von Uran in einem Reaktor für gefährlicher halten als die Verbrennung von Kohlenstoff mit dem Sauerstoff der Luft.

Angesichts der ständigen Verzerrung der Wahrheit hinsichtlich der Gesundheitsrisiken der Kernenergie sollten wir uns die Frage stellen, ob nicht andere Behauptungen zur Atomkraft gleichermaßen fehlerhaft sind. So wundere ich mich über die Aussage der Atomausstiegsbehörde vom August 2005, dass es sechs Milliarden Pfund kosten würde, die britischen Plutoniumvorräte abzubauen, was Teil eines 56-Milliarden-Pfund-Pakets zur Stilllegung aller britischen Nukleareinrichtungen ist. Es stimmt, dass Plutonium ein giftiges Element ist und immer das Risiko besteht, dass es gestohlen wird, um Kernwaffen daraus herzustellen. Aber die Plutoniumvorräte in Großbritannien stellen das Energieäquivalent von mehreren Hundert Millionen Tonnen Kohle oder Öl dar — genug, um unsere Kernkraftwerke noch mehrere Jahre lang zu betreiben. Ich finde es unglaublich, dass unsere Regierung und ihre Berater diesen reichen Vorrat an Kernbrennstoff und unsere Kraftwerke als etwas betrachten, das man stilllegt und abschreibt; und sie sind auch noch bereit, dafür mehr als 50 Milliarden Pfund zu bezahlen. Öl kostet mittlerweile 50 Dollar pro Barrel: Bei diesem Preis sind, in Energieeinheiten ausgedrückt, allein die britischen Plutoniumvorräte mehr als 100 Milliarden Pfund wert. All das vollzieht sich in aller Stille und unter Vorwänden; wir sind niemals gefragt worden, ob wir diese ungeheuren Kosten zu tragen bereit sind.

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Mittlerweile zirkuliert eine andere falsche Vorstellung, nämlich dass die Weltvorräte an Uran so gering sind, dass sie sich zur Energiegewinnung nur noch wenige Jahre nutzen ließen. Es stimmt, dass die leicht abbaubaren Uranlagerstätten bald erschöpft wären, wenn die gesamte Welt Uran als einzigen Brennstoff nehmen würde. Aber es gibt minderwertiges Uranerz im Überfluss: Granit beispielsweise enthält meistens genügend Uran, um eine fünfmal größere Brennstoffkapazität als die der gleichen Menge Kohle zu haben. Indien arbeitet bereits daran, seine reichen Thoriumvorräte als alternativen Nuklearbrennstoff an Stelle von Uran zu verwenden.

Die richtige Mischung von Energiequellen

Mein entschiedener Appell zugunsten der Kernenergie rührt von der zunehmenden Überzeugung her, dass wir nur noch wenig Zeit haben, um eine verlässliche und sichere Stromversorgung aufzubauen; in besonderem Maße trifft das auf eine Reihe europäischer Länder zu. Ich betrachte Kernkraft nicht als Allheilmittel, sondern nur als einen wichtigen Teil eines Portfolios von Energiequellen. Für die unmittelbare Zukunft müssen wir, und zwar sofort, als vorübergehende Maßnahme so viel Kernenergie nutzen wie möglich, während wir uns auf eine Zukunft vorbereiten, in der sie durch saubere Energie aus anderen Quellen ersetzt werden kann. Dazu gehören erneuerbare Formen, Kernfusion und die Verbrennung fossiler Energieträger unter Bedingungen, bei denen das entstehende Kohlendioxid sicher sequestriert werden kann, vorzugsweise in fester, träger Form wie etwa Magnesiumkarbonat. 

Als wichtigsten und alles bestimmenden Faktor müssen wir die Zeit berücksichtigen; Kernkraft steht uns bereits heute zur Verfügung, und mit dem Bau neuer Reaktoren sollte sofort begonnen werden. Sämtliche Alternativen einschließlich der Fusionsenergie brauchen noch Jahrzehnte der Entwicklung, bevor sie in einer Größenordnung zur Anwendung kommen können, die die Emissionen signifikant reduziert. In den nächsten Jahren werden erneuerbare Quellen, vor allem der Wind, einen zunehmenden Beitrag emissionsfreier Energie liefern, aber im Vergleich zum Nuklearpotenzial wird dieser ziemlich klein sein. Bis 2008, wenn mit dem Abschalten begonnen werden soll, wird die Kapazität der britischen Kernkraftwerke 14.000 Megawatt betragen, und das sind nur 21 Prozent unserer gesamten Stromproduktion. Um die Kernenergie mit Windturbinen von einem Megawatt zu ersetzen, wären 56.000 davon erforderlich, und als Reserve müssten 10.500 Megawatt aus fossilen Brennstoffen für die häufigen Abschnitte bereitstehen, wenn der Wind zu schwach oder zu stark weht.

Solange wir unsere Lebensweise nicht drastisch ändern, müssen wir noch mehrere Jahrzehnte lang mit fossilen Brennstoffen weitermachen; 30 Prozent unseres Energieverbrauchs gehen heute in den Transport, und es ist sehr unwahrscheinlich, dass der Kohlendioxidausstoß von Autos, Lastwagen, Zügen und Flugzeugen sequestriert und vergraben werden kann.

Die virtuelle Supermacht Europas, Frankreich-Deutschland, nutzt das Beste beider Welten, wobei die französische Hälfte ganz nuklear und die deutsche ganz grün ist. 

Das wäre eine gute und vernünftige Lösung, wenn Deutschland nicht versuchen würde, das restliche Europa dazu zu bringen, seine Industrie zu unter­stützen, indem wir ihre Windgeneratoren kaufen.

[detopia-2019: verschwörungstheoretischähnlich]

Währenddessen fällt in den Klimazentren der Welt das Barometer ständig weiter und berichtet von der drohenden Gefahr eines Klimasturms, dessen Schwere die Erde seit 55 Millionen Jahren nicht mehr erlebt hat. 

Aber in den Städten geht die Party weiter: Wie lange dauert es noch, bis die Realität in unseren Köpfen angekommen ist?

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