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2  Ihre Aufgabe in der Psychotherapie 

 

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Der Erfolg einer Psychotherapie hängt unter anderem von der guten Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Ihrem Therapeuten ab.

Die Arbeitsteilung zwischen Ihnen beiden ist klar geregelt. Es ist Ihre Aufgabe, sich Ihrer Probleme so ehrlich wie möglich bewusst zu werden und sie so gut wie möglich in die Therapie einzubringen. Sie sollten keinen besonders guten oder interessanten Patienten vorspielen wollen. Wenn Ihr Drang, immer einen guten Eindruck zu vermitteln, Sie trotzdem dazu treibt, sollte dies unbedingt Thema der Therapie werden. Sie können den Therapeuten z.B. darauf hinweisen: »Ich möchte immer einen guten Eindruck hinterlassen, auch in der Therapie, wie kann ich das ändern?« Sie müssen sich also ernsthaft an der Lösungssuche beteiligen, so gut es Ihnen eben möglich ist.

In der Verantwortung des Therapeuten liegt es, das Therapiekonzept zu entwickeln, es mit Ihnen zu besprechen und Sie zu den notwendigen Veränderungen zu ermutigen. Dabei muss er Sie so nehmen, wie Sie sind, mit all Ihren Schwierigkeiten, die Sie benennen können, aber auch mit den Ihnen nicht bewussten Problemen.

 

2.1   Ihre Antriebskraft für eine Psychotherapie 

 

Ihr Wunsch, das eigene Wohlbefinden wiederherzustellen, gibt Ihnen die entscheidenden Energien für eine positive Veränderung in der Therapie.

Wir Menschen (und auch die anderen Lebewesen) tragen das Potential in uns, das es uns ermöglicht zu leben, zu überleben und den Weg zu dem bestmöglichen Leben zu finden, das ein Individuum zu einem bestimmten Zeitpunkt erreichen kann. Schließlich hat die Evolution solch komplexe Wesen geschaffen wie den Menschen mit einer unglaublichen Anpassungsfähigkeit auch an die schwierigsten Lebensumstände.

Wenn ein Mensch in eine seelische Krise gerät und psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nimmt, dann beweist er darin erst einmal seine Fähigkeit, sich Hilfe zu holen und sich damit Ressourcen zu erschließen, die ihm ohne diese Hilfe nicht zur Verfügung stehen würden. Wenn Sie Hilfe in Anspruch nehmen, bringen Sie damit ein gewichtiges Wissen in die Therapie mit, nämlich das Wissen um die eigenen Grenze bei einem bestimmten Problem.

Wir alle kennen viele Menschen, die ihre eigenen Probleme nicht gut lösen, aber auch nicht bereit oder in der Lage sind, sich Hilfe zu holen und etwas zu verändern. Für mich ist es ein Zeichen von Stärke und Mut, wenn jemand sich für eine Psychotherapie entscheidet, auch wenn es erst durch die Symptome und Beschwerden erzwungen wurde. Bei jedem Patienten kann man feststellen, wie er sich mehr oder weniger schwer erst durchringen musste, eine Therapie zu beginnen, um etwas Wichtiges in seinem Leben zu verändern.

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Diese Notwendigkeit einer Veränderung mag Ihnen voll bewusst sein und Sie können daraus auch ein klares Therapieziel ableiten. Vielleicht aber können Sie gar nicht richtig benennen, was Sie sich von der Therapie erwarten, weil Sie das, was in der Krise mit Ihnen passiert, nicht verstehen, es jedenfalls nicht in Begriffe fassen können und nur wollen, dass es Ihnen besser geht. Möglicherweise meinen Sie zu wissen, worin Ihr Problem besteht, doch im Verlauf der Therapie kommen ganz andere Aspekte zu Tage und zum Tragen, als Sie vorher gedacht haben. Aber egal, was Sie denken und über Ihre Psyche wissen, in jedem Fall spüren Sie, dass etwas nicht in Ordnung, vielleicht sogar unerträglich ist und dass Sie etwas ändern müssen.

Dieses Veränderungsbedürfnis ist eine positive Kraft in Ihnen, an der Sie sich im gesamten Therapieverlauf orientieren können. Manchmal kann es auch bei einem guten Therapieverlauf zu vorübergehenden Verschlechterungen der psychischen Verfassung kommen. Aber eine Therapie, in der es Ihnen über einen längeren Zeitraum nicht gut geht, kommt vielleicht gar nicht voran. Und eine Therapie, in der es Ihnen immer schlechter geht, sollten Sie nicht einfach hinnehmen.

