VII.
3.
322-344
Erst wenn man einige der größten politischen Probleme unserer Zeit herausgreift, wird deutlich, daß ihnen bisher keine der politischen Autoritäten, weder eine traditionelle noch eine moderne, gewachsen war. Denn die Dimensionen dieser Konflikte und Entwicklungen übersteigen die Größenordnung, in der wir zu optischer Integration fähig sind.
Wir können uns von diesen in Gang befindlichen Prozessen und von ihren Auswirkungen oft in der Tat »kein Bild machen«.
Zwei solcher hervorstechender Probleme sind die Übervölkerung und das sprunghafte Anwachsen destruktiver Aggressivität, das wir fast überall in der Welt beobachten können. Wo die Industriezivilisation mit ihrem starren Arbeitsrhythmus,1) mit ihrer hochgradigen Arbeitsteiligkeit und der Konzentration der Produktionsmittel in Großorganisationen ihren Einzug hält, meldet sich relativ rasch diese von sozialen Spielregeln entbundene und durch banale Anlässe weckbare aggressive Erregbarkeit, die nach sofortiger Entladung drängt.
Es ist ein Verhalten, das sich an den verschiedensten Schauplätzen der verschiedensten Gesellschaften gezeigt hat und von dem wir den Eindruck gewinnen müssen, daß es sich zunehmend verstärkt.
Mit diesen zur Destruktion drängenden Handlungsbereitschaften hat die politische Führung zu rechnen.
Gegen die Übervölkerung sind Mittel bekanntgeworden, die sie einzudämmen erlauben. Es besteht sogar die Hoffnung, es werde sich in einem nicht allzu langsamen Prozeß das Bewußtsein der Menschheit auf einem Niveau angleichen, von dem aus die Notwendigkeit der Geburtenregelung als eine selbstverständliche Verpflichtung jedes einzelnen erlebt werden kann.
Diese Einsicht hat zum Teil sehr alt-institutionalisierte Widerstände zu überwinden, mit denen sich noch große Gruppen identifiziere.,. Sie liegen deshalb mit den von den Spezialisten aus deren Realitätseinschätzung aufgestellten Verhaltensnormen im Kampf. Denn in der Tat geben Erfindungen wie die modernen Ovulationshemmer die Chance, tradierte moralische Forderungen straflos auf den Kopf zu stellen.
Hinsichtlich der Destruktionsneigung, die jede politische Ordnung mit elementaren Ausbrüchen durchkreuzen kann, scheint die Gefahr jedoch sehr groß und Therapie in weiter Ferne. Wir verfügen über keine auch nur einigermaßen zureichende Information, aus welch en Frustrationen diese heftigen Ausbrüche herrühren. Die Industriezivilisation, die wir immer weiter ausbauen, trägt vielen biologischen Grundbedürfnissen unserer Natur mangelhaft Rechnung, oft widerspricht sie ihnen brutal.
1) »Verkürzung der Arbeitszeit und Zwang zur Rationalisierung« führen »mehr als bisher zur Ausmerzung der illegitimen, aber geduldeten Kurz-Kunst-pausen, die bis zu 30, ja 40 Minuten ausmachten. Damit entfällt die individuelle Angleichung an den starren Arbeitstakt, entfällt die Selbstregulierung. Die nunmehr entstandene verkürzte, aber stetig gespannte Dauerkonzentration wird offenbar seelisch als Hetze reflektiert... Der Eigenrhythmus wird in steigendem Maß vom Fremdrhythmus der Fertigung überlagert.«
(L. Kroeber-Keneth Gesund und krank zugleich. FAZ, 16. 10. 1965.)
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Hier sei nur an den erwähnten starren Arbeitsrhythmus erinnert, der Menschen des verschiedensten Temperaments vorgeschrieben ist, oder daran, daß es ganz unphysiologisch ist, Menschen mit Leistungen, die aus technologischen Rücksichten zerstückelt sind, an der Herstellung eines Gegenstandes zu beteiligen. Das Bedürfnis nach einer »geschlossenen«, »Gestalt« erzeugenden Leistung - auch wenn diese kooperativ zustande kommt - beruht auf uralten Traditionen, die bis hinunter in Instinktmechanismen, etwa des Nestbaues, verfolgbar sind.
So wird in den Arbeitspositionen, welche die moderne Massenproduktion und die Angestelltenberufe anbieten, ein großes Maß an konstruktiver Phantasie und Leistungsbereitschaft des Individuums entfremdet und frustriert. Die Unlust, die hier erzeugt wird, hat das große Angebot an marktgängigen Ersatzbefriedigungen motiviert. Stimulierungen von Suchtcharakter, halluzinatorische Drogen usw., müssen die permanente Unlust, die im Berufssektor entsteht, und den dort sich bildenden Aggressionsstau abführen. Die Ausbrüche destruktiver Aktivität zeigen aber, daß das keineswegs zureichend möglich ist, sondern daß das eine Übel mit einem anderen bekämpft wird, weil die Methoden der Ersatzbefriedigung häufig erregungssteigernd wirken, häufig lediglich ermüden, ohne zu entspannen.
In diesem Zusammenhang ist etwa auf das Bedürfnis nach ausgedehnten Reisen, die der Erholung dienen sollen, in Wirklichkeit eine permanente Wiederholung der gleichen Reizabläufe in geänderter Umgebung darstellen, zu verweisen. Auch diese Zivilisation entrinnt also den objektiven Bedingungen, welche sie schafft, nicht ungeschoren. Betrachtet man die Mühen, welche auf die sogenannten »Vergnügungen« -längst mit psychologischem Raffinement ökonomisch ausgebeutet - verwandt werden, so ist deutlich, daß hier das Bewußtsein des Zeitgenossen hinter den Bedingungen, unter denen es sich entwickelt hat, zurückbleibt: »Objektiv produziert ist vielmehr die subjektive Beschaffenheit, welche die objektiv mögliche Einsicht unmöglich macht«, sagt Theodor W. Adorno.1)
1) Theodor W. Adorno Eingriffe. suhrkamp 1963
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Der einzelne weiß zu wenig, wie sehr er durch die manipulierte Ausbeutung seiner Triebbedürfnisse - wie einst seiner Arbeitskraft - deformiert wird. Die Jagd nach hohen Statussymbolen - und das der politischen Autorität ist eines - verkürzt zwar häufig das Leben durch akuten Herztod, aber das Bedürfnis vieler nach aggressiver Satisfaktion - und damit nach gelungener Selbstbestätigung - ist stärker und läßt sie die Signale der Gefahr ignorieren; ähnliches gilt für die mannigfachen Suchtformen im Zusammenhang mit dem narzißtisch bleibenden libidinösen Triebhunger. Solchen Rückzügen aus der Wirklichkeit ist gemein, daß sie auf Frustrationen beruhen, welche in der Tat die meisten Mitglieder der Industrienationen zu ertragen haben. Auf ein Kurzwort gebracht: Sie leiden unter dem Schicksal, »spurlose Arbeit«1) leisten zu müssen. Die Arbeit, die sie zur Fristung der Existenz vollbringen, wird nicht anschaulich und erhält deshalb auch nicht die Billigung von Seiten anderer, die einem wichtig sind. In dieser Aufmunterung liegt jedoch eine Wurzel des Selbstwertgefühles. Wo es sich nicht auf anschaubare Leistung begründet erleben kann, sind pathologische Reaktionsformen die Folge. Pathologisch ist aber schon der Zwang, unter dem das Individuum steht, der Zwang zur entfremdenden, in Fragmente aufgeteilten Arbeit, die vom Bedürfnis des einzelnen her sinnlos geworden ist. Mit den so erzeugten instabilen Strukturen der Charaktere hat der Politiker zu rechnen -und es ist die Frage, wieviel er selbst davon auf dem Identifikationsweg seiner Kindheit und Jugend übernehmen mußte.
