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12  Golgatha entgegen

Christus fehl am Platze  —  Die Tragödie der Wahrheit  —  Vernünftiger Unsinn  —
Opfer der Sehnsucht der Menschen  —  Der Konflikt Christi

 

 

208-226

Christus muß am Kreuz sterben auf Golgatha. Nicht etwa, weil er das römische Weltreich gefährdet; andere haben das römische Weltreich gefährdet und blieben am Leben. Christus wird nicht deshalb sterben, weil er mit seiner scharfen Kritik die Priester­kaste provoziert hat; andere hatten die Sanhedrin kritisiert, andere hatten die Heuchelei des mechanisierten talmudischen Juden verflucht und blieben am Leben. Christus mußte diesen schändlichen Tod nicht sterben, weil er vorgab, König der Juden zu sein; er dachte nicht im Traum daran, Kaiser der Juden zu werden; er hätte einen solchen Vorschlag zurückgewiesen, auch wenn er ihm vom römischen Kaiser persönlich gemacht worden wäre.

Christus hätte gar nicht gewußt, was er als «König der Juden» hätte machen sollen. Kann man sich Christus vorstellen, wie er auf einem feurigen weißen Hengst an der Spitze einer berittenen Makkabäer­formation galoppiert und mit einem in der Morgensonne blitzenden, gezogenen Schwert «Hei! Hop! Vorwärts! Angriff!» schreit? Das ist unvorstellbar, undenkbar, unmöglich, es wäre total lächerlich. Es ist gar keine größere Erniedrigung des lebendigen Lebens in Christus vorstellbar. Man kann sich Cäsar, Napoleon oder Hitler in einer solchen Situation vorstellen, aber zu Christus paßt das einfach nicht.

Und dementsprechend wird Christus von den Menschen als «König der Juden» gegeißelt und gekreuzigt werden.

Christus würde in keine Aufmachung hineinpassen, die in der Welt des gepanzerten Menschen aristokratische Ehren oder eine sonstige Höherstellung bedeutet; er würde einfach lächerlich in ihr wirken. Man kann sich Christus nicht vorstellen, wie er eine Litanei herunterleiert oder wie er je die Ehrendoktorwürde der Juristischen Fakultät der X-Universität verliehen bekommt. Er war ein Fremder in Jerusalem, und er würde in jeder Stadt der Welt zu jedem beliebigen Zeitpunkt der geschriebenen Geschichte der Menschheit ein Fremder gewesen sein. Christus hat eine natürliche Würde und eine direkte und fesselnde Klarheit in seinen Reden, die nicht ins Bild paßt. So benimmt man sich einfach nicht. Den Leuten gefällt das, und sie scharen sich um einen Mann, der solche Gaben hat, aber sie würden nie selbst so handeln. Sie würden rot werden, sich nicht wohl und irgendwie fehl am Platze fühlen, wenn sie unter Menschen wären, die sich wie Christus verhalten — einfach, geradeheraus, klug aber nicht besser­wisserisch, Liebe und Kontakt ausstrahlend, aber nicht aufdringlich und klebrig.

Christus paßt nicht in diese Welt, allenfalls in die kleine Schar von einfältigen und unwissenden Bewunderern und Anhängern in den grünen Bergen und Weingärten von Galiläa. Und sogar unter seinen Bewunderern ist er irgendwie fehl am Platze. Er ist unfähig, das Jubeln so voll zu genießen, wie ein Mussolini, dieser mißratene Genius, der zu den Wunschvorstellungen der Menschen von einem Helden paßt wie ein maßgefertigter Handschuh auf die Hand. Es ist eher anzunehmen, daß die Bewunderer sich in seiner Gegenwart nicht ganz wohl gefühlt haben, nicht frei genug, um ihre gängigen Sexwitzchen zu reißen oder zu tratschen und herumzublödeln.

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Unter gepanzerten Menschen ist Christus völlig fehl am Platze, doch ist gerade er ihre Hoffnung, der Kern ihrer Träume von einer besseren Zukunft. Seine großartige Fähigkeit zu einfachem und klarem Denken erweist sich bei den verdrehten und komplizierten Debatten mit den Gelehrten als Nachteil. Man denkt eben nicht klar und einfach. Das ist geradezu anstößig. Du sagst dem Gelehrten, daß du die Bewegung des Lebens in einem Stückchen erhitzter Kohle leicht und ohne irgendwelche Schwierigkeiten erkennen kannst. Der Gelehrte schaut dann nicht einfach mal ins Mikroskop. 

Er streitet weiter mit dir darüber, wie Moleküle, die niemand je gesehen hat, die Teilchen hin und her schieben. Du sagst dem Pharisäer weiter, daß du mühelos sehen kannst, wie sich aus dem Gewebe abgetöteter Organe tödliche Fäulnisbakterien entwickeln. Der Gelehrte wird niemals in das Mikroskop schauen, aber er wird allen verkünden, daß du das Gewebe nicht sterilisiert hattest und daß alles «nur Luftkeime» seien, obwohl er selbst solche Luftkeime weder jemals gesehen noch demonstriert hat. Das Leben ist völlig fehl am Platze in dieser Welt der Pharisäer, der Talmudgelehrten und der medizinischen Kongresse über Pharmazie.

