Hans Paasche

 

Die Briefe des
Negers Lukanga Mukara

 

 

wikipedia Autor 
*1881 bis 1920 (39)

dnb Name (85)  

Bing.Autor   Goog.Autor


P.htm     Umweltbuch   

1910-Buch    Sterbejahr  


Russell

 

 

 

aus wikipedia-2021

Hans Paasche (* 3. April 1881 in Rostock; † 21. Mai 1920 auf Gut Waldfrieden, Netzekreis, Verwaltungsbezirk Grenzmark Westpreußen-Posen) war ein deutscher Marineoffizier, Pazifist und Schriftsteller.

Er beteiligte sich vor dem Ersten Weltkrieg an den Diskussionen der bürgerlichen Lebensreformbewegung und hatte einen gewissen Einfluss auf den politisierten und gesellschaftskritischen Teil der Wandervogelbewegung.

In seinem bekanntesten Werk Die Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland,[1] ursprünglich 1912/13 in Fortsetzungen erschienen, gießt er Hohn und Spott über die anmaßende und groteske Lebensführung der „zivilisierten“ Menschheit.

1918 gehörte er für einige Wochen dem Vollzugsrat der Arbeiter- und Soldatenräte in Berlin an. Im Mai 1920 wurde er, erst 39 Jahre alt, von Angehörigen des Reichswehr-Schutzregimentes 4 aus Deutsch Krone auf seinem abgelegenen Gut straflos ermordet.[2]

 

Leben und Werk

Hans Paasche wurde in eine konservative, großbürgerliche Familie geboren. Sein Vater, Hermann Paasche, war Wirtschaftswissenschaftler, später Reichstags-Vizepräsident sowie Mitglied der Nationalliberalen Partei.

Paasche besuchte das Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin und schlug anschließend (1900) die Laufbahn des Marineoffiziers ein, er wollte die Welt kennen lernen.

1904 war er für den Dienstposten des Navigationsoffiziers im Dienstgrad Oberleutnant zur See auf dem Kleinen Kreuzer SMS Bussard vorgesehen. Dazu verließ Paasche am 5. Mai 1904 auf dem deutschen Dampfer Main Bremerhaven. Im Juni traf die Main in Colombo auf die Bussard und Paasche konnte seinen Dienst antreten. SMS Bussard war zu dieser Zeit als Stationär für die Ostafrikanische Marinestation vorgesehen und traf am 30. Juni in Daressalam in Deutsch-Ostafrika ein. Als im August 1905 der Maji-Maji-Aufstand ausbrach, wurde die Bussard eingesetzt, um Truppen-Detachements der Marine bzw. der kaiserlichen Schutztruppe an der Küste abzusetzen, um die Küstenstationen zu schützen und die Aufständischen zu bekämpfen. Paasche wurde als Anführer eines dieser Detachements in Mohorro abgesetzt und war hier auch in Kämpfe gegen die Aufständischen verwickelt.[3] Es kam jedoch zu Konflikten mit seinen Vorgesetzten, weil er Gefechtsverluste – auf beiden Seiten – zu vermeiden versuchte. Das bedeutete für seine karrierebewussten Kameraden: Weniger Siegesmeldungen an die Heimat und weniger Orden. Paasche, der viel las und auch Geige spielte, hatte eigens Kisuaheli erlernt, um sich besser mit den Einheimischen verständigen zu können. Er übte Kritik an der brutalen Kolonialpolitik des Deutschen Reiches und forderte eine menschliche Behandlung der angeblichen Schützlinge. Eine Malariaerkrankung beendete seinen Dienst in Afrika. Den dienstlichen Verpflichtungen oblag er fortan bewusst nachlässig und erhielt Anfang 1909 den erhofften Abschied.

1909 heiratete Paasche Ellen Witting, Tochter des Bankiers Richard Witting und Nichte des Publizisten Maximilian Harden. Die Hochzeitsreise führte beide ins östliche Afrika und an die Quellen des Weißen Nils. Ellen Paasche war die erste Europäerin, die dorthin gelangte. 1909/1910 lebte das Paar am Victoriasee. Beide schrieben über diese Reise das umfangreiche Manuskript Die Hochzeitsreise zu den Quellen des Nils, das vollständig verloren ging.

