Dirk Maxeiner + Michael Miersch 

Lexikon der Öko-Irrtümer 

Überraschende Fakten 
zu .... 
und zu vielen anderen Umweltthemen

 

 

  

     Maxeiner Start

1998 ff   xxx Seiten

 

Google Buch  
Yahoo Buch 
Amazon Buch  

detopia: 
Heinz Hug Öko-Horror 

 

Inhalt passt leider nicht zum Titel   #   2006 Von Douglas Maraun 

 

Schöne Erwartungen hat der Titel geweckt. Ein Buch, das aufklärt, Vorurteile entkräftet und ein sensibles Thema von ideologischem Ballast befreit. Ein nobles Anliegen, da tatsächlich in Politik und den Medien — auch den seriösen — viel Unsinn über Eiszeiten und Hurrikane, das Kyoto-Protokoll oder den Treibhauseffekt geschrieben und gesagt wird. 

Nur leider ist das Buch selbst Teil einer Ideologie, die sich als Skepsis verkauft aber doch Verbohrtheit bedeutet: Wenn man das Buch als promovierter Physiker liest, der jahrelang zum Thema statistische Analyse von Klimazeitreihen gearbeitet hat (und dabei auch kritisch "global warming" unter die Lupe genommen hat), dann bekommt man den Eindruck, die Autoren hätten eine vorgefertigte Meinung unter dem Deckmantel der Kritik bestätigen wollen und dazu krampfhaft nach windigen Zitaten und Erklärungen gesucht. Nur 3 Beispiele, es finden sich viele weitere: 

1. Die Autoren zeigen Klimazeitreihen von Berlin-Dahlem und dem Hohenpeißenberg als Beleg für zwei Punkte: Zum einen hätte es dort im 18. Jhd wärmere Temperaturen als heute gegeben, zum anderen würden aber immer nur Daten ab etwa 1860 gezeigt um — die Autoren schreiben dies nicht, legen es aber nahe — dies zu verschleiern. Die Datenreihen sind natürlich richtig. Aber: Erstens sagt kein Klimawissenschaftler, dass es überall wärmer würde, sondern nur im Mittel. Und zweitens gibt es mittlerweile genügend Rekonstruktionen aus Baumringen, Eisbohrkernen und anderen Quellen, die zeigen, dass die letzten Jahrzehnte im Mittel die wärmsten der letzten 1000 Jahre waren. Eine stark kritisierte Baumringreihe (die Hockeystickreihe von Michael Mann et al.) wurde mittlerweile von einem Team amerikanischer Statistiker der National Academy of Science überprüft und bestätigt. 

2.  Die Autoren verstehen simple physikalische Prinzipien nicht, die jeder Abiturient gelernt haben sollte. Z.B. das der Superposition verschiedener Einflüsse. Während einiger Jahrzehnte gab es starke vulkanische Aktivität, die dem menschgemachten Temperaturtrend entgegengewirkt und ihn sogar übertroffen hat. Während dieser Jahre gab es also trotz menschlichem Treibhauseffekt eine schwache Abkühlung. Der Kommentar der Autoren: "So wunderbar kann Wissenschaft sein: Es wird wärmer, obwohl es eigentlich kälter geworden ist." Diese Polemik versucht nicht zu verstehen, sondern macht sich auf sehr durchsichtig-dümmliche Art über seriöse Forschung lustig. 

3. Die Autoren stellen wissenschaftliche Fachartikel aus renommierten internationalen Zeitungen wie Nature oder Science gleichberechtigt neben Beiträgen, die nie begutachtet wurden, z.B. in Zeitungen. Selbst wenn das System der Begutachtung nicht perfekt ist, so sichert es doch einen gewissen Mindeststandard. Wenn man nicht gerade in Nature oder Science publizieren will, so findet sich immer irgendeine Zeitschrift, die auch kritische Artikel von Querdenkern veröffentlicht. Die wenigen Wissenschaftler, die sich nicht an dieses System halten, versuchen sich gewissermaßen um diesen Standard herumzumogeln. 