Du sagst dem Talmudisten, daß es weh tut, wenn sie kleinen Jungen die Vorhaut vom Penis schneiden, daß es fürchterlich weh tut, und daß das Schreien des Babys Zeichen schrecklichen Schmerzes ist. Der Gelehrte aber verkündet den Menschen, daß das Kind in Wirklichkeit überhaupt nichts spürt, weil sich kurz nach der Geburt noch keine Nervenendigungen ausgebildet haben oder ähnlichen Unsinn; und «die Leute» werden dich fragen, ob deine Ansichten über die Schmerzen, die mit dem Wegschneiden der Vorhaut ohne Betäubung verbunden sind, auch von den Gelehrten anerkannt sind.

Um Babys vor den Qualen der Beschneidung zu retten, mußt du kämpfen, und du wirst in einen fürchterlichen Wirrwarr verwickelt. Selbst die simple Tatsache, daß das Abschneiden der Vorhaut schrecklich weh tut, kann sich nicht durchsetzen. Christus ist gegen viele solch grausamer Rituale, und deshalb muß er sterben.

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Es gibt in dieser Welt ganz einfache Dinge, die für jedermann leicht sichtbar sind und zu ihrem Verständnis nicht viel Denken erfordern, sondern nur ein bißchen Menschenverstand und Urteilskraft. Ein Beispiel dafür sind die Qualen genitaler Frustration im Jugendalter. Jeder Mann und jede Frau hat diese Qualen durchgemacht. Jeder Mann und jede Frau hat mit diesen Schmerzen und dieser Hoffnungslosigkeit gekämpft. Solange man allein bleibt mit seiner Feststellung der Tatsache, daß die Pubertät ein Reifen der genitalen Funktion und die Bereitschaft zur vollen Umarmung bedeutet, ist alles in Ordnung. Erst in dem Moment, wo man in ein physiologisches Institut irgendeiner Universität des frühen zwanzigsten Jahrhunderts geht und dort über diese einfache Sache spricht, verfängt man sich hoffnungslos.

Zuerst einmal fühlt man sich völlig fehl am Platze, vor einem Auditorium in einer Universität über die genitale Umarmung in der Pubertät zu sprechen. 

Es paßt einfach nicht, und man wird so ein unpassendes, schlechtes Benehmen mit gerunzelter Stirn betrachten. Die Professoren haben darüber nie geredet; sie haben keinen von ihren Hörern je erlaubt, dieses so wichtige Thema aufzugreifen. Um die völlig selbstverständliche Tatsache zu verdecken, daß man von der Natur (= Gott) geschaffen ist, um sich in der Pubertät zu paaren, wurde ein Mischmasch von ad-hoc-Theorien erfunden, deren Bestandteile nie jemals ohne Widersprüche zusammengefügt werden könnten, ein Wirrwarr von Ideen und Annahmen. 

Man sagt, jedermann habe das Recht, sich zu irren und eine eigene private Meinung über Erregung in der Pubertät zu haben, eine Meinung, die er sich in der Zeit verzweifelten Kämpfens erworben hat, als er sich vor seinem Vater verstecken mußte, wenn er onanierte, damit er keine Schläge bekommt.

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Nach einer gewissen Zeit muß man die Diskussion einfach aufgeben. Es gibt keine Hoffnung, das Durcheinander jemals zu durch­dringen, und man beschließt, sich herauszuhalten und allein zu bleiben.

Die Gelehrten sind die Wächter an den Toren zum Palast des Wissens. Sie lassen keine Wahrheit über Wesentliches die Tore ins Innere passieren. Nur nach außen lassen sie die Wahrheit durch.

Das alles stimmt für jede Zeit. Jeder weiß es. Viele haben dicke Bücher darüber geschrieben. Und nichts geschieht. Alle, die um die einfachen Dinge wußten, waren fehl am Platze, sehr peinlich für jede Art von Gelehrten. Auf dem Gebiet der Wissenschaft ist der etablierte Gelehrte die Personifizierung des Sitzens der Menschen, ihrer Unbeweglichkeit von Geist und Körper.

In Galiläa kann Christus ein bißchen von dem sein, was er wirklich ist. Außer seinen engsten Verwandten gibt es niemanden, der seine natürliche Würde und seinen Platz in den Bergen in Frage stellt. Man spürt vielleicht, daß er anders ist, oder daß er etwas übertrieben und unnötigerweise «verträumt» ist. Aber in Galiläa kann er sich noch unter die Leute mischen, wie ein normaler Mensch essen und reden und ein paar Freunde haben.