Ein Forschungsreisender namens Lukanga
Um 1912 rief Hans Paasche gemeinsam mit Hermann Popert (1871–1932) den reformerischen und abstinenten Deutschen Vortruppbund und dessen Zeitschrift Der Vortrupp. Halbmonatsschrift für das Deutschtum unserer Zeit ins Leben. Dort veröffentlichte er in mehreren Fortsetzungen 1912/13, nach dem Vorbild der Lettres Persanes (Persische Briefe) von Montesquieu,[4] den kulturkritischen fiktiven Reisebericht Die Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland.

Während die Persischen Briefe als populäres Genre des 18. Jahrhunderts um 1900 längst aus der Mode gekommen waren, begann die Ethnologie erst, ihr wesentliches Potential, nämlich die Umkehrung der ethnographischen Blickrichtung, fruchtbar zu machen. Paasches Lukanga Mukara, in dem Paasche die Kulturkritik der Briefsatire mit seinem ethnologischen Wissen verbindet, markiert diese theoretisch folgenreiche Wende von fremd maskierter Kritik zu einer inversen Ethnographie.[5]

Die Briefe fanden bereits zum Zeitpunkt ihrer Publikation ein starkes Echo. 1921 posthum zum Andenken Paasches erstmals auch als Buch herausgegeben und um drei weitere vor dem Krieg verfasste Briefe ergänzt, wurden sie zum Bestseller.[6] Anlass und Namensgeber für den Reisebericht war ein junger, von Missionaren unterrichteter Afrikaner, den Paasche und seine Frau am Victoriasee kennengelernt hatten. Paasche lässt ihn kurzerhand nach Deutschland reisen, um seine Kritik an Gesellschaft, Umweltverschmutzung und Kolonialismus in Lukangas unverblümter Sprache äußern zu können. Paasches Kritik am quasi-religiösen (Mengen-)Wachstumswahn westlicher Industriegesellschaften war damals noch durchaus neu und sorgte für entsprechendes Aufsehen. Es wurde zum Vorbild für Erich Scheurmanns 1920 erschienenes Buch Der Papalagi.[7]

 

In Vorträgen versuchte Hans Paasche Verständnis für Afrika und seine Menschen zu wecken. Schon seit 1910/11 hatte er (als Reserveoffizier) öffentlich für den Pazifismus geworben, was ihm 1913 ein militärisches Ehrengerichtsverfahren eintrug.[8] Er befürwortete das Frauenstimmrecht, den Tierschutz, kämpfte gegen Vivisektion, Federmode und die Jagd und unterstützte die vegetarische Bewegung.

Im Jahr 1913 war er einer der Wortführer beim Ersten Freideutschen Jugendtag, einem Treffen der Jugendbewegung auf dem Hohen Meißner in Nordhessen. Er gehörte auch zu dem von Friedrich Muck-Lamberty initiierten Kreis der Freunde um den Naturpropheten Gusto Gräser und war Mitglied in dem von Magnus Schwantje gegründeten Bund für radikale Ethik.

 

Die Siegessäule wankt
Nach Kriegsbeginn wurde Paasche im August 1914 als Kapitänleutnant reaktiviert, zunächst als Nachrichtenoffizier auf dem Leuchtturm Roter Sand „kaltgestellt“ und im Juni 1915 zu einer Torpedobootflottille nach Wilhelmshaven versetzt. In dieser Phase entwickelte er sich zum kompromisslosen Antimilitaristen. Die bei der Marine besonders ausgeprägte, von der Führung gewünschte und kultivierte Distanz zwischen Offizieren und Mannschaften wurde von Paasche demonstrativ unterlaufen. Er bemühte sich um eine bessere Verpflegung seiner Untergebenen, versuchte, ihnen neben dem Dienst eine Art kulturelles Leben zu ermöglichen und vertrat bei Vorgesetzten ihre Interessen. Als Paasche es ablehnte, das ihm übertragene Richteramt im Prozess gegen einen wegen „aufreizender Redensarten“ angeklagten Matrosen zu übernehmen und dies mit „Befangenheit zugunsten des Angeklagten“ begründete, wurde er im Januar 1916 aus dem Militärdienst entlassen.[9] Er trat dem Bund Neues Vaterland bei, zog sich, inzwischen auch Vater geworden, auf sein Gut Waldfrieden zurück und schrieb weiter, im Rahmen der Zensur, gegen den Krieg.

