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1.3  Unbewusste Pädagogik in der Psychotherapie

 

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Die Trias — Elternschonung / Triebdeutung / Zudecken des Traumas — ist nicht nur in der klassischen Psycho­analyse zu finden. Das traumatisierende Verhalten der Eltern mit Hilfe von Triebdeutungen (d.h. im Grunde mit der Beschuldigung des Kindes) zudecken zu können, gibt verschiedenen psychologischen Richtungen die Möglichkeit, modern und fortschrittlich zu erscheinen und doch die Gebote der Schwarzen Pädagogik zu erfüllen. Dies ließe sich an unzähligen Beispielen demonstrieren. Ich will es aber nur anhand eines Buches versuchen, weil hier die Aussagen der Patienten nicht durch Interpretationen entstellt, sondern, da in Briefform mitgeteilt, dem Leser in ihrer vollen Unmittelbarkeit zugänglich bleiben. 

Es handelt sich um ein Buch von Klaus Thomas (1979), der eine Lebensmüden-Klinik in Berlin leitet und sehr viele Adoleszente nach Selbstmordversuchen erfolgreich behandelt. Die große Zeitnot und Überforderung führte ihn zur Ausarbeitung einer neuen Methode der Selbstanalyse, die darauf beruht, daß Patienten tagebuchartige Briefe an den Therapeuten schreiben, aus denen nur einige Probleme in den in großen Abständen stattfindenden Sitzungen herausgegriffen und besprochen werden können. 

Ich könnte mir vorstellen, daß eine wesentliche therapeutische Wirkung schon in der Möglichkeit besteht, eigene Gefühle zu artikulieren, die Klagen zu formulieren, die Wut auf die Eltern zu erleben, wenn die Voraussetzung dafür da ist, nämlich die Gewißheit, daß jemand alles das aufnimmt, ernstnimmt und nicht urteilt. Aus den von Thomas zitierten Beispielen gewann ich den Eindruck, daß im Schreiben und im nachträglichen Sprechen darüber eine ernsthafte Alternative zur Psychoanalyse, besonders im Jugendalter, liegen könnte. 

Da die Sitzungen sehr selten stattfinden, kann die Erkenntnis der an sich normalen Grenzen des Verstehens des Therapeuten für eine längere Zeit hinausgeschoben werden, so daß der Patient, dank dieser Begleitung, inzwischen u.U. besser an seine Traumen herankommt als in einer orthodoxen Psychoanalyse, die ihn durch ihre Konzepte an der Entwicklung der wahren Gefühle leicht hindern kann. Es kann aber auch geschehen, daß die auch dieser Behandlungsform immanente, mehr oder weniger bewußte erzieherische Haltung des Therapeuten in seinem Verhältnis zum Patienten stark wirksam wird und die emotionale Entwicklung letztlich doch noch blockiert. Das schließt nicht aus, daß in vielen Fällen die von allen gewünschte Resozialisierung erreicht wird, nämlich die Anpassung an die Leistungsansprüche der Eltern und der Gesellschaft, denen das wahre Selbst des Patienten, wie einst dasjenige des Kindes, zum Opfer fällt. Gerade bei künstlerisch begabten Menschen kann das nicht ohne Folgen bleiben. 

 

Um das zeigen zu können, werde ich längere Passagen aus dem Buch von Thomas zitieren:

  Beispiel einer Selbstanalyse mit besonderen Aggressionen 
  gegen die Eltern und mit Beziehungen zu den Geschwistern  

Ebenso aufschlußreich für die Möglichkeiten der Selbstanalyse wie für die Bedeutung freigelegter Aggressionen ist die folgende Krankengeschichte, bei der (wegen Schweigepflicht) die Namen, nicht aber die Daten verändert sind.

Die Vorgeschichte: Am 23. November 1965 erscheint erstmals ein 28jähriger Kandidat der Medizin. Er sieht sich in einer Zwangslage, aus der ihn — seiner Meinung nach — nur noch der Selbstmord befreien kann. Seine Eltern, die am Rande des Spessart in einer Kleinstadt wohnen, haben den ältesten Sohn ebenso wie die drei jüngeren Geschwister studieren lassen. Der Vater besitzt die einzige Apotheke des Ortes und genießt auch als Kirchenvorsteher das Ansehen der Bürger. Er legt auf einen raschen Studienabschluß seines Sohnes Wert, da er mit seiner Apotheke zusätzlich noch für zwei eigene ältere Schwestern aufkommen muß.

Bei seinen häuslichen Besuchen — wenigstens einmal im Monat — hat unser Patient — wir nennen ihn Dieter — stets den elterlichen Erwartungen gemäß von den Fortschritten im klinischen Studium in Frankfurt gesprochen und schließlich auch wahrheitswidrig nach seinem 15. Semester seine Meldung zum Examen mitgeteilt.

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In Wirklichkeit hatte er während der letzten drei Jahre kaum die Vorlesungen, ein Praktikum oder eine Klinik besucht, sondern untätig grübelnd zu Bett gelegen, gelegentlich mit Freunden zusammengesessen, dem Alkohol zugesprochen oder teilnahmslos ferngesehen. Nunmehr kündigte der Vater seinen Besuch bei dem Professor an, bei dem Dieter angeblich seiner Doktorarbeit wegen die Staatsexamensprüfung immer wieder hinausgeschoben hatte. Das Lügengebäude mußte zusammenbrechen. Der Schande vor den Eltern und der ganzen Gemeinde wollte er durch den Selbstmord entgehen.

Bei dem Streben, sich über die zuverlässigsten Selbstmordmethoden zu unterrichten, war er auf die Bücher der Ärztlichen Lebensmüdenbetreuung Berlin gestoßen und unternahm die Reise, um sich hier beraten zu lassen. Bei der ersten Untersuchung stand das Bild einer eher schweren, gehemmten Depression, ausgelöst und unterhalten durch eine »ekklesiogene Neurose«, im Vordergrund.

.......

Nach dem ersten Besuch der Eltern faßt die Krankengeschichte den Eindruck zusammen: Vater — selbstgerechter, klein­bürgerlicher Beamtentyp, Mutter — zwangsneurotischer Putzteufel, beide pietistisch und ihrerseits »ekklesiogen« neurotisch. Am 2. Oktober bringt er seinen ersten aufgezeichneten, äußerst kennzeichnenden Traum:

»Ich lag morgens faul im Bett, halb schlafend, halb wach, da kam mein Vater ..., schimpfte mit mir und sagte, ich müsse mich jetzt entscheiden, ob ich im Bett bleiben oder mit der Familie frühstücken wolle. Gleichzeitig drehte er das Radio leiser und ging hinaus. Ich stellte es wieder recht laut, um ihn zu provozieren, blieb im Bett und hoffte, daß mein Vater bald wiederkomme, um sich zu ärgern.«

Als Einfälle berichtet er zu diesem Traum ähnliche Erlebnisse aus dem Familienleben. Schon der nächste Traum aber, drei Tage später, berührt ein tieferes Problem. Er überschreibt ihn:

»Kirchentraum: Ich stand vor dem Schaufenster eines Geschäftes, es hieß, darin sei Gottesdienst, allerdings in Japanisch oder Chinesisch. Durch die Scheiben sah ich einen japanischen Pfarrer im Talar, an der Seite hing ein Anschlag wie ein Börsenbericht bei einer Bank, jedoch mit japanischen Schriftzeichen. Da sagte ich mir, es hat ja keinen Zweck, dort hineinzugehen, denn das verstehe ich ja doch nicht.«

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Seine Einfälle zu diesem Traum berichten — zunächst ohne nähere Begründung — von seinen Aggressionen gegen die Kirche im allgemeinen und den noch immer von den Eltern erwarteten sonntäglichen Kirchgängen im besonderen:

»Die denken doch nur an ihr Geschäft, und verstehen tut man das theologische Salbadern doch nicht«, lautet sein hartes Urteil. Am 5.11. schreibt er nach dem Mittagsschlaf selbstanalytisch die Gedanken auf, die ihn bei dem Versuch bewegen, sich an den Traum zu erinnern;

»Ich denke mir stets Situationen aus, in denen ich gegen jemanden aufbegehren, ja revoltieren kann, aus einer gewaltigen inneren Trotzhaltung heraus, darum arbeite ich auch so langsam. Und wenn mich ein Professor noch etwas fragt, setzt bei mir praktisch jede Denkfähigkeit aus, als ob ich sagen wollte: »Wenn du mich schubst und drängelst, dann tu' ich's gerade nicht«.

»Diese Trotzhaltung habe ich in meiner Kindheit schon häufig eingenommen, zuerst gegen meinen Vater. Mit vier Jahren saß ich einmal auf dem Klo und wurde mit meinem Geschäft nicht fertig, da kam er plötzlich herein, wurde ungeduldig und hat mich furchtbar ausgeschimpft. Ich sehe ihn noch genau vor mir mit dem Abzeichen auf seiner Uniformjacke und seinem strengen Blick, genauso streng wie meine Mutter, die mich manchmal halb schreiend und halb weinend mit einem Stock und einmal sogar mit dem Feuerhaken verprügelte.« In der anschließenden Besprechung sieht er in diesen — selbstanalytisch niedergeschriebenen Erinnerungen den Schlüssel zu seiner späteren Lebenshaltung und seiner Erkrankung. Das Wintersemester bricht er vorzeitig ab; gearbeitet hat er fast nichts; am 11. Februar 1968 schreibt er in einem wilden Affektausbruch den Anfang seines Lebens­bekenntnisses nieder:

»Es ist alles so furchtbar zerfahren, nichts geht, nichts kommt vorwärts; ich kann nur noch an Inge denken (seine jüngste Schwester), ich könnte stundenlang mit ihr spielen, ihre V. küssen, mit ihr f... furchtbar, furchtbar, furchtbar — ich könnte alles verfluchen, die ganze Welt und sie mit, und doch, sie unendlich lieben und zärtlich mit ihr sein. Diese Vorstellung ist zum Auswachsen. So schön und rund und weich ist alles bei ihr. Und wie schön streichelt sie mir das Glied - ach, wie furchtbar. Was kann ich denn dafür, die anderen Jungen taten es doch auch

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— warum denn ich nicht mit meinen Schwestern. Immer wollte ich möglichst im gleichen Zimmer sein wie sie. Ich durfte doch sonst keine Freundin haben. Eine Zeitlang schlief Inge in dem Zimmer neben mir. Dann packte mich nachts oft ein solches Begehren, daß ich heimlich zu ihr hinüberschlich. Es war ganz still, und ich hörte nur mein Herz schlagen, so erregt war ich. Vorsichtig griff ich unter ihre Bettdecke und unter ihr Nachthemd und fuhr auch mit meinem Finger in ihre Scheide, meistens merkte sie es nicht in ihrem festen Schlaf ...« (?)

In der 80. Stunde, in der er diese Aufzeichnungen mitbringt, erzählt er nun Erinnerungen von außerordentlicher Intensität und Belastung. Bis ins 4. Lebensjahr zurück reichen die Inzestwünsche und -handlungen mit beiden jüngeren Schwestern, bis er schließlich mit seiner Inge, als er 16 und sie 13 Jahre alt war, regelmäßigen Geschlechtsverkehr aufnahm. Ein Jahr später drohte eine Katastrophe: sie wurden von der anderen Schwester im Bett überrascht. In der äußersten Angst vor der elterlichen Strafe erhielten Dieter und Inge aber ein Angebot: wenn beide sie, die ältere, jedesmal mit in ihre Spiele und den abschließenden Verkehr einbezogen, sei sie bereit zu schweigen. Die Bedingung wurde angenommen, einerseits zum offenkundigen Vergnügen aller drei Beteiligten, andererseits mit schweren Schuldgefühlen, mindestens für Dieter, der nicht zufällig schon in einem seiner ersten Träume sich mit beiden Schwestern vor den Traualtar gerufen sah.

Nun berichtete er von weiteren Zusammenhängen, die er bisher verborgen hatte: Besonders vor seiner Mutter empfand er eine fast panische Angst, sie könnte ihn entdecken und überraschen, so wie er es bei der Schwester erlebt hatte. In seinen Träumen geht dann das Bild der Schwestern in das der Mutter über: Mit seiner eigenen Mutter übt er da Inzest! Gottes Strafe scheint ihm sicher. Diese Sorge durchzieht auch seine religiösen Gedanken. Auch auf sein eigenes Sexualleben wirken sie sich aus. Wenn er — inzwischen dreißig Jahre alt — einmal die Gelegenheit findet und wahrnimmt, bei einem Mädchen seine Männlichkeit zu beweisen, so versagt er: »Ich bin impotent«, lautet seine bewegte Klage, »immer sehe ich dann meine Mutter hinter mir stehen und spüre ihre Gegenwart, und dann kann ich nicht«.

»Das ist auch so ähnlich, wenn ich arbeiten will, dann denke ich immer, mein Vater steht hinter mir, und dann kann ich einfach nicht anfangen.«

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Von daher entwickelt sich bei ihm eine wachsende Aggression gegen beide Eltern.

»Mit beiden Händen möchte ich jetzt schreiben« sagt er und bringt während der folgenden zwei Wochen zu jeder Stunde etwa 20 Seiten mit voller heftigster Affektäußerungen gegen die Eltern:

Zwischen der 85. und 90. Analysestunde ging nun der Patient dazu über, mit starker innerer Affektbeteiligung und Aggressionshaltung endlich einmal seinem Herzen ohne Hemmungen schriftlich Luft zu machen. Nachdem er mit den bereits berichteten Beispielen etwa 60 Seiten in klarer Sprache Kraftausdrücke niedergeschrieben hatte, entfernt sich seine skurrile Wortbildung nun immer weiter von sinnvoller sprachlicher Ausdrucksweise. In der Art des »Dadaismus« schrieb er wochenlang täglich mindestens vier DIN-A 4-Seiten voller scheinbar sinnloser Neologismen. Erst nach diesem täglichen Schreiben fühlte er sich innerlich erleichtert und zum ersten Mal seit über zehn Jahren fähig zum wissenschaftlichen Arbeiten.