4.
Neben der Aggression, die durch die Enttäuschung entsteht, daß eine Selbstdarstellung in der Leistung unmöglich ist, muß man noch eine zweite Quelle für Aggressionsvermehrung und ihre Entladungsformen in Betracht ziehen. Es sind dies primäre, frühinfantile Sozialerfahrungen. Nach den Beobachtungen in psychoanalytischen Behandlungen scheint es sehr wahrscheinlich und einer weiteren Nachprüfung würdig, daß Änderungen der Familienstruktur und damit der familiären Lebensform diese ungebändigte Aggressionssteigerung fördern.
1) Vgl. A. Mitscherlich Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft. München (Piper) 1963, 2-1967.
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Im übrigen ist zu beachten, daß solche Ausbrüche bei Personen sich ereignen, die sich sonst eher apathisch verhalten. Außer der versagten Selbstbestätigung durch anschaubare individuelle Leistung in der Industriegesellschaft wird hier eine zweite Motivation der Teilnahmslosigkeit an den überpersönlichen Vorgängen in der Umwelt sichtbar. Es sind durchaus objektive Gegebenheiten in unserer Gesellschaft, welche lockernd auf die Objektbeziehungen der Primärgruppe einwirken. Und zwar haben die Wunscherfüllungen, welche die jetzt erreichte Überflußwirtschaft und die soziale Sicherheit bereithalten, bisher gültiges Rollenverhalten geschwächt oder außer Kurs gesetzt.
Wir haben uns der Tatsache zu erinnern, daß der Mensch sich jeder denkbaren Gesellschaft nur durch Triebverzichte anpassen kann. Erst der Erwerb der Kontrolle seiner Triebbedürfnisse, einer - immer relativen - Kontrolle, welche Aufschub und unter Umständen Verzicht auf ein Verlangen nötig macht, läßt ihn zu einem erträglichen Mitglied der Gesellschaft werden. Es ist genügend von soziologischer Seite darauf hingewiesen worden, daß die bisher existierenden Gesellschaften diese Aufgabe im wesentlichen repressiv - zuweilen brutal repressiv - geleistet haben. Jedenfalls ist der unmittelbare Vorgänger der Uberfluß-gesellschaft, nämlich der bürgerliche Kapitalismus, durch solche repressiven Züge charakterisiert. Jetzt ist dadurch eine Änderung eingetreten, daß es nicht mehr weitverbreiteter Mangel ist, der einen repressiven Druck auf die Erfüllung von Triebwünschen legitimiert.
Über den erreichbaren Wunscherfüllungen ist aber ein psychologischer Mechanismus außer acht geblieben, der bisher mindestens ebenso entscheidend wie das Erlernen der Triebkontrolle auf die Sozialisierung der Individuen eingewirkt hat. Es waren nämlich immer unmittelbar gegebene, sinnlich erfahrbare, unentbehrliche Personen, von denen die Gebote ausgingen. Sie forderten damit zu einer emotionellen Beziehung heraus; etwa zu Zorn, Enttäuschung, wenn die Befriedigung versagt wurde.
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Andererseits kamen von den gleichen Beziehungspersonen natürlich auch Triebbefriedigungen, so daß auf diese Weise eine ambivalente Gefühlsbeziehung zustande kam. Im Verlauf dieser Erfahrungen lernte das Kind Verzichte für einen Menschen leisten - einer Person etwas zuliebe zu tun; und das bedeutet, daß der unlusterweckende Vorgang des Verzichtens in einem zweiten Schritt doch noch libidinös besetzt werden kann, da man Liebe dafür erhielt. Außerdem wurde der Verzicht als Leistung, als sozial wertvolles Verhalten angesehen. Dadurch erlebte das Kind Selbstbestätigung, welche offenbar aggressionshemmend wirkt. Verwöhnung, die nicht auch an die Leistung einem anderen zuliebe geknüpft ist, sondern Liebesbeweise ohne Gegenleistung gewährt, wirkt zwar augenblicklich besänftigend, nicht aber aggressionsformend, weil das Ich des Kindes dabei nicht gestärkt wird. Das Ich und seine spezielle Funktion, das Über-Ich, ist aber die Instanz, welche eine verläßliche Aggressionskontrolle auszuüben vermag.
Schematisch wird hier also die höchst provozierende These vertreten, daß die Intensität wechselseitiger emotioneller Beziehungen, die gefühlshaft empfundene »Nähe«, etwa zwischen Mutter und Kind, abnimmt, wenn Unlust vermeidbar wird, weil die gesellschaftlichen Objektivitäten keine entsprechenden Verzichte fordern. Zwar scheint es bei oberflächlicher Betrachtung näherliegend, anzunehmen, Versagungen störten die Objektbeziehungen und führten eher zu einem inneren Rückzug des Interesses vom Objekt. Überraschenderweise geschieht aber gerade dies, wenn die Lustbefriedigung allzu selbstverständlich gewährt wird. Wenn jedoch in der unmittelbaren Lebenserfahrung des Kindes die Unlust des Verzichts der gleichen Person gegenüber, die solchen Verzicht fordert, überwunden werden kann, so kommt es eben nicht zur Entfremdung, sondern zur Verstärkung der Gefühlsbeziehungen. Denn die Verzichtleistung wird von der Mutter als Liebesbeweis verstanden.1) Durch diese Anerkennung für die Leistung im Verzicht wird die Entbehrung wenigstens zum Teil wieder aufgewogen. Es entsteht diese aus Lust- und Unlusterfahrungen gemischte ambivalente Objektbeziehung, welche die
1) In diesem Gefühlsprozeß bahnt sich auch die Identifizierung ihren weiteren Weg. »Das soziale Gefühl ruht also auf der Umwendung eines erst feindseligen Gefühls in eine positiv betonte Bindung von der Natur einer Identifizierung.« (S. Freud, Ges. Werke XIII, 134.)
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Basis aller affektiven sozialen Beziehungen abgibt. Bewußt erlebte Ambivalenz charakterisiert aber jede reife Beziehung zur Autorität. Wenn es nicht eine krankhaft gesteigerte Ambivalenz ist, die das Individuum zwischen Idealisierung und Entwertung schwanken läßt, hilft die Ambivalenz der Gefühlsbeziehung zu realitätsgerechtem Urteil. Es scheint, daß die demokratische Ordnung mit ihren kontroversen Meinungen diese kritische Einstellung zur Autorität fördert; wie sie andererseits eben dieser Unerschrockenheit im Umgang mit Autorität bedarf, um zu funktionieren.