Eine Therapie erfüllt letztlich nur dann ihren Zweck, wenn Sie die von Ihnen angestrebte positive Veränderung in Ihrem Erleben und möglichst auch in Ihrem Leben in einem für Sie vertretbaren Zeitraum spüren.

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2.2 Ihre Mitarbeit in der Therapie

 

Ihre aktive, um Ehrlichkeit bemühte und zuverlässige Mitarbeit, soweit es Ihnen bewusst möglich ist, ist für den Therapieerfolg erforderlich.

Bedenken Sie, ein großer Teil unserer menschlichen Probleme entsteht dadurch, dass wir nicht durchschauen, warum wir uns manchmal in einer bestimmten ungesunden oder auch psychisch belastenden Weise verhalten. Die Psychoanalytiker nennen dies das unbewusste Verhalten, die Verhaltenstherapeuten sprechen von dysfunk-tionalen Konditionierungen. Jedenfalls reagieren wir aufgrund früherer Erfahrungen wie ein Automat nach einem Schema, das heute nicht mehr passt und welches uns psychische Probleme macht, und zwar öfter, als wir es wahrhaben wollen. Und wenn dieses Schema zu tief sitzt und zu undurchschaubar ist, können wir uns daraus nicht allein lösen.

Aber wenn wir mit einem anderen Menschen darüber sprechen, z.B. mit einem Freund, Ehepartner oder Arbeitskollegen, treten wir mit ihm in eine Beziehung. Und durch den Austausch der Gedanken, Erfahrungen und Beobachtungen kann er uns helfen, dass uns bestimmte Mechanismen klarer werden. Die beste Voraussetzung dafür ist natürlich ein von beiden Seiten ehrlich geführtes Gespräch. Das wird aber nur möglich sein mit einem Menschen, der uns wohlgesonnen ist. Wenn wir kein Vertrauen zu dem Anderen haben, sprechen wir kaum über unsere Schwächen.

• Helfen Sie in der Therapie aktiv mit und gefährden sie Ihren Therapieerfolg nicht, indem Sie bewusst und dauerhaft bestimmte Themen blockieren.

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Wenn die Probleme, die Sie mit sich haben, ein besonders großes Ausmaß erreicht haben und es keine Menschen in Ihrem persönlichen Umfeld gibt, mit denen Sie sich über diese besonders schwierigen Dinge austauschen und sie lösen können, stellt sich die Frage einer professionellen Hilfe. Auch sehr gute Freunde können überfordert sein, weil sie von Ihrer Not vielleicht selbst irgendwie zu sehr betroffen sind oder sich darin nicht auskennen. In der Therapie entsteht eine spezielle Beziehung, nicht eine freundschaftliche oder kollegiale, sondern eine therapeutische Beziehung.

Der Therapeut wird Ihnen nur dann gut weiterhelfen können, wenn Sie offen über Ihre Probleme sprechen. Auch wenn er über eine gute Intuition verfügt, psychologisches Wissen hat und außerdem aus Ihrem Verhalten etwas erkennen kann, so kann er doch keine Gedanken lesen. Er erfährt nur durch Sie, durch Ihre Äußerungen und Ihr Verhalten, was wirklich mit Ihnen los ist. Gegen dauerhafte absichtliche Blockaden ist ein Therapeut ziemlich machtlos, falls er sie nicht bemerkt und Sie zur Aufgabe dieser Blockaden bewegen kann. Sie können also nicht erwarten, dass der Therapeut allein Ihre Probleme löst, und nur abwarten, ob er das schafft. Psychotherapie ist keine Behandlung, in der der Patient passiv bleiben kann wie bei der Einnahme von Medikamenten, bei einer Operation oder einer Massage, sondern sie erfordert Ihr aktives Bemühen.

• Ehrlich können wir nur in den Dingen sein, die uns bewusst sind.