Dennoch steigert die offenkundige Besserung seine Arbeitsfähigkeit nicht so nennenswert, daß er ernsthaft an die Prüfung denkt. Immer dringender werden anfangs die Ratschläge, durch systematische Tages- und Arbeitspläne sowie zahlreiche weitere Anweisungen in die Arbeitstechnik, das Lernen zu erleichtern. Die Erfolge bleiben zu begrenzt. Er weicht aus.

Ein letzter ernster Rat wird ihm erteilt: Er erhält keine Bescheinigungen mehr, die die Prüfung hinausschieben. Dem inzwischen 50 jährigen »ewigen Studenten« wird eine Stelle in der pharmazeutischen Industrie vermittelt, die er auch ohne abgeschlossenes medizinisches Studium wahrnehmen kann. Er zieht es vor, weiter Studium und Arbeit hinauszuschieben. Daraufhin erhält er keine Termine.

Nun aber erwacht sein Trotz, den er schon gegen den Vater zehn Jahre lang erfolgreich durchgesetzt hatte, der von ihm die Prüfung verlangte. »Nun gerade nicht«, war die innere Einstellung Dieters. Nun waren Eltern und Arzt sich einig: Er muß das Studieren lassen und soll ein akademisches Berufsziel aufgeben. »Nun gerade nicht«, so mag er sich, vielleicht ohne es selbst zu wissen, eingestellt haben. Ein Jahr hindurch ist von ihm nichts mehr zu erfahren.

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Da meldet er sich am 2. März 1971, ohne vorgemerkt zu sein. »Gestern habe ich zum Dr. med. promoviert. Auch das Staatsexamen habe ich inzwischen abgelegt! Die Einzelheiten muß ich Ihnen später noch erzählen; dazu ist heute keine Zeit. Übrigens — eine Freundin habe ich jetzt auch!«

Von den späteren Jahren ist ein wechselhaftes Befinden nachzutragen: Einerseits blieb Dieter arbeitsfähig, andererseits sind die Leistungen deutlich geringer als bei seinen Kollegen, auch sind die Kontaktschwierigkeiten zum anderen Geschlecht nicht befriedigend behoben. (K. Thomas, 1976, S. 77-92)

 

Dieser Mann hatte in seiner Adoleszenz die Kraft, sich durch seine Passivität gegen die Mauern des Unverständnisses seiner Eltern zur Wehr zu setzen. Sein »Unvermögen«, im Medizinstudium Leistungen zu vollbringen, war für diesen überdurchschnittlich intelligenten Menschen offenbar die einzige Oase seiner Würde. 

Die wenigen Auszüge aus seinen Briefen, die an dadaistische Gedichte erinnern, zeigen die unerhörte sprachliche Erfindungsgabe und -kraft dieses Mannes, die so lange hinter seiner gefälligen Anpassung ungelebt geblieben waren.

Aus seinen Aggressionsentladungen: »Alter Saukerl in seinem Saustall, ein Himmelhöllenhund mit seiner Satansziege, ultrarechts-linkes Sauscheißmistvieh, schizophrener Syphilist, verunglimpfter Arschgeier, A.-Ficker, Keimdrüsenabkneifer, Oberschleimsch ...., Kindermordexperte, Kannibalismusexperte, empfängnisverhütender Frauenmörder, ausgefilztes Suppenhuhn, Schabenfresser, Karrakatischaer Laienpriester, Kirchhofsbetrüger, Idiotenspiegelzimmerer, Inzestficker, Kinderver-schlinger, verfickter Zinnoberverführer, Auschwitzvertreter, Kinderverführer, Im-Keim-Ersticker, vernebelter Waldheini, Heulsusenverbrenner, Schießprügelverenger, drangsalierender Schwitzkastenhalter, Schilddrüsenzerdrücker, schemenhafter Affenarschabtrenner, zermürbender Aasgeier, schielendes Un-' geheuer, zwielichtige Gestalt, Irrenhausanwärter, saftlatschiger Hühnerdreck, schweinsköpfiger Schildbürger, schwindelerregender Kuheuter, häutetragendes Mistvieh, stiertötendes Kirchenschwein, stieläugiges Braunhemd, saftlatschiger Gemüsehändler, Tierquäler, stinkendes Eselsaas, Sch.-kerliger Eierverkrüppler, lahmarschige Krücke, starrköpfiger Grimassenschneider, erfindungssüchtige Waldeule, fischäugiger Gaffer, hundsgemeiner Saftarsch, Knochenpeiniger, gerammelt voller Sch.-Pott, lauter Mist, Scheiße ...«

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Einzelne Abschnitte in den ersten 60 (!) Seiten eng vollgeschriebener Schimpfkanonaden (ohne Wiederholungen) beziehen sich auch auf seine Mutter:

»Kriegskuh, Schwitzzange, Schließmuskel, Wildbrunnen, grünwerdende Hexe, Teufelsbrut, Amphibienwesen, Quarkzerdrücker. Drahthündin, sittsamer Engel ... Schakalaffe, Datterratte, Dattelhacke, Katzenjammer ...« In äußerster Eile niedergeschrieben, wechseln bald verständliche Ausdrücke mit scheinbar sinnlosen Wortbildungen, »Neologismen« ab »kaleppo mamaro poente, dringilo untiki intresso, gri-nizzo putewi malaki, kanindon garku och nich drin ... tatiwi meifei geileimairaischmeiß die Eier weg geil nein heiter dein einziger Heinrich Meierdreizehn Schweinereien nein kein einziger zeigt seine Eier Heinrich Schwein Schwänzchen ein meier heißt meier deizi deizi ... heck dreck weg meck eck geck zeck schmeck mal weg du geck keck den zeck mal weg keck keck so'n Gag ... Ich möchte mal mit Dir, und du mit mir? Hier, hier. Vielleicht um vier? So sagen wir. Schmier, schmier! Naja, hier ist mir nicht vier. Geh'n wir! So ist's dir und ihr? Trink'n wir hier ein Bier! ... Dring in sie, sie will nicht viel ...«

 

In der Hoffnung auf einen anderen, verstehenden Vater in der Person des Therapeuten konnte das bisher Unterdrückte zum Leben kommen, und nun wurde der neue Vater auf die Probe gestellt. Dieser bestand aber wie der frühere auf der Leistung, die die Krönung seiner therapeutischen Bemühungen sein sollte und auch schließlich wurde. Denn der junge Mann wollte diesen Vater nicht verlieren, wie er damals als Kind den seinen nicht verlieren wollte. Aber wenn meine Vermutung stimmt, daß mit dieser endlich erbrachten Leistung ein Schriftsteller begraben wurde und daß die früheste Vater- bzw. Mutterbeziehung, die auf die Person des Therapeuten übertragen wurde, ungelöst geblieben ist, dann wird sich das später in den Depressionen des Patienten zeigen müssen. Damit werden die sozialen Erfolge der Therapie von Thomas nicht angezweifelt. 

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Was ich hier versuche, betrifft einen ganz anderen Aspekt der Persönlichkeitsentwicklung, weil ich weiß, wieviele Menschen mit erfolgreichstem Studienabschluß und dergleichen an schweren Depressionen leiden.