Ein Beispiel aus dem Buch: Ein Herr Hug schreibt in der Zeitschrift Chemkon, die maximale Treibhauswirkung von CO2 läge bei 280 parts per million. Jeder Physik- oder Chemiestudent, der das Beersche Absorptionsgesetz kennt, weiß, dass dies Blödsinn ist: Verdoppelt man die Konzentration eines Stoffes, absorbiert er auch genau doppelt so viel. 

Aber der Beitrag von Hug wurde doch in einer Fachzeitschrift veröffentlicht? Tja, die "Fachzeitschrift" Chemkom entpuppt sich schnell als "das Forum für Unterricht und Didaktik [und] wendet sich vornehmlich an Chemielehrerinnen und Chemielehrer". Da stellt sich wirklich die Frage: Haben die Autoren das nicht gesehen, oder geht es vielleicht doch nicht einfach um die Wahrheit? 

Mein Fazit: Den Autoren geht es darum, den Leser mit falsch interpretierten Datenreihen, durchsichtiger Polemik und dubiosen Quellen den Leser bewusst falsch zu informieren

Leider geschieht dies auf einem Niveau, auf dem ein recht großes Maß an Fachwissen vorhanden sein muss, um alle Fallen entlarven zu können. Im Kapitel über den Klimawandel konnte ich als Fachmann keine einzige haltbare These finden, ich befürchte, das gilt für den Rest des Buches genauso. Ich empfehle dem Verlag dringend, das Buch zurückzuziehen. ##

 


23.03.2004   Von dragon 

Also ich finde im großen und ganzen ist dieses Buch das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt ist. Die Argumente sind oft sehr fadenscheinig, und mit irgendwelchen dubiosen Zahlen untermauert. Die Zahlen kann man glauben - oder auch nicht. Ich habe bei manchen Themenbereichen komplett konträre Informationen auch gefunden, und man kann sagen, dass es eigentlich eine Glaubensfrage ist, wem man glaubt. Ich kaufe den Autoren viele Argumente einfach nicht ab, zudem es eine Reihe von weniger unsachlich geschriebenen Büchern gibt, die sich mit diesem Thema glaubwürdiger befassen.


Manipulatives Gemisch aus Halbwahrheiten & sachliche Fehler    6.3.2003      Von Ein Kunde

Die Autoren stellen rund 150 Behauptungen auf und prangern diese dann als angebliche Öko-Irrtümer an. Die Argumentation folgt simplen Strickmustern: Bei einigen dieser sogenannten Irrtümer bestehen die Autoren — auf Einschränkungen (viele Waldgebiete sind wg. Waldsterben in Gefahr, aber nicht alle), — manche sind sophistische Spitzfindigkeiten (ein leerer Zug verbraucht mehr Energie als ein vollbesetztes Auto — dabei ist unbestritten, daß Bahnfahren im Durchschnitt umweltfreundlicher als Auto fahren oder fliegen ist ). 

Gar zu oft geht es den Autoren um Binsenwahrheiten. Da lesen sich dann manche Kapitel des Lexikons als flotte Polemik ("Omas Küche war gesünder", "Beton ist böse"). Andere sind schludrig recherchiert und auf einseitige Fakten aufgebaut (etwa bei den Themen Gentechnik, PVC). 

Statt Fortschritt präsentieren sie alte Klischees gegen angeblich "überzogenen" Umweltschutz, statt neuer Ideen servieren sie halbseidene Informationen aus dubiosen Quellen. Statt Aufklärung enthält das Buch ein manipulatives Gemisch aus Halbwahrheiten und Verharmlosungen. Ihre Empfehlungen gehen in Richtung unpolitischen Naturschutz: Die Umweltschutzorganisationen sollten auf Umwelt-Kampagnen und Aktionen verzichte, stattdessen Naturschutz durch Länderei-Aufkauf und "Trappen, Tannen und Tümpel beschützen".

