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6   Wann macht sexueller Mißbrauch krank?      Marion Reinhold 1994 

 

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Die Folgen sexuellen Mißbrauchs für die psychische Entwicklung eines Kindes wurden bislang von der Öffent­lichkeit wie von Fachleuten weitgehend unterschätzt. Auch die Betroffenen übernehmen oft diese Fehlein­schätz­ung. Es gibt sogar eine Gruppe von Menschen, die die sexuellen Erfahrungen von Kindern mit Erwachs­enen für harmlos oder sogar für entwicklungsfördernd halten und für das <Recht des Kindes auf Sexualität> eintreten. Diese Meinung wird vor allem von pädophilen Männern verbreitet, die für sich selbst den straffreien sexuellen Umgang mit Kindern erreichen möchten. 

Ich denke, Kinder sollten ein Recht auf ihre eigene alters­gemäße Sexualität haben. Ich glaube allerdings, daß sie diese im Beisein eines Erwachsenen oder eines wesent­lich älteren Kindes kaum haben können.

Eine Studie ergab, daß nur vier Prozent der Menschen, die als Kind sexuelle Kontakte mit einem Erwachsenen oder Jugendlichen hatten, glaubten, diese hätten für sie gute Folgen gehabt. Sie waren als Kinder damals mindestens zehn Jahre und älter gewesen und die sexuellen Kontakte mit Erwachsenen hatten immer außer­halb der Familie stattgefunden, so daß sie sich nicht ohnmächtig und schutzlos ausgeliefert fühlen mußten. 

Dagegen gaben etwa die Hälfte aller Befragten an, die sexuellen Begegnungen mit Erwachsenen hätten für sie negative Folgen gehabt. Den restlichen Befragten waren keine Auswirkungen aufgefallen, was aber nicht bedeutet, daß es keine negativen Folgen gegeben hat. Manchen Betroffenen fällt es schwer, den Zusammen­hang zwischen ihren psychischen Problemen und dem sexuellen Mißbrauch zu erkennen.

Kinder können sehr unterschiedlich auf sexuelle Übergriffe reagieren. Manchen scheint der sexuelle Miß­brauch gar nichts auszumachen. Viele von ihnen entwickeln erst in der Pubertät oder im frühen Erwachsen­enalter psychische Probleme. Andere Kinder reagieren auf die immer intensiver werdenden sexuellen Übergriffe mit heftigen negativen Gefühlen wie z.B. Scham, Angstzuständen, Ekel vor Berührungen oder dem eigenen Körper. Schuldgefühle führen oft zur Entwicklung von Selbsthaß oder gar zu Selbstmordgedanken.

Als Folge sexueller Übergriffe können körperliche Probleme wie z.B. Eßstörungen, Schlafstörungen, Asthma, Haut­erkrankungen (z.B. Sonnenallergien), Kopfschmerzen, Kreislaufbeschwerden, Ohn­machts­anfälle, Hor­mon­störungen (z.B. Scham- und Achselbehaarung schon bei kleinen Mädchen), Bettnässen, Einkoten oder Unter­leibsbeschwerden auftreten. Im Verhalten der Kinder können sich Sprach-, Konzentrations- oder Lernstörungen zeigen. Während manche Kinder plötzlich in ihren Schulleistungen deutlich nachlassen, zeigen andere Kinder eine unerwartete Verbesserung. Diese Kinder versuchen die durch die sexuellen Übergriffe entstandenen Minderwertigkeitsgefühle und Selbstzweifel durch besonders gute Schulnoten auszugleichen. Manche Kinder zeigen ein übertriebenes Mißtrauen oder eine starke Unsicherheit vor Menschen. Einige legen ein überangepaßtes Verhalten an den Tag und klammern sich extrem an ihre Bezugspersonen. 

Wieder andere Kinder zeigen eine deutliche Vereinsamung und leiden unter Kontakt- und Bindungsstörungen. Manche Kinder laufen wiederholt von zu Hause weg, um so weiteren sexuellen Übergriffen zu entgehen. Andere machen unbewußt durch Stehlen oder distanzloses, antisoziales oder aggressives Verhalten auf sich aufmerksam. 

Noch klarere Notsignale geben Kinder, wenn sie sich auf altersuntypische Weise mit sexuellen Dingen beschäftigen, ein <frühreifes> oder <verführerisches> Verhalten zeigen oder wegen sexueller Übergriffe auf jüngere Kinder auffallen. Diese unbewußten Hilferufe der Kinder werden oft genauso wenig verstanden wie Selbstmordversuche und Selbstverletzungen, die sie sich zufügen, indem sie z.B. mit der Rasierklinge an sich herum­schnippeln, sich Haare ausreißen, den Kopf an Wand schlagen oder Zigaretten auf ihrer Hand ausdrücken. 

