Wer sagt, das kann nicht sein?

Vom sozialistischen Singeklub zum subversiven Songschreiber

Gerulf Pannach - Die Songs (Live) von 1969 bis 1975

Produziert vom Enthusiasten Bodo strecketon.de - detopia dankt vielmals!

Bezug: konsum.buschfunk.com/wer-sagt-das-kann-nicht-sein-songs-1969-1975.html 


detopia-2021: 
Ich hab' mir die CD nun gekauft und gehört und bin voll des Lobes. Die Aufnahmen waren oft normale Mitschnitte für den damaligen Eigengebrauch, quasi als "Tamisdat". Und es ist erstaunlich, was der Wunderknabe Strecketon daraus für einen klaren-verständlichen Sound "rückgesampelt" hat (oder wie das heißt). Klasse!   Es sind viele ddr-kritische Lieder von Pannach erhalten und auf der CD wiedererstanden. Man stürzt kurzzeitig in das Gefühl, alles sei erst gestern gewesen. 

 

 

Dissidente Rockpoeten des Ostens 

Gerulf Pannach 

Als ich 
wie ein Vogel war 

Biografie- und Textbuch im
Schwarzkopf-Verlag 1999  DNB.Buch

Ketten werden knapper 

Apfeltraum  

Song 1     Song 2 

Glaubensfragen 
(Asche, Fahne, NVA, Bausoldaten)

 

Wikipedia.Autor 
*1948 bei Dresden bis 1998 (49)

DNB.Autor 

Google.Autor    Bing.Autor


detopia: 

Pankowbuch     Qultur.htm 

Sterbejahr-Künstler 

Gundermann  mit Sammelnachruf zu Pannach

Fuchs.Jürgen    Rachowski.Utz 

Wolf Biermann    W.Wyssozki 

Klaus.Renft     Tamara.Danz 

Wildemann-Gruppe  

 

 havemann-gesellschaft.de   neu-im-archiv-der-ddr-opposition-der-nachlass-des-oppositionellen-liedermachers-gerulf-pannach   2021

 https://www.jugendopposition.de/themen/145382/fuchs-kunert-und-pannach

Pannach & Kunert - Fluche, Seele, fluche - Album

 

Geruf Pannach - Die Texte - Als ich wie ein Vogel war - Schwarzkopf-Verlag 1999

 

 

 

 

Abitur; NVA; Jurastudium in Halle (Leipzig) - abgebrochen;

Songgruppe und Chansonklub Leipzig;

1970/71 Referent für Singebewegung im Kabinett für Kulturarbeit der Stadt Leipzig;

Expedient;

Zusammenarbeit mit der "Klaus-Renft-Combo" bzw. "Renft",

1972 Sachbearbeiter;

seit 1972 freischaffend; Freundschaft mit dem Schriftsteller Jürgen Fuchs, gemeinsame Auftritte,

ab 1974 auch mit Christian Kunert (Renft); Verbote, befristete Spielerlaubnisse, Auftritte nur noch bei inoffiziellen Veranstaltungen,

Mitschnitt 1977: LP "Pannach, Fuchs und Kunert" (in der BRD erschienen);

1976 Mitunterzeichner der Protesterklärung gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns; Flucht auf das Grundstück Robert Havemanns in Grünheide bei Berlin;

1976 Verhaftung;

1977 Abschiebung in die BRD; lebte seitdem in Berlin (West); Auftritte mit Wolf Biermann; Zusammenarbeit mit Christian Kunert;

Textautor und Schauspieler in Film und Theater (u.a. Rockoper in Essen); ab dem 2.12.1989 mit anderen ausgewiesenen Liedermachern erste Auftritte in der DDR nach der Wende; Gerulf Pannach wurde 49 Jahre alt; sowohl im Fall des Todes von Rudolf Bahro, von Jürgen Fuchs als auch des Todes von Gerulf Pannach fanden sich für den Verdacht, die Stasi habe ihre tödlichen Erkrankungen absichtlich und gezielt induziert, bisher weder Belege, noch ergab sich eine Verdichtung der Indizien.

 

Einiges im Web:

wikipedia  Christian_Kunert 

renft.de 

rachowski.de  

salli-sallmann.de

kuno-kunert.de 

schwarzkopf-verlag.de  

caesar-music.de 

 


Über die Ankunft in Westberlin:

 

Für zwei Jahre schlug sich jeder allein durch. Das hatte den Vorteil, daß wir mehr mit den Eingeborenen zu tun bekamen und mit ihnen zurechtkommen mußten, statt ewig aufeinander rumzuhängen. Obs immer das reine Vergnügen war, ist eine andere Frage, aber dümmer ist keiner von uns beiden geworden dabei, wir faßten endlich Fuß.

Gerulf arbeitete als Techniker an der Freien Volksbühne, spielte Theater in einer Heine-Revue, kellnerte, schrieb auch für andere Leute Texte, ohne daß sich seine Hoffnungen erfüllten, mit irgendwas davon mal auf einer Platte zu landen. Wenigstens zwei Autos, die noch nicht bezahlt waren, fuhr er in Klumpen.