Wäre das alles, könnte man das Buch getrost zuklappen und in der hinteren Reihe des Bücherregals verstauben lassen. Aber das griffige Motto von den "Öko-Irrtümern" findet Widerhall dort, wo politischer Umweltschutz ein Dorn im Auge ist: So hat die BILD-Zeitung großen Gefallen an der Buch-Moral gefunden. Das Blut&Busen-Massenblatt erhielt die Vorabdruck-Rechte und führte eine Serie namens "Die größten Öko-Lügen" durch. Diese endete jedoch schnell: Greenpeace konterte mit einer Erklärung über die "Öko-Lügen der BILD-Zeitung" und legte juristische Mittel gegen die Publikation ein. Der Springer-Verlag mußte angesichts der vielen sachlichen Fehler im Text eine Unterlassungserklärung unterschreiben. Einst waren Maxeiner und Miersch Umweltjournalisten bei der Zeitschrift "Natur". Danach nur noch Journalisten, die bei Hoechst "in Lohn und Brot" standen ("Focus"). Während Maxeiner den ökologischen Nutzen des Ferntourismus anpreist und wissenschaftliche Belege für die Klimazerstörung (sic!) negiert, engagiert sich Miersch FÜR die Tropenwaldzerstörung in Malaysia.


Eine Sammlung gefährlicher Halbwahrheiten   19.03.1999   Von Ein Kunde

Halbwahrheiten sind die gefährlichsten Lügen, und das "Lexikon der Öko-Irrtümer" ist ein Buch, das beinahe zur Gänze aus Halbwahrheiten und Fehlinterpretationen besteht. Die Autoren spielen sich als große Entlarver auf, wobei sie vielfach angebliche "Ökomythen" an den Pranger stellen, die nicht selten von ihren unqualifizierten Journalistenkollegen erst erfunden wurden. Es gibt keine einzige Seite, auf der sich mir als unabhängigem Fachwissenschaftler nicht regelrecht die Fußnägel kräuseln. Die Quellen der beiden Autoren sind zum größten Teil industrienahe Institutionen und Publikationen bzw. Wissenschaftler, die bekannterweise auf der Lohnliste der Industrie stehen, oder aber wiederum lediglich journalistische Drittquellen. Ist es z.B. wirklich verwunderlich, daß ein Institut zur Förderung der Chemietechnologie in einer entsprechenden Studie zu dem Schluß kommt, daß die Nebenprodukte der chemische Industrie natürlich völlig unbedenklich sind? 

Diese Art der Recherche gehört nicht einmal in die Lokalreaktion eines Käseblattes. Das Buch ist nicht nur schlecht, es ist auch noch gefährlich, weil es auf den ersten Blick einen seriösen Eindruck vermittelt und uninformierte Leser auf die falsche Fährte lockt. Es ist reine Industriepropaganda, und mir tut es um jeden einzelnen Baum und jeden Liter Wasser leid, der für die Produktion dieses Buches verschwendet wurde. Wie wäre es, wenn man stattdessen einmal die "Warnung an die Menschheit" der Union of Concerned Scientists liest? Dort steht zu lesen, was die 1700 besten Wissenschaftler der Welt — inklusive fast aller Nobelpreisträger — von den globalen Umweltproblemen halten. Der geneigte Leser mag dann selber entscheiden, ob er der Industriepropaganda zweier geld- und sensationshungriger Journalisten sein Vertrauen schenkt, oder aber der auf tatsächlichem Wissen und echten Fähigkeiten beruhenden Besorgnis der klügsten Köpfe, die wir auf dieser Welt haben. 