Obwohl Thomas kein orthodoxer Freudianer ist und, Karin Horney bestätigend, schreibt, er hätte bei keinem seiner 5000 Selbst­mord­gefährdeten den »Todestrieb« gefunden, bleibt er doch vom Freudschen Triebkonzept nicht unbeeinflußt. An einem andern Beispiel aus seinen Therapien kann man sehen, wie sehr dieses Konzept das Vertrauen zum Patienten behindern und dessen Artikulierung des frühen Traumas erschweren bzw. blockieren kann:

  Beispiel für eine Selbstanalyse voller Affekte und Ambivalenzen  

Beschwerden und Befunde: Eine 25jährige Kunststudentin meldet sich nach einem Selbstmordversuch auf eine Fernseh­sendung hin. Zunächst berichtet sie nur von ihren Studienschwierigkeiten: »Ich kann einfach nichts behalten«. Bald aber auch von erheblichen neurotischen Beschwerden: »Ich leide unter einem Zählzwang, — meist muß ich aber nur bis zwei zählen, z.B. beim Laufen, beim Saubermachen usw. fast militärisch >eins-zwei, eins-zwei, eins-zwei<.« Ihre Onychophagie, ihr Nägelknabbern, hat extreme Formen angenommen: alle Fingernägel sind seit ihrer Kindheit bis zu teilweise verschorften Stümpfen abgekaut. »Selbst im Zimmer muß ich meist Handschuhe tragen, und selbst an denen kaue ich noch oft die Spitzen ab«, ein nur allzu beredtes Zeichen ihrer heftigen Aggressionen. Mit dieser Form der Selbstverstümmelung erhalten auch ihre in der Kindheit verwurzelten Minderwertigkeitsgefühle ständig neue Nahrung. Obwohl sie weit überdurchschnittlich hübsch und attraktiv aussieht, klagt sie unablässig über ihre Häßlichkeit. Als früheste Kindheitserinnerungen schreibt sie darum in der Selbstanalyse auf: »Ich habe ständig abends und nachts gebetet: Lieber Gott, laß mich hübsch werden!«

Diagnose: Aus diesen und vielen anderen Symptomen ergibt sich als erste Diagnose das eindeutige Bild einer Kernneurose mit sekundärer, gehemmter, mittelschwerer Depression, mit vielfältigen anankastisch-phobischen Zuständen (Zwangs- und Angsterscheinungen) mit Liebes- und Familienkonflikten sowie mit erheblichen Nikotinabusus (sie raucht über 50 Zigaretten täglich).

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Therapieplan: In enger Verbindung mit dem für die Studenten zuständigen Universitätspsychiater, der eine volle Psychoanalyse ebenfalls für erforderlich, aber aus äußeren Gründen für undurchführbar hält, beginnen wir zunächst mit der Selbstanalyse sowie unterstützend mit pharmako-psychiatrischer Behandlung.

Über zwei Jahre hindurch erscheint sie durchschnittlich alle vierzehn Tage einmal mit meist zwei bis fünf Seiten ihrer Aufzeichnungen zur Lebensgeschichte, ihren Beschwerden, ihren Träumen und ihren Tagträumen, aus denen die folgenden Zitate entnommen sind (nur die Personennamen sind verändert). Wie ein roter Faden zieht sich durch diese Berichte die Ambivalenz, d.h. ihr gleichzeitiges Streben in entgegengesetzte Richtungen. Das betrifft besonders den zentralen Lebensbereich der Sexualität, offenbart sich jedoch schon in ihrer Beziehung zu den Eltern:

Eltern: Viele Aufzeichnungen der Patientin tragen den Stempel offenkundiger Wahrhaftigkeit, andere dagegen sind kritisch aufzunehmen, wieder andere sind offenbar ihrer blühenden Phantasie entsprungen und objektiv unrichtig (so berichtet sie mehrfach von den entsetzlichen Vergewaltigungen, denen sie ausgesetzt war, der frauenärztliche Befund jedoch stellte danach fest, daß sie noch immer Virgo intacta, also unberührt, sei). Zunächst sollen ihre eigenen Worte sprechen: 24. 5. 1966: »Als ich sieben Jahre alt war, ließen sich meine Eltern scheiden. Ich blieb bei meiner Mutter, sie beschimpfte mich ständig und nannte mich immer ihren >Sargnagel<. Sie drohte auch dauernd mit dem Selbstmord, dann käme sie noch schneller unter die Erde, als ich sie sowieso dorthin brächte. Auf der anderen Seite hat mich meine Mutti schon mit acht Jahren immer geküßt wie ein Mann. Ich schlief mit ihr in einem Bett und mußte sie jeden Abend streicheln, bis sie einen Orgasmus hatte. Das ging jahrelang so. Andere ständig wiederholte Lieblingsausdrücke von ihr waren: »Du Satansbraten, du molches Biest, du doofe Kuh, deinetwegen muß ich mich noch aufhängen.« 

(K. Thomas, 1976, S. 40-42)

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Obwohl bereits die bewußten Erinnerungen das Grundgefühl der Patientin, vergewaltigt worden zu sein, in mehrfacher Weise voll bestätigen (denn was anderes hatte die Mutter mit ihrem Kind getan?) stützt sich der Therapeut auf die gynäkologische Untersuchung, die ihm den Beweis liefert, daß die Patientin »noch Jungfrau« sei, sie demnach gelogen habe und daß ihre Ängste vor neuen Vergewaltigungen paranoiden Charakter hätten, d.h. als Projektionen ihrer eigenen Wünsche angesehen werden können. Mit dieser Einstellung wurden seit Jahrzehnten die sogenannten hysterischen Patientinnen behandelt, die man als theatralisch, dramatisierend, übertreibend darstellte und denen man ihre »Einbildungen« auszureden versuchte.

In der ganzen psychiatrischen und psychoanalytischen Diagnostik ist das Wort »übertrieben« von dem Bild einer Hysterika kaum wegzudenken. Damit ist gemeint, daß bei diesen Patienten das Verhältnis zwischen ihren Klagen und deren Anlaß inadäquat sei. Mit welchem Maßstab aber will man den eigentlichen Anlaß gemessen haben, wenn dieser unbekannt bleibt bzw. wenn dieser vom Therapeuten ignoriert wird, wie z.B. hier im Falle der Patientin von Thomas? 

Wenn man sich darin übt, die reale einstige Vergewaltigung zu übersehen, wird man die Klage des Patienten als inadäquat bezeichnen und ihn mit seinem Trauma alleinlassen. Da er allein, ohne Begleitung, seinem Trauma nicht begegnen kann, muß er sich gegen das Bewußtwerden des Anlasses wehren. Er tut es, indem er seine Gefühle auf Personen der Gegenwart überträgt, die mit dem ursprünglichen Trauma nichts zu tun haben, und wird damit die von den Eltern verdeckte Situation noch mehr vertuschen. So ist auch dem Wunsche der Patienten Genüge getan, daß die Eltern, trotz der Analyse (oder einer anderen Form von Therapie) um den Preis der Depression oder einer anderen Symptomatik geschont bleiben können. Die Patientin von Thomas versucht, in Neuinszenierungen dem Therapeuten ihr Trauma mitzuteilen und trotzdem die Eltern zu schonen, womit sie es ihm erschwert, sie zu verstehen, und ihm den Eindruck der Unehrlichkeit vermittelt. 