Dass wir uns selbst etwas vormachen, können wir gar nicht verhindern, weil es Teil unseres konditionierten Unbewussten ist. Aber dieses Unbewusste ist nicht wasserdicht, es macht sich durch manche Bemerkungen, Gefühle oder Verhaltensweisen indirekt bemerkbar. Ihr

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Therapeut kann über diese Signale Hinweise auf Probleme oder Konflikte entdecken, die Ihnen noch gar nicht bewusst sind. Wenn Sie das einmal richtig erkannt haben, wird Ihnen vielleicht klar, wie wichtig es ist, dass Sie darauf achten, was Ihnen durch den Kopf geht und es auch in die Therapie einbringen. Ihre Psychotherapie wird nur dann erfolgreich sein, wenn alle Dinge zur Sprache kommen, die mit dem Problem, um das es geht, im Zusammenhang stehen. Schon in dem Moment, wo Sie sich fragen, hat dieses oder jenes, z.B. meine Ehe, etwas mit meinem Problem, z.B. mit dem Ess-Brech-Bedürfnis aufgrund meiner Bulimie, zu tun, ist der Zusammenhang hergestellt. Also gehört das Thema in die Therapie.

• Es braucht manchmal Zeit, um in der Therapie offen und ehrlich zu werden.

Wenn Ihr Problem darin besteht, dass sie an ehrliche Beziehungen nicht glauben, müssen Sie dies erst im Verlauf der Therapie mit dem Aufbau einer guten therapeutischen Beziehung lernen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Sie auch nicht über all das, was Ihnen schon bewusst ist, sofort sprechen können. Schließlich muss ja Ihr Vertrauen zum Therapeuten auch erst entstehen. Das kann manchmal sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, vor allem wenn Sie gerade wegen des schweren Problems, mit dem Sie ohne fachliche Hilfe nicht mehr zurechtkommen, noch ziemlich verschlossen sind.

Dies ist offenkundig bei schwer traumatisierten Menschen, die z. B. sexuell missbraucht wurden oder Folteropfer sind, der Fall. Aber auch bei anderen Lebenserfahrungen kann es für Sie Themen geben, über die Sie nur sehr ungern sprechen, obwohl sie Ihnen bewusst sind. Vielleicht behaupten Sie auf die Frage, wie Ihre Partnerschaft ist, dass es Ihnen damit gut geht, während Sie in Wirklichkeit schon seit langem mit der gemeinsamen Sexualität unzufrieden sind. Das trauen Sie sich aber nicht auszusprechen, besonders wenn Sie einen gegengeschlechtlichen Therapeuten haben.

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Wenn Sie Dinge verschweigen oder die Unwahrheit sagen, geht es meist um Themen, bei denen Sie sich leicht verletzt oder beschämt fühlen. Oder Sie haben Angst, dass eine unerträgliche Wut, die Sie vielleicht sogar als bedrohlich empfinden, aufkommt, wenn Sie sich zu bestimmten Themen äußern. Oder Sie haben in irgendeiner unbewussten Konditionierung gelernt, dass Lügen in Beziehungen dazugehört, ohne die Ursache zu durchschauen. Es kann auch sein, dass Sie durch eine Depression in Ihrer aktiven Mitarbeit gehemmt sind und erst einmal therapeutische Anstöße benötigen, um überhaupt aktiver sein zu können. Über manche Dinge werden Sie vielleicht nur in Andeutungen sprechen, um auf diese Weise herauszufinden, wie Ihr Therapeut darüber denkt, ob Sie ihm bei diesem Thema vertrauen können und ob Sie es selbst aushalten, darüber zu reden. All das ist erst einmal verständlich und oft auch sinnvoll, um sich vor erneuten Verletzungen zu schützen.

Am Beginn einer Therapie ist eine große Zurückhaltung manchmal eben unvermeidlich. Werfen Sie es sich nicht vor, wenn Sie nicht von vornherein bedingungslose Offenheit in die Therapie einbringen können. Sie können sich immer nur so weit öffnen, wie Ihnen gerade möglich ist. Aber: Sie müssen wissen, dass Sie auf diese Weise auf Dauer keine wirkliche Hilfe bekommen können und dass auch Sie nach Wegen suchen müssen, um irgendwann über alle für Sie wichtigen Aspekte zu sprechen und Unstimmigkeiten zu korrigieren. Denn wenn Sie einem Therapeuten eine Unwahrheit gesagt haben oder wichtige Dinge verschwiegen haben, führen Sie ihn in eine falsche Richtung. Das gilt nicht nur für das Thema, über das Sie die Unwahrheit gesagt haben, sondern es kann die gesamte Therapie blockieren. Denn die verschiedenen Lebensbereiche hängen letztlich alle zusammen und eine so belastete Therapie ist insgesamt beeinträchtigt und vermutlich sogar blockiert.