In dem Versuch, die eigene chaotische Gefühlswelt zu ordnen, entwickeln manche Kinder einen Wasch- oder Kontrollzwang. Andere Kinder fallen auf eine unreifere Entwicklungsstufe zurück, kauen nervös an ihren Nägeln oder suchen Erleichterung in Tagträumen oder in der Drogen- und Alkoholsucht.

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Seit die Presse auf teilweise reißerische und manchmal fast schon pornographische Weise über sexuellen Mißbrauch berichtet, ist der Eindruck entstanden, sexueller Mißbrauch sei in jedem Fall extrem schädigend und mache Betroffene zwangläufig zu >seelischen Krüppeln< mit schwerwiegenden und kaum heilbaren psychischen Störungen. Auch diese Sichtweise ist falsch und kann zu unnötigen Ängsten führen.

 

DANIELA suchte eine Psychotherapie, weil sie vor einigen Jahren als Jugendliche von einem älteren, befreundeten jungen Mann gegen ihren Willen zu ihrem ersten Geschlechtsverkehr genötigt worden war. Sie hatte dem Jungen deutlich gezeigt, daß sie dies nicht wollte. Als er sie trotzdem weiter bedrängte und sie ihm kräftemäßig unterlegen war, hatte sie resigniert ihre Gegenwehr aufgegeben. Später hatte sie ihn wegen seines Verhaltens zur Rede gestellt und er hatte sich dafür bei ihr entschuldigt. Daraufhin hatte sie jeglichen Kontakt zu ihm abgebrochen, so daß keine weiteren sexuellen Übergriffe mehr auftraten. Ihre Eltern, denen sie von dieser Vergewaltigung erzählte, waren sehr liebevoll und unterstützend auf sie eingegangen und hatten ihre Entscheidung akzeptiert, den jungen Mann nicht anzuzeigen. 

Durch die Berichte der Medien über die Folgen sexuellen Mißbrauchs entwickelte Daniela die Befürchtung, sie werde in den nächsten Jahren sicher noch Störungen deswegen entwickeln. Obwohl sie unter keinen nennenswerten Beein­trächtigungen litt, wollte sie sich zur Vorbeugung schon mal in Therapie begeben.

Nicht jede Frau, die als Kind sexuell mißbraucht wurde, entwickelt deswegen psychische Störungen oder Beschwerden. Die Folgen sexuellen Mißbrauchs variieren sehr stark und können von keinerlei erkennbaren Auswirkungen auf Denken, Fühlen und Verhalten einer Person bis zu so schweren psychischen Störungen reichen, daß die Betroffenen völlig aus dem Gleichgewicht geraten und leicht zu Opfern weiterer Gewalttaten werden. Wie kann sich sexueller Mißbrauch so unterschiedlich auswirken? Um dies zu erklären, müssen wir uns nun zunächst einmal damit befassen, wie psychische Störungen eigentlich entstehen.

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   Gesunde und krankmachende Lebenseinstellungen   

 

Der Psychotherapeut Erich BERNE fand, daß die psychische Gesundheit einer Person davon abhängt, welche Grundeinstellungen sie zu sich und zu anderen Menschen hat. Er meinte, daß Menschen mit der optimistischen Lebenseinstellung »ICH BIN IN ORDNUNG UND DU BIST IN ORDNUNG« psychisch gesund sind und bleiben. Diese positive Grundeinstellung gegenüber sich selbst und anderen Menschen hilft, sich in der Welt besser zurechtzufinden und auftretende Alltagsprobleme angemessen zu lösen. Menschen mit diesem Weltbild fühlen sich mit sich und der Welt in Einklang und haben das Grundgefühl, daß das Leben lebenswert ist.

Dagegen entwickeln Menschen mit einer pessimistischen Sicht vom Leben auf Dauer psychische Beeinträchtigungen. Eric Berne unterscheidet drei verschiedene Formen krankmachender Lebenseinstellungen, die unterschiedliche psychische Störungsbilder hervorrufen:

»ICH BIN NICHT IN ORDNUNG, ABER DU BIST IN ORDNUNG.« Diese Lebenseinstellung ist unter Menschen sehr verbreitet, die sich oft ohnmächtig und anderen meist unterlegen fühlen. Menschen mit dieser Überzeugung haben das Gefühl, daß ihr Leben nichts wert ist, so daß sie sich von Menschen zurückziehen, depressiv werden oder im Extremfall Selbstmord begehen.

»ICH BIN IN ORDNUNG, ABER DU BIST NICHT IN ORDNUNG« oder »Die wollen mich alle nur ausnutzen, betrügen oder verletzen.« Dies ist die Überzeugung von Menschen, die sich oftmals von anderen Menschen verletzt und verfolgt fühlen. Sie machen fast immer andere für ihr Unglück verantwortlich und haben kein Gespür für die Kränkungen, die sie selbst Menschen antun. Dieses Weltbild findet man in dieser extremen Form besonders oft bei Kriminellen und bei Sexualstraftätern. Manchmal entsteht aus diesen Fehlwahrnehmungen sogar ein Verfolgungswahn, der auch zu Mord führen kann. Das vorherrschende Grundgefühl ist hier, daß das Leben der anderen Menschen nicht viel wert ist.