In Jerusalem kann er kaum noch er selbst sein. Er ist aus seiner Heimat, in die er so gut paßt, herausgerissen. Er wird gezwungen, ein bißchen wie die ändern zu werden, wenn er unter ihnen leben will. Nach Renan deutet ein Apostel an, daß man Christus nach Jerusalem gelockt hatte, um ihn dort zu töten.

In den Bergen Galiläas, alleingelassen in seiner eigenen Welt, kann er auf einfache Art einfache Dinge sagen, und sie werden ihre Gültigkeit für Tausende von Jahren behalten. In Jerusalem klingt alles, was er sagt, sehr sonderbar. 

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Er muß sich herumstreiten, er verliert seine harmonische Identität, er muß seine große Geschlossenheit aufsplittern und über Punkt 23 in Nummer 5638965 des Talmuds Bescheid wissen, um mitreden zu können. Christi Lebensart ist zeitlos gültig. Nicht gültig wäre sie vor irgendeinem Gericht in dieser von Menschen gemachten Welt, und sie könnte und wollte dort auch nicht bestehen.

Um den Mord an Christus zu verstehen, muß man die Dinge aus der Perspektive des normalen Lebens sehen, das — selbst völlig verdreckt — auch ewige Wahrheiten zu einem sozialen Verbrechen zu verdrehen vermag. Das ist in einem derartigen Ausmaße wahr, daß jeder, der eine ähnliche Funktion wie Christus hat, gut daran täte, die Welt vor seinen eigenen Lehren zu warnen. Nicht nur er selbst paßt nicht in diese Welt, sondern seine Lehre auch nicht. Nicht nur seine engen Freunde, seine Verwandten und seine Schüler verstehen nicht, wovon er redet; die ganze Welt des Menschen kann ihn nicht verstehen; sie wagt es nicht, ihn zu verstehen.

 

Und das ist die wirkliche Tragödie der Wahrheit selbst: sie kann auf keinen Fall akzeptiert werden, ohne daß sie verwässert, entstellt, verflacht und ihrer Schärfe beraubt würde. Oh ja, eine kleine Wahrheit, eine nützliche Wahrheit, wie etwa die Verbesserung der Weinanbaumethoden oder des Radioempfanges oder der Ballistik von Geschossen - all das ist gut und schön, annehmbar und respektabel. Nicht aber die fundamentale Wahrheit Christi! Sie könnte vor keinem Gericht bestehen. 

Vom Standpunkt des gepanzerten, unbeweglichen, etablierten Menschen aus gesehen ist sie ein Verbrechen, ein gefährliches Aufwühlen des Lebens. Ohne solch eine Wahrheit kann sich zwar niemals etwas ändern, nichts Schlechtes kann wirklich ausgerottet werden, das Elend bleibt erhalten. Aber die Wahrheit ist ein Verbrechen, ein Verbrechen gegen das Leben einer jeden Nation, das so auf die Dinge eingespielt ist, wie sie nun einmal sind. Dies stimmt in einem erschreckenden Ausmaß.

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Der betrügerische Umgang mit Problemen sozialer Verbesserung durch bösartige Politiker ist trotz deren entsetzlicher innerer Leere notwendig; das geht sogar soweit, daß es schlimmer als Hochverrat wäre, nicht den Advokaten des Teufels zu spielen und gegen ein Reich Gottes zu sein. Und weil dieses oben grob skizzierte tragische Dilemma von nicht zu übertreffendem Ernst ist, hat sich in den Tausenden von Jahren seit Beginn der menschlichen mechanischen Kultur nichts mehr getan, soweit es den Menschen selbst betrifft. Der Christusmord geschieht heute noch genauso wie vor zweitausend Jahren.

Tausende von Jahren chinesischer und japanischer Unbeweglichkeit in sozialen und individuellen Dingen sind gut verständlich. Freie Bewegung hätte die Katastrophe bedeutet, und es bedeutete dann tatsächlich eine Katastrophe, als der chinesische Rote Teufel die Macht nach Sun Yat Sen übernahm.

Das Übel besteht nicht im alten Trott über die Jahrtausende hinweg, nicht in den Ideen der Reformer und nicht einmal im Elend der Menschenmassen; vergleichsweise viel schlimmer ist das Übel, das mit Sicherheit dann auftaucht, wenn der Freiheitsgeier seine häßlichen Schwingen ausbreitet und seine Freiheitskrämer in die entlegensten Ecken der Welt entsendet.

Seine Sinne vor diesen wahrhaft tragischen Widersprüchen der menschlichen Existenz zu verschließen bedeutet, dem Teufel in die Hände zu arbeiten und das Elend noch zu vergrößern. Nach Erfahrungen mit der Pest und sorgfältigem Nachdenken über sie gibt es für die Menschheit solange nicht die Spur einer Hoffnung, wie die Vogel-Strauß-Politik gegenüber der Tatsache aufrecht­erhalten wird, daß die Ermordung von Christus eine Notwendigkeit war.