 

Das wenig ertragreiche kleine Gut lag östlich der Oder beim Dorf Hochzeit im damaligen Kreis Filehne. Mit den französischen Kriegsgefangenen, die Paasche zugeteilt worden waren, feierte er am 14. Juli 1917 den Jahrestag des Sturmes auf die Bastille und hisste auf dem Gutshaus die Trikolore. Im Verein mit seiner regen antimilitaristischen Propagandaarbeit führten solche Vorkommnisse im Herbst 1917 zu Paasches Verhaftung. Vor dem Untersuchungsrichter gab er zu Protokoll, was er später unter dem Titel Meine Mitschuld am Weltkriege veröffentlichte. Um einen Prozess mit dem redegewandten Ex-Offizier zu vermeiden, ließ man ihn in eine Berliner Nervenklinik einweisen. Möglicherweise hatte dabei auch Richard Witting seine Hände im Spiel, entging dessen Schwiegersohn damit doch immerhin der drohenden Anklage wegen Hochverrats und der Verhängung der Todesstrafe.[10] Dort befreiten Paasche am 9. November 1918 revolutionäre Matrosen und fuhren ihn direkt in den Reichstag, wo er in den Vollzugsrat der Arbeiter- und Soldatenräte gewählt wurde. Paasche stand damals der USPD nahe. Er plädierte für eine radikaldemokratische, sozialistische Politik, deren vorrangiges Ziel nach seinen Vorstellungen zunächst eine Zerschlagung des Großgrundbesitzes im Rahmen einer Bodenreform zu sein hatte. Um ein Zeichen des Bruchs mit der Vergangenheit zu setzen, schlug er den Abriss der Siegesallee samt Siegessäule vor. Am 26. November ließ Paasche in der Absicht, die Kriegsverbrechen des Jahres 1914 und die deutsche Besatzungspolitik untersuchen zu lassen, zwei Waggons mit Geheimakten aus dem Archiv des ehemaligen Generalgouvernements Belgien beschlagnahmen.[11]

Eines von Paasches zentralen Anliegen war die Festnahme und Aburteilung der für die Auslösung des Krieges verantwortlichen Personen.

Für diese Pläne und Maßnahmen fand Paasche kaum Unterstützung.

Inzwischen setzten die Kräfte um Ebert, Scheidemann und Noske auch schon alles daran, die Masseninitiative abzuwürgen und die Arbeiter- und Soldatenräte zu entmachten. Am 25. Januar 1919 saß Paasche auf dem ersten Wagen des Trauerzuges für die an diesem Tag beigesetzten Opfer des Januaraufstandes, darunter auch der ermordete Karl Liebknecht.[12] Mit seiner maßlosen Enttäuschung über den Verrat der revolutionären Bestrebungen verband sich der Gram über den jähen Tod seiner erst 29 Jahre alten Frau Ellen, die am 8. Dezember 1918 der Spanischen Grippe erlegen war. Sie hatte inzwischen ihr viertes Kind geboren. Aus diesen Gründen zog sich Paasche an der Jahreswende erneut auf sein Gut zurück. Er gab die Kinder teils in Obhut von Verwandten, kümmerte sich um ökologisches Wirtschaften, verfasste aber auch weiterhin politische Schriften. Vom unablässigen Kleinkrieg mit seinen in der Nachbarschaft wohnenden Eltern einmal abgesehen, genoss er unter den Einheimischen einen hohen Ruf. Er unterstützte streikende Landarbeiter und stand kurz davor, mit überwältigender Mehrheit in den Gemeinderat gewählt zu werden. Im Frühjahr 1920 fand er in Hertha Geisler, die seit längerem zu seinem Freundeskreis zählte, zudem eine neue Partnerin.[13]