»ICH BIN NICHT IN ORDNUNG UND DU BIST AUCH NICHT IN ORDNUNG.« Menschen mit dieser Lebenseinstellung leiden meist unter schweren psychischen Störungen, die häufig zu wiederholten Einweisungen in die Psychiatrie führen. Oft verlieren die Betroffenen jeden Bezug zur Realität, sind nicht mehr arbeitsfähig und begehen in Extremfällen Selbstmord oder greifen andere Menschen an. Das Grundgefühl ist hier, daß sich das Leben überhaupt nicht lohnt.

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   Die Entstehung verschiedener Lebenseinstellungen   

 

Wenn wir geboren werden, sind wir wie ein unbeschriebenes Blatt. Wir wissen nichts über diese Welt und haben auch noch gar keine Meinung über uns selbst oder die anderen Menschen. Erst durch das, was wir als kleine Kinder erleben, konstruieren wir uns bestimmte Vorstellungen darüber, wie es in der Welt zugeht und auf welche Weise wir am besten durchs Leben kommen können. Kein Mensch kennt die Welt, wie sie wirklich ist, weil ein Menschenleben nicht ausreicht, um alles auf dieser Welt kennenzulernen. Wir bekommen immer nur kleine Ausschnitte von dem mit, was auf der Welt passiert. Aus diesen Ausschnitten reimen wir uns dann zusammen, wie das Leben und die Welt wohl funktioniert. 

Da jede Person andere Erfahrungen in ihrem Leben sammelt, stellt sich auch jede die Welt etwas anders vor. Und so sagen die einen, die Welt sei gut und andere, die Welt sei schlecht. Kein Mensch kann sagen, welches Bild von der Welt stimmt. Wenn eine Person Glück hat, dann sammelt sie so viele unterschiedliche Erfahrungen, daß ihr Bild von der Welt möglichst positiv ist und der Wirklichkeit sehr nahe kommt.

 

Abbildung 7:

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Wenn die Person Pech hat, sammelt sie vorwiegend schlechte Erfahrungen, die ihr ein übertrieben negatives Bild von sich und den anderen Menschen vermitteln. Dieses pessimistische Weltbild wird ihr dann immer wieder zu schaffen machen. Machen wir uns dies einmal an zwei gegensätzlichen Beispielen klar.

 

FRAUKE wird zufällig in eine Familie hineingeboren, in der die Eltern mit sich und ihrem Leben so zufrieden sind, daß sie viel Geduld und Aufmerksamkeit für ihre Kinder übrig haben. So bekommt Frauke viel Lob und Anerkennung für all die unscheinbaren Fortschritte, die viele andere Eltern bei ihren Kindern nicht beachten. Über das, was Frauke noch nicht so gut kann, sieht man großzügig hinweg. 

Ihren Eltern gelingt es, auf Drohungen und Prügel als Strafen zu verzichten und ihre Kinder lieber mit Belohnungen und Lob zu erziehen. Belohnungen und deren Entzug gibt es nach festen Regeln und aus für Kinder einsichtigen Gründen, so daß Frauke diese vorhersehen und durch entsprechendes Verhalten selbst steuern kann. Frauke bekommt schnell heraus, wie sie sich verhalten muß, um möglichst viele Vergünstigungen und Belohnungen zu bekommen. 

Da die Eltern auf Frauke stolz sind und ihr dies täglich zeigen, hat sie eine gute Meinung über sich selbst. Und da Frauke glaubt, daß auch andere Menschen sie liebenswert finden werden, hat sie keine Angst im Umgang mit Fremden. Dies macht sie so sympathisch, daß sie leicht und schnell Freunde findet. Da Frauke von anderen Menschen vorwiegend Gutes erlebt, ist sie mit sich und anderen Menschen zufrieden und hat die feste Überzeugung: »Ich bin gut und die anderen sind auch gut.« Sie entwickelt Selbstvertrauen und kommt auch mit schwierigen Lebenssituationen gut zurecht, weil sie insgesamt überdurchschnittlich viele gute Erfahrungen in ihrem Leben gemacht hat.