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Weil dieses Problem in so tragischer Weise rational ist, ist die Menschheit bisher immer davor zurück­geschreckt, es anzupacken. Der Mensch ist dieser Frage immer ausgewichen und wird ihr auch noch einige Zeit lang ausweichen, und zwar solange, wie Babys gezwungen werden, einen Charakterpanzer zu entwickeln. der gepanzerte Mensch ist gezwungen, CHRISTUS ZU ERMORDEN, UM WEITEREXISTIEREN ZU KÖNNEN.

Diese Erkenntnis richtet sich gegen die praktische Effektivität jeglicher Einsicht von einigem Rang. Sie kann nicht weiterhin umgangen werden. Sie wird die Menschheit für lange Zeit belästigen und quälen und eine Menge unschuldiger Opfer fordern. Aber man kann nicht erwarten, daß eine abgewirtschaftete Spezies ihre größten Probleme dann leicht und schnell lösen wird, wenn nur jemand einmal eine große Idee hat und anfängt, sie mit geschickter politischer Propaganda unter die Leute zu bringen. Das hieße wiederum, Realitäten in einem Spiegelbild erfassen zu wollen.

Der große Lärm, der von philosophierenden Studenten um die Natur des Menschen gemacht wird, ist ein hervorragendes Mittel, diese Erkenntnis von der gewaltigen Größenordnung der Tragödie von Gefühl und Intellekt des Menschen fern zu halten. So sieht das praktische Dilemma aus:

Ist eine Wahrheit zu riesig, wird sie zu etwas Lästigem und damit nutzlos. Hält sich eine Wahrheit um des Überlebens willen klein und harmlos, geht sie in endlosem Gerede unter und bleibt wirkungslos.

Das ist vergleichbar mit der Situation, ein geliebtes Kind an einem Leiden dahinsterben zu sehen, das mit einem Mittel geheilt werden könnte, das nicht rechtzeitig gekommen ist. Oder es ist wie das Gefühl, daß eine koreanische Mutter des Jahres 1950 gehabt haben muß, deren Kind in all dem Durcheinander verlorenging; sie weiß, daß es noch irgendwo sein muß, noch am Leben vielleicht im Garten des alten, eingestürzten Hauses, verirrt und jämmerlich weinend; sie könnte es leicht erreichen und in ein paar Minuten retten; aber es ist verloren, weil genau zwischen der Mutter und dem verlorenen Kind eine Schlacht tobt.

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Es ist, als wenn man in einem brennenden Haus hoffnungslos gefangen ist und ganz klar erkennt, daß man sich selbst und seine Angehörigen hätte retten können, wenn man rechtzeitig eine Fluchtleiter ans Fenster gestellt hätte.

Es ist wie all dies, nur in einem gigantisch vergrößerten Maßstab. Könnte der Christusmord beendet werden - was jedoch nicht möglich ist - würde das Reich Gottes Wirklichkeit werden.

Christus träumte keine mystischen Träume. Seine Ideen an sich waren nicht wirklichkeitsfremd und undurchführbar. Sie waren wirklichkeitsnahe und auf die Praxis gerichtet. Sie könnten viele Probleme lösen und eine ganze Menge an Elend beseitigen. Leider aber würde die Anwendung der Wahrheiten Christi durch den Menschen die Menschheit umbringen. Das ist so, weil der Mensch für diese rettende Wahrheit einfach falsch beschaffen ist. Der Charakterpanzer entsteht aus Angst vor genau derselben Wahrheit, die allein in der Lage ist, den panzerbildenden Prozeß aufzuhalten, der das Leben schon in der Gebärmutter tötet. Und der Christusmord wird solange weiterbestehen, bis der versteckte Weg gefunden ist, der von der unglückseligen Struktur des Menschen zur erlösenden Einsicht in diese Wahrheit führt. Die Wahrheit zu verkünden - damit allein wird es nie getan sein. Die Wahrheit wird getötet werden, und sie wird getötet werden müssen.

Aus dieser kritischen Perspektive gesehen ergibt sogar das Geißeln und Lächerlichmachen von Christus einen schrecklichen Sinn. In jedem irrationalen Geschehen steckt Wahrheit, für jeden Mord, jede Vergewaltigung, jeden Krieg und jeden Selbstmord gibt es eine vernünftige Erklärung, so auch für die Geißelung Christi.

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Christus muß lächerlich, hilflos und verächtlich gemacht, beleidigt und gegeißelt werden, er muß schlechter als jeder gewöhnliche Dieb behandelt werden, weil seine klare und unüber­treffliche Art, den Menschen ihre Hoffnung zu zeigen, mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden muß. Diese Hoffnung kann und darf nicht länger einem Volk vor Augen geführt werden, das die Fähigkeit verloren hat, sie zu erreichen und zu leben. Dieses Volk wäre unweigerlich ruiniert, wenn es mit dieser Wahrheit auch nur in Berührung käme; wenn es ihm gelänge, die Herrlichkeit Gottes aus dem unwirklichen Spiegelbild herauszuholen und sie für die eigenen nackten Hände greifbar zu machen.