 

 

„Auf der Flucht erschossen“
In Paasches 1919 entstandener Schrift Das verlorene Afrika, die u. a. von Kurt Tucholsky in der Weltbühne hervorgehoben wurde,[14] finden sich die Worte:

Dein feldgrauer, animalischer Gehorsam hat das Elend, die Trauer und Kraftlosigkeit dieser Zeit hervorgebracht. Und du sprichst nur von deutschen Interessen, bevor du einmal die Tränen der Verzweiflung mitgeweint hast, die die ganze Menschheit weinen muß beim Anblick der Landstriche, in denen wir Siegfried- oder Hindenburgstellung spielten. Die Welt steht dir nicht offen, bevor du Mensch wirst.[15]

Paasche soll sich 1919 der KPD angeschlossen haben. Im Frühjahr 1920 forderte er die Landarbeiter seines Gutes und jene benachbarter Güter auf, bei der bevorstehenden Reichstagswahl für die Partei zu stimmen.[16] Daraufhin wurde er bei den Behörden mehrfach als „Umstürzler“ denunziert, der auf seinem Gut ein Waffenlager unterhalte – wahrscheinlich sogar von seinem eigenen Vater.[17] Unabhängig davon war Paasche von Freunden vor einem geplanten Anschlag Rechtsradikaler gewarnt worden und hatte auch selbst bemerkt, dass Unbekannte das Gut per Fernglas beobachteten.[18] Zwei Verfolgern entkam er, indem er sich in der Hütte eines Waldarbeiters verbarg. Eine Übersiedlung nach Berlin lehnte Paasche dennoch ab. Am 21. Mai erschienen zwei Offiziere mit etwa fünfzig Soldaten auf zwei mit Maschinengewehren bestückten Lastkraftwagen auf Gut Waldfrieden. Paasche hielt sich gerade mit seinen Kindern an einem nahegelegenen See auf. Er wurde herbeigerufen und beim Näherkommen durch einen Schuss ins Herz getötet. Er war bekleidet mit Badehose und Jacke und trug Sandalen. Die angeblich im Gut gehorteten Waffen erwiesen sich als Hirngespinste. Die Durchsuchung des Anwesens förderte lediglich einige Exemplare der Freiheit und der Roten Fahne zutage, die als „Beweismittel“ beschlagnahmt wurden.

Der Schütze (unterster Mannschaftsdienstgrad) Diekmann, der den tödlichen Schuss abgab, und der diensthabende Vorgesetzte Oberleutnant Koppe, die angaben, Paasche sei „auf der Flucht erschossen“ worden, wurden nicht belangt.

Die zuständige Staatsanwaltschaft deckte den Mord als „Zusammentreffen nicht voraussehbarer unglücklicher Umstände“.

 

Der Diplomat und Publizist Harry Graf Kessler hielt in seinem Tagebuch 1920 dazu fest (Zitat):
„Man erfährt, daß in den Pfingsttagen der Pazifist Paasche von Reichswehrsoldaten auf seinem Gute ermordet worden ist. Natürlich ›auf der Flucht‹ (…) Die Sicherheit für politisch Mißliebige ist gegenwärtig in Deutschland geringer als in den verrufensten südamerikanischen Republiken oder im Rom der Borgia.“   – Harry Graf Kessler: Tagebücher. Hamburg. 25. Mai 1920. Dienstag[21]

 


Kurt Tucholsky veröffentlichte in der Weltbühne Anfang Juni 1920 unter dem Pseudonym Theobald Tiger das Gedicht Paasche:

Wieder Einer. / Das ist nun im Reich / Gewohnheit schon. Es gilt ihnen gleich. / So geht das alle, alle Tage. / Hierzuland löst die soziale Frage / ein Leutnant, zehn Mann. Pazifist ist der Hund? / Schießt ihm nicht erst die Knochen wund! / Die Kugel ins Herz! / Und die Dienststellen logen: / Er hat sich seiner Verhaftung entzogen. / Leitartikel. Dementi. Geschrei. / Und in vierzehn Tagen ist alles vorbei. / - Wieder Einer. Ein müder Mann, / der müde über die Deutschen sann. / Den preußischen Geist – er kannte ihn / aus dem Heer und aus den Kolonien, / aus der großen Zeit – er mochte nicht mehr. / Er hasste dieses höllische Heer. / Er liebte die Menschen. Er hasste Sergeanten / (das taten alle, die beide kannten). / Saß still auf dem Lande und angelte Fische. / Las ein paar harmlose Zeitungswische… / - Spitzelmeldung. Da rücken heran / zwei Offiziere und sechzig Mann. / (Tapfer sind sie immer gewesen, / das kann man schon bei Herrn Schäfer lesen.) / Das Opfer im Badeanzug… Schuss. In den Dreck. / Wieder son Bolschewiste weg –! / Verbeugung. Kommandos, hart und knapp. / Dann rückt die Heldengarde ab. / Ein toter Mann. Ein Stiller. Ein Reiner. / Wieder Einer. Wieder Einer.[22]

 

Gerhart Hauptmann gestaltete den Mord an Paasche im Dritten Abenteuer seines Till Eulenspiegel. Dort lässt er Till klagen: „Hör es, Sonne! Und höre es, Wald! Auch du, Erde, vernimm es! / Hört und rächt es, ihr Tiere und Geister des Feldes! Sie haben / meinen Bruder, den Evangelisten des Herrn erschlagen!“[23]

 

 


 

Gedenkstätten
Burg Ludwigstein
Auf der nordhessischen (Jugend-) Burg Ludwigstein, die das Archiv der deutschen Jugendbewegung beherbergt, wurde von trauernden Mitgliedern der Jugendbewegung 1920 eine Linde zur Paasche-Linde erklärt.[24] Auch Paasches Grabstein von Gut Waldfrieden ist dort zu sehen, den seine Tochter Helga Paasche 1985 mit Genehmigung des polnischen Ministeriums für Kultur an diese jugendbewegte Stätte verlagerte, wo er Bestandteil einer Dauerausstellung über Hans Paasche ist.

Die ursprüngliche Paasche-Linde fiel 2002 im Sturm und wurde 2007 von einer polnischen Schülergruppe aus Krzyż Wielkopolski durch eine im Gut Waldfrieden ausgegrabene junge Linde ersetzt, die unter Beteiligung eines aus Kanada angereisten Paasche-Enkels während eines Festaktes gepflanzt wurde.[25]




Gut Waldfrieden

Grabstätte auf Gut Waldfrieden in Polen (2012)

Das westlich der Verbindungsstraße zwischen Przesieki (Wiesental) und Kuźnica Zelichowska (Selchowhammer) gelegene Gut Waldfrieden (polnisch: Zacisze) wurde 1912 von Hans Paasche und seiner Frau Ellen erworben und bestand zu der Zeit aus 800 Morgen Wald und 200 Morgen Wiesen und Felder sowie dem Tiefsee (polnisch: Jezioro Głębokie).

Nach Paasches Ermordung wurde er im Beisein Hunderter Bauern, Land- und Forstarbeiter aus der Umgebung nahe einem Weiher auf seinem Gut beerdigt. 1923 wurde das Anwesen verkauft und 1945 die inzwischen verfallenen Gebäude abgetragen. Heute wird das Gelände von der Oberförsterei in Krzyż Wielkopolski verwaltet.

 

Nachdem der Stettiner Neurologe und Naturforscher Jerzy Giergielewicz 2003 Paasches Werke der polnischen Öffentlichkeit zugänglich gemacht hatte, bildete sich in Krzyż Wielkopolski eine Schülerinitiative, die eine Patenschaft zur Pflege des Grabes von Hans Paasche übernahm.