 

Abbildung 8:

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GERTRUD dagegen hat Eltern, die mit sich und ihrem Leben eine Menge Probleme haben und seelisch so angegriffen sind, daß sie sich in ein Kind nicht einfühlen können. Sie haben Alkoholprobleme und neigen zu Gewalttätigkeiten. Gertrud bekommt die psychische Unausgeglichenhelt ihrer Eltern sehr früh zu spüren. Da die Eltern mit sich und ihrem Leben unzufrieden sind und dringend nach Möglichkeiten der Selbstbestätigung suchen, erwarten sie von Gertrud herausragende, vorzeigbare Leistungen, mit denen sie sich dann vor ihren Bekannten brüsten

Sie merken gar nicht, wie sehr sie ihre Tochter damit überfordern. Statt Unterstützung und Lob für kleine Fortschritte hagelt es Vorwürfe, Drohungen und Prügel. Oftmals weiß Gertrud gar nicht, wofür sie eigentlich bestraft wird, oder warum das, was sie getan hat, so schlimm sein soll. Sie fühlt sich hilflos und abgelehnt, denn wie sehr sie sich auch anstrengt, sie kann ihre Eltern nicht dazu bringen, sie zu loben, sich über sie zu freuen und zufrieden mit ihr zu sein. Irgendwann merkt sie dann, daß es gar nicht so sehr von ihr, sondern von der Stimmung ihrer Eltern abhängt, ob sie Schläge und Kränkungen zu erwarten hat oder nicht. Da ihre Eltern sie nicht zu mögen scheinen, hat auch Gertrud keine besonders gute Meinung von sich selbst. Gertrud hält sich für minderwertig und nicht liebenswert und glaubt, andere Menschen würden das auch rasch merken. Außerdem ist sie leicht zu verletzen und fürchtet sich vor der Ablehnung und Kränkung anderer Menschen. Aufgrund dieser Angst verhält sich Gertrud gegenüber Fremden sehr schüchtern und ängstlich. Sie findet nur schwer Freunde. Da Gertrud von anderen Menschen vorwiegend Schlechtes erlebt, ist sie weder mit sich noch mit anderen Menschen zufrieden.

 

Abbildung 9:

 

 

Sie ist der festen Überzeugung: »Ich bin nicht okay und die anderen sind auch nicht okay.« Ihr fehlt es an Selbst­bewußtsein, sie hat große Probleme, anderen zu vertrauen und findet sich in schwierigen Lebens­situationen schlecht zurecht, well sie bisher überdurchschnittlich viele schlechte Erfahrungen gemacht hat.

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   Die Auswirkungen verschiedener Lebenseinstellungen   

 

Die Lebenseinstellungen, die sich bei Kindern aufgebaut haben, steuern und beeinflussen ihre Wahrnehmung, ihr Verhalten und ihre Erinnerung so, daß sie häufig das erleben, woran sie selbst glauben. Auf diese Weise erhalten sich ihre Lebenseinstellungen selbst aufrecht. An den Beispielen von Frauke und Gertrud wird deutlich, daß wir die Welt nicht wahrnehmen, wie sie wirklich ist, sondern wie wir sie aufgrund unserer bisherigen Erfahrungen und Überzeugungen erwarten. Jeder Mensch nimmt die gleiche Situation anders, d.h. auf eine persönlich verzerrte Art und Weise wahr. Paßt ein Erlebnis nicht zu den Erfahrungen, die wir in vielen Jahren angesammelt haben, dann versuchen wir dieses Erlebnis zu übersehen und schnell wieder zu vergessen, weil es uns unglaubhaft erscheint und unser Weltbild durcheinander bringt.

FRAUKE, die eine gute Meinung über sich hat, wird sehr viele liebenswerte Eigenschaften und Fähigkeiten an sich entdecken und über ihre Schwächen großzügig hinwegsehen. GERTRUD, die sich für einen minderwertigen Menschen hält, wird dagegen besonders viele Fehler und Unfähigkeiten bei sich finden, selbst wenn sie die gleichen Eigenschaften und Fähigkeiten hat wie Frauke. Komplimente, Bewunderung und Lob von anderen Menschen wird sie gar nicht mögen, da dies das Urteil, das sie sich über sich selbst gebildet hat, ins Wanken bringt. Sie wird solche positiven Aussagen über sich als Schmeicheleien abtun und nicht ernst nehmen. Genauso werden Frauke und Gertrud bei anderen Menschen bevorzugt die Eigenschaften wahrnehmen, die sie erwarten. Frauke wird in den Menschen eher die guten Seiten sehen, Gertrud eher die schlechten. So werden sie gleiche Menschen unterschiedlich wahrnehmen.

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Wie man eine Situation wahrnimmt und deutet, bestimmt auch, wie man sich in dieser Situation verhält.

Die unterschiedlichen Grundüberzeugungen von Frauke und Gertrud führen dazu, daß sie sich beide sehr verschieden verhalten. Dadurch reagieren auch ihre Mitmenschen sehr unterschiedlich auf sie, und zwar so, daß damit die Erwartungen und Überzeugungen bestätigt werden, die Frauke und Gertrud über sich und andere Menschen gebildet haben.