Stefan Thiesen, Geograph und Astrophysiker,  Fellow of the Royal Geographical Society


Die Autoren arbeiten sehr oberflächlich und plakativ   26.02.1999    Von Ein Kunde

Das Vorwort im Lexikon der Öko-Irrtümer ist gelungen. Es ist sicher wichtig und regt zur Diskussion an, wenn die Themen auch aus einem anderen Blickwinkel als dem der "reinen grünen Lehre" beleuchtet werden. Es bleibt jedoch der Eindruck, die Autoren hätten sich mit Ihren ehemaligen Kollegen aus der "natur"-Redaktion überworfen. Ich habe neben dem gelungenen Vorwort das Kapitel "Naturschutz" gelesen, allerdings nur bis zur Seite 290. 

Die Häufung der journalistischen Stilblüten hat unterstrichen, wie "flach" große Teile des Textes sind. In der Mittelstufe der Schulen wird Alliteration als Stilmittel des Journalismus behandelt, und ich habe mich beim Lesen der Seite 290 daran erinnert. Die Autoren schreiben: "Wird (das Geld) wirklich eingesetzt, um Trappen, Tannen und Tümpel zu beschützen?" Und knapp eine halbe Seite später müssen wir lesen: "Auf den damals gekauften Flächen leben heute Kröten, Kraniche und Kojoten." 

Und es geht weiter so effekthaschend auf S. 294: "Füchse, Frösche und Fledermäuse werden die ökologische Toleranz der Stadtbewohner auf harte Proben stellen." Stark! Spitze! Ich habe daraufhin ein altes Buch aus dem Regal gesucht, welches ich den Autoren des Wissenschaftsbuches des Jahres 1996 empfehlen möchte: es heißt "Deutsch für Profis" und ist von Wolf Schneider (1984). Zitat: 

"Wie jene Sechzehnjährigen, die sich an ihrem frisch erworbenen Wortvorrat besaufen, so umschlingen viele nicht mehr sechzehnjährige Journalisten ihre Sätze mit exotischen Vokabeln und lassen Wörter in pompösen Polonaisen paradieren. (...) Zehntausend deutsche Journalistenherzen schlagen höher, wenn es ihnen gelungen ist, eine Überschrift nach dem Muster <Bauern, Bonzen, Bomben> zu ersinnen wie die Fernsehsendereihe <Titel, Thesen, Temperamente<. (...) Mit gutem Deutsch hat dies (...) nicht mehr viel zu tun. (...) Bleibt zu fragen , ob die Leser es attraktiv finden, immer noch und auch beim tausendsten Mal. (...) Jedenfalls: das Gesuchte und Gezierte, das Geblähte und Gequälte ist im altdeutschen Stabreim trefflich aufgehoben." (Zitat Ende) 

Zum fachlichen Hintergrund (Beispiel): Was verstehen die Autoren wohl unter "ökologischer Toleranz der Stadtbewohner"? Genau genommen ist Ökologie als Teilgebiet der Biologie eine Systemwissenschaft, die sich mit den Wechselbeziehungen zwischen den Lebewesen und ihrer Umwelt befaßt. Die Wortschöpfung "ökologische Toleranz" mag mit diesem Hintergrund verstehen wer will.... 

Die Autoren geben zudem als Quellen ihrer Informationen meist Artikel aus Tageszeitungen an (!). Mich hat das Buch enttäuscht, weil es einfach zu oberflächlich ist — sowohl sprachlich als auch fachlich. Zumindest hat das Buch mich dazu gebracht, eine Erinnerung an den Deutschunterricht der Mittelstufe aufkommen zu lassen und im Fremdwörterlexikon unter dem Stichwort "Alliteration" nachzuschlagen. Ist doch auch schon `was, oder?


Fakten statt Meinung?   19.01.1999   Von Ein Kunde

Das Buch trägt sicherlich zu einer mehr rationalen und weniger emotionalen Beschäftigung mit im weitesten Sinne ökologischen Themen bei. Die erklärte Absicht der Autoren ist es, die vielfältig verbreiteten Dogmen durch "harte" Fakten zu ersetzen. Gerade hier aber liegt eine Schwäche des Werks: Als Journalisten haben sich die Verfasser in den meisten Fällen nicht an die Fachliteratur gehalten, sondern zitieren selbst Sekundärliteratur (Spiegel, Welt, Natur, etc.). 