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Thomas schreibt:

Immer wieder berichtet die Patientin von angeblichen Vergewaltigungen, denen sie ausgesetzt war. Am 29.8.1966 ist ihre Selbstanalysestunde um 20.00 Uhr beendet. Um 21.00 Uhr erscheint sie wieder und berichtet lebhaft und tränen­überströmt, sie sei soeben in einem nahen Park von drei Männern vergewaltigt worden. Ich rate ihr ab, zur Polizei zu gehen, weil ich an der objektiven Richtigkeit der Aussagen zweifle.

Am 4.11.1966 ist sie von einem Herbsturlaub aus Rumänien zurückgekehrt. Als erstes berichtet sie Einzelheiten, wie ein Amerikaner (???) sie dort an der Schwarzmeerküste vergewaltigt habe, daß sie sich schließlich habe befreien können, den Mann angezeigt habe, der inzwischen zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt worden sei (???) (vgl. nochmals den oben angegebenen frauenärztlichen Befund!). An diesem Tag erkennt sie in einer analytischen Besprechung einige tiefere Hintergründe der häufigen ambivalenten Berichte über eine Vergewaltigung.

Doch schon am 25. November erzählt sie aufgeregt von dem neuen Musikprofessor, bei dem sie Gesang studiere:

»Er erklärt mir immer, die Nachtigall singt am schönsten in der Brunstzeit. Auch der Mensch muß vor allem sexuell erregt sein beim Singen, Dafür sorgt er dann während jeder Gesangstunde ausgiebig und am Schluß will er mich vergewaltigen. Öfter bin ich ihm schon fortgelaufen, aber heute hatte er die Türen zugeschlossen. Ich konnte mich nicht mehr wehren«.

Ein letzter Traum vom 9.2.1967 soll als Beispiel für diesen in ständigen Variationen behandelten Themenkreis dienen:

»Ich träume, ich gehe die Treppe hinauf und rufe nach meiner Nachbarin. Im gleichen Moment weiß ich, daß ich etwas Verkehrtes getan habe. (Einfall: Beim Onanieren habe ich so oft ein schlechtes Gewissen.) Da kommt sie mit wehendem Nachthemd auf mich zu, stürzt mir liebestrunken in die Arme und versucht, mich in ihr Zimmer zu ziehen. Ich fühle mich dabei entsetzlich schwach und kann mich nicht wehren. Ich habe schreckliche Angst und rufe um Hilfe.« (Einfall: Dasselbe Gefühl der Ohnmacht habe ich immer meiner Mutter gegenüber.)

......

Gestern träumte ich: Ich lehnte mich ganz weit aus dem geöffneten Fenster; es regnete und war ganz dunkel. Ich wollte mich hinunterstürzen ......«

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Das Bild vom geöffneten Fenster und dem Wunsch, hinunter zu springen, kehrt mehrfach wieder. Einmal sieht sie aus dem Fenster im Traum tief unten die Leiche ihres Großvaters liegen, bei dem sie aufgewachsen ist und der in Wahrheit noch lebt — ein deutlicher Hinweis darauf, gegen wen sich ihre Aggressionen richten.

Einige Gründe sind ihr davon erinnerlich, - zugleich als ein letztes Beispiel für ihre Ambivalenz:

»Ich hing sehr an meinem Großvater; aber es sind auch unschöne Dinge passiert. Ich schlief in demselben Zimmer wie die 55jährige Freundin meiner Oma. Nachts kam er manchmal in betrunkenem Zustand an das Bett dieser Frau, die öfter bei uns zu Besuch war, und belästigte sie und berührte ihre Brüste. Auch am Tage hat er ihr öfter unter den Rock gegriffen und hat sie umarmt. Dabei war er doch schon damals 81 Jahre alt.« (K. Thomas, 1980, S. 45-48)

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Die Frage, was dieser Großvater mit der kleinen hübschen Enkelin machte, die bei ihm aufwuchs und die »sehr an ihm hing«, wird in dieser Behandlung gar nicht gestellt. Wie bei Freud (nach 1897) wird nach der realen Vorgeschichte der Ambivalenz der Patientin nicht gefragt. Muß man sich wundern, wenn diese ihre Symptome braucht (S. 46), um doch noch etwas zu erzählen, was unbedingt verborgen bleiben muß?

So wie die Pädagogen überzeugt sind, daß ihre erzieherischen Maßnahmen für das Wohl und die Zukunft des Kindes (und nicht für ihre eigenen Bedürfnisse) notwendig seien, so glauben viele Psychotherapeuten ehrlich daran, daß ihre manipulativen Techniken nicht der zuweilen grandiosen Abwehr der eigenen Unsicherheit dienen, sondern für den Patienten lebenserhaltende Bedeutung haben. 

Jay Hayley schildert nicht ohne Bewunderung, wie es seinem Lehrer, Milton H. Erickson, gelungen ist, mit Hilfe verschiedener raffinierter Tricks und Fallen einen schizophrenen Patienten zum Essen und Trinken zu bringen, der behauptet hatte, er besäße keine Verdauungsorgane. Die Befürworter solcher Methoden werden ihre erzieherischen Einfälle und Maßnahmen sogar als lebensrettend empfinden, wenn sie dazu keine andere Alternative als den Tod (in diesem Fall den Hungertod) des Patienten sehen. 

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Es wäre aber denkbar, daß ein anderer Psychotherapeut diesem Patienten sagen könnte: »Sie sind überzeugt, Sie hätten keine Verdauungsorgane, und dafür müssen Sie einen Grund haben, den wir beide noch nicht kennen, aber herausfinden könnten. Sie versuchen, mir eine Geschichte zu erzählen, die Sie anders nicht erzählen können und die für Sie sehr tragisch und schmerzhaft war, sonst müßten Sie nicht solche Opfer auf sich nehmen wie das Hungern, um sie den Menschen und sich selber immer wieder mitteilen zu können.«

Ich bin überzeugt, daß, wenn der Therapeut dies nicht als Trick anwenden würde, sondern selber an der Vorgeschichte des Symptoms interessiert wäre, auch der Patient ein Interesse an dieser Geschichte bekäme und nicht mehr hungern müßte, sobald er sicher wäre, daß seine unbewußten Mitteilungen jemanden erreicht haben.

Wie wird aber das Leben eines Menschen aussehen, dem man mit Hilfe von Tricks seine letzte Möglichkeit, sich zu artikulieren, genommen hat? Jay Hayley schreibt:

In der Mitte dieses Jahrhunderts, in den fünfziger Jahren, begann sich eine Anzahl strategischer Therapie­methoden auszubreiten. Verschiedene Arten der Familien- und der Verhaltenstherapien entwickelten sich unter der Voraus­setzung, daß der Therapeut planen sollte, was zu tun war. Eine Zeitlang gab es Kontroversen darüber, ob es falsch sei, wenn ein Therapeut die Initiative ergreift, um einen Wechsel herbeizuführen, aber jetzt scheint es klar zu sein, daß wirksame Therapie diese Methode verlangt, und über dieses Thema bestehen keine Meinungs­verschieden­heiten mehr. (1978, S. 18).