 

Langsam bekommt all das einen Sinn, obwohl es in Wirklichkeit kompletter Unsinn ist. Es bekommt einen Sinn, daß es möglich war, daß Ethik und Moral zu allen Zeiten nur Spiegelbilder — also unfaßbar — waren, etwas, das man sehen, aber nicht greifen konnte, das man nicht praktisch leben konnte. 

Der Blick in den Spiegel und das Bild eines unerreichbaren Gottes haben jedoch noch etwas bändigende Kraft behalten; sie erhalten ein Gefühl dafür, wie weit man gehen kann; sie erhalten die Fähigkeit, die letzten Reste reiner Emotionen in sich selbst wahrzunehmen, z.B. während eines Orgelkonzertes in der Kirche; oder wenn sich ein sexuell Ausgehungerter in Gegenwart einer attraktiven Frau anständig verhält; oder wenn man den Nachbarn nicht ständig, sondern nur ab und zu, betrügt; oder wenn man seine nörgelnde Frau nicht gleich tot schießt, wenn sie mit einem anderen Mann geschlafen hat, sondern sie nur verprügelt und hinterher noch Gewissensbisse hat; oder wenn man sein Kind nicht tötet, wenn es seine Genitalien berührt hat, wie es ein grausames religiöses Gesetz fordert, sondern ihm nur auf die Finger schlägt; oder wenn man in den Südstaaten der USA nicht weiterhin Tausende von Negern ermordet, weil sie mit ihren geschmeidigen Körpern und sinnlichen Lippen einen ständig an die ersehnte Lust der genitalen Umarmung

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erinnern, sondern pro Jahr nur zwei oder fünf Neger hängt; oder wenn man zumindest aus moralischen Gründen spitzfindige Reden über die Lösung des Negerproblems in der so großen Demokratie der Südstaaten halten muß; oder wenn man schließlich in diesem Kampf um Menschenwürde um einen Zentimeter vom Meter nachgibt und einem von hundert Negerstudenten erlaubt, eine Universität zu besuchen; oder einen Neger in eine weiße Einheit beim Militär läßt; oder wenn man sie nicht pauschal ausschließt und schlecht macht. - 

Sind die Neger nicht auch ein bißchen selbst schuld an dem, was ihnen geschieht? Wie würden sie handeln, wenn die Weißen an ihrer Stelle wären? Schon jetzt hassen sie die Juden nicht weniger als umgekehrt die Juden die Neger hassen und verachten. Das alles ist tief in den Menschen verwurzelt, aber niemand wagt es, darüber zu sprechen.

Das alles ist notwendig so, auch wenn so zu sprechen bedeutet, den advocatus diaboli zu spielen. Aber in der Wüste ist schmutziges Wasser besser als gar keins. oder nicht? Es ist besser. Wir können wenigstens etwas dagegen tun, indem wir es verachten.

Nun muß der Freiheitskrämererscheinen, um für einen Christusersatz zu sorgen. Der Freiheitskrämer erscheint immer dann, wenn der Mensch erkennt, daß Christus in ein Spiegelbild verlagert worden ist, und er sich wieder einmal auf die Suche nach einem wirklichen, faßbaren und lebbaren Christus macht. Der Freiheitskrämer ist ein sehr spätes Produkt des Kampfes der Menschen um Befreiung aus ihrer emotionalen Falle; er erscheint nicht in der Öffentlichkeit, bevor nicht der katholische Friedens- und Brüderlichkeitskrämer jeden Ausgang der Falle zugeschüttet hat, der vielleicht zum Reich Christi, dem Reich der Liebe und des ewigen Glücks, geführt hätte. Aufklärung, Renaissance, Reformation und die ersten politischen Revolutionen müssen erst stattfinden, bevor der sozialistische Freiheitskrämer die öffentliche Szene betritt.

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Er vertritt als erster die These, daß schmutziges Wasser in der Wüste besser ist als gar keins. Seit der Kreuzigung des Propheten totaler Liebe bis zur Umfunktionierung »einer Botschaft in eine politische Macht, die die körperliche Liebe tötet, wo immer sie kann, vergehen etwa dreihundert Jahre. Diese Macht herrscht mehr als tausend Jahre, bis Renaissance und Reformation zaghaft nach den verbotenen Wahrheiten zu tasten beginnen; und es vergehen weitere sechshundert Jahre, bis die ersten Ideen über «sexuelle Freiheit» und «Gleichberechtigung der Frau» die Menschen aufzuwühlen beginnen.