Damit übernehmen sie jedoch häufig keine Fakten, sondern eine jeweils bereits durch andere Journalisten gefilterte Sicht: Bestimmte Daten werden präsentiert, andere fallen unter den Tisch. Dem Leser, der sich ein eigenes Bild von der Lage machen will, bleibt somit der Blick auf die Daten selbst verborgen. Der größte Verdienst des Buches liegt sicher im oft provokanten Widerspruch zur immer noch geltenden grünen Ideologie.


 

Kommentar vom 1998

Norbert Schnorbach, Greenpeace-Pressesprecher

 

Was ist wahr, wenn ein Lügner sagt: "Alles Lüge"? Was kann man glauben, wenn ein "Lexikon der Irrtümer" aufklären will und dabei selbst mit Irrtümern gespickt ist und Unwahrheiten in die Welt setzt?

"Echter Fortschritt kann nur durch vermehrte Aufklärung stattfinden", heißt es im Vorwort des neuen Buches "Lexikon der Öko-Irrtümer"*. Das Buch plädiert "für einen Neuanfang in Ökobewegung und Umweltpolitik". Nachdem "die erste Welle des Umweltschutzes viel erreicht" habe, müsse man nun "in den Köpfen Platz für das Neue schaffen und eine Menge alten Ballast abwerfen", schreiben die Autoren Dirk Maxeiner und Michael Miersch. Klingt vielversprechend, auf den ersten Blick.

Sie stellen rund 150 Behauptungen auf (zum Beispiel "Der Müllberg wächst und wächst", "Bahnfahren ist grundsätzlich umweltfreundlich" oder "Die Wälder sind weltweit in Gefahr") und prangern diese dann als angebliche Öko-Irrtümer an.

Die Argumentation folgt simplen Strickmustern: Bei einigen dieser sogenannten Irrtümer bestehen die Autoren auf Einschränkungen (viele Waldgebiete sind in Gefahr, aber nicht alle), manche sind sophistische Spitzfindigkeiten (ein leerer Zug verbraucht halt mehr Energie als ein vollbesetztes Auto - dabei ist unbestritten, daß Bahnfahren im Durchschnitt umwelt­freundlicher ist Autofahren oder Fliegen). Andere Behauptungen des Irrtümer-Lexikons waren früher richtig und sind dank der Umweltschutzerfolge inzwischen überholt (damals wuchsen die Müllberge, aber heute wird mehr recycelt).

Gar zu oft geht es den Autoren um Binsenwahrheiten. Da lesen sich dann manche Kapitel des Lexikons als flotte Polemik ("Omas Küche war gesünder", "Beton ist böse"). Andere sind schludrig recherchiert und auf einseitige Fakten aufgebaut (etwa bei den Themen Gentechnik, PVC, Brent Spar).

Die beiden ehemals angesehenen Umweltjournalisten segeln in seichten Gewässern, wie sich bei genauerem Hinsehen zeigt. Sie halten keineswegs, was sie im Vorwort versprechen. Statt Fortschritt präsentieren sie alte Klischees gegen "überzogenen" Umweltschutz, statt neuer Ideen servieren sie halbseidene Informationen aus dubiosen Quellen. Statt Aufklärung enthält das Buch ein manipulatives Gemisch aus Halbwahrheiten und Verharmlosungen.

Ihre Empfehlungen gehen in Richtung unpolitischen Naturschutz: Die Umweltschutzorganisationen mögen doch bitte auf Kampagnen und Aktionen verzichten, stattdessen Ländereien aufkaufen und "Trappen, Tannen und Tümpel beschützen".

Wäre das alles, könnte man das Buch getrost zuklappen und in der hinteren Reihe des Bücherregals verstauben lassen. Aber das griffige Motto von den "Öko-Irrtümern" findet Widerhall dort, wo politischer Umweltschutz ein Dorn im Auge ist.