Die im Dienste des Vierten Gebotes stehende, erzieherische, manipulatorische Haltung ließe sich in sehr vielen Methoden der Psychotherapie aufzeigen. Ich sehe es aber nicht als meine Aufgabe an, ihr dort nachzugehen, wo sie offen zutage tritt, wie z.B. in den verschiedenen Formen von Hypnose oder auch in den neuen Richtungen der Familientherapie (z.B. von Jay Hayley oder M. Selvini-Palazzoli). 

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Die paradoxe Methode von M. Selvini-Palazzoli verdankt ihren Erfolg nicht nur kybernetischen Überlegungen, sondern vor allem der Tatsache, daß Patienten erzogene Kinder sind; man muß sich daher kaum wundern, wenn strikte Befehle des Therapeuten bei vielen Menschen mit Begeisterung aufgenommen und ausgeführt werden. Doch wenn die Zielsetzung der Therapie für diese Menschen ausschließlich im Verlust ihrer Symptome und in der besseren Anpassung an die Umgebung besteht, dann ist es ihr gutes Recht, eine Methode zu wählen, die sie so rasch wie möglich diesem Ziel nahebringt.

 

Wenn hingegen ein Mensch seit seiner Kindheit daran verzweifelt, daß er seine ganze Wahrheit nicht leben kann, wie ich es weiter unten am Beispiel von Kafka zeigen möchte, wird er einen Menschen brauchen, der ihm in erster Linie zu sich selber verhelfen möchte und ihn nicht als Objekt der Sozialisierung ansieht.

Natürlich sind wir alle erzogene Kinder, und obwohl wir einen freien Markt der Psycho­therapie­angebote haben, kann man nicht sagen, daß ein Patient wirklich frei ist, die ihm entsprechende Methode zu wählen. Daher versuche ich, die Sensibilität für die feineren Formen der unbewußten Manipulation (wie z.B. mit Hilfe der Triebtheorie) zu wecken, in der Hoffnung, daß dem kritischen Auge dann die gröberen Formen von selber auffallen. 

Aus diesem Grund habe ich Beispiele von einem verstehenden Therapeuten wie Klaus Thomas genommen, der bewußt nicht manipulieren möchte. Es geht mir nicht darum, Kritik an den einzelnen Therapeuten oder Analytikern zu üben, sondern an der Ideologie, die die unbewußte Haltung des Therapeuten prägt, die in der Ausbildung unbewußt vermittelt wird und deren Wurzeln nicht nur zu den Zeiten Freuds, sondern bis zu den Sprüchen Salomos zurückreichen. 

Dort steht nämlich:

»Wer die Rute spart, haßt seinen Sohn, aber wer ihn liebt, sucht ihn heim mit Züchtigung.« 
Oder: »Züchtige Deinen Sohn, wenn noch Hoffnung, so wirst Du dich nicht wähnen ihn zu töten« (19, Kap. 18). 
»Ist Torheit geknüpft an das Herz des Knaben, muß die Zuchtrute sie daraus entfernen« (22, Kap. 15). 
»Entziehe nicht dem Knaben Zucht; wenn Du ihn mit der Rute schlägst, so stirbt er nicht« (23, Kap. 13).

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Diese Sätze schrieb ein Mann, der nicht nur als Weiser gilt, sondern auch viele Gedanken formulierte, die wirklich weise sind. Wenn wir aber dank Freuds Entdeckung des Unbewußten wissen, was später mit diesen gezüchtigten Söhnen geschah, dann zwingt uns dieses Wissen zur Revision der herkömmlichen Ideologie, auch wenn diese auf jahrtausendealte Anerkennung zurückblicken kann. Es gibt Formen der Psychotherapie, die sich um die Kindheit gar nicht kümmern. 

Wenn aber ein Therapeut die Kindheit seines Patienten ernstnehmen will, wird er früher oder später, vielleicht schon in der nächsten Generation, nicht umhin können, sich mit dem Grundsatz der Bibel, in dessen Geist wir aufgewachsen sind, auseinanderzusetzen: »Züchtige Dein Kind, damit es Dir (nicht ihm) wohlergehe.« Damit sich dieses oberste Prinzip der alten Pädagogik nicht auch noch in unsere psychotherapeutischen Bemühungen einschleicht (etwa im Sinne: Therapiere so, daß deine Lehrer mit dir zufrieden sind), müssen uns die alten Erziehungsprinzipien zunächst überhaupt einmal bewußt werden. Nur dann sind wir ihnen nicht ausgeliefert.

 

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4.  Warum so radikal ?

 

 

Mancher Leser wird sich vielleicht fragen, warum ich die zwei Haltungen in der Psychoanalyse, nämlich die triebtheoretische und die pädagogikfreie als Alternativen schildere. Gäbe es nicht eine Möglichkeit, die beiden Haltungen zu verbinden, wenn man zürn Beispiel die pädagogischen Zwänge durchschaut und aufgibt und doch die Triebtheorie als Grundlage der Deutungsarbeit beibehält? Kollegen, deren Ausbildung und Eigenanalyse vom Dogma des Ödipuskomplexes geprägt wurden, denen andererseits meine Gedanken unmittelbar einleuchten, bemühen sich um eine solche Synthese bzw. um einen Kompromiß. Ich will versuchen, anhand von zwei Beispielen zu schildern, warum ich der Meinung bin, daß ein solcher Kompromiß den Analytiker daran hindert, seine begleitende Funktion auszuüben.

Ein neunjähriger Junge entwickelt eine Paranoia unmittelbar nach dem Tod seines Vaters, der ihn sehr religiös erzogen hatte und sehr streng mit ihm umgegangen war. Der Junge leidet unter Pavor nocturnus und erwacht nachts mit der Vorstellung, das Zimmer sei voll großer Engel, die mit langen Messern sein Leben bedrohen. Der Analytiker erzählt mir diese Geschichte und sagt: »Oberflächlich gesehen wäre das eine Bestätigung für Ihre Theorie. Aber man muß doch auch berücksichtigen, daß das Kind ödipale Wünsche hat und den Vater beseitigen wollte. Der Tod des Vaters hat seine Wünsche erfüllt und muß dem Kind große Schuldgefühle machen. Deshalb wird man das Symptom erst verstehen, wenn man die drohenden Engel als Projektionen der eigenen Todeswünsche des Kindes interpretiert.«

Diese Interpretation enthält viel Wahres. Man wird kaum bestreiten können, daß dieser Junge seinem Vater gegenüber Todeswünsche hatte und daher die Strafe fürchtet oder daß er sich sogar selber in den Engeln mit den vielfachen Messern erlebt. 

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Es ist aber undenkbar, daß ein Vater, der mit dem Kind spielen konnte, es verstanden und seelisch begleitet hat, eine Paranoia mit diesem Inhalt nach seinem Tod beim Kind auslösen könnte. Dabei hätte auch bei einem respektvollen, toleranten Vater der Junge den Wunsch haben können, ihn einmal von der Mutter zu entfernen, um so mehr, als dieser Vater vermutlich auch der Mutter gegenüber einnehmend gewesen wäre. Und trotzdem wird dieses Kind nach dem Tod seines Vaters nicht strafende Engel mit Messern vor sich sehen, weil es nicht einen strengen, grausamen Vater verinnerlicht hat. Wenn ein Kind nach dem Unterschied zwischen Mann und Frau fragt und zur Antwort bekommt, daß der Mann größere Füße und Hände als die Frau habe, dann ist diese Antwort nicht falsch, aber sie übergeht das Wesentliche (vgl. A. Miller, 1980, S. 51). Ähnlich verhält es sich mit der ödipalen Deutung in diesem Fall. Doch darüber hinaus entsteht etwas viel Wesentlicheres: mit dieser Deutung wird das Kind um seine Wahrnehmungen und damit um den Rest seiner Sicherheit gebracht. 