2004 wurde auf Beschluss des Krzyżer Stadtrates das Grab zur Gedenkstätte hergerichtet. Dazu wurde die zugewucherte Grabstätte freigelegt und eingefriedet. Grüne Pfeile an Bäumen weisen den Weg von der verbliebenen Treppe des Gutsgebäudes zur Grabstelle. An Paasches 85. Todestag (2005) wurde Gut Waldfrieden als Gedenkstätte der europäischen Verständigung der Öffentlichkeit übergeben. Der dazu aus Toronto angereiste Gottfried Paasche, ein Enkel Hans Paasches, bekundete seine Dankbarkeit und seine Freude darüber, dass das Vermächtnis seines Großvaters mit dieser großartigen und mutigen Geste entgegengenommen werde, und bezweifelte, dass dergleichen in Deutschland möglich sei.[26][27] Zwei Tafeln in polnischer und deutscher Sprache weisen am Fuß der Treppe auf die Geschichte des Guts und seiner Bewohner hin. Da der Weg zur Gedenkstätte nicht beschildert ist, muss man sich anhand der Geo-Koordinaten ♁52° 59′ 48,3″ N, 15° 58′ 47,1″ O orientieren.

Rostock und Bremen

In Rostock und Bremen bemühen sich Einzelpersonen und Initiativen, das Gedenken an Paasche wachzuhalten. In welcher konkreten Form dem stattgegeben wird, soll noch entschieden werden.[28]

 



Werke (Auswahl)
Nicht berücksichtigt sind u. a. zahlreiche Artikel Paasches, die in Periodika erschienen, voran im Vortrupp.

 

Der Gedanke der Lebensreform im Projekt Gutenberg-DE (Aufsatz)

Im Morgenlicht. Kriegs-, Jagd- und Reiseerlebnisse in Ostafrika. Mit 97 photographischen Aufnahmen des Verfassers. Berlin: Schwetschke 1907. Digitalisat

Was ich als Abstinent in den afrikanischen Kolonien erlebte, Reutlingen: Mimir 1911[29]
Fremdenlegionär Kirsch. Eine abenteuerliche Fahrt von Kamerun in die deutschen Schützengräben in den Kriegsjahren 1914/15 im Projekt Gutenberg-DE, Berlin 1916[30]
Rede vor dem Zentralrat der Marine, genannt 53er Ausschuss. In: Scheidemann, Liebknecht, Haase, Berlemann, Paasche über die Revolution. 4 Redner behandeln das Thema "Ursprung und Verlauf des Krieges, sowie die Revolution und deren Ziele" nach ihren unterschiedlichen Parteistandpunkten, Berlin o. J. [ca. 1918].
Das verlorene Afrika im Projekt Gutenberg-DE, Berlin 1919

Meine Mitschuld am Weltkriege im Projekt Gutenberg-DE, Berlin: Neues Vaterland, Berger 1919 (Flugschriften des Bundes Neues Vaterland Nr. 6).

Das verlorene Afrika, Berlin: Neues Vaterland 1919 (Digitalisat).
Die Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland. Vorwort: Franziskus Hähnel, Hamburg 1921 (Digitalisat – Internet Archive).
Ändert Euren Sinn. Schriften eines Revolutionärs. Hrsg.: Helmut Donat und Helga Paasche. Nachwort: von Robert Jungk. Bremen: Donat 1992 ISBN 3-924444-49-8.
Das verlorene Afrika. Ansichten vom Lebensweg eines Kolonialoffiziers zum Pazifisten und Revolutionär. Hrsg.: P. Werner Lange unter Mitwirkung von Helga Paasche. (Cognoscere Historias Band 17) Berlin 2008[31]

 


Literatur in der Reihenfolge des Erscheinens

Magnus Schwantje: Hans Paasche. Sein Leben und Wirken. Verlag Neues Vaterland, Berlin 1921.

Otto Wanderer (d. i. Otto Buchinger): Paasche-Buch. Verlag Junge Menschen, Hamburg 1921.

Helmut Donat, Wilfried Knauer (Hrsg.): „Auf der Flucht“ erschossen …. Schriften und Beiträge von und über Hans Paasche. Donat, Bremen 1981.

Reinhold Lütgemeier-Davin: Hans Paasche (1881–1920), Lebensreformer, Anti-Preuße, Revolutionär. In: Jahrbuch des Archivs der deutschen Jugendbewegung, Bd. 13 (1981), S. 187–194.