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• Wenn es Dinge gibt, über die Sie noch nicht sprechen können, ist es am besten, wenn Sie dies dem Therapeuten mitteilen.

Wenn Sie auf wichtige belastende Lebenserfahrungen, z.B. eine Vergewaltigung, noch nicht eingehen können, wird es sehr vom Therapeuten abhängen, ob er trotzdem Zugang zu Ihnen findet und das notwendige Vertrauen entsteht. Sie können ihm aber auch sehr bei dieser schwierigen Arbeit helfen, indem Sie ihm mitteilen, dass es Probleme gibt, über die Sie noch nicht sprechen können, z.B.: »Es gibt noch etwas, über das ich heute noch nicht reden möchte, vielleicht aber später.« Dann kann Ihr Therapeut Ihnen behilflich sein, behutsam an das schwierige Thema heranzukommen.

• Sie allein entscheiden letztlich, über welches Thema Sie zu welchem Zeitpunkt sprechen wollen. Ehrlichkeit und äußerer Zwang vertragen sich nicht.

Solange nicht dritte Personen durch Ihr Schweigen geschädigt werden, wird Ihr Therapeut Sie nicht unter Druck setzen, über alles zu sprechen. Er wird Ihnen wahrscheinlich erläutern, wie er Ihnen helfen kann, dass Sie über alle wichtigen Dinge sprechen können. Er wird auch auf seine Schweigepflicht Dritten gegenüber hinweisen. Aber es muss jederzeit Ihre freie Entscheidung sein, über was Sie sprechen möchten und über welche Themen nicht.

Wenn Sie nicht von der ersten Therapiestunde an offen und ehrlich sein können, werden Sie bei einem guten Therapieprozess aber Schritt für Schritt alle wichtigen

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Gesichtspunkte, die zu Ihrem Problem dazugehören, zur Sprache bringen. Wenn Sie Ihr Therapieziel erreicht haben und die Therapie gut abgeschlossen werden kann, sind alle Aspekte, die mit Ihrem Problem zusammenhängen, erfolgreich abgearbeitet worden. Das gelingt leider nicht in jeder Therapie. Es kann auch schon ein großer Gewinn sein, wenn einige Teile Ihres Problems gelöst sind und Sie sich wohler fühlen. Vielleicht klären sich die offenen Fragen ja in anderen Zusammenhängen.

• Auch Ihr Therapeut muss offen und ehrlich sein.

Wenn Ihr Gefühl Sie vor zu großer Offenheit warnt, sollten Sie es nicht ignorieren, sondern versuchen, die Gründe dafür herauszubekommen. Denn fehlende Offenheit muss nicht unbedingt Ihr Problem sein, sondern es kann auch am Therapeuten liegen, wenn die dafür erforderliche Vertrauensgrundlage nicht entsteht.

Ich gehe in diesem Buch darauf ein, dass Psychotherapeuten auch nur Menschen sind, mit persönlichen und fachlichen Schwächen behaftet, jedenfalls keine perfekten Vertrauensmaschinen und Hellseher, so sehr Sie sich diese in Ihrer Not auch wünschen mögen. Wenn Sie davor die Augen nicht verschließen und dies akzeptieren, wird sich die Therapie sehr fruchtbar entwickeln und Sie brauchen auch keine Angst vor Konflikten mit Ihrem Therapeuten zu haben. Das Entscheidende ist, dass sich das Vertrauen entwickelt und es bei Schwierigkeiten zu einem klärenden Gespräch in der Therapie kommt.

Je eher Sie Ihre Probleme klar zur Sprache bringen können, desto günstiger ist es für den Therapieverlauf.

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2.3 Ihr positives Grundgefühl in der Therapie

 

Ihr positives Grundgefühl in der Therapie ist eine notwendige Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie.

Jeder Mensch kann nur für sich selbst klären und herausfinden, welchen Weg er in seinem Leben und auch in seiner Therapie gehen will. Dies bedeutet, dass kein Therapeut letztlich besser weiß als Sie selbst, was gut für Sie ist. Alle Analysen und Veränderungen, die Ihr Therapeut für erforderlich hält, sind immer erst einmal nur Vorschläge, die noch durch das Feuer Ihrer Überprüfung gehen müssen.