Mit dem Pavor nocturnus und dem Verfolgungswahn möchte der Junge seine Geschichte erzählen. Da er kein erwachsener Mensch mit bewußten Erinnerungen ist, kann er nicht sagen: »Ich habe so sehr unter den Demütigungen, der Rigidität und unter dem starren Glauben meines Vaters gelitten.« Er kann nicht einmal wissen, daß er gelitten hat, weil ihm jede Grausamkeit als die von Gott gewollte Erziehung zur Frömmigkeit ausgegeben worden ist. Gerade aus diesem Grund braucht er einen Menschen, der weiß, wie einsam sich ein Kind neben einem solchen Vater fühlen muß. Wenn der Analytiker ihm statt dessen ödipale Deutungen gibt, übergeht er schweigend die eigentliche Hölle des Patienten. Das tut er auch, wenn er die Deutungen nicht explizit ausspricht, aber für sich die ödipalen Schuldgefühle als die Ursache der Paranoia ansieht.

Jahrhundertelang haben Erzieher empfohlen, die Gefühle des Kindes zu unterdrücken, damit es besser funktioniere.

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Die charakterzerstörende Funktion solcher Ratschläge ist niemandem aufgefallen, solange die meisten Menschen mehr oder weniger so behandelt worden sind. Viele Leser reagierten mit Entsetzen auf das von mir publizierte pädagogische Material, obwohl dies niemals geheim gewesen war, sondern vermutlich sogar zum Grundstock der Bibliotheken unserer Eltern gehörte. Ähnliches gilt für viele psychoanalytische Schriften. Wenn an der Richtigkeit der Triebtheorie und der Annahme der infantilen Sexualität nicht gerüttelt werden darf, fällt es den so ausgebildeten Analytikern selten auf, wie sehr dieses Dogma ihre begleitende Funktion behindert. Aber es gibt auch Ausnahmen, und von einer solchen möchte ich hier berichten. Dieses Beispiel zeigt, in welche Schwierigkeiten die Triebtheorie einen hellhörigen, empathischen Therapeuten bringen kann.

Ein junger Analytiker in Ausbildung behandelt eine ca. fünfzigjährige schwer depressive Patientin und ist froh, daß er nach einer langen Wartezeit endlich einen Kontrollplatz bei einem der bekanntesten Lehranalytiker gefunden hat. Schon das lange Warten und der Name des Supervisors genügten, um für längere Zeit die Kritikfähigkeit des Ausbildungs­kandidaten einzudämmen. Aber an einem bestimmten Punkt wurde ihm klar, warum er in den Kontrollbesprechungen bis dahin immer wieder gegen seine Gefühle ankämpfen mußte.

Die Patientin, deren Analyse kontrolliert wurde, war als Jugendliche 1945 in Berlin von zwei Besatzungs­soldaten vergewaltigt worden. Sie erwähnte dieses Faktum bereits in den Vorbesprechungen, doch während ihrer Analyse war es ihr unmöglich, sich mit Gefühlen diesem Erlebnis zu nähern. Der Supervisor verstand das Verhalten der Patientin als »Ausdruck ihrer Schuldgefühle infolge der vom Überich verbotenen Lustbefriedigung«. Der Ausbildungskandidat, nennen wir ihn Peter, der die Patientin bisher mit viel Einfühlung begleitet hatte, war über diese Deutung des Lehrers empört. 

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Er selber, erst 1945 geboren, kannte den Krieg nur aus Büchern, aber er konnte sich trotzdem (oder vielleicht daher) besser als sein Supervisor vorstellen, welchen Gefühlen der Ohnmacht, Demütigung, Wut und Verzweiflung ein vergewaltigtes Mädchen ausgesetzt ist. Er brachte den Fall in einer Seminargruppe vor, in der Hoffnung auf Unterstützung, aber sowohl der Dozent als auch die anderen Kollegen bestätigten die Korrektheit der Triebdeutung, die ihm sein Supervisor gegeben hatte. 

Trotzdem ließ sich Peter nicht beirren. Er las gerade einen Roman, dessen Ereignisse sich in Berlin 1945 abspielten, und dieser half ihm, sich die Situation der Patientin vorzustellen. Da er nicht von Lustgefühlen, sondern vom Trauma sprach und da die Patientin spürte, wie ernst ihr Analytiker dieses Trauma nahm, konnte sie allmählich an ihre Gefühle der furchtbaren Erniedrigung und Hilflosigkeit herankommen. Es folgten Gefühle von Zorn und Haß, die ihr erst den Zugang zu viel früheren Traumatisierungen erschlossen und deren Erlebnis zur Auflösung der Depression führte.

Peters Patientin wurde tatsächlich gesund, und er selber hat sehr viel bei dieser Geschichte gelernt. Seine Lehrer waren mit ihm unzufrieden, wenn er in Seminaren von realen Begebenheiten sprach, die er hinter den Phantasien vermutete und suchte, und mit der Zeit fielen ihm die kinderfeindlichen Elemente der Triebtheorie immer deutlicher auf. Die Gefahr, daß er wegen seiner Differenzen mit den Lehrern nicht als Mitglied der Psychoanalytischen Vereinigung aufgenommen werde, zählte für ihn weniger als die Erfahrung mit der Patientin und mit anderen Patienten, die er nun zu machen wagte und die ihm niemand mehr auszureden vermochte.

Nachdem Peter die Repressionen des Institutes überstanden hatte, sagte er einmal: 

»Ich kann es noch verstehen, daß man folgsame Kandidaten braucht, wenn man früher selber einer war, und daß man sich mächtiger fühlt, wenn man die weniger erfahrenen, jüngeren Kollegen mit verschleiernden, komplizierten Theorien so verunsichern kann, wie man einst selber verunsichert wurde.

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Das ist ja fast nicht anders möglich. Aber meine Toleranz wird überstrapaziert, wenn man dafür noch Dankbarkeit von uns erwartet, statt uns dankbar zu sein, daß man das alles mit uns so leicht und so lange machen kann. Den Preis des blinden Gehorsams zahlen wir für das Recht, später der nachkommenden Generation der Analytiker die Verunsicherung heimzahlen zu können«.

Wer an Ausbildungsseminaren und Kongressen der Psychoanalytischen Gesellschaften teilnimmt, wird diesem Beispiel mühelos eine Menge anderer hinzufügen können, die zeigen, daß die Triebtheorie die Sicht des Analytikers vom Trauma des Patienten wegführt und es ihm, wenn er ihr treu bleibt, schwer macht, den Patienten auf einem Wege zu begleiten, der für diesen sehr schmerzhaft, aber unumgänglich ist und den er ohne Begleitung unmöglich gehen kann. 