Peter Morris-Keitel: Umwertung aller Werte. Hans Paasches „Lukanga Mukara“ neu gelesen. In: Jahrbuch des Archivs der deutschen Jugendbewegung, Bd. 17 (1988–1992), S. 163–176.

Peter Morris-Keitel: Paradiesische Zustände. Zu Hans Paasches Weltnaturschutzkonzept. In: Jost Hermand (Hrsg.): Mit den Bäumen sterben die Menschen. Zur Kulturgeschichte der Ökologie. Böhlau, Köln 1993, S. 221–240.
Karl H. Solbach: Hans Paasche – Offizier, Reformer, Revolutionär. In: Cornelius Neutsch, Karl H. Solbach (Hrsg.): Reise in die Kaiserzeit. Ein deutsches Kaleidoskop, nach Hans Paasche „Die Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland“. Kiepenheuer, Leipzig 1994.
P. Werner Lange: Hans Paasches Forschungsreise ins innerste Deutschland. Eine Biographie, mit einem Geleitwort von Helga Paasche und Bibliographie. Donat-Verlag, Bremen 1995, ISBN 3-924444-02-1.

Winfried Mogge: Paasche, Hans Albert Ferdinand. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 735 f. (Digitalisat).
Lothar Wieland: Vom kaiserlichen Offizier zum deutschen Revolutionär – Stationen der Wandlung des Kapitänleutnants Hans Paasche (1881–1920). In: Wolfram Wette, Helmut Donat (Hrsg.): Pazifistische Offiziere in Deutschland, 1871–1933. Donat-Verlag, Bremen 1999, ISBN 3-931737-85-3, S. 169–179.
Gottfried Paasche, Joaquin Kuhn (Hrsg. und Übersetzer): The Strange Story of the Shooting of Captain Hans Paasche. The Writings and Actions of a Peace Martyr. The Writings and Actions of a Peace Martyr and New Translations of Two Works, My Share of the Guilt for the World War [and] The Loss of Africa 1919. Blue Riding Imprint, Toronto 2001.
Ingrid Laurin: Hans Paasche im Morgenlicht. In: Acta Germanica. Jahrbuch des südafrikanischen Germanistenverbandes, Jg. 30/31 (2002/2003). Lang, Frankfurt am Main/Bern/New York 2003, S. 9–22.
Alan Nothnagle: „Wer zählt die Tränen, die das kostete?“ Hans Paasches Weg vom Kolonialoffizier zum Pazifisten. In: Hans-Martin Hinz, Hans-Joachim Niesei, Almut Nothnagle (Hrsg.): Mit Zauberwasser gegen Gewehrkugeln. Der Maji-Maji-Aufstand im ehemaligen Deutsch-Ostafrika vor 100 Jahren. Lembeck, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-87476-508-3 (= Zeitschrift für Mission, Beiheft 7), S. 125–144.
Helmut Donat: Hans Paasche, Offizier, Pazifist. In: Ossietzky 12/2010, abgerufen am 9. September 2017.
Helmut Donat: Keine Abkehr vom Militarismus – Hans Paasche und das Scheitern der Novemberrevolution 1918. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Jg. 66, 2018, S. 917–930.

Christian Niemeyer: Hans Paasche unter Töchtern der Wüste? Kritische Anmerkungen zur Heldenverehrung in der Jugendbewegungshistoriografie.
In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Jg. 68, 2020, Heft 3, S. 210–229.

Helmut Donat: Rebell in Uniform. In: Die Zeit. Nr. 22, 21. Mai 2020, S. 17.
Helmut Donat: Den Toten die Wahrheit! Die Zeitschrift für Geschichtswissenschaft verbreitet verleumderische Behauptungen gegen den Pazifisten Hans Paasche, der vor 100 Jahren von rechter Soldateska ermordet wurde. In: Junge Welt, Nr. 150, 30. Juni 2020, S. 12 f.
Andreas Schmid: Deutschland im Spiegel Ostafrikas. Hans Paasches Lukanga Mukara (1912/13). In: Zeitschrift für Kulturwissenschaften, Jg. 14., Nr. 2, 2020, S. 49–66.

 

 

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