Nur fünfzehn Jahre waren nötig, bis die ersten Gesetze für sexuelle Freiheit durch kleine Freiheitskrämer in Machtpositionen widerrufen wurden. Und wieder einmal wird ein neuer Vorstoß in Richtung des Reiches Christi gemacht, diesmal in den Vereinigten Staaten von Amerika, auf dem Gebiet der Psychiatrie; und die Kirchen Christi suchen beunruhigt nach Mitteln, die schon die Anfänge einer Erkenntnis vom Reich der Liebe Christi auf Erden aufhalten könnten. Noch zwanzig Jahrhunderte nach dem Mord an Christus verdammt seine Kirche das Strömen der Liebe in den Lenden als sündig und verkündet nach wie vor die Jungfrauengeburt.

Das alles läuft gemäß einer grausamen Logik ab. In der Geschichte des chronischen Christusmordes erscheint der Freiheitskrämer zu rechter Zeit am rechten Ort. Aber Christus hat erst noch geistige Qualen zu erleiden, bevor er Geißelung und Kreuzigung über sich ergehen lassen muß. Christus spürt, daß er einer Methode zum Opfer gefallen ist, mit der alle Angelegenheiten in der Regel erledigt werden, mit der sie schon Tausende von Jahren vor ihm erledigt wurden und mit der sie auch noch Tausende von Jahren nach ihm erledigt werden würden. Die Leute, denen er die Vision eines Himmelreiches vermitteln wollte, verstanden das Wort «Reich» auf ihre Art und erwarteten, daß er in glitzernder Rüstung auf weißem Hengst einhergeritten kommt.

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Sie können sich ganz einfach ein Reich ohne König und Hengst nicht vorstellen, und einen Boten dieses Reiches nicht ohne Schwert. Jahrhunderte später werden sie tatsächlich Kreuzzüge ins Heilige Land unternehmen. Ganz egal, was Christus tut, um ihnen das wahre Wesen Gottes nahezubringen, sie sind strukturell unfähig, ihn zu verstehen. Und das muß Christus langsam gemerkt haben. Christus legte anfänglich keinen Wert darauf, ein Prophet oder der Messias zu sein. Er wurde durch die brennende Erwartung seiner Bewunderer zu dieser Role verführt, die meinten, er habe eigentlich eine Botschaft seines Gottes zu bringen. Darin war er völlig aufrichtig, kein Betrüger und kein epileptischer Mystiker, kein Verrückter und auch kein politischer Rebell, der das Vertrauen der Menschen mißbrauchte.

Als er merkte, daß er die Menschen trösten und ihren kranken Herzen neue Hoffnung geben konnte, daß er Fähigkeiten hatte, sie sich wieder besser und leichter fühlen und ihre Augen wieder glänzen zu lassen, da begann er selbst zu glauben, daß er irgendeine Mission zu erfüllen hatte, in dem frommen Sinn, in dem die Menschen in der Regel darüber dachten. Er nahm die Rolle eines religiösen Führers an und brachte sich damit in eine schwierige Situation. Anfangs merkte er noch nicht, was mit ihm geschah. Doch als die Forderungen, Wunder zu tun und seine Macht zu beweisen, immer zahlreicher wurden; als sie ihn immer häufiger fragten, ob er nun der Messias sei, den die Propheten angekündigt hatten; als er anfangs nicht wußte, was er ihnen antworten sollte, aber langsam seine Macht über die Menschen bemerkte und damit die Macht der Menschen über ihn übersah, da fiel er einer Volksseuche zum Opfer, die bis zu dem Zeitpunkt, wo diese Zeilen an die Öffentlichkeit gelangen, weder verstanden noch überhaupt erkannt worden war. 

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Unbeabsichtigt, unwissend und naiv nahm er die Rolle an, die sie ihm auferlegten; und er begann, die Sprache eines Propheten oder Messias und die Art des Auftretens eines religiösen Führers anzunehmen. Das zu sehen ist heute genauso leicht, wie damals für ihn, so zu handeln. Auf diese Weise wurde Christus ein Opfer der Sehnsucht der Massen nach einem Idol, von dem sie Hoffnung und Stärke für ihre öden Seelen trinken können. Christus konnte sich aus Liebe zu den Menschen ihnen anpassen; sie aber waren nicht in der Lage, sich auch ihm anzupassen. Da gab es nicht einmal einen Kompromiß. Die Massen waren von Anfang an stärker, und sie blieben bis zum heutigen Tage die alleinigen Sieger, im Guten wie im Schlechten.