Doch in den meisten ähnlichen Fällen wird der Ausbildungskandidat kaum die Möglichkeit haben, die Isolierung, wie Peter sie durchstehen mußte, zu ertragen, die Sanktionen der Ausbildungsinstitute, zu denen Verachtung seitens der Lehrer und Kollegen gehört, nicht zu fürchten und seinen Gefühlen treu zu bleiben. Um diese innere Freiheit zu erlangen, braucht der Analytiker eine tiefgehende Analyse, d.h. eine, in der er seine genuine, vor der Schwarzen Pädagogik gerettete Urteilsfähigkeit entwickeln kann und sie nicht den Theorien seines Lehranalytikers wie einst den Erziehungsprinzipien seiner Eltern opfern muß.

Freud selber scheint daran geglaubt zu haben, daß seine Theorie der infantilen Sexualität und des Ödipus­komplexes die Funde seiner ersten Entdeckung nicht in Frage stellt, und er legt Wert darauf, dies einige Male zu betonen. Z.B. schreibt er im Zusatz von 1924 zu seiner Arbeit aus dem Jahre 1896: »All dies ist richtig [gemeint ist der sexuelle Mißbrauch der Kinder], aber es ist zu bedenken, daß ich mich damals von der Überschätzung der Realität und der Geringschätzung der Phantasie noch nicht frei gemacht hatte« (S. Freud, 1896 c. S, 440).

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Diese Hoffnung Freuds, die Triebtheorie widerspreche den Tatsachen des sexuellen Mißbrauchs nicht und beides ließe sich verbinden, teilen viele Analytiker. Gegen eine solche Verbindung der Trieb- und Verführungs­theorie sprechen meiner Meinung nach sowohl praktische als auch theoretische Überlegungen. Die ersteren habe ich oben am Fall des paranoiden Jungen und des Kandidaten Peter zu schildern versucht. 

Aber auch theoretisch sehe ich Schwierigkeiten in einem solchen Kompromiß. Denn wenn das Kind tatsächlich in der sogenannten phallischen Phase biologisch bedingte, natürliche sexuelle Bedürfnisse hätte, die sich auf den gegengeschlechtlichen Elternteil richten, müßte die Beantwortung dieser Wünsche keine traumatische Bedeutung haben; das Erlebnis müßte nicht so tief verdrängt werden, daß es später einer vieljährigen Analyse bedürfte, um es aufdecken zu können. Von der Inzestschuld kann ein Kind doch auch gar nicht wissen; es ahnt sie erst durch die Heimlichkeiten der Erwachsenen. Denn nur diesem ist das Inzestverbot bekannt, und nur durch dessen Verhalten lernt das Kind spüren, daß etwas Unerlaubtes mit ihm geschieht. Sein eigenes Verhalten ist im Grunde völlig schuldfrei. Wie soll also der »Triebkonflikt« in ihm entstehen? 

Das Kind sucht die Liebe der Erwachsenen, weil es ohne sie nicht leben könnte; es beantwortet alle ihre Forderungen im Rahmen seiner Möglichkeiten, im Dienste des Überlebens. Es liebt seine Eltern, braucht ihre Nähe, Zuneigung und Zärtlichkeit und wird seine Bemühungen um diese unerläßlichen Güter nur in dem Bezugsrahmen entwickeln können, der ihm von den Erwachsenen vom Beginn seines Lebens an vermittelt wurde. Ein Kind, das von Anfang an sexuell stimuliert wurde (z.B. das Massieren, Kitzeln oder Saugen am Genitale des Säuglings, das Benützen seiner Öffnungen wie Mund und Anus für koitusähnliche Berührungen), wird unter Umständen diese Art von Zuwendung als Liebe kennenlernen, weil ihm keine andere zur Verfügung stand.

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Doch diese reaktiven Wünsche als schuldhaft zu bezeichnen, wie es die Triebtheorie impliziert, kann nur auf die Ideologie der Schwarzen Pädagogik zurückgeführt werden. Dort läßt es sich leicht beobachten, wie Erwachsenen ihre Schuldgefühle auf die Kinder delegieren und wie sie das mit Hilfe der verschiedenen Theorien tun können.

Am Beispiel der Theorien von Melanie Klein läßt sich das illustrieren. In den Schriften von Melanie Klein, in der Art, wie das Gefühlsleben des Säuglings beschrieben wird, kommt die Ablehnung des Erwachsenen seinem eigenen Gefühlsleben gegenüber, dem er im Säugling begegnet, indirekt zum Ausdruck. Der »grausame Säugling« der Melanie Klein sowie das Kind mit dem angeblich »angeborenen pathologischen Narzißmus« von Kernberg scheinen mir den sehr frühen, reaktiven Charakter der kindlichen emotionalen Entwicklung zu verkennen und wenig der Tatsache Rechnung zu tragen, daß die Bedürftigkeit und Einstellung der Eltern zu ihrem jeweiligen Kind die Formen seiner Aggressivität, Sexualität und seines sogenannten Narzißmus konstituieren, genauso wie die Haltung des Analytikers letztlich darüber entscheiden kann, ob die Mitteilungen eines Patienten als verständlich und einfühlbar oder als »psychotisch« und »unheilbar« erlebt werden. 

Ich habe an anderen Orten zu zeigen versucht, wie die Entwicklung einer Perversion oder Zwangsneurose in ihren befremdenden Symptomen die Verständnislosigkeit und das Befremden der ersten Bezugsperson den natürlichsten Regungen des Kindes gegenüber spiegeln (A. Miller, 1979). Auch destruktive Inszenierungen im späteren Leben lassen sich als Antwort darauf verstehen, daß die gesunde Aggressivität des Kindes in der Projektion des Erwachsenen als schuldhaft bekämpft wurde (A. Miller, 1980).

Es gibt Formen des sexuellen Mißbrauchs von Kindern, die für das Kind mit Angst, Demütigungen, Scham, Hilflosigkeit, Ohnmacht und nicht selten mit körperlichen Schmerzen verbunden sind. Vor einem Jahr wurde in der Schweiz ein Mann angeklagt, der alle seine sechs Kinder in deren viertem Lebensjahr (im »ödipalen« Alter!) in den Wald mitnahm und dort anal koitierte. Wahrscheinlich ist ihm selber im gleichen Alter etwas Ähnliches geschehen. Wir können nur hoffen, daß, wenn einer der Söhne dieses Mannes später einmal eine Analyse nötig haben sollte, er nicht vom Analytiker zu hören bekommt, es handle sich bei den Beschreibungen dieser Szenen um homosexuelle Phantasien des Patienten. 

Genauso unverstanden und alleingelassen kann sich der Patient fühlen, wenn der Analytiker weniger deutlich seinen Unglauben kundtut, indem er z.B. sagt, es sei unwichtig, ob es sich hier um Realitäten oder Phantasien handle, denn der Analytiker habe es nur mit der »psychischen Realität« des Patienten zu tun. Auf diese Art wird der Patient noch einmal und ganz real (nicht nur in der Übertragung) traumatisiert: Er findet keinen Menschen, der seinen Zorn voll begreifen kann und wird ihn deshalb nicht begreifen und nicht zulassen können.

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