Im Alltag wird natürlich solch schematisch vereinfacht dargestellte Gefühlsbeziehung überlagert von anderem Verhalten, welches aus komplizierteren Triebschicksalen herrührt. Zum Beispiel kann der Genuß, über das Kind Verbote verhängen zu können, für den sonst oft machtlosen Erwachsenen in sich eine willkommene aggressive Befriedigung darstellen, welche dann die sachliche Notwendigkeit des Verbotes überschattet. Solche »sadistische« Repression vertieft dann in der Tat die ambivalente Gefühlsbeziehung in lähmender Weise. Für unseren Zusammenhang kam es nur darauf an, die Herkunft ambivalenter Beziehungen sichtbar zu machen und zu betonen, daß diese Verschmelzung gegensätzlicher Empfindungen eine prinzipielle Voraussetzung für den Sozialisierungsvorgang ist.
Man könnte auch formulieren: Wenn soziales Lernen gefördert werden soll, muß Verzicht sinnvoll erlebbar werden. Der geleistete Verzicht muß die Liebe beider Partner füreinander, der Eltern zum Kind und umgekehrt, verstärken. Solche Gefühlsbereitschaft, wie sie sich in der Kindheit formiert hat, wird im späteren Leben in vergleichbaren Lagen, im Umgang mit den dann bedeutungsvollen Autoritäten, erneut konstelliert. Der Typus der Autorität wie der des Gehorsams wirkt sich deshalb in einer Gesellschaft in all ihren sozialen Beziehungen, das heißt in ungezählten Entscheidungen und Verhaltensformen aus.
In unserer Gesellschaft relativen Überflusses und der sozialen Sicherheit ist Verzicht, etwa auf orale Gratifikation, oft unnötig. Die Not zwingt nicht mehr dazu. Der orale Genuß wird als Selbstverständlichkeit, als mit der Welt gegebene Gewährung vorausgesetzt. Nun ist zu beobachten, daß Befriedigung Sattheit, aber keineswegs Dankbarkeit erweckt, die sich dem Objekt (etwa den
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Eltern) zuwendete i. Die Eltern umgekehrt werden durch das Ausbleiben der Dankbarkeit für ihre Mühen in ihren Erwartungen, die liebevolle Aufmerksamkeit der Kinder zu erfahren, frustriert. Dankbarkeit als ein spontanes Gefühl kann sich nur dort entwickeln, wo das, was man empfängt, zu einer Stärkung des Selbstwertgefühles verwandt werden kann; wo man in der Lage ist, das »Geschenk« nicht nur zu konsumieren, sondern etwas daraus zu machen. Gerade das wirkt aber als »Rückvergütung«.
Häufig ist es einfach mangelndes Interesse auf Seiten der Eltern für die strapaziösen Ansprüche der Kinder, das dazu führt, orale oder sonstige Verwöhnung als Ersatz anzubieten. Bei der Verhaltensanalyse mag sich manches von der passiv-apathischen Forderungshaltung der Bürger des Wohlfahrtsstaates als durch diese spannungslose Verwöhnung in der Kindheit, durch die Erfahrung, mit Gewährungen nur »abgespeist« worden zu sein, konditioniert erweisen. Hier könnte man auch die Verwöhnung im Hinblick auf Äußerungen aggressiven Verhaltens anführen. Die »permissive education« war zum Scheitern verurteilt: sie bestand darin, kindliches Verhalten möglichst wenig zu hemmen, viele »Unarten« zu tolerieren, ohne dem Kinde Grenzen zu setzen. Die Kinder, die solche Behandlung erfuhren, hat diese Freiheit offensichtlich nicht glücklich gemacht; einmal, weil sie die grundlegenden Triebverzichte (auch solche ödipaler Natur) schließlich trotzdem leisten mußten, zum anderen, weil sie die Erfahrungen nicht machen konnten, für ihre Verzichte die Liebeszuwendung der für sie wichtigen Beziehungspersonen zu erhalten.
Verfolgen wir die Theorie weiter, daß das definitive Sozialverhalten des Erwachsenen in direkter Beziehung zu infantilen Erfahrungen steht.
Die Möglichkeit, Konsumgüter im Überfluß zu produzieren und weitest gestreut in unserer Gesellschaft zu verteilen, entzieht einer Reihe moralischer Vorschriften, die bei ihrer Entstehung durch permanente Notlagen erzwungen waren, den Boden. Die Verwaltung des Wenigen, die Sparsamkeit, war vorausschauender Autorität übertragen.
1) Die Tatsache sei nur gestreift, daß primäre Verzichtformen wie die Entwöhnung von der Brust oder Flasche, die Reinlichkeitserziehung unvermeidlich bleiben, und auch die ödipalen Wünsche sind unerfüllbar. Diese Grundverzichte bilden den »Unruheherd«, der erst zur Sozialanpassung stimuliert.
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Voraussicht muß jetzt eher zur Vermeidung von Überproduktion eingesetzt werden. Dieser Umschlag in die Lebensform der Überflußgesellschaft nimmt - wie wir schon betont haben - vielen uns selbstverständlich gewordenen Sittengeboten die zwingende Motivierung und verurteilt sie zum Zerfall.
Man kann sich, statt auf die Moral, nur auf diätetische oder ästhetische Gesichtspunkte oder auf asketisch-philosophische Argumente berufen, um den oralen Verwöhnungen zu widerstehen, die sich heute nahezu jedermann täglich leisten kann und die noch vor einem halben Jahrhundert nur hohen Festtagen vorbehalten waren.
Ähnliches gilt für die Gefahrlosigkeit sexueller Beziehungen.
Was aber ergibt sich für das Verhalten des Erwachsenen, wenn in der Kindheit keine starken ambivalenten Gefühlsbeziehungen begründet wurden, hinter denen das Erlebnis fordernder Triebbedürfnisse mit seiner ganzen Macht stand? Welche neuen affektiven Beziehungsmöglichkeiten eröffnet unsere von so viel lange währender Not befreite Zivilisation? Wir müssen uns daran gewöhnen, uns selbstverständliche Umweltbedingungen - welche aber doch das Produkt unserer hochkomplexen Zivilisation sind -so vorurteilslos wie möglich auf ihre ungeplanten Seiteneffekte im Psychischen zu untersuchen. Die Idee, wir hätten es nur mit einem permanenten Fortschritt ohne Schatten zu tun, würde hier wahrhaft verblendend wirken.
Das sich ändernde Rollenmuster politischer Autorität ist also von tief einschneidenden Veränderungen im Arbeits- und im gesamten sozialen Leben von jedermann bedingt. Unterscheidet man zwischen sich befragender und unbefragbarer Autorität, so ist klar, daß die spezialistischen Leistungen Autorität als einen entwicklungsfähigen unabgeschlossenen Prozeß erscheinen lassen. Daneben fällt jedoch die Massierung der Menschheit ins Gewicht, sei sie durch absolute Zunahme der Bevölkerung, sei sie durch Ballung in den Räumen der industriellen Produktion und Verwaltung herbeigeführt. Für den humanen Umgang mit Menschen in so großer Zahl, in so engem Raum gibt es noch keine erprobte Praxis. Es ist zum Beispiel unbekannt, welches Eigenterritorium der einzelne besitzen muß, um in der drangvollen Enge der zu unabsehbarer Ausdehnung angewachsenen Stadtregionen das Gefühl persönlicher Mitverantwortung, individueller Würde behalten zu können.