GERTRUD glaubt, daß alle Menschen im Grunde böse und schlecht sind. Darum ist sie ziemlich mißtrauisch und fühlt sich sehr schnell beleidigt und angegriffen, selbst von Menschen, die keinerlei böse Absichten haben. Da sie nicht über genügend Selbstsicherheit verfügt, um über ihre Verletztheit in einem ruhigen Ton zu sprechen, schluckt sie alles in sich hinein, bis ihr dann doch irgendwann der Kragen platzt und sie für andere unverständlich aggressiv reagiert. Damit bewirkt Gertrud aber, daß sich die Menschen ihr gegenüber ablehnend und zum Teil bösartig verhalten. Dies bestätigt Gertrud in ihrer Überzeugung, daß alle Menschen böse sind, und sie wird in Zukunft noch mißtrauischer und noch schneller verletzt im Kontakt mit Menschen reagieren: ein Teufelskreis, der sich immer mehr hochschaukelt.

FRAUKE dagegen glaubt an das Gute im Menschen und begegnet allen mit ungewöhnlicher Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Dies bewirkt, daß viele Menschen ebenfalls sehr viel zuvorkommender ihr gegenüber reagieren, als sie das sonst tun und auf diese Weise Fraukes Überzeugung, daß alle Menschen gut sind, bestätigen. Auf diese Weise wird das, was Gertrud und Frauke glauben, was sie für wahr halten, tatsächlich zu einem Stück Wirklichkeit. Dieses Phänomen ist in der Psychologie schon sehr lange als »Selbsterfüllende Prophezeiung« bekannt und erforscht. Es ist eine Art Selbsthypnose, in die wir durch unsere Überzeugungen hineingeraten und die unsere Welt entsprechend verändert.

 

Nun bestimmen unsere Lebenseinstellungen nicht nur unseren Eindruck von der Gegenwart und der Zukunft, sie können auch unsere Erinnerungen an Erlebnisse verändern, ohne daß wir das selbst merken. Manchmal streiten zwei Menschen, weil sie sich

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beide an eine gemeinsam erlebte Situation sehr unterschiedlich erinnern und jeder von ihnen behauptet, er habe recht. Wenn sich unser Weltbild verändert, verändern sich auch unsere Erinnerungen so, daß sie zu diesen neuen Überzeugungen passen. Manchmal tauchen dadurch längst vergessene Erinnerungen wieder auf und andere, die nicht mehr in dieses neue Weltbild passen, verschwinden aus unserem Gedächtnis.

Stellen wir uns eine Frau vor, die bisher der Überzeugung war, daß sie dumm, minderwertig und schlecht sei und die plötzlich merkt, daß sie das eigentlich nur glaubt, weil sie von anderen oft schlecht behandelt wurde. Sie wird nun auch ihre Erinnerungen entsprechend neu einschätzen. Während sie sich bisher immer selbst dafür verantwortlich machte, daß sie von ihren Eltern mißhandelt wurde (»Ich wurde schlecht behandelt, weil ich schlecht bin«), wird sie diese vergangenen Situationen jetzt so beurteilen, daß die Schuld bei ihren Eltern liegt (»Ich wurde schlecht behandelt, weil meine Eltern schlecht sind«) und in ihren Erinnerungen nach entsprechenden Beweisen dafür suchen. Möglicherweise fallen ihr dabei viele andere Beispiele von Mißhandlungen ein, an die sie sich bisher gar nicht erinnern konnte. Auf diese Weise entdecken manche Frauen, daß sie als Kind sexuell mißbraucht wurden.

 

Es sind also unsere Gedanken, die Unsere Gefühlswelt festlegen und darüber entscheiden, wie wir Situationen wahrnehmen, wie wir uns verhalten oder an was wir uns wie erinnern. Unser Gedanken entscheiden darüber, ob wir glücklich sind oder seelisch krank werden. Diese Entdeckung führte zu der Idee, psychische Probleme durch >Positives Denken< erträglicher zu machen oder gar zu lösen. Daß dies nicht so einfach ist, wie es sich anhört, haben diejenigen bald gemerkt, die es probiert haben. Ich kann mir zwar sagen »Ich bin ein liebenswerter und mit vielen Begabungen ausgestatteter Mensch«, es wird mir aber nicht viel nützen, wenn ich selbst nicht daran glauben kann und gefühlsmäßig weiterhin vom Gegenteil überzeugt bin. Unsere Grundüberzeugungen »Ich bin (nicht) okay« und »die anderen sind (nicht) okay« sind eine Zusammenfassung der von uns gemachten Erfahrungen und geben uns daher eine wichtige Orientierung für unser Denken, Fühlen und Handeln. Sie sind wie ein großes stützendes Bücherregal in

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unserer Seele, in das wir alle weiteren passenden Erlebnisse übersichtlich einsortieren. Wenn wir unsere Grundüberzeugung »Ich bin nicht okay« ersetzen wollen durch ein »Ich bin okay«, dann ist das, wie wenn wir das alte Bücherregal durch ein neues zu ersetzen versuchen. Es ist mit einer Menge Arbeit und einer Phase des Chaos und der Orientierungslosigkeit verbunden, die für die Betroffenen ziemlich belastend ist. Darum werden solche Grundüberzeugungen nur dann verändert, wenn dies für die Psyche so vorteilhaft ist, daß sich dieser Aufwand auch lohnt. Das ist erst dann der Fall, wenn zum Beispiel sehr viele Erlebnisse mit der bisherigen Grundüberzeugung nicht mehr zusammenpassen und darum zu einer dauernden inneren Beunruhigung und Verwirrung führen, so daß es für die Psyche besser ist, wenn sie sich ein neues Orientierungsgerüst bzw. Weltbild einrichtet.