So hat die BILD-Zeitung Gefallen gefunden am Niveau des Lexikons. Das Blut&Busen-Massenblatt erhielt die Vorabdruck-Rechte und startete eine Serie mit dem Titel "Die größten Öko-Lügen". Die Serie ging allerdings schnell wieder zu Ende. Greenpeace konterte mit einer öffentlichen Erklärung über die "Öko-Lügen der BILD-Zeitung" und legte juristische Mittel gegen die Publikation ein. Mit Erfolg: der Springer-Verlag mußte angesichts der sachlichen Fehler im Text eine Unterlassungserklärung unterschreiben.

Sind die beiden Buchautoren, die das BILD-Niveau nicht scheuen, Überzeugungstäter? Oder ökologische Wendehälse? Oder hängen sie nur ihr Mäntelchen in den Wind und surfen auf den Wogen des Zeitgeistes?

Einst waren Maxeiner und Miersch Umweltjournalisten bei der Zeitschrift "Natur". Danach nur noch Journalisten, die bei Hoechst "in Lohn und Brot" standen ("Focus"). Sie machten für den Chemie-Multi "phantasievolle Pressearbeit" ("Handelsblatt") als Textchefs der umstrittenen Hoechst-Zeitschrift "Change". Während Maxeiner den ökologischen Nutzen des Ferntourismus anpreiste und wissenschaftliche Belege für die Klimazerstörung negierte, engagierte sich Miersch für die Tropenwald­zerstörung in Malaysia. Ein "PR-Coup der Holzlobby", schrieb die "taz", Miersch kritisiere "nicht die Menschenrechts­verletzungen und Zerstörung der Tropenwälder - sondern die, die sich dagegen wehren".

1996 glänzte ihr gemeinsames Buch "Öko-Optimismus" mit verbalen Attacken gegen "Pseudo-Ökos", "Ökoheuchler", "Ökopharisäer", "Ökochonder", "Ökopriester", "Ökopäpste", "Ökoromantiker", "Ökostalinisten" und so weiter. 

Jetzt sind die Maxeiner und Miersch noch einen Schritt weitergegangen. In ihrem neuen Lexikon scheuen sie sich nicht, den Nazi-Propagandisten Goebbels für ihre Argumentation zu zitieren (S. 136). Und sie nennen "Nazismus", "Kommunismus", "totalitäre Ideologien" und "Ökologismus" in einem Atemzug. 

Die Autoren haben nicht etwa Ballast, sondern alle vernünftigen Maßstäbe über Bord geworfen.

Interessante Erfahrung hinter den Kulissen: Bei der Arbeit am Lexikon mußten die Autoren kurz vor der letzten Textkorrektur feststellen, wie schnell sich die Faktenlage ändern kann. In den Druckfahnen des Lexikons, die der Verlag vorab verschickte, werden die Castor-Transporte noch für unbedenklich deklariert: schon 1600 Atommülltransporte hätten stattgefunden, und "die Öffentlichkeit hat davon über viele Jahre keinerlei Notiz genommen". Dann aber wurde im Mai 1998 der Castor-Strahlenskandale bekannt. Die Öffentlichkeit nahm plötzlich davon Notiz, daß Atomindustrie und Politiker die radioaktive Verstrahlung mit tausendfach überhöhten Grenzwerten jahrelang vertuscht hatten.

Was machen die Autoren, um wieder im Trend zu liegen? Sie korrigierten flugs ihren Buchtext und hängen ihr Fähnchen neu in den Wind. In der gedruckten Fassung des Lexikons heißt es nun an dieser Textstelle: die Verstrahlung und ihre Vertuschung erschüttere "die Glaubwürdigkeit der Verantwortlichen bis ins Mark" – sei aber trotzdem ungefährlich! Zumindest bis der nächste Skandal ans Licht kommt ... ##

 

 ^^^^ 

www.detopia.de