Es kommt gelegentlich vor, dass ich als Therapeut im gemeinsamen Gespräch mit meinem Patienten feststelle, dass meine Vorschläge unzureichend und ungenau oder gar unsinnig oder destruktiv sind. In diesem Abstim-mungsprozess zwischen Therapeut und Patient werden die therapeutischen Maßnahmen, fachlich »Interventionen« genannt, letztlich erst dann wirklich hilfreich und damit lebenstauglich, wenn Sie, der Patient, sie auch annehmen können und sie Ihnen weiter helfen.

Zu berücksichtigen ist hierbei, dass Ihnen viele Interventionen des Therapeuten gar nicht bewusst werden. Das ist auch nicht unbedingt erforderlich, weil Therapieprozesse auch auf einer unbewussten oder intuitiven Ebene stattfinden, übrigens nicht nur beim Patienten, sondern auch beim Therapeuten. Entscheidend ist jedoch, dass Sie ein stimmiges Gefühl in der Arbeit mit Ihrem Therapeuten haben, bzw. dass sich diese Stimmigkeit entwickelt.

Damit nähern wir uns dem tieferen Verständnis dessen, was in der Therapie tatsächlich hilft. Es sind nicht einfach diese oder jene guten Analysen oder Verhaltensmodifikationen, die der Therapeut einbringt und die auch notwendig sind. 

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Sondern all das wirkt nur auf der Grundlage einer hilfreichen menschlichen Beziehung, in der Sie als Patient neue Möglichkeiten haben, ihre eigenen Fähigkeiten und seelischen Kräfte so zu entwickeln, dass sie sich aus den Verstrickungen, in die Ihre seelischen Probleme Sie gebracht haben, wieder lösen können. Denn einerseits haben wir Menschen ein ungeheueres Potential persönlicher Entwicklungsmöglichkeiten in uns, andererseits benötigen wir aber die Beziehung und den Austausch mit anderen Menschen, um dieses Potential zur Entfaltung zu bringen. Dies gilt umso mehr in einer Krisensituation. Das macht den Kern einer Therapie aus und ist die Voraussetzung dafür, dass die therapeutischen Maßnahmen wirksam werden können.

• Die gute therapeutische Beziehung können Sie an Ihrem stimmigen Gefühl dem Therapeuten gegenüber erkennen.

In einer guten Therapie werden Sie von Ihrem Therapeuten als ganzer Mensch gesehen und dies merken Sie, Sie fühlen sich verstanden. Am Anfang einer Therapie oder in einer Krise kann es sein, dass Sie sich noch nicht oder nicht mehr verstanden fühlen. Entscheidend ist aber, dass Sie das Bemühen Ihres Therapeuten spüren, Sie zu verstehen. Und Sie können natürlich, wenn Ihr Therapeut sich um das Verstehen bemüht, selbst sehr viel dazu beitragen, damit ihm dies gelingt. Wenn Sie über Ihre Gedanken und Gefühle sprechen, gerade wenn es für Sie oder für den Therapeuten etwas unangenehm sein könnte, verbessert sich Ihre Chance, verstanden zu werden. Eine gute therapeutische Beziehung hält es auch aus, wenn Sie bei einem bestimmten Problem noch nicht offen sein können, und auch, wenn Ihr Therapeut Sie einmal nicht versteht oder er sich ungeschickt verhält. Durch falsche Interpretationen oder durch andere Umstände kann vorübergehend Ihr stimmiges Gefühl verloren gehen. Denn Ihr Therapeut findet nicht immer sofort den richtigen Ansatzpunkt, mit dem Sie sich aus einer seelischen Not lösen können.

Wir Therapeuten haben auch gute und schlechte Tage, gute Ideen und Ideen, die sich als schlecht herausstellen, eben wie jeder Mensch in anderen Berufen auch. Dies kann manchmal zu einer Vertrauenskrise führen. Eine Krise beinhaltet immer eine Chance und ein Risiko, die Chance eines Therapiefortschritts, weil etwas Neues verstanden wird, aber auch das Risiko, keine gute gemeinsame Lösung zu finden.

Das für Sie stimmige Gefühl entsteht in der Therapie genau dann, wenn Sie sich von Ihrem Therapeuten verstanden fühlen, d. h. wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihr Therapeut wirklich erfasst hat bzw. sich ernsthaft darum bemüht zu verstehen, worin Ihre Not und worin Ihre Stärke liegt.

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