 

   Lebenseinstellung und sexueller Mißbrauch   

 

Wie reagieren Kinder auf sexuellen Mißbrauch, die aufgrund ihrer familiären Erfahrungen ganz unterschiedliche Einschätzungen von sich und anderen Menschen gewonnen haben?

FRAUKE wird sich aufgrund ihres gesunden Selbstbewußtseins schneller und deutlicher gegen die Übergriffe des Mannes wehren können und sich auch schneller Hilfe bei Erwachsenen holen, so daß der sexuelle Mißbrauch rasch beendet wird. Die Eltern von Frauke sind der Situation des sexuellen Mißbrauchs ganz gut gewachsen, da sie insgesamt mit ihrem Leben gut zurechtkommen und ihre gefühlsmäßige Bindung und ihr Verantwortungsgefühl für ihre Kinder stark entwickelt ist. Dies macht es Frauke auch leicht, sich ihren Eltern anzuvertrauen. Auf diese Weise kann die Anzahl und das Ausmaß der sexuellen Übergriffe und Kränkungen relativ klein gehalten werden. Da der sexuelle Mißbrauch gar nicht zu den sonst überwiegend positiven Erfahrungen Fraukes paßt, wird sie für sich das Ganze zu einer Ausnahmeerscheinung erklären und diese Erlebnisse leichter wegschieben können als Gertrud. Trotzdem wird der sexuelle Mißbrauch nicht spurlos an Frauke vorübergehen. Die Neigung zu Selbstzweifeln und Mißtrauen anderen Menschen gegenüber wird größer sein als bisher.

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Viel einschneidendere Folgen hat der sexuelle Mißbrauch für GERTRUD, denn diese Erlebnisse passen sich ohne großen Widerstand in ihre Überzeugungen ein und bestätigen Gertrud in ihrer Meinung: »Ich bin nicht okay und die anderen sind nicht okay.« Sie wird den sexuellen Mißbrauch als weiteren Beweis betrachten, daß sie wertlos und nicht liebenswert ist, und sich gegen die Übergriffe des Mannes nicht so leicht wehren können. Beladen mit Schuld- und Minderwertigkeitsgefühlen, wird sie kaum den Mut aufbringen, einen Erwachsenen um Hilfe zu bitten. Da ihre Eltern selbstbezogen und wenig fürsorglich sind und nicht einmal mit ihrem eigenen Leben zurechtkommen, scheint es sinnlos, sie einzuweihen. Da Gertrud keine Freunde hat und sich schwer tut, anderen Menschen zu vertrauen, bleibt sie mit ihrem Problem allein, so daß auch die sexuellen Übergriffe weitergehen. Der sexuelle Mißbrauch ist daher für sie mit viel größeren und häufigeren Kränkungen verbunden als für Frauke. Da die sexuellen Übergriffe so gut zu Gertruds bisherigen Erfahrungen mit Menschen passen, entwickelt sie viel ausgeprägtere Selbstzweifel und Mißtrauen aufgrund dieser Erlebnisse als Frauke.

 

Die Lebensgeschichte eines Menschen hat also einen ganz entscheidenden Einfluß auf die psychische Entwicklung und den Gesundheitszustand eines Menschen. Man kann sich die psychische Gesundheit eines Menschen wie ein Kapital vorstellen, das durch persönliche Erfolge vermehrt und durch Mißerfolge und schmerzliche Erlebnisse verringert wird. Selbstbestätigung erfahren Menschen dann, wenn sie von ihren Mitmenschen für ihre Leistungen in der Schule oder im Beruf anerkannt werden oder stolz auf ihre guten Schulnoten oder einen beruflichen Aufstieg sein können. Eine weitere Quelle der Selbstbestätigung ist die wiederholte Erfahrung, daß man bei anderen beliebt ist, leicht Freunde gewinnt oder befriedigende Freundschaften und Partnerbeziehungen aufbauen kann, in denen man sich angenommen fühlt und wo man Anteilnahme, Trost und Fürsorge erfährt, wenn man sie braucht. Manchmal befinden sich Menschen in Lebenssituationen, in denen sie sich trotz größter Anstrengungen kein ausreichendes Maß an Selbstbestätigung und Zuwendung beschaffen können.