Christus wäre nicht so menschlich gewesen und hätte die Menschen nicht so geliebt, wenn er nicht auch Lob und Bewunderung, die ihm entgegengebracht wurden, genossen hätte. Und dieses Lob und diese Bewunderung sind der Köder am Haken einer Angel, die von leeren, nach Liebe hungernden Menschen ausgeworfen wurde, um sich einen aufrichtigen, liebenswürdigen, ausstrahlenden Zimmermann einzufangen, damit er ihre Bedürfnisse befriedige. Der innere Aufruhr, der in jedem wahren Führer entsteht, der aus einem solchen Schlamassel hervorgeht, hinterläßt bald seine Zeichen auf dessen Gesicht, lange schon, bevor er mit der eigentlichen Katastrophe konfrontiert wird. Wenn er die Menschen wirklich liebt und ihnen ein wahrer Freund und Helfer sein will, wird er notwendigerweise bald die versteckt aufgestellte Falle bemerken, die Wirklichkeitsferne und Unmöglichkeit der Erwartungen, das schädliche Sitzen der Menschenmassen; und wenn er fest in seiner eigenen inneren Tiefe verwurzelt ist, wird er zwischen seiner und der gepanzerten Menschen Art zu leben aufgerieben. Diese beiden Lebensarten sind miteinander unvereinbar, so wie es eben bei emotionalen Dingen ist.

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Weil seine Emotionen rein sind, wird der Prophet auch sein Prinzip rein erhalten. Die Menschenmassen werden ihn aufgrund ihres Sitzens zwingen, seine Prinzipien aufzugeben und sich an sie anzupassen, d.h. die Realität seiner Prinzipien in das Spiegelbild einer Fata Morgana zu verwandeln.

Kann man sich Christus vorstellen, wie er am 14. Juli, dem Jahrestag der Erstürmung der Bastille, vom Podium einer großen Versammlungshalle eine Rede hält? Völlig unmöglich.

Kann man sich Christus vorstellen, wie er eine Auszeichnung erhält, irgendeinen Orden für den besten Beitrag zur Idee des Friedens auf der Erde oder zur Brüderlichkeit unter den Menschen? Kann man sich das vorstellen im Jerusalem zu seiner Zeit oder in irgendeinem anderen Land oder heutzutage? Das ist völlig unvorstellbar.

Kann man sich vorstellen, daß Christus, der in wirklich kosmischen Dimensionen und den Gesetzen der kosmischen Lebensenergie entsprechend lebt und denkt, sich an die Sanhedrin oder die Priester im Tempel wendet, damit sie seine Lehren bestätigen, «anerkennen»? Und das wollen die Leute doch immer wieder: Nur nicht von der großen Herde abkommen; nur nicht den gewohnten Lebensstil aufgeben; daß ihre Führer von ihren Feinden geachtet und von den Mächtigen des Tages geehrt werden, die ihre Zerstörung schon planen. Von Christus wird erwartet, daß er am Jahrestag der Erstürmung der Bastille in einer großen Versammlungshalle vor Tausenden von Delegierten der Internationalen Friedenspartei der Befreier der Menschheit und der friedlichen Volksdemokratien eine Rede hält. Man erwartet von ihm, daß er mit dem Orden der Legion oder dem Gelben Stern ausgezeichnet wird.

Und deshalb kommen Christus und die Christen nie zusammen. Und sein Weg entfernt sich mehr und mehr von ihrem Weg, wenn er es ganz eindeutig ablehnt, im ersten Jahrhundert der christlichen Ära zum Freiheitskrämer zu werden.

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Was für die Christen zutrifft, trifft auch für Buddhisten und Mohammedaner, Hitler-Anhänger und Stalinisten, Freudianer und alle anderen populären Bewegungen zu. Und die Menge bleibt immer Sieger, sie bestimmt letztlich den Verlauf der Dinge — zu ihrem eigenen Nachteil. Das wird sich nicht ändern, solange die Menschen sitzen bleiben und ihre Neugeborenen zwingen, sich zu panzern.

Einige Autoren sind der Ansicht, die Wiedererweckung des Lazarus wurde Christus von seinen Freunden nur «untergejubelt», weil sie ihm zu Ruhm und Sieg über die Apathie, die seinen Lehren in Jerusalem entgegengebracht wurde, verhelfen wollten (Renan). Nach dieser Auslegung stieg Lazarus, der schon als tot galt, mit Bandagen um Kopf und Leib aus einem Grab, um Christus zu sehen. Christus erschrak bis aufs Mark, als er seinen Freund lebendig sah, und hatte in Wirklichkeit nichts weiter mit der ganzen Sache zu tun. Die Anwesenden faßten das Geschehen fälschlicherweise als hervorragende Traumaturgie auf.

In den Augen der Bewunderer Christi sind in epileptischen Konvulsionen göttliche Eigenschaften ausgedrückt. Das stimmt insofern, als damit unwillkürliche Konvulsionen des Lebenssystems bei großen emotionalen Erschütterungen gemeint sind, eine Funktion, die mit der orgastischen Konvulsion als wirksamster koordinierter Entladung überschüssiger Lebensenergie in enger Verbindung steht. Epileptische Anfälle sind echte extragenitale orgastische Konvulsionen und somit in einem tieferen Sinne auch Manifestationen des Göttlichen, d.h. des Lebens.