Lange Zeit trafen wir uns kaum. Bis Gerulf eines Tages im Hinterzimmer einer Kreuzberger Kneipe als Solist glänzte und mich für ein paar Zugaben mit auf die Bühne bat. Das hätten wir nicht tun sollen, denn es war ein bißchen wie der erste Schuß nach 'ner Entziehungskur. Folgte ein zweijähriger Rausch: Proben, Songs basteln, Feiern. Wir waren produktiv und aufeinander eingespielt wie nie zuvor. 

Im März '85 badeten wir dann ausgiebig im Champus allgemeinen Wohlwollens. Es gibt eine Amateuraufnahme vom ersten Konzert, auf der man hören kann, wie zwei gegen ihre Lebensumstände ansingen, und zwar mit größtem Vergnügen. Für sie selbst und für ihr Publikum. 

(Kuno im Pannach-Buch, Seite 157) 

 


 

https://www.google.com/search?q=mugge+kunert   

 

http://www.deutsche-mugge.de/interviews/2010/1727-christian-kuno-kunert.html 

 


 

https://www.neues-deutschland.de/artikel/711021.uraltes-paar.html

 

Gerulf Pannach ist tot

Uraltes Paar

Von Hans-Dieter Schutt - 06.05.1998

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr: Er sitzt, ein wenig zusammengekauert, auf dem Sofa - und raucht. Das Lächeln von trotziger Sanftmut. So straft Gerulf Pannach seine Lage. Erst vor kurzem war ihm ein großer Tumor aus der Niere entfernt, das Organ herausgenommen worden.

Wir laufen ums Wilmersdorfer Viertel, Pannach braucht Bewegung. Sehr langsame Bewegung. Roter Schal, schwarzer Mantel, die Haare zum »Pferdeschwanz« gebunden, Baskenmütze drüber; so mag er einst auch durch Leipzig gegangen sein, intellektuell, einzelgängerisch, auffällig, observierenswert. Der Sachse aus der Gegend bei Dresden ist ein kleiner, zäher, zutraulicher, unverblümter Mensch, trotz seiner sarkastischen Anflüge mit unverhohlenem Hang zur Sentimentalität.

Gerulf Pannach, literarisch, schwarzhumorig: Das Schreiben ist ihm eine papierne Bruderschaft. Manche Texte sind wie ein Schrei des kindlich Gebliebenen, aber was sein Schreiben auch sonst noch alles bedeuten mag: Es soll jedes mögliche Ende überdauern. »Yorck 17« heißt die jüngste CD: »Sag mir, warum/ Ich grad unglücklich war/ Mit dem Blick in die Ferne/ Und dir doch so nah/ Komm, dreh dich um/ Unsre Freunde sind da/ Neben uns, Leid und Liebe/ Das uralte Paar.«

Text ist Spannung, sagt Pannach, einzig und allein Spannung. Was ihm vorschwebe, seien unscheinbare Verse, die aber plötzlich irre werden. Die Rede kommt auf seine Leidenschaft: Fremdsprachiges ins Deutsche holen, nicht wortwörtlich, sondern den «Sense«. Schon ein Leben lang will er »Amsterdam« machen, auf deutsch. »Mit Brei quäle ich mich rum, und die Zeit vergeht.«

Pannach, Jahrgang 1948, war in der DDR Liedermacher, er schrieb Texte für »Renft« und andere Bands. Nach der Ausbürgerung von Biermann wurde er mit »Renft«-Organist Christian Kunert inhaftiert und 1977 mit diesem und Jürgen Fuchs abgeschoben.

In Westberlin brachte das Duo Pannach & Kunert fünf LPs bzw CDs heraus. Er arbeitete als Schauspieler und Musiker, spielte die Hauptrolle in Ken Loachs Film »Fatherland«.

An Rache übrigens hat Pannach nach dem Ende der DDR nur in erster Wut gedacht. Die ihn in den Knast gesteckt hatten, seien doch beschissen genug dran mit ihrer Unfähigkeit, sich je aus SED-Enge rauszudenken. Obwohl es gut bleibe, wenn bestimmte Leute nicht zur Ruhe kämen. »Aber manche Bürgerrechtler finde ich in ihrer Akribie peinlich. Spott und Spaße treffen besser als der Versuch, Justitia zu bemühen.«

Wir haben eine Runde ums Viertel gedreht. Pannach hat ein unverschämtes jungenhaftes Lachen. Vor allem, wenn er so verflucht lustige Sätze sagt wie diesen: »Jetzt muß ich Kraft sammeln. Lou Reed hat recht: Was nützt Krebs mitten im Frühling?«

Am Sonntag ist Gerulf Pannach an Krebs gestorben.

 

 

 

 

 

 

 

 

           

 

 

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