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7.  Techniken für einen nachhaltigen Rückzug      Lovelock-2006

 

 

    Linderung  

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Wahrscheinlich werden die Vereinigten Staaten bald von ihrer derzeitigen skeptischen Haltung abrücken und die globale Erwärmung ernst nehmen. Wenn sie das tun, wird ihre Reaktion meiner Ansicht nach in »technischen Reparaturversuchen« bestehen, also der Anwendung der Kenntnisse, die sie dank ihres Raum­fahrtprogramms und ihrer Begeisterung für Hochtechnologie haben.

Im Januar 2004 fand an der Cambridge University eine wirklich interessante wissenschaftliche Konferenz statt. Ihr irgendwie bedrohlich klingendes Thema lautete »Großtechnische Optionen gegen den Klimawandel«, was vor meinem geistigen Auge Bilder von gigantischen Barrieren beschwor, die sich mindestens über den Ärmelkanal erstreckten. Am Isaac Newton Institute in Cambridge hatte sich eine ungewöhnliche Auswahl von Wissen­schaftlern und Technikern versammelt, die sich nahezu allesamt mit der globalen Erwärmung und Vorschlägen zu ihrer Abschwächung im weltweiten Maßstab beschäftigten.

Organisiert hatten das Treffen Professor Harry Elderfield, Geowissenschaftler aus Cambridge, und Professor John Shepherd, Ozeanologe an der Southampton University; eingeladen waren Urheber oder Befürworter einer Reihe von einfallsreichen Vorschlägen, mit denen der Klimawandel direkt durch Intervention auf planetarischer Ebene gestoppt werden soll. Es war eine seriöse Konferenz, und wir wurden von informierten und vernünftigen Kritikern unter den Zuhörern davon abgehalten, Richtung Science-Fiction abzudriften. Es zeichnete sich bald ab, dass es zwei Hauptansätze gab: Der eine bestand darin, die Menge der von der Sonne auf die Erde treffenden Hitze zu reduzieren, der andere, Kohlendioxid und andere Treibhaus­gase aus der Luft zu entfernen oder bei der Verbrennung zu verhindern.

Direkte und mutige Antworten auf die globale Erwärmung unterbreiteten Lowell Wood und Ken Caldiera vom Lawrence Livermore Laboratory bei San Francisco: 

Sie schlugen vor, im Weltall einen Sonnenschirm zwischen der Erde und der Sonne zu errichten. Wood beschrieb eine das Sonnenlicht abhaltende Scheibe von rund zwölf Kilometern Durchmesser am Lagrange-Punkt zwischen der Erde und der Sonne (das ist die Entfernung, bei der die Schwerkraft der Sonne und die der Erde sich aufheben, sodass es kaum Aufwand bedeutet, den Sonnenschirm an Ort und Stelle zu halten). Er erklärte, die Scheibe könne ein paar Prozent des Sonnenlichts ablenken oder streuen und so unseren Planeten abkühlen, und legte überzeugend dar, dass diese ungewöhnliche Maßnahme gegen die globale Erwärmung weder aus Kosten- noch aus praktischen Gründen unmöglich sei. Die Scheibe würde rund 100 Tonnen wiegen und könnte im All zusammengesetzt und aufgespannt werden. 

Wood und Caldiera nannten auch die Möglichkeit, kleine Ballons in die Stratosphäre aufsteigen zu lassen, die ebenfalls das Sonnenlicht reflektieren und die Strahlungshitze der Sonne um den gleichen Wert reduzieren könnten.

Eine gleichermaßen einleuchtende Methode, die Menge an solarer Strahlung zu senken, ist die künstliche Produktion von marinen Stratuswolken über weiten Teilen der Ozeane; dabei handelt es sich um Wolken- oder Nebelschichten relativ dicht über der Wasseroberfläche. 

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John Ladiam vom National Center for Atmospheric Research in Colorado beschrieb kleine, handhabbare Geräte, die Meerwasser in ein Aerosol von winzigen Partikeln verwandeln, welche als Kondensationskerne der Wolken dienen würden. Dieser Vorschlag ist praktikabler, als es auf den ersten Blick aussieht: Wir wissen bereits, dass niedrige Stratuswolken über dem Meer Teil der natürlichen Abkühlung sind, die Meeresalgen mittels Emission des Gases Dimethylsulfid bewirken.

Im Allgemeinen neigte man dazu, diesen Verfahren ein gewisses Potenzial zuzubilligen, aber Peter Liss von der University of East Anglia wies zu Recht daraufhin, dass die Reduktion der Sonneneinstrahlung nur die Hälfte des Problems löst; das aus menschlichen Aktivitäten herrührende Kohlendioxid würde sich weiter in immer größeren Mengen in der Atmosphäre ansammeln, und wenn es in den Ozeanen gelöst wird, erhöht sich deren Säuregehalt. 

Es gibt gute Gründe zu der Annahme, dass eine Versauerung der Meere der ozeanischen Produktivität schadet: Anfang 2005 berichteten Carol Turley und Kollegen vom Plymouth Marine Laboratory, dass der Ozean schon für viele Meeresorganismen zu sauer geworden ist und noch mehr Kohlendioxid sich katastrophal auswirken würde. Dann wurde ausführlich über die Absonderung von Kohlendioxid an der Quelle oder aus der Atmosphäre selbst diskutiert. Aus technischer Sicht ist es absolut machbar, Kohlendioxid aus Rauchgasen zu entfernen, und es ist auch nicht extrem teuer. Das Hauptproblem bei dieser sogenannten Sequestrierung ist allerdings die große Menge des Kohlendioxids und die Frage, wo man es lagern soll. Ein erster Vorschlag sah eine Verklappung im Meer vor; unglücklicherweise verbietet dies das bereits angesprochene Problem der Versauerung. Man kann das Kohlendioxid unterirdisch in ausgebeuteten Erdgas- oder Öllagerstätten speichern; wie schon erwähnt, machen das die Norweger bereits in einem erschöpften Gasfeld unter der Nordsee. 

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Kohlendioxid könnte auch unterirdisch in geeignete Felsen injiziert werden, aber es ist nicht sicher, ob diese Speicher stabil bleiben und das Gas nicht irgendwann wieder freigesetzt wird. Je nach Topografie der Umgebung kann ein solches Entweichen tödliche Folgen haben, wie eine Naturkatastrophe in Kamerun vor ein paar Jahren zeigte: Damals legte sich aus dem Kratersee eines erloschenen Vulkans ausgetretenes Kohlendioxid als dichte Gaswolke über ein Dorf und erstickte dessen Bewohner.

Wir scheinen gegenüber den Gefahren eines stetig zunehmenden Kohlendioxidausstoßes blind zu sein; ich fühle mich verpflichtet, daran zu erinnern, dass die Jahresproduktion dieses Gases einen Berg von rund 1600 Metern Höhe und 20 Kilometern Umfang ergäbe. Im August 2005 berichtete die Nuclear Dicommissioning Authority (NDA), dass es fast 60 Milliarden Pfund kosten würde, im Verlauf der nächsten 25 Jahre die Nuklearanlagen in Großbritannien stillzulegen. Man mag es kaum glauben, dass eine so riesige Summe für eine so unwichtige Aufgabe auch nur in Erwägung gezogen wird, wo es doch viel sinnvoller wäre, sie für die Beseitigung des Kohlendioxids auszugeben. Bei der Konferenz unterbreitete Ken Caldiera den praktikablen Vorschlag, Kohlendioxid durch Reaktion mit einer Suspension von Kreide in Wasser abzuscheiden. Das würde eine Lösung von Kalziumbikarbonat ergeben, die viel leichter zu entsorgen ist als gasförmiges Kohlendioxid.

Der amerikanische Wissenschaftler Klaus Lackner fesselte uns mit dem von ihm vorgeschlagenen Verfahren, Kohlendioxid direkt aus der Luft zu extrahieren und es dann mit pulverisiertem Serpentin reagieren zu lassen, einem alkalischen Eruptivgestein. Das würde Magnesiumkarbonat ergeben, einen stabilen Feststoff, den man zum Teil als Baumaterial verwenden könnte und der sich verglichen mit Kohlendioxid leicht lagern ließe. Attraktiv an dieser Idee war, dass man den Prozess an den Lagerstätten von Serpentin ablaufen lassen könnte und er nicht auf die Orte beschränkt wäre, wo Kohlendioxid entsteht.

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Unter den Kritikern im Publikum befand sich der herausragende Wirtschaftswissenschaftler Shimon Awerbuch, der hellsichtig davor warnte, dass alles, was wir zur Abwehr der globalen Erwärmung unternähmen, nur dazu führen würde, dass wir, während die Gefahr der Erwärmung weiter besteht, nur noch mehr fossile Energieträger verbrennen, weil das so in der menschlichen Natur liegt.

Wir verließen die Konferenz mit dem Gefühl, dass die Linderung der globalen Erwärmung zwar ein erhebliches Problem darstellt, die Aussichten aber nicht hoffnungslos sind. Ich fragte mich, ob es nicht noch eine einfachere Möglichkeit gäbe, die Erde abzukühlen. Vielleicht könnten wir den gut bekannten Abkühlungseffekt großer Vulkanausbrüche imitieren. Als 1991 der Pinatubo auf den Philippinen ausbrach, schickte er Schwefeldioxid in die Stratosphäre, wo es oxidierte und ein Aerosol von Schwefelsäuretröpfchen bildete. Diese Tröpfchen trieben mehrere Jahre lang in der oberen Atmosphäre und verzögerten die Treibhauserwärmung signifikant. Wir könnten ein solches Aerosol winziger Schwefelsäuretröpfchen in die Stratosphäre einbringen, indem wir einfach dafür sorgten, dass in jener Höhe fliegende Flugzeuge Treibstoff verbrennen, der eine kleine Menge Schwefel enthält. Die auf der Nordhalbkugel am häufigsten genutzten Routen verlaufen überwiegend in der Stratosphäre. Später fand ich heraus, dass dieser Einfall bereits in den siebziger Jahren von dem russischen Wissenschaftler M. I. Budyko vorgetragen worden war. Damals war er zurückgewiesen worden, weil er den Verbrauch fossiler Brennstoffe noch mehr fördern würde. Jetzt könnte er uns vielleicht die Zeit für einen nachhaltigen Rückzug verschaffen.

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Treibstoffhersteller entfernen normalerweise Schwefel enthaltende Bestandteile aus Kerosin und Flugbenzin, um die Umweltverschmutzung am Boden zu reduzieren. Es wäre nicht schwer, Treibstoffe mit einem Schwefelgehalt von 0,1 bis 1 Prozent anzubieten — der Menge, die für die Produktion von Aerosolen nötig wäre. Natürlich gäbe es Probleme mit der komplexen Chemie der Stratosphäre, beispielsweise wegen des Ozonabbaus. Robert E. Dickinson vom Institute of Physics der Arizona University hat eine umfassende und detaillierte Untersuchung über den Einsatz von Aerosolen zur Linderung des Klimawandels vorgelegt, und ich empfehle sie allen, die sich näher mit dieser zeitaufwendigen, aber machbaren Rettung vor der Überhitzung beschäftigen wollen.

Wie so häufig — weil Gaia noch immer nicht Teil unseres Alltagsdenkens ist — wurde bei dieser ausgezeichneten Konferenz in Cambridge nicht gesagt, dass klimatologische Aspekte nur eine Seite des globalen Wandels sind. Genauso wichtig wie die Einschränkung der Emissionen ist die Erkenntnis, dass die natürlichen Ökosysteme der Erde das Klima und die Chemie des Planeten regulieren und nicht nur einfach dafür da sind, uns mit Nahrung und Rohstoffen zu versorgen. Unsere Versuche, diese Ökosysteme durch land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen zu ersetzen, haben in den letzten Jahren in Indonesien und andernorts in den Tropen zu einem sowohl regionalen als auch globalen Desaster geführt. 

Im New Scientist vom August 2005 beschrieb Fred Pearce rätselhafte Oberflächenveränderungen in Sibirien und Alaska, wo ein kürzlicher Temperaturanstieg um 3°C gefrorene Torfmoore großflächig auftauen ließ. Er warnte, diese Erwärmung könnte möglicherweise riesige Mengen des im Eis unter der Oberfläche eingeschlossenen Methans freisetzen. Und wenn der Torf erst einmal austrocknet, möchte ich hinzufügen, werden Brände noch mehr Kohlendioxid in die Luft einbringen: Das mit Übereifer betriebene Roden von Wäldern für die Landwirtschaft in Südostasien und die Trockenlegung der Torfmoore, auf denen die Bäume wuchsen, haben zu so massiven Bränden geführt, dass deren Kohlendioxidausstoß 40 Prozent der weltweiten Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger erreichte.

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Weniger auffällig, aber gleichermaßen zerstörerisch sind die langfristigen Folgen der Viehzucht. Gern wiederhole ich den Merkspruch: »Verbrennung, Vieh und Vernichtung von Wäldern sind die drei tödlichen Vs — man arbeite damit so wenig wie möglich.« Nach dieser einfallsreichen und gründlichen Debatte in Cambridge musste ich daran denken, dass wir für alle Verhaltensweisen, die die Oberfläche oder die Atmosphäre der Erde verändern, ein Äquivalent zum Eid des Hippokrates brauchen, den die Ärzte leisten: »Was Verderben und Schaden bringt, will ich von meinen Patienten fernhalten.« 

Wir brauchen ein Warnschild auf allen Bulldozern, Kettensägen und sämtlichen großen Energie verbrauchenden Maschinen: »Was Verderben und Schaden bringt, will ich von der Erde fernhalten.« Wie beim hippokratischen Eid wäre das nicht mehr als eine Absichtserklärung, aber weit besser als unser heutiger gedankenloser Umgang mit der Haut und der Atmosphäre der Erde.

 

    Utopische Ernährungs- und Lebensweisen   

 

Ich vermute, es könnte gerade so eben möglich sein, die bald auf der Erde lebenden acht Milliarden Menschen zu ernähren, ohne Gaia zu schädigen. Aber dafür müssten wir uns vom Metabolismus des Planeten abkoppeln. Wenn die Kernfusion erst einmal funktioniert, könnten wir unsere gesamten Energie­bedürfnisse decken, aber wir müssten noch immer viel zu viel von der Planetenoberfläche landwirtschaftlich nutzen und würden zweifellos auch die ozeanischen Ökosysteme gefährden. Also würde ich gern über die Möglichkeiten spekulieren, sämtliche Nahrung für acht Milliarden Menschen synthetisch herzustellen und damit die Landwirtschaft aufzugeben.

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Der gesamte Nahrungsmittelverbrauch der Welt entspricht rund 700 Millionen Tonnen Kohlenstoff pro Jahr, was nur ein kleiner Bruchteil dessen ist, was wir heute zur Energieerzeugung nutzen. Die Chemikalien für die Nahrungssynthese kämen direkt aus der Luft oder bequemerweise von den Kohlenstoff­bestandteilen, die im Übermaß in den Kraftwerken sequestriert werden. Stickstoff und Schwefel könnten aus denselben Quellen gewonnen werden, und zusätzlich brauchten wir nur noch Wasser und Spurenelemente. Wir würden uns wie Pflanzen verhalten, aber wahrscheinlich Kernfusion statt Sonnenenergie verwenden.

Was wir synthetisch herstellen könnten, wären nicht die trickreichen, natürlichen Chemikalien, die wir jetzt als Brokkoli, Oliven, Apfel, Steaks oder, was wahrscheinlicher ist, Hamburger und Pizzas verzehren. Vielmehr würden die neuen großen Nahrungsmittelfabriken einfache Zucker und Aminosäuren produzieren. Diese bildeten einen Grundstock von Nährstoffen für Gewebekulturen von Fleisch und Gemüse und allen infrage kommenden Organismen, die man schadlos essen kann. Die Technik würde sich nicht sehr von der unterscheiden, mit der man heutzutage Bier braut oder Antibiotika produziert. Wenn man das in so großem Maßstab macht, dass alle satt werden, könnte das jetzt bewirtschaftete Land Gaia zurückgegeben und seinem eigentlichen Zweck zugeführt werden, der Regulierung des Klimas und der Chemie der Erde. Das heutige Überfischen der Weltmeere könnte ebenfalls aufhören.

Ich habe auch überlegt, ob man ein kleines, dicht bevölkertes Land wie meines langfristig lebensfähig und Gaia-freundlich umgestalten kann, indem man es in drei Teile teilt. Auf einem Drittel würden Städte, Industrie, Häfen, Flughäfen und Straßen liegen; das zweite Drittel wäre für Intensivlandwirtschaft reserviert, die alles erzeugt, was wir brauchen; das letzte Drittel würde vollständig Gaia übergeben und ohne Eingriffe oder Bewirtschaftung seiner eigenen Entwicklung überlassen.

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Die meisten von uns ziehen eine urbane Lebensform vor, solange deren Kehrseiten dem Blick entzogen bleiben. Dichte, kompakte Städte ohne wuchernde Vororte, wie sie der Architekt Richard Rogers in seinem Buch Cities for a Small Planet (1997) vorgeschlagen hat, würden vergleichsweise wenig Land verbrauchen und könnten so komprimiert sein, dass zu Fuß zu gehen die beliebteste Form der Fortbewegung wäre. In einem Radiointerview sagte ein anderer herausragender Architekt, Norman Foster, dass mehr als 75 Prozent aller Energie für Gebäude und Transportzwecke verwendet werden; dichte, gut geplante Städte würden hier zu einer einfachen und problemlosen Reduzierung führen.

Für Fernreisen, die unser aller Wanderlust befriedigen, könnten wir wieder auf Segelschiffe zurückgreifen. Ich denke dabei nicht an die großartigen hölzernen Viermaster, deren Betrieb Dutzende von Seeleuten erforderte, sondern an hochtechnisierte, automatische Segelschiffe, die wie ein modernes Flugzeug einen geplanten Kurs halten und technisch so hochgerüstet sind, dass sie den Wind optimal nutzen. Die Reise würde länger dauern als mit einem Flugzeug, aber wie man oft sagt, ist der Weg wichtiger als das Ziel. Aus meinen persönlichen Erfahrungen von 13 Reisen über den Atlantik nach Nordamerika an Bord von Passagierschiffen weiß ich, dass es wesentlich angenehmer ist, mit dem Schiff zu reisen als mit dem Flugzeug, aber wenn es schon eine Flugreise sein muss, warum dann nicht mit gigantischen Luftschiffen, die mit den Passatwinden fahren? Man könnte sie aus heutigen Flugzeugmaterialien bauen und Dampf als Traggas verwenden.

Ohne dass uns das bewusst ist, nähern wir uns einer Entwicklungsphase, in der wir hauptsächlich Geräte benutzen, die wenig Energie verbrauchen. Was für eine erstaunlich gute Erfindung war doch das Mobiltelefon: Es befriedigt die universelle Neigung von Menschen, ein Schwätzchen zu halten, und es verführt uns dazu, Tag für Tag viele Stunden zu minimalen Energiekosten zu verbringen — eine der grünsten aller je gemachten Erfindungen. Kleine, hocheffiziente Computer schleichen sich jetzt in unser Leben, und wir verbringen noch mehr Zeit zu minimalen Energiekosten, indem wir an ihnen spielen oder durch das Internet surfen. Eine extrem hochtechnisierte, aber wenig Energie verbrauchende Zivilisation kann man sich durchaus vorstellen, aber sie wäre völlig anders als die gegenwärtige Vision einer niedrigenergetischen Welt der nachhaltigen Entwicklung und erneuerbaren Energien, in der die Mehrheit versucht, mit »organischen« Nahrungsmitteln von kleinen Bio-Bauern zu überleben, die eine protestierende Erde beackern.

Welche Form die zukünftige Gesellschaft auch haben wird, es wird eine Stammesgesellschaft sein, und es wird Privilegierte und Arme geben. Demzufolge würde es in unserer High-Tech-Welt sicherlich unter den Reichen schick sein, echte Nahrungsmittel zu verzehren: in Erde gewachsenes Gemüse, mit Fleisch und Fisch gekocht. In unseren gegenwärtigen Schlamassel sind wir geraten, weil der Luxus des Beheizens ganzer Gebäude und der des privaten Autoverkehrs zu einer Notwendigkeit geworden sind, aber die Kapazitäten der Erde weit übersteigen. Wir müssen wachsam sein und dem Luxus, der Gaia bedroht, Einhalt gebieten. 

Abermals muss ich betonen, dass Gaias Wohlergehen immer dem unseren vorausgehen muss — ohne sie können wir nicht existieren.

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