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Dies ist z. B. der Fall, wenn Kinder von ihren Eltern vernachlässigt werden und gefühlsmäßig vereinsamen, weil sie keine Freunde finden und in der Schule eine Außenseiter- oder Sündenbock-Rolle haben, aus der sie allein nicht herauskommen. Wenn sie von außen unter einen unerfüllbaren Leistungsdruck gesetzt werden, ist es ihnen unmöglich, Erfolg zu erleben. Unvorhersagbare Reaktionen und Übergriffe von Eltern, Lehrern, Freunden, Partnern oder Vorgesetzten, gegen die man sich nicht wehren kann, stellen persönliche Mißerfolge und Kränkungen dar, die das Selbstwertgefühl verletzen und auf Dauer schädigen. Die Bilanz der persönlichen Erfolgs- und Mißerfolgs­erlebnisse entscheidet darüber, welche Einstellung wir zu uns und den anderen Menschen haben. Jede Selbstbestätigung und jede Kränkung, die wir im Alltag erfahren, verändert diese Bilanz fast unmerklich. Solange sich die persönlichen Erfolge und Mißerfolge eines Menschen etwa die Waage halten und sich somit gegenseitig ausgleichen, wird dieser Mensch sich selbst und seine Mitmenschen in Ordnung finden können und damit psychisch gesund bleiben.

 

Abbildung 10:

Psychische Gesundheit entsteht, wenn die Erfolgserlebnisse und die guten Erfahrungen überwiegen

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Wie die Umwelt ein gewisses Maß an Verschmutzung verkraftet kann auch die Seele ein gewisses Maß an schmerzlichen Erfahrungen aushallen, ohne aus dem Gleichgewicht zu geraten. Wenn aber ein Mensch deutlich mehr Mißerfolge als Erfolge, mehr Kränkungen als Selbstbestätigungen erfahren hat und dabei eine persönliche kritische Belastungsgrenze überschritten wird, erlebt er sich und/oder seine Mitmenschen als nicht in Ordnung und verliert sein seelisches Gleichgewicht, so daß es zu sichtbaren psychischen Beeinträchtigungen und Störungen kommt.

 

Abbildung 11: 

Zuviele Mißerfolge und schlechte Erfahrungen bringen Menschen aus ihrem psychischen Gleichgewicht und führen zur Entwicklung krankmachender Lebenseinstellungen

 

Ob sexueller Mißbrauch psychische Probleme auslöst oder nicht, hängt also davon ab, welchen Belastungen ein Kind neben dem sexuellen Mißbrauch ausgesetzt war (und in seinem zukünftigen Leben noch ausgesetzt sein wird) und wieviel Quellen der Selbstbestätigung ihm als Ausgleich zur Verfügung stehen.

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FRAUKE, die in einem fürsorglichen und wenig kränkenden Elternhaus aufwächst, in dem sie viel Selbst­bestätigung erfährt, ist dort kaum psychischen Belastungen ausgesetzt. Der sexuelle Mißbrauch durch eine Vertrauensperson bringt für Frauke zwar schmerzliche Erfahrungen mit sich, doch werden diese bald beendet, da Frauke in ihren Eltern zuverlässige Menschen zur Seite stehen, die ihr glauben und sie vor weiteren Übergriffen beschützen. Da der sexuelle Mißbrauch relativ schnell gestoppt wird, bleibt auch die von ihm ausgehende psychische Belastung relativ klein. Durch die beschützende Reaktion ihrer Eltern erfährt Frauke Geborgenheit und Liebe, was ihr hilft, ihre schmerzlichen Erlebnisse besser zu verwinden und ihre psychische Belastbarkeit wieder etwas zu erhöhen. Insgesamt ist die seelische Belastung, die durch den sexuellen Mißbrauch entstand, so gering geblieben, daß Fraukes persönliche kritische Belastungs­grenze nicht überschritten wird und sie daher auch keine sichtbaren Beeinträchtigungen entwickelt. Ihre Lebenseinstellungen zu sich und ihren Mitmenschen sind weiterhin optimistisch: »Ich bin okay und die anderen sind okay.« Ihr seelisches Gleichgewicht ist insgesamt immer noch relativ stabil, so daß sie nach dem sexuellen Mißbrauch auch noch ein paar schmerzliche Erfahrungen verkraften kann, ohne darunter psychisch zusammenzubrechen und krank zu werden.