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Die sicher unvermeidlichen administrativen Akte, denen sich das Individuum ausgesetzt sieht, geben ihm ein mehr oder minder dumpfes oder deutliches Gefühl seiner Reduzierung auf eine Massenpartikel; also nicht die Erfahrung individueller Bedeutung, sondern Bedeutungslosigkeit als basale, überall gegenwärtige Grunderfahrung. Das muß archaische Allmachtsphantasien als (sicher unzureichende) kompensatorische Reaktionen herausfordern.
Auf die Beziehung zu den politischen Autoritäten wirkt sich dies in doppelter Hinsicht aus. Einmal wird ihnen mehr Macht zugesprochen, als sie tatsächlich haben, wenn man Macht nicht als Demonstration der Stärke, sondern als Fähigkeit, Konflikte zu lösen, definiert. Zum anderen verschwindet politische Autorität überhaupt aus dem Erlebnishorizont der Massen. Da diese sich in Fragen der Politik, von der kommunalen bis zur Weltpolitik, als ohnmächtig erleben, verwenden sie keine seelische Energie auf diesen Bereich und lösen ihre Lust-Unlust-Spannungen in apolitisch erlebten Sozialkontakten. Diese politische Apathie auf Seiten der Öffentlichkeit schwächt politische Macht (als problemlösende Kraft) für die Fragen der Gesamtgesellschaft, ohne daß dies in den auf allgemeinen Wahlen beruhenden Demokratien als «Krankheit« unmittelbar sichtbar würde. Ein Effekt besteht jedoch darin, daß die Verwaltungsakte das politische Klima bestimmen und sich hier autoritäre und nicht »vorbildliche« Kommunikationsformen entwickeln. Die Spezialisten der politisch-staatlichen Administration erwerben sich nicht das gleiche Ansehen wie jene der Naturwissenschaften oder Produktionstechniken - und sie verdienen es vorerst auch selten.
5.
Wir wollen unseren Überlegungen jetzt nur noch einige kurze Bemerkungen 1. über Stile gegenwärtig gezeigter gemeinsamer Autoritätsverehrung, 2. über Schuldgefühle und 3. über die zunehmende Spannung zwischen Triebunterdrückung und Bewußtseinsentwicklung anfügen. Hier hat uns Freud tiefe Einblicke in psychosoziale Prozesse gewinnen lassen. Trotzdem gestehen wir, daß es äußerst schwierig ist, in der Beurteilung entscheidende von nebensächlichen Einflüssen zu trennen.
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1. Wie bereits zu Anfang angekündigt, soll jetzt das Autoritätsproblem im Zusammenhang mit jenen theoretischen Anregungen behandelt werden, die wir Freuds Massenpsychologie und Ich-Analyse verdanken. Geographisch bieten sich hinsichtlich der Art, wie Autorität behandelt wird, in verschiedenen Gegenden verschiedene Stufen psychischer Entwicklung als Anschauungsunterricht an. Im Westen beobachten wir eine fortschreitende Technisierung und rationale Planung auch der politischen Macht - mit allen Nachteilen immer unkontrollierbarerer Manipulation. Soviel ist jedenfalls recht eindeutig: Das Autoritätserlebnis ist mit dieser Machtform nicht mehr so eng verbunden. Es gibt vielmehr recht aufgeklärte Anschauungen über die Reichweite der Intelligenz von Politikern. Zudem findet sich in großen Teilen der Bevölkerung eine weitgehende Abstinenz von jeder Beteiligung an politischen Fragen. Wir haben soeben die Auffassung vertreten, daß diese Abstinenz weniger auf die Freiheit des Bürgers zurückzuführen ist, sich auch nicht für Politik zu interessieren, als vielmehr auf gesellschaftliche Prozesse, die es ihm nicht mehr nahebringen, sich aus vernünftigen Gründen für Politik zu interessieren.
Der Personenkult der strikt autoritär gelenkten Staaten erlaubt es, die auch dort bestehende Einflußlosigkeit des Bürgers auf den Gang der Politik durch Affektrausch zu verdecken. In Rußland, dem neben China bedeutendsten autoritären Staat, wird der zuvor extrem gesteigerte Personenkult nunmehr bekämpft. Das sieht wie eine Entwicklung aus, und zwar in der Richtung der Oligarchie, welche die Partei repräsentiert. Es werden dort kritische Stimmen laut; Kritik an der idealisierten Führerfigur kommt nicht mehr einem Todesurteil gleich. Auch die Rolle des politischen Spezialisten ist dort den Erfordernissen der technischen Entwicklung vielleicht angepaßter als irgendwo. Zwar ist der «Apparatschik« in- und außerhalb Rußlands jahrzehntelang Ziel Scheibe des Spottes gewesen, und dies mit gutem Grund. Trotzdem, der wesentliche Grund war nicht, wie es den Anschein haben mochte, die Borniertheit der Bürokraten, sondern die erwähnte Tatsache, daß für die Konstruktion von Staatsgebilden, deren
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Überleben vom Entwicklungstempo ihrer Technisierung abhing, brauchbare Vorerfahrungen, definierte Rollen, angepaßte Gewissensverpflichtungen diesem Staat gegenüber bei seinen Bürgern fehlten. In dieser unvorhergesehenen Rolle befanden sich die Regierten (aus uralten Feudalverhältnissen aufgescheucht) wie die Regierenden gleichermaßen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, daß sich im Laufe der kommenden Jahrzehnte die außerordentlichen Opfer der russischen Revolution so etwas wie bezahlt machen.
In China wiederum blüht dieser Personenkult. Ein 700-Millionen-Volk schließt sich in immer neuen Massendemonstrationen - gegenwärtig unter der Devise der »Kulturrevolution« (die von oben stattfindet) - um den Führer Mao Tse-tung. Es muß unser Interesse wecken, daß in dieser »Kulturrevolution« das Spezialistentum und die Selbständigkeit der Techniker bekämpft werden. Taktisch kann das nur die Bedeutung haben, die Massen möglichst ungegliedert, ohne Rückhalt in Einzelgruppen, das heißt ohne kritische Ansatzmöglichkeiten, in der Verehrung der Partei und ihres, praktisch geheiligten, Führers zu halten.
Alle Urteile über Chinas Entwicklung sind nicht mehr als Versuche des Verstehens (einschließlich des Mißverstehens aus Wunschdenken; das ist uns aus den Urteilen der Zeitgenossen der russischen Revolution noch in lebhafter Erinnerung). Wie sehr es sich um eine manipulierte Verehrung handelt, kann man geradezu lehrbuchhaft daran erkennen, wie alle natürlich auftauchenden ambivalenten Gefühle vom Heros abgespalten werden. Mao, dem Führer - wie zuvor Stalin, Hitler, wie früher dem absoluten Regenten -, gelten nur die Gefühle religiöser Verehrung für seine in der Partei verwirklichte Unfehlbarkeit. Die Energie rebellischer Gedanken, kritischer Urteilssuche wird verketzert und projiziert. Nicht man selbst, sondern »finstere Verbrecherbanden« opponieren »gegen die Partei, ihren Vorsitzenden und seine Lehren«. Die Analogie zu dem Führerkult faschistisch-autoritärer Staaten ist trügerisch. Hier handelte es sich um regressive Antworten auf die Härten der industriellen Entwicklung; man denke an die »Blut-und-Boden«-Mythologie des Nazismus.