Christus wird zwischen folgenden einander widerstreitenden Gefühlen hin und her gerissen: Er sagte die Wahrheit, wie er sie erkannte und fühlte, aber er wußte auch, daß niemand ihn wirklich verstand. Er liebte seine Mitmenschen, aber er fühlte sich von ihnen auch gefangen und zu einer Lebensweise gedrängt, die ihm fremd war.

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Er wußte, daß er seine Feinde niemals überwinden und mit dem Schwert überhaupt nichts erreichen konnte. Ihre Art war von dieser Welt und seine Art war nicht von dieser Welt.

Er wußte, daß er verraten werden würde, und er wußte sogar, daß es einer seiner engsten Freunde sein würde, der ihn verrät. Er blieb weiter mit ihnen in tiefer Freundschaft, obwohl er ganz genau wußte, daß sie ihn nicht verstehen, ihn von seinem Weg abbringen, auf der Stelle sitzenbleiben und von einem vorgefertigten Himmel auf Erden träumen würden.

Christus hatte jedoch nicht voll erkannt, daß er Opfer der schwersten Krankheit der Menschheit geworden war: dem BEDÜRFNIS, SICH MIT HOFFNUNG AUFZUFÜLLEN, ABER NUR UM DES AUFFÜLLENS UND NICHT UM DER HOFFNUNG WILLEN. Christus verbreitete Hoffnung um der Hoffnung willen. Und deshalb konnten sie nie zusammenkommen. Und das Auffüllen mit Hoffnung um des Auffüllens willen blieb Richtschnur des Menschen bis auf den heutigen Tag. Dabei spielt es keine Rolle, was sie sich erhoffen. Alles, was zählt, ist das Hoffen selbst, der Kitzel der Hoffnung, die Glut der Hoffnung. Und deshalb gibt es in dieser Welt des Menschen viele verschiedene Hoffnungen, aber keine, die je erfüllt wurde. Und: Je zahlreicher und unterschiedlicher die Hoffnungen sind, die den Nervenkitzel erzeugen, desto schlimmer wird das allgemeine soziale Chaos.

Christus weiß, daß er in der Falle sitzt. Es gibt keinen Ausweg. Er ist zu weit gegangen, schlimmer noch, er ist zu weit gegangen auf der Straße, die vom Reich Gottes, der Liebe, des Friedens auf Erden und der Brüderlichkeit aller Menschen wegführt. Er erkennt mit völliger Klarheit, daß er vergeblich sterben muß. Er ist in einer Situation gefangen, in die er nie kommen wollte; er hatte nie daran gedacht, für die Sünden der Menschheit zu sterben.

224/225

Das wird ihm erst durch eine Menschheit auferlegt, die sich von ihrem riesigen Sündenberg befreien will, und die jemanden braucht, der diese schwere Last übernimmt.

Wäre er ein Gott, der auf die Erde heruntergekommen ist, um für die Sünden der Menschheit zu sterben, so würde er unter den Qualen von Bethanien nicht leiden. Er aber ruft aus:

Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten 
und steinigst, die zu dir gesandt sind! 
Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, 
wie eine Henne versammelt ihre Küchlein 
unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt! 
(Matth. 23, 37)

Der Adler Christus hat die Eier von kleinen, blinden Küken ausgebrütet und meinte, er habe ein paar Adler ausgebrütet, die seine Botschaft in die weite Welt tragen würden. Das Schlimme dabei ist, daß die blinden Küken ihn dazu überredet hatten, ihre Eier auszubrüten, und daß er die ganze Zeit, als er brütete, nicht wußte, was er tat.

Christus weiß, daß er am Ende ist, am Ende für nichts und wieder nichts. Er weiß, daß er für etwas sterben muß, das er niemals gedacht, gelehrt, gelebt, geträumt, behauptet, ja nicht einmal angedeutet hat. Er weiß es lange vor der eigentlichen falschen Anklage. Er weiß es, weil er gelernt hat, die Menschen zu verstehen. Er weiß es, weil er darunter leidet, in der Falle zu sitzen.

Die Menschlichkeit Christi besteht in seinen göttlichen Eigenschaften. Dies sind die Eigenschaften aller Lebewesen, die noch Geschöpfe von Leben und Liebe geblieben sind; die das wohlige Strömen in ihren Körpern bei der Paarung kennen; die wissen, wie sie dieses wohlige Strömen in die Körper ihrer Babys, Kinder, Liebhaber und Freunde übertragen können. Ihre Liebe ist in ihren Körpern und nicht in einem Spiegel. Sie kann erfaßt und gelebt und selbst geliebt werden; sie strahlt aus den Augen, herzlich oder traurig; sie durchdringt dich sanft; sie erkennt dich, wenn sie dich ansieht; und sie streichelt dich liebevoll und zärtlich. Und genau diese Liebe zu seinen Mitmenschen brachte ihn in die schreckliche Falle und ans Kreuz.

225-226

 

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