Ganz anders sieht die Situation bei GERTRUD aus, obwohl ihr der sexuelle Mißbrauch im gleichen Alter, auf die gleiche Art und Weise und durch die gleiche Vertrauensperson passiert wie Frauke. Gertrud ist durch die mangelnde gefühlsmäßige Unterstützung und die häufigen Kränkungen in ihrem Elternhaus psychisch deutlich stärker belastet als Frauke. Da Gertrud ihre Eltern als nicht sehr hilfreich erlebt und möglicherweise bei ihrem Mißbraucher eine Zuwendung findet, die sie sonst nirgendwo erfährt, wird der sexuelle Mißbrauch viel länger weitergehen und damit von viel größeren psychischen Belastungen begleitet sein als bei Frauke. Wenn die Eltern schließlich davon erfahren, verhalten sie sich oft wenig hilfreich: Entweder glauben sie Gertrud nicht, daß sie sexuell mißbraucht wird und lassen sie mit ihrem Problem allein oder sie reagieren verständnislos und bestrafend, weil sie ihrer Tochter eine Mitschuld an dem sexuellen Mißbrauch unterstellen. Diese enttäuschende Reaktion der Eltern führt bei Gertrud zu weiteren psychischen Belastungen.

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Schließlich ist die seelische Belastung, die durch den sexuellen Mißbrauch insgesamt entsteht, so groß geworden, daß Gertruds persönliche kritische Belastungsgrenze überschritten wird und sie sichtbare psychische Beeinträchtigungen entwickelt. Ihre Lebenseinstellungen zu sich und zu anderen Menschen werden so noch negativer als vorher: »Ich bin nicht okay und die anderen sind auch nicht okay.«

 

Abbildung 12:

Die unterschiedlichen seelischen Belastungskurven von Gertrud und Frauke

1 = Zeit vor dem sexuellen Mißbrauch: Belastung durch die allgemeinen Lebensumstände

2 = Zeit wahrend des sexuellen Mißbrauchs: Belastung durch den sexuellen Mißbrauch

3 = Zeit nach dem sexuellen Mißbrauch: Belastung durch die Reaktionen der Ctnwelt bei der Aufdeckung des sexuellen Mißbrauchs

 

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 Gertruds seelisches Gleichgewicht ist bereits so gestört, daß sie nach dem sexuellen Mißbrauch durch jede weitere schmerzliche Erfahrung psychisch zusammenbricht und immer einschneidendere Störungen entwickelt.

Wie kann Gertrud wieder gesund werden? Zunächst muß dafür gesorgt werden, daß es in Gertruds Leben möglichst wenig weitere Kränkungen und Enttäuschungen gibt. Dann müssen die psychischen Belastungen, die durch die vergangenen Kränkungen entstanden sind, soweit abgebaut werden, daß Gertrud wieder möglichst weit unter ihre persönliche kritische Belastungsgrenze kommt. Als Ausgleich zu den vielen kränkenden Erlebnissen mit Menschen braucht Gertrud ebenso viele Erfahrungen der Fürsorge, des Verständnisses und der uneigennützigen Liebe durch Menschen. Nur so kann sie ihr Vertrauen in sich und ihre Umwelt allmählich zurückgewinnen und ähnlich optimistische Lebenseinstellungen entwickeln wie Frauke. Dieser grob skizzierte Weg der Heilung braucht viele Jahre der Geduld und des Bemühens. Es braucht aber auch Menschen, die Gertrud zu diesen notwendigen guten Erfahrungen verhelfen.

Zusammenfassend läßt sich sagen: Sexueller Mißbrauch führt nicht zwangsläufig zu psychischen Störungen. Es ist das gesamte Ausmaß an seelischer Belastung und der dadurch verursachte Verlust an Selbstvertrauen, der einen Menschen irgendwann in seinem Leben krank werden läßt. Ob ein Kind, das sexuell mißbraucht wurde, deswegen irgendwann in seinem Leben sichtbare psychische Probleme entwickelt oder nicht, hängt von folgenden Einflüssen ab:

Persönlichkeitsformung durch das Elternhaus

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Ausmaß des sexuellen Mißbrauchs

Reaktionen der Eltern

Öffentliche Meinung

Weitere Gewalterfahrungen

Benachteiligung als Frau

Manche Kinder zeigen direkt nach dem sexuellen Mißbrauch keinerlei Auffälligkeiten und reagieren erst viele Jahre später anläßlich einer neuen schmerzlichen Erfahrung mit unerwartet heftigen psychischen Störungen. Sexueller Mißbrauch verringert das seelische Gesundheitskapital eines Menschen, ohne daß dies immer sofort sichtbar wird. Spätere Belastungen, die ohne Mißbrauchserfahrungen vom psychischen System verkraftet würden, können zum Ausbruch von Beschwerden und Erkrankungen führen. 

Die durch sexuellen Mißbrauch zugefügten seelischen Wunden können aber auch durch eine große Anzahl von guten und bestätigenden Erfahrungen mit Menschen geheilt werden. Zwar können sie unsere Erinnerung an die Gewalterlebnisse nicht auslöschen, aber sie verringern die Bedeutung dieser Erinnerungen für uns, so daß sie uns nicht mehr quälen.

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 Marion Reinhold (1994) Unverheilte Wunden