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In Rußland und jetzt in China sind die brutalen Methoden der Massierung, der Einebnung der Individuen im Kollektiv und der Jahrzehnte währenden Anbetung der politischen Führer Begleiterscheinungen der notwendig gewordenen Technisierung, noch nicht die Rückwirkungen auf diesen Vorgang. Jedenfalls lassen sich die im Endeffekt ähnlichen Phänomene - kollektive Kontrolle aller untereinander unter dem wachsamen Auge des großen Führers - in ihrer politischen Funktion für die jeweilige Gesellschaft nicht ohne weiteres vergleichen. China sah sich von außen auf den Entwicklungsweg einer Industrienation gedrängt, um sein Selbstwertgefühl zu restaurieren. Es entwickelt den Führerkult und die eigene Wasserstoffbombe aber nicht aus den Voraussetzungen des puritanischen Kapitalismus und der Aufklärung.
Die Funktion des Führerkultes in China könnte auf sich beruhen bleiben - als eine quasi lokale Angelegenheit -, die weltpolitischen Zusammenhänge erlauben aber nicht mehr Konzepte von der Art der Monroedoktrin, sosehr China sich im Augenblick wieder einmal willkürlich abschließt. Auch wenn es jeweilig Ideologie für den eigenen Hausgebrauch ist, die Großmächte müssen unter dem Zwang der weltweit funktionierenden technischen Kommunikationswege ihre Art der Lösung gesellschaftlicher Krisen als global gültiges Heilmittel anbieten. Das Gefälle des Einflusses beginnt sich dabei zwischen West und Ost zu kreuzen.
Auch dieser Gesichtspunkt ist im Hinblick auf die Wandlungen unserer Vorstellungen von politischer Autorität in die Waagschale zu werfen. Man ist versucht, diese verschiedenen Autoritätsverhältnisse als historische Entwicklungsphasen einzelner Großkollektive zu sehen und sie der Entwicklung ihres allgemeinen Bewußtseins und speziell des Bewußtseins der eigenen Lage in den verschiedenen Phasen zuzuordnen. Freilich ist eines zu bedenken: Die politische Vereinheitlichung zu nationalen und ideologischen Gruppen geschieht immer unter Zuhilfenahme einer intensiven Identifikation mit einem Führer. Dem Psychologen scheint dabei der Gedankengang, daß das allgemeine Bedürfnis die Führerpersönlichkeit evoziert, ebenso einleuchtend wie die Vulgäranschauung, daß Männer in solchen Augenblicken Geschichte machen. Der Führer repräsentiert, wie Freud sagt, das Ich-Ideal der Massen. Vor allem wenn Traditionen zerbrechen und historische Entwicklungen in eine unbestimmte Zukunft drängen, steigern sich die regressiven Bedürfnisse der großen Menge.
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Man sucht nach dem sicheren Geleit in die Ungewißheit. Traditionell beruhigtere Zeiten verdecken aber nur die Tatsache, daß selbständige Orientierung durch die Erziehungsprozesse, wie sie bisher in den Gesellschaften gehandhabt wurden, nur unvollkommen angeregt wird: »Die Autoritätssucht und innere Haltlosigkeit der Menschen können Sie sich nicht arg genug vorstellen«, war eine Bemerkung Freuds im Jahre 19091. Zu der Erzeugung und Lenkung regressiver Neigungen wird die Technik des Parteiapparates offenbar auch in China mit voller Leistungsfähigkeit eingesetzt, um Mao zum unbestrittenen Ich-Ideal der Massen werden zu lassen. Die quasi paradoxe psychologische Situation besteht darin, daß ohne zuerst einmal erworbene stabile Identifikationen keine subjektive kritische Freiheit errungen werden kann. Ein Zuviel an Lenkung durch starke Autoritäten vernichtet sie. Die chinesische Führung, um bei diesem Beispiel zu bleiben, nützt gegenwärtig offensichtlich den Zerfall stabiler traditionsgebundener Lenkung aus, was im psychologischen Zusammenhang den Verlust des Haltes an Identifikationen bedeutet. Die regressiven Bedürfnisse in dieser Lage werden zur »Umformung des Menschen« benützt, und dies stellt, wie fernöstliche Beobachter meinen, »wohl das gigantischste Experiment in unserem Jahrhundert« dar.2)
Es bleibt für viele Menschen (auch die »Gebildeten«) eine Gefahr, daß sie, wann immer sie in Konflikte geraten, die zunächst ihren Witz zu überfordern scheinen, leicht zu dieser Fusion von Ich und Ich-Ideal, also zur begeisterten Verschmelzung mit einem Führer gebracht werden können. »Die Sonderung von Ich und Ich-Ideal ist bei vielen Individuen nicht weit vorgeschritten, die beiden fallen leicht zusammen, das Ich hat sich oft die frühere Selbstgefälligkeit bewahrt.«5
2. Solange diese Identifizierung - die aber in hocherregten Augenblicken doch mehr als nur eine Identifizierung, nämlich das Erlebnis der totalen Fusion bringen kann - aufrechterhalten bleibt, gelingt es - nunmehr ohne Schuldgefühle, vielmehr mit subjektiv bestem Gewissen -, die Gegner des Ich-Ideals zu verfolgen und ohne Gnade zu bekämpfen.
1) S. Freud, Ges. Werke VIII, 109.
2) Lily Abegg Jeder Chinese ein Robinson Crusoe. FAZ, 15. 8. 1966.
3) S. Freud, Ges. Werke XIII, 144 f.
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Grausamkeiten dieser Art können von den Massen im Wortsinn stumpfsinnig, das heißt ohne die Spur von Einfühlung und Mitgefühl, geleistet werden, wenn das Ich-Ideal, welches sie fordert, außerhalb der Person durch einen Führer verkörpert wird und wenn die Massenglieder sich gegenseitig mit Hilfe dieses gemeinsamen Führers identifizierend stützen können. Die Schuldgefühle kehren dann erst - wie es sich in Deutschland zeigte - mit dem Zusammenbruch solcher Idealbildungen und Identifikationsverhältnisse wieder. Entweder tauchen nun alte Ideale und Identifikationen erneut auf, oder es werden neue Idealbilder von außerhalb gefordert. Die Zähigkeit jedoch, mit der den Allmachtsphantasien nahe Idealbilder festgehalten werden, sollte nicht unterschätzt werden. Sehr deutlich zeigt sich das an der dogmatischen Starre der Religionen, denen weiter anzuhängen - in ihren alten Gottes- und Jenseits-Vorstellungen - eine erhebliche Ich-Spaltung (Ego-split) notwendig macht.
3. Die Erlaubnis zur aggressiven Untat, welche ein Ich-Ideal solcher Art gewährt, scheint nicht ungern ergriffen zu werden. Sie ist ein mächtiger Anreiz, sich solchen Massenbewegungen und ihren Autoritäten anzuschließen. Der Drang zur aggressiven Entlastung wird entgegen idealisierenden Auffassungen vom Menschen dann verständlicher, wenn wir uns einer anderen Bemerkung Freuds erinnern: »Unsere Kultur besteht darin, daß immer mehr von unseren Trieben der Verdrängung unterliegen.«1) Das Ausleben straffreier Aggressionen einem als unwürdig erklärten Feind gegenüber ist dann gleichsam ein Schritt aus der Kultur in einen Raum, der paradiesisch frei von den Lasten der Verdrängung ist. Daß es sich hier um Triebbefriedigungen handelt, darf dem Individuum nicht bewußt werden; es wähnt sich »höheren Zielen« hingegeben.
Ideologien spielen bei diesem Geschehen nur die Rolle eines Auslösemechanismus, eines Bühnenstichwortes. In China gilt die Aggression den »Sowjet-Revisionisten und Imperialisten«. Auf sie werden alle Haßgefühle projiziert, die gegenüber der den Allmachtswünschen überangepaßten Attrappe »unsterblicher Mao« nicht nur nicht geäußert, sondern auch nicht empfunden werden dürfen. Je schärfer die wechselseitige Forderung zu gläubigem Verhalten, desto unbeherrschbarer die aggressiven Gefühle gegen solchen Zwang, die nun auf den »Feind« außerhalb der eigenen Gesellschaft abgelenkt werden müssen.
1) S. Freud, Ges. Werke XIII, 125.
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In Indonesien wiederum waren es vor kurzem die Kommunisten selbst, welche alle Brutalitäten einer Hexenjagd und eines Kreuzzugs zu erleiden hatten. Immer sind es in dieser menschenreichen Zeit Hunderttausende, die bei solchen politischen Katastrophen ihr Leben lassen müssen.
Was die psychischen Prozesse betrifft, die in diesen von Massenidolen geführten Herrschaftsbereichen geweckt und unterhalten werden, so gleichen sie einander wie ein Ei dem anderen. Das Individuum wird von vornherein nicht zur selbständigen Reaktion, zur selbständigen Einschätzung der Realität erzogen, sondern zu unbedingtem kindlichem Gehorsam, wie wir dies aus unserer Geschichte während der langen Jahrhunderte bis zu den großen religiösen Revolutionen kennen. Es ist also nicht nur die große Zahl autoritätssüchtig, sondern es gehört dazu das Pendant eines Führers und einer Führungsschicht, welche diese Haltlosigkeit als die natürliche Voraussetzung ihrer Machtentfaltung ansehen. Dann werden die »Menschenkinder« darüber belehrt, daß sie glücklich sein sollen, einen so guten Vater gefunden zu haben.
Psychologisch gesprochen: Die politische Autorität ist keine Macht, die man heranwachsend im sozialen Felde vorfindet und zu der man langsam eine Einstellung gewinnt - ambivalent, kritisch, überzeugt etc. -, vielmehr sind alle gesellschaftlichen Verhältnisse so eingerichtet, daß dem einzelnen der jeweilige Führer als ein Teil seiner phantasierten Allmacht erscheint. Er bleibt mit ihm in jener innigen Beziehung, die der Gläubige mit seinem Gott unterhält. Er respektiert ihn nicht, wie man einen Menschen respektiert, mit dem man in einem Austausch von Erfahrungen steht, von dem man lernt, sondern das Massenideal »Führer« ist im Erlebnis Teil eines jeden. Ein jeder ist mit ihm identifiziert. Dieser machtvolle Führer hat sich »an die Stelle des Ich-Ideals gesetzt«.1) Das Ich gehorcht wie hypnotisch. Jedes kritische Zögern wird nicht nur von äußeren Sanktionen bedroht, sondern auch von Schuldgefühlen begleitet.
1) S. Freud, Ges. Werke XIII, 125.
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Es mag erlaubt sein, hier eine kontrastierende theoretische Schlußfolgerung anzufügen. Das Individuum der hochspezialisierten Industriezivilisation, in welcher genau das eingetreten ist, was Maos Partei verhindern will - daß sich »Kasten« von Spezialisten bilden, die den Primat der Partei und ihrer Allwissenheit anzweifeln könnten - dieses unter pluralistischen Ideen aufwachsende Individuum könnte neuerdings auch gefährdet sein. Und zwar aus anderen Zwängen zur Selbstentfremdung als in den asiatischen Massenstaaten. Denn eine lange relative Freiheit von so uniformierenden Glaubenszwängen, wie wir sie jetzt in China ausgeübt sehen, hat die Mehrzahl der Bürger trotzdem nur zu relativ unscharfen politischen Urteilsbildungen kommen lassen.1)
Der Anreiz zur Ausweitung ihrer Interessen auf das politische Geschehen in größerem Zusammenhang ist, wie oben dargelegt, nur mangelhaft. Es könnte sein, daß die Politik der Zukunft so wesensverschieden ist von dem, was wir darunter verstehen, wie die Städte der Zukunft von der [griech.] Dabei wird - in Varianten - ein Prozeß eine entscheidende Rolle spielen, und zwar die Schwächung der frühen »Objektbeziehungen« (also der frühen affektiven Kontakte) durch Prozesse, welche - wie oben ausgeführt - die Gesellschaft als ganze ergriffen haben. Das führt zu einer relativ hohen Unempfindlichkeit für Schuldgefühle, da der andere keine »wirkliche« Erfahrung darstellt. Aber erst wenn das Individuum aus der Reaktion seines Partners deutlich zu spüren gelernt hat, daß es ohne Rücksicht auf ihn handelte, und wenn die Schuldgefühle es allmählich lehren, rücksichtsvoller zu sein - erst dann kann sich »Kultur« entwickeln, kann sich Aggression durch Mischung mit Objektlibido »zähmen«. Die Voraussetzung der Entwicklung von Schuldgefühlen ist also die Entwicklung von Objektbeziehungen, das heißt von mitmenschlichen Beziehungen, die für beide Partner etwas bedeuten; also eine genau umgekehrte Entwicklung zu den autoritären Regimen, wo den Individuen keine ambivalenten Objektbeziehungen erlaubt werden und die Abhängigkeit vom externalisierten Ich-Ideal, dem Führer, maximal gesteigert wird.
1) Vgl. J. Habermas Student und Politik. Neuwied (Luchterhand) 1961.
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Es war eine der großen Einsichten Freuds, »das Schuldgefühl als das wichtigste Problem der Kulturentwicklung hinzustellen und darzutun, daß der Preis für den Kulturfortschritt in der Glückseinbuße durch die Erhöhung des Schuldgefühls bezahlt wird«.1) Das »Glück«, von dem hier die Rede ist, ist ein sehr »paradiesisch« frühes; bei dem Versuch der Rückkehr zu ihm zeigt es sich als eine infantile Hoffnung. Das macht es vielleicht noch verlockender.
Vielleicht wird der Leser zuerst denken, diese Betonung des Schuldgefühls sei ein puritanischer Erbteil in der Theorie Freuds. Die Einsicht scheint jedoch einen allgemeineren Sachverhalt zu treffen. Schulderleben reflektiert unser eigenes Verhalten in den Augen des anderen, auf den sich unser Handeln bezog. Später, mit wachsender Ich-Reifung, ist es auch mit dem Erleben von Meinungsverschiedenheit verknüpft. Das macht es auf neue Weise der Reflexion zugänglich. Illusionäres und echtes Schuldgefühl beginnen sich deutlicher zu scheiden.
Unser Ich hilft uns, die aus der Kindheit heraufreichenden unzeitgemäß gewordenen Schuldgefühle zu mäßigen. Im Schulderleben liegt also die Basis der Erfahrung, daß Ich und Du, Ich und Objekt, getrennte Wesen sind. Zwar kommen wir am Beginn unseres Lebens nicht ohne Identifizierung mit der großen elterlichen Autorität aus, um unsere Triebneigungen beherrschen zu lernen. Wir identifizieren uns und introjizieren jene machtvollen Objekte, mit denen wir uns eins fühlen. Dabei sollten wir nicht stehenbleiben.
Aber wenn, wie im gegenwärtigen China (es gewiß nur als Beispiel genommen), kein negatives Gefühl gegen die Autorität aufkommen darf und wenn vom Schutzmechanismus der Verdrängung der nachdrücklichste Gebrauch gemacht werden muß, nämlich der Verdrängung aller Ambivalenz in unseren Gefühlen für die Autoritäten, dann bleiben wir in jener Märchenwelt, in der es Helden, finstere Verbrecher, Imperialisten - nur keine Menschen gibt.
1) S. Freud, Ges. Werke XIV, 493 f.
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Normalerweise wird in der Entwicklung diese Ebene verlassen. Nachdem das Kind erlebt hat, daß es nicht durch Identifizierung allmächtig wird, muß es seine emotionellen Bindungen neuerlich ordnen.
Nunmehr treffen Liebe und Haß das gleiche Objekt, und schließlich beginnen wir, zwischen den Objekten, die uns wert sind, zu wählen. Die politische Autorität, die sich in einer Demokratie vielköpfig, mit vielen Meinungen, in Parteien gegliedert darbietet, ruft zur Objektwahl auf. Sicher wird sie zu einem guten Teil von Vorbildern, auf die wir trafen, und von den Identifizierungen, die wir im Laufe unseres Lebens vorgenommen haben, mitbestimmt sein. Aber diese Vorbilder sollten keinen eisernen Zwang ausüben. Die demokratische Gesellschaft verlangt nicht, daß wir uns mit einer Autorität identifizieren, die fraglos akzeptiert werden muß. Das gilt jedenfalls für den politischen Sektor. Vielleicht ist es ihr bei uns bisher nur so relativ unvollkommen gelungen, das Ertragen der abweichenden Meinung, das Ertragen ambivalenter Gefühle gerade der respektierten Autorität gegenüber zu einem Hauptstück politischen Lebens für die Massen werden zu lassen, weil diese Politik inkonsequent ist. Sie hält religiösen Autoritäten gegenüber an der alten, unbedingten Gehorsamstradition fest. Soweit solche Folgsamkeit eine Einstellung des Individuums ist, bleibt sie hier unberücksichtigt; soweit aus ihr ein Mittel christlicher Politik wird - ein Mittel, um Macht zu gewinnen und zu erhalten -, ist hier ein Stück voraufgeklärten Anspruchs am Leben geblieben.
Betrachtet man Volksführer wie Hitler oder Mussolini, so gilt für sie, wie wir hervorhoben, daß unter ihrem Einfluß eine schon erreichte Differenzierungshöhe des Kulturprozesses rückläufig wurde; man kann hier Freuds treffende Formulierung anwenden: »Die Objektwahl ist zur Identifizierung regrediert.«1) Die chinesischen Verhältnisse in ihren historischen und genetischen Zusammenhängen zu beurteilen ist dem Fremden kaum möglich, zum Beispiel, wieweit die Deifizierung Maos eine Fixierung an ein infantiles kulturspezifisches Vaterideal darstellt und wieweit (was auch zu erwarten ist) eine Regression vorliegt. Die Umerziehung jedenfalls benutzt, wo sie forciert angewandt wird, das Mittel erzwungener Regression. Wenn ein Land sich so weit unifiziert und öffentliche Sicherheit herstellen kann, daß man nicht mehr an den Provinzgrenzen die Zöllner bestechen muß und auf den Straßen von keinen räuberischen Banden überfallen wird, dann wird dies von den Bewohnern als großer befreiender Fortschritt und der, der dazu verholfen hat, als einer der Großen der Geschichte gefeiert. Es gelingt dann relativ leicht, die Einsetzung dieses Großen als Ich-Ideal der Massen zu forcieren.
1) S. Freud, Ges. Werke XIII, 117.
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Der entferntere Beobachter sieht aber den Preis, der für die Errungenschaften zu bezahlen war: die künstliche und forcierte und nur durch Verleugnung der Ambivalenz erreichbare einhellige maßlose Begeisterung für den Volksführer, der doch neben der Einigung spezifisch neue Unfreiheiten bewirkt hat. Die hektische Umdeutung dieser Zwänge zu einer uniformen Begeisterung verrät, daß hier Angst abgewehrt werden muß. Begeisterung ist aber das beste Mittel, kollektive Ängste sich dienstbar zu machen, zum Ich-Ideal erhöht zu werden. Ein derart exaltierter Glaubensfanatismus ist für die Nachbarn nicht harmlos, denn die Unterdrückung der ambivalenten und destruktiven Impulse im eigenen Land kann, wie wir es erlebten, leicht irgendeine fremde Menschengruppe in die Schußlinie von Projektionen bringen.
Wir stoßen jetzt auf wesentliche Kontraste: im Osten Homogenisierung der Massen durch eine eiserne Klammer, ständig erregte Affekte werden in eine Richtung gelenkt. Die Identifizierung mit dem Führer zwingt alle, sich als seine Kinder zu fühlen und sich gegenseitig in dieser Rolle zu bestärken und zu überwachen, ihre feindlichen Gefühle richten sie nach außen. Demgegenüber sind die Massen des Westens politisch weithin apathisch. Aber man kann nicht ohne weiteres sich des Gefühls erfreuen, hier sei die Gefahr gesellschaftlichen Terrors beseitigt. Denn auch im Westen sind es nicht nur gelegentliche Akte der Regression, wie etwa die massenhafte Identifizierung mit Hitler, welche allerschwerste Katastrophen heraufbeschworen haben. Hier kommt die Gefahr für eine differenzierte seelische Struktur aus Fortentwicklungen der technischen Zivilisation, die im Osten noch nicht erreicht sind, denen man dort aber nicht wird ausweichen können. In den hochtechnisierten und spezialisierten Gesellschaften spielen sich neue Arten der Entfremdung ab. Wir haben mehrfach auf die Lockerung der Objektbeziehungen hingewiesen, die aus einem Komplex von Bedingungen entstehen.
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Da ist die Abwesenheit des Vaters, die Spurlosigkeit seiner Arbeit, die zunehmende Berufstätigkeit der Mutter, die ebenso wie der Vater in einen Prozeß verstrickt wird, durch welchen sie für das kindliche Leben entwirklicht wird. Da tritt zum Beispiel an die Stelle dieser frühen intensiven Kontakte, an die Stelle der Einübung in tradierte Rollenmuster (etwa den Berufshabitus des Vaters) die orale Verwöhnung, die keine Objektbeziehung schafft, sondern eine solche ersetzen soll. Der Mensch wird also auch in der Überflußgesellschaft recht früh mit Erfahrungen vertraut, die ihn »prägen«, das heißt seine Triebökonomie, seinen sozialen Verhaltensstil nachhaltig beeinflussen. Das hat sich gegenüber religiösen oder politischen Indoktrinierungspraktiken wenig geändert, was auch verständlich ist, denn die Bedürfnisse des Individuums als eines Gattungswesens haben sich nicht geändert.
Es bleibt die Frage von überragender Wichtigkeit, ob die Gesellschaft ihren Individuen gestattet, den Reifungsweg von der Identifizierung, als frühester Begegnungsform, zur »Objektwahl« (das heißt zu der Fähigkeit, den anderen in vollem Umfang als »wirklich« zu verstehen) zu durchlaufen. Die fühlbare Gefahr, von der wir sprachen, besteht darin, daß die Einflüsse des Wohlfahrtsstaates eine symbiotische Abhängigkeit fördern. Sie erlaubt es dem Individuum nicht, auf der Ebene seiner Phantasien und auch seines sozialen Verhaltens klar zwischen Ich und Nicht-Ich zu unterscheiden. Diese Fixierung an infantile Erlebnisweisen läßt es kaum zu verläßlichen Identifikationen, geschweige zu einer Objektwahl kommen, in der sich selbständige Individuen begegnen. Wenn die Quellen dieses nährenden und verwöhnenden und zugleich das Individuum mißachtenden Staates nicht nach Verlangen fließen, entsteht jene aggressive Gereiztheit, die nach ziellosen Entlastungen verlangt oder die für die Verführung durch Demagogen ziemlich schutzlos macht.
Freud hat 1909 nach einem Vortrag von Alfred Adler über die Psychologie des Marxismus in der Diskussion die beiden Hauptlinien der Kulturentwicklung genannt, wie sie sich ihm darstellten - und bei dieser Auffassung blieb er; für ihn waren es »... die allmähliche Erweiterung des menschlichen Bewußtseins und die ständige Zunahme der Verdrängung«.1) Es ging für ihn also schon damals um diese Gegenläufigkeit, die heftige Krisen provozieren muß: Die Komplexität der Staaten mit sprunghaft sich vermehrender, in industriellen Standorten geballter Bevölkerung verlangt ein ungewöhnliches Maß an Trieb verzichten, ohne diese Leistung keine »Verwöhnung« mit Konsumgütern.
1) E. Jones Sigmund Freud. Leben und Werk, Bd. III. Stuttgart 1962, 393.
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Betrachtet man derart registrierend die Entwicklung auf den einzelnen Schauplätzen der zeitgenössischen Geschichte, dann mag es in der Tat so sein, daß für das Individuum, das an die jeweilige Kultur gewöhnt ist, sich jene Ereignisse als Fortschritt ausnehmen, die von der anderen Seite als Gefahr angeprangert werden. Und doch meinen wir einen entscheidenden Unterschied aufzeigen zu können, der in der Linie der Evolution des Bewußtseins liegt. Man kann ihn am Verhältnis zur Autorität ablesen. »Wenn alle Menschen«, schreibt David Riesman, »Gefangene der Charakterstruktur ihrer Kindheit sind, deren Formung außerhalb ihres Machtbereiches liegt, so ergibt sich ohne Schwierigkeit die Folgerung, daß alle ihre späteren Motive, Neigungen und Urteile nicht wirklich ihnen eigen sind.«1)
Das Argument trifft einen Tatbestand. Es sagt aber nicht die ganze Wahrheit. Wir sehen nämlich diesen dynamischen Zusammenhang zwischen früher und später, zwischen ersten (oft entscheidend konditionierenden) Kindheitserfahrungen und späterer Charakterstruktur. Menschen werden in jeder denkbaren Kultur nur auf langen Wegen zu sich selbst kommen können. Das hängt damit zusammen, daß ihre kritischen Fähigkeiten erst langsam reifen und der Förderung durch die Mitmenschen bedürfen.
Der Entfremdung, wie sie die ökonomischen Lebensbedingungen, das Arbeits- und Wohnmilieu unserer Kultur mit sich bringen, können wir nur durch nachdrückliche Stärkung der kritischen Ich-Leistungen in der gesamten Erziehungsperiode entgegenwirken. Es muß sich erst - statt daß man in passiver Anpassung und Forderungshaltung verharrt - die Erkenntnis durchsetzen, daß wir in der Lage sind, auch diesen neuen Milieubedingungen gestaltend zu begegnen, statt uns nur von ihnen ergreifen zu lassen.
Unser Vorsprung autoritären Staaten gegenüber besteht darin, daß diese das Problem verdecken und gar keinen Zweifel aufkommen lassen, daß gerade das, was uns als Praktik der Entfremdung, der Überwältigung des Individuums erscheint, seine Rechtgläubigkeit ausmacht.
Die brennende und ganz offene Frage drängt sich auf, ob politische Autorität der Spezialisten diesen Erziehungsaufgaben gewachsen sein wird. Es scheint uns, daß hierin keineswegs eine Aufgabe für Spezialisten, sondern für Politiker in jener Gruppe gestellt ist, denen wir den Erkenntniswunsch als die zentrale Triebfeder zuerkannten. Es geht darum, wie es gelingen kann, die Selbstdefinition des Menschen als eines, der sich für das Wohlergehen seiner geliebten Objekte mitverantwortlich weiß, in Sichtweite zu behalten. Vom politischen Führer wird hier Vorbildliches wie eh und je gefordert. Er muß zur Identifikation an diesem Punkt herausfordern.
Niemand in unserer Gesellschaft, der durch die Entwicklung der Aufklärung hindurchgegangen ist, wird die Naivität aufbringen, zu postulieren, daß das Vorbild eines einzigen das Beste für alle sein kann. Vielleicht ist wenig mehr als solches Wissen unser Stimulans, uns die Wahlmöglichkeiten zu erhalten, damit sich das Leben lohne.
Aber es wäre eben fahrlässiger Optimismus, zu glauben, daß nicht unsere eigene Kulturentwicklung Prozesse fördert, die zur Aufhebung dessen führen können, was uns wirklichen, das heißt humanen Fortschritt gebracht hat. Freud hat die zerstörerische Gegenkraft zur Libido, welche die Menschen aneinander bindet, »Todestrieb« genannt und ist für diese Hypothese von den Biologen unter seinen Lesern getadelt worden. Vielleicht werden ihn die Erforscher menschlicher Gesellschaft besser verstehen.
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1) D. Riesman Freud und die Psychoanalyse. Frankfurt 1963, 54.