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Die Ursprünge  des Zweiten Weltkrieges und des Holocaust in deutscher Kindeserziehung 

 

 

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Wenn man die deutschen Kindeserziehungspraktiken nicht als Grund für die deutsche Massengewalt in Betracht zieht, gibt es keinen Weg an Goldhagens Folgerungen vorbei, wonach der Krieg und der Holocaust »etwas monströs Deutschem ... letztendlich Unerklärbarem [und nicht] einem Produkt menschlicher Entscheidungen« zuzuschreiben ist.223)  

Doch wenn man festhält, dass die deutsche Kindheit um 1900 ein Albtraum von Mord, Vernachlässigung, Prügeln und Folter von unschuldigen, hilflosen menschlichen Wesen war, dann ist die Wiederaufführung dieses Albtraums vier Jahrzehnte später im Holocaust und im Zweiten Weltkrieg letztlich zu verstehen.

Historiker haben es vermieden, die deutsche Kindererziehung gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu beforschen. Die wenigen, die derartige Forschungen anstellten, fanden heraus, dass die deutsche Kindheit einheitlich brutaler als die französische oder britische Kindheit gewesen ist. 

Ein von Maynes angestellter Vergleich von neunzig deutschen und französischen Autobiographien von Kindheiten der Arbeiterklasse im späten 19. Jahr­hundert attestierte den deutschen Kindheiten wesentlich mehr Brutalität und Ungeliebtheit, mit der typischen Erinnerung an Zuhause: »Keine hellen Momente, keine Sonnenstrahlen, kein Hinweis auf ein bequemes Zuhause, wo mütterliche Liebe und Fürsorge meine Kindheit hätte prägen können, sind mir jemals zuteil geworden.«224)

In Kontrast dazu »erzählen die Autobiographien der französischen Arbeiter gänzlich andere Kindheits­geschichten. Sicherlich gibt es da einige wenige französische Berichte von Kindheiten, die durch Grausamkeit, Vernachlässigung und Ausbeutung gekennzeichnet waren«.225) Aber »viel häufiger begegnen Geschichten von überraschend gefühlvollen Elternhäusern mit liebevollen und warmen Beziehungen zu den Müttern (und oft auch zu den Vätern), sogar im Angesicht materieller Armut«.226)  

Maynes fand heraus, dass unnachgiebige Kinderarbeit, sexuelle Belästigung und Schläge zuhause und in der Schule in den deutschen Berichten konsistent schlimmer waren.

Die umfangreichste Erforschung der Geschichte deutscher Kindeserziehung anhand von primären Quellen ist von Psychohistorikern in Verbindung mit der <Deutschen Gesellschaft für psychohistorische Forschung>, dem deutschen Zweig des Instituts für Psychohistorie, betrieben worden.227 Die beiden Hauptstudien, welche die deutsche Kindeserziehung im 19. Jahrhundert abdecken, sind die im <The Journal of Psychohistory> von Aurel Ende und Raffael Scheck publizierten. Einheitlich fanden beide Grausamkeit und Vernachlässigung in den detaillierten Untersuchungen von 154 deutschen Autobiographien. Das Prügeln von Kindern war in deutschen Familien so verbreitet, dass Scheck daraus schließt: »Es gibt praktisch keine Autobiographie, die nichts über Gewalt gegen Kinder berichtet und kaum einen Autor, der als Kind nicht geschlagen wurde.«228)

Endes umfangreiche Studien bestätigen, dass »nirgendwo sonst in Westeuropa die Bedürfnisse von Kindern so fatal vernachlässigt werden wie in Deutschland«, wo »Kindersterblichkeit, Prügelstrafe, Grausamkeit an Kindern, die Ausbeutung durch Kinderarbeit und das Lehrer-Schüler-Verhältnis« so brutal waren, dass er meinte, sich dafür entschuldigen zu müssen, »sich nicht mit der <erfreulicheren Seite> der deutschen Kindheit beschäftigt zu haben, weil sich herausstellte, es keine <erfreuliche Seite> gegeben hat«.229)

Besucher von deutschen Familien gegen Ende des 19. Jahrhunderts befanden, dass, allgemein gesehen, »einem diese kleinen deutschen Kinder leid tun können; sie müssen so hart arbeiten und es scheint ihnen an dieser Fülle des Lebens, der Stimmung und der kindlichen Freude zu fehlen, die amerikanische Kinder schwieriger auszubilden macht, aber ihnen die Erinnerung an eine glückliche Kindheit belässt«.230)

Besucher bemerkten speziell die deutsche Bevorzugung von Jungen und ihre schlechte Behandlung von Mädchen. Während in Frankreich und England »ein zunehmendes Wertschätzen von Mädchen«, beginnend im 18. Jahrhundert, vorherrschte, mit Eltern, die vielfach öffentlich ihre Präferenz, ein Mädchen zu haben, äußerten,231 ärgerte man sich in Deutschland gegen Ende des 19. Jahrhunderts über Mädchen und vernachlässigte sie einheitlich. Wenn ein Mädchen zur Welt kam, waren die Deutschen meist traurig:

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Endlich war das Kind geboren. ... »Ist es ein Junge?« schrie der Bauer. »Nein, ein Mädchen.« Er konnte mir das nicht glauben und riss mir das Kind fast aus den Händen. Dann warf er im Zorn das Kind mit voller Wucht derartig brutal auf das Bett neben die Mutter, dass er ihm das Rückgrat hätte brechen können. »Zum Teufel mit euch beiden!« schrie er und stürmte davon.232)

 

»Von Kindheit an war das Leben, das [deutsche] Frauen führten, überaus hart ... beherrscht von Erinnerungen an väterliche Brutalität und Nachlässigkeit. ... Betrunkenheit und Gewalt waren ein routinemäßiger Bestandteil des Lebens, [einschließlich] der inzestuösen Zudringlichkeiten des Vaters ... [und] Missbrauchs mit sexuellen Untertönen aus den Händen ihrer Mutter ... Schlägen und anderen Formen gewalttätiger Bestrafung.«233 Deutschland lag in der Ausbildung von Mädchen und den Frauenrechten weit hinter dem Rest Europas, sodass es wesentlich weniger innovative Mütter und hoffnungsvolle Töchter als in anderen Ländern gab.234

Deutsche Familiengrundsätze beschrieben den Mangel an Liebe von Müttern ihren Kindern gegenüber dahingehend, dass Zärtlichkeit »schlichtweg nicht in der Natur der Mutter lag ... Wie sie die Kinder ... knapp hielt mit Speise und Kleidung, so auch mit Liebkosungen und Zärtlichkeiten ... die Kinder sollten ... sich mehr für <Unkräuter> halten und dankbar sein, dass man sie duldete.«235) 

Von den Kindern wurde erwartet, ihren Eltern Zuneigung zu schenken, was umgekehrt nicht der Fall war: »Wir erschienen immer zitternd vor unseren Eltern und hofften, unser verpflichtender Kuss ihrer Hände würde angenommen werden.«236 Ein Junge berichtete, seine Mutter hätte einmal ein Wort des Lobes verloren, indem sie jemandem sagte: »Er ist gut und wohlgelitten«: Worte, die ihm im Gedächtnis blieben, weil sie in seinen Ohren ganz ungewohnte Laute waren.237 

Jedoch waren nette Worte in deutschen Haushalten selten, deshalb erinnerten sich die meisten an »kein zärtliches Wort, keine Liebkosung, nur Angst«238, und die Kindheit war »freudlos«, »so unermesslich traurig, dass man es nicht ergründen konnte«.239

 

Deutscher Kindsmord, Säugen durch Ammen und Verschnüren 

Nachdem deutsche Väter gegen Ende des 19. Jahrhunderts nur wenig Zeit zuhause verbrachten, war die Erziehung der Kinder mit überwältigender Mehrheit Aufgabe der Mutter: »In den ersten fünf Jahren liegen Pflege und Bildung der Kinder fast gänzlich in ihren Händen.«240 Die Mutter herrschte besonders über die Kinderstube und die Küche, wo die Kinder ihre Zeit verbrachten und »sie konnte sogar Männer von diesen restriktiven Gebieten ausschließen«,241 wenn diese zuhause waren. 

Obwohl die meisten Studien über die Behandlung von Säuglingen und Kleinkindern in Deutschland die zugegebene Brutalität und autoritäre Art der Väter betonen, drehte sich das wirkliche Leben junger deutscher Kinder in der Vergangenheit mehr um ihre Ermordung, Zurückweisung, Vernachlässigung, Fesselung und Verprügelung durch ihre Mütter und andere Frauen.


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Kindesmord und Säuglingssterblichkeit waren gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland und Österreich weit mehr verbreitet als in England, Frankreich, Italien und Skandinavien.242 Neugeborene wurden nicht als vollwertige Menschen betrachtet, weil man dachte, sie besäßen in den ersten 6 Wochen noch keine Seele und konnten so »in einer Art später Abtreibung getötet werden«.243 Vielfach bekamen gebärende Mütter in Deutschland »ihre Babies im Abort und behandelten die Geburt wie eine Evakuation«.244 Geburten, die als »Stuhlgang erfahren wurden, ermöglichten den Frauen ihre Kinder auf eine sehr grobe Art umzubringen, durch Zerschmettern ihrer Schädel wie bei Geflügel oder Kleintieren«.245 

Andere, die beobachteten, wie Mütter ihre Kinder töteten, bemerkten an diesen keine Gewissensbisse, »voll von Gleichgültigkeit, Kälte und Gefühllosigkeit [und vermittelten] den Eindruck allgemeiner Gefühlsarmut« gegenüber ihren Kindern.246 Auch wenn der Säugling überleben durfte, konnte er leicht vernachlässigt und zuwenig gefüttert, und somit »direkt in den Himmel geschickt« werden. 

Die Sterblichkeitsraten von Säuglingen reichten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von 21 Prozent in Preußen bis zu erstaunlichen 58 Prozent in Bayern,247 wobei sich die Zahlen im Süden teilweise aus der Praxis des Nichtstillens erklären,248 denn von Hand gefütterte Babies starben dreimal so häufig wie Gestillte.249 Die besten Zahlen für ganz Deutschland gegen Ende des Jahrhunderts lagen immer noch über 20 Prozent, doppelt so hoch wie in Frankreich und England.250  

Auch wenn das Neugeborene überleben durfte, wurde es mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit verstoßen. Speziell Wien hatte eine der höchsten Verstoßungsraten in Europa; die Hälfte aller Neugeborenen im 19. Jahrhundert wurde von der Mutter verlassen.251)

 

Ärzte im 19. Jahrhundert verurteilten die Praxis, das Stillen zu verweigern, und sagten, der Brei aus Mehl und Wasser oder Milch wäre »zumeist so dick [gewesen], dass er in das Kind hineingestopft werden musste und nur verdaubar war, wenn mit Speichel oder Magenflüssigkeit vermischt. Schlimmstenfalls war er eingedickt und sauer.«252 Die Säuglinge waren gewöhnlich so hungrig, dass »diesen armen Würmern mit einem dreckigen Fetzen, gefüllt mit zerkautem Brot, der Mund gestopft wurde, damit sie nicht schrieen«.253 

Ende berichtet, über Jahrhunderte hindurch »begegnet man selten einem deutschen Säugling, der zur Gänze gestillt wurde. ... Überall stopfte man ihre Münder mit Zulp, einem kleinen, mit Brot gefüllten Leinenbeutel. ... Gewickelte Babies konnten sich kaum von den dreckigen Fetzen befreien.«254 Mütter, die es sich leisten konnten, übergaben ihre Neugeborenen Ammen, genannt Engelmacherin, weil sie mit den Kindern so unachtsam umgingen. Die Mütter klagten: »Glauben Sie denn, dass ich eine Bauerntochter bin, dass ich mich selbst mit kleinen Kindern befassen soll? Ein Frauenzimmer in meinen Jahren und von meinem Stande soll ihre beste Kraft durch Kinder wegsaugen lassen?«255 


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Während der englische niedere Adel im Laufe des 17. Jahrhunderts damit begann, seine Säuglinge selbst zu stillen, hatte diese Revolution der Bemutterung das Deutschland des späten 19. Jahrhunderts noch immer nicht erreicht.256 Besucher, die Bücher über das Leben in deutschen Haushalten schrieben, berichteten: »Für eine deutsche Dame ist es extrem ungewöhnlich ihr eigenes Kind zu ernähren«,257 und: »Es wäre wahrlich erstaunlich gewesen, wenn eine wohlhabende Mutter vorgeschlagen hätte, ihr Kind selbst zu stillen.«258 

Fast alle Mütter, die das Stillen verweigerten, konnten das, »so sie dies ernsthaft wollten«, laut eines deutschen Medizinerkongresses 1905.259 Alle, die nicht »völlig triviale Gründe« angaben, wie »weil es schmutzig macht«, oder weil sie »ihre Figur nicht ruinieren wollten«, oder weil Stillen »unbequem« war.260 Auch wenn die Kinder von der Amme zurückkamen, »zeigten noble Damen nicht das geringste Interesse an ihren Nachkommen«261 und gaben sie an Kindermädchen, Gouvernanten und Hauslehrer weiter. 

Das Ergebnis war, dass Eltern für ihre Kinder oft Fremde waren. Als ein deutscher Vater sein Kind fragte, wen es am meisten liebhabe und das Kind antwortete: »Zuerst habe ich den lieben Gott lieb, danach habe ich meine Hanne [sein Kindermädchen] lieb, nachher habe ich Vater und Mutter lieb.« »Du musst erst Vater und Mutter lieb haben, danach deine Wiesenhanne.« »Es ist aber nicht wahr!« Der Vater schlug das Kind unverzüglich.262

Mütter und andere Sorgepflichtige von neugeborenen deutschen Ba-bies hatten solche Furcht vor ihnen, dass sie diese im Alter zwischen sechs und neun Monaten eng verschnürt in eine Krippe schnallten und in einem Raum mit zugezogenen Vorhängen aufbewahrten, um herumschleichende Teufel fern zu halten.263 Zwei Jahrhunderte, nachdem in England und Amerika das Verschnüren anfing zu verschwinden, beschrieben zwei britische Besucher dies als gängige Praxis in ganz Deutschland:

Ein deutsches Baby ist ein mitleiderregender Gegenstand; es ist mit meterlangen Bandagen gefesselt und verschnürt. ... Es wird nie gewaschen. ... Sein Kopf wird nie mit Wasser und Seife in Berührung gebracht bis es acht oder zehn Monate alt ist, wenn die feine Schädelkappe vom verkrusteten Schmutz, der sich bis dahin angesammelt hat, befreit wird.264

»In Deutschland sind Babies abscheuliche, faul stinkende Dinger ... im höchsten Ausmaße anstößig, mit den Exkrementen in ihrer Wickelkleidung verbleibend. ... Die Köpfe der armen Dinger werden nie gewaschen und sehen wie die Rinde eines Stiltonkäse aus.«265 Wenn die Kinder nach sechs bis zwölf Monaten endlich aus ihrer Verschnürung befreit wurden, setzten andere einengende Vorrichtungen, wie Korsette mit stählernen Streben und Rückenbrettern, die Fesselung fort, um den Eltern zu versichern, dass sie die vollständige Kontrolle behielten.266 Das Resultat all dieser frühen Einschränkungen war die gleiche Verursachung von späterer Gewalt bei Kindern, wie sie auch Forscher erzielten, die Ratten und Affen einschränkten — gekennzeichnet von einer Verringerung von Serotonin und einem massiven Anstieg von Terror, Wut und schließlich Gewalt gegen andere.267)


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Die Angst vor den eigenen Kindern war in deutschen Familien so verbreitet, dass Autobiographien über Jahrhunderte hindurch von einer Tradition der Verstoßung von Kindern durch ihre Eltern erzählten, an irgendjemanden, der sie aufnehmen würde, unter fadenscheinigsten Rechtfertigungen.268 Kinder wurden weggegeben und manchmal auch an Verwandte, Nachbarn, Höfe, Priester, Findelhäuser, Schulen, Freunde, Fremde, »reisende Gelehrte« (um als Bettler genutzt zu werden) verkauft269 — an jeden, der sie nahm —, sodass über weite Strecken der Geschichte nur eine Minderheit deutscher Kinder ihre gesamte Kindheit unter dem Dach der eigenen Familie verbrachte. Es gibt Berichte, wonach Kinder als Diener oder Lehrlinge zu anderen geschickt wurden, »aus disziplinaren Gründen«, »um für harte Arbeit gedrillt zu werden«, um sie vor Müßiggang zu bewahren«, wegen eines »häuslichen Streits«, »weil es schrie«, »weil der Onkel kinderlos war«, etc.270 Scheck vermerkt in seiner Studie von Autobiographien: »Wenn ihre Eltern kamen, um sie wieder zu holen, erkannten die Kinder sie in der Regel nicht mehr.«271 Kleinbauern gaben ihre Kinder so regelmäßig weg, dass die einzigen, denen garantiert wurde, dass sie bleiben könnten, der erstgeborene Junge - der Erbe - und eine der Töchter waren, sodass man sich auch nicht scheute, ihre Heiratschancen durch Verweigerung des Heiratsgutes oder sogar durch »systematische Verdummung« zunichte zu machen, um sie vom Heiraten zu hindern und sie zum dauerhaften Bleiben zu zwingen, als billige Helferin im elterlichen Haushalt.272 Nach zwei Kindern, so wurde gesagt, »verschlechterte sich die elterliche Einstellung gegenüber späterer Nachkommenschaft beachtlich, [sodass] ein Bauer eher ein Kleinkind denn ein Kalb verloren hätte«.273

 

Von den Kindern, die von ihren Eltern behalten wurden, glaubte man, in Luthers Worten, sie wären »mit ihrer Scheißerei, Fresserei und Schreierei widerwärtige«274 Geschöpfe; »Kinder wissen, können, leisten noch nichts, also haben sie hinter dem fertigen Menschen zurückzustehen«275 und sind deshalb lediglich »nutzlose Esser«276, bevor sie arbeitsfähig wurden. »Wenn kleine Kinder sterben, kommt es nicht oft vor, dass man sich sehr grämt, stirbt aber ein größeres Kind, das bald bei der Arbeit an die Hand gehen könnte, so ist das Bedauern allgemein: Es hat schon so viel Arbeit und Mühe gekostet, nun war das all umsonst.«277 Man ärgerte sich über Kinder hauptsächlich, weil sie »nutzlose Esser« waren: »Selten konnten wir ohne Vaters Kommentar, wir hätten es nicht verdient, ein Stück Brot essen.«278 Die Kinder wuchsen mit dem Gefühl auf, »meine Mutter mochte die Gesellschaft, aber sorgte sich wenig um mich« (Otto Bismarck) oder »[meine Mutter] trug nichts dazu bei, das zärtliche Schmeicheln und die Besorgtheit zu entfalten, die man gewöhnlich mit Mutterschaft in Verbindung bringt. Ich erinnere mich kaum daran, von ihr gestreichelt worden zu sein. In Wirklichkeit war das Zeigen von Gefühlen in unserer Familie nicht üblich« (Richard Wagner).279 Mit so einem Mangel an mütterlicher Zuneigung überrascht es daher nicht, wenn Außenstehende sich in der Vergangenheit über die routinemäßige Verstoßung von Kindern durch deutsche Mütter beklagten, »sie zollten ihren Kindern weniger Aufmerksamkeit als Kühen«.280


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Schlagen, Einschüchtern und sexuelle Belästigung von deutschen Kindern

 

Obwohl man die Bedrohung durch kleine Kinder mit Verstoßung, Verschnüren oder Ignoranz verringern kann, müssen diese, wenn sie älter werden, dazu gezwungen werden, den Vorstellungen der Eltern als Giftcontainer zu entsprechen, indem man sie schlägt und einschüchtert. Die ganze Geschichte hindurch sind deutsche Eltern als die gewalttätigsten Schläger bekannt,281 speziell gegenüber Jungen,282 die Meinung von Luther unterstützend: »Ein toter Junge wäre mir lieber, als ein ungehorsamer.«283 Weit öfter war die Mutter diejenige, die zuerst zuschlug, als der Vater.284 Scheck und Ende stießen in so gut wie allen Autobiographien aus dem späten 19. Jahrhundert auf brutale Züchtigungen; Hävernick fand heraus, dass Anfang des 20. Jahrhunderts 89 Prozent geschlagen wurden, über die Hälfte mit Ruten, Peitschen oder Stöcken.285 Jüngere Forschungsarbeiten berichten, 75 Prozent der erwachsenen Deutschen erzählen, sie wären in ihrer Kindheit von ihren Eltern geschlagen worden, obwohl das Schlagen mit Gegenständen im Vergleich zu früheren Perioden abnahm.286

Das Schlagen von Babies begann manchmal im Mutterleib. Gewalt gegen schwangere Frauen war in der gesamten menschlichen Geschichte weit verbreitet und zumal auch heute noch etwa 30 Prozent der Schwangeren von ihren Partnern tätlich angegriffen werden,287 deutet das darauf hin, dass gegen Ende des 19. Jahrhunderts wahrscheinlich viele Föten physisch missbraucht wurden. Der physische Angriff ging weiter, sobald das kleine Kind aus der Verschnürung genommen wurde, wann immer er oder sie nach etwas schrie. Der weithin befolgte Rat von Dr. Schreber besagte, je früher man mit dem Schlagen beginnen würde, umso besser: »Man muss die Launen der Kleinen beachten, die sich durch grundloses Schreien und Weinen ankündigen ... körperliche Ermahnungen sind immer wieder [zuzufügen], bis sich das Kind beruhigt oder einschläft. Solch ein Vorgehen ist nur einmal oder höchstens zweimal nötig und - man ist für immer Herr über das Kind. Von da an genügt ein Blick, ein Wort, eine einzige drohende Gebärde, um das Kind zu beherrschen.«288 Schreber war nur allzu optimistisch und, wie andere deutsche Eltern, fühlte er sich nachhaltig vom eingebildeten Ungehorsam seiner Kinder bedroht, und so gingen die Verprügelungen während der gesamten Kindheit weiter. Jede eigenständige Bewegung der Kinder wurde als ein »Sich-Einem-Widerset-zen« gesehen, sagt Krüger; es ist »eine Kriegserklärung gegen dich«, für die man »ihn ordentlich auspeitschen muss, bis er schreit: Oh nein, Papa, oh nein!«289 Das sind nicht bloß Versohlungen des Hinterns; das sind Auspeitschungen, wie Hitlers tägliche Auspeitschungen, die ihn manchmal in Ohnmacht versetzten.290)


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Vielfach werden Eltern, die während der Verprügelungen in einen Zustand »gerechter Wut« gerieten, beschrieben291, und dass die Kinder öfter das Bewusstsein verloren hätten.292 »Es setzte in den Schulen Hiebe, dass das Fell rauchte. Das Züchtigungsinstrument [zuhause] war ein Hundekantschuh. ... Allein war mein Vater sehr jähzornig und erhitzte sich im Schlagen immer mehr. Ich habe ein paarmal unter seinen Schlägen die Besinnung verloren.«293)

 

Klöden schreibt, das Motto deutscher Eltern gegen Ende des 19. Jahrhunderts wäre simpel gewesen: »Kinder können nie genug geschlagen werden.«294 Obwohl wenige deutsche Eltern der Vergangenheit sich für ihr Schlagen heute einer Gefängnisstrafe entziehen könnten, bekamen die Kinder Ende des 19. Jahrhunderts wenig Schutz von der Gesellschaft, da ihre eigenen Worte und nicht einmal die körperlichen Spuren ihrer schweren Misshandlung nichts zählten. Endes Erhebung beschreibt typische Gerichtsverfahren, so ein Nachbar Anzeige erstattete, wegen »eines dreijährigen Mädchens, [deren] Körper mit Striemen übersäht war. Lippen, Nase und Zahnfleisch waren offene Wunden. Der Körper zeigte zahlreiche eiternde wunde Stellen. Das Kind wurde auf einen glühend roten eisernen Herd gesetzt - zwei Wunden auf den Pobacken eiterten«, aber das Gericht sprach die Eltern frei.295 

Ende beschreibt routinemäßiges Schlagen, Treten, Würgen und Zwang zum Verzehr von Exkrementen und kommentiert: »Die präsentierten Fälle sind nicht die Extremsten; sie sind in der unendlichen deutschen Literatur über deutsche Familien typisch.«296 Daraus resultierend waren die Selbstmordraten deutscher Kinder gegen Ende des 19. Jahrhunderts dreimal so hoch wie in anderen westeuropäischen Ländern,297 wobei von den Kindern, die Selbstmordversuche unternommen hatten, die Angst davor, von den Eltern geschlagen zu werden, am häufigsten genannt wurde.298 Nur wenige kümmerten die Gründe für die Selbstmorde, da »man von suizidalen Kindern dachte, sie seien rückgratlose Kreaturen, verwöhnt von zu nachsichtigen Eltern. ... Zeitungen schrieben: >Ein Junge, der wegen einer Ohrfeige Selbstmord begeht, hat sein Schicksal verdient; er hat es verdient, zerstört zu werden.<«299 Es war einfach niemand da, der mit geschlagenen deutschen Kindern sympathisierte. Auch die relativ schwachen feministischen Bewegungen in Deutschland sprachen sich nicht für die Rechte von Kindern aus, sondern nannten Mutterschaft »tyrannisch«.300

Obwohl die konstanten Schläge bald Willfährigkeit erzeugten, brachten elterliche Projektionen in gehorsame Kinder diese dazu, Überkontrolle als notwendig zu erachten; deutsche Kinder wurden »oft in dunkle Räume oder Schränke gesperrt, oder an ein Tischbein gebunden«,301 durch Waschungen mit eiskaltem Wasser vor dem Frühstück »abgehärtet«302 und in unterschiedlichsten Korsetten, eisernen Halsbändern und folternden Rückenstützen mit Eisenverstrebungen und fest angezogenen Bändern, um sie den ganzen Tag in einer kontrollierten Position zu halten, eng verschnürt.303 Kinder hielt man nicht nur mit endlosen, sie ängstigenden Geistergeschichten unter Kontrolle, vermittels welcher ihnen angedroht


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wurde, sie würden von schrecklichen Figuren verschleppt werden.304 Zusätzlich »kleideten sich [die Eltern] in Angst einjagende Kostüme, [wie] das von Knecht Ruprecht, bemalten ihre Gesichter schwarz und gaben vor, Boten von Gott zu sein, die Kinder für ihre Sünden bestrafen würden«.305 Zu Weihnachten verkleideten sich die Erwachsenen als Pelznickel, »bewaffnet mit einer Rute und einer langen Kette. ... Wenn sie schlimme Kinder waren, benutzte er die Eute; falls gute, dann brachte er Nüsse.«306 

Petschauer erinnert sich, von einem »behaarten Monster, das mich unter den Esstisch jagte, mit Ketten rasselte, mit den Hufen stampfte und so aussah, als wollte es mich in seinem Korb davontragen«, bedrängt worden zu sein.307 Scheck fasst die Folgen dieser Angst einjagenden Einfälle zusammen: »Die meisten Kinder wurden so schwer verängstigt, dass ihre <Dämonen der Kindheit> sie in der Nacht in fiebernden Träumen ihr ganzes Leben lang verfolgten.«308

 

Sauberkeitstraining war ein frühes, brutales Schlachtfeld für elterliche Kontrolle über das Kleinkind. Da »Babies und Kleinkinder nicht gehorchen wollen, sie nicht das tun, was die Erwachsenen von ihnen erwarten, sondern diese testen wollen, sich ihnen widersetzen und sie tyrannisieren [und da] sie unrein, unsauber und schmutzig sind«,309 beginnt das Sauberkeitstraining um das sechste Monat herum, lange bevor das Kleinkind Kontrolle über den Sphinkter hat. Trainiert wird mit regelmäßigen Einlaufen und Schlagen: »Das Baby kann noch nicht gehen. Nana versohlt dem Baby den Hintern. Hart. >Er ist ein schmutziges, schmutziges Hansi-bubi<, sagt sie, während sie zuschlägt. >Er hat letzte Nacht Kacki gemacht! Schmutziger Hansi!< Nana schlägt auf die kleinen geröteten Pobacken.« Die traditionelle deutsche Besessenheit vom Kot der Kinder ist bekannt; sowohl Dundes als auch von Zglinicki haben ganze Bücher zu dem Thema verfasst.310 Speziell der Einlauf wurde als Angst einjagender Herrschaftsgegenstand benutzt, ein häufig von der Mutter oder dem Kindermädchen in täglichen Ritualen benutztes Fetischobjekt, das einer sexuellen Vergewaltigung des Anus gleichkommt; manchmal in Verbindung mit dem Fesseln des Kindes mit Lederriemen angewandt, als wäre die Mutter eine Domina, führt sie den 60 cm langen Einlaufschlauch immer und immer wieder als Bestrafung für »Unfälle« ein.311

Es gab spezielle Einlaufgeschäfte, zu denen man die Kinder brachte, um für sie die »passende« Größe des Einlaufs zu besorgen. Das rituelle »hinterrücks Anfallen« galt bis weit ins 20. Jahrhundert als zentrale Angst von deutschen Kindern und diese haben gelernt, »nie darüber zu sprechen, aber immer daran zu denken«.312

Die strafende Atmosphäre deutscher Haushalte war so umfassend, dass man mit Überzeugung sagen kann, der Totalitarismus in den Familien führte direkt zum Totalitarismus in der Politik. Kinder waren persönliche Sklaven ihrer Eltern, die sich um jedes ihrer Bedürfnisse sorgten, auf sie warteten, um jede ihrer Launen zu befriedigen, wenn auch nur als Giftcontainer für ihre Stimmungslagen. Viele Berichte aus der Zeit beschreiben die gespannte Atmosphäre zuhause:


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Wenn der Vater und Ehemann von der Arbeit zurückkam, hatten die Kinder zu Hause zu sein ... Nachbarn ... warnten .. »Sie, Ihr Mann kommt schon« ... Wir rannten wie ein Pfeil, machten auf und waren rechtzeitig drinnen ... Die Kinder brachten Ihm seine Patschen, halfen ihm aus dem Mantel, deckten den Tisch oder verzogen sich einfach schweigsam in eine Ecke des Zimmers ... Auf der Stelle wurden wir bestraft, Prügel, Ohrenreiben oder so etwas ... "Zieh mir die Schuhe aus; geh und hol Wasser; stopf mir die Pfeife und bring meine Bücher!" Und wir muss-ten danach springen, er gab sich nicht zufrieden, wenn wir nicht alles, wie aufgetragen, erledigten ... Wir mussten uns niederknien, einer beim einen Fenster, der andere beim anderen ... wir mussten mit dem Kopf gegen die Wand knien ... wir mussten so zwei Stunden bleiben.313

Schon in frühen Jahren wurden deutsche Kinder von Eltern und Dienerschaft auch als sexuelle Objekte benutzt.314 Deutsche Arzte berichteten mehrfach, »Kindermädchen und andere Diener übten an den ihnen anvertrauten Kindern alle möglichen sexuellen Handlungen aus, manchmal nur um sie zu beruhigen, manchmal >aus Lust.<«315 Selbst Freud sagte, er sei von seinem Kindermädchen verführt worden und meinte, »Kindermädchen, Gouvernanten und Hausdiener [machten sich oft schwerer sexueller] Missbräuche schuldig«, und dass »Kindermädchen schreiende Kinder durch Streicheln der Genitalien einschläferten«.316 Kinder wurden wie Komfortdecken benutzt: »Wenn der Vater auf einer Reise ist, darf der kleine Sohn in Mutters Bett schlafen. Sobald der Vater zurückgekehrt ist, wird der Bub ins Kinderbett verbannt«, neben dem Bett der Eltern, von wo aus er deren Geschlechtsverkehr weiter beobachtete.317 Diese inzestuösen Handlungen passierten regelmäßig genug, um in den Autobiographien der Zeit erinnert anstatt verdrängt zu werden.318 In ärmeren Familien »war ein eigenes Bett für Kinder beispiellos«,319 aber selbst in reichen Familien nahmen die Eltern ihre Kinder mit ins Bett. Nach sexuellem Gebrauch drohten sie dem Kind mit Strafe für dessen Sexualität. 

»Der kleine Hans«  zum Beispiel erzählte, er wäre regelmäßig von seiner Mutter masturbiert worden, aber dann meinte sie: »Laß ich den Dr. A. kommen, der schneidet dir deinen Wiwimacher ab«, wenn er seinen Penis berühren würde.320 Es ist kein Wunder, wenn Freud von seinen Patienten berichtet, sie würden »regelmäßig ihren Müttern vorwerfen, sie zu verführen«,321 aber nicht, weil »sie von ihren Müttern gewaschen wurden«, wie er behauptet, sondern weil sie vielmehr von ihnen sexuell benutzt wurden. Sie verhängten verschiedene Bestrafungen und Antimasturbationsvorkehrungen, wie Penisringe, Metallkäfige mit Stacheln und Gipsverbände zur Verhinderung einer Erektion im Schlaf, und um das Kind für die inzestuösen Handlungen der Eltern zu bestrafen.322)

 

Fig. 6-5 
Ein deutsches Baby 
wird mit einem Einlauf 
vergewaltigt

 


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So wie die Kinder ihre Familien im pädophilieanfälligen Deutschland des 19. Jahrhunderts verließen, wurden sie wieder vergewaltigt, in der Schule, als Diener, auf der Straße und bei der Arbeit. Die meisten Prostituierten waren minderjährig und begannen ihre Karriere auch schon im Alter von 7 Jahren, mit Eltern, die vielfach von der Prostitution der Tochter lebten.323 Jungfrauen waren besonders wertvoll, da »ein Aberglaube vorherrscht ... dass Geschlechtskrankheiten mittels Geschlechtsverkehr mit einer Jungfrau geheilt werden können«.324 

Bloch dachte, das Verführen von Kindern wäre »sehr verbreitet« gewesen, weil »Schüchternheit und Impotenz auf der Seite der erwachsenen Männer Geschlechtsverkehr mit erwachsenen Frauen schwierig machte« und dazu führte, dass diese gewöhnlich Kinder vergewaltigten.325 Vergewaltigung durch Arbeitgeber von Dienstpersonal war weit verbreitet, aber nachdem niemand uneheliche Kinder wollte, wurde vom Dienstmädchen erwartet, jede Nachkommenschaft zu töten.326 Mädchen, die mit 13 die Schule verließen, erzählten regelmäßig Geschichten von sexueller Bedrängnis durch Arbeitgeber und Manager, oder Chefs in Büros.321 Und sowohl Jungen als auch Mädchen waren der Vergewaltigung in Schulen ausgesetzt, durch Lehrer wie auch durch ältere Schüler; es gab sogar »freie Schulen«, bekannt für die päderastische Benutzung von kleinen Jungs, die für »Pädagogische-Eros«-Konzepte eintraten, welche in dieser Periode populär waren.328

 

Selbst die so allgemein überlieferten Verprügelungen an Schulen besaßen Untertöne von sexueller Anzüglichkeit — schließlich unterlag der deutsche Schulmeister, der damit prahlte, »911.527 Schläge mit dem Stock, 124.000 Hiebe mit der Peitsche, 136.715 Ohrfeigen und 1.115.800 Boxer auf die Ohren«329 verabreicht zu haben, schwerem sexuellen Zwang und nicht einer disziplinierenden Handlung. Man kann hinter der Behauptung, Lehrer müssten »wissen, wie man mit dem Rohrstock liebt«330, leicht sexuelle Erregung erkennen. 

Die Schulen waren....

richtige Folterkammern für Kinder und junge Menschen. Den ganzen Tag die Haselnussrute, das Lineal ... und die Schreckensherrschaft des Rindsleders, oder sie flogen im Klassenzimmer herum und warnten die Trägen und die Plaudertaschen oder holten sie nach vorne. Dann wurden sie lautstark verdroschen. Wie erfinderisch manche Schultyrannen bezüglich ihrer Bestrafungen waren. ... Es vergeht kaum ein Morgen, an dem wir nicht Diener oder selbst Eltern sehen, die brutal an Schuljungen zerren, die lauthals schreien.331)


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Die innovative Phase: das Deutschland der Weimarer Republik und der Sprung in die Moderne

Um die Jahrhundertwende praktizierte eine kleine Minderheit von Deutschen eine modernere, weniger brutale Kindererziehung, und es waren genau diejenigen, die es in allen wirtschaftlichen Verhältnissen schafften, die neue Psychoklasse zu bestücken, welche die demokratischen und ökonomischen Reformen der Weimarer Republik unterstützte. 

Diese Deutschen waren in der Lage, entwickeltere soziale und ökonomische Modelle von anderen, angrenzenden Nationen auszuborgen und vergrößerten so die Kluft zwischen der Mehrheit der Deutschen, die unter mittelalterlichen Erziehungsmethoden aufwuchsen, und den Erfordernissen modernen Kapitalismus' und demokratischer Reformen der Regierung. 

Die fortschrittlichere Psychoklasse kam mehrheitlich nicht aus den reicheren wirtschaftlichen Schichten. Wohlhabende Mütter übergaben ihre Neugeborenen Kleinbauern, die dafür bekannt waren, absolut keine Gefühle für die ihnen anvertrauten Säuglinge zu entwickeln. Die neue Psychoklasse deutscher Eltern kann in der historischen Überlieferung in außergewöhnlichen Autobiographien und Tagebüchern gefunden werden, mehr im Norden als im Süden (wo, wie wir gesehen haben, die Mütter nicht stillten), mehr in der Mittelschicht, als bei den Reichen, mehr in städtischen als in ländlichen Gebieten, und mehr in bestimmten ethnischen Gruppen, speziell bei den Juden. 

Es ist ein nur wenig verstandener Grund für die Verfolgung im Holocaust, dass deutsch-jüdische Familien »einen der spektakulärsten sozialen Entwicklungssprünge in der europäischen Geschichte begründeten [und] einige der schärfsten unabhängigen Köpfe hervorbrachten«,332 da eine Nation, die Angst vor Unabhängigkeit hat, natürlich die unabhängigsten Leute innerhalb ihrer Population als Sündenböcke für deren Angst vor Freiheit auswählt. 

 

       

Fig. 6-6 
Ein Tag in einer 
deutschen Schule 
im 19. Jahrhundert.

 


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Seit mittelalterlichen Zeiten waren Juden in Deutschland weit gebildeter (selbst die Frauen) als andere, so viele andere Populationen nahezu völlig ohne Bildung waren. Jüdische Familien, kleiner und urbaner als deutsche und bei weitem weniger autoritär,333 hegten über Jahrhunderte hindurch ihre Kinder fast immer selbst,334 sodass 1907, zum Beispiel, »44 Prozent der Kinder in christlichen Familien starben, aber nur 8 Prozent der jüdischen Kinder«.335 

Jüdische Immigranten, die in diversen europäischen Städten in Armut lebten, hatten eine geringere Kindersterblich­keitsrate als die Familien um sie herum.336 Selbst arme jüdische Familien weiter im Osten kümmerten sich mehr um ihre Kinder und hatten somit niedrigere Sterblichkeitsraten als die Familien um sie herum.337 Zwei wichtige Arbeiten über jüdisches Familienleben in Deutschland bestätigen, dieses wäre im Vergleich zu dem sie umgebender Familien deutlich anders gewesen, wesentlich liebevoller und mitfühlender, dass selbst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, nachdem sie im Holocaust die »schwersten Missbräuche und unvorstellbaren Stress« erlebt haben, »keine Selbstmorde [bei Überlebenden registriert wurden]. ... Die Menschen leben weder einen gierigen Ich-zuerst-Lebensstil noch bereichern sie sich auf Kosten anderer. ... Meist ist ihr Leben geprägt von aktiver Anteilnahme für andere.«338 

Wie vorher schon betont wurde, ist das, was das gewalttätige Wiederaufführen von frühem Trauma hervorruft, ist nicht bloß die Schwere des Traumas, sondern ob das Kind die Schuld auf sich nimmt oder nicht.339

Zwei ähnliche Studien — eine von Dicks über Nazis und eine andere von den Oliners über Retter von Juden — geben einen klaren Blick auf die unterschiedlichen Familienhintergründe der fortgeschritteneren Psychokiasse der Retter. Genau wie Dicks brutale, dominierende Eltern von Nazis fand, die »speziell destruktive Mutterbilder«340 besaßen, interviewten die Oliners 406 Retter von Juden und verglichen diese mit 126, die keine Retter waren, und fanden anhand ihrer wirtschaftlichen Klassenzugehörigkeit, ihrer Religion, Bildung, Berufs und anderer sozialen Merkmale starke Ähnlichkeiten, nur die Kindeserziehung war anders.341 Altruistische Persönlichkeiten fanden sie in Familien, die diesen Personen gegenüber respektvoller waren, sich mehr um Gerechtigkeit sorgten, mehr Zuneigung schenkten und weniger Wert auf Gehorsam zugunsten der Individualität legten. Sie wurden fast nie an Pflegeeltern übergeben und wenn sie auch manchmal von den Eltern geschlagen wurden, entschuldigten sich diese bei ihnen.342 Als Ergebnis stellten die Juden die liberalste Gruppe in der Weimarer Republik.343 Ein neuer Kindeserziehungsmodus hat eine Minderheit von Deutschen Anfang des 20. Jahrhunderts durchdrungen, gerade rechtzeitig, um eine neue innovative Phase und einen versuchten Sprung in die Moderne während der Zeit der Weimarer Republik zu wagen.

In diesem Jahrzehnt des Wohlstands »erfreuten sich viele Deutsche eines vorübergehenden Triumphs von Eros über Thanatos, erlebten ein bis dato unbekanntes Gefühl der Befreiung in einem Land, in dem strenge Disziplin und allgemeine Konformität Generationen beeinflusst hatten«.344 Das allgemeine Stimmrecht erlaubte Frauen zu wählen, eine Minderheit von Parteien war in ihrer Ausrichtung ziemlich demokratisch, wirtschaftliche Freiheiten multiplizierten sich und erzeugten ungewohnte Prosperität, die Rechte von Frauen gegenüber ihren Kindern wurden gefördert, sexuelles Material und sogar Verhütungsmittel waren verbreitet erhältlich und bewirkten das erste Mal den Rückgang der Anzahl der Kinder pro Familie auf zwei.346


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Aber all diese politische, ökonomische und soziale Befreiung rief beim durchschnittlichen Deutschen Entsetzen hervor — eine Angst vor Freiheit, die damit drohte, mütterliche Anerkennung zu verlieren, was zu Fantasien des Verschmelzens mit der strafenden, kontrollierenden Mutter führte. Demokratie betrachtete man als »tausendköpfige Bestie, [die] zertritt, was sich nicht verschlucken läßt, neidisch, parvenühaft, gemein«.346 Weimarer Läuterungskreuzzüge riefen nach »Emanzipation von der Emanzipation« und der »Wiedereinführung autoritärer Regeln«.347 

Antipornographiegesetze, »zum Schutz der Jugend vor literarischem Müll und Schmutz«, wurden schon 1926 erlassen.348 Selbst weibliche Abgeordnete im Reichstag lehnten »die Vermännlichung von Frauen« ab, die das Resultat der Frauenrechte gewesen sei und als »undeutsch« abgelehnt wurde.349 Wie andere Gruppen und Nationen, die meinten, ihre traditionelle autoritäre Lebensweise wäre verloren gegangen,360 glaubte Deutschland einen messianischen Held zu brauchen, einen phallischen Führer, der die Befürworter der Freiheit bestrafen, ihnen einen »nationalen Einlauf« verpassen würde, ein Säubern, ein Bereinigen von fremden Liberalismen, damit der politische Körper »geeint und gereinigt«351 würde, wie schon Mütter oder Ammen mit Gewalt Kot beseitigt und vom Bedürfnis nach Unabhängigkeit befreit hatten. 

Der Mythos über das »hinterrücks Anfallen« - der Einlauf - hatte, als dahinter liegender Grund für Deutschlands Probleme, eine tiefere Bedeutung als die politische. Man war sich einig, »jemandem in den Rücken zu fallen [ist] ein Verbrechen ... der Grund für unsere allgemeine Lähmung und Lustlosigkeit ...«.352 Was gebraucht würde, so sagte man, sei etwas, das »die Verstopfung entfernen« würde, welche die deutsche Kultur blockierte.353 Die ganze Weimarer Periode hindurch beklagten die Deutschen, wie man ihnen nach dem Ersten Weltkrieg »in den Rücken gefallen« wäre, und sagten über den Vertrag von Versailles: »Denke immer daran, aber sprich nicht darüber«; beide Phrasen wurden ursprünglich für Einlaufhandlungen in der Kindheit verwendet. Je stärker die Weimarer Republik aufblühte, desto mehr Wachstumspanik machten die Deutschen durch - wie an dem starken Anstieg von Totschlägen in den Weimarer Jahren abgelesen werden kann.354 So kam es, dass Deutschland - die Nation, welche sich in den 1920ern des höchsten Lebensstandards im Vergleich mit anderen in Europa erfreute365 - lange vor Beginn der Depression mit der Suche nach einem gewalttätigen, säubernden Diktator begann - die vermutliche Ursache für die Diktatur.

 

Die depressive Phase: die Wahl des phallischen Führers

Sorgfältige Studien über den Aufstieg des Nazismus kommen zu dem Schluss, dass die Depression nach und nicht vor dem Ende der Weimarer Demokratie kam und »der Zerfall der parlamentarischen Regierung dem Naziaufstieg voranging«.356 Auch verursachten ihn nicht die ökonomische Last des Versailler Vertrages und alliierte Forderungen nach Reparationen, da »deutsche Kreditaufnahmen aus dem Ausland die Reparationszahlungen immer bei weitem überstiegen«.357)


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Der Ruf nach Diktatur kam jedenfalls, bevor sich alles um Hitler drehte, zuerst in Filmen und anderem kulturellen Material (Kracauer nennt die Weimarer Kultur »eine Prozession von Tyrannen«358) und dann im Reichstag. Die mittleren Klassen (»kaum von der Depression tangiert«359) und die Reichen (»je reicher die Umgebung, umso höher der Nazianteil«360) waren die Hauptquellen der über zwei Drittel starken Delegierten, die Hitler zum Diktator machten. Dabei wählten vielmehr Frauen als Männer Hitler.361 Der ekstatische Enthusiasmus der jubelnden Massen von Menschen, die ihren phallischen Führer feierten, entstammt direkt seinen Versprechen eines Läuterungskreuzzugs, der das, wie Hitler es nannte, »vergiftende Treibhaus sexueller Ideen und Anreize [und den] erstickenden Geruch unseres modernen Erotizismus, [der] der personifizierte Inzest [ist]«,362 beenden wird - alle drei Bilder lassen auf Rückblenden auf die sexuell verschlingende Mami im deutschen Familienbett schließen. Selbst während der Depression äußerten Deutsche: »Wir sind wieder wer!«363 - wegen des wahnhaften Verschmelzens mit dem phallischen Führer. Wirtschaft, Regierungsform, Antisemitismus - all das spielte die zweite Geige in der Nazipropaganda zu »Hitlers Ereiferungen über Prostitution und moralischen Verfall«.364 Was Deutsche dazu brachte, über Hitlers Diktatur zu sagen, »die Freude in mir ist unbeschreiblich«,365 war sein vehementer Läuterungskreuzzug, ein Dopaminrausch, der das Verschlingen durch die schreckliche Mutter abwehrte - indem er den Hass seiner eigenen Mutter verwendete, worauf seine Aussage über ein schreckliches Bild über die Medusa, welches er auf seinen Wänden hängen hatte, einen flüchtigen Blick erlaubt: »Diese Augen! Es sind die Augen meiner Mutter!«366

 

Die manische Phase: der Beginn des Tötens von »nutzlosen Essern«

In Deutschland währte die Depression relativ kurz. Da alle ökonomischen Abschwünge von motivierten Fehlern der Restriktion von Geldmitteln verursacht waren, vollzog Hitler etwas, das man ein ökonomisches Wunder nannte, indem er einfach die angeblichen Fehler der Weimarer Wirtschaftspolitik rückgängig machte, sodass Deutschland gegen Ende 1936 den höchsten Stand des Bruttoinlandprodukts (BIP) seit den 20er Jahren erreichte.367 Nur weil die manische Phase schon gut im Laufen war, spürten die Deutschen nun wirklich ihre Wachstumspanik und komplettierten die Verschmelzung mit dem Vaterland und der versprochenen Gewalt des phallischen Führers. Durch Nazilederstiefel und -uniformen gegen wachsende Ängste vor körperlicher Desintegration geschützt, konnten die Nazis die Läuterung ihrer Nation erreichen, indem sie »das schleichende Gift« ihrer Nation, im eigenen Land und auswärts, stoppten, welches schreckliche Mamis und Böses-Kind-Ichs verströmten.


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Die Deutschen geboten der Freiheit »Halt!«, damit sie von der Mami angenommen wurden; schließlich ist der »Heil Hitler!«-Gruß, mit ausgestrecktem Arm und nach außen gekehrter Handfläche, ein universales Symbol für »Halt!«. Deutsche, die als Kinder über Stunden still an der Wand knien mussten, begegneten als Erwachsene amerikanischer Swingmusik und wollten tanzen, standen aber unter dem internalisierten elterlichen Verbot »Halt!«. Also wurde von den Nazisoldaten jedes Swinggetanze angehalten und diejenigen, die zu Swing tanzten, in Konzentrationslager verschleppt.368 Nur wenn die Deutschen damit aufhören hätten können, in Freiheit lebende Individuen zu sein, wären sie in der Lage gewesen, zurückzukehren und als eine Familie in der »freudigen Verzückung« als ein Volk, gereinigt von sündhaften Freiheiten, zu leben. Nur als Sklaven der totalitären Nazilaunen konnten sie die Versklavung durch ihre Eltern in den totalitären Familien ihrer Kindheit wieder aufführen. Folglich waren selbst die Ketten der Verschnürungsbänder in die Diktion der Nazis eingebettet: »Wer machen kann, was er will, ist nicht frei ... Wer keine Ketten kennt, ist nicht frei.«369 Nur diejenigen, die in der Lage wären, das Mutterland zu verehren (das Hakenkreuz ist ein altes Symbol für die Verehrung der Muttergöttin), könnten sich neugeboren und von der Mutter akzeptiert fühlen, wie sie es verdient hätten. Als Gruppenfantasien der Verschmelzung mit Mami stark zunahmen, fürchteten Männer, weiblich zu werden, begann man auch Homosexuelle systematisch zu verfolgen.

Jedenfalls befanden sich alle, Europa, Amerika und selbst Asien, nach der Depression in den späten 1930ern in ihrer manischen Phase und spürten die Notwendigkeit eines reinigenden Weltkriegs und der Opferung von Sündenböcken. Amerikanischer Antisemitismus, zum Beispiel, war im Ansteigen, mit einer beständigen Minderheit, die Juden als Bedrohung für Amerika sahen,370) und zwei Drittel gaben zu erkennen, jüdische Flüchtlinge sollten vom Land fern gehalten werden.371 Im Sommer 1939, als über tausend deutsche Juden in der Neuen Welt ankamen, schickte man sie wieder zurück.372 Der Gesetzesentwurf zur Genehmigung der Einreise von 20.000 jüdischen Kindern wurde mit massivem Widerstand aufgenommen, weil »20.000 Kinder bald zu 20.000 hässlichen Erwachsenen werden«.373 Zweiunddreißig Nationen versammelten sich zu einer Konferenz über jüdische Emigration und einigten sich, es zu »bedauern«, nicht mehr Juden aufnehmen zu können.374 Als man an die Briten herantrat, Juden im Tausch gegen Güter aufzunehmen, empörten sich diese: »Was zum Himmel glaubt ihr? ... Was sollen wir mit dieser Million Juden machen? Wo soll ich sie hintun?«375 Noch war Hitler in vor der Invasion ohne Bewunderer in anderen Ländern. Churchill nannte ihn »ein[en] unbeugsamein] Verfechter, [der] unsere Tapferkeit wiederherstellen [kann]«.376 Anthony Eden urteilte über ihn: »Ohne Zweifel hat dieser Mann Charme. ... Ich mochte ihn ziemlich.«377 Beisels Forschungen über Gruppenfantasien westlicher Nationen vor dem Krieg schlussfolgern, Deutschland wäre der »böse Bube« Europas gewesen, an den die Familie der Nationen den Beginn des Krieges delegiert hatte, genauso wie in einzelnen Familien vielen bösen Buben die Rolle zuteil wird, die Gewaltbereitschaft der anderen zu agieren.378


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Bevor der Krieg jedoch ausbrach, hatte das Töten von »bösen Kindern« bereits ernsthaft begonnen. Die ersten Todeslager wurden jedenfalls für Kinder errichtet, für »nutzlose Esser«, dieselbe auf Deutsche von ihren Eltern angewandte Bezeichnung, als diese zur Jahrhundertwende Kinder waren. Lange vor dem Holocaust der Juden sandten Gesundheitsbeamte an Eltern und Vormunde von Kindern in psychiatrischen Krankenhäusern und an Heime für delinquente Kinder Fragebögen aus, um herauszufinden, ob diese deren Liquidierung zustimmen würden. Die in dieser Zeit vorherrschende Gruppenfantasie, »böse« Kinder würden die deutsche Nation verschmutzen, war so stark, dass die meisten Eltern und Vormunde mit dem Töten der, wie sie sagten, »nutzlosen Kinder«379 einverstanden waren. Die Ärzte, unter ihnen auch Kinderärzte, gründeten spontan ein Reichskomitee »zur Verfügung >unerwünschter< Kinder«, das Standards formulierte, die sich exakt wie Erziehungsanweisungen aus dem späten 19. Jahrhundert lasen, wobei gefragt wurde, ob das Kind »zu spät zur Sauberkeit erzogen« worden war, oder »schmutzige Wörter« benutzt hatte, oder ob die Kinder »langsam Lernende« gewesen wären. Wenn dies auf sie zutraf, wurden sie in Gaskammern und Krematorien vernichtet.380 Über 70.000 dieser »nutzlosen Esser« wurden vor Beginn des Krieges381 von Ärzten ermordet, um »den nationalen deutschen Körper zu reinigen«.382 Die Ärzte waren auf ihr Morden der »bösen Kinder« so stolz, dass sie wirklich einen Volkstum von den Tötungen machten, der in Kinos gezeigt wurde.383 Zur selben Zeit wurden in ganz Deutschland »Hebammen und Krankenschwestern angewiesen, Geburten von mangelhaften Säuglingen zu melden . ... einschließlich >rassisch Unerwünschtere ... Tausende wurden durch Injektion oder absichtliches Verhungernlassen umgebracht.«384 Das Auslöschen von Alter Egos des »bösen Kindes« »da draußen« in Deutschland, um diese von »hier drinnen«, in der traumatisierten Hemisphäre des Gehirns, zu entfernen, hatte begonnen. Bald folgte im Holocaust und im Zweiten Weltkrieg das Töten von Millionen weiterer »böser Kinder«.

 

Die Kriegsphase: das Vergewaltigen von Mamis und das Töten von Alteregos des »bösen Kindes«

 

Das Töten von Mamis und Kindern waren die zwei Aufgaben der Deutschen beim Beginn des Zweiten Weltkrieges. Hitler machte dies in seiner Rede vor den Generälen, denen er die Invasion Polens anordnete, klar. Man beachte den von ihm verwendeten exakten Wortlaut: »Dschingis Khan hat wissentlich und leichten Herzens Millionen von Frauen und Kindern in den Tod geschickt ... Ich habe die Totenkopfeinheiten in Stellung gebracht und ihnen befohlen, unnachgiebig und ohne Mitleid viele Frauen und Kinder polnischer Abstammung in den Tod zu schicken.«385


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 Nach der Zitation dieser Sätze sagt Fischer: »Hitler hat ausgerufen, er würde ohne Mitleid alle Männer, Frauen und Kinder töten.«386 Männer aber wurden in Hitlers Zitat jedenfalls nicht erwähnt. Hitler sagte, »Frauen und Kinder« müssten sterben — Frauen als Symbole schrecklicher Mütter und Kinder als Symbole böser Kinder. Selbst alle Soldaten, die sterben mussten — einschließlich der deutschen Soldaten —, waren »Jugendliche«, Opfer-Alter-Egos, vitale, wachsende, dem Moloch geopferte innere Kindheit-ichs.

Der Pfad zum Krieg begann jedoch nicht mit dem Umbringen von bösen Kindern als »nutzlose Esser« im Osten. Schließlich schloss Hitler mit Russland einen vorübergehenden Nichtangriffspakt und versuchte ihn auf Polen auszuweiten. Deutschlands erste Aufgabe war gerechte Vergewaltigung, Mutter England und Marianne von ihren Podesten zu stoßen und, während sie immer noch umworben wurden, ihnen eine Lektion dafür zu erteilen, Deutsche durch das Zurückweisen des Liebeswerbens weiter zu demütigen. Die diplomatische Sprache der Nazis triefte förmlich von mütterlichen Ausdrücken für Frankreich und England, so auch als Göring fragte: »Wieso sollte sich Frankreich weiter an eine zerfallende alte Nation wie England binden — eine geschminkte alte Jungfer, die so tut, als wäre sie immer noch jung und energisch?«387 Hitler glaubte, der Krieg würde England eine Lektion erteilen, es dazu bringen, Deutschland zu respektieren und sagte voraus, dass »das Ende des Krieges den Beginn einer dauerhaften Freundschaft mit England markieren wird. Aber zuerst müssen wir sie niederschlagen - denn nur so können wir in Frieden mit ihr leben und der Engländer kann nur jemanden respektieren, von dem er vorher niedergeschlagen wurde.«388 Speziell Mutter England wäre eine »pure germanische Nation« gewesen, die wie eine gute deutsche Mutter mit eiserner Faust über ihre Kinder (die Kolonien) herrschen würde.389 Deutschland müsste sie vergewaltigen, um sie beherrschen und wirklich haben zu können, aber Hitler räumte auch ein: »Das hindert mich nicht daran, [die Engländer] zu bewundern. Wir können viel von ihnen lernen.«390

Historiker sind sich einig, dass zwischen 1936 und 1938 »Hitler angenommen hatte, England könne umworben oder in eine Allianz gezwungen werden«.391 Als England schließlich bekannt gab, Polen verteidigen zu wollen, erwiderte Hitler mit »der Aufgabe des Liebeswerbens um England, das ihn zurückgewiesen hat«,392 und setzte mit dem fort, was »die Vergewaltigung von Österreich« genannt wurde, was Hitler als »Rückkehr von Deutsch-Österreich in das große deutsche Mutterland«393 bezeichnete. Alle Deutschen haben England und Frankreich lange für den untauglichen »Vertrag der Schande« (Versailles) beschuldigt und versprachen den Westen zu bekämpfen, um »jedem einzelnen Deutschen seine Selbstachtung wiederzugeben. ... Wir sind nicht Unterlegene; im Gegenteil, wir sind jeder anderen Nation gegenüber gleichgestellt.«394 Selbst diejenigen Deutschen, die von ihren Müttern an Kindermädchen übergeben wurden, wuss-ten, was Hitler meinte, als er verkündete: »Deutschland wird nicht unter der Vormundschaft von Gouvernanten leiden«,395 wie z. B. England.


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Der Nazi-Blitzkrieg und die Sturzbombertaktik waren besonders mit gerechten Vergewaltigungsfantasien geladen und zeigten kraftvolle Vorstöße und die Penetration des feindlichen Körpers, übten somit Rache für früheres Unrecht. Der Krieg fing im Osten an und führte deutsche Kindheitstraumata der Kindheit wieder auf; von Anfang an war er mit suizidaler Intention und dem Töten sündhafter Deutscher verbunden. 

Historiker räumen ein, das Ausfechten »eines unbegrenzten Eroberungskriegs [gegen] eine weltweite Staatenkoalition ... war in sich ein wahnsinniges Unternehmen«,396 welches von Beginn an selbstmörderisch und opfernd war. Als Hitler nichts als Tod für die, wie er es nannte, »Tausenden und Abertausenden von jungen Deutschen, die gekommen sind, mit dem freien und freudigen aufopfernden Entschluss, ihr junges Leben zu opfern«397, versprach, marschierten deutsche Mütter durch die Straßen und riefen: »Wir haben dem Führer ein Kind geschenkt.« 

Nazisoldaten fühlten sich »politisch neugeboren, voll reiner Freude erkannte ich, was meine mir Mutter einmal sagte und was im Grunde stimmte - es ist eine heilige Handlung, sein Leben für Deutschland aufzugeben«, und die Hitlerjugend sang: »Wir wurden geboren für Deutschland zu sterben.«398 

Zu keinem Zeitpunkt war die bloße Eroberung von Land das Ziel deutscher Invasionen. Hitler hasste Prämierminister Nevüle Chamberlain dafür, in München Konzessionen gemacht und so einen Krieg vermieden zu haben und erzählte seinen Soldaten später: »Wir wollen den Krieg. Ich fürchte nur, irgendein Schweinehund wird einen Vermittlungsvorschlag machen«, wie eben den in München.399 »Ich habe die Wehrmacht nicht organisiert, damit sie nicht zuschlägt. ... Die Vorstellung, billig wegzukommen, ist gefährlich. ... Wir müssen alle Brücken hinter uns abbrechen.«400 

Er instruierte seine Diplomaten immer »soviel [zu verlangen], dass wir nie zufrieden sein können«.401 Zu Polen gefragt: »Was ist es, das Sie wollen? Danzig? Den Korridor?«, war die Antwort: »Wir wollen Krieg.«402 Das Motto war: »Handelt brutal! Seid hart und unbarmherzig!«403 Während die Deutschen mit der Vision, französische Frauen zu vergewaltigen und den Eiffelturm zu besteigen, nach Westen marschierten, marschierten sie nach Osten mit der Vision, die Schädel jüdischer Babies an Wänden zu zerschmettern404 und Moskau in einen »künstlichen See« zu verwandeln.405 Alle Alter Egos des bösen Kindes dem Osten gegenüber mussten eliminiert werden. Die Befehle lauteten: »Vollständige Zerstörung von Polen. ... Verfolgung bis zur vollständigen Vernichtung«,406 und: »Moskau muss zerstört und vollständig dem Erdboden gleichgemacht werden.«407

Die Judenvernichtungspläne kamen erst später, eigentlich in den Sommermonaten 1941, als »ein begeisterter Hitler, überzeugt davon, die militärische Kampagne wäre fast vorüber und der Sieg schien nah zu sein, die Bereitschaft signalisierte, die rassische <Säuberung> [von den Juden] durchzuführen«.408 Über Jahre wurden Juden erst nur umgesiedelt, als Teil Hitlers »grandiosen Programms der Bevölkerungsumsiedelungen«409 — von dem 90 Prozent ethnisch Deutsche und andere betroffen waren und nur 10 Prozent Juden. 


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Dies stellte eine »massive Umschichtung der Bevölkerung«410 dar, welche fünf Millionen Menschen411 die Erfahrung wieder aufführen ließ, ihr Zuhause verlassen zu müssen, was die meisten Deutschen in ihrer Kindheit erduldeten, als ihre Eltern sie endlos an Ammen, Verwandte, Schulen und Arbeitsstätten abgaben. 1940 hatten Hitler und Himmler die »physische Ausrottung eines Volkes aus der inneren Überzeugung, dies wäre undeutsch und unmöglich gewesen«,412 abgelehnt. Es war erst im Sommer 1941, siegreich und aus Angst, es könnten die umzubringenden »bösen Kinder« im Osten ausgehen, dass Hitler dem »Massenmord an allen europäischen Juden ... in Form der Deportation in Todeslager, ausgerüstet mit Giftgasanlagen«413 wie die, welche zuvor zur Vernichtung von 70.000 deutschen Kindern eingesetzt wurden, zustimmte. Richtig weist Christopher Browning auf Manie und Erfolg als Ursache des Holocaust hin und folgert: »Hitler entschied sich [erst] in der >Euphorie des Sieges< im Mittsommer 1941 für die Endlösung.«414 Juden waren die ultimativen »bösen Kinder«, Symbole für Liberalismus, Freiheit und Wohlhabende an der Börse und mussten so letztendlich total eliminiert werden, damit die Deutschen zur »reinen« autoritären Familienatmosphäre von 1900, in der nur »brave Jungen« überlebten, zurückkehren konnten.

Selbst die Vorstellung, Deutschland hätte Polen und Juden zur Gewinnung von Lebensraum umbringen müssen, verfehlt das Motiv für den Holocaust gänzlich. Lebensraum war ein völliges Scheinkonzept. Es war eigentlich ein Codewort für das Bedürfnis frei zu brechen, Raum für Leben und Wachstum zu haben, Schnürbänder und Korsette abzuwerfen, aufzustehen aus der Hocke an der Wand als Kinder. Die Eroberung fremder Länder oder die Vernichtung der Juden zur Erweiterung der bestehenden Agrarflächen Deutschlands machte überhaupt keinen Sinn, weü Deutschland bereits so viel unbeackertes Land besaß, dass es einen permanenten Strom von Gastarbeitern benötigte, um es zu bewirtschaften.415 Die Deutschen wurden unter Hitler wohl ernährt. Die einzige Wirklichkeit hinter der Lebensraum-Yorstellung, »deutsche Mütter könnten ihre Kinder nicht ausreichend ernähren«,416 bestand in der Unfähigkeit deutscher Mütter und Ammen vier Jahrzehnte davor, mit ihren Säuglingen und Kindern mitzufühlen und sie ordentlich zu ernähren.

Die Juden waren die hauptsächlichen Giftcontainer für die Wiederaufführung traumatischer deutscher Kindeserziehungspraktiken vier Jahrzehnte davor. Die Juden repräsentierten die Unabhängigkeit jedes deutschen Kindes, verkrüppelte Kinder dessen Hilflosigkeit, Kommunisten sein rebellisches Verhalten, Homosexuelle seine sexuelle Freiheit, Zigeuner sein »sorgenfreies« Leben — jeder Typus von Naziopfer trug einen Charakterzug eines bösen Kindes und musste ausgelöscht werden. Jedes der spezifischen Dinge, die Juden und anderen im Holocaust angetan wurden, so konnte man herausfinden, wurden von Eltern und anderen an deutschen Kindern um die Jahrhundertwende ausgeübt. Die präzisen Details früherer Ereignisse, die später auf die Opfer des Holocaust angewandt wurden, stimmen erstaunlicherweise genau überein. 


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Millionen von Juden wurden ermordet, und genauso wie zuvor, als deutsche Kinder dabei zugesehen hatten, wie ihre Geschwister umgebracht worden waren, wurde nun gewöhnlich dieselbe Phrase für den Genozid der Juden verwendet — »Beseitigung von nutzlosen Essern« —, die Eltern früher für die Ermordung von Säuglingen nach der Geburt gebrauchten.417 Da die Infantizidraten so hoch waren, müsste die Mehrheit der deutschen Kinder bei der Eliminierung von neugeborenen Geschwistern durch die Mutter dabei gewesen sein, müsste mitgehört haben, wie das Baby und man selbst ein »nutzloser Esser« genannt wurde und hätte sich gefragt, ob man auch selbst umgebracht würde. Kinder standen im Zentrum des Holocaust: In kaum einem Buch über den Holocaust bleibt einem erspart, sich durch die endlosen Berichte über Kinder zu ackern, die bei lebendigem Leib von den Nazis vergraben wurden, »Kinder, deren Köpfe wie Geflügel zerschmettert und in qualmende Gräben geworfen wurden«, »herumliegende halbierte Kinderkörper mit eingeschlagenen Schädeln« und »kleine Juden, die aus den Fenstern geworfen und von Bajonetten aufgefangen wurden«.418 Selbst die spezifischen Methoden, die Mütter bei der Ermordung von Neugeborenen anwendeten - insbesondere das Baby gegen die Wand zu schlagen oder es in eine Latrine zu werfen -, stellten »ein alltägliches Ereignis«419 gegen Juden in Konzentrationslagern dar:

Wenn es Müttern gelang, ihr Baby bei sich zu behalten ... nahm ein deutscher Wärter das Baby an den Beinen und schmetterte es gegen die Barackenwand bis er nur mehr eine blutige Masse in den Händen hielt. Die unglückliche Mutter müsste diese Masse mit ins »Bad« nehmen. Nur diejenigen, die diese Dinge mit eigenen Augen gesehen haben, können glauben, mit welchem Vergnügen die Deutschen derartige Operationen unternahmen. [Auch] SS-Männer amüsierten sich damit, jüdische Kinder an den Beinen zu packen und sie in den Tod zu schleudern. Wer ein jüdisches Kind am weitesten warf, hatte gewonnen.420

Juden wurden regelmäßig gefesselt und mussten in ihrem eigenen Dreck leben - genauso wie früher verschnürte deutsche Säuglinge. Nur selten gewaschen, verbrachten deutsche Kinder ihr Leben mit eigenen Exkrementen bedeckt, von ihren Eltern mit »kleiner Scheißer« angesprochen.421 In den Konzentrationslagern waren Juden Gegenstand von dem, was Des Pres eine konstante »exkrementale Beleidigung« nennt, worin sie gezwungen wurden, aufeinander den Darm zu entleeren und zu urinieren, oft in die Senkgrube gestoßen wurden, wenn sie zu langsam waren, in Baracken lebten, »übersäht mit Urin und Kot«, »knietief in Exkrementen wateten«, gezwungen wurden, ihren eigenen Kot zu essen, und letztlich in Gaskammern starben, »überall voll mit Exkrementen«.422 In einem Lager mussten sich nicht nur 30.000 Frauen eine Latrine teilen, zusätzlich »war es nur erlaubt, diese zu bestimmten Tageszeiten zu benutzen. Wir standen vor dem kleinen Gebäude Schlange, knietief in menschlichen Exkrementen.«423 Holocaustforscher, denen der Kindheitshintergrund all dieser scheinbar unbegründeten exkrementalen Grausamkeiten fehlt, sind erstaunt gewesen, wie viel von der Routine des Konzentrationslagers den endlosen Demütigungen gewidmet war.


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»Warum, wen sie sie ohnehin umbringen, wozu die Demütigungen, warum die Grausamkeit?«, fragt Gitta Sereny Franz Stangl.424) Natürlich ging es um Demütigung, um die Wiederaufführung der deutschen Kindheit. Hitler — selbst gefesselt und in seinem Kot liegend von seiner Mutter allein gelassen — teilte den Deutschen in Mein Kampf mit: »Wenn die Juden auf dieser Welt alleine wären, würden sie im Dreck ersticken.«425 Im Holocaust würden die Juden in Schmutz und Dreck ersticken, wie alle kleinen, hilflosen deutschen Babies es den ganzen Tag aus den Händen ihrer Mütter mussten. 

Und zumal die »kleinen Scheißer« — deutsche Babies — auch mit Läusen, Ungeziefer und Nagetieren übersäht waren, während sie gefesselt in ihren Krippen lagen, unfähig, sich zu bewegen, wurden Juden gleichfalls als »Läuse, Ungeziefer und Ratten« bezeichnet, als man sie in die Konzentrationslager einsperrte und ihnen mitteilte: »Das ist ein Todeslager. ... Du wirst von Läusen gefressen werden; du wirst in deiner eigenen Scheiße verrecken, du dreckiger Scheißkerl.«426 

Manche Wärter führten gar die Rattenangriffe wieder auf, »indem sie ein Rohr in den Anus des Opfers, oder in die Vagina einer Frau, einführten und dann eine Ratte in das Rohr ließen. Die Ratte würde dann einen Ausweg suchen und an den inneren Organen des Opfers nagen.«427 Das Sauberkeitstraining der deutschen Kinder wurde ebenso wieder aufgeführt, oft in präzisen Details, etwa durch die Inspektion der Ghettolatrine durch einen »Wärter mit einer großen Uhr, den die Deutschen komisch als Rabbi verkleideten und ihn den <Scheißherren> nannten«.428

Jedes Vernichtungslager reproduzierte Elemente eines typischen deutschen Zuhauses. Man sagte, Juden wären nicht hier um ermordet zu werden, sondern um sie »stubenrein« zu machen.429 Mami hasste die »Schmutzigkeit« ihrer Kinder, wollte sie »sauber« haben, also wurden »dreckige Juden« umgebracht, damit nur »saubere Deutsche« übrig blieben. Juden waren Untermenschen (ein Wort mit einem Unterton von »kleine Menschen«), die man dazu zwang, wie kleine nackte Babies auf dem Boden zu krabbeln,430 und die gefesselt wurden, ausgehungert, stundenlang knien mussten, mit eiskaltem Wasser begossen wurden, eingeschüchtert wurden und, wie die meisten deutschen Kinder, geschlagen.431 Das Prügeln von Juden in den Lagern folgte einem heiligen deutschen Verprügelungsmuster bei Kindern, wobei vom Kind erwartet wird, es solle »stark« sein (um den Täter durch Schreie keine Schuldgefühle zu machen):

Ich fiel auf meine Knie ohne einen Laut auszustoßen. Ich wusste, was von mir erwartet wurde. Von meinen Knien schaute ich zum Kommandanten, der mit Genugtuung zurück lächelte. Er warf wieder den Stuhl nach mir und traf mich an der Schulter. Ich fiel ausgestreckt auf den Boden, gequetscht und schwindlig, aber gab noch immer keinen Ton von mir. Er hob den Stuhl und zerschmetterte ihn auf meinen Kopf. ... Ich biss in die Zunge, um keinen Laut von mir zu geben. ... Ich wusste, wenn ich einen Ton von mir gebe, kann mich nichts mehr retten. »Sehr gut, so stark zu sein. Du wirst dafür belohnt. Hol dir was zu essen. Sag ihnen, ich hab dich geschickt.«432


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Das Schlagen und Foltern wurde, wie so oft bei Sadismen, sexualisiert:

Indessen stand der SS-Lagerführer ganz in der Nähe des Blocks ... sein ganzes Gesicht rot vor Aufregung und Wollust. Er hatte seine Hände in den Hosentaschen vergraben und man konnte mehr als deutlich erkennen, dass er während der Austeilung der Schläge onanierte ... Ich habe mehr als dreißigmal selbst mit angesehen, wie der SS-Lagerführer bei Prügelexekutionen, die am Bock durchgeführt wurden, sich selbst befriedigte ...433

Sexuelle Folterungen von Gefangenen waren zahlreich, eingeschlossen das Einschieben von Stöcken in den Penis kleiner Jungen, um sie dann zu zerbrechen, brutales Massieren der Prostata mit Holzpfählen, die rektal eingeführt wurden, das Kastrieren von Männern und das Entfernen von Eierstöcken bei Frauen, das Abrichten von Hunden, ihre Genitalien zu attackieren, etc.434 Die Opfer waren alle »böse Buben« und »böse Mädchen«, die für ihre Sexualität bestraft werden mussten, so wie die Eltern der Wärter diese bestraft hatten. 

Juden mussten einfach »böse Buben« sein: Wozu sonst hatten ihre Eltern sie kastriert (beschneiden lassen)? Der Holocaust war in Wirklichkeit eine gigantische, bizarre, warnende Geschichte, die allen die Lektionen erteilte, die Kindern durch die Handlungen an ihnen beigebracht wurde; wenn Zivilisten während des Holocausts Juden sahen, die auf der Strasse zu Tode geprügelt wurden, jubelten sie: »Mütter hielten ihre Kinder in die Höhe, damit die sich an dem Spektakel erfreuen konnten und Soldaten liefen heran, um den Spaß wie ein Fußballmatch zu genießen.«436)

 

Die historische Evolution der Kindeserziehung und der Abnahme menschlicher Gewalt 

 

Wie die nächsten drei Kapitel belegen werden, hat sich Kindeserziehung historisch stetig verbessert, wenn auch sehr ungleichmäßig. Wenn die psychohistorische Theorie stimmt, dann sollte in den letzten tausend Jahren menschliche Gewalt stetig abgenommen haben. Doch vom 20. Jahrhundert wird weithin als von dem gewaltvollsten in der Geschichte berichtet. 

Wie kann Kindheit die Ursache für menschliche Gewalt sein, wenn sich die Gewalt gewaltig gesteigert hat, während sich die Kindeserziehung verbesserte? Dass die Kriege im 20. Jahrhundert gewaltvoller waren, scheint auf der Hand zu liegen. Allein die Technologie erlaubt uns weit tödlicher zu sein, als in früheren Jahrhunderten, als Kriege, die 250.000 oder mehr Tote forderten, selten waren,436 während der Zweite Weltkrieg alleine 15 Millionen Menschen im Kampf forderte und die gesamten Kampfopfer des 20. Jahrhunderts die 100 Millionen Marke überschritten haben.437 

Mehr noch, wenn man die Definition von Kriegstoten auf das, was Rummel den »Demozid« nennt, ausweitet — und die 40 Millionen von Stalin beorderten russischen Toten, zum Beispiel, auch berücksichtigt werden —, springt die Zahl von »Toden durch Regierung« im 20. Jahrhundert auf über 170 Millionen.438 Sicher hat Nordstrom recht, wenn er meint: »Dieses vergangene Jahrhundert war das blutigste Jahrhundert in der menschlichen Existenz«,439 und so die psychogene Theorie zurückgehender Gewalt durch verbesserte Kindeserziehung widerlegt.


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Doch Nordstroms pessimistische Schlussfolgerung wird umgedreht, vergleicht man die Gewaltrate mit der Wahrscheinlichkeit, in Kriegen oder Demoziden zu sterben. Mit mehreren Milliarden Menschen auf der Erde im 20. Jahrhundert, betrug die Todesrate durch Kriege weit weniger als 2 Prozent der Bevölkerung.440 Obwohl einzelne Kriege in der Vergangenheit weniger in Zahlen getötet hatten, hätten sie leicht das Vielfache dieser Prozentzahl der Bevölkerung auslöschen können, speziell dann, wenn man — was selten gemacht wird — die Toten am Schlachtfeld zu den Demoziden der Vergangenheit hinzurechnet, als das Massakrieren von Zivilisten in allen Städten auf der Tagesordnung stand.441) 

Weiters ist für den Vergleich mit der Kindererziehung noch wichtiger, dass, wenn alle Nationen des 20. Jahr­hunderts auf einen Haufen geworfen werden, dies den Umstand verschleiert, dass fortgeschrittene demokratische Nationen wie die Vereinigten Staaten, England und Frankreich nur einen Bruchteil von 1 Prozent ihrer Bevölkerung in den Kriegen dieses Jahrhunderts verloren haben. Die Vereinigten Staaten, zum Beispiel, verloren im Ersten Weltkrieg 120.000 Soldaten, nur 0,12 Prozent der Bevölkerung und 400.000 im Zweiten Weltkrieg, nur 0,34 Prozent der Bevölkerung.442 Der Koreakrieg kostete 0,04 Prozent, der Vietnamkrieg 0,03 Prozent und der Golfkrieg nur 0,0003 Prozent der Amerikaner das Leben. Fakt ist, je fortgeschrittener die Kindererziehung, umso demokratischer ist die Gesellschaft und umso prozentual weniger Verluste in Kriegen sind zu verzeichnen.

 

Anthropologen haben den Mythos der friedvollen Wilden so effektiv verbreitet, dass man bei der tabellarischen Anordnung der Anzahl von Toten in vorstaatlichen einfachen Gesellschaften staunt, wie derartige Vorstellungen nach wie vor Studenten gelehrt werden können.443 Keeley beschreibt 22 vorstaatliche Stämme mit fünf- bis zehnmal so vielen Kriegstoten als gegenwärtige demokratische Nationen und schlussfolgert, »was vor der Evolution zivilisierter Staaten passierte, war oft unerfreuliche Kriegslust«.444 Todesraten in Gegenden wie Neuguinea oder Südamerika, wo es weniger westliche Kriegspolitik gab als in Afrika oder Asien, zeigen 25 bis 35 Prozent Tote unter allen Erwachsenen.445 

Die kriegerischste, jemals beschriebene Gesellschaft sind die Waorani am Amazonas, bei denen 60 Prozent der toten Erwachsenen aus kriegerischen Überfällen stammen.446 Es ist wahrscheinlich, dass vorstaatliche Gesellschaften vor 10.000 Jahren ähnlich astronomische Todesraten aus Kriegen besaßen, wenn man die Anzahl der Knochenfunde mit Spuren von Steinäxten und Pfeilspitzen ebenso berücksichtigt.447 Tatsächlich glauben Archäologen heute, frühe Steinäxte wären zum Jagen oder Schlachten untauglich gewesen und seien ausschließlich in Kämpfen verwendet worden.448 

Die Abnahme von 30 Prozent auf unter 1 Prozent von erwachsenen Kriegs-/ Demozidtoten in demokratischen Gesellschaften wurde deshalb in der rechts gezeigten Graphik als klar nach unten verlaufender Trend im Verlauf der Geschichte dargestellt, in der sich die Kindeserziehung über die Zeiten verbesserte und sich allmählich das innere Bedürfnis, andere umzubringen, verringerte.


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Neben Krieg und Demozid zeigt die Grafik auch die beiden anderen Ventile für menschliche Gewalt: Infantizid und Mord/Selbstmord. Infantizid wird von den Demographen in der Regel nicht als Mord gezählt, weil Neugeborene normalerweise nicht als Menschen betrachtet werden. Aber die meisten Menschenmorde in der Geschichte wurden faktisch von Müttern, die ihre Neugeborenen umbrachten, vollzogen. Die Infantizidraten in zeitgenössischen vorstaatlichen Stämmen sind enorm: Australische Aboriginesmütter, zum Beispiel, töteten ungefähr 50 Prozent aller Neugeborenen und die ersten Missionare in Polynesien schätzten, dass zwei Drittel der Kinder von ihren Eltern umgebracht wurden.449 

Birdsell spricht hypothetisch von Infantizidraten bis zu 50 Prozent bei prähistorischen Stammesgesellschaften, basierend auf hohen Fruchtbarkeitsraten und einem langsamen Wachstum der Bevölkerung.450 Meine eigene historische Querstudie, »Über die Demographie von Filizid«,451 basiert auf einer großen Anzahl von Jungen/Mädchen Verhältnissen, die in den Zählungen auf bis zu 135 zu 100 schnellten, was zeigt, dass bis zur Moderne Mädchen in ausreichend höherer Zahl umgebracht wurden als Jungen, um das Jungen/Mädchen Verhältnis zu beeinflussen. Stammesgesellschaften töten oftmals Mädchen in genügend höherer Rate als Jungen, um ein Kindheitsgeschlechtsverhältnis von 140 zu 100 (Yanomamö) bis zu 159 zu 100 (Polynesien) zu erzeugen,452 was heißt, dass so gut wie alle Familien mindestens ein Kind umbrachten und die meisten sogar mehrere, durchschnittlich vielleicht die Hälfte aller Geborenen, speziell, wenn man »späten Infantizid« (wie etwa das Verhungernlassen von Säuglingen) dazu zählt. Da eine Infantizidrate von 50 Prozent die Norm in all den Studien über einfache Stämme zu sein scheint, bilden sie den Ausgangspunkt auf der linken Seite des Diagramms.

Das dritte Ventil für menschliche Gewalt ist Mord/Selbstmord. 

Viele einfache Stämme besaßen Mordraten von bis zu 50 oder 60 Prozent und veranlasste einen Anthropologen über eine Gruppe zu folgendem Schluss zu kommen: »Es gab nicht einen einzigen erwachsenen Mann, der nicht in der einen oder anderen Weise in Tötungshandlungen verwickelt war.«453 Selbst die sogenannten friedlichen Stämme, wie die berühmten !Kung in Afrika, weisen ein Zwanzig- bis Fünfzigfaches gegenwärtiger moderner Mordraten auf.454

Knaufts sorgfältige Studien fanden bei den Gebusi sechzig Mal höhere Mordraten als gegenwärtig in den U.S.,456 wobei 60 Prozent der Männer zugaben, einen oder mehrere Morde begangen zu haben,466 während Steadman bei den Hewa - die sich auf das Töten von Hexen spezialisiert haben - eine Mordrate von einem Prozent der Bevölkerung pro Jahr fand, das Tausendfache der gegenwärtigen U.S.-Rate.457 

Die meisten Mordraten bei Stämmen bewegen sich bei mindestens 10 Prozent der erwachsenen Bevölkerung. Selbstmord in kleinen Gesellschaften ist normalerweise häufiger unter den Frauen, da sie ein Leben in Verzweiflung führen; die Todesraten erwachsener Frauen erreichen vielfach 10 bis 25 Prozent, blieben in der Antike hoch und gingen unter dem Christentum zurück.458 


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In mittelalterlichen Zeiten, als fast jeder ein Messer oder ein Schwert trug und diese häufig benutzte, waren die Mordraten 50 Mal höher als heutige Raten von etwa einem viertel Prozent,459 während die Selbstmordraten, über ein Leben gesehen, bei einem halben Prozent der erwachsenen Bevölkerung liegen.460 Also haben Mord-/Selbstmordraten, wie auch die von Krieg und Infantizid, in den heutigen demokratischen Nationen stetig auf weniger als ein Prozent abgenommen. Alles in allem ist die Rate menschlicher Gewalt von einer etwa 75-prozentigen Chance, von einem Mitmenschen ermordet zu werden, auf etwa 2 Prozent in heutigen demokratischen Nationen gefallen — ein Resultat der langsamen, aber ständigen Verbesserung der Kindererziehung über die Jahrhunderte.

 

Wie werden Kriege im nächsten Jahrhundert sein?

 

Selbst nur 2 Prozent von sechs Milliarden Menschen sind 120 Millionen. Sollen wir immer noch erwarten, dass so viele Menschen jeder Generation im nächsten Jahrhundert durch Gewalt ums Leben kommen? Mehr noch, nur ein Teil der Welt heute ist demokratisch. Der Großteil der Welt ist immer noch am Sprung in die Moderne, wird gerade erst frei, demokratisch und wohlhabend, ist aber hinsichtlich Kindererziehung noch nicht modern - insofern durchlaufen diese Nationen nun den gleichen schweren Wachstumspanikprozess, den Deutschland in der Mitte des 20. Jahrhunderts durchmachte. 

Wir können deshalb in den kommenden Jahrzehnten höhere Todesraten durch Krieg und Demozid in den sich entwickelnden Ländern erwarten. 

 

Fig.  6-7

Der Rückgang menschlicher Gewalt.

   


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Jugoslawien, um ein Beispiel zu nennen, wurde erst kürzlich demokratisch und hat genau dann damit begonnen, der Panik vor Demokratisierung durch Massenmord und Vergewaltigung seiner Nachbarn Ausdruck zu verleihen — ähnlich wie die Nazis —, da die Kindeserziehung immer noch mittelalterlich war.461 Mit der sich in den nächsten 50 Jahren nahezu verdoppelnden Bevölkerung der Erde, wobei so gut wie der gesamte Zuwachs die ärmsten Regionen mit der schlimmsten Kindererziehung treffen wird, könnte der kommende Sprung der Entwicklungsländer außerordentlich explosiv ausfallen.462 

Müssen wir, vor dem Hintergrund der starken Vermehrung von nuklearen und biologischen Waffen, größere Kriege im nächsten Jahrhundert erwarten, um wieder hunderte Millionen von Menschen umzubringen, obwohl sich die Kindererziehung langsam verbessert?

Reife Demokratien besitzen heute eine ausreichende Anzahl von guten Eltern, die damit zufrieden sind, ihre Wachstumspanik durch kleinere Kriege und Rezessionen, und weniger durch Weltkriege und Depressionen abarbeiten zu können.463 Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren Kriege weit weniger verhängnisvoll - zumindest für die Demokratien, wenn nicht auch für die Gegner. 

Die Militärausgaben fielen in demokratischen Nationen von ungefähr 75 Prozent der Regierungsausgaben im späten 18. Jahrhundert auf circa 10 Prozent heute.464 Diese kleineren Kriege sind öfter aufgetreten und haben sich häufiger mit kleinen Rezessionen abgewechselt, sodass sich der klassische manisch-depressive Zyklus von 50 Jahren der vorangegangenen Jahrhunderte drastisch verkürzt hat und Rezessionen und kleine Kriege einander als Opferrituale eher ergänzen zu scheinen als wie in den vergangenen Jahrhunderten zu alternieren.

 

Aber all dies passierte hauptsächlich in entwickelten, demokratischen Nationen mit einer besseren Kindererziehung, deshalb bleibt die Antwort auf die Frage über Krieg im nächsten Jahrhundert ambivalent. Ich bin zuversichtlich, meinen Kindern und ihren wunderbaren Freunden auf der Westseite von Manhattan darin vertrauen zu können — mit liebenden, helfenden Eltern, die aus allen ethnischen und wirtschaftlichen Schichten kommen — im nächsten Jahrhundert eine gewaltfreie Welt zu gestalten. 

Aber das durchschnittliche chinesische, afrikanische oder russische Kind ist immer noch vornehmlich in einer Atmosphäre des Infantizids, Schlagens, sexueller Belästigung und unter strenger Herrschaft aufgewachsen, dass dieses es aller Voraussicht nach in Zukunft brauchen wird, den elterlichen Holocaust auf der Bühne der Geschichte zu wiederholen, so es neue Freiheiten erfährt, und somit die Demozide des 20. Jahrhunderts, aber mit destruktiveren Waffen, wiederholt werden. Was das anbelangt, so wurde der durchschnittliche Amerikaner heute auch als Kind geschlagen und in mehrfacher Hinsicht missbraucht,465 sodass die Militärausgaben nach dem Ende des Kalten Krieges nie zurückgingen und die »Festung Amerika« mit den Vorbereitungen für einen Dritten Weltkrieg fortfährt.466 

Die normale langsame Evolution der Kindererziehung lediglich zuzulassen, dürfte nicht ausreichen, die eskalierende Destruktivität unserer Waffen zu überwiegen, zumal mehr und mehr Nationen dazu fähig werden, globale nukleare Vernichtung auszulösen. Deshalb werden die entwickelteren Psychoklassen wirklich in den Familien der Welt intervenieren müssen, um bei der Veränderung von Elternschaft und so der Kindheit von nahezu jedem auf dieser Welt zu helfen. Wenn das im 21. Jahrhundert nicht getan werden kann, erscheint es wahrscheinlich, dass die stark steigende Kraft unserer Waffen die Evolution unserer Kindererziehung übersteigen könnte, und die kommenden Jahrzehnte in Zahlen noch verheerender als das 20. Jahrhundert werden.

 

Ein neuer Weg zur Veränderung von Elternschaft, kommunale Elternschaftszentren, ist in einigen wenigen amerikanischen Städten schon eingeschlagen worden und der überraschende Erfolg lässt hoffen, dass menschliche Gewalt rund um die Welt effektiv und zu leistbaren Konditionen dadurch verringert werden kann. Elternschaftszentren bieten nicht nur kostenfreie Kurse für Erwachsene an; sie haben auch Mitarbeiter, die gratis bis zum Ende des zweiten Lebensjahres wöchentlich jedes in der Gemeinde geborene Kind zuhause besuchen und die Eltern bei der Ausübung ihrer Elternschaft unterstützen und ihnen das beibringen, was keine Schule als lohnend erachtet zu lehren — dass man keine Angst vor seinen Kindern haben muss, dass man sie nicht schlagen muss oder für eigene Zwecke missbrauchen, dass man lieben kann und darauf vertrauen, dass sie gut gedeihen werden und aus ihnen etwas Besseres als man selbst wird, indem man den selbst erduldeten Missbrauch nicht an ihnen wiederholt. 

Wie diese Elternschaftszentren genau funktionieren, wird im Kapitel 9 detailliert beschrieben. Sie versprechen in der Lage zu sein, Kindesmissbrauch auszuschalten und so menschliche Gewalt rund um den Globus drastisch zu reduzieren, und das mit Kosten, die nur einen winzigen Bruchteil der 8 Milliarden U.S.-Dollar ausmachen würden, welche die Welt seit dem Zweiten Weltkrieg für Kriegsführung ausgegeben hat.467)

Die Beseitigung der Ursachen von Gewalt braucht lediglich Empathie, Weitblick und den Willen dazu, keine riesigen Ressourcen. Wir sind heute wie eine Gruppe von Menschen, die an einem Flussufer steht und verzweifelt versucht, Ertrinkende zu retten, aber sich weigert, ein Stück flussaufwärts zu gehen und zu verhindern, dass weitere Menschen hineingeworfen werden. Die Verringerung menschlicher Gewalt bedarf zuallererst Prävention — die Entfernung der Ursache der Pathologie —, genau wie Prävention bei jeder anderen menschlichen Geistesstörung vonnöten ist. Dass genügend von uns die Empathie und das Verständnis zusammentun können, die gebraucht werden, um wirklich hinaus zu gehen um das zu verändern, was lange als unsere gewaltvolle menschliche Natur bezeichnet worden ist, darin liegt unsere große Hoffnung für die Zukunft unserer kostbaren